Beiträge von Sisch

    Mit "Der heilige Eddy" ist Jakob Arjouni ein tempo- und pointenreicher Roman aus dem Herzen Berlins gelungen


    Der Berliner Eddy lebt zwei Leben. Nach außen verdient er sein Geld als mittelmäßiger Straßenmusiker, der mit seinem Kumpel Arkadi durch die Fußgängerzonen der Hauptstadt zieht. Inoffiziell aber ist er ein gewitzter Trickbetrüger, der seine Opfer unter wohlhabenden Touristen und Geschäftsleuten findet.


    Als Romy, die Tochter des millionenschweren „Bratwurstkings“ Horst König, die Wohnung unter seiner Kreuzberger Absteige bezieht, verändert sich Eddys Leben. Denn eines Tages steht der Grillkönig höchstpersönlich im zugigen Treppenhaus, während seine Bodyguards unten an der Stretchlimo warten. Und schon ist das Unglück passiert: Ohne Eddys Zutun stürzt Horst König die Treppe herunter und bricht sich das Genick. Eddy muss schnell handeln und setzt damit eine Kettenreaktion von ungeahnten Ausmaßen in Gang. Und sie gehen zu Lasten der schönen Romy.


    Mein Fazit:


    Jakob Arjouni ist eine witzig-mitreißende Story aus dem Herzen Berlins gelungen. Mit viel Hingabe beschreibt der Autor nicht nur seine neue Wahlheimat, sondern auch seine Hautfigur, mit dem ihm eine echte Berliner Originaltype gelungen ist. Mit großer Klappe und viel Herz unter rauer Schale schlittert Eddy von einer skurrilen Situation in die nächste - der tempo- und pointenreiche Roman erinnert schon fast an den Witz der klassischen Screwball-Komödien aus den 1930er und 40er Jahren. Schwungvoll, amüsant und äußerst lesenswert.


    ASIN/ISBN: 3257240171

    Leena Lehtolainens "Auf der falschen Spur" mit Mario Kallio ist wieder ein spanndender und mitreißender Krimi aus Finnland


    Maria Kallio hat ihren Job als leitende Ermittlerin bei der Espooer Polizei hat den Nagel gehängt und arbeitet jetzt an einem Forschungsauftrag für das finnische Innenministerium. Endlich hat sie mehr Zeit für ihre Familie. Doch alles ändert sich schlagartig, als der bekannte Sportfunktionär Pentti Vainikainen auf einer Marketingveranstaltung vergiftet wird. Hat dieser Anschlag aber vielleicht jemand ganz anderem gegolten?


    Er könnte auch an die Adresse der Sportjournalistin Jutta Särkikoski gehen, die sich mit der Aufdeckung eines Dopingskandals in der Sportszene nicht nur Freunde gemacht hat. Da die Polizei sehr unter Druck steht und Marias Nachfolgerin schwanger ist, wird sie gegen ihren Willen erneut als leitende Ermittlerin eingesetzt. Und dann geht alles Schlag auf Schlag.


    Mein Fazit:


    Eigentlich wollte die Autorin Leena Lehtolainen damals einen Roman mit einer weiblichen Kriminalistin schreiben, weil es so etwas in Finnland nicht gab. Nun ist ihr mit „Auf der falschen Spur“ bereits der 10. Fall um die Polizistin Maria Kallio gelungen, und wieder ist es ein großartiger Krimi geworden. Neben einer spannenden Story, die sich mit dem Doping im finnischen Profisport beschäftigt und die die toughe Maria rund um die Uhr in Atem hält, geht es Leena Lehtolainen aber auch um den ganz normalen Alltag von Frauen im Beruf – immerhin arbeiten in Finnland 80% aller Frauen.


    Dabei will sie ihre Figur nicht als Superheldin zeigen, sondern sie vermittelt uns mit Maria Kallio das Bild einer gut ausgebildeten Frau, die einfach ihren Weg geht. Sie wirkt, wie alle Figuren Lehtolainens, wie mitten aus dem Leben gegriffen: sehr lebendig und authentisch. Wieder ein erfrischender und fesselnder Krimi aus dem hohen Norden. Und wer es schafft, sich auch noch die Nachnamen zu merken, ist wahrlich bereit für Finnland.

    Der Scherbensammler von Monika Fethist ein unheimlich spannender Krimi ohne viel Blutvergießen


    gelesen von Julia Nachtmann, Barbara Nüsse, Jana Schulz und Jona Mues


    Merle und Jette leben in einer Wohngemeinschaft in der Nähe von Köln. Ihr Mitbewohner ist gerade mit seiner Freundin auf Reisen, als sie im Garten von Jettes Mutter eine verstörte und blutüberströmte junge Frau finden. Wie sich schnell herausstellt, ist Mina eine Patientin des Psychologen Tilo Baumgart, dem Freund von Jettes Mutter. Mina ist eine multiple Persönlichkeit und steht unter dem Verdacht, ihren Vater, den Anführer einer kleinen religiös-fanatischen Sekte, ermodert zu haben. Merle und Jette glauben dennoch an Minas Unschuld und nehmen sie erst einmal bei sich auf. Doch dann passiert ein zweiter Mord…


    Mein Fazit:


    Ein neues Abenteuer der beiden Freundinnen Jette und Merle. Nachdem sie sich bereits mit einem Mord und einer Entführung herumschlagen mussten, geraten sie diesmal an die junge Mina, die eine so genannte dissoziative Identitätsstörung hat - mehrere Persönlichkeiten leben in ihr, ohne dass sie kontrollieren kann, wer gerade „am Ruder“ ist. Monika Feth beschreibt diesen unheimlichen Wechsel sehr eindringlich und authentisch, ohne reißerisch zu werden. Und darin liegt auch die Stärke der Autorin, denn ihre Figuren wirken immer sehr echt. Obwohl ihre neue Geschichte etwas an die beiden vorangegangen Bücher „Der Erdbeerpflücker“ und „Der Mädchenmaler“ erinnert und das Ende ein wenig vorhersehbar ist, schafft sie es auch diesmal, ohne viel Blutvergießen eine unheimliche Spannung zu erzeugen.


    Die Sprecher(innen) Julia Nachtmann, Barbara Nüsse, Jana Schulz und Jona Mues wechseln sich lebendig in ihren Rollen ab und unterstützen so den Handlungsfluss perfekt. Ein solider, schöner Hörbuchkrimi.


    mehr von Monika Feth:
    Der Mädchenmaler

    Michelle Wan gelingt mit "In tödlicher Absicht" ein unterhaltsamer und amüsanter Krimi aus der Dordogne in Frankreich.


    Die frankokanadische Innenarchitektin Mara Dunn und der englische Orchideenliebhaber Julian Wood leben seit einigen Monaten zusammen in einem kleinen beschaulichen Ort in der Dordogne im Südwesten Frankreichs.


    Allerdings gestaltet sich das Experiment ihres Zusammenlebens ein wenig schwierig, denn beide haben ihre sehr eigenen Vorstellungen davon. Vor allem stört Mara, dass Julian nur für seine Orchideen lebt. Als jedoch ihre alte Nachbarin Amelie Gaillard eines Tages tot aufgefunden wird, ihr an Parkinson leidender Ehemann Drohungen erhält, Unbekannte den Laden eines befreundeten türkischen Paares verwüsten und sich in den unbewohnten Sommervillen die Einbrüche häufen, beschließen die beiden auf eigene Faust zu ermitteln. Und schon bald sind sie selbst tief in all diese Fälle verstrickt.


    Mein Fazit:


    Der US-Amerikanerin Michelle Wan, die selbst einen Teil ihres Jahres in der Dordogne verbringt, ist mit der „tödlichen Absicht“ ein sehr unterhaltsamer und amüsanter Krimi gelungen. Ihre beiden Helden haben es mit mehreren Fällen zu tun, die alle irgendwie miteinander verstrickt sind.


    Mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft kommen sie den Tätern auf die Spur und geben der Polizei schließlich die entscheidenden Hinweise. Nebenbei schafft es die Autorin, die Mentalität und die Lebensumstände der Leute aus der Dordogne einzufangen, deren Leben zwischen sommerlichem Tourismus, beschaulicher Ruhe und französischer Lebensart verläuft. Empfehlenswert für alle Krimi- und Frankreich-Fans.

    Huhu,
    ich habe auch eine Rezension von Die Eisprinzessin schläft:


    „Die Eisprinzessin schläft“ ist der erste Krimi von Camilla Läckberg, die selbst aus Fjällbacka stammt. Ihre Story zeichnet sich weniger durch blutrünstige Morde als durch viel psychologisches Feingefühl aus. So hebt sich der Krimi positiv von den melancholisch-düsteren Geschichten Henning Mankells ab und überrascht uns mit gewitzten Wendungen und frechen Verheimlichungen hinter den Mauern des kleinen, ach so beschaulichen Küstenortes. Ein weiterer ambitionierter Skandinavien-Krimi, wunderbar gelesen von der Schauspielerin Ulrike Hübschmann. Mittlerweile kommt bereits der vierte Krimi „Die Totgesagten“ von Camilla Läckberg mit Patrik Hedström und Erika Falck als sympathischem Ermittlerduo heraus – hier ist der Beginn der spannenden Reihe.

    In seinem Frühwerk "Bis aufs Blut" bietet uns der Schotte Ian Rankin spannende und intelligente Action


    Der englische Berufskiller Michael Weston bekommt den Auftrag, eine Journalistin zu ermodern. Als kurz nach dem Auftragsmord die Polizei am Tatort erscheint und Weston nur um Haaresbreite entkommen kann, wird ihm klar, dass dies eine Falle war. So macht er sich auf, seine anonymen Auftraggeber zu finden. Alles scheint darauf hinauszudeuten, dass hinter der Sache eine mysteriöse Sekte steckt, über die die ermordete Journalistin eine Enthüllungsstory bringen wollte. Doch Weston ist misstrauisch und gerät in eine atemberaubende Verfolgungsgeschichte, die ihn quer durch England und die USA führt.


    „Bis aufs Blut“ ist ein ganz frühes Werk von Ian Rankin, der durch seine Krimireihe um den Edinburgher Inspector Rebus weltbekannt wurde. Erstmalig 1994 erschienen, ist dieser Roman ein rasanter und kurzweiliger Thriller, der bis auf ein paar Kleinigkeiten nichts an Dramatik verloren hat. Gut, Handys und Internet waren damals noch keine Selbstverständlichkeiten, und auch die Präsidentschaft der Familie Bush ist inzwischen Geschichte.


    Aber trotzdem: heiße Verfolgungsjagden, jede Menge Tricks und gekonnte Action garantieren einen kurzweiligen Lesespaß. Und welcher Autor kommt schon auf die Idee, einen Berufskiller zu erschaffen, der an der Bluterkrankheit leidet? So durchbricht Rankin nicht nur das Muster des ewig toughen Helden, er gibt seinen Charaktären auch ein Gesicht. Wer auf spannende und intelligente Action steht, ist hier genau richtig.


    mehr von Ian Rankin:
    Kinder des Todes
    So soll er sterben
    Im Namen der Toten

    Brandneu: Mit Waldesruh ist Susanne Mischke ein wunderbarer Jugenkrimi gelungen.


    Die 14-jährige Emily lebt seit kurzem in einem kleinen Vorort von Hannover. In der Schule hat sie außer Marie noch keine netten Leute kennen gelernt. Marie wohnt zusammen mit ihrem kleinen Bruder Moritz und ihrer älteren Schwester Janna in einem entlegenen Bahnwärterhäuschen bei ihrer Großmutter – Adresse: Abseits Nr. 5.


    Als Oma eines Tages tot im Garten liegt, beschließen die Geschwister mit Emily, nicht die Polizei zu rufen, denn die drei wollen keinesfalls in ein Heim. Alles soll so weiterlaufen wie bisher. Doch dazu sind immer neue Hürden zu nehmen. Wie lange lässt sich der Schwindel aufrecht erhalten? Als sich auch noch ein mysteriöser Anrufer meldet und die Herausgabe eines alten Gemäldes der Großmutter verlangt, entwickelt sich alles in eine völlig neue Richtung.


    Mein Fazit:
    Susanne Mischke ist ein wunderbarer Jugendkrimi gelungen. Ein wenig abseits der gängigen Moral entwickelt sie eine Geschichte über junge Menschen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Es geht um das Erwachsenwerden und darum, Entscheidungen zu treffen, um die Übernahme von Verantwortung, Freundschaft und die erste Liebe. Emily und ihre Freunde meistern mit viel Mut alle abenteuerlichen Situationen und beweisen so, dass in Jugendlichen oft mehr steckt, als ihnen zugetraut wird - auch wenn die Erwachsenen dabei manchmal noch etwas Hilfestellung geben müssen. Ein mitreißendes Buch und ein unkonventionelles Plädoyer für Mut und Selbstvertrauen – nicht nur für Mädchen.


    weitere Krimis von Susanne Mischke:
    Der Tote vom Maschsee
    Liebeslänglich

    Mit Sylvie und die verlorenen Stimmen gelingt Tim Binding ein fantastisches wie spannendes Jugendbuch.


    Die 13-jährige Sylvie aus Kent lebt ein etwas anderes Leben als ihre Mitschüler. Vor zwei Jahren verschwand ihre Mutter spurlos. Seitdem kümmert sich Sylvie um ihren Vater Daniel, der sein Leben als kauziger Musiker in einem kleinen Londoner Orchester fristet. In seiner Freizeit sucht er neue Töne und stellt eigenartige Instrumente her. Als auch er eines Tages spurlos verschwindet und bei Sylvie mysteriöse Gestalten auftauchen, flieht sie zusammen mit ihrem Hund Mr. Jackson und ihrem etwas pummeligen Freund George.


    Sie finden heraus, dass sich hinter den fiesen Gestalten die Handlanger des „Herrn der Lieder“ verbergen. Doch warum verfolgen sie Sylvie? Und können sie erklären, warum immer mehr Tiere ihre Stimme verlieren? Die beiden Freunde machen sich auf den Weg, das Geheimnis zu lüften und erleben bald jede Menge Überraschungen.


    Mein Fazit:


    Tim Bending ist mit „Sylvie und die verlorenen Stimmen“ ein ebenso fantastisches wie spannendes Jugendbuch gelungen. Mit großem Einfallsreichtum entwickelt er eine Geschichte, die bis zur letzten Seite überrascht. Dabei geht es in der Story aber auch um den Übergang vom Kindsein zum Erwachsen werden und um die magischen Momente im Leben. Die Illustrationen der englischen Künstlerin Angela Barrett runden die poetische Geschichte perfekt ab.


    Wer sich schon in die zauberhaften Abenteuer von Charlie Bone und Molly Moon verliebt hat, ist hier genau richtig. Ein schönes Geschenk für Jugendliche und Jung gebliebene.

    Brandneu: Der Bonbonpalast von Elif Shafak mit tausend und einer Geschichte aus Istanbul


    Auf dem Gelände eines ehemaligen Friedhofs im Herzen Istanbuls liegt der einstmals prachtvolle Bonbonpalast. Erbaut in den 1960er Jahren von einem russischen Offizier für seine kranke Frau, leben nach deren Tod jetzt zehn verschiedene Mietsparteien hier. Da gibt es den Friseursalon der ungleichen Zwillinge Cemal und Celal, mehrere Familien, die etwas skurrile Tantchen Madam, den frommen Hausverwalter Hadschi, der seinen Enkeln mit Heiligensagen Angst macht, die schöne Mätresse Blau und nicht zuletzt einen Professor, der auch gleichzeitig der Ich-Erzähler ist.


    Seit Jahren sammelt sich auf unerklärliche Weise Müll am Haus an. Bis eines Tages jemand an die Hauswand schreibt: »Unter dieser Mauer liegt ein Heiliger!« Von diesem Tag an werden strenge Regeln im Haus aufgestellt und es geht ein Ruck durch die Gemüter der Hausbewohner. Doch was hat es mit der seltsamen Nachricht wirklich auf sich?


    Mein Fazit:


    Elif Shafak erzählt mit dem »Bonbonpalast« eine der Tausend Geschichten aus der pulsierenden Stadt am Bosperus. So vielfältig ihre Einwohner, so unterschiedlich sind auch die Schicksale der Hausbewohner im Bobonpalast. Nahtlos fügen sich ihre Erzählungen ineinander, Alltägliches und Skurriles, Spannendes und Anrührendes.


    Mit vielen Andeutungen und Verweisen auf die Geschichte und die gegenwärtige Situation in der Türkei gelingt es der Autorin, uns in das Leben der Riesenmetropole Istanbul einzuführen. Wer ebenso komische wie tragische Alltagsgeschichten mit orientalischem Flair mag, kommt hier voll auf seine Kosten.

    „Höllenfahrt ins Paradies“ vonTeresa Solana ist ein spannender Krimi aus Barcelona


    Die Bestsellerautorin Elisenda Palau wird ermordet in ihrem Barcelonaer Hotelzimmer aufgefunden. Erschlagen mit der Statue, die sie erst wenige Stunden zuvor als Literaturpreis erhalten hatte. Schnell ist auch schon ein Verdächtiger zur Hand: Der Schriftsteller Amadeu Ribot, ihr stärkster Konkurrent und ebenfalls Anwärter auf den Preis. Doch der kann es nicht gewesen sein, weil er zu gleichen Zeit auf den Straßen der Stadt ausgeraubt wurde. Leider kann das niemand bezeugen – außer dem Dieb selbst. Nur Ribots Verlegerin glaubt an seine Unschuld und engagiert die Zwillinge Borja und Eduard, sich diskret um den Fall zu kümmern. Und so lernen die beiden ungleichen Brüder das sprühende intellektuelle Leben Barcelonas sehr intensiv kennen. Intensiver als ihnen lieb ist.


    Mein Fazit:


    Auch der zweite Roman von TS „Höllenfahrt ins Paradies“ ist eine Liebeserklärung an die Stadt Barcelona. Rasant und ohne Atempause schickt sie uns durch Spaniens zweite Hauptstadt, auch bei der Story macht sie keine Atempause. Ihre Handlung ist charmant abgedreht, die Dialoge versprühen Witz. Diesmal blicken die beiden Brüder hinter die noble Fassade der Intellektuellen und Schriftsteller mit all ihrer schillernden Missgunst und dem Neid auf den jeweils anderen. Aber auch die schwierige Wohnungssituation in der überfüllten Mittelmeer-Metropole klammert die Autorin nicht aus. So ist dieser beschwingte Krimi ein Leckerbissen für alle Katalonien- und Barcelona-Fans – und für alle, die ein wenig vom sommerlich-warmen Stadtleben träumen möchten.

    Einmalig – Fred Vargas neuster Krimi „Das Zeichen des Widders“, als Comic, illustriert von Edmond Baudoin


    Die beiden jugendlichen Gauner Grégoire und Vincent halten sich mit kleinen Überfällen und anderem über Wasser. Als sie eines Tages einem alten Mann die Tasche klauen, können sie nicht ahnen, auf wen sie da gestoßen sind. Außer einem großen Batzen Geld sind sehr komische Dinge in der Tasche: Haarbüschel, Zähne, Tarotkarten ein Polizeiausweis und Bücher über schwarze Magie.


    Vincent nimmt die Tasche mit nach Hause und wird am nächsten morgen tot und mit einem eingeritzten Widder-Zeichen in seiner Wohnung gefunden. Für Inspektor Adamsberg ist klar, dass hier wieder der Widder-Mörder zugeschlagen hat. Vier Opfer hat er schon auf seinem Gewissen, alle gebrandmarkt mit dem gleichen Zeichen. Auch Grégoire ist in Gefahr, wie der Widder-Mörders aussieht. Aber anstatt sich Adamsberg anzuvertrauen, flieht er aus Paris. Was er allerdings nicht weiß, der Widder-Mörder ist ihm bereits auf den Fersen.


    Mein Fazit:


    Mit ihrem neuen Buch „Das Zeichen des Widders“ geht die Autorin Fred Vargas einen für sie völlig neuen Weg. Zusammen mit dem französischen Zeichner Edmond Baudoin ist ihr ein großartiges „Graphic Novel“, ein Comic in Buchform gelungen. Die Geschichte stammt zwar schon aus dem Jahre 2000, doch entführt uns Vargas einmal mehr in die gewohnt liebevoll-skurrile Welt des Inspektors Adamsberg mit seinen versponnen und unkonventionellen Ermittlungsmethoden. Dieser liebevoll gestaltete Band ist ein guter Grund, wieder mal einen Comic zu lesen – 200 Seiten stark.

    Kathrin Lange gelingt mit "Seraphim" ein spannender Historik-Mystik-Thriller


    Die junge Witwe Katharina Jacob arbeitet im Nürnberg des 15. Jahrhundert als Heilerin. Damit bewegt sie sich hart am Rande einer Verurteilung als Hexe, denn nur Männer, und auch nur von der Stadt bestimmte, dürfen die Arbeit eines Doktors ausüben. Doch dann werden gleichzeitig einige Mönche und ihr Bruder Matthias ermordet aufgefunden. Besonders makaber sind die Schwanenflügel, die den Toten auf den Rücken gesteckt wurden.


    Trotz ihrer drohenden Verhaftung beginnt Katharine mit eigenen Ermittlungen und kommt bald auf eine Spur, die ebenso brisant wie lebensgefährlich für sie und ganz Nürnberg wird.


    Verpackt in einen spannenden Historienthriller wirft Kathrin Lange einen Blick auf eine Zeit, in der Heilkunde von der Kirche als Teufelszeug verdammt wurde. Gerade Frauen, die als Heilerinnen oder als Hebammen arbeiteten, wurden als Hexen gebrandmarkt und zu Tausenden von der Inquisition ermordet.


    Kathrin Lange gibt uns zugleich aber auch einen Einblick in das gesellschaftliche Leben mit all seinen Ständen und Verantwortlichen im Nürnberg des Jahres 1491. Und auch die ganz alltäglichen Schwierigkeiten der Bevölkerung, etwa bei der Trinkwasserversorgung oder bei der Abfallbeseitigung in den engen, überfüllten Gassen der Altstadt behält sie im Blick. Wer auf historisch fundierte Krimis steht, ist bei Lange perfekt aufgehoben. Ein gut recherchierter, aufregender Historik-Mystik-Thriller.


    Mehr von Kathrin Lange:
    Das achte Astrolabium
    Jägerin der Zeit
    Die verbrannte Handschrift

    "Der Tote im Sumida" von Sujata Massey spielt in Tokios berühmten Kaufhaus Mitsutan


    Die amerikanische Halbjapanerin Rei Shimura wird beauftragt, under cover in Tokios berühmtestem Edelkaufhaus „Mitsutan“ zu ermitteln. Sie soll herausfinden, ob die verantwortlichen Manager im großen Rahmen die Bilanzen fälschen. Der Job ist nicht ganz ohne, denn ihr Vorgängeragent wurde soeben tot aus dem Fluss gefischt. Doch Rei macht sich zunächst ganz gut in ihrer neuen Rolle als Verkaufsberaterin – bis sie einen Fehler macht und in den Fokus einer skrupellosen Verbrecherbande gerät.


    Mein Fazit:


    Back to Japan: Endlich kann Rei Shimura, der nach einer Straftat die Wiedereinreise nach Japan verweigert wurde, wieder im Land der aufgehenden Sonne ermitteln. Sie arbeitet jetzt für eine Unterorganisation des CIA, und gleich ihre erste Ermittlung führt sie in die Glitzerwelt des Edelkonsums.


    Wir erfahren wieder viel über die Eigenarten der Japaner, ihre Lebensweisen und Einstellungen. Rei Shimura ist auch in diesem Roman die charmant-gewitzte Detektivin, deren Fälle sich nicht um grobes Blutvergießen drehen, sondern um die uns so fremde, fernöstliche Kultur. Hoffentlich löst sie noch viele weitere Fälle.


    ASIN/ISBN: 3492501397

    Der brandneue Skandinavien Krimi "Lebenslänglich" von Liza Marklund spielt in Schwedens Hauptstadt Stockholm


    Annika Bengtzon, die Journalistin vom schwedischen „Abendblatt“, rettet sich und ihre Kinder aus ihrem brennenden Haus in einem Vorort von Stockholm. Nachdem sie erst einmal bei einer Freundin untergekommen ist, wartet schon der nächste große Fall auf sie. Der angesehene und geachtete Polizist David Lindholm wird erschossen in seiner Wohnung aufgefunden.


    Als Tatverdächtige gilt sofort seine Frau, die Ex-Polizistin Julia. Der gemeinsame 4-jährige Sohn ist verschwunden und die Vermutung liegt nahe, dass Julia auch ihn umgebracht hat. Doch Annika ist von Julias Unschuld überzeugt und fängt an, in Davids Leben herumzustochern. Bald entdeckt sie einige Dinge, die den strahlenden Helden in keinem guten Licht erscheinen lassen. Trotz vieler Widerstände und der Warnung ihres Arbeitgebers, die Finger von dem Fall zu lassen, recherchiert Annika verbissen weiter.


    Fazit:


    Der neue Thriller von Liza Marklund setzt genau dort an, wo ihr letzter Fall „Nobels Testament“ aufgehört hat. Annika wurde von ihrem Mann verlassen, und nachdem ihr Haus bis auf die Grundmauern abgebrannt ist, sitzt sie mit den beiden Kindern buchstäblich auf der Straße. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen und meistert nicht nur ihre neue private Situation mit Bravour.


    Auch beruflich hängt sie sich voll rein, glaubt sie doch an die Unschuld der von der Öffentlichkeit schon vorverurteilten Ehefrau. So entwickelt sich der etwas zäh beginnende Roman zu einem fesselnden Thriller. Mit sorgsam dosierter Action und viel spannungsreicher Recherchearbeit gelingt es Lisa Marklund, uns bis zur letzten Seite zu fesseln. Ein weiterer sehr guter Skandinavien-Krimi.

    Ruth Rendell gelingt mit "Ein Ende mit Tränen" ein weiterer spannender Inspektor Wexford - Krimi.


    Inhalt:


    Inspektor Wexford und sein Team haben es diesmal mit einem besonders erschütternden Fall zu tun. Eine junge Frau wird am frühen Morgen ermordet in der Nähe ihres Hauses aufgefunden. Bei ihr wird eine größere Menge Bargeld gefunden, sonst gibt es keine Hinweise auf die möglichen Hintergründe der Tat. Doch als kurz darauf eine weitere Tote gefunden wird, setzt sich für das Ermittlerteam langsam ein Motiv zusammen. Beide Frauen hatten Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe kinderloser Eltern in Sussex, und beide brauchten Geld. Bei ihren weiteren Ermittlungen kommt Wexfords Team auf die Spur von gewissenlosen Gangstern, die mit der Not anderer skrupellose Geschäfte machen.


    Fazit:


    Wie viele Krimigeschichten Ruth Rendell inzwischen geschrieben hat, weiß sie wahrscheinlich selbst nicht mehr. Allein 19 Stories mit ihrem beliebten Inspektor Wexford sind mittlerweile erschienen. In ihrem neuen, dem 20. Wexford-Krimi steht nicht die Brutalität eines Mordes im Vordergrund, sondern die Ermittlungsarbeit der Polizei. Und wie man trotz fehlender Anhaltspunkte und Motive mit viel Kombinationsgabe einen Fall löst, dies aufzuzeigen, darin ist die Autorin eine wahre Meisterin.


    So wird auch in diesem klassischen „Who-done-it“-Krimi viel kombiniert und untersucht, auch wenn sich der mittlerweile etwas in die Jahre gekommene Inspektor noch immer schwer mit seinen Internet-Recherchen tut. „Ein Ende mit Tränen“ - ein weiterer spannender Wexford-Krimi.

    Der hochklassige Schweden-Krimi „Näher als du denkst“ von Mari Jungstedt jetzt endlich als Hörbuch. Gelesen von Walter Sittler.


    Inhalt:


    Auf der beliebten schwedischen Ferieninsel Gotland, nur wenige Kilometer vor Stockholm, wird der Ex-Pressefotograf und Alkoholiker Henry Dahlström erschlagen in seiner Dunkelkammer aufgefunden. Henry hatte am Tag vorher viel Geld auf der Pferderennbahn gewonnen. War es also eine aus dem Ruder gelaufene Auseinandersetzung zwischen Zechkumpanen, oder steckt mehr hinter diesem Mord?


    Das Team um Kommissar Anders Knutas beginnt zu ermitteln, muss sich aber schon bald darauf mit einem weiteren Fall beschäftigen: die 14-jährige Schülerin Fanny kommt nach ihrer Arbeit auf dem Reiterhof nicht zu Hause an. Gibt es einen Zusammenhang zwischen beiden Fällen? Auch der Journalist Johann Berg vom regionalen Fernsehen klemmt sich hinter die Sache und stößt auf eine sehr interessante Fährte.


    Mein Fazit:


    Dass es außer Henning Mankells „Wallander“ noch andere brillante schwedische Krimischriftsteller gibt, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Ein solch neuer Stern ist Marie Jungstedt, deren zweiter Krimi jetzt als Hörbuch erschienen ist.


    In ihrem neuen Fall legt sie viel Wert auf die Darstellung des Privatlebens ihrer Protagonisten, und auch die schwierige Situation der 14-jährigen Fanny stellt sie sehr einfühlsam da. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven bekommt die Story eine besondere Komponente und gewinnt sehr viel Schwung - auch wenn der nicht ganz bis zur Auflösung der Fälle durchgehalten wird.


    Insgesamt ein solider, packend erzählter Schweden-Krimi, hervorragend vorgetragen von dem „Nicola“- und „Girlfriends“-Schauspieler Walter Slttler.




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    Jetzt auch als Hörbuch! Das zweite Abenteuer von Derek Landy: "Skulduggery Pleasant. Das Groteskerium kehrt zurück" ist ein fulminantes Action-Fantasy-Spektakel.


    Inhalt:


    Die 13-jährige Stephanie Edgley führt kein normales Leben. Ihr verstorbener Onkel Gordon vererbte ihr nicht nur sein gesamtes Vermögen, sondern auch das Wissen um die Existenz von Zauberern, Monstern und ungewöhnlichen Ereignissen.


    Als Walküre Unruh (ihr Name in der Zauberwelt) muss sie sich diesmal zusammen mit ihrem Freund und Mentor, dem Skelett-Detektiv Skulduggery Pleasant, mit dem bitterbösen Fiesling Baron Vengeous und seinen Komplizen herumschlagen. Der Baron will das Groteskerium wieder auferstehen lassen, ein Wesen, dass zusammen mit den Gesichtlosen schon einmal Angst und Schrecken verbreitete. Eine einzige Zutat fehlt dem Baron noch, dann kann es losgehen - und diese Zutat ist ausgerechnet Walküre …


    Mein Fazit:


    Auch in dem 2. Teil von Skulduggery Pleasant geht es mächtig zu Sache. Mit vollem Tempo rasen Walküre und Skulduggery durch die Geschichte. Ohne Atem zu holen erleben sie ein Abenteuer nach dem anderen, immer auf Jagd nach den Bösen. Wobei in dem ganzen Kampfgetümmel die eigentliche Handlung manchmal etwas auf der Strecke bleibt. Doch das ist wohl kein Wunder, denn der ehemalige Drehbuchautor Derek Landy hat sich offensichtlich lange mit ihrer Choreografie beschäftigt und beschreibt sie realistisch wie im Film.


    Manchmal recht gewalttätig für das junge Zielpublikum, ist Derek Landy ein rasantes Action-Fantasy-Spektakel gelungen, das uns sehr phantasievoll und facettenreich von dem Schauspieler Rainer Strecker erzählt wird. Für toughe kids.


    mehr von Derek Landy:
    Skulduggery Pleasant


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    Kurzes für den Sommer - Die Stimme des Blutes: Vier fesselnde Short Crimi Stories aus Barcelona von der Spanierin Alicia Giménez-Bartlett.


    Inhalt:


    Inspectora Petra Delgado und ihr Subinspektor Fermin Garzón sind diesmal in vier Kurzeinsätzen in ihrer Heimatstadt Barcelona unterwegs. Ihre Ermittlungen drehen sich um den Tod eines Lateinlehrers, der vor seiner gesamten Klasse erschlagen wird, um den Mord an vier Bardamen, die nicht nur zusammen gearbeitet, sondern auch in einer gemeinsamen Wohnung gelebt haben, um einen toten Super-Macho in einer Fitness-Sauna, der bei den Frauen verhasst war und um einen gut aussehenden jungen Litauer, der vermeintlich Selbstmord begangen hat.


    Mein Fazit:


    In seiner unnachahmlichen Art beginnt das ungleiche Paar zu ermitteln und kommt den Tätern schon bald mit viel Spürsinn und Humor auf die Spur.


    Vier Kurzkrimis mit den Meisterermittlern Inspectora Petra Delgado und Subinspektor Fermin Garzón sind in dem neuen Band von Alicia Giménez-Bartlett zusammengefasst. Der humorvolle Schlagaustausch zwischen den beiden ist immer auch eine Auseinandersetzung zwischen dem modern-progressiven und dem traditionell-konservativen Spanien. Deshalb ist es schade, dass diese Wortgefechte und auch das Privatleben der beiden Ermittler bei den Kurzgeschichten, anders als in den Romanen, etwas auf der Strecke bleiben.


    Aber wer ein paar kurzweilige Short-Crime-Stories mit sommerlich-mediterranem Ambiente sucht, ist bei „Die Stimme des Blutes“ genau richtig.

    Meine Meinung zum neuen Ulrich Wickert Buch:


    Der brandneue Polit-Thriller "Der nützliche Freund" von Ulrich Wickert beschäftigt sich mit der Leuna Affäre und den deutsch französischen Verhältnissen.


    Die Leuna-Affäre ist vielen Menschen noch immer ein Begriff, doch was spielte sich damals wirklich ab? Der ehemalige Tagesthemensprecher und in den Rang eines Offiziers der französischen Ehrenlegion erhobene Ulrich Wickert beschäftigt sich in seinem dritten Krimi mit diesem undurchsichtigen Kapitel der deutsch-französischen Beziehungen. Zu ihm gehören neben millionenschweren Geldwäschegeschäften auch Korruptionsvorwürfe gegen hohe deutsche Politiker, die unfeinen Methoden verschwiegener Schweizer Bankhäuser und peripher sogar die Rettung der Cervelatwurst.


    Der frankophile Wickert lässt es sich aber auch in diesem Krimi nicht nehmen, neben der Lösung des Falles die großbürgerlich-französische Lebensart zu zelebrieren: ein guter Wein, ein formidables Essen und viele intime Informationen über Paris sind ihm stets einige unterhaltsame Zeilen wert.


    Wer einen durchgängig actiongeladenen, rasanten Agenten-Thriller erwartet, ist hier also fehl am Platz. "Der nützliche Freund" ist ein sehr gut recherchierter und hochaktueller Polit-Krimi, der sich mit den wirtschaftlichen und politischen Zusammenhängen zwischen Deutschland und Frankreich beschäftigt - ohne dabei seine Story aus den Augen zu verlieren.




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