Beiträge von Marie Lacrosse

    Maxi geht mir wahnsinnig auf die Nerven. Ich frage mich immer wieder beim Lesen, auf was er sich da eigentlich etwas einbildet?

    Aber diese Duelle sind schon echt krank. Wie sehr kann man sich verletzt fühlen in seinem Stolz, um dafür sein Leben zu riskieren? Ich check's nicht

    Mit Maxi verkörpere ich einen typischen k.u.k. Offizier der damaligen Zeit. Denn sehr viele waren antisemitisch eingestellt und außerdem überaus arrogant. Das hatte gar nichts mit ihrer Herkunft zu tun, sondern einfach nur mit ihrem sakrosankten Status als Offizier.

    Und das Thema „Duelle“ ist wirklich eine weitere Perversität in der Habsburgermonarchie. Offiziell waren Duelle sogar bei Strafe verboten. Dennoch erwartete man sie von jedem Offizier, dessen Ehre angeblich verletzt worden war. Wobei dies recht schnell der Fall sein könnte. Dazu reichte schon ein einziges falsches Wort. Entzog sich ein Offizier einem solchen Duell, wurde er von seinen Kameraden geächtet und systematisch gemobbt.

    Irgendwo an späterer Stelle erwähne ich auch, dass sich Arthur Schnitzler mit seiner Novelle „Leutnant Gustl" bereits gedanklich zu beschäftigen beginnt. Ob das wirklich bereits zu jener Zeit schon tat, weiß ich natürlich nicht. Aber seine Novelle, die das Duell-Wesen in der k.u.k. Armee sarkastisch aufs Korn nimmt, erschien erst im Jahr 1900. Und führte dazu, dass Schnitzler sein Offizierstitel aberkannt wurde.8o

    Das Duell selbst habe ich übrigens einem realen Duell weitestgehend nachgestellt, bei dem der russische Dichter Alexej Puschkin zu Tode kam. Und die Duellregeln entstammen einem offiziellen entsprechenden Manual aus jener Zeit.

    Ernsthaft. Warum das denn? Ist doch ein dunkelhäutiger König. Was ist daran negativ?

    ch habe mich so darüber geärgert, daß ich lieber keinen Kommentar abgebe. Wie ich an anderer Stelle in dieser Leserunde geschrieben hätte: eine Mokkaprinzentorte mit der Figur sollte man heute besser nicht kreiren - es sei denn, man ist (Berufs-)Lebensmüde.


    So viel zum Thema "unsere Gesellschaft ist tolerant".

    Es gibt tatsächlich auf Amazon eine erste Rezension, die mir Rassismus vorwirft! Da ich nicht einmal auf diesen Gedanken kam, als ich die Mokkaprinzentorte kreierte, da es ja schließlich um einen Prinzen ging, empfinde ich das als so lächerlich, dass ich mich nach kurzem Ärger einfach entschlossen habe, solche Idioten erst einmal zu ignorieren.8o

    Genau diesen Verdacht hatte ich schon bei den blutigen Tüchern. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Henriette auch aus genau diesem Grund ausgezogen / geflohen ist. Die Frage, die sich mir hier stellt: Sind die anderen tatsächlich nie auf diese Idee gekommen?

    Ein solcher Verdacht lag in der Zeit meines Romans jenseits aller Vorstellungskraft oder wurde konsequent vertuscht. Selbst heute berichten viele Missbrauchsopfer, dass selbst enge Verwandte die Misshandlungen nie bemerkt haben. Traurig, aber wahr!

    Iihr Lieben,

    an dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank für die Einblicke, die ihr mir gewährt in Einzelheiten und Details des Buchs, wie es auf euch wirkt und bei euch ankommt, was in den Rezensionen natürlich gar nicht enthalten sein kann.

    Gemäß meines Prinzips, dass die meisten in dieser Leserunde aber noch gar keine Beiträge zu diesem Teil des Buches geleistet haben, klinke ich mich jetzt erst einmal wieder für einige Tage aus.

    Durch den Riesenerfolg von Band drei als Bestseller in Deutschland, Österreich und sogar einmal in der Schweiz habe ich tatsächlich sehr viel mehr rund ums Marketing zu tun, als ich vorher geglaubt habe. Deshalb werde ich mich wahrscheinlich erst am nächsten Wochenende wieder einklinken können.

    Bis dahin wünsche ich euch sehr viel Spaß mit dem Buch und weiterhin so engagierte Diskussionen!:love:

    Liebe Grüße

    Eure Marita :wave

    PS wundert euch bitte nicht über manche Schreibweisen und auch übersehene Rechtschreibfehler. Um meinen Rücken zu schonen, diktiere ich solche Beiträge schon lange mit meinem Sprachprogramm. Und das hat leider eben seine Macken!8o

    Ein interessanter Hinweis übrigens auf S. 356, daß Richard die Ehe nie vollzogen habe - damit ist sie nach kath. Recht nicht gültig (es sei denn, für den Nichtvollzuggäbe es triftige Gründe, die das rechtfertigen würden, was hier nicht der Fall ist).

    Ursprünglich hatte ich einmal beabsichtigt, genau diese Tatsache als Grund für eine potenzielle Scheidung zu nehmen. Bis ich dann herausgefunden habe, dass es dabei ohne Skandal trotzdem nicht abgegangen wäre. Aber dazu später! Denn wie sich Amalie und Richard letztlich auseinander dividieren, will ich jetzt natürlich noch nicht verraten.

    Vollends zur Farce wurde es dann auf S. 327: „In Österreich geht es vor allem um die Befreiung des christlichen Volkes aus der Vorherrschaft des Judentums.“ Christliches Volk? - ich denke eher nicht.

    Das Thema ist ja ebenso brisant wie interessant. Ich denke ja, dass die Auswüchse nicht wirkich mehr geworden sind. Es gab sie seit dem Krieg immer, nur waren sie lange eher versteckt. Wenn ich denke, wer in welchen Positionen saß, obwohl er eine rabenschwarze Vergangenheit hatte, dann glaube ich nicht, dass alle ausreichend zur Rechenschaft gezogen wurden und es überhaupt mal eine "saubere" Gesellschaft gab, die klüger geworden wäre.

    Das Thema Antisemitismus, was sich ja auch noch durch die nächsten Teile ziehen wird, ist leider ein besonders trauriges. Dass sich vieles, was mir erst aus der Nazizeit bekannt war, bereits in dieser Zeit, zum Beispiel in Österreich, aber auch im Deutschen Reich abspielte, war mir in dieser Drastik (bis hin zu Hetzsprüchen und später kopierten Zitaten) leider nicht bekannt.

    Bis es am Ende des Abschnittes zu einem „richtigen“ Verhältnis wird. Ich denke immer noch darübernach und bin mir keineswegs sicher, ob das paßt bzw. ob ich das als glaubwürdig empfinde. Es paßt irgendwie nicht zur bisherigen Sophie.

    Aber mittlerweile ist schon jetzt viel Zeit vergangen, Sophie wird älter und reifer und dass sie jetzt auch körperlich ihrer Liebe zu Richard nicht länger widerstehen kann, halte ich persönlich für psychologisch plausibler, als weiter an ihrer Abstinenz festzuhalten. Obwohl sie ja da auch immer wieder Zweifel bekommt, wie der weitere Verlauf zeigen wird.

    Und eine uneheliche Schwangerschaft, die in Adelskreisen sehr häufig vorkam, wäre zwar fürs Geschäft nicht gut gewesen, aber sie hätte sie durch den üblichen, gesundheitsbedingten Aufenthalt auf dem Land genauso gut vertuschen können, wie zahlreiche reale Geschlechtsgenossinnen es taten. Die Gesellschaft im 19. Jahrhundert (und nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland oder Großbritannien) war einfach durch und durch bigott. Wurde der Schein gewahrt, sah man über alles andere hinweg.

    Bei der Beschreibung der Mokkaprinzentorte habe ich mich denn unwillkürlich gefragt, ob manheute noch so eine Torte kreieren könnte mit solchen, ähm, typischen Kennzeichen. Ein Shitsturm wäre gewiß!

    Nein, leider nicht, da hast du recht. Der Puchheimer Konditor, der die Mokkaprinzentorte zum Leben erweckte, wollte sie ursprünglich in der Originalform nachstellen. Dazu bildete er dieses entzückende Figürchen aus Marzipan. Doch als ich meinem Verlag das Foto schickte, befürchtete man tatsächlich einen Shitstorm. Dabei habe ich extra darauf geachtet, dass es ein PRINZ und kein Sklave ist. Ich war jetzt in einem Urlaub im Meißener Porzellanmuseum und dort gibt es sowohl Porzellanfigürchen, die dunkelhäutige Würdenträger nachstellen (so ähnlich wie das Marzipanfigürchen) als auch (vollständig anders) dunkelhäutige Sklaven.


    Aber was soll ich sagen? Eine Ulmer Kirchengemeinde hat ja sogar die Heiligen Drei Könige aus der Krippen-Landschaft verbannt, weil Melchior dunkelhäutig ist. Ist es zu fassen?||

    Oh je, die Scheidung zwischen Henriette und Arthur stellt sich als schwierig heraus, vor allem da sie den Skandal wegen Milli fürchten,

    Sophie macht sich derweil für Elfi stark und dann auch noch für das Frauenhaus. Eine tolle Einrichtung haben die Frauen da auf die Beine gestellt und traurig, wie viel Zulauf sie haben. Aber immerhin kann den Frauen so eine Perspektive gegeben werden.

    Mir persönlich gefielen die Szenen mit Irene und Adelheid richtig gut. Die ganze Geschichte um die Arbeiterinnen und ihren Streik, das "Haus der gefallenen Mädchen" und daß sich Sophie bewußt wird, wie gut sie es finanziell bisher immer hatte.

    das Thema „Frauenrechte“ sollte immer eines der zentralen Themen im dritten Band sein, zumal ich es ja auch vorher nur andeuten konnte.

    Dass man Milli nicht durch die damals sicherlich nicht vermeidbare Aussage vor Gericht wieder Traumatisierung wollte, hat leider einen traurigen Gegenwartsbezug. Auch heute versucht man ja kindlichen oder Jugendlichen Opfern von Missbrauchshandlungen eine Aussage in Gegenwart des Täters zu ersparen oder überhaupt zu ersparen, wenn es irgendwie möglich ist. Da ich einige Zeit als Gerichtsgutachterin für Glaubwürdigkeit der Aussagen von Opfern sexuellen Missbrauchs gearbeitet habe, habe ich das selbst oft live miterlebt. Ein Geständnis des Täters ist ja sogar strafmildernd.


    Den ersten, und dazu noch erfolgreichen Frauenstreik gab es 1893 wirklich, einer der vielen Glücksfälle, wo reale Ereignisse in die Zeit meines Romans fallen. Er spielte sich auch in den von mir geschilderten Szenen genauso ab wie im Roman.


    Das Frauenhaus ist allerdings fiktiv. Diese Einrichtung habe ich vor allen Dingen deshalb konzipiert, um Henriette eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit zu verschaffen und sie mit Pauline von Sterenberg zusammenzuführen.


    Das heißt allerdings nicht, dass es nicht wirklich auch schon damals solche Einrichtungen gegeben haben könnte. Ich habe leider nur nichts in meinen Quellen darüber gefunden.

    Arme Amalie, dass sie aber durch den flüchtigen Gelegenheitssex ihre Selbstbestätigung braucht. Sie tut mir irgendwie immer mehr Leid. In einer Ehe mit Richard würde ich an ihrer Stelle auch nicht feststecken wollen.

    Langsam bn ich auch so weit, daß mir Amelie - die ich eigentlich nicht ab kann - doch ein büschen leid tut.

    Sexuelle Bedürfnisse wurden Frauen damals ja so gar nicht zuerkannt.

    im Gegensatz zu anderen Punkten möchte ich über Amalie, und wie ich diese Figur konzipiert habe, an dieser Stelle noch nicht allzu viel sagen. Aber mit einigen der hier wiedergegebenen Bemerkungen seid ihr durchaus auf der richtigen Spur!:)

    Und gerade sehe ich auch in den späteren Beiträgen, dass es auch anderen ähnlich geht!

    Sophie engagiert Klimt für ihre Schaufensterdekorationen und wundert sich, dass der Künstler nicht im Freudentaumel ist. Da musste ich ein wenig über ihre Naivität grinsen. Klimt ist Künstler und kein Werbedesigner. Aber ja, das ist vielleicht für die damalige Zeit noch ein wenig zu differenziert. Ich kann Klimt auf jeden Fall verstehen. Sich selbst kann

    Klimts Schaufensterkreationen hätte ich auch gerne gesehen. Ich hab das auch als Kind geliebt, so etwas in den Schaufenstern zu sehen.

    Erst einmal bin ich sehr erleichtert, dass ihr mir diesen dramaturgischen Kniff nicht übelnehmt. Tatsächlich musste sich Klimt mit von ihm ungeliebten Auftragsarbeiten über Wasser halten, nachdem er sich von der Historienmalerei distanziert hatte. Aber auf die Idee mit den Schaufensterdekorationen bin ich eigentlich durch die spektakulären Dekorationen im Café Demel gekommen, obwohl die erst viele Jahrzehnte später Aufsehen erregten.

    Ich freue mich jedenfalls, dass euch die Idee gefällt!:love:

    Als ich gerade meine Kommentare schrieb, ist mir auf einmal aufgefallen, dass ich etwas tue, was auch charakteristisch für meine Lesungen ist. Dort erzähle ich immer, was genau hinter einzelnen Aspekten oder Szenen steht, wie ich darauf gekommen bin etc.

    Da ich in jeder Lesung (zumal, wenn ich wie jetzt die ganze Trilogie vorstelle) aber immer nur ein paar wenige Aspekte näher beleuchten kann, freut es mich gerade, dass es in dieser Leserunde mehr Aspekte sind.

    Aber ich wäre dankbar für eine Rückmeldung, ob das für euch so in Ordnung ist.:wave

    Richards Part war auch spannend, da kommt ein büschen Krimiflair auf - für mich als Krimileserin ja richtig schön.

    Richards Detektivarbeit ist auf jeden Fall auch spannend. Gab es diesen Fall wirklich, oder ist er Deiner Fantasie entsprungen, Marita?

    Ja, diesen Kriminalfall gab es wirklich und ich habe ihn fast authentisch eins zu eins nachgestellt. Da ich ihn so spannend fand, habe ich ihn lediglich von der zeitlichen Dimension vorgezogen. In Wirklichkeit fand er ungefähr 15 Jahre später statt, als im Roman. Aber da dies ja vorläufig der letzte Band über die Habsburger Monarchie ist und ich es so unglaublich entlarvend finde, was sich gerade in der, ach so hochgelobten Armee hinter den Kulissen so alles abspielte, habe ich mich entschlossen, den Fall mit fiktiven Namen für die Protagonisten mit aufzunehmen.

    Derweil schludert Toni ganz schön mit der Buchhandlung.

    Und gewundert habe ich mich, daß in den Unterlagen geschwärzt werdendurfte - wenn das Buchhaltungsunterlagen sind,

    Leider habe ich tatsächlich keine echten Quellen gefunden, wie Buchhaltung damals wirklich lief. Aber aus meiner Zeit als Unternehmensberaterin (meinem dritten Berufsleben) weiß ich tatsächlich, dass es unglaubliche Dinge gibt, die auch heute noch vollkommen.

    Insofern habe ich hier mit Toni einen klassischen Vorgesetzten nachgestellt, der glaubt, dass die Regeln nicht für ihn gelten, an die sich andere zu halten haben.8o

    Dr. Freud soll also Milli behandeln. Heutzutage wird er zwar teils auch kritisch gesehen, aber in therapeutischer Behandlung war er seiner Zeits sehr fortschrittlich und ich kann mir gut vorstellen, dass er Milli helfen kann. Mehr auf jeden Fall als Stromschläge und Dauerbäder es könnten

    Das Wort Redekur gefällt mir ausnehmend gut - Mag es heute auch Tiefenpsychologische Analyse heißen, das Wort Redekur bringt es irgendwie auch so gut auf den Punkt.

    Die Beschreibung der Behandlung durch Freud war sehr interessant, mit der Thematik habe ich mich eigentlich noch nie so recht beschäftigt.

    Zunächst einmal finde ich es gerade sehr spannend,dass in euren Diskussionen wirklich Aspekte auftauchen,die ich noch in keiner Rezension gelesen habe.Natürlich musste ich den sexuellen Missbrauch Millis bereits im Vorgängerband andeuten, wobei mir meine (leider profunde) Kenntnis solcher Verläufe aus meinen therapeutischen und Gutachterzeiten geholfen hat.

    So ist auch der Verlauf der Misshandlung klassisch (wenn auch in der Zusammensetzung fiktiv), da ich (wie später auch im Nachwort erläutert) auf gar keinen Fall ein echtes Beispiel, weder von Freud noch aus meiner eigenen Praxis zugrundelegen wollte.

    Persönlich recht stolz bin ich darauf, eine Therapie mit Freudschen Methoden vor der Zeit seiner Psychoanalyse nachgestellt zu haben. Denn so detailliert wird das natürlich nicht in den Quellen beschrieben. Da konnte ich wirklich eine Synthese aus meinen beiden Berufsleben Therapeutin und Schriftstellerin bilden.:)

    PS Und das Wort Redekur kannte weder ich selbst noch irgend einer meiner zahlreichen Psychologen-und Psychotherapeutenfreunde. Eine echte Entdeckung in meinen Quellen, denn mir gefällt der Begriff auch sehr gut!:)