Tom ist zu einem rastlosen Nomaden geworden, ist durch die Städte gezogen, hat mal hier, mal dort einen Job gehabt, er zieht immer weiter, bis er in Hamburg ist. Hamburg ist anonymer, liberaler. Vielleicht schon wieder so liberal, dass es einfach jedem egal ist, was der andere macht.
Er träumt davon irgendwann mal loszulegen, mit seinem eigenen Buchladen, aber es ist ihm nicht wichtig genug, auch wirklich etwas dafür zu tun, es muss ihm schon mehr oder weniger in den Schoss fallen. Was eigentlich für alles gilt, inklusive der Liebe.
Er wirkt sehr einsam, liest Bücher im Cafe, um überhaupt jemand um sich rum zu haben. Ist unzufrieden mit seiner Situation, unternimmt aber nichts, um sie zu ändern.
Er stellt sich vor, ein Kneipenbesitzer könnte sein bester Freund werden. Also ein Mann dessen Beruf es ist, Freund seiner Kunden zu spielen.
Matti ist seine Freundin, sie zeigt wie stark sich die Zeit verändert hat, digital native, multinational, multikulturell. Er hätte sie nie kennengelernt, wenn sie nicht die Initiative ergriffen hätte. Und er wird sie auch nicht daran hindern zu gehen, sondern sich weiter dahintreiben lassen und darauf warten, was als nächstes in seinem Leben zufällig passiert.
Parallel werden verschiedene Arten von Rassismus/Diskriminierung gestreift. Offensichtliche Diskriminierung wie "schwarze Sau". Dann die kurze Diskussion zwischen Matti und Tom bzgl. Obamas Hautfarbe. Tom spürt, dass Matti Recht hat. Positiver Rassismus und Farbenblindheit sind beide ebenfalls ein Problem, es ist schwierig dem zu entkommen.
Ich fand den Rassismus gekonnt vorgeführt. Matti wird so eingeführt, dass ich sie als Leser quasi nicht als farbig empfunden habe, ich lerne sie sozusagen "farbenblind" kennen. Sie wird aber im Rong offensichtlich sichtbar für mich diskriminiert. Nicht in Form offenen Rassismus (schwarze Sau), sondern durch Ignoranz. Nur ein Sitzplatz für zwei, später bedienen, nicht anschauen, ignorieren. Es sind Nadelstiche, die sich summieren, nicht nur im Rong, sondern über ein ganzes Leben.
Matti zeigt wie stark sich die Gesellschaft verändert hat, digital native, multinational, multikulturell.
Ohne Matti würde Tom sich weitertreiben lassen, ohne sie ist er aufgeschmissen, er weiß es nur noch nicht. Alles läuft über sie, er meldet sich über ein von ihr eingerichtetes Konto an (und braucht dafür "nur" 5 Minuten), ohne sie ist er nicht in der Lage nach Filip in Metting zu suchen (er hatte ja auch nur 30 Jahre Zeit um darüber nachzudenken oder über den Nachnamen von Filip), als dann alles geregelt ist, traut er sich dann immerhin aber doch alleine nach Metting und das sogar aus eigenem Entschluß, wenn auch nur quasi in letzter Sekunde auf dem Bahnsteig. (Wie war das noch mit den Hubschrauberlandeplätzen für die Eltern der Sechstklässler... ).
Matti ist klasse, ich wünsche Tom es noch zu kapieren... (und vertraue darauf dass ein anderer Tom das noch einfädelt).
Das Ankommen in Metting ist eindruckvoll beschrieben, berührend.
Tom begegnet dabei einer Vision seiner Zukunft, wenn er sich weiter so treiben lässt, wie derzeit.
Und einem kurzen Blick auf die Option einer Gegenwart, wie er selbst hätte sein können.