Zitat
Original von milla
Hammerhart, ehrlich, ich habe mich vor Verblüffung zunächst gar nicht eingekriegt... Was für eine geschickte, plausible, furchtbare aber schlüssige Auflösung!! *respekt*
Frage an Charlotte:
Du siehst mich wirklich baff über das Ende und darüber, wie sich alles komplexe ineinander fügt, was dir wirklich großartig gelungen ist. Mich würde jetzt natürlich brennend interessieren, wie schreibt man so etwas? Hattest du die grobe Handlung schon im Kopf? Inkl. Hintergrund bzw. Auflösung oder ohne? Oder entwickelte sich das Bild erst im Laufe des Schreibens? Wie viel Eigendynamik kann eine so vielschichtige Geschichte vertragen oder braucht sie, damit sie so gut funktioniert?
Und dann aus purer Neugier: Hast du eine Lieblingsfigur und wenn ja, welche?
An dieser Stelle schon einmal vielen Dank für die Begleitung der Leserunde und für dieses wunderbare Buch!
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Hallo Milla,
herzlichen Dank für deine liebenswürdige Stellungnahme
Meine Lieblingsfigur war die Protagonistin Sanchia; von den Nebenfiguren liebte ich der Reihe nach Piero, Albiera und Pasquale. Aber auch die kapriziöse Eleonora hatte ich sehr ins Herz geschlossen. Die Figurenentwicklung ist ein langer Prozess mit viel Vorarbeit, doch es ist tatsächlich so, dass die Darsteller erst im Laufe des Erzählens richtig lebendig werden. Sie gewinnen Charakter und Tiefe, werden fast zu lebendigen Menschen, die man zu kennen glaubt. Als Autor liebt man sie und lebt mit ihnen, viele Monate lang, und wenn das Buch zu Ende ist, trauert man wie beim Verlust eines lieben Freundes.
Die wichtigste Nebenfigur, Lorenzo, mag dem einen oder anderen hier vielleicht zu wenig tiefgründig erschienen sein, was wiederum darin bedingt ist, wie die Figur angelegt ist: Er ist der Mensch, dem die Hauptfigur bedingungslose Zuneigung und absolutes Vertrauen entgegenbringt. Da zwischen beiden bereits die dunklen Abgründe der Familiengeheimnisse stehen, musste sein Charakter das gewissermaßen aufwiegen. Folglich ist er redlich, aufrecht, loyal und intelligent, sodass Sanchias Liebe zu ihm schließlich über ihre Ängste siegt.
An der Stelle noch rasch ein kleiner Exkurs zum Thema "Kitsch". Mir ist bewusst, dass manche Leser der Romantik-Anteil stört; tatsächlich war es mir bereits vor dem Schreiben klar, aber ich habe es sozusagen billigend in Kauf genommen
Meine Wurzeln liegen im romantischen Liebesroman ohne Subgenre-Beschränkung, und ganz werde ich mich nie davon lösen können, weil es Teil dessen ist, was mich lesend und schreibend geprägt hat.
Die Frage zum Plotten ist schnell beantwortet: Vor dem Schreiben lege ich ein Kapitel-Exposé an, das ziemlich genau durchkonstruiert ist. Bei diesem Roman musste ich während der Arbeit von dem Stoff einiges streichen und straffen, weil es sonst zu viel geworden wäre. Manche Figuren entwickelten unterdessen ein Eigenleben und forderten mehr Part ein, sodass deren Geschichte umfassender wurde (etwa die von Pasquale und Eleonora). Grundplot und Story-Verlauf waren aber ansonsten recht detailliert vorausgeplant.
Herzlich,
Charlotte T.