Beiträge von Susanne Goga

    Ihr habt ganz recht - Tom wird 1888 eingeführt, damit wir erleben, wie er sich nach dem Verlust seiner Frau entwickelt. Aus dramaturgischen Gründen funktionierte es nicht, dass er seine Frau gerade erst verloren hat, es musste schon etwas länger her sein. Daher diese Rückblende.

    Freut mich sehr. Was die Ehe von Ellen und Andrew angeht, stelle ich es mir so vor, dass sie ihn heiraten musste, weil die Eltern es so bestimmt hatten. Aber sie fühlte sich nicht glücklich mit ihm und konzentrierte sich ganz auf das Kind. Das war aber eigentlich in diesen Kreisen nicht erwünscht, und sie nutzte die zuerst natürlichen, später dann von ihr erzeugten Krankheiten, um die Rolle der Pflegerin einzunehmen.
    :-)

    Wie ich schon schrieb, Fehler werden in der 2. Auflage korrigiert. Sorry.


    Was das Vater-Tochter-Verhältnis angeht: In diesen Kreisen war die Beziehung zwischen Eltern und Kindern sehr distanziert. Die Erziehung überließ man weitgehend dem Personal, das galt auch für die Mütter. Kinder hatten einen eigenen Bereich im Haus, in dem sie schliefen, unterrichtet wurden und meist auch aßen. Oft wurden sie nur "vorgeführt", wenn Besuch kam, oder zum Gutenachtsagen nach unten zu den Eltern gebracht. Oft entstand auch eine enge Bindung an Kindermädchen/Hauslehrerinnen.
    Die Jungen in England gingen mit acht oder zehn Jahren aufs Internat.
    Dies gilt natürlich vor allem für die Oberklasse und die obere Mittelklasse. In den anderen Gesellschaftsschichten waren die Eltern für die Erziehung zuständig. Wie liebevoll es da zuging, ist natürlich eine andere Frage.

    Nora ist Emilys Kindermädchen, das in England nanny heißt. Also nur eine Person. Die müssen nicht zwangsläufig sein. Gewöhnlich war es so, dass das Kindermädchen den Haushalt verließ, wenn die Kinder eine Gouvernante bekamen. Daher wundert sich Charlotte auch, dass Nora noch bei Emily ist, als sie ihre Stelle antritt.
    Das erklärt auch ihr etwas feindseliges Verhalten bzw. die Sorge, dass es zu einem Konflikt kommen könnte. Es muss klar sein, wer für das Kind zuständig ist. Und das wäre in diesem Fall Charlotte, weil sie die Lehrerin und dem Kindermädchen, das zu den Dienstboten gehört, übergeordnet ist.

    Mal eine Zwischenbemerkung von mir - ich gebe alle Fehler und Unstimmigkeiten an den Verlag weiter. Bücher werden von Menschen gemacht, die nicht unfehlbar sind, und leider kommt es vor, dass es allen entgeht, trotz sorgfältigen Lesens. Und es wurde mehrfach kontrolliert und von mehreren Personen.
    In der 2. Auflage werden viele Dinge korrigiert. Danke für euer aufmerksames Lesen. :-)

    Hallo Donaldduck,


    ich habe über die Lebensweise von Gouvernanten recherchiert, alle Schauplätze besucht und mich umfassend über Parapsychologie informiert. D.h. über die wissenschaftliche Erforschung solcher Phänomene. Die Society of Psychical Research, die im Roman vorkommt, gibt es wirklich. Sie hat auch eine eigene Internetseite. Außerdem war ich bei einer spiritistischen Vorführung in London, die sehr interessant war. Ich bin nach wie vor sehr skeptisch bei solchen Dingen, aber es scheint wohl Phänomene zu geben, die sich nicht so leicht wissenschaftlich erklären lassen.


    Hallo Findus,


    das ist Zufall, obwohl natürlich Elemente aus bestimmen Büchern, die ich kenne, eingeflossen sind. Mehr beeinflusst hat mich eigentlich "Jane Eyre". Wichtig ist mir aber auch, dass Charlotte eine Frau des späten 19. Jahrhunderts und damit selbstbewusster ist als manche ihrer Vorgängerinnen.
    Die Geschichte einer Gouvernante, die in ein Herrenhaus kommt, ist ein ziemlich verbreitetes Motiv. Ich habe versucht, aus diesen bekannten Elementen etwas Neues zu machen. Ein weiteres tolles Beispiel für solche Romane ist auch "The Turn of the Screw" von Henry James, bei dem man bis zum Ende rätseln kann, was eigentlich in diesem Haus geschehen ist.

    Ich hole mir überall Inspirationen, nicht nur in Büchern, die ich übersetze, sondern auch in denen, die ich zum Vergnügen lese.


    Ich wollte als Kind und Jugendliche immer schreiben, hatte aber nie eine Idee, die für ein ganzes Buch gereicht hätte. Das Übersetzen macht mir großen Spaß, aber irgendwann kam der Wunsch auf, noch etwas anderes zu machen - entweder zu promovieren oder einen Roman zu schreiben. Dann kam ich auf das Thema Berlin/1. WK/1920 er Jahre und hatte endlich die Motivation, einen ganzen Roman zu schreiben und auch die ganze Recherche zu übernehmen. Das ist jetzt zehn Jahre her. Gerade schreibe ich an meinem 8. Roman. :-)

    Das Thema Gouvernanten ist ziemlich umfangreich. Wenn ihr konkrete Fragen habt, sagt einfach Bescheid. Hier einige grundlegende Dinge:


    Zu dieser Zeit wurden die Frauen nicht mehr ganz so schlecht behandelt wie Mitte des 19. Jahrhunderts, z.B. in "Jane Eyre". In England galten deutsche oder französische Gouvernanten als Statussymbol. Problematisch war, dass sie innerhalb des Haushalts nirgendwo richtig dazugehörte - sie waren keine Dienstboten, gehörten aber auch nicht zur Herrschaft. Das machte sie oft einsam.
    Oft stammten die Gouvernanten aus guten, verarmten Familien, in denen es eigentlich als Schande galt, wenn eine Frau ihren Lebensunterhalt verdienen musste. Gouvernante zu werden, war da oft der einzige ehrbare Ausweg.