Beiträge von VeronikaRusch


    Ich bewundere ja all jene Überlebenden, die danach geblieben sind und nicht alle Deutschen unter Generalverdacht gestellt haben. Auch wenn ich inzwischen denke, dass ALLE Deutschen weggesehen haben. Wie auch in anderen Nationen. Wie auch jetzt wieder.:(

    Ja! Ich bewundere das auch sehr. Mir ist es beim Schreiben und beim Recherchieren manchmal so gegangen, dass ich fast den Glauben an die Menschheit verloren hätte - besonders in Bezug auf die Verbrechen in den KZs und wie selten und wenig diese Verbrecher bestraft wurden. Gerade auch weil sich ja heute so viele Dinge zu wiederholen scheinen und die Leute so dumm sind und immer nach der vermeintlich einfachsten Lösung greifen. Man darf nicht vergessen, dass es Mitmenschlichkeit und Hoffung genauso gibt.

    Babettes Schicksal und das der anderen Prostituierten oder Zwangsprostituierten in den Lagern hat mich so gerührt, dass ich echt Wasser in den Augen hatte. Ich nehme an, das sind alles wirkliche Geschehnisse, die hier verarbeitet sind. Auch diese Züge, wenn die ankommen. Das Elend. Veronika, du schreibst so eindringlich und klar und schnörkellos. :anbet Das setzt echt bei mir Emotionen frei. Und beim Lesen bin ich echt abgehärtet, eigenlich.

    Ich danke dir!!!

    Ja, das ist alles recherchiert und es war für mich auch harter Tobak. Es gibt ein paar sehr gute Bücher über diese Zeit, allem voran: "Wolfzeit" von Harald Jähner (ein Sachbuch und ein Bildband) Besonders die Geschichte mit den Lagerbordellen hat mich so empört und traurig gemacht. Die Frauen haben danach keine Entschädigungen bekommen, sie haben sich geschämt und nicht gemeldet und ihre Geschichte wurde kaum thematisiert. Ich wusste davon gar nichts. Es ist so schlimm, dass es im Unrecht und Bösen und in diesem Elend, das passiert ist, auch noch Hierarchien gab.

    Die Keller Szene fand ich auch ganz stark. Die Angst und dann die Erleichterung als die Russen ihnen Lebensmittel geben, weil sie geholfen haben….



    Ich bin ja immer wieder erstaunt, wie sehr sich das Leben in den ersten 50 Jahren des 20. Jahrhunderts verändert hat, gerade gesellschaftlich.

    Die erste Szene hatte ich schon ganz am Anfang im Kopf. Noch bevor ich den Plot geplant habe. Ich wollte unbedingt dieses "Kriegsgefühl" im Keller, die Bedrohung, die Angst zu beschreiben versuchen und habe dazu auch einige Augenzeugenberichte und Tagebucheinträge gelesen. Ich finde, es ist unvorstellbar. Zumal ich auch leichte Platzangst habe.


    Ja, das erstaunt mich auch immer wieder! Meine Uroma stammte noch aus der Kaiserzeit, sie ist in den Achtzigern mit 94 Jahren gestorben, bei ihr zuhause war die Atmosphäre auch noch sehr steif und formell, obwohl sie eine ganz Liebe war. Und dann die Kriege ... meine Eltern sind in den Vierzigern geboren, meine Großeltern haben beide Kriege miterlebt. Bei der Recherche ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie nah diese Zeit ist und wie unglaublich viel sich doch seitdem verändert hat. Das macht ein wenig demütig finde ich. Man jammert oft auf sehr hohem Niveau heutzutage. Und andererseits hat uns ja diese Zeit über unsere Eltern und Großeltern auch noch sehr geprägt. Sehr spannend finde ich.

    Ich für meinen Teil finde, das ist gar keine Fortsetzung im eigentlichen Sinne, da bis auf die Hauptdarstellerin und ein paar Hinweise auf Verwandte in England und vergangene Ereignisse doch sehr weit weg sind. Ein wenig trauere ich sogar, dass wir so viel von Alice Leben verpasst haben. Im ersten Band hatte ich ja gehofft, dass es was wird mit dem Kommissar. :/ Und das sie ihre Träume leben kann. So richtig glaub ich nicht, dass ihr das geglückt ist. Ja, sie konnte studieren und Ärztin werden. Aber sie konnte den Beruf doch nicht ergreifen und dann ist ihr wirklich die Politik und der Krieg dazwischen gekommen. Für mich klingt ihr Leben etwas einsam. Kein Mann an ihrer Seite, keine Kinder, keine Verwandten und Freunde seh ich auch nicht wirklich viele. Im Augenblick überwiegt natürlich erst mal das Kriegsende, die Verwüstungen, der Hunger und andere Sorgen. Aber emotional ist sie doch sehr allein.

    Ja, das war auch mein Hintergedanke bei der Frage, wie sich Alice in all den Jahren entwickelt hat. Sie konnte ihren Willen, ein unabhängiges Leben zu führen, durchsetzen, doch zu einem Preis, der ziemlich hoch ist. Ich glaube, es ist vielen Frauen damals so gegangen, da die gesellschaftlichen Regeln so starr waren, dass eben nur die "Nichtheirat" einen Ausweg bot, und wenn man nicht ins Bohemeleben abtauchte (was ja auch oft sehr prekär war), blieb einen fast nur die "alte Jungfer", was natürlich traurig ist. Alice hat sich einen Panzer zugelegt.

    VeronikaRusch Warum hast du die Fortsetzung so viele Jahre später angesiedelt? Liegt es daran, dass es ja keine Bahnhofsmission gab, nachdem sie verboten wurde?

    Eigentlich hätte es sich ja angeboten, noch einen Zwischenband (etwa in den Zwanziger Jahren, nach dem ersten WK und aufkommender Nationalsozialismus) zu schreiben und ich hatte auch darüber nachgedacht. Allerdings war das für die Bahnhofsmission keine so herausragend prägende Zeit und die Rolle der Bahnhofsmission sollte ja weiter im Vordergrund stehen. Ich hatte die Befürchtung, dass es sich von der Thematik zu sehr dem aktuellen Band ähneln könnte (Flüchtlinge, Kriegsheimkehrer etc.) und fand dann aber die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, die ja auch noch andere Fragen z.B. der Schuld und des Mitläufertums, die Zerstörung, die Teilung etc. aufwirft, spannender, zumal ich ja vorher gerade die Josephine Baker-Trilogie geschrieben habe, die ja schon in dieser Zeit dazwischen spielt. Natürlich hätte es auch in den Zwanziger Jahren genug Stoff gegeben, allerdings fand ich die Frage, wie sich die beiden Frauen nach so langer Zeit wieder gegenüberstehen, auch sehr spannend. Wir hatten das Projekt von Anfang an auf zwei Bände beschränkt, daher musste ich mich entscheiden und bin das Risiko dieses großen Sprungs eingegangen. Mich haben schlußendlich diese beiden Themen (Mädchenhandel, Frauenrechte, Kaiserzeit im ersten Band und die unmittelbare Nachkriegszeit im zweiten Band) am meisten gefesselt. :-)

    Hallo ihr Lieben,

    hier noch eine Ankündigung:

    Heute Abend gibt es auf meinem Instagram-Account VeronikaRusch einen Livetalk mit Ozzy Thompson, einer guten Freundin von mir. Wir werden über das Buch "Die Bahnhofsmission" sprechen. Ihr könnt live Fragen stellen. Falls ihr dabeisein wollt: um 18.00 Uhr gehts los. Ich freu mich auf euch!

    Liebe Grüße, Veronika Rusch

    Nach dem zweiten Weltkrieg? Das ist ja ein enormer Zeitsprung...

    Ja, es passiert ziemlich viel dazwischen :-) Ichhabe die beiden Bände nach den interessantesten Perioden der Bahnhofsmission ausgerichtet und da ist die Nachkriegszeit sehr spannend. Während des zweiten WKs war die Bahnhofsmission abgeschafft. Meine Protagonistinnen werden sich also ganz schön verändert und viel erlebt haben. Und es kommen ein paar neue hinzu ...



    Eine Frage habe ich aber. Das erste Kapitel ist ja mit Berlin, 4. September 1908 überschrieben. Das Mädchen in Kapitel 1, ist das nicht Natalie? Die ist doch später schon Ende 20? Ich dachte eigentlich, da wäre ein Zeitsprung, aber dann passt die Stelle der Zeitangabe nicht?

    Es ist Natalie, es ist ihre Erinnerung an ihre Kindhei , während sie sich die Zähne mit dem Pulver putzt (Auf Seite 9 springt es von der Erinnerung zurück in Natalies Gegenwart (1908), daher steht die Zeitangabe am Anfang.

    Hier noch ein Nachtrag. Es wird das Los der Frauen erklärt, die in Fabriken arbeiten. Darüber habe ich schon mal in einem anderen Buch genaueres gelesen und bin wieder erschüttert über diese Zustände. Umso schöner, dass Alice sich für Frauenrechte und Frauen einsetzt. Nur Frauen wie sie haben es ermöglicht, dass es uns heute umso vieles besser geht. (Auch wenn noch einiges zu tun ist.)


    Und ich revidiere meine Meinung ein wenig aus einem anderen Abschnitt. Frauen hatten es natürlich schwerer als Männer, wenn man auf das große Ganze schaut. Stellt sich die Frage, ob wir nicht wirklich stärker sind. ;)

    Dieser Teil hat mich bei der Recherche und beim Schreiben auch erschüttert und unglaublich wütend gemacht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das alles noch nicht sooo lange her ist. Meine Uroma, die ich noch gekannt habe (sie wurde 94 Jahre alt) , ist 1888 geboren.

    Uiuiui! Das ging jetzt so schnell, da kam ich gar nicht dazu, auch noch meinen Senf dazuzugeben ;-)

    Wow! Ich freue mich. Ich weiß gar nicht, was ich noch sagen soll. Es ist ein Traum, wenn man ein Buch schreibt und es dann so begeistertert aufgenommen wird. DANKE! Und ja, es wird eine Fortsetzung geben, liebe hollyhollunder , du hast sie schon entdeckt. Allerdings vergeht viel Zeit dazwischen, der zweite Band spielt nach dem zweiten Weltkrieg, wobei man schon auch erfährt, was dazwischen so los war. Ich kann schon mal verraten, dass es Wiedersehen mit so einigen Protagonisten geben wird.

    Hallo ihr Lieben,

    ich wollte euch eigentlich ein Begrüßungsvideo zum Start in unsere Leserunde schicken, aber die Datei war leider zu groß. Daher also "nur" schriftlich.

    Ich freue mich sehr, wieder bei einer Leserunde bei den Eulen dabei sein zu dürfen! Einige bekannte Namen habe ich auch schon entdeckt. Ich bin gespannt, wie euch mein Buch gefällt und freue mich auf einen regen Austausch.

    Ganze liebe Grüße und noch einen schönen Ostermontag! :flowers

    Veronika Rusch

    :welle