Beiträge von Sisch

    gelesen von Jana Schulz


    Eigentlich will Matt die Sommerferien bei seiner Mutter verbringen. Die hat aber keine Zeit für ihn, da sie als Computerspezialistin einen geheimnisvollen Auftrag angenommen hat. So fährt Matt zu seinem Vater, der jedoch spurlos verschwunden ist. Hinterlassen hat er nur einen Hinweis: Matt soll sich an seine Tante Jane wenden. Jane, die als Privatsekretärin bei dem Forscher Julius Venture arbeitet, nimmt ihn gerne auf.


    Durch den Multimillionär Atticus Harper, der bei Venture zu Besuch ist, erfährt Matt, dass sein Vater auf der Suche nach einem alten Kreuzritter-Schatz von Unbekannten entführt worden ist. Zusammen mit Julius Venture und seiner Tochter Robin beschließen sie, die Suche nach dem Schatz selbst aufzunehmen, da dieser sie auch zu Matts Vater führen wird.


    Meine Meinung


    In seinem fantastischen Abenteuer lässt Justin Richards die alte Legende von Atlantis wieder aufleben. Auf ihrer spannenden Schatzsuche erleben Matt und seine Freunde nicht nur viele Abenteuer, sondern auch manch böse Überraschung. So müssen sie nicht nur Matts Vater finden, sie müssen auch verhindern, dass ein Bösewicht die Weltherrschaft übernimmt. Ein fantasievolles Abenteuer für jede Altersklasse.

    England im 12. Jahrhundert. Rosemonde, die Geliebte von König Henry II, wird ermordet aufgefunden. Der König hat seine Frau Eleonore in Verdacht, hinter dieser Tat zu stecken. Deshalb engagiert er die junge Pathologin Adelia. Sie entdeckt sehr schnell, dass Rosemonde durch einen Knollenblätterpilz vergiftet worden ist. Bei den Ermittlungen trifft Adelia auch ihre große Liebe Rowley Picot wieder, der jetzt Bischof ist und auch der Vater ihrer kleinen Tochter. Zusammen gehen sie den verschiedenen Indizien nach, bis sie einer ungeheuerlichen Verschwörung auf die Spur kommen, durch die auch ihr Leben und das ihrer Liebsten in Gefahr gerät.


    Meine Meinung
    Auch das zweite Abenteuer von Ariana Franklin mit ihrer Heldin der Totenleserin Dr. Vesuvia Adelia Rachel Ortese Aguilar aus Salerno ist wieder ein spannendes Abenteuer aus dem mittelalterlichen England. Die Autorin schafft es, uns einen sehr lebendigen Eindruck des höfischen und alltäglichen Lebens zu vermitteln. Und auch wenn sie manchmal mit Informationen über den Stand der Pathologie in der Zeit geizt und auch einige historische Fakten nicht ganz akkurat sind, garantieren eine fesselnde Krimi-Story, die Lebendigkeit der Personen und ein Schuß Humor ein spannendes Hörvergnügen. Zu dem auch die Sprecherin Beate Himmelstoß im hohen Maße beiträgt, die die Geschichte in ihrer unverwechselbaren Weise vorträgt.

    Der erste gemeinsame Urlaub von Jana und Frike endet in einem Desaster. Als Jana nach zwei nasskalten Märztagen in einer abgelegenen, verlassenen Feriensiedlung schwer krank wird und Frike per Anhalter Medikamente aus der nächsten Apotheke holen will, verschwindet sie spurlos.


    Kaum etwas erholt, führt Janas erster Weg zur nächsten Polizeistation, um ihre Freundin als vermisst zu melden. Auf dem Weg dorthin lernt sie den jungen Studenten Ole kennen – und erlebt eine Überraschung: Auf der Wache erfährt sie, dass Frike unter falschem Namen lebt.


    Hat ihre Freundin etwas zu verbergen, das die Polizei besser nicht wissen sollte? Als Frike kurz darauf ermordet aufgefunden wird, hilft Ole Jana, ihre eigenen Ermittlungen anzustellen. Dabei kommen die beiden dem Mörder bald näher, als ihnen lieb ist.


    Meine Meinung


    Auch wenn der Krimi von Annette Berr anfänglich ein wenig konstruiert wirkt, ist ihr ein spannendes Erstlingswerk gelungen, das zu Recht für einige Preise nominiert ist. In ihrem Thriller geht es um das bizarre Thema Zoophilie, dem sexuellen Interesse an Tieren. Doch keine Angst: Berr provoziert nicht mit der unappetitlichen Ausschmückung abgründiger Phantasien und Taten, sondern hält sich an die metaphorische Ebene. Durch ihre unterschiedlichen Erzählperspektiven entwickelt sie dabei ein packendes Szenario – auch wenn man relativ schnell weiß, wer der Böse ist und sich wundert, wie unbeirrt ihre beiden Helden in ihr Unglück rennen. Eine spannende Story von einer frischen Autorin.

    Hallo,
    ich zwar nicht bei der Lesegruppe dabei. Und da ich mich gefreut habe, einen spannenden Krimi aus Hannover gelesen zu haben, möchte ich hier auch kurz meine Meinung zum Buch schreiben:


    Susanne Mischke ist wieder ein spannender Krimi mit einer schönen Portion Humor und viel Lokalkolorit gelungen. Wie schon in ihrem Krimi „Liebeslänglich“ beschäftigt sie sich auch hier mit einem gesellschaftlich heiß diskutiertem Thema: Diesmal geht es um den Opferschutz in Fällen von sexueller Gewalt und das Umgehen mit Sexualstraftätern. Susanne Mischke trägt erneut dazu bei, dass die Niedersächsische Landeshauptstadt auch jenseits lauer „Tatort“-Folgen kein weißer Fleck auf der deutschen Krimilandkarte bleibt.


    Freuen wir uns auf weitere Fälle ihres sympathischen Teams von der Mordkommission Hannover.

    Der in England lebende Finne Erik Narva ist Genetiker und betreibt zusammen mit seiner Frau eine kleine aufstrebende Biotec-Firma. Als sein Vater Rolf auf einer vermeintlichen Urlausreise spurlos in Berlin verschwindet, stellt Erik auf eigene Faust Nachforschungen an. Und je mehr er über die Urlaubstour heraus bekommt, desto mehr erfährt er auch über die Vergangenheit seines Vaters - und seiner Mutter. Und die birgt böse Überraschungen.


    Ilkka Remes ist mit dem „Erbe des Bösen“ wieder ein spannender Thriller gelungen. Geschickt verwebt er historische Fakten zu einem packenden Gegenwartskrimi. Es geht ihm dabei um jene Wissenschaftler, die unter den Nazis menschenverachtende Forschungen in Rassenkunde und Atomphysik betrieben haben – von letzteren profitieren die USA noch heute, da sie nach dem 2. Weltkrieg viele dieser Wissenschaftler auf ihre Lohnlisten gesetzt haben.


    Remes geht es also nicht zuletzt um die Frage, ob die Mittel immer den Zweck heiligen. Auch wenn man verschiedene Hintergründe der Story schon kennt und es manchmal ein wenig arg in die historischen Details geht, ist dieser historische Exkurs sehr aufschlussreich. Ein historisch aufwühlender und hochpolitischer Thriller.

    Los Angeles, Anfang der achtziger Jahre. Jossie Tyrell ist Akt-Modell und steht auf Punk-Musik. Ihr Freund, der Maler Michael Faraday, ist der Sohn der berühmten Klavierspielerin Meredith Faraday. Als sich Michael umbringt, versteht Josie die Welt nicht mehr. Warum hat er das getan, was für ein Motiv gibt es?


    Sie will ihre Trauer in Alkohol und Drogen ertränken, aber seine Mutter lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Sie überhäuft Josie mit Vorwürfen und Morddrohungen. Doch langsam kommen sich die beiden Frauen näher, die unterschiedlicher nicht sein können. Meredith, die Upper-Class Dame und Jossie Tyrell, die Rotzgöre aus Bakersfield. Und je näher sie sich kommen, desto mehr versteht Josie die Hintergründe, die zu Michaels Selbstmord geführt haben.


    Janet Fitchs dritter Roman Paint it Black ist eine bewegende Persönlichkeitsstudie über Trauer und Liebe und was es bedeutet, weiter zu leben, wenn das Wichtigste im Leben auf einmal verschwunden ist. Ihre junge Heldin Josie muss nicht nur den Tod ihres Freundes verkraften. Sie steht mit all ihren Träumen und Minderwertigkeitsgefühlen plötzlich ganz alleine da. Orientierungslos versucht sie, einen neuen Halt in ihrem Leben zu finden und klammert sich verzweifelt an Michaels Übermutter Meredith.


    Für die wiederum ist Josie die einzige Verbindung zu ihrem toten Sohn. Geschickt entspinnt Janet Fitch eine Studie über zwei sehr unterschiedliche Frauen, die beide nicht immer liebenswürdig sind, die aber gemeinsam anfangen zu lernen, mit dem Verlust klarzukommen. Ein eindringliches Hörbuch, nicht immer leichte Kost, aber umso intensiver.


    Anna Thalbach liest die Story sehr einfühlsam und facettenreich. Dafür wurde sie mit dem deutschen Hörbuchpreis 2008 ausgezeichnet.

    Jette und Merle haben immer noch mit dem gewaltsamen Tod ihrer Mitbewohnerin Karo im letzten Sommer zu kämpfen. Seit den schrecklichen Ereignissen steht das dritte Zimmer in ihrer Wohnung leer. Doch nun ist fast Frühling und es wird Zeit, wieder zu vermieten.


    Der erste Kandidat ist auch gleich ein Volltreffer: Mike versteht sich auf Anhieb mit den beiden und auch seine Freundin Ilka kommt prima mit ihnen klar. Als Ilka bald nach dem Einzug spurlos verschwindet und Mike sich große Sorgen macht, helfen Jette und Merle ihm natürlich sofort bei der Suche. Da es für eine Vermisstenanzeige zunächst zu früh ist, schalten sie den befreunden Kommissar Bert Melzig ein und ermitteln zugleich auf eigene Faust. Schnell fällt der Verdacht auf Ilkas Bruder Ruben, der sich äußerst merkwürdig verhält. Und warum hatte Ilka den Kontakt zu ihrem Bruder völlig abgebrochen?


    Nachdem sich Jette und Merle schon im ersten Buch "Der Erdbeerpflücker" tapfer geschlagen haben, müssen sie es diesmal mit einer Entführung und einem wahnsinnigen Künstler aufnehmen. Monika Feth schafft es dabei nicht nur, in einer sehr ruhigen Art eine ungemeine Spannung aufzubauen, sie geht auch sehr behutsam und einfühlsam mit dem Thema Inzest um.


    Durch die vier Erzähler Julia Nachtmann, Barbara Nüsse, Stefan Kaminski und Ulrike Hübschmann, die abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven erzählen, wird die Story atmosphärisch dicht und temporeich vorangetrieben. Spannende Unterhaltung im Hörbuchformat.

    Ein S-Bahn Fahrer wird nachts an einer verlassenen Endhaltestelle in Köln erstochen aufgefunden. Kurz darauf fackelt eine Pizzeria in der Nähe des Tatortes ab. Der Besitzer verbrennt qualvoll, eine junge Frau wird bewusstlos aus dem Keller geborgen. Gleichzeitig verschwindet eine Künstlerin aus der nahe gelegenen Kunstfabrik spurlos. Gibt es einen Zusammenhang zwischen all den Vorkommnissen?


    Judith Krieger und Manni Korzilius ermitteln in alle Richtungen, vom Rotlichtmilieu bis zu eitlen Streitereien im hart umkämpften lokalen Kunstmarkt. Wobei ihre Meinungen über die Hintergründe der Taten weit auseinander gehen. So ist die Stimmung zwischen dem ohnehin ungleichen Ermittlerduo entsprechend mies. Beide tappen lange im Dunkeln, bis die aus Russland stammende neue Gerichtsmedizinerin Ekaterina Petrowa wichtige neue Hinweise liefert.


    In ihrem dritten Roman geht es Gisa Klönne um die brisanten Themen Zwangsprostitution, Menschenhandel und Gewalt in der Ehe. Sehr engagiert und gut recherchiert beschreibt sie die Situation vieler russischer Frauen, die durch Vorspiegelung falscher Tatsachen ihr Land verlassen und in die Fänge fieser Zuhälter geraten und zu Prostitution gezwungen werden.


    Leider wirkt unsere Heldin Judith Krieger diesmal etwas arg depressiv und es fehlt ihr ein wenig der Schwung aus früheren Büchern. Aber auch sie darf mal ein Hängerchen haben, denn immerhin hat sie einen schweren Stand zwischen all den männlichen Kollegen. Zu allem Übel wird ihr auch noch, aufgrund ihrer unkonventionellen Methoden, die fest geglaubte Beförderung versagt.


    Insgesamt aber wieder eine packende Story, in der verschiedene Handlungsstränge spannend mit einander verwebt werden.

    Drei Krimi-Kurzgeschichten von Fred Vargas mit ihrem Kommissar Adamsberg schmücken das Buch „Die schwarzen Wasser der Seine“.


    In der ersten Geschichte „Salut et liberté“ geht es um einen Clochard, der jeden Tag vor dem Kommissariat sitzt und Adamsbergs Assistenten Danglard damit zu Weißglut treibt. Doch Adamsberg findet durch seine unnachahmlichen Art heraus, dass dieser Mann einiges zu verbergen hat.


    „Die Nacht der Barbaren“ ist eine wunderbare Weihnachtssatire. Ein volltrunkener Ornithologe in der Ausnüchterungszelle bringt Kommissar Adamsberg auf die Lösung im Fall eines weihnachtlichen Selbstmordes.


    Last – but not least geht es in „Fünf Francs das Stück“ um einen Straßenhändler, der bei dem Mordanschlag an einer reichen Frau als Augenzeuge vor Ort war – aber stoisch behauptet, nichts gesehen zu haben …


    Dass Kurzgeschichten im Krimi-Genre nicht allzu beliebt sind, ist allgemein bekannt. Trotzdem sind die drei Kurzstorys von Fred Vargas, die sie in den Jahren 1997, 1999 und 2002 geschrieben hat allesamt charmante wie blitzgescheite Krimigeschichten. Der skurrile Humor, mit dem sie ihren Kommissar und seine Leute an die Fälle herangehen lässt, ist einzigartig. Ein schönes Geschenk – nicht nur zu Weihnachten.


    Mehr von Fred Vargas:
    Die dritte Jungfrau
    Der vierzehnte Stein
    Fliehe weit und schnell

    Die Gerichtsmedizinerin Kay Scapetta will sich eine neue Existenz als private Gerichtsmedizinerin aufbauen und gründet mit ihrer Nichte Lucy und ihrem alten Freund Pete Marino eine Praxis im Südstaaten-Nest Charleston. Der erste Auftrag lässt nicht lange auf sich warten: Zusammen mit ihrem Freund, dem ehemaligen FBI-Profiler Benton Wesley wird sie nach Rom gerufen, um der italienische Polizei bei der Aufklärung eines besonders brutalen Mordes an einer amerikanischen Tennisspielerin zu helfen. Zeitgleich wird aber auch in den Sümpfen um Charleston die böse zugerichtete Leiche eines kleinen Jungen gefunden. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Verbrechen? Und könnte die bekannte TV-Psychologin Dr. Marilyn Self etwas mit der Sache zu tun haben? Schon seit längerem bekommt sie E-Mails von einem Verrückten namens Sandman, der seine Untaten im Vorhinein ankündigt.


    Neben all dem hat es Scarpetta aber auch privat nicht gerade einfach: ihr alter Weggenosse Marino gerät auf Abwege, ihre langjährige Sekretärin ist unheilbar krank und ihre Beziehung zu Benton ist ein einziges Auf und Ab. So kämpft sie nicht nur an der vorderster Front gegen das Böse in der Welt, sondern auch um ihr kleines Stückchen privates Glück.


    An ihre ersten Romane kann der neue Thriller von Patricia Cornwell nicht anknüpfen. Auch wenn sie hier wieder mit interessanten Details aus der Spurensicherung aufwarten kann, wirkt der Fall viel zu konstruiert und leidenschaftslos. Die Anfeindungen der TV-Psychologin gegenüber Scarpetta sind mehr als fadenscheinig und die Personen in ihrer Umgebung reagieren übertrieben eifersüchtig und misstrauisch aufeinander. Vielleicht liegt es an dem Schreibstilwechsel - weg von der enthusiastischen Ich-Erzählerin, hin zu einem distanzierten Erzähler in der dritten Person -, dass man mit Cornwells Gerichtsmedizinerin seit einigen Büchern nicht mehr so richtig mitfiebern kann?


    Schade, wieder eine verpasste Chance, an die ersten spannenden Fälle von Kay Scarpetta anzuknüpfen.


    Mehr von Patricia Cornwell:
    Body Farm
    Defekt
    Die Dämonen ruhen nicht

    Hi,
    hier meine Rezension über den neuen Thriller von Jean-Christophe Grangé


    Jean-Christophe Grange gibt richtig Gas in seinem neuen packenden Thriller, der mit Mystischem a la Akte X spielt und mit einem überraschenden Finale aufwartet. Dabei jongliert er geschickt mit "dem Bösen", mit schwarzer Magie, Aberglaube und Drogen, gepaart mit Verfolgungsjagden durch halb Europa. Lange ist man sich nicht sicher, ob es hinter dem Fall eine logische Erklärung gibt oder ob Grange nun ganz ins Mystische abdriftet und den Teufel selbst ans Werk lässt. Doch wer ihn kennt, weiß, dass er am Ende keine Fragen offen lässt.


    So schafft er es, seine Story perfekt zwischen Mystikthriller und knallhartem Krimi auszubalancieren und diese Spannung über 700 Seiten hinweg aufrecht zu erhalten. Wer sich in einen fesselnden Thriller entführen lassen will, kommt hier voll auf seine Kosten.


    mehr von Jean-Christophe Grangé
    Die purpurnen Flüsse

    Im Sommer 2005 treffen sich die Mächtigen dieser Welt zum G8-Gipfel bei Edinburgh. Die gesamte britische Polizei ist in Bereitschaft. Nur Inspector John Remus und seine Kollegin Siobhan Clarke sollen in diesem Chaos eine Mordserie aufklären. Ein Serienvergewaltiger und ein brutaler Geldeintreiber wurden kurz hinter einander ermordet – ein Fall von Selbstjustiz? Zugleich beschäftigt sie der angebliche Unfalltod des jungen Politikers Ben Websters. War es wirklich ein Unglück oder etwa das Ergebnis einer skrupellosen politischen Intrige?


    Neben all dem hat Siobhan noch ganz andere Sorgen: ihre Eltern sind als Demonstranten gegen den G8-Gipfel nach Edinburgh gekommen und wohnen auf dem dafür extra eingerichteten Campingplatz. Die Zeltnachbarin Santal, eine als Hippie getarnte Fotografin, ist ihren Eltern wesentlich sympathischer als ihre eigene Tochter, die Polizistin. So kämpft Siobhan mit ihrer Eifersucht, bis sie ihre Eltern während einer Demonstration aus einer brenzlichen Lage retten kann und hinter die Wahrheit der politisch ach so korrekten Santal kommt.


    Bei ihren gemeinsamen Recherchen geraten Rebus und Siobhan aber nicht nur an arrogante Industrielle und größenwahnsinnige Sondereinsatzkräfte, sie landen auch noch mitten in einen Revierkampf zwischen einem zwielichtigen Stadtrat und dem lokalen Unterweltboss.


    Ian Rankin lässt seinen neuen Krimi mit dem Anti-Helden John Rebus im Umfeld des G8-Gipfels in Schottland 2005 spielen. Geschickt verknüpft er dabei seine Story mit dem zeitgeschichtlich-aktuellen Hintergrund und lässt nicht nur Demonstranten aufmarschieren, sondern baut auch gleich noch die Bombenanschläge auf die Londoner U-Bahn mit ein. Realität und Fiktion kreuzen sich hier so elegant, dass die eigentliche Krimi-Handlung gänzlich im Fiktiven bleiben kann.


    Einziges Manko sind die Dialoge, die Rebus schon seit diversen Vorgänger-Bänden mit dem Unterweltboss Cafferty führt und die hier ein wenig zu langatmig geraten sind. Neu hingegen ist der Versuch Caffertys, Siobhan zu manipulieren – eine bewährte Variante im immer währenden Kampf von Gut gegen Böse.


    Insgesamt ist Ian Rankins 16. Krimi wieder ein spannender Kriminalroman mit jeder Menge überraschender Wendungen, der uns auf ein Neues in die schottische Mentalität und die Welt des John Rebus entführt.

    Julia arbeitet erfolgreich als Schönheitschirurgin in Moskau. Nachdem sie das Gesicht des Popsternchen Angela wieder hergestellt hat, die von ihrem terroristischen tscheschenischen Freund brutal zusammengeschlagen worden ist, erhält sie einen Auftrag vom russischen Geheimdienst: Sie soll dem mysteriösen Offizier Sergej ein neues Gesicht geben.


    Die Vorlage für das neue Outfit liefert ausgerechnet der zwielichtige Unternehmer Stas, der wiederum von Unbekannten bedroht wird und ein Verhältnis mit Angela haben soll. Leider erhält auch Julia schon bald nach der Operation Drohanrufe. Sind alle diese Geschehnisse nur Zufall, oder zieht hier jemand im dunklen Moskauer Untergrund die Fäden?


    Der neue Roman von Polina Daschkowa handelt von Rache, Schuld und Eifersucht, von geheimen Operationen und skrupellosen Korruptionsaffären im modernen Moskau. Was anfangs wie ein unlösbarer Knoten aus diversen Erzählsträngen erscheint, entwirrt sich schon bald in einen athmosphärisch-dichten Krimi, der bis zum Schluss nichts von seiner Intensität verliert. Dabei sind Daschkowas Beschreibungen der Schrecken des Tschetschenienkriegs ebenso intensiv wie ihre Alltagsdarstellungen aus einer der teuersten Metropolen Europas – alle denkbaren Vorurteile über die russische Hauptstadt inklusive.


    Ein weiterer spannender Krimi aus der Feder von Polina Daschkowa, einer der einfallsreichsten Autorinnen Russlands.

    In einem kleinen Ort in Nord Virginia wird die 11-jährige Emily ermordet aufgefunden. Die Pathologin Kay Scarpetta, die auch als FBI-Beraterin arbeitet, steht vor einem Rätsel: Wer steckt hinter diesem Mord und was verschweigt Emilys Mutter? Und was hat es mit dem mysteriösen Selbstmord eines am gleichen Fall arbeitenden FBI-Agenten auf sich? Als auch noch ihre Nichte Lucy bei einem dubiosen Verkehrsunfall verletzt wird, erkennt Scarpetta, dass dieser Fall nicht nur ihr eigenes Leben bedroht.


    Body Farm, der 5. Fall mit der Pathologin Kay Scarpetta, erschien als Buch schon 1994. Namensgeber für diesen spannenden Thriller ist ein forensisches Forschungsgelände des FBI. Auf der echten „Body Farm“ werden Verwesungs-Experimente mit wirklichen Leichen durchgeführt.


    Neben der spektakulären Aufklärung des Mordfalles sorgt Patricia Cornwell auch dafür, dass Scarpettas Privatleben nicht zu kurz kommt: die Sorge um ihre Nichte Lucy, die alltäglichen Auseinandersetzungen mit ihrem Kollegen Pete Moreno und eine heiße Affäre – mehr soll natürlich nicht verraten werden. Auch wenn ihre pathologischen Beschreibungen manchmal etwas sehr detail verliebt sind: Cornwells Thriller ist packend inszeniert und sehr gut recherchiert.


    Franziska Pigulla, die Synchronsprecherin von Dana Scully in Akte X, ist als markante Stimme von Kay Scapetta nicht mehr wegzudenken. Und selbst wenn man das Buch schon gelesen hat: in gehörter Form ist es thriller-mäßig gut!

    C.F. Wang arbeitet als Feng Shui-Berater in Singapur. Seit Jahrhunderten werden in fernasiatischen Städten Gebäude nach den Regeln des Feng Shui gebaut – der Lehre vom Leben in Harmonie mit der Umgebung. Als ihm sein Arbeitgeber die Tochter eines australischen Geschäftsfreundes als Praktikantin auf Auge drückt, ist Wang nicht gerade begeistert. Doch bald sieht er auch die Vorteile der neuen Zwangsgemeinschaft. Durch die 17-jährige Australierin Joyce kann er sein Englisch verbessern, um endlich den zahlreichen Alltags-Redewendungen seiner westlichen Auftraggeber auf die Spur zu kommen. Und so wird aus dem ungleichen Paar immer mehr ein gutes Team – nicht nur, wenn es um Aufdeckung von schlechtem Feng Shui geht … .


    Westliche Kaffee-Kultur trifft auf Grünen Tee und Feng Shui. In vielen kurzen Episoden kümmern sich der 56-jährigen C.F. Wong und die 17-jährige Australierin Joyce aber nicht nur um unglücklich konstruierte Gebäude, sondern klären ganz nebenbei auch Morde und Betrügereien auf. Ihre Abenteuer führen sie dabei von den Straßen der asiatischen Millionen-Metropole Singapur bis nach Vietnam, Hongkong und Indien. Die beiden sind ein unschlagbares Team mit viel Humor, Wortwitz und messerscharfer Logik.


    Die ebenso spannende wie unterhaltsame Story ist grandios vertont mit dem Schauspieler Bernd Stephan als Erzähler, Inga Reuters als vorlauter Joyce und Robert Missler als C.F. Wong mit herrlich chinesischem Akzent. Ein tolles Hörbuch, das nicht nur Asien-Fans Spaß machen wird.

    Julia Valenciano ist eine junge aufstrebende Staatsanwältin in Miami, Florida. Als sie einen kleinen Part, hinter dem Starstaatsanwalt Rick Beliddo, bei einem Aufsehen erregenden Mordprozess übernehmen soll, sieht sie ihre große Karrierechance. Der Fall scheint klar: David Marquette soll seine gesamte Familie ermordet haben. Doch während die Staatsanwaltschaft, unterstützt von einer erregten Öffentlichkeit, die Todesstrafe fordert, plädiert die Verteidigung auf Unzurechnungsfähigkeit. David, so ihr Argument, leide unter Schizophrenie. Ist die schwer nachweisbare Krankheit mehr als eine bloße Ausflucht ausgebuffter Anwälte?


    Als Julia sich in den Fall vertieft, entdeckt sie, dass ihr die Geschehnisse näher gehen, als sich zunächst zugestehen will, denn auch in ihrer eigenen Familie gibt es Fälle von Schizophrenie. Für Julia beginnt eine harte Zeit zwischen Überzeugung und Selbstzweifeln.


    Nachdem Jilliane Hoffman ihre Heldin C. J. Townshead (bekannt aus „Mephisto“ und „Cupido“) erst einmal in den Ruhestand versetzt hat, nimmt sie sich einem neuen alten Problem der amerikanischen Justiz an: Der Umgang mit Schizophrenie (oder anderen Geisteskrankheiten) und das Verhängen der Todesstrafe – also der Frage nach Schuld und Schuldfähigkeit angesichts einer endgültigen Strafe.


    Dabei beleuchtet sie kritisch die Rolle der Staatsanwälte, denen es oft eher um einen Karrieresprung geht, als um ein angemessenes Urteil – begünstigt durch ein System, das den juristischen Berufsaufstieg von Wahlentscheidungen abhängig macht und dadurch scheinbar populären, harten Urteilen Vorrang vor einer rationalen Beschäftigung mit Tat und Täter gibt. Ein spannender, lesenswerter Thriller, der uns zum Ende hin zwar etwas verwirrt, aber trotzdem einen höchst interessanten Einblick in die US-Justiz gibt.


    Mehr von Jilliane Hoffman
    Morpheus
    Cupido

    Ein zusammengeschlagener Mann wird nachts in einer der vielen dunklen Gassen Barcelonas gefunden. Er liegt im Koma und hat keinerlei Ausweispapiere bei sich. Als sich gleichzeitig in einem Mietshaus Nachbarn über einen herzergreifend winselnden Hund beschweren, verbinden Inspectora Petra Delcado und ihr Subinspektor Fermín Garzón die beiden Ereignisse und erfahren so nicht nur den Namen des Mannes, sondern sie finden auch seine Wohnung. Doch zu spät: Der Verletzte stirbt. Die beiden grundverschiedenen Polizisten nehmen die Ermittlungen auf und stoßen schon bald auf eine heiße Spur aus geklauten Hunden und illegalen Geschäften.


    In ihrem zweiten Fall „Hundstage“ kommt Inspectora Petra Delcado auf den Hund. Neben einer gut inszenierten Kriminalhandlung erfahren wir, wen wundert’s, einiges über die Situation von Haustieren in Spanien. Nur teure, reinrassige Hunde stehen in Espania unter Schutz, der normale „perro“ hat keinerlei Rechte. Die Dialoge der beiden Ermittler sind erfrischend lebendig und vom SWR als Hörspiel wunderbar aufbereitet.


    Nach „Gefährliche Riten“ die zweite temporeiche Vertonung aus Spaniens heimlicher Hauptstadt - mit viel spanischem Flair und dem Thrill eines spannenden und geistreichen Krimis.

    25 Jahre ist es jetzt her, dass Rane seinen Vater im elterlichen Haus im abgelegen finnischen Pielavesi ermordete und sich selbst ein Jahr später in einem Gefängnis in Helsinki umbrachte. Der Rest der Familie spricht nie über diese Ereignisse. Erst nach dem Tod der Großmutter fängt die Enkelin Katja an, ihrer Mutter und ihren Tanten und Onkeln Fragen zu stellen. Peu à peu kommt eine Wahrheit ans Tageslicht, bei der es nicht nur einen Schuldigen gibt.


    Dass die Finnen Probleme mit Alkohol und monatelangen Winterdepressionen haben, weiß man nicht erst seit Aki Karusmäki, dem Kult-Regisseur der Leningrad Cowboys. Auch Leena Letholainen befasst sich in ihrem neuen Familienroman mit diesen Themen. Doch sie versinkt nicht in Klagen, sondern sie tritt die Flucht nach vorne an.


    Die bekannte finnische Krimautorin zeigt uns, wie man trotz Schicksalsschlägen, verkorkstem Elternhaus, Ozeanen von Alkohol und fehlendem Selbstvertrauen Wege aus der Krise findet. Und das macht Mut, nicht nur den nächsten Winter (oder deutschen Sommer) zu meistern. Weit weg von ihrer Heldin Maria Kallio, liefert uns Letholainen einen fesselnden Familienroman aus dem hohen Norden.


    Mehr von Leena Letholainen:
    Wer sich nicht fügen will
    Im schwarzen See
    Wie man sie zum Schweigen bringt