Und sagte ich schon, dass ich Josephine toll finde?
Wie viel echte Josephine steckt denn in dem Buch, VeronikaRusch
? Ich frage, weil ich nicht weiß, wie viel man von ihr bzw. ihrer Persönlichkeit kennt und wie viel Fiktion von dir ist.
Ich hoffe, es steckt sehr viel von der echten Josephine in den Büchern. Zum einen natürlich die Eckdaten, ihre Kindheit, ihr Werdegang, Zeit und Ort des ersten Auftritts in Berlin, Beschreibung des Auftritts, des Danse Sauvage, ihre Kleider, ihre Truppe, die Musik, die Schlange, ihre Vorliebe für Würstchen und Bier, ihre Unbekümmertheit und Lebensfreude, der Optimismus, die Begeisterung für Berlin. Ich habe alle Biografien von ihr gelesen, die ich ergattern konnte, u.a. auch eine Biografie, die ihr letzter Ehemann, Jo Bouillon, nach ihrem Tod auf der Grundlage ihrer eigenen Aufzeichnungen geschrieben hat, so dass ich auch sehr viel O-Ton von ihr selbst verwenden konnte. Ich habe versucht, mich anhand dieser Informationen und auch der Filme und Originalaufnahmen in sie so weit wie möglich hineinzuversetzen und ich habe auch in den Dialogen immer wieder Zitate von ihr verwendet, teilweise natürlich etwas abgewandelt, damit es in den fiktiven Kontext passt. Zum Beispiel dieser Spruch, mit dem sie den Journalisten bei ihrer Ankunft kontert, das ist ein Originalzitat von ihr. Auch ihre Gedanken über die Liebe, ihre Sehnsucht, jemanden zu lieben, ohne von ihm verraten zu werden (weil sie schwarz ist), entsprechen ihren eigenen Aussagen, und ihre Gedanken über Tiere (im Zoo) und den Tanz und ihr ganz spezieller Eigensinn, der Antrieb, warum sie ganz nach oben möchte, ihre Angst, wieder dort zu landen, wo sie hergekommen ist, ihre Ansichten über Geld (es war ihr nicht sehr wichtig, aber sie wollte es haben, um mitzuspielen). Ich habe versucht, in den Dialogen und den Szenen mit ihr möglichst viele reale Gedanken und Aussagen von ihr zu verwenden, um ihr so gut es geht gerecht zu werden. Ich habe dadurch das Gefühl bekommen, ihr sehr nahe zu kommen und ertappe mich inzwischen oft dabei, wie ich mich in realen Situationen des Alltags, zum Beispiel bei Entscheidungen: Was würde Josephine dazu sagen/tun?
Realhistorisch ist übrigens auch die Soirée bei Hunkeler am Pariser Platz, ziemlich am Ende des Buches (Hunkeler in meinem Buch entspricht in der Realität Karl-Gustav Vollmöller https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Gustav_Vollmoeller, seine Freundin im Smoking ist Ruth Landshoff https://de.wikipedia.org/wiki/Ruth_Landshoff)
Die Beschreibung der Soirée mit den nackten bzw. leichtbekleideten Damen habe ich den Tagebüchern von Harry Graf Kessler entnommen, der an jenem Abend, bzw. zwei Abenden Josephine Baker kennengelernt hat. (Im Buch kennt Graf Seidlitz sie ja schon eine Weile ;-))
Die Biografien sind alle nur noch antiquarisch erhältlich (stehen in meinem Literaturverzeichnis am Ende jeden Bandes), aber es gibt eine aktuelle, sehr gute Biografie, die ich mir auch noch gekauft habe - obwohl ich da fast alles schon geschrieben hatte - um meine Infos abzugleichen, und die kann ich auf alle Fälle empfehlen, wenn man sich mehr mit ihren Leben beschäftigen möchte: https://www.genialokal.de/Such…+Baker+Gebundene+Ausgaben