Beiträge von Sisch

    „Bombenspiel“ von Edi Graf ist ein spannend inszenierter Krimi rund um das Top-Ereignis „WM 2010“.


    2010 – endlich ist es soweit: Die erste Fußball-Weltmeisterschaft findet auf afrikanischem Boden statt. Südafrika will sich der Welt präsentieren und arbeitet fieberhaft an der Vollendung seiner neuen Anlagen und Stadien. Im kalten Deutschland hat die Journalistin Linda Roloff derweil ein ganz anderes Problem. Als sie den Bauingenieur Hermann Fries für ein Interview treffen will, findet sie ihn erschossen am vereinbarten Treffpunkt.


    Fries arbeitete am Bau des Stadions im südafrikanischen Durban mit und war dort seltsamen Vorgängen auf die Spur gekommen. Unterlagen wurden gefälscht, Bauzeichnungen geändert und auch die Stahlträger für den Skywalk sahen plötzlich ganz anders aus, als in der Planung. Linda reist kurz entschlossen ans Kap, um mehr über die Hintergründe dieses mysteriösen Mordfalls heraus zu finden und kommt dabei einer Verschwörung von unglaublichem Ausmaß auf die Spur…


    Mit knackig kurzen Kapiteln jagt uns Edi Graf in „Bombenspiel“ durch seine spannungsgeladene Story. Tagebuchartige Notizen verbinden geschickt die Qualifikationsspiele der deutschen Nationalmannschaft auf dem Weg zum Fußballgipfel mit den fiktionalen Geschehnissen rund um die südafrikanische WM-Vorbereitung – und mit der Angst, dass unvorhergesehene Ereignisse die Spiele in dem nur mühsam befriedeten Land am Kap in die größte Katastrophe der Sportgeschichte verwandeln könnten. Obwohl Graf in der Beschreibung von Staat und Gesellschaft in Südafrika kaum ein Klischee auslässt, ist „Bombenspiel“ ein spannend inszenierter Krimi rund um das Top-Ereignis „WM 2010“. Fußball-Vorfreude der besonderen Art.

    Janus – Im Zeichen des Sturms von David Zurdo und Angel Gutiérrez ist ein Trip in den eisigen Schneesturm zu einer spannenden Grenzerfahrung zwischen unerlaubten Experimenten, Science Fiktion und knallharter Action.


    Der Wissenschaftler Ian Moone arbeitet an einem Geheimdienst-Projekt in Boston, und er steht kurz vor einem Bahn brechenden Durchbruch: Sein neues Programm „Janus“ würde in der Lage sein, alle bekannten Computersysteme lahm zu legen. Doch schon bald muss Moones feststellen, dass sein Projekt noch viel heißer ist, als er dachte - sein eigener Chef will ihn beseitigen lassen, sobald das Programm vollendet ist. Hals über Kopf flüchtet er Richtung Kanada, kommt aber wegen eines starken Schneesturms nur bis in das kleine Kaff Brownton im US-Nordstaat Vermont. Dort trifft er die FBI-Agentin Maya Kensington, die sich aus einem völlig anderen Grund hier aufhält. Sie arbeitet ebenfalls für eine geheime Spezialabteilung der Regierung und versucht, durch Computerberechnungen besonders unheilvolle Ereignisse im Voraus aufzuspüren. Und das stärkste von ihr beobachtete Signal kommt ausgerechnet aus Brownton. Ohne zu wissen, wonach sie genau suchen, setzen die beiden alles daran, dem mysteriösen Phänomen auf die Spur zu kommen. Sicher ist nur eines: Wenn sie versagen, wird es passieren. Und es wird schlimm sein.


    Die beiden spanischen Autoren David Zurdo und Angel Gutiérrez beschäftigen sich schon seit langem mit dem Grenzbereich zwischen Wissenschaft und Parapsychologie. Auch in ihrem neuen Thriller „Janus“ stellen sie wissenschaftliche Phänomene vor, die noch nicht enträtselt wurden. Und obwohl die Story manchmal etwas konstruiert wirkt und ihren Figuren ein paar mehr Konturen durchaus nicht geschadet hätten, wird der Trip in den eisigen Schneesturm zu einer spannenden Grenzerfahrung zwischen unerlaubten Experimenten, Science Fiktion und knallharter Action.

    „Tote Stimmen“ von Steve Mosby ist mit seiner exzellent-kribbeliger Spannung ein mitreißender englischer Thriller.


    In einer englischen Großstadt treibt ein fieser Killer sein Unwesen. Er entführt junge Frauen und lässt sie qualvoll verdursten. Die mit der Ermittlung beauftragten Polizisten Sam Currie und James Swann sind ratlos, bis ihnen der junge Journalist Dave Lewis ins Auge fällt. Dessen Name taucht im Zusammenhang mit den perfiden Morden immer wieder auf. Dave jedoch macht sich inzwischen selbst Sorgen um seine Ex-Freundin Tori, die mit einmal spurlos verschwunden ist, aber weiterhin gutgelaunte SMS verschickt...


    Mit „Tote Stimmen“ legt Steve Mosby einen gut gelungenen, mit vielen Überraschungen gespickten Thriller vor. In verschiedenen Handlungssträngen baut er eine exzellent-kribbelige Spannung auf und lässt die Leser so lange im Dunkeln tappen, bis selbst sein Ich-Erzähler, der sympatische Dave, nicht nur bei der Polizei unter Verdacht steht. Und auch wenn das Finale etwas dick aufgetragen ist, präsentiert sich „Tote Stimmen“ als ein mitreißender englischer Thriller. Die Kritik hat Recht: Neben Simon Beckett ist Steve Mosby einer der neuen Sterne am englischen Krimihimmel.

    Kunstgriff von Susanne Kronenberg ist ein handwerklich solide gemachter Lokal-Krimi aus Wiesbaden.


    Nach dem freiwilligen Ausscheiden aus dem Polizeidienst
    schlägt sich Norma Tann als Privatdetektivin durch. Wie gut, dass sie durch eine Erbschaft an etwas Geld gekommen ist und nicht jeden 0815-Auftrag annehmen muss. Daher weigert sie sich auch, den Arbeitskollegen eines betrogenen Mandanten zu beschatten. Als der Kollege jedoch ermordet im städtischen Wald gefunden wird, ist ihre Neugier geweckt. Gleichzeitig verschwindet bei der bekannten Galeristin Undine Abendstern ein Gemälde, und Norma bekommt den Auftrag, es wieder zu beschaffen. In Verdacht steht Undines eigene Tochter Nina. Und siehe da: Die hat einen zwielichtigen Freund, der wiederum den Toten gut kannte – Zufall? Norma beginnt, die Fäden zu verknüpfen …


    Wiesbaden erscheint Außenstehenden nun nicht gerade als Hochburg des Verbrechens. Doch seitdem Susanne Kronenbergs Privatdetektivin Norma Tann dort ermittelt, ist auch dieser weiße Fleck auf der Krimilandkarte verschwunden. „ Kunstgriff “, der dritte Fall mit der schlauen Ermittlerin Norma Tann, hat alles, was ein guter Krimi braucht: zwei im Zusammenhang stehende Fälle, eine Reihe Verdächtiger und eine toughe Heldin, die sich diesmal mit Erlebnissen aus der Vergangenheit herumschlagen muss. Das alles ist mit viel Ortskenntnis eingebettet in die Kulisse der hessischen Landeshauptstadt. Ein handwerklich solide gemachter Lokal-Krimi – für Hessen und den Rest der Republik.

    „Die Mondspielerin“ von Nina George ist eine romantische, zu Herzen gehende Geschichte über eine Frau, die statt des Todes ein neues Leben findet.


    Die 60-jährige Marianne Messmann aus Celle hat keine Lust mehr. Nicht auf ihren knauserigen Ehemann Lothar und nicht auf ihr langweiliges Leben in der norddeutschen Provinz. Als sie mit ihrem Gatten eine Busreise nach Paris bucht, beschließt sie, sich dort das Leben zu nehmen. Sie verlässt bei erster Gelegenheit ihre Reisegruppe und stürzt sich in die Seine. Leider geht die Sache schief, denn Marianne wird von einem Clochard gerettet und in ein Krankenhaus eingeliefert.


    Dort findet sie zufällig eine kleine Kachel, auf der sich ein Motiv aus einem idyllischen Fischerdorf in der Bretagne befindet. Also alles noch mal von vorn: Marianne beschließt, an die raue französische Nordwestküste zu reisen, um ein letztes Mal das Meer zu sehen und dann zu sterben. Doch sobald sie Kerdruc erreicht, kommt alles anders...


    Die Hamburgerin Nina George muss die Bretagne lieben, denn anders ist diese Liebeserklärung, die sie dem Landzipfel „am Ende der Welt“ mit ihrem Roman „Die Mondspielerin“ macht, nicht zu erklären. In ihrer leicht melancholischen Geschichte beschreibt sie die Bretonen als kantig-schrullige Typen, verbindet die Sagen der wilden Landschaft mit dem modernen Leben und lässt ihre ungewöhnliche Heldin noch einmal so richtig aufleben. Das hat zwar wenig mit der Realität zu tun, aber dennoch – oder gerade deswegen – ist „Die Mondspielerin“ eine wunderbar-romantische, zu Herzen gehende Geschichte über eine Frau, die statt des Todes ein neues Leben findet. Ideal für alle, die sich wieder mal weit weg vom täglichen Einerlei träumen wollen.

    Hier meine Rezi:


    Die Geschichte von Peter Pan wurde ursprünglich von James Barrie geschrieben und ist, im Gegensatz zu den Disney-Verfilmungen, eine durchaus blutrünstige Story mit einem rücksichtlosen Peter Pan, der andere Kinder rekrutiert, um sie gegen seine Feinde wie z.B. die Piraten kämpfen zu lassen. Der Schriftsteller Brom hat diese Geschichte in unsere Zeit versetzt und mit englischen Sagen wie der vom mystischen Reich Avalon gewürzt.


    Und auch Broms Peter Pan ist nicht nur der nette, spitzbübige Junge, der jede Menge Spaß haben und niemals erwachsen werden will, sondern eine stets undurchsichtige Gestalt, die ihre Ziele auch auf Kosten anderer verfolgt. In der Auseinandersetzung mit Peter und ganz ohne die Erwachsenen erschafft Brom eine Situation, in der die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Regeln aufstellen müssen, um zu überleben – frei nach Klassikern wie „Lord of the flies“. Ernsthaft-spannende Unterhaltung für Youngsters.

    Hier meine Rezi:


    In „Tödlicher Sog“ beschäftigt sich Ilkka Remes mit dem Untergang des Fährschiffs Estonia, die 1994 auf ihrem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Insel Utö in der eiskalten Ostsee sank. Die Untersuchungen zur Ursache des Unglücks ergaben kein eindeutiges Bild und immer wieder gab es Vermutungen, dass weiteres, wichtiges Beweismaterial zurückgehalten wurde. Um die größte Ostsee-Schiffskatastrophe nach 1945 und die darum gesponnenen Verschwörungstheorien konstruiert Remes eine spannende Story. Zwar wirkt der Einstieg in die Geschichte – siehe oben – etwas konstruiert, aber dann gewinnt „Tödlicher Sog“ immer mehr an Tempo und entwickelt sich in typisch Remes’scher Art zu einem Eurothriller mit vielen gut recherchierten Hintergrundinfos und jeder Menge Action. Ein tödlicher Sog bis zur letzten Seite.

    Hier meine Rezi:
    Weit ab von den kassenträchtigen Jugend- Fantasy- und Vampir- Geschichten ist Will Gatti mit „Diebe“ ein realistisches Großstadtmärchen aus einem der Barrios der südamerikanischen Metropolen gelungen. Mit dem Mädchen Baz beschreibt er nicht nur eine sympathische und pfiffig-gerissene junge Diebin, die eigentlich nichts weiter will, als die Vertrautheit einer kleinen Familie. Er geht auch die mafiösen Strukturen in den Vorstadtslums ein und auf die vielen Kinder, für die Kleinkriminalität oft die einzige Möglichkeit ist, um an etwas Geld, Essen oder ein Dach über dem Kopf zu kommen. Dass Schule oder gar Ausbildung dabei meist auf der Strecke bleiben, gehört zur tragischen Logik eines solchen Lebens. Mit einer spannenden Story und authentischen Dialogen in der Sprache der Jugendlichen ist Gatti ein mitreißendes Jugendbuch vom täglichen Kampf ums (Über)Lebenswerte im Großstadtdschungel gelungen.

    „Totenblüte“ von Ann Cleeves ist ein klassischer Who-done-it-Krimi, der in der Nähe von Newcastle im beschaulichen Nordosten Englands spielt.


    Endlich hat die geschiedene Julia Armstrong wieder mal ein Date. Doch als sie von dem Treffen nach Hause kommt, trifft sie der Schock: ihr Sohn Luke liegt tot in der vollen Badewanne, umringt von wunderschönen Blüten. War es Selbstmord?


    Für Kommissarin Vera Stanhope und ihren Kollegen Joe Ashworth steht schnell fest, dass hier ein makaber inszenierter Mord stattfand. Als kurz darauf die Studentin Lily March tot in einem Teich aufgefunden wird, wieder inmitten eines Blumenarrangements, begeben sich die beiden auf die Suche nach dem Zusammenhang zwischen beiden Fällen. Das jedoch ist erst einmal nicht so einfach, bis sich Stück für Stück ein undeutliches Bild der Geschehnisse zusammen fügt. Wird es reichen, um den Täter zu fassen?


    „Totenblüte“ von Ann Cleeves ist ein klassischer Who-done-it-Krimi, der in der Nähe von Newcastle im beschaulichen Nordosten Englands spielt. Mit der etwas kantigen Kommissarin Vera Stanhope und ihrem eloquenten Kollegen Joe Ashworth hat Cleeves ein ebenso sympathisches wie gegensätzliches Team geschaffen, das hier seinen ersten Fall zu lösen hat. Wie ein Puzzlespiel fügen die beiden die Teile des Geschehens zusammen und entblättern nach und nach die kleinen und großen Geheimnisse ihrer Zeugen und Verdächtigen. Ann Cleeves beherrscht dabei die große Kunst, die Spannung ohne große Action und in einem eher beschaulichen Erzählstil bis zum Ende perfekt aufrecht zu erhalten. Ein schöner neuer Leckerbissen also für alle Fans des klassischen englischen Krimis – und für alle anderen ein Grund, es mal wieder zu werden.

    Hier meine Rezi:
    In ihrem neuen Thriller „Cult - Spiel der Toten“ zaubern Douglas Preston und Lincoln Child von Beginn an eine spannend-mysteriöse Stimmung inmitten von „Big Apple“. Der etwas extravagante Special Agent Aloysius Pendergast, der schon in einigen früheren Büchern der beiden Autoren ermittelte, muss sich dieses Mal mit einem wirklich ungewöhnlichen Fall auseinandersetzen – was zunächst wie ein klassischer Horrorthriller daher kommt, nimmt am Ende eine völlig überraschende Wendung. Dabei halten Douglas Preston und Lincoln Child ihre unheimliche Atmosphäre bis zur letzten Seite aufrecht. Und selbst wenn sich das Zombie-Gestammel im Lauf der Geschichte manchmal etwas zu oft wiederholt, ist „Cult - Spiel der Toten“ eine unheimlich gelungene Mischung aus Horror, Mystik und Thriller.

    Hier meine Rezi:
    In seinem neuen Roman „Der Koch“ versteht es Martin Suter, mit leichter Hand so gewaltige Themen wie die Weltwirtschaftkrise und den fast unbemerkten Bürgerkrieg auf Sri Lanka mit den Künsten der molekularen Küche und ihren ayurvedischen Einflüssen zu verknüpfen. In seinem unverkennbaren, heiter-lakonischen Stil greift er nicht nur die Zusammenhänge der globalen Wirtschaft mit ihren skrupellosen Geschäftemachern auf, er macht auch auf einen vergessenen Bürgerkrieg aufmerksam, der schon Jahrzehnte währt.


    Dabei verliert er aber nie seine Geschichte aus den Augen, die er immer wieder mit pikanten Zufällen würzt – und mit jeder Menge famos beschriebener Geschmacksexplosionen, die einem beim Lesen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Ein Roman, der mit Herz und Verve durch den Magen geht

    „Eiskaltes Grab“ nicht nur Charlaine Harris’ bislang härtester Fall, sie würzt ihn auch mit einem gehörigen Schuss Erotik


    Nachdem die junge Harper Connelly von einem Blitz getroffen wurde, hat sich ihr Leben verändert: Niemand weiß wie, aber Harper kann mit schlafwandlerischer Sicherzeit vergrabene Tote auffinden. Zusammen mit ihrem Stiefbruder verdient sie von nun an mit dieser „Gabe“ ihr Geld.


    Einer ihrer Aufträge führt sie mitten im eiskalten Januar in ein kleines Kaff in North Carolina, wo Angehörige und örtliche Behörden mehrere verschwundene Jungen suchen. Harper findet sie alle auf einem verlassenen Grundstück, und immer mehr kristallisiert sich heraus, dass es unter Bevölkerung einen brutalen Serienmörder gibt. Aber wer ist es?


    Mit Harper Connelly hat Charlaine Harris Storys eine zweite, ebenso toughe wie sensible Heldin neben ihrer erfolgreichen Telepathin Sookie Stackhouse aus den „True Blood“ - Storys geschaffen.


    „Eiskaltes Grab“ ist nun bereits das dritte Abenteuer mit der Totenfinderin Harper und ihrem Stiefbruder Tolliver Lang. Diesmal muss sich unsere Heldin in einem besonders grausamen Fall mit der Entführung und dem Tod von mehreren Jungen herumschlagen – die Sache verlangt psychisch alles von ihr. Und dazu geht auch noch privat alles bei ihr drunter und drüber, stellt sie doch fest, dass sie sich heftig in ihren Stiefbruder verliebt hat. So ist „Eiskaltes Grab“ nicht nur Charlaine Harris’ bislang härtester Fall, sie würzt ihn auch mit einem gehörigen Schuss Erotik. Spannende und heiße Unterhaltung für kalte Nächte.

    Katharina Münk ist das Pseudonym einer ehemaligen Sekretärin, die beruflich viele Erfahrungen mit psychotischen Führungskräften sammeln konnte, bevor sie vor zwei Jahren mit dem Buch „Und morgen bringe ich ihn um“ einen großen Verkaufserfolg landete. Auch in „Die Insassen“ rechnet sie wieder mit ihrem Beruf und dem egomanen Gehabe vieler Chefs ab. Und das macht sie auf eine herrlich- sarkastische Art. Minutiös nimmt sie die selbstgefällige Managermentalität auseinander und beschreibt, wie einfach mit genügend Selbstbewusstsein, dem jeweils aktuellen Wirtschafts-Vokabular, einer Top Performance und einigen kleinen Kniffen ein völlig aus der Luft gegriffener Börsengang inszeniert werden kann – und wie leicht sich viele Zeitgenossen von derartigem Gehabe beeindrucken lassen. Der Schauspieler Jürgen Uter unterstreicht den humorvoll ironischen Stil mit einer rundum gelungenen Intonation. Feine Wirtschaftsatire – ideal für den täglichen Wahnsinn.

    Menetekel von Raymond Khoury ist ein sehr empfehlenswerter Verschwörungsthriller, der mit vielen unerwarteten Wendungen überrascht und eine Lanze für mehr religiöse Toleranz bricht.


    Die Fernsehjournalistin Gracie Logan und ihr Team verfolgen gerade den Abbruch einer riesigen Eismasse in der Antarktis, als plötzlich ein gigantisches Zeichen am Himmel erscheint. Tausende Kilometer entfernt, in einem ägyptischen Kloster, bekommt ein Pater eine direkte Eingabe von Gott und beginnt zu malen – es ist jenes Zeichen, das er immer und immer wieder zu Papier bringt.


    Parallel dazu bekommt Matt Sherwood einen Anruf von Vince, dem besten Freund seines vor Jahren verunglückten Bruders Danny: Danny würde noch leben und als brillanter Wissenschaftler an einem Top-Secret-Projekt arbeiten, das mit dem Erscheinen des Zeichens in Zusammenhang stehen könnte. Doch bevor Matt mehr erfahren kann, stirbt Vince und auch Matt selbst entkommt knapp einem Mordanschlag. Was also steckt hinter dieser überaus mysteriösen Geschichte? Matt setzt alles daran, seinen Bruder zu finden und kommt dabei einer unglaublichen Sache auf die Spur...


    In „Menetekel“ setzt sich Raymond Khoury mit dem US-amerikanischen Religionswahn und seinen allgegenwärtigen TV-Predigern, Massentaufen und Mega-Events auseinander. Dabei schafft er es nicht nur, einen mitreißenden Thriller zu schreiben, er setzt sich auch klar gegen jeden religiösen Fanatismus ein. In kurzen Kapiteln switcht Khoury zwischen seinen verschiedenen Erzählsträngen hin und her und erzeugt so ein rasantes Tempo, das er bis zum fulminanten Finale perfekt durchhält. Und auch wenn seine Hauptfigur Matt im Laufe der Story ein wenig zu sehr zum rambohaften Bruce Willis mutiert, ist Menetekel ein sehr empfehlenswerter Verschwörungsthriller, der mit vielen unerwarteten Wendungen überrascht und eine Lanze für mehr religiöse Toleranz bricht – sonst werden die Kämpfer gegen die „Achse des Bösen“ ihren Feinden am Ende immer ähnlicher.

    Mit „Evernight“ gelingt Claudia Gray eine mystische und wunderbar kitschige Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die sich eigentlich nicht finden dürfen.
    Gelesen von Nana Spier (der Synchronstimme von „Buffy“)


    Die 16-jährige Bianca Olivier hat es nicht einfach: Sie muss ins Internat, und zwar ausgerechnet in jenes, in dem auch ihre Eltern als Lehrer unterrichten. Und so möchte sie am liebsten schon vor der ersten Einführung das Weite suchen. Als sie am frühen Morgen in der Nähe ihres neuen Zuhauses, dem Internat Evernight, durch die hügelige Landschaft Neu-Englands streift, trifft sie den etwas unnahbaren Lucas. Sie verliebt sich in den Jungen, und das macht ihr das Leben zwischen den hochnäsigen Eliteschülern endlich etwas erträglicher. Doch etwas ist anders in Evernight - Bianca und Lucas merken schnell, dass ein dunkles Geheimnis ihrer Liebe im Weg steht. Vampirgeschichten, Vampirgeschichten, Vampirgeschichten.


    Mit „Evernight“ gelingt Claudia Gray eine mystische und wunderbar kitschige Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die sich eigentlich nicht finden dürfen. Auch wenn Lovestories à la „Romeo und Julia“ schon oft erzählt wurden, ist die Geschichte um die schmachtenden Teenager Bianca und Lucas mit viel Leidenschaft geschrieben und mit einigen Überraschungen gewürzt.


    Ein besonderes Bonbon ist natürlich, dass „Evernight“ von der Schauspielerin Nana Spier gelesen wird, die schon der Königin aller Teenie-Vampire-TV-Serien „Buffy“ die deutsche Synchronstimme geliehen hat.

    „In ewiger Nacht“ von Polina Daschkowa ist ein psychologisch hervorragend erzählter Thriller mit aufrechten Helden und einem ebenso aktuellen wie brisanten Thema.


    Als erfahrene Ärztin in einer Moskauer Psychiatrie hat Olga Filippowa schon viele echt kranke Menschen zu Gesicht bekommen. So steht für sie auch ziemlich schnell fest, dass der neu eingelieferte Patient gar keinen „Gedächtnisverlust“ hat, sondern wohl nur einen guten Vorwand braucht, um für einige Zeit von der Bildfläche zu verschwinden. Und sie glaubt auch zu wissen warum: der Mann scheint dick im Geschäft mit der Kinderprostitution zu stecken. Doch als sie wenig später vom Mord an der 15-jährigen Shenja hört, schöpft sie einen ganz anderen Verdacht. Zu sehr erinnert sie dieser Fall an eine Reihe von Morden, die vor Jahren die Stadt erschütterten, ohne dass der Täter je gefunden wurde – nicht zuletzt, weil die Sonderermittlereinheit damals sehr schnell wieder aufgelöst wurde. Zusammen mit ihrer alten Jugendliebe Dima Solowjow beginnt Olga mit Nachforschungen in einem Sumpf, in dem so mancher Saubermann auf schmutzigste Weise sein Unwesen treibt...


    Polina Daschkowa hat ein Gespür für die finstersten Untiefen der russischen Gesellschaft. So auch in ihrem neuen Roman „In ewiger Nacht“, in dem sie einen weiteren ungeschminkten Blick auf das Treiben korrupter Emporkömmlinge und alter Oligarchen wirft. Dieses Mal widmet sie sich dem Missbrauch von Kindern in der russischen Hauptstadt. Und wenn es nicht Helden wie die Ärztin Olga oder den Kommissar Solowjow geben würde, wäre das düstere Bild, das sie von ihrer Heimatstadt zeichnet, pechschwarz.


    „In ewiger Nacht“ ist ein psychologisch hervorragend erzählter Thriller mit sympathischen Helden und einem ebenso aktuellen wie brisanten Thema. Ein echter Daschkowa-Krimi, hart und spannend.

    Blutrote Nacht von Jarad Henry ist gelungene, spannende Krimiunterhaltung aus Down Under.


    Als ein junger Mann mit einer Spritze im Arm tot im szenigen Melbourner Stadtviertel St. Kilda gefunden wird, glaubt Detective Rubens McCauley zunächst an einen der üblichen traurigen Drogentoten. Doch dann tauchen so viele Unstimmigkeiten in der Sache auf, dass Rubens stutzig wird. Da der Fall offiziell schon abgehakt ist, beginnt er auf eigene Faust mit Ermittlungen. Und kurz darauf wird eine zweite Leiche gefunden, wieder ein junger Mann ...


    Jarad Henry siedelt seinen Thriller „Blutrote Nacht“ im Melbourner Szene-Viertel St. Kilda an. Zahlreiche Künstler und Musiker, ein lebendiges Nachtleben mit vielen Bars und Cafés – dies ist die eine Seite des beliebten Stadtteils. Drogensucht, Kriminalität und Prostitution sind jene andere, mit der sich Henrys eigenbrötlerischer Held Rubens auseinander setzen muss. Und das macht er auf eine höchst spannende und einfallsreiche Art und Weise.


    In hohem Tempo jagt er durch die trockene Hitze Melbournes und lässt uns keinen Moment zur Ruhe kommen. Obwohl die Geschichte vom einsamen Detective, der seinen Fall (fast) im Alleingang löst, schon oft erzählt wurde, birgt „Blutrote Nacht“ doch so manche Überraschung. Gelungene, spannende Krimiunterhaltung aus Down Under.

    „Blinde Flecken“ von Peter Probst ist ein handwerklich solide gearbeiteter Krimi, der sich sehr engagiert mit dem schmutzigen rechten Rand unserer Gesellschaft auseinandersetzt


    Der fast 50jährige Anton Schwarz arbeitet in München als Privatdetektiv und Wachmann, nachdem er vor vier Jahren bei der Polizei entlassen wurde. Als er von dem Rechtsanwalt Karl Loewi engagiert wird, ahnt er nicht, auf was er sich einlässt. Schwarz soll herausfinden, ob Tim Burger, der gerade seine Gefängnisstrafe wegen einer Amokfahrt mit Todesfolge abgesessen hat, Mitglied eines rechtsradikalen Netzwerkes ist.


    Bei seinen Nachforschungen muss Schwarz nicht nur tief in den braunen Sumpf der Münchener Neo-Nazi-Szene eintauchen, auch in seiner eigenen Familie kommen einige überraschende Geheimnisse ans Tageslicht.


    Die Vernetzung rechtsradikaler Gruppen, der schwierige Ausstieg aus der Szene, die Rekrutierung neuer Anhänger durch Nachhilfeangebote, fremdenfeindliche Anschläge und die oft diffuse Rolle des Verfassungsschutzes mit seinen V-Leuten - das sind die hochaktuellen Themen, mit denen sich Peter Probst in „Blinde Flecken“ auseinandersetzt. Gerade in einer Zeit, in der rechtes Gedankengut immer öfter auf fruchtbaren Boden fällt, in der „No Go-Areas“ für Ausländer zur Normalität geworden sind und nationalistische Parteien in immer mehr Parlamente einziehen, sind Krimis zu diesen Themen wichtig.


    „Blinde Flecken“ ist ein handwerklich solide gearbeiteter Krimi, der sich sehr engagiert mit dem schmutzigen rechten Rand unserer Gesellschaft auseinandersetzt.

    Hier meine Rezi:


    „Hundszeiten“ von Felicitas Mayall ist der fünfte Fall mit ihrer ebenso sympathischen wie toughen Kommissarin Laura Gottberg. Diesmal führen ihre Ermittlungen sie nicht nur an die Grillplätze der Isar und zu den Obdachlosen der bayerischen Landeshauptstadt. Sie wird mit der Münchener Neonazi-Szene konfrontiert, und auch die Vergangenheit unter dem Naziregime holt sie noch einmal ein.


    Gleichzeitig ist „Hundszeiten“ aber auch eine atmosphärisch-stimmungsvolle Beschreibung der drückenden Hitze in der Großstadt – und ihrer Auswirkungen auf die Gemüter ihrer Bewohner. Neben all dem vergisst Felicitas Mayall aber auch das Privatleben ihrer Heldin nicht und lässt die Beziehung zu ihrem Freund, dem italienischen Commissario Guerrini, weiter wachsen. „Hundszeiten“ ist ein empfehlenswerter Krimi mit viel Herz aus München.

    Hier meine Rezi:


    Andreas Föhr bettet seinen Erstlingskrimi „Der Prinzessinnenmörder“ in die herrliche oberbayrische Landschaft südlich von München, und nicht nur daran merkt man, dass der hauptberuflich als Drehbuchautor tätige Schreiber sehr eng mit dieser Gegend verbunden sein muss: viele Dialoge seiner Story sind in original-bayerischer Mundart verfasst. Aber keine Angst, auch für den Rest der Republik bleibt der Text verständlich. Und auch sonst versteht Föhr sein Handwerk.


    Mit dem ewig frierenden Kommissar Wallner, dem urbayerischen Polizeiobermeister Kreuthner und dem leicht skurrilen Großvater Manfred schafft er sympathische Urgesteine, die seinem raffiniert und spannend konstruierten Krimi ordentlich Leben einhauchen. Dazu ein Verbrechen, das einem das Blut in den Adern gefrieren lässt – fertig ist ein Kriminalfall aus einer Gegend, die man sonst nur als Ski- und Wanderkulisse kennt. Und der auf weitere Arbeit für Kommissar Wallner hoffen lässt