Kap. 10 endet damit, dass Tom einen Schlüsselbund hat. In Kap. 11 geht's weiter mit seinem Blutsbruder Filip, der offensichtlich auch einen Schlüsselbund für seine Situation gefunden hat.
Erst Dr. Kurtus, den er mal schön aufs Kreuz legt.
(KorinthenkackerAlarm: 5-stellig ist nicht 6-stellig)
Anschließend deckt er Frau Awusis Bezug zu Sinti auf. Eine schöne Szene, wie Filip die Augen verschließt und damit Frau Awusi die Macht über ihn entreißt und die anderen Kinder sich mit ihm solidarisieren.
(Damit ist es allerdings so, dass die Ressentiments gegenüber Sinti sich zumindest in der hier durch Filip vorgetragenen Geschichte zu bewahrheiten scheinen. Später fällt Frau Asuwi auch noch bei einem Diebstahlversuch auf. Hmmm...)
Schappkow: Dieses Kapitel war bei dieser Thematik natürlich unvermeidbar (es wäre mir lieber, wenn es nicht notwendig wäre).
Die Nazizeit und Nazis wurden in der Literatur natürlich schon sehr häufig aufgearbeitet. Ich finde es hier sehr originell gelöst. (Hundöh!)
Frau Käding klingt für mich wie das Öffnen einer Kasse... 😉
Ansonsten geht alles in Metting den Bach runter, die Menschen, die man gerne um sich hat, sterben, tauchen unter, gehen weg. Die "Zigeuner" werden dauerhaft vertrieben, der Pfarrer in den Selbstmord getrieben (Strange fruits...).
Es ist wirklich unglaublich herzlos von Toms Mutter den Papierkorb vor das Bananenzimmer zu stellen, selbst wenn Tom verboten ist, dort langzugehen.
Es wird dringend Zeit für den 2. Teil. Marieluises Brief ist eine schöne Überleitung.
Zur Predigt von Tizian Odol fällt mir wieder einiges an Assoziationen ein (Kann mir bitte einer einen Wink geben, wenn ich zu viel rumschwafele und ich näher am Buch bleiben soll...).
Vielleicht lohnt sich ein Blick in meine niederländische Heimat, das ist natürlich anders als in Deutschland, aber thematisch kann man sich auch dort fragen, was steckt eigentlich hinter diesem Begriff Heimat? Auch in der Niederlande ist das wegen des Vormarsch der Rechtspopulisten ein wichtiges Thema.
Ich kann da nur den Blick aus meiner Sicht bieten, der ja als Niederländer von Deutschland aus ist:
Ich stamme aus einer sehr großen Familie, bei meiner Mutter 11, bei meinem Vater 12 Geschwister (wir selbst dann nur noch 3). Das liegt daran, dass zu der Zeit die Katholiken mit den Protestanten in der Gegend im Wettkampf lagen, wer mehr Anhänger hat. Der katholische Pfarrer ging regelmäßig durch die Gemeinde und forderte die nächste Geburt an. Bei gleichzeitigem Rückgang der Kindersterblichkeit führte das zu großen Familien.
Bei meinem Vater gingen die Söhne anschließend in die Priesterschule. Mein Vater war der vierte Sohn und mich gibt es nur, weil er aus der Priesterschule ausgerissen ist. Die nachfolgenden Söhne wurden dann nicht mehr dorthin geschickt.
Mein ältester Onkel väterlicherseits hat seinerzeit eine Zeit lang Predigtverbot bekommen, weil er die Meinung vertrat, Himmel und Hölle wären lediglich Metaphern, das ewige Leben ebenfalls, es stände für die Nachwirkungen des eigenen Lebens auf der Erde.
In der Niederlande gibt es trotz der geringen Größe auch so etwas wie einen Bibelgürtel, eine Gegend in der es z.B. auch Probleme mit Polio gab, da eine Impfung abgelehnt wird (Impfungen untergraben Gottes Wille).
Zuweilen haben wir Familienfeste. Bei dem letzten mütterlicherseits waren es über 200 Gäste, das sind dann nur Onkel und Tanten von mir inkl. deren Kinder, Anhang und Kindeskinder. (Die väterliche Seite ist dank der Priester etwas weniger überbordend...)
("Nein, sag nichts, Du bist der ... von ...")
Wir haben grob die Nationen der Gäste auf dem Fest durchgezählt und kamen auf 14.
Soviel als Kurzexkurs zu meiner niederländischen Heimat...