Ich war gespannt auf dieses Buch, hatte erwartet, dass es an die Substanz gehen würde, mit den Protagonisten an die Grenzen des Vorstellbaren und darüber hinaus zu gehen. Zu was sind Menschen in Ausnahmesituationen, in denen es um Leben und Tod geht, fähig?
Eine tiefgreifende Antwort auf diese Frage habe ich nicht erhalten. Das Buch bleibt diesbezüglich an der Oberfläche. Die Geschichte wird allein aus Sicht von Grace geschildert, die die Ereignisse rückblickend für ihre Anwälte niederschreibt. Das ganze tut sie sehr distanziert und emotionslos, was mich von Anfang an daran gehindert hat, in die Geschichte "einzutauchen", mit den Insassen an Bord des Rettungsbootes zu gehen, ian ihren Ängsten, Gefühlen, Bedürfnissen teilzuhaben, mit ihnen an ihre Grenzen zu gehen. Dazu kommt, dass Grace für mich auch nicht gerade eine Identifikationsfigur darstellt, da sie es einem schwer macht, sie zu mögen. All das hielt mich doch sehr auf Distanz.
Darüber hinaus werden viele Handlungsstränge nicht zu Ende geführt, die meines Erachtens in der Gerichtsverhandlung hätten aufgeklärt werden können.
Insgesamt bleibt das Buch damit für mich zu sehr an der Oberfläche.
6 von 10 Punkten