Beiträge von Sisch

    Auch von mir eine Rezension:


    Jede Menge „Stoff“ verarbeitet Renate Kampmann in ihrem neuen Leonie Simon -Krimi „Fremder Schmerz“: sadistische Serientäter, mysteriöse Mafia -Gestalten, fremdgehende Liebhaber, betrogene Verwandte, Rechtsradikalismus – nichts lässt die Autorin aus. Dynamisch und ohne Pause treibt sie ihre Story voran und fädelt gleich mehrere in einander verwickelte Geschichten ein, die im großen Finale eine gemeinsame Auflösung finden. Manchmal könnte allerdings weniger etwas mehr sein, denn als Leser verheddert man sich gelegentlich zwischen all den Haupt- und Nebenschauplätzen. Zudem bezieht sie sich manchmal auf Handlungen aus früheren Leonie Simon -Krimis, so dass man besser mit dem ersten Fall beginnen sollte.


    Trotzdem gelingt es der Autorin nicht nur, die Figur der sympathischen Ermittlerin Leonie Simon weiter zu entwickeln, auch ihr Krimi selbst ist ebenso unterhaltsam wie fesselnd geschrieben. Freuen wir uns also auf den neuen Fall!

    Harry Hole goes Down Under. In DER FLEDERMAUSMANN schickt Jo Nesbø seinen etwas unangepassten Helden nach Sydney in Australien.


    gelesen von Heikko Deutschmann


    Der alkoholkranke Osloer Kommissar Harry Hole wird von seiner Dienststelle nach Australien geschickt, um die dortige Polizei bei Ermittlungen zum Mord an einer jungen Norwegerin zu unterstützen. Die heimischen Ermittler sind nicht gerade begeistert über die unerbetene Hilfe aus dem hohen Norden, aber sein Partner, der Aboriginie Andrew Kensington, führt ihn in Sydney gut ein - in den Fall ebenso wie in die pulsierende Metropole im Osten des „siebten Kontinents“.


    Bald stellt sich heraus, dass die blonde Europäerin nicht das einzige Opfer des unbekannten Täters ist. Harry hat ihren Ex-Freund, einen Drogendealer im Visier, doch als er den Fall schon fast gelöst glaubt und der Rückflug bereits gebucht ist, beginnen sich die Ereignisse plötzlich zu überschlagen.


    Mein Fazit:


    Harry Hole goes Down Under. In seinem ersten Harry Hole-Krimi, der schon 1997 erschien, schickt Jo Nesbø seinen etwas unangepassten Helden nach Australien, um ihn in das schillernde Nachtleben Sydneys eintauchen zu lassen. Tabledance-Girls, Transvestiten, Boxkämpfer, Drogendealer und gestrandete Weltenbummlerinnen aus Skandinaven bilden einen illustren Kreis von Zeugen und Verdächtigen, die im schönsten Gegensatz zum gewöhnlichen Surfer- und Outback-Image des Landes „down under“ stehen. Zugleich ermöglicht die Geschichte einen Blick in die Kultur, die Mythen und die bis heute bestehenden Probleme der australischen Ureinwohner in ihrem eigenen Land.


    Selbst wenn Jo Nesbø beim Finale seines Falles etwas dick aufgetragen hat, ist der erste Krimi seiner Reihe überaus hörenswert - schon allein wegen der Stimme des Schauspielers Heikko Deutschmann, der die Story mitreißend und souverän erzählt.

    Im sechsten Krimi von Felicitas Mayall "Die Stunde der Zikaden" erleben Kommissarin Laura Gottberg und Commisario Angelo Guerrini ihren ersten gemeinsamen Urlaub in der Toskana.


    Endlich ist so weit. Die Münchener Kommissarin Laura Gottberg plant ihren ersten Urlaub mit ihrem Freund und Kollegen Angelo Guerrini von der italienischen Polizei. Es geht, ganz nobel, in ein privates Ressort in der Toskana. Für Angelo ist zugleich ein Trip zurück in die eigene Kindheit, denn er hat hier viele Sommer mit seinen Eltern verbracht. Doch irgendwas scheint komisch an diesem exklusiven Ort für Reiche.


    Nachts be- und entladen Laster mysteriöse Kartons. Laura und Angelo wollen eigentlich nur Urlaub machen, doch als auch noch ein Wachmann verschwindet und in ihre Ferienvilla eingebrochen wird, können sie die mysteriösen Vorgänge nicht mehr ignorieren. Die beiden Kommissare geraten in einen Strudel aus zwielichtigen Machenschaften, die weit in Angelos Vergangenheit zurückreichen.


    Mein Fazit:


    Der sechste Krimi von Felicitas Mayall „Stunde der Zikaden“ spielt in der Toskana, eine der schönsten Gegenden Italiens. Diesmal steht eigentlich nicht der Job im Mittelpunkt, sondern der erste gemeinsame Urlaub – eine vorsichtige, aber zielgerichtete Annäherung zwischen den beiden Kollegen. Aber es kommt, wie es kommen muss, und so hat die Autorin in die Ferienidylle eine spannende Krimistory eingeflochten, in der es um mysteriöse Kunsthändler, starke Familienbande und verschwundene Leichen geht.


    Sie lässt uns einen Blick in die in Italien weit verbreiteten, privaten Anwesen werfen, die mit Zaun und Wachleuten hermetisch von der Öffentlichkeit abgeschottet werden und doch ein Spiegel der Gesellschaft „draußen“ bleiben. Und sie baut ihre Figuren weiter aus, so dass wir nicht nur jede Menge über Angelos Kindheit und seine Familienverhältnisse erfahren, sondern auch die weitere Entwicklung ihrer Beziehung hautnah miterleben. Ein kritischer Blick auf das Italien Berlusconis und zugleich eine schöne Liebesgeschichte.

    Craig McHugh arbeitet als Undercoveragent bei der Chigagoer Polizei. Seit längerem ist er einer asiatischen Drogen-Bande auf der Spur. Der Einsatz fordert von ihm Tag und Nacht höchste Konzentration und zehrt an seinen Nerven. In seiner Ehe kriselt es; seine Frau Leslie verdächtigt ihn der Untreue und seine 16-jährige Tochter geht längst ihre eigenen Wege.


    Dumm nur, dass sie auf einer Rave-Party mit jeder Menge Ecstasy erwischt wird und die Spur der Drogen ausgerechnet zu jener Bande führt, die Craig im Visier hat. Seine Familie gerät in den Blickwinkel der Verbrecher und Craigs Tarnung droht aufzufliegen...


    Mein Fazit:


    Theresa Schwegel liefert mit „Gesetz der Spinne“ einen knallharten Polizeithriller ab. Sie beschreibt sehr anschaulich die hochgradige Belastung, die eine solche Arbeit mit sich bringt – beruflich wie privat: Die Familie des Ermittlers entfremdet sich immer mehr, Vorwürfe und Misstrauen sind die Folge.


    Leider bleibt die Story trotz aller Verwicklungen und Action ein wenig farblos. Die Ereignisse reihen sich unvermittelt aneinander, und auch die Figuren bleiben zum Teil schemenhaft und entsprechen nur zu oft den Klischees. Dennoch: „Gesetz der Spinne“ ist ein spannender, in den USA hoch gelobter Blick in die fiktive Welt der polizeilichen Undercoverarbeit. Wer auf coole Agenten-Action-Storys steht, für den ist dieses Buch genau das Richtige.

    „Im Sommer des Todes“ von Peter Robinson ist ein mitreißender englischer Krimi mit einer Hommage auf Musikszene der ausgehenden 1960er Jahre


    The Summer of ’69 einmal anders: Nach einem Open-Air Festival im nordenglischen Yorkshire wird eine junge Frau ermordet im Schlafsack aufgefunden. Der konservative Detective Inspector Stanley Chadwick bekommt den Fall übertragen und muss in eine Welt eintauchen, die ihm mehr als fremd ist: Junge Leute mit langen Haaren, Drogen, Kommunen und wilde Rockbands. Die Spuren im Fall der jungen Frau weisen ins Umfeld der Band „Mad Hatters“, doch haben die langhaarigen jungen Männer tatsächlich etwas mit dem Mord zu tun?...


    Dreißig Jahre später passiert in Yorkshire wieder ein Mord. Ein Musikjournalist wird tot in seinem gemieteten Cottage gefunden – und wie sich herausstellt, wollte er einen großen Artikel über die mit Spannung erwartete Reunion von „Mad Hatters“ schreiben. Detective Chief Inspector Alan Banks und sein Team stoßen bei der Spurensuche auch auf den 30 Jahre zurückliegenden Fall und die Ermittlungen ihres längst verstorbenen Kollegen. Damals schien der Mörder gefunden, aber war er es wirklich?


    Fazit:


    Angelehnt an das Schlagwort vom „Sommer der Liebe“ ist Peter Robinsons neuer Krimi - im englischen Original: „Piece of my Heart“ - auf Deutsch erschienen. Eingewoben in eine spannende Krimistory, ist „Im Sommer des Todes“ vor allem auch eine Hommage an die englische Musikszene von damals. Die zwischen 1969 und der Jetztzeit hin und her switchende Geschichte erzählt von zwei Morden, die beide im Umfeld der Musikerszene geschehen. Dabei schafft es Robinson nicht nur, einen fundierten kleinen Überblick über die damalige Rockmusik zu liefern, er fängt auch vorzüglich die Atmosphäre der ausgehenden 60er Jahre mit den als „Hippies“ verschrienen jungen Leuten ein, die auch in England aus dem Mief und der Kleinbürgerlichkeit der Nachkriegsjahre entfliehen wollten. Zugleich beschreibt er die Ängste der Elterngeneration, die mit ihren konservativen Weltanschauungen keinen Zugang zu ihren Kindern und deren Musik fand – und der daher beim Gedanken an Kommunen oder Drogen oft mehr die Fantasie durchging, als den Kids selbst. „Im Sommer des Todes“ ist ein mitreißender englischer Krimi mit dem Blick auf eine Zeit, die uns heute noch prägt.

    Also, die Kommissarin ist schon sehr melancholisch. Ich wollte sie nicht als depressiv beschreiben, da ich finde, dazu ist sie zu aktiv. Aber auch dieser Krimi hat ein wenig von der Mankellschen Schwermütigkeit. Aber ich fand das Vorgehen mit Vorurteilen echt spannend.


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    Elbereth : Mir hat dieser Krimi viel besser gefallen!

    Almudena Grandes ist mit „Das gefrorene Herz“ ein Schlüsselroman für die in Spanien zunehmend breit geführte Auseinandersetzung um die Folgen der Franco-Diktatur gelungen


    Alvaro Carrion Gonzalez lebt mit seiner Freundin in Madrid. Als sein Vater, ein reicher Immobilienhai, das zeitliche segnet, erscheint bei der Beerdigung eine fremde Frau. Er begegnet ihr erneut, als ihr bei der Testamentseröffnung überraschend eine Wohnung zugesprochen wird. Wer ist die Geheimnisvolle? Und was bedeuten all die alten Briefe und Fotos von nie erwähnten Menschen, die Alvaro in einer fest verschlossenen Metallkiste seines Vaters entdeckt?


    Er findet zunächst nur heraus, dass Raquel Fernandez Perea die Geliebte seines Vaters war. Doch bald wird ihm klar, dass ihr Verhältnis viel komplizierter gewesen sein muss, denn ihre und seine Familie kennen sich schon seit langer Zeit, und sie standen politisch immer auf verschiedenen Seiten.


    Alvaro verliebt sich in Raquel und gemeinsam kommen sie der Geschichte ihrer Familien auf die Spur, die sie mit all ihren persönlichen Verstrickungen und politischen Auseinandersetzungen von der spanischen Republik über den Putsch Francos, den blutigen Bürgerkrieg und den Zweiten Weltkrieg bis hin zum Tod des Diktators und die nach-Franco-Ära im modernen Spanien führt.


    Mein Fazit:


    Almudena Grandes ist mit „Das gefrorene Herz“ ein Schlüsselroman für die in Spanien zunehmend breit geführte Auseinandersetzung um die Folgen der Franco-Diktatur gelungen, die noch immer Familien und Ortschaften spaltet und in einer politisch stark polarisierten Gesellschaft bis heute nachwirkt. Die vergeblichen Kämpfe zehntausender europäischer Demokraten in den „Internationalen Brigaden“ gegen Francos Truppen, die fatale Einmischung aller Großmächte in den Konflikt, die klare Parteilichkeit der katholischen Kirche zugunsten des Diktators und die bleierne, kulturell wie wirtschaftlich katastrophale Unbeweglichkeit seines erst 1977 beendeten Regimes – dies und noch viel mehr zeigt Grandes anhand des fiktiven Schicksals zweier Familien.


    Ein wichtiges Buch über Spanien und seine jüngere Geschichte, aber auch ein Buch über Leidenschaft, Familie, Trauer und Freude.


    ASIN/ISBN: 3499247674

    Auf authentische und fesselnde Art schildert Mons Kallentoft in BLUT SOLL EUER ZEICHEN SEIN nicht nur die lähmende Hitze, sondern auch die zermürbenden Ermittlungen in der südschwedischen Provinzstadt Linköping


    Es ist brütend heiß in der südschwedischen Provinzstadt Linköping, und alles dümpelt träge vor sich hin. Doch als die 15jährige Josephine morgens nackt und mit Schnittwunden übersät auf einem Kinderspielplatz gefunden wird, ist es mit der Ruhe vorbei. Das junge Mädchen kann sich an nichts erinnern. Gleichzeitig verschwindet ein zweites Mädchen im gleichen Alter. Kommissarin Malin Fors und ihr Team beginnen mit Ermittlungen in einem Fall, der so zäh ist wie die schwül-heiße Luft - keine verwertbaren Aussagen und nirgends eine Spur. Doch dann wird am See eine Leiche gefunden …


    Mein Fazit:


    „Blut soll euer Zeichen sein“ ist Mons Kallentofts neuester Krimi, und er spielt in der schwedischen Provinz. Auf authentische und fesselnde Art schildert Kallentoft nicht nur die lähmende Hitze, sondern auch die zermürbenden Ermittlungen, bei denen Malin Fors und ihre Kollegen zunächst kaum einen Hinweis auf den Täter finden. Das Zurückgreifen auf Verhaltensmuster, die aus den eigenen Vorurteilen resultieren, hinterfragt er ebenso wie die oft brachiale Vorgehensweise der Polizei gegenüber Randgruppen.


    Mittendrin steht die 34-jährige, ebenso sympathische und wie melancholische Kommissarin Malin Fors, die sich mit ihrer halbwüchsigen Tochter durchs Leben schlägt. „Blut soll euer Zeichen sein“ ist ein weiteres Schmuckstück aus der großen schwedischen Krimischmiede, das neben einer Nerven aufreibenden Story manchen Stoff zum Nachdenken bietet.

    Auch wenn die Selbstmordrate in der Vorweihnachtszeit immer etwas ansteigt, lassen die vermehrten Selbsttötungen junger Frauen die Karlsruher Kommissarin Charlotte Küger und ihren Partner Tom Berger aufhorchen. Die zuständige Staatsanwältin wiegelt ab und stimmt keiner Obduktion zu, doch als schon wieder ein Suizid gemeldet wird, lässt Charlotte vom Pathologen Stefan Engels, der zufällig auch ihr Freund ist, auf eigene Faust Untersuchungen durchführen. Und tatsächlich: Es stellt sich heraus, dass die Vorgehensmuster bei allen Opfern äußerst ähnlich sind. Charlotte bekommt grünes Licht für eine Ermittlung. Doch schon passiert ein neuer Mord und der Kommissarin rennt die Zeit davon.


    Mein Fazit:


    Claudia Mummert gelingt mit „Der Blutfänger“ ein spannender Krimi, der im sonst eher unaufgeregten Karlsruhe spielt. Geschickt baut sie eine Geschichte auf, in der sich die Schlinge um den Hals des Mörders ganz langsam immer enger zieht.


    Und auch wenn es nichts Neues ist, zwischen der Perspektive des Täters und der Ermittlerin hin und her zu switchen, hält Mummert dabei die eine oder andere Überraschung für uns parat. Insgesamt ist ihre Story vielleicht ein wenig glatt und vorsehbar konstruiert, aber dem Lesefluss und der Spannung tut dies keinen Abbruch.

    Anni Bürkl legt mit „Schwarztee: Tatort Salzkammergut“ einen gelungenen Krimi vor, der mit eigenwillig-charmantem Stil eine spannende Story aus Österreich erzählt.


    Die Ex-Eventmanagerin Berenike Roither betreibt einen Tee- und Literatursalon im beschaulichen Altausee im Salzkammergut in Österreich. Nach einem Burn-Out zog die Wienerin die Notbremse und lebt jetzt glücklich und esoterisch angehaucht am Altauseer See. Als eines Abends eine Lesung mit dem skandalösen Heimatpoeten Siegfried Lahn stattfindet, passiert das Unfassbare: Mitten in der Veranstaltung kippt der bekannte Journalist Robert Rabenholz tot vom Stuhl – vergiftet von Berenikes Verbene-Tee. Die Teeexpertin gerät sofort unter Verdacht. Als kurz darauf auch noch die Leiche des Parteivorsitzenden der Nationalen Bewegung gefunden wird, den Berenike schon seit ihrer Wiener Zeit aus tiefstem Herzen verabscheut, gilt sie bei einigen als praktisch überführt. Doch Berenike beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln und verfolgt bald eine Spur, die sie zurück nach Wien zu ihren eigenen Dämonen führt...


    Mein Fazit:


    Anni Bürkl entführt uns in ihrem Krimi "Schwarztee: Tatort Salzkammergut" in die österreichische Provinz. Im Mittelpunkt steht eine junge Aussteigerin, die eigentlich nur in Ruhe ihren Laden führen und ihrer Tee-Passion nachgehen möchte. Doch dabei wird sie in Vorfälle verwickelt, die sie nicht nur mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontieren, sondern die auch die im Ort gern verschwiegenen Vorfälle aus der Zeit der Nazi-Diktatur ans Licht zu bringen drohen.


    Die Geschichte durchbricht die Autorin mit kleinen, interessanten Exkursen in die reichhaltige Welt des Tees. Auch die Kapitel heißen nach speziellen Teemischungen, für die man in einem Glossar am Ende des Bandes eine Erklärung findet. Und auch wenn das Finale etwas überschwänglich ist, legt Anni Bürkl mit „Schwarztee“ einen gelungenen Krimi vor, der mit eigenwillig-charmantem Stil eine spannende Story aus Österreich erzählt.

    Hier meine Rezension:


    Der dritte Krimi von Felicitas Mayall spielt diesmal nicht in Italien, sondern zum großen Teil in München. Bei ihren Ermittlungen zum Tod von Valerie Cabun hat es die Kommissarin mit italienischen Großfamilien, starken Frauen, mysteriösen Geheimnissen, unsympathischen Au-Pair Eltern und jeder Menge Vorurteilen zu tun.


    Aber auch privat geht es bei ihr drunter und drüber. Ihre türkischen Nachbarn verwickeln sie in ein großes Drama, ihr neuer Freund Angelo will außer ihren Kindern auch deren allein lebenden Vater kennen lernen und manchmal möchte die 48jährige Laura einfach alles hinschmeißen. Doch sie bleibt, trotz vieler Blessuren, hartnäckig am Ball. Ein gut erzählter Krimi mit viel italienischem Flair aus der bayrischen Hauptstadt und dem romantischen Cinque Terre.

    Golden Biker von Alexander von Eisenhart-Rothe ist eine abgedrehte Roadmovie-Geschichte, die nichts und vor allen Dingen sich selbst nicht ganz ernst nimmt.


    Arthur ist ein verkrachter Lebenskünstler aus Köln. Als er von einem Freund von der Sage des Goldenen Bikers aus dem Himalaja erfährt, der den besten Shit der Welt hat, beschließt er, die erste Auslandsreise seines Lebens zu machen. Ausgerüstet mit der Adresse von Albert „Bär“, der in Goa eine Imbissbude betreibt, macht er sich auf den Weg.


    Und schon im Flugzeug hat er sehr viel Glück: wegen einer Überbelegung sitzt er „Business-Class“ und kann seinen Nachbarn Gerd Lauterbach erfolgreich um das Dessert anschnorren. Gerd ist auf dem Weg zu einem wichtigen Geschäftstermin und hat wenig übrig für Leute wie Arthur. An Bärs Imbissbude angekommen, gerät Arthur in eine turbulente Auseinandersetzung und rettet den Bratmeister in letzte Sekunde vor der indischen Schutzgeldmafia. Er überredet ihn, mit auf den Trip zum mythischen Golden Biker zu kommen. Auf ihren Weg über Bombay retten sie auch noch Gerd zufällig vor einem wütenden Mob, und zusammen mit der gerissenen jungen Inderin Sherie machen sie sich zusammen auf den Weg in den Himalaja...


    Golden Biker ist eine abgedrehte Roadmovie-Geschichte, die nichts und vor allen Dingen sich selbst nicht ganz ernst nimmt. Bekloppte Uralt-Nazis, bekiffte Mossad -Agenten und zweitklassige Killer sind nur einige der kuriosen Typen, die hier auftauchen. Mittendrin die vier Helden, die auf ihrem Weg zum Goldenen Biker irrwitzige Abenteuer quer durch Indien erleben. Obwohl sich der Autor dabei mehr als nur einmal über das Riesenland am Ganges lustig macht und viele vermeintliche Skurrilitäten schildert, merkt man doch seine große Zuneigung zu dem schillernden indischen Subkontinent, über den er viel zu berichten weis. Kurios ist auch die Geschichte des Buches selbst: von deutschen Verlagen abgelehnt, soll das Manuskript zum Kult bei der deutschen Gemeinde in Goa geworden sein, bis es endlich im Eigenverlag erscheinen konnte. Heute steht schon die 2. Auflage in den Startlöchern.


    Fazit: Selbst wenn der Humor der Story manchmal etwas Tiefgang vermissen lässt, ist dies noch lange kein Grund, nicht mal wieder ordentlich zu lachen. Irrwitzig-schräge Urlaubslektüre.

    Zimmer 311: Ein Fall für Tamara Hayle von Valerie Wilson Wesley ist ein spannender krimi mit einer starken Frauenfigur aus dem schwarzen Amerika
    Tamara Hayle, schwarze Privatdetektivin und allein erziehende Mutter, hat gerade eine gute Phase. Sie ist mit einem netten Mann zusammen, ihre Auftraggeber zahlen und ihr 16-jähriger Sohn Jamal besucht voller Begeisterung einen Sommerkurs seiner Schule. Zwar lebt sie immer noch in Newark, einer Stadt in New Jersey, die schon einmal bessere Zeiten gesehen hat, aber Tamara ist optimistisch, dass es auch mit ihrer Stadt bald aufwärts gehen wird.


    Als sie Besuch von einer alten Klientin bekommt, ahnt sie nicht, dass sich innerhalb von Tagen alles ändern wird. Lilah Sweets will sie in einer familiären Angelegenheit engagieren, doch Tamara lehnt ab. Am nächsten Tag wird Lilah ermordet aufgefunden, und ausgerechnet Jamal gilt als einer der Verdächtigen. Tamara setzt alles dran, seine Unschuld zu beweisen …


    Seit nunmehr sieben Fällen ermittelt die sympathische Privatdetektivin Tamara Hayle in Newark, der größten Stadt von New Jersey, USA. In „Zimmer 311: ein Fall für Tamara Hayle“ beschreibt Valerie Wilson Wesley nicht nur die wechselhafte Geschichte und die Probleme Newarks, sie geht auch auf die Lebensumstände der großen schwarzen Community dort ein: Gewalt auf der Straße, der unterschwellige Rassismus, die Perspektiven und Hoffnungen der schwarzen Jugendlichen sind nur einige Themen, die sie anschneidet.


    In „Zimmer 311“ prangert sie aber auch den Krieg im Irak und dessen Folgen an, denn viele der Soldaten kommen mit posttraumatischen Störungen zurück und setzen den inneren Krieg in ihren eigenen Familien fort. Auch wenn der eigentliche Krimifall diesmal ein wenig durchsichtig ist, sind die Umstände, die Valerie Wilson Wesley um die Story herum beschreibt, sehr lebendig und anschaulich erzählt. Eine starke Frauenfigur aus dem schwarzen Amerika – mehr davon.


    ASIN/ISBN: 3257239165

    "Die unglaubliche Reise der Lillian Leyb" von Amy Bloom ist die eindrucksvolle Geschichte einer starken Frau, die beharrlich ihren ungewöhnlichen Weg geht.


    gelesen von Marina Köhler


    Nach einem furchtbaren Massaker an ihrer Familie verlässt die Jüdin Llian Leyb Russland und reist Mitte der 20er Jahre nach New York. Dort möchte sie ein neues Leben anfangen, was ihr auch recht gut gelingt. Anfänglich lebt sie bei ihrer Cousine und arbeitet als Näherin. Dann lernt sie die reichen Burstyns kennen, Vater und Sohn, beide werden ihre Liebhaber.


    Als eines Tages eine Verwandte auftaucht, die behauptet, dass Lilians Tochter Sophie noch lebt, gibt es für sie kein Halten mehr. Da Sophie mit ihren neuen Eltern in Sibirien leben soll, begibt sich Lilian auf eine unglaubliche Reise, die sie quer durch die USA über Kanada und die Behringstraße nach Russland bringt soll.


    Mein Fazit:


    "Die unglaubliche Reise der Lillian Leyb" von Amy Bloom ist die eindrucksvolle Geschichte einer starken Frau, die beharrlich ihren ungewöhnlichen Weg geht. Dabei beschreibt Amy Bloom das Amerika der 20er Jahre, vom frivolen Leben in New York bis zur Einsiedlerhütte im tiefsten Schnee. Ihre Heldin Lilian lernt auf ihrer Reise die unterschiedlichsten Menschen kennen, schließt Freundschaften und verlässt Liebhaber, landet im Gefängnis, überlebt die berüchtigtsten Viertel Seattles und wandert durch die Einsamkeit Kanadas.


    Dabei versucht sie immer, sich den äußeren Begebenheiten anzupassen, ohne sich selbst zu verlieren. Mit seiner ruhig und bedächtig erzählten Geschichte ist dieser Roman auch eine Reise in die Vergangenheit eines der größten Einwanderungsstaaten seiner Zeit - ein spannender Einblick in die andere Seite des „goldene Zeitalters“ des letzten Jahrhunderts. Mit viel Einfühlungsvermögen liest die Schauspielerin Marina Köhler eine etwas gekürzte Fassung.

    Huhu,
    auch von mir eine Rezension:


    Chris Carters „Der Kruzifix Killer“ ist ein knallharter Thriller. Und auch wenn das Thema vom sadistischen Serienmörder mittlerweile etwas abgedroschen ist, verleiht Chris Carter ihm hier wieder eine ganz neue Würze. In kurzen Kapiteln peitscht er uns durch eine hochgradig packende Geschichte.


    Der von Beginn an straff gespannte Spannungsbogen verliert bis zur letzten Seite nicht an Kraft. So ist der „Der Kruzifix-Killer “ ein aufregender Thriller für alle, die auf packend erzählte Action stehen. Nicht mehr – aber bestimmt auch nicht weniger!


    LG Sisch

    „Blut für Wasser“ von Varda Burstyn ist ein hochbrisanter Öko-Thriller mit aktuellem Hintergrund.
    In den USA wird langsam das Wasser knapp. Die durstige US-amerikanische Landwirtschaft und Städte wie Las Vegas lechzen nach dem fischen Nass. Das bringt den Multimilliadär William Greele auf die Idee, große Wasserreserven in Kanada anzuzapfen und sie durch private Pipelines in die USA zu befördern.


    Da die kanadische Umwelt durch das Absinken des Grundwasserspiegels große Schäden davontragen würde, soll der Deal unter größter Geheimhaltung zustande kommen. Doch einer seiner Mitarbeiter bekommt Wind von dem skandalösen Vorhaben: Er informiert die Umweltschützerin Claire Davidowicz und zusammen gehen sie der Sache nach. Doch Greele ist jedes Mittel recht, um die Sache von der Öffentlichkeit fernzuhalten und alles in trockene Tücher zu bringen …


    Mein Fazit:


    Dass Wasser in vielen Gegenden knapp wird und die Privatisierung von lebenswichtigen Grundversorgungseinrichtungen viele Risiken birgt, damit beschäftigt sich Varda Burstyn in ihrem Thriller „Blut für Wasser“. Dabei geht sie im Besonderen auf die negativen Auswirkungen ein, die die fortschreitende Privatisierung von Wasser mit sich bringt. In ihrem Öko-Thriller beschreibt sie die politischen und wirtschaftlichen Schachzüge und Deals zwischen Politik und Wirtschaft, die eine private Pipeline erst möglich machen.


    Auch wenn sie diese Schritte manchmal etwas zu minutiös ausbreitet, steckt in ihrem packenden Krimi jede Menge Sprengkraft. So ist jetzt schon in Frankreich und Großbritannien die Trinkwasserversorgung bis zu 90% in privater Hand und auch sonst überall auf der Erde bezahlen Haushalte oft die überhöhten Preise privater Anbieter. So ist „Blut für Wasser“ ein hochbrisanter Thriller mit aktuellem Hintergrund.

    Hallo, ich habe auch eine Rezi:


    Dass es in Karin Slaughter Thrillern heiß her geht, erwarten wir von ihr. Auch ihr 6. Thriller „Zerstört“ mit dem Ermittlerduo Sara Linton und Jeffrey Tolliver bietet in einer packend erzählten Story brutale Morde, faschistische Skinheads, korrupte Beamte und jede Menge Drogen.


    Aber sie geht auch einen Schritt weiter. Slaughter prangert nicht nur die zum Teil erbärmlichen Lebensumstände im verarmten ländlichen Süden der USA an, sondern sie beschreibt auch das morbide und völlig ungerechte Gesundheitssystem des Landes. Und natürlich flechtet sie auch das Privatleben ihrer Protagonisten in die Geschichte ein. In „Zerstört“ geht es hauptsächlich um die Vergangenheitsbewältigung der Polizistin Lena Adams.


    Der Thriller ist ähnlich wie ein zeitversetzter Kanon geschrieben. Die beiden parallel laufenden Storys - die eine, in der die drei Tage vorher spielenden Ereignisse erzählt werden, in die Lena verstrickt ist, und die andere, in der Sara und Jeffrey versuchen, Licht in die mysteriösen Ereignisse und Verschwinden Lenas zu bringen - fügen sich in einem fulminanten und überraschenden Finale zusammen.


    Für Karin Slaughter - Fans ist „Zerstört“ ein Muss, für alle Anderen ist es eine gute Gelegenheit, in Sara und Jeffrey’s packende Fälle einzusteigen.

    Hier meine Rezi:


    „Solange du lebst“ von Louise Erdrich verwebt vier Erzählperspektiven zu einem spannenden und beeindruckenden Roman Alle vier Figuren erzählen aus ihrer Perspektive ihre ganz eigene Geschichte, die immer etwas mit dem schrecklichen Lynchmord zu tun hat und zugleich in die allgemeine Entwicklung des Ortes eingeflochten ist. Raffiniert verwebt sie das Leben ihrer Figuren über Generationen
    miteinander, so dass am Ende ein umfassender Stammbaum der Ortsbewohner entsteht. Besonders geht Louise Erdrich dabei auf die „Native Americans“ ein, deren Situation sie mit viel Sympathie beschreibt. Dabei vergisst sie aber nicht, ihre Figuren mit Schwächen und Stärken auszustatten. „Solange du lebst“, im Original „The Plague of Doves“ (Die Plage der Tauben), ist mit seiner Intensität und Leidenschaft ein ganz besonderer Roman, der mit einigen autobiografischen Zügen ein ganzes Jahrhundert umspannt.


    LG Sisch