Beiträge von evaczyk

    Klaustrophobischer Thriller

    In seinem klaustrophobischen Thriller "Die Kammer" führt Will Dean seine Leser*innen buchstäblich in die Tiefe, nämlich in die Tauchkammer, in der sechs Sättigungstaucher auf engstem Raum arbeiten, tagelang am Meeresboden Wartungsarbeiten etwa für Ölbohranlagen ausführen. Es ist eine gefährliche Arbeit, in der sich die Taucher blind aufeinander verlassen können müssen. Für Ich-Erzählerin Ellen Brooke, die einzige Frau der Gruppe, ist es der Traumjob, auf den sie lange hingearbeitet hat. Dafür nimmt sie immer wieder die Trennung von der Familie auf sich, die beengten Verhältnisse in der Kammer ohne Privatsphäre, die tagelange Dekompression, wenn es nach dem Arbeitseinsatz wieder an die Oberfläche geht. Denn die Tür zur Taucherkammer plötzlich zu öffnen, ohne den Druckunterschied allmählich, im Schneckentempo, anzugleichen, würde fatale Folgen haben.

    Zudem befinden sich die Taucher unter Dauerbeobachtung: Eine Crew an Bord des Schiffes ist für ihr Wohlergehen, ja ihr Überleben verantwortlich. Ohne die Menschen, die für Mahlzeiten, Getränke, Musik und Zeitschriften sorgen und das Gasgemisch in der Kammer überwachen, könnten auch die Taucher nicht überleben.

    Auf einem Tauchgang vor der Küste Schottlands aber geht etwas schrecklich schief: Der jüngste der Taucher bricht zusammen und stirbt. Der Fall muss untersucht werden, doch ein plötzliches Auftauchen ist unmöglich - die Taucher müssen erst die Dekompression hinter sich bringen. Bis dahin kann die Bordsanitäterin sie nicht untersuchen und auch der Rechtsmediziner, der für den Todesfall zuständig ist, kann nur vom Schiff aus Anweisungen zur Entnahme von Körperproben machen.

    Die Theorie eines tragischen Unfalls zerbricht, als es einen weiteren Todesfall gibt. Spätestens jetzt breitet sich Paranoia aus. Wie können topfitte Männer plötzlich zusammenbrechen und sterben? Kommt die Bedrohung von außen, oder ist sie womöglich in der Tauchkammer selbst? Die körperlichen und mentalen Herausforderungen der Dekompression werden noch unerträglicher, wenn sie in der Anwesenheit einer wachsenden Zahl von Leichen stattfindet. Gut gehütete Geheimnisse werden nach und nach gelüftet und am Ende ist nichts, wie es einst schien.

    Dean schafft in seinem Roman eine beklemmende Atmosphäre, bei der auch beim Lesen angesichts der klaustrophobischen Bedingungen in der Kammer die Luft weg bleibt. Ein locked room mystery unter erschwerten Bedingungen mit überraschenden Wendungen und Enthüllungen und einem Wow-Effekt am Ende.

    Träume im Plattenbau

    Sperrmüll im Flur, Pissegestank im Fahrstuhl und rundum eher keine heile Welt: Die Schauspielerin und alleinerziehende Mutter Wanda lebt mit ihrer kleinen Tochter in einem Berliner Plattenbau und träumt von der Welt der Schönen, Reichen und Berühmten. Das prekäre Leben ist ihr von Kolleg*innen peinlich, wenn sie einen Casting-Termin oder gar ein Engagement hat, und zwischen Vorsprechen, Frust und Hoffnung auf den großen Erfolg verliert Wanda manchmal wesentliches aus dem Blickfeld - etwa dass ihre Tochter schwerer krank ist als es mit einem eiternden Ohr zunächst den Eindruck hat.

    In "Achtzehnter Stock" lässt Sara Gmuer Ich-Erzählerin Wanda zwischen Schnoddrigkeit und Poesie, großen Erwartungen und Ernüchterung, Leidenschaft und Verzweiflung erzählen. Auch bei chronischem Geldmangel steht für Wanda immer fest - in den Plattenbau gehört sie nicht, die Umstände müssen sich ändern und sie wird ihrer kleinen Karlie (die für eine Fünfjährige eher unglaubwürdig weil ungemein erwachsen klingt) schon irgendwann etwas Besseres bieten.

    Dass Wanda sich für etwas Besseres als ihre Nachbarn hält, wird schon davon deutlich, dass sie sich nicht mal die Mühe macht, den Namen der hilfsbereiten türkischen Nachbarin zu lernen, die sich immer wieder um Karlie kümmert - die heißt durchgehend bloß Aylins Mama.

    Die Autorin schreibt in einem angenehmen, gut lesbarem Stil, schafft es aber nicht, Stereotypen und Klischees zu vermeiden: sei es die raue aber herzliche Platten-Nachbarschaft, in der die Hartz 4-Nachbarn recht uniform prollig dargestellt sind, sei es die Welt der der Filmproduzenten und -Sets mit Schampus und ChiChi und schönem Schein. Insofern ist "Achtzehnter Stock" zwar gut lesbar und hat durchaus seine Momente, bietet aber auch viel Oberflächlichkeit und eine Protagonistin, mit der ich angesichts ihrer Ichbezogenheit nicht wirklich warm werden konnte.

    Von Sprache, Familie und Krieg

    Wenn man als Kind in ein neues Land mit einer neuen Sprache kommt, dann droht buchstäblich das Entgleiten der Muttersprache. Denn selbst wenn die zu Hause gesprochen wird - Kinder können sprachliche Mimikrys sein. Und anders als für die Erwachsenen in der Familie "reift" ihre muttersprachliche Sozialisation nicht mit dem Erwachsenwerden häufig nicht mit, sondern behält eine gewisse Kindlichkeit, die später Befremdlichkeit auslöst, erneut ganz buchstäblich: Sie haben zwar eine Muttersprache, sind aber irgendwie fremd in hier. In "Russische Spezialitäten" von Dmitrij Kapitelman geht es stark um Sprache als Heimat und den Heimatverlust, der auch Sprachverlust sein kann. Ganz besonders wenn politische Entwicklungen die Identität erschüttern und innerhalb der Familie zerreißen:

    Der Erzähler, in Kiew geboren und im Grundschulalter nach Deutschland gekommen, und seine Familie waren russischsprachige Ukrainer. Der Krieg spaltet die Familie. So sehr die Mutter sich voller Zuneigung an Kiew erinnert, so gläubig lauscht sie nun den russischen Propagandasendungen, die sich auch an die russischsprachige Diaspora in Deutschland wenden. Ich-Erzähler Dmitrij (es bleibt offen, inwieweit die familiäre Zerrissenheit autobiografisch ist, wenn auch Erzähler Dmitrij und Autor Dmitrij vieles gemeinsam haben) fühlt sich solidarisch mit den Menschen in der Ukraine, die gegen die russische Aggression kämpfen. Und hadert plötzlich mit der Sprache, die er so liebt und die plötzlich die Sprache des Feindes ist:

    "Ich trage eine Sprache wie ein Verbrechen in mir und liebe sie doch, bei aller Schuld. Neben aus der Ukraine geflohenen Menschen stehe ich stumm wie ein Baumstumpf. Zumindest bis ich einige von ihnen ebenfalls Russisch sprechen höre."

    Die Zerrissenheit ist umso größer, da sich das ganze Leben der Familie auch beruflich in einem postsowjetischen Mikrokosmos in Leipzig bewegt, dem "Magazin", jenem Geschäft für russische/ukrainische/georgische usw Spezialitäten, das auch kulinarisches Heimweh bedient. In den Corona-Jahren ist Dmitrij hierhin zurückgekehrt als Manager, die alternden Eltern sollen so geschützt werden. Von den Pandemiejahren hat sich der Laden nie erholt, und auch das gesellschaftliche Klima tut ihm nicht gut, während eine gegen Migranten hetzende Partei immer mehr Zuspruch erhält.

    Kapitelman beschreibt, wie der Krieg Familien spaltet und Freundschaften zerstört, wie Dmitrij schließlich noch einmal in seine Geburtsstadt fährt, seinen Sandkastenfreund Rostik besucht, immer mit der Angst im Hinterkopf, er könnte trotz deutscher Staatsbürgerschaft an der Ausreise gehindert und in die Armee eingezogen werden. Die Schilderungen dieser Erfahrungen zwischen Raketenalarm und Zusammengehörigkeitsgefühl, Nostalgie und Trauer über die Zerstörungen sind besonders eindrucksvoll in diesem Buch, dass trotz schwerer Themen eine gewisse Leichtigkeit bewahrt. Das Verhältnis des Autors zu seinen Eltern - liebevoll, wütend, besorgt wird mit einer Prise Humor und viel Wärme gezeichnet. Ein Buch, das den Krieg und das, was er mit den Menschen macht, auch denjenigen näherbringen kann, die Nachrichtensendungen ignorieren.

    Geheimnisse um einen Ex-Präsidenten

    Ein polarisierender Ex-Präsident mit einem Geheimnis, das unbedingt gewahrt werden muss, ein Plot, der zurück zum Sturm auf das Kapitol zurückreicht, eine Medienfusion, die eine Qualitätszeitung womöglich inhaltlich unter den Einfluss eines globalen Medienkonzerns bringt: "Von Schafen und Wölfen" von Achim Zons klang nach einem Polit- und Medienthriller mit aktuellen Bezügen, auf den ich gleich nach der Lektüre des Klappentextes sehr gespannt war.

    Der "Deutschen Allgemeinen Zeitung", die irgendwie an die Süddeutsche erinnert, wird kurz vor der Fusion mit einem amerikanischen Medienkonzern eine brisante Information zugespielt: Der ehemalige US-Präsident soll an einem seltenen Gendefekt leiden, den er an mindestens zwei Nachkommen weitergegeben haben soll. Die entsprechende Akte ist seit dem Sturm auf das Kapitol verschwunden. Chefreporter David stößt im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod einer alten Freundin auf Ungereimtheiten und ein neues Rätsel: Wer hat die Leiche ihres tödlich verunglückten Sohnes gestohlen?

    Seine Tochter Emma wiederum, die es offenbar gleich nach dem Abi und ohne Volontariat ins Investigativteam der Zeitung geschafft hat, nun aber endlich mal wieder eine große Geschichte liefern muss, hofft mit Hilfe eines Nerds finsteren Machenschaften auf die Spur zu kommen, verheddert sich aber zugleich in ihrem Gefühlsleben. Der gewaltsame Tod eines US-Korrespondenten lässt ahnen, dass es tatsächlich Geheimnisse gibt, die von einigen Menschen um jeden Preis geschützt werden müssen.

    Macht und Medien - das ist eigentlich immer eine spannende Kombination. Hinzu kommt die Verbindung von Fiktion mit aktuellen Bezügen. Eigentlich ein Mix, der genau der richtige Lesestoff für mich wäre. Aber einerseits sind dann einige Entwicklungen doch recht unglaubwürdig, andererseits scheint der Autor ein wenig zu selbstverliebt in seinen Protagonisten zu sein, so ein Supertyp, auf den alle Frauen fliegen, auch wenn sie das eigentlich gar nicht wollen. Und überhaupt, die Frauenfiguren - die konnten nun gar nicht überzeugen. Da schien irgendwie das Wunschdenken dahinter zu stecken, dass auch Powerfrauen eigentlich nur den richtigen Kerl brauchen, und schon wird das Denken weitgehend ausgeschaltet. Insofern leider mehr Melodram als Politthriller, trotz eines vielversprechenden Ansatzes.

    Ein ungewöhnliches Ermittlerpaar

    Mit dem Titel "Schmerz" hat Jon Atli Jonasson schon einiges vorweggenommen, denn sein ungewöhnliches Ermittlerpaar bei der Polizei Reykjavik muss sich mit reichlich seelischem und körperlichen Schmerz auseinandersetzen. Als Team sind sie eine Art Schicksalsgemeinschaft - zusammengekommen, weil andere Probleme haben, mit ihnen zu arbeiten. Zwei Menschen, die einander zunächst sehr fremd sind und erst mit ihren ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten zueinander finden müssen.

    Da ist Dora: Ein Routineeinsatz endete tragisch, seitdem hat sie die Reste einer Kugel im Kopf und ist nicht mehr die, die sie einmal war. Eigentlich ein Fall für Frühpensionierung, doch ihr ehemaliger Partner, der inzwischen Karriere gemacht hat, hält sie im Polizeidienst - ohne Außeneinsätze, sie soll alte Fälle überprüfen, denn ihr fallen Dinge auf, die andere übersehen.

    Rado ist ganz anders: Sohn von Einwanderern aus Ex-Jugoslawien, dessen Familie während des Bürgerkriegs nach Island flüchten konnte. Er war in einer Spezialeinheit, doch plötzlich ist er außen vor: Ein Einsatz richtet sich ausgerechnet gegen seine polnische Schwiegerfamilie, die in Drogengeschäfte verwickelt ist. Plötzlich scheinen die Kollegen Rado nicht mehr zu trauen. Plötzlich darf er sich nicht mehr als Isländer fühlen.

    Ein Vermisstenfall bringt die beiden zusammen, eigentlich vor allem, weil niemand anders Zeit für den Fall hat. Plötzlich ist Dora wieder im Außendienst. Ein vermisster non-binärer Teenager, den alle anderen längst aufgegeben haben, lässt das ungleiche Team nicht ruhen. Vielleicht lebt Morgan ja doch, allen Statistiken zum Trotz. Bei ihren Ermittlungen stoßen Dora und Rado auf Fragen, die sie zu weiteren Untersuchungen jenseits des Vermisstenfalls führen - und merken zu spät, dass sie in ein Wespennest gestochen haben.

    Der Plot soll hier nicht vorweggenommen werden. Doch Jonasson zeichnet sehr sensibel und empathisch zwei Protagonisten, die teils gesellschaftlichen Erwartungen nicht entsprechen, teils plötzlich auf ihre Herkunft reduziert werden und sich mit solchen Zuschreibungen nicht abfinden wollen. Es ist auch ein Buch über den Kampf um Würde, um Solidarität und eine Freundschaft, die aus Bewährungsproben erwächst.

    Familienclan mit Geheimnissen

    Eva Björg Aegisdottir hat bisher drei Romane um die Ermittlerin Elma in Akranes geschrieben, die einen Hang hat, sich mit wenig durchdachten Alleingängen in Gefahr zu bringen. Auch ihr Buch "Verlassen" führt in die westisländische Region. Doch das Ermittlerteam von Akranes ist in diesem Fall eher eine Randnotiz. Man kann das Buch auch als Prequel zur Reihe verstehen.

    Stattdessen zeichnet Aegisdottir das Bild eines schwerreichen Familienclans, der sich in einem chicen Hotel am Gletscherfeld versammelt, um den Urahn und Gründer des Familienunternehmens zu feiern. Schnell zeigt sich: Geld allein macht nicht glücklich. Und es ist einiges dran an dem Spruch über Gründergenerationen und ihre Erben: Die ersten bauen auf, die zweiten mehren den Reichtum, aber die dritte Generation genießt den Luxus deutlich mehr als die Aussicht aufs Arbeiten. Das ist auch in dieser Familie teilweise der Fall.

    Alte Konflikte und Eifersüchteleien brechen auf, zusätzlich befeuert von reichlich Alkoholkonsum. Die Fassade bröckelt, während in der düsteren Spätherbstlandschaft ein Sturm heraufzieht. Als dann auch noch eine Leiche am Fuß einer Klippe gefunden wird, ist die Feierstimmung vorbei. Eine Hotelangestellte, die die Feiernden genau beobachtet und sowohl fasziniert als auch abgestoßen von dem Clan, der für sie bisher stets mit Glamour verbunden war, bildet den Kontrapunkt.

    Einmal mehr sind es vor allem die Naturbeschreibungen und die grandiose Kulisse, die eine ganz besondere Stimmung dieses Island-Krimis schaffen. Aegisdottir deutet vieles an, lässt die Leser*innen aber lange Zeit im Ungewissen - selbst über die Identität der Leiche muss lange gerätselt werden, da es gleich mehrere Optionen gibt.

    Insgesamt fand ich "Verlassen" weniger vorhersehbar als die ersten drei Bände der Autorin. Die Protagonisten sind teilweise ein wenig überzeichnet, trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen.

    Kulinarische Liebeserklärung an Italien

    Wer nicht nur italienische Küche liebt, sondern auch Land und Leute, sich in der dunklen Jahreszeit nach mediterranem Licht und den Gerüchen des Südens sehnt, kann mit "Italien" von "Neni"-Chefin Haya Molcho und ihren Söhnen gar nichts verkehrt machen. Dieses Buch ist mit seinen vielen Bildern nicht nur von Gerichten, sondern auch von italienischen Regionen und den Gesprächspartnerm der Autoren, mit seinen Markt- und Alltagsszenen etwas für Augenmenschen. Ich habe das "Italien" als e-book gelesen, und es gehört zu der Art von Büchern, die ich am liebsten analog lesen würde, die Haptik eines gedruckten Buchs macht das Durchstöbern und Lese-Reisen noch schöner.

    Die Molchos haben sich auf den Weg gemacht, von Triest bis nach Sizilien, und Menschen getroffen und porträtiert, deren Leidenschaft gutes Essen und die Bewahrung lokaler Produkte ist. Ob Käsereien oder Bäcker mit dem Rückgriff auf alte Getreidesorten, ob Hotelier oder Köche - es geht hier nicht nur um Rezepte, sondern um Menschen und ihre Food-Philosophie. Dabei verraten auch einige ihre Lieblingsrezepte. Um diese umzusetzen, muss mitunter wohl improvisiert und variiert werden, denn wenn der Focus auf regionalen Zutaten liegt, dürfte diese in Deutschland nicht ganz einfach zu beschaffen sein.

    Der zweite Teil des Buches besteht aus Haya Molchos Rezepten - einerseits klassisch italienisch, immer wieder aber auch mit der levantinischen Küche kombiniert, wenn etwa Zhug oder Tahina zum Einsatz kommen. Die Verbindung von Rezepten mit Ursprüngen auf beiden Seiten des Mittelmeers klingt ausgesprochen reizvoll und ist klassisch italienisch aufgegliedert in die Kapitel Antipasti und Suppen, primi piatti, secondi piatti und dolci. Da wird dann ciabatta auch einmal süß interpretiert.

    Hilfreich sind auch die abschließenden essentials mit Grundrezepten für verschiedene Pestos, Focacchia, Zhug und Harissa, um nur einige zu nennen.

    Ich habe die Molchos jedenfalls gerne auf ihrer Italienreise begleitet und bin begeistert von der Mischung aus Menschen, Geschichten und Gerichten.

    Personenschützerin als Sündenbock

    Wer die betagten Ermittler aus Richard Osmans "Donnerstagsmordklub" ins Leser-Herz geschlossen hat, wird auch die neue Reihe des britischen Autors mögen. Auch der Auftaktroman "Wir finden Mörder" ist ein warmherziger Cozy-Krimi, der unterhaltsam ist und eine ordentliche Prise britischen Humors enthält. In der neuen Reihe geht es um die toughe Personenschützerin Amy und ihren Schwiegervater, eigentlich zwei völlig unterschiedliche Charaktere, die sich aber herzlich zugetan sind.

    Amy braucht das Adrenalin ihres Jobs, sesshaft werden möchte sie noch lange nicht und das klassische Familienleben ist auch nicht ihr Ding. Da ihr Ehemann als Geschäftsmann um den Globus jettet, sehen die beiden sich zwar selten, die long distance-Beziehung funktioniert dennoch gut.

    Schwiegervater Steve dagegen, ehemaliger Polizist, verwitwet und nun als Privatdetektiv auf einem englischen Dorf zuständig für das Finden verlorener Haustiere oder Ermittlungen kleiner Betrügereien, will noch nicht einmal in das 50 Kilometer entfernte Southampton fahren. Das Dorf, der Pub und seine Freunde vom Pub-Quiz reichen ihm vollkommen. Die Routine ist tröstlich, und im Dorf fühlt sich der einsame Mann, der schlecht über seine Gefühle sprechen kann - das wäre ja auch äußerst unbritisch! - seiner verstorbenen Frau nahe, mit der er täglich Zwiegespräche führt.

    Als es in der Nähe von Amys Einsatzorten jedoch zu drei Mordfällen kommt und Amy als Sündenbock präsentiert werden zu scheint, wird allerdings auch Steve aus seiner Routine aufgerüttelt. Amy und ihre derzeitige Klientin, die lebenslustige Bestsellerautorin Rosie d´Antonio, müssen untertauchen - und Steve sich den beiden auf einer Odyssee anschließen, die von einer Privatinsel vor der Küste South Carolinas über die Karibik nach Irland und schließlich nach Dubai führt.

    Klar ist schnell: ein internationaler Geldschmuggler, der sauer auf Amys Chef Jeff ist, versucht nicht nur, Amy als Verantwortliche für die Morde zu präsentieren, sondern hetzt ihr auch Auftragskiller hinterher. Wie gut, dass Amy gut auf sich aufpassen kann, nicht nur auf ihre Klienten. Eine turbulente Jagd, bei der Steve die Annehmlichkeiten privater Jets zu schätzen lernt, die unverwüstliche Rosie mit ihrem weitgespannten Bekanntennetz, ein Cockney-Killer und die Frage, wer denn nun der große Unbekannte ist, der mittels KI auch sprachlich und in der email-Kommunikation seine Spuren verwischt, lassen bei Osmans neuem Roman keine Langeweile aufkommen. Liebenswerte Protagonisten, aber auch ernste Themen wie Einsamkeit und Trauer, kommen hier zusammen. Auch manche Nebenfigur ist so unterhaltsam, dass ich auf ein Wiedersehen in späteren Bänden hoffe. Der Auftakt der neuen Reihe ist jedenfalls vielversprechend.

    WG als Ersatzfamilie

    Als Zahnärztin Constanze nach der Trennung von ihrem Freund schnell eine neue Unterkunft braucht, zieht sie in die WG des reiselustigen Rentners Jörg, der Schauspielerin Anke und des lebenslustigen und stets optimistischen Murat. Nur vorübergehend, ist sie überzeugt. Sie ist schließlich schon eine Weile aus dem Studentinnenalter raus, die WG ist zweckmäßig und kostensparend, gerade im teuren Hamburg, wo günstige Wohnungen eher Mangelware sind. Doch der Titel von Isabel Bogdans Roman "Wohnverwandtschaften" macht schon klar: es kommt anders.

    Aus Fremden werden Freunde, aus Freunden eine Wahlfamilie. Auch wenn sich manches erst einmal einspielen muss. Anke freut sich einerseits, nicht mehr die einzige Frau zu sein, fühlt aber auch Eifersucht, als sie vermutet, dass Constanze und Murat eine gemeinsame Nacht verbracht haben. Gerade, weil sie in ihrem Beruf mit 50 plus plötzlich nicht mehr gefragt ist mit Rollen. Die finanziellen Probleme sind da nur ein Aspekt, auch Ankes Selbstwertgefühl bricht zusammen.

    Zur Wahlfamilie werden die Jüngeren auch für Jörg, den verwitweten Wohnungsbesitzer. Sein Sohn und dessen Familie leben in Südfrankreich, da sieht man sich nicht so oft. Und bekommt auch nicht mit, was vor allem Constanze und Anke zunehmend auffällt: Jörg wiederholt sich oft, wird vergesslich. Ist er einfach nur zerstreut, oder steckt mehr dahinter? Murat, der sorglose Sonnenschein der WG, spielt die Sorgen der beiden herunter, bis die Auffälligkeiten offensichtlich werden. Und auch Jörg, anfangs genervt von den Vorschlägen der Mitbewohnerinnen, sich doch mal untersuchen zu lassen, merkt, dass etwas nicht mehr stimmt.

    Leicht geschrieben, aber mit ernsten Tönen, geht es in Bogdans Buch um Beziehungsprobleme, Altersdiskriminierung und Demenz, aber auch um Freundschaft, Fürsorge, Solidarität und gegenseitige Unterstützung. Die Balance zwischen Humor und Ernst wird gut gehalten. Dabei werden die kurzen Kapitel aus der Perspektive jeweils eines der WG-Bewohner, manchmal auch als Beschreibung der Gedanken und Gefühle aller geschildert. Unsentimental und warmherzig macht Bogdan ihre Leser*innen zu Mitbewohnern der WG, die ich gerne durch das Buch begleitet habe.

    Tee mit Betty

    Die Queen ist tot, ihre Untertanen müssen sich noch an Langzeit-Thronfolger Charles III. als ihren neuen Monarchen gewöhnen und Schottin Kate wird von ihrer Freundin zu einem Besuch von Windsor Castle nach Südengland verschleppt. Der royale Prunk liegt der jungen Frau so gar nicht, von der Aristokratie hält sie wenig und überhaupt hat sie ganz andere Probleme: Wo ist in all diesen Raumfluchten eigentlich eine Besuchertoilette?

    Immerhin hat Kate beim bisherigen Verlauf der Schlussführung gut aufgepasst und sich den Standort einer Tapetentür gemerkt. In den für Besucher - und Royals - unsichtbaren Gängen der Dienstboten wird es ja wohl irgendwo eine Toilette geben! Das dringend benötigte Örtchen findet Kate zwar nicht, wohl aber eine Teeküche mit einer freundlichen alten Dame namens Betty, die sie prompt zum Tee einlädt. So das Eingangsszenario von Claire Parkers "Tee auf Windsor Castle", einer Wohlfühl-Novelle für alle Queen-Fans, mit gerade mal 160 Seiten auch recht überschaubar.

    Zwischen Kate und Betty liegen nicht nur Generationen, sondern auch Welten. Schon Bettys Vater hat auf Windsor Castle gearbeitet, und offenbar hat sie ein recht behütetes Leben geführt, so war sie etwa noch nie in einem Pub - auch wenn sie sich als ausgesprochen trinkfest erweist. Kate dagegen steckt ewig in Finanznöten und ist auch schon mal mit dem Gesetz zusammengerasselt. Die Liebenswürdigkeit und Lebensweisheit ihrer ungleichen Freundin zieht sie dennoch in den Bann und in langen Gesprächen kommen sich die Frauen näher.

    Was Bettys Geheimnis ist, dem Kate erst spät auf die Spur kommt - Leser*innen ahnen es schon früh, es bietet sich ja geradezu an. Insofern ist "Tee auf Windsor Castle" ein bißchen wie Fan-Lit für Bewunderer der Queen. Die Monarchie-Kritik, mit der Kate zunächst nach Windsor gefahren ist, wird im Laufe des Buches jedenfalls sehr viel leiser. Ein bißchen märchenhaft und sehr sehr cozy.

    Sinnsuche und Identitätssuche

    Einst arbeitete sie an einer New Yorker Galerie, jetzt ist sie vor allem Mutter einer kleinen Tochter in Berlin, während Ehemann Sergej als Konzertpianist ständig unterwegs ist. Da wären wohl viele Frauen wie Lou ein wenig in der Sinn- und Daseinskrise. Vor allem, da die eigene Mutter ständig eine Ehekrise wittert und die Schwiegermutter - zugleich Sergejs Managerin - von Anfang an vermittelt hat, dass Lou nicht gut genug für ihren Sohn ist.

    Und sozusagen on top die Frage nach Selbstdefinierung und Identität - deutsch, postsowjetisch, jüdisch? Die subtilen Vorwürfe der israelischen Verwandtschaft, dass sie ausgerechnet in Deutschland leben. Die Frage, wie man auch nichtreligiös jüdisch sein kann und was eigentlich der fünfjährigen Rosa vermitteln, benannt nach ihrer Urgroßmutter, einer Holocaustüberlebenden. In "Juli, August, September" beschreibt Olga Grjasnowa die Sinnsuche ihrer Ich-Erzählerin, mal mit spitzer Ironie, mal verunsichert und verwirrt.

    Ein Familientreffen auf den Kanaren könnte vielleicht Klarheit bringen, wirft aber eher noch mehr Fragen auf: Lous greise Großtante, Schwester eben jener namensgebenden Rosa, wird 90. Vielleicht die letzte Gelegenheit, Fragen nach der Vergangenheit zu stellen, letzte Gelegenheit, den Familienclan zu sehen. Das eher heruntergekommene Hotel trägt wenig zur Entspannung bei, zudem ist Lou irritiert, dass ihre Großmutter aus den Erinnerungen der Großtante gewissermaßen herausredigiert, in ihrer Bedeutung für die harte Flucht aus dem deutsch besetzten Belarus im Zweiten Weltkrieg gemindert wird. Gibt es in der Familie zwei Narrative, eine, die Lou und ihre Mutter kannten, eine andere der Cousins und Cousinen? Wo liegt die Wahrheit, die dann wiederum für die Identität wichtig ist?

    Lou fliegt kurzentschlossen nach Tel Aviv, um letzte Fragen zu stellen, statt nach Berlin zurückzukehren. Im Hintergrund schwebt die Frage - hat ihre Ehe eigentlich noch Bestand? Das Buch hat nach seinem bissigen Beginn nicht alle Versprechungen halten können, Lou scheint zusehend in Selbstmitleid zu verfallen und den Boden zu verlieren, häufig frage ich mich, ob sie eigentlich selbst weiß, was sie will - und das dann weniger wegen der angeteaserten Fragen von Identität und Zugehörigkeit, sondern eher als nicht wirklich ausgefülltes Wohlstandsweibchen. Dieser Roman hat ganz klar seine Momente, konnte mich aber nicht durchgehend begeistern.

    Von Freundschaft und Zahlen

    n ihrem Buch "Pi mal Daumen" schildert Alina Bronsky eine ungewöhnliche Freundschaft von zwei Menschen, die unterschiedlich nicht sein könnten. Oskar ist 16, hochbegabt, aber wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht ohne jegliche Antennen. Der Junge mit Adelstitel und privilegiertem Elternhaus scheint an einer Form von Autismus zu leiden, hält selbst der eigenen Familie gegenüber eine merkwürdige emotionale Distanz. Räumlich hat sich das Näheproblem schon gelöst - er wurde in einer Altstadtvilla in unmittelbarer Nähe zur Uni einquartiert. WG-Suche ist eher nicht eines seiner Probleme.

    Und dann setzt sich in der ersten Vorlesung ausgerechnet Moni neben ihn - 53 Jahre alt, drei Jobs gleichzeitig balancierend, während sie außerdem diverse Familienkrisen und Enkelbetreuung meistert. Mit ihrer Vorliebe für Raubtierprint, high heels und viel Make Up hält Oskar sie zunächst für prollig-peinlich, beschließt aber, ihr unter die Arme zu greifen bei den Übungszetteln, da Monika mit ihren formalen Bildungslücken schließlich nur scheitern kann.

    Doch Oskar ist nicht nur zunehmend fasziniert von Moni und ihrer mütterlich-zupackenden Art, er stellt auch fest, dass sie bei allen Unterschieden aus gleichem Holz geschnitzt sind, geeint durch die Liebe zur Mathematik. Die Schönheit mathematischer Formeln bringt Oskar zum Träumen, überhaupt lebt er in einer Traumwelt, die vermutlich nur Mathe-Genies zugänglich ist. Gleichzeitig versucht er, Monis Geheimnissen auf die Spur zu kommen - warum verschweigt sie ihrer Familie, dass sie die Uni besucht? Woher kennt sie den Star-Professor, bei dem er unbedingt seine Abschlussarbeit schreiben will?

    Bronsky schildert ähnlich wie in ihren vorangegangenen Büchern Charaktere mit Herz und Chuzpe, die Widrigkeiten trotzen und an ihren Träumen festhalten. Ein bißchen ist dieser Roman ein mathematisches Märchen, liebenswert und mit Humor, ohne seine Protagonisten blosszustellen. Als Nicht-Mathematikerin sind die Besonderheiten algebraischer Gleichungen für mich zwar Perlen vor die Säue, aber diese leicht erzählte Geschichte mit ernsten Untertönen, zugleich ein Appell für Toleranz für Menschen, die ganz anders sind, hat mich in ihren Bann gezogen.

    Zwischen Themse und Tigris

    Es gibt Schriftsteller, die bleiben bei einem sicheren Erfolgsrezept und alle ihre Romane scheinen einander ein bißchen zu ähneln. Und es gibt andere, bei denen jedes neue Buch eine Überraschung ist: Wohin werden die Leser*innen als nächstes geführt? Elif Shafak, türkische Autorin im englischen Exil, gehört zu meinen Lieblingsautorinnen, seit ich sie mit "Unerhörte Stimmen" für mich entdeckt habe. Ihr neues Buch, "Am Himmel die Flüsse" bestätigt mich darin wieder.

    Wenn es einen roten Faden gibt, der sich durch Shafaks Bücher zieht, dann ist es nicht ein bestimmtes Sujet, sondern die poetische, bildhafte Sprache, ihre Positionierung für Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen oder anders sind als die in ihrer Umgebung. Ihr neues Buch spielt zwischen Themse und Tigris, verbindet die Liebe zu Dichtung und Geschichte mit Schicksalen zwischen 19. Jahrhundert und Gegenwart und lässt auch ein bißchen das alte Mesopotamien einfließen.

    Es sind Keilschriftzeichen, Zitate aus dem Gilgamesch-Epos, Flüsse und eine blaue Tafel aus Lapislazuli, die ganz unterschiedliche Menschen in diesem Roman letztlich über Raum und Zeit verbinden: Die von einem Kindheitstrauma geprägte Zaleekha, Wissenschaftlerin und Hydrologin im London des Jahres 2018, die neunjährige Narin, die 2014 in einem Ezidendorf aufwächst und nichts von den nahenden Gefahren durch den IS ahnt und Arthur, der 1840 im Schlamm der Themse geboren wird und dank seiner Intelligenz und einigen glücklichen Wendungen einer Kindheit in größter Armut entkommen kann und als autodidaktischer Wissenschaftler im britischen Museum das Gilgamesch-Epos entziffert.

    Trauma, Verlust, aber auch Liebe erfahren diese drei Protagonisten, die von ihrer Persönlichkeit her ganz unterschiedlich, aber alle sensibel und voller Nähe geschildert werden. Shafak verbindet einen historischen Roman, der auf wahren Gegebenheiten beruht, mit Herausforderungen der Gegenwart durch Wasserverschmutzung, Umweltzerstörung und Klimawandel sowie den Massakern - man kann durchaus auch von Völkermord sprechen - an den Eziden über Jahrhunderte hinweg.

    "Am Himmel die Flüsse" ist offensichtlich akribisch recherchiert, ohne "trocken" zu wirken, Wissenswertes wird in die Geschichte verwoben, in der immer wieder Zeit und Perspektive der jeweiligen Protagonisten wechseln. Elif Shafak zeigt sich hier einmal wieder als großartige Geschichtenerzählerin voller Tiefe und Lebendigkeit. Unbedingte Leseempfehlung.

    Clicks, Populismus und ein verschwundenes Mädchen

    Mit seinem Thriller "Views" sorgt Marc-Uwe Kling für Spannung mit aktuellen Bezügen. BKA-Ermittlerin Yasira Saad leitet die Ermittlungen im Fall einer verschwundenen 16-Jährigen. Was zunächst nicht zu alarmierend gesehen wird - es kommt schließlich immer wieder vor, dass rebellierende Teenager nach einem Streit zuhause für ein paar Tage verschwinden - bekommt Brisanz, als ein verstörendes Video auftaucht, dass eine brutale Gruppenvergewaltigung der jungen Frau durch mehrere dunkelhäutige Männer zeigt. Das Video geht viral, schnell kocht die populistische Volksseele, eine Gruppe namens Aktiver Heimatschutz bildet sich und will die Täter, oder gleich Afrikaner überhaupt jagen. Die Initialen kommen nicht von ungefähr.

    Und mit der libanesischstämmigen Ermittlerin wollen auch die Innenministerin und die Behördenleitung ein Gesicht vorweisen können, das eben kein alter weißer Mann ist. Yasira und ihr Team geraten immer mehr unter Druck, je mehr populistische Strömungen die Tat aufgreifen und für ihren Hass gegen Ausländer und Asylbewerber nutzen. Demonstrationen und Gegendemonstrationen heizen zunehmende Gewaltbereitschaft auf, längst hat der Vermisstenfall eine politische Dimension erreicht.

    Es ist längst keine Zukunftsvision, die Kling hier aufzeigt. Die Reaktionen auf die in Kandel von einem Asylbewerber ermordete 15-Jährige, auf den Mord an der 15-Jährigen Susanne aus Mainz vor einigen Jahren haben gezeigt, wie schnell rechtsextreme Gruppen solche Taten ausnutzen, um gegen Geflüchtete zu hetzen. Die Demonstration in Chemnitz, der Sturm auf den Reichstag, Reichsbürger und ihre Verschwörungstheorien - das ist alles keine Phantasie eines Autors. Insofern viel Gegenwartsbezüge mit einem Focus auf die Rolle der Polizei, die zwischen den Fronten aufgerieben zu werden droht und sich nach rechtsextremen Vorgängen in den eigenen Reihen um ein besseres Image bemühen muss.

    In einer Szene hören Yasira und ihr Kollege Michael im Auto eine Queen-CD, Bohemian Rhapsody:"Is this the real life? Is this just phantasy?" Während die Suche nach Tätern und Tatorten zu keinerlei Erkenntnissen führt, wird das für Yasira ein Leitmotiv. Was, wenn alles ganz anders ist? Wenn der Fakt einer verschwundenen 16-jährigen, deren Instagram-Profil Bilder liefert, für einen deep Fake ausgenutzt wird? Ist das überhaupt möglich?

    Gleichzeitig wird Yasira zunehmend zur Zielscheibe von Hassfantasien selbsternannter Rächer deutscher Frauen und Mädchen - auch mit dem Hass im Netz, gerade in der frauenverachtenden und gewaltverherrlichenden Variante, ist Klings Buch sehr aktuell.

    Über weite Strecken habe ich das Buch sehr gerne gelesen, am Ende allerdings hatte ich das Gefühl, dass Gewalt des drastischen Effekts willen geschildert wird, dass die Wahrscheinlichkeit des Szenarios abnimmt und das Ganze an Glaubwürdigkeit verliert, während gleichzeitig der Vermisstenfall immer mehr in den Hintergrund rückt.

    In Lauerstellung in der Kleinfamilie

    Von wegen Familienidyll - in "Kleine Monster" von Jessica Lind belauert eine Mutter ihren siebenjährigen Sohn nach einem Vorfall in der Schule. Äußerlich steht sie zu ihrem Kind, tatsächlich aber traut sie ihm offenbar alles Mögliche zu. Dabei bleibt stets offen, was Luca eigentlich vorgeworfen wird. Angedeutet wird ein sexueller Zusammenhang - oder alles nur ein Missverständnis? Das Bild Pias als zugewandter, achtsamer Mutter bekommt jedenfalls bald Risse, ihre Reaktionen, ihr Umgang mit dem Kind haben etwas durchaus Manipulatives.

    Immer mehr rückt die Gegenwart allerdings in den Hintergrund, denn in Pias Ursprungsfamilie gibt es ein unbewältigtes Trauma, das sowohl die Beziehung zu ihren Eltern als auch zu der Adoptivschwester Romi, zu der kein Kontakt mehr besteht, beeinflusst hat. Wer ist da das Monster? Romi, die Fliegen die Beine ausgerissen hat? Oder auch Pia, die den Weg des geringsten Widerstands gegangen ist? Ist die scheinbar harmonische Kleinfamilie von Pia, Luca und Ehemann Jacob letztlich Illusion? Hat Pia Ressentiments gegen Jacob, weil der zu seiner jüngeren Schwester ein entspanntes Verhältnis hat?

    Über weite Strecken überlässt "Kleine Monster" viel der Phantasie der Leser*innen, die die Leerstellen zwischen den Andeutungen und Informationshäppchen füllen müssen. Der Roman ist ein Psychogramm von Familienunglück und unglücklicher Familie, von Schweigen, Loyalität und schönem Schein. Stellenweise hat das Buch Längen, auch wenn es mit 256 Seiten überschaubar ist. Die Selbsterkenntnis kommt erst spät. Die psychologische Spannung ist gut aufgebaut, während das Misstrauen, auch dem eigenen Kind gegenüber ständig wächst. Kein Buch für heile Welt-Anhänger!

    Es war einmal in Hollywood
    Das besondere Biotop von Menschen im Hotel hat Amor Towles bereits in seinem Roman "Ein Gentleman in Moskau" beschrieben. Mit seinem neuen Roman "Eve" ist diesmal ein Hotel in Beverley Hills in den goldenen Jahren Hollywoods einer der Schauplätze. Hierhin verschlägt es auch die geheimnisvolle Eve, die sich auf einer Zugfahrt von New York nach Chicago spontan entschließt, nach Los Angeles weiter zu fahren. Los Angeles, vor allem aber Hollywood ist die Stadt der Träume für viele, die hier auf eine Rolle im Film treffen. Blond und schön, wäre auch Eve durchaus eine Kandidatin - wenn da nicht eine Narbe wäre, die ihr Gesicht verunstaltet und über die uns der Autor bis zum Schluss grübeln lässt.

    Doch während Hollywood all die Möchtegern-Starlets anlockt wie das Licht einen Mottenschwarm, ist Eve irgendwie selber eine Lichtquelle, die andere in ihren Bann zieht, dabei aber im Gegensatz zu den Sternchen niemals Objekt ist, sondern Herrin ihres Handelns. Wer und was sie ist, weiß sie geschickt zu verbergen und regt daher um so mehr die Phantasie der Menschen an, denen sie begegnet und deren Handeln sie prägt.

    Das fängt schon auf der Zugfahrt an - Der einsame, frisch verwitwete Ex-Polizist Charlie fasst angesichts Eves spontaner Reiseänderung den Entschluss: Er wird nicht sein Haus in Kalifornien verkaufen, um an die Ostküste zu Sohn und Schwiegertochter zu ziehen, wo er mehr geduldet als erwünscht sein wird. Prentice, ein alternder und nicht mehr angesagter, da verfetteter Schauspieler, der sein Hotel in Beverley Hills seit Jahren nicht verlassen hat, fasst durch die Begegnung mit Eve den Entschluss, sich nicht länger der Passivität hinzugeben. Und Hollywood Darling Olivia de Havilland, bisher nur das brave Mädchen, lernt von ihrer Freundin Eve Spontaneität und für sich selbstz einzustehen.

    Umtriebe und Intrigen Hollywoods, das Machtgefälle und die Allmacht der Studios über Schauspieler, ganz besonders aber über Schauspielerinnen, bekommen hier locker ihr Fett weg. Towles wirft einen ironischen Blick auf die Welt hinter dem Glamour, in der nicht immer sauber gespielt wird. Als deHavilland erpresst wird, ist es Eve, die einen kühlen Kopf bewahrt und mit Hilfe ihrer neuen Freunde einen Plan erstellt, der die Karriere ihrer Freundin, ihren guten Ruf und ihre Rolle in "Vom Winde verweht" retten soll.

    Nicht nur das Setting, auch die Dialoge erinnern an die große Filmära der 30-er und 40-er Jahre mit ihren Screwball Comedies mit Witz und Intelligenz, daneben gibt es Bezüge auf Hollywood Noir. Nicht nur für Kino-Fans ist diese Gesellschaftssatire mit Flair und elegantem Witz, die geradezu nach Verfilmung schreit, empfehlenswert.

    Fluchtinstinkt und Weltschmerz

    Als Stadtneurotiker ist Ben Oppenheim, der Protagonist in Micha Lewinskys Roman "Sobald wir angekommen sind" ein naher Verwandter der Figuren aus Woody Allan-Filmen - voller Unsicherheiten, Selbstmitleid, erotischen Verwirrungen und innerer Nabelschau. Allerdings nicht im hektischen New York, sondern im vergleichsweise beschaulichem Zürich. Doch was heißt schon beschaulich? Von Noch-Ehefrau Marina lebt Drehbuchuchautor Ben getrennt, bei seiner neuen Freundin Julia ist der kleine Sohn offen feindselig eingestellt, und in Europa herrscht Krieg.

    Zwar sind weder Ben noch Marina religiös, Sohn Moritz ist noch nicht mal beschnitten und eine Synagoge haben die Kinder auch noch nicht von innen gesehen - aber das Thema Jüdischkeit und Identitä, Zugehörigkeit und die stets unterschwellige Angst, Opfer von Gewalt zu werden, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, allerdings auf durchaus selbstironische Weise.

    Denn all die Streitereien um die finanzielle Regelung der bevorstehenden Scheidung sind plötzlich vergessen, als Marina in den frühen Morgenstunden samt Kindern im Taxi vor Bens Atelier auftaucht, mit Flugtickets nach Recife. Mit einer neuen russisch-ukrainischen Eskalation könnte ein Atomschlag folgen, also nichts wie weg!

    Damit sieht sich Ben plötzlich in einer Tradition: "Wenn in Regensburg die Schwaben an die Tür klopften, in Odessa die Kosaken oder in Warschau die Nazis, dann stellte sich immer dieselbe Frage: Fliehen oder Kämpfen? Einige Juden mochten sich in der Vergangenheit entschieden haben, zu bleiben und sich zur Wehr zu setzen. In der genetischen Auslese hatten diejenigen, die rasch flohen, meist die besseren Karten gehabt. Und so war Ben eben nicht einfach nur ein singulärer Feigling, der die Beine unter den Arm nahm, sobald er Gefahr witterte. Er war Kind, Enkel und Urenkel von erfolgreich Geflüchteten."

    Brasilien als Fluchtort, das ist zwar einerseits der erste verfügbare Flug gewesen. Für Ben, der sich seit Jahren mit dem Autor Stefan Zweig beschäftigt, aber auch eine Möglichkeit, sich dem literarischen Vorbild anzunähern. Nur dass das selbstgewählte Exil ein instagramtauglicher Touristenort ist, gefällt Ben weniger. Seine emotionale Verwirrung hält auch in Brasilien an - soll er einen neuen Versuch mit Marina wagen? Was hält er von Julias Idee, ebenfalls nach Brasilien zu kommen? Und wie kann er das Leben in der vielleicht neuen Heimat überhaupt finanzieren?

    Zwischen Selbstmitleid, Weltschmerz und Liebessehnsucht befindet sich Ben auf einer emotionalen Achterbahnfahrt. Dass Autor Lewinsky Drehbuchautor ist, merkt man dem bildhaft geschriebenen Roman durchaus an. Zwischen Hoffen und Scheitern ist dieser tragikomische Roman bei allem ernsten Hintergrund ausgesprochen unterhaltsam.

    Plötzlich Tyrannei

    Mit seinem Roman "Das Lied des Propheten" hat der irische Schriftsteller Paul Lynch eine düstere Dystopie geschrieben, die zugleich an Parallelen in Vergangenheit und Gegenwart erinnert. Am Beispiel einer sechsköpfigen Dubliner Familie beschreibt er die alptraumhaften Auswirkungen, wenn eine autoritäre Regierung in Tyrannei umschlägt und ein Land in einen Bürgerkrieg stürzt.

    Im Fall des Buches ist es die "Nationale Allianz", deren Griff zunächst nur allmählich das gesellschaftliche Leben und für selbstverständlich geglaubte Freiheiten abwürgt. Als zwei Polizisten an der Tür von Eilish Stack klopfen und nach ihrem Mann Larry, einem Gewerkschafter, fragen, weckt das zunächst nicht ihr Misstrauen. Larry hat nichts zu verbergen, und das Recht auf Gewerkschaften ist in der Verfassung verbrieft. Doch als Larry das Polizeirevier aufsucht, kehrt er nicht zurück.

    Er ist nicht der Einzige, der plötzlich verschwunden ist. Und plötzlich scheint die ganze Familie als Sicherheitsrisiko zu gelten: Eilish, eine Wissenschaftlerin, spürt bei der Arbeit plötzlich Schweigen um sich - und sieht, das plötzlich NAP-Mitglieder Karriere machen. Der Versuch, den Pass ihres ältesten zu verlängern und einen für das jüngste Kind zu erhalten, um die in Kanada lebende Schwester zu besuchen, scheitert - das Justizministerium hat Bedenken angemeldet.

    Eilish versucht zu funktionieren und Normalität zu schaffen. Als Schüler nach einem Protest festgenommen wurden und die Familien einen Protest organisieren, verbietet sie ihren älteren Kindern, sich den Demonstrationen anzuschließen: Bloss nicht auffallen. Sie muss den Haushalt organisieren, sich um ihren zunehmend dementen Vater kümmern. Doch die Vogel-Strauß-Politik ist zum Scheitern verurteilt. Als der älteste Sohn nach seinem 17. Geburtstag zum Militär eingezogen werden soll, ist sie entschlossen, den Jungen zu verstecken und irgendwie nach Nordirland zu schmuggeln. Doch Mark hat eigene Vorstellungen von Kampf und Widerstand gegen das System, das ihm den Vater geraubt hat. Und auch die anderen Kinder verändern sich,während immer klarer wird: Die Tyrannei hat die ganze Gesellschaft erfasst.

    Mit der Implosion einer Gesellschaft in Gewalt, Bürgerkrieg und Anarchie erinnert "Das Lied des Propheten" an die Entwicklung in Syrien oder Libyen, aber auch an Nationalsozialismus oder Stalinismus. Nur trifft es hier nicht Menschen, die weit weg sind, sondern eine Familie in Europa, in Irland eben. Angesichts des Rechtsrucks, den verschiedene jüngste Wahlen in Deutschland und anderen europäischen Staaten gezeigt haben, angesichts der Möglichkeit einer zweiten Trump-Präsidentschaft ist Lynchs Buch auch eine Warnung: Wehret den Anfängen. Demokratien sterben leise, heißt eine Redewendung, auch wenn sie dieser Tod hier aprupt vollzieht - doch Eilish verdrängt die neuen Realitäten lange, bis es um das nackte Leben geht.

    Der Alptraum einer ganz normalen Familie, für die es plötzlich ums Überleben geht und die Frage: Gehen oder Bleiben? ist eindringlich, düster und hart. Lynch neigt zu Bandwurmsätzen, die das Lesen manchmal zur Herausforderung machen, doch gleichzeitig haben seine Beschreibungen ein Art dunkler Poesie. Wenn Eilish zu Beginn des Buches über Nacht und Dunkelheit nachdenkt, hat sie noch keine Ahnung, dass eine ganz andere Dunkelheit nach ihr und ihrer Familie greift. Ein eindringliches, ebenso verstörendes wie wichtiges Buch.

    Tote Ehemänner im Lockdown

    Femizide, sogenannte Ehrenmorde, physische und psychische Gewalt oft über Jahre Hinweg - Wenn es um Gewalt in einer Beziehung geht, sind die Täter fast immer männlich, die Opfer ihre Ehefrauen, Partnerinnen, Töchter. Die Statistiken von Organisationen wie Terre des femmes sind ernüchternd und schockierend. Damit ein so ernstes und hartes Thema Gegenstand eines durchaus humorvollen Kriminalromans ist, braucht es vermutlich den berühmten schwarzen britischen Humor - und genau das funktioniert in "Ein Mann zum Vergraben" von Alexia Casale ziemlich gut.

    Es war ein Unfall. Als Ehemann Jim sie in einem seiner Wutanfälle einmal wieder mit kochendheißem Wasser übergießen will, greift die englische Hausfrau Sally, Mutter zweier erwachsener Kinder, zum erstbesten Gegenstand, um ihn abzuwehren. Dass die gusseiserne Pfanne, ein Erbstück ihrer Oma, derart fatale Wirkung hat, merkt sie erst, als Jim tot auf dem Küchenboden liegt.

    Nach einem Schaumbad und einer Eis- und Kuchen-Orgie ringt Sally mit sich selbst: Sollte sie nicht die Polizei rufen? Würde ihr Notwehr angerechnet? Doch andererseits findet sie, sie hat jede mögliche Strafe in ihrer mehr als 20 Jahre dauernden Ehe verbüßt. Bleibt die Frage: Wie entsorgt man einen toten Ehemann, ohne eine Festnahme zu riskieren? Dass gerade Corona-Lockdown herrscht, macht es einerseits komplizierter, andererseits einfacher.

    Zwischen Schuldgefühlen und Plänen für ein anderes, glücklicheres Leben muss Sally feststellen: Sie ist nicht allein. In ihrer eigentlich überschaubaren Nachbarschaft lernt sie weitere Frauen in ählnicher Situation kennen. Als "Club der heimlichen Witwen" und unter Beachtung der Abstandsregeln planen sie die Entsorgung ihrer toten Ehemänner. Ein Plan muss her, der das Verschwinden der vier Männer so erklärt, dass kein Verdacht auf die Frauen fällt.

    Immer haarscharf am Rande eines Nervenzusammenbruchs stellen sich die Frauen Grenzsituationen, erleben aber auch Sisterhood, Solidarität und Zuspruch. Und vor allem: Endlich können sie über das reden, was sie jahrelang aus Scham Freundinnen und Angehörigen verschwiegen haben.

    Die Autorin hat sich jahrelang für misshandelte Frauen engagiert und besonders glaubwürdig ist das Buch dort, wo es der Frage nachgeht: Warum beenden so viele Frauen eine toxische Beziehung nicht einfach, die für sie ganz offensichtlich auch tödlich enden könnte? Warum werden Hilfsangebote, so sie denn kommen, abgelehnt und heile Welt vorgespielt? Bei allem Humor und seinen sympathischen Protagonistinnen wird das ernste Thema häuslicher Gewalt nicht heruntergespielt oder verharmlost. Gleichzeitig hilft der britische Humor, mit einem Lächeln durch das Buch zu gehen. Zugleich weckt Casale Sensibilität für ein Thema, das immer noch in der Öffentlichkeit zu sehr verharmlost wird.

    Ministerin mit Geheimnissen

    Clara Lofthus, erst seit wenigen Monaten Witwe und nun alleinerziehende Mutter von Zwillingen, wird zur neuen norwegischen Justizministerin ernannt. Einerseits bringt sie das ihrem Ziel näher, Gesetze voranzubringen, die Kinder besser vor Misshandlungen schützen. Andererseits muss sie feststellen, dass sie rund um die Uhr verfügbar sein muss und nur noch wenig Autonomie in ihrem durchgetakteten Arbeitsalltag hat.

    Das aber ist nur das geringste ihrer Probleme: Denn mit der Bergung eines vor 30 Jahren bei einem Unfall in ihrem westnorwegischen Heimatfjord versunkenen Autos wird das Interesse eines Lokaljournalisten an ihr geweckt. Dann verschwinden ihre Zwillingssöhne und sie findet eine Nachricht von Entführern vor. Die Polizei dürfe sie nicht einschalten, sonst würden die Kinder getötet. Wie kann sie als Politikerin im Rampenlicht der Öffentlichkeit versuchen, das Verschwinden ihrer Kinder aufzuklären?

    "Dunkler Abgrund" von Ruth Lillegraven ist eine Fortsetzung von "Tiefer Fjord", vor ein paar Jahren erschienen. Wer das erste Buch gelesen hat, kennt bereits einige der Geheimnisse von Clara Lofthus, die sie nun einzuholen scheinen. Doch auch ohne Kenntnis dieses Buches wird schnell klar, dass Clara einiges zu verbergen hat und ihre persönliche Geschichte Abgründe hat.

    Es ist schwer, über "Dunkler Abgrund" zu schreiben, ohne zu spoilern. Nur so viel: Es gibt zahlreiche überraschende Wendungen in diesem düsteren norwegischen Pageturner. Clara ist eine ambivalente Protagonistin, das Bild, das sie nach außen vermittelt, wird ihrer komplizierten Persönlichkeit nicht gerecht. Doch nicht nur die frischgebackene Ministerin hat einiges zu verheimlichen. Immer wieder schildert die Autorin auch die kargen und dramatischen Gebirgslandschaften des Vestlands, das die Kulisse für eine dramatische Zuspitzung bildet.

    "Dunkler Abgrund" ist ein geschickt gestrickter Thriller in der Tradition von Scandinavia Noir, in dem Gewalt eher unter der Oberfläche brodelt und die Figuren sich ihren inneren Dämonen stellen müssen. Schmerzliche Wahrheiten inbegriffen.