Beiträge von duenefi

    Ein Roman über starke Frauen im Berlin der 1920er Jahre - sehr lesenswert!!

    "Das Leben, ein ewiger Traum" von Helene Sommerfeld ist im März 2021 als Taschenbuch mit 544 Seiten bei dtv erschienen. Es handelt sich um den Auftakt einer Trilogie.


    Helene Sommerfed ist das Pseudonym eines Berliner Autoren-Ehepaares, das bereits sehr erfolgreich z.B. mit der "Die Ärztin"-Serie war.


    Schon die Aufmachung des Romans ist sehr gelungen und liebevoll gestaltet mit dem Stadtplan Berlins aus jener Zeit zu Beginn und des durchaus bisweilen hilfreichen Personenverzeichnisses am Schluß.


    Magda Fuchs fängt nach dem schmerzhaften Verlust ihres Mannes ein ganz neues Leben an. Sie lässt ihre Heimat und alles Bisherige hinter sich und nimmt in Berlin den Posten einer Polizeiärztin an.

    Magda findet ein Zimmer in einer kleinen Pension für alleinstehende, ehrbare Frauen und dort sowie bei ihrer Arbeit im Gefängnis kreuzen einige Frauen ihren Weg, die sich ebenfalls durchs Leben kämpfen müssen, dies aber mit Ehrgeiz und Stärke zu tun vermögen!


    Mit Celia verbindet Magda bald eine Menge, und bei ihrer Arbeit engagiert sie sich enorm, da ihr die ärmlichen Verhältnisse und die Schicksale der Insassinnen sehr nahe gehen und am Herzen liegen.


    Das Autorenduo hat einen detailliert recherchierten historischen Roman aus dem Nachkriegsberlin der 20er Jahre geschrieben, der wirklich abwechslungsreiche und tolle Lesestunden bereitet.


    Die Erzählperspektive wechselt sich ab, die Hauptprotagonistinnen haben jede für sich eine schicksalhafte Geschichte und ihre ganz eigenen Probleme zu stemmen.

    Dabei sind sie ganz unterschiedlich, was den Plot sehr unterhaltsam macht.


    Die damaligen Zeiten, kurz nach dem Krieg, als auf der einen Seite Armut und Hunger dominierten, auf der anderen Seite aber Vergnügungen, Alkohol und ein leichtes Lotterleben nicht unüblich waren, wurden hier aussagekräftig dargestellt haben mich schon immer fasziniert.


    Kombiniert mit viel Lokalkolorit und dem unverkennbaren Dialekt, der sich vor allem in den niederen Gesellschaftsshchichten widerspiegelt, hat das Ehepaar einen wirklich sehr lesenswerten historischen Roman geschrieben, den ich absolut empfehlen kann.

    Ich freue mich schon auf den zweiten Band um Magda Fuchs!

    Anrührend mit einem feinsinnigen Humor - eine wunderbare Geschichte über Freundschaft


    "Als wir uns die Welt versprachen" von Romina Casagrande ist im März 2021 als gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag mit 480 Seiten beim Verlag Fischer Krüger erschienen.


    Romina Casagrande hat hier eine anrührende und ganz wunderbare Geschichte erzählt über Freundschaft, Respekt und Entschlossenheit und entführt dabei den Leser auf eine Zeitreise ...


    Mit 10 Jahren wurde Edna ein Schwabenkind - von den Eltern an einen Bergbauern verkauft. Sie musste hart arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen. Dabei lernte sie Jacob kennen, der ihr bester Freund wurde. Der zweite Weltkrieg riss die beiden Kinder auseinander.

    Nun ist Edna knapp 90 Jahre alt und sie soll in ihrem Heimatort in Südtirol in eine Seniorenresidenz, da sie sich nicht mehr optimal alleine versorgen kann.

    Da entdeckt sie beim Durchblättern ihrer wöchentlichen Zeitschrift plötzlich ein Foto von Jacob und weiß nun, was zu tun ist. Spontan beschließt Edna, sich mit ihrem Papagei Emil zusammen aufzumachen und den Weg über die Alpen noch einmal anzutreten, um Jacob zu besuchen und ein Versprechen einzulösen, das sie ihm seinerzeit gab.


    Edna tritt einen langen und beschwerlichen Weg an, weite Teile ihrer Reise legt sie zu Fuß zurück und dabei trifft sie viele Menschen und macht unterwegs zugleich in ihren Gedanken eine Zeitreise in die Vergangenheit.


    Die Autorin hat einen lockeren Schreibstil, der das oft schwere Thema mit einer positiven Leichtigkeit herüberbringt, wenngleich es natürlich sehr bewegt und nachdenklich macht.

    Darüberhinaus hat sie in Edna einen so besonderen Charakter mit einer tollen Lebenseinstellung und einem unkomplizierten Wesen geschaffen, die Dinge lieber spontan anpackt, anstatt nur zu grübeln, dass es auch ganz viele komische Momente und einen überaus feinsinnigen Humor gibt.


    Auch die übrigen Protagonisten und natürlich Emil sind mir während des Lesens regelrecht ans Herz gewachsen und die Geschichte hätte ewig weitergehen können.


    Natürlich ist es ein bißchen unrealistisch, dass jemand mit knapp 90 Jahren zu Fuß die Alpen überquert, aber genau das macht doch irgendwie das Augenzwinkern des Plots aus...hiermit hat Romina Casagrande ein tolles Denkmal an Respekt, Freundschaft, Vertrauen und Willenskraft gesetzt und aufgezeigt, dass im Leben vieles gelingt, wenn man den Mut hat viel zu probieren, immer weiterzumachen und sich auf andere einzulassen.


    Eine richtig tolle Geschichte, absolut lesenswert !!