Beiträge von Sisch

    Louise Penny spannender Krimi "Der grausame Monat" spielt im Herzen Quebecks.


    Ostern ist in dem kleinen franko-kanadischen Örtchen Three Pines immer ein besonderes Fest. Auf dem Dorfplatz werden handbemalte Holzeier versteckt, die am Ostersonntag von den Jüngeren gesucht und gegen echte Schokoladeneier eingetauscht werden. In diesem Jahr haben einige der Dorfbewohner aber noch ein besonderes Date: Sie wollen in einem leer stehenden Haus am Rande des Ortes eine Seance abhalten.


    Extra dafür haben sie ein so genanntes „Medium“ engagiert. Doch während der Geistersitzung passiert das Unfassbare - eine der Teilnehmerinnen stirbt, zu Tode erschreckt. Und so muss sich Detective Armand Gamache wieder einmal in der gemütlichen Dorfpension einmieten, um zusammen mit seinem Team die Suche nach der wahren Todesursache aufzunehmen. Und das ist gar nicht so ganz einfach, denn unter den Kollegen gibt es jede Menge ganz und gar reale Animositäten.


    Mein Fazit:


    Dies ist der dritte Einsatz des sympathischen Detective Armaud Gamache von der Secûrité du Québec. Doch diesmal muss er sich nicht nur mit vermeintlich Übersinnlichem beschäftigen. In seinem Team herrschen Spannung und Misstrauen, denn Armand hat sich den Unmut vieler Polizisten zugezogen, als er den ebenso brutalen wie charismatischen Polizeiführer Arnot mit seinen Machenmschaften aufliegen ließ. So gibt es neben der klassischen Who-done-it Story eine beklemmende Geschichte um die Frage von Loyalität und Moral innerhalb der Polizeibehörde.


    Louise Penny gelingt es dabei nicht nur, den Charme eines kleinen Dorfes und seiner eigenwilligen Bewohner bezaubernd authentisch darzustellen, auch die sich gegenseitig belauernden Polizeikollegen stellt sie überaus gekonnt dar. Allerdings ist es ratsam, mit dem ersten Abenteuer von Armaud Gamache („Denn alle tragen Schuld“) zu beginnen, da die Ereignisse zum Teil aufeinander aufbauen. Für alle, die den Einstieg schaffen: Ein spannender Krimi aus dem Herzen Quebecks.

    gelesen von Rufus Beck


    Das neue Artemis Fowl Abenteuer von Eoin Colfer "Das Zeitparadox" ist ein rasanter Trip durch die Zeit


    Der einstige, mittlerweile geläuterte Meisterdieb Artemis Fowl ist nach seinem Abenteuer im Zeitstrom drei Jahre jünger wiedergekommen. Eigentlich schon 17, sieht er aus wie ein 14-jähriger. Aber das ist nicht Artemis’ größtes Problem. Viel schlimmer ist, dass seine Mutter Angeline an einer eigentlich schon ausgestorbenen tödlichen Krankheit leidet. Nur die Gehirnflüssigkeit einer bestimmten Lemurenart kann sie noch retten.


    Das Paradox daran ist, dass der damals 10-jährige Artemis, zu jener Zeit noch ein echt böser Junge, die letzte dieser Meerkatzen an die Extinktionisten verkauft hat, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, alle vermeintlich nutzlosen Tiere auszurotten. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als durch den Zeitstrom zurück zu reisen, um den Lemuren vor sich selbst zu retten. Mit von der Partie ist natürlich seine Freundin, die Polizeielfe Captain Holly Short.


    Mein Fazit:


    Die Idee, rückwärts durch die Zeit zu reisen, ist immer wieder faszinierend. Und so gibt es auch im neuen Abenteuer des jugendlichen Genies Artemis Fowl ein Wiedersehen mit ihm selbst und den Figuren aus seiner Vergangenheit – der unvergleichlichen Holly Short, dem Zwerg Mulch Diggums und nicht zuletzt mit der Oberschurkin Opal Koboi, die immer noch mit gemeinen Methoden versucht, die Herrschaft der Welt an sich zu reißen.


    Der rasante Trip durch die Zeit wird darüber zum Wettlauf gegen die Uhr und sorgt für jede Menge knisternde Spannung. Rufus Beck schafft es mit seiner unvergleichlichen Art, den verschiedenen Charakteren dieses fantastischen Abenteuers seine jeweils eigenen Stimme zu geben. Hörenswert!


    Mehr von Artemis Fowl:
    Eoin Colfer: Artemis Fowl - Die verlorene Kolonie

    Alexa Hennig von Lange geht es in ihrem neuen Jugendroman „Leute, mein Herz glüht“ um das Thema Nummer 1: Die Liebe


    Alexa Henning von Lange: Leute, mein Herz glüht Endlich: Nach Monaten in der Magersucht-Therapie ist Lelle zurück und erwartet ihren Freund Johannes am Bahnhof. Doch dort steht niemand. Dafür wartet zuhause die gesamte Familie mit Kaffee und Kuchen, um Lelle mit den neuesten Nachrichten vertraut zu machen.


    Ihre ältere Schwester Cotsch zum Beispiel will den 30 Jahre älteren Nachbarn Helmuth heiraten. Ihre Mutter nimmt neuerdings Beruhungspillen und Papa entflieht dem Familienclinch in den Keller zum Schuhe putzen. Willkommen daheim. Außerdem muss Lelle erfahren, dass Johannes inzwischen mit ihrer besten Freundin geknutscht hat. Die beiden kommen sich gerade wieder etwas näher, als auch noch Lelles eigentlicher Freund Arthur seine Rückkehr vom Entwicklungshilfe-Einsatz aus Afrika ankündigt...


    Mein Fazit:


    Alexa Henning von Lange beschreibt in „Leute, mein Herz glüht“ das alltägliche Gefühlschaos eines Teenagers. Frisch und unkonventionell schildert die junge Lelle ihr Leben in Tagebuchform. Ging es im vorhergegangenen Buch „Leute, ich fühl mich leicht“ um Lelles Magersucht, so steht nun ihr Liebesleben im Mittelpunkt. Und das heißt für Lelle vor allem: Ein Wechselbad aus bislang unbekanntem Herzschmerz und überschäumendem Glück. Es gilt aber auch, Konsequenzen zu ziehen und Entscheidungen zu treffen.


    Der Autorin gelingt es vorzüglich, diese Pubertäts-Gefühls-Schwankungen authentisch und immer dicht dran am inneren Stimmungsbarometer zu erzählen. Ein weiteres lebensnahes und humorvoll-witziges Jugendbuch von Alexa Henning von Lange.


    Mehr von Alexa Henning von Lange:
    Leute, ich fühle mich leicht

    Ein sehr lesenswerter Pageturner, der zum Nachdenken anregt


    Eigentlich hat der New Yorker Kriminalist Lincoln Ryme, der seit einem Unfall querschnittsgelähmt vom Bett aus arbeitet, genug mit einem brisanten Fall im fernen England zu tun. Doch dann erfährt er, dass sein Cousin Arthur wegen Mordes festgenommen wurde. Zwar haben die beiden schon lange keinen Kontakt mehr gehabt, aber Ryme ist trotzdem von der Unschuld seines Verwandten überzeugt.


    Als er mit seinem Team anfängt, in dem Fall zu recherchieren, kommt er einem besonders perfiden Killer auf die Spur. Der Unbekannte mordet nicht nur ohne Skrupel, er weiß auch alles über seine Opfer - und er liefert stets anonyme Hinweise auf Täter, die von ihren Verbrechen überhaupt nichts wissen.


    Mein Fazit:


    In Deavers neuem atemberaubenden Thriller „Der Täuscher“ dreht sich alles um das Thema Identitätsraub und Datensammelwahn bei staatlichen Stellen und privaten Firmen. Der Autor zeigt, welche bislang unbekannten Verbrechensformen möglich sind, wenn die Menschen immer „gläserner“ und private Information immer leichter recherchierbar werden. Wer an der richtigen Stelle sitzt, kann durch geschickte Manipulation Schicksale lenken und - zerstören. Und das beängstigende ist: weder staatliche Stellen noch private Firmen können die Geheimhaltung der allerorts gesammelten Daten wirklich garantieren.


    Mit diesem Szenario ist Deavers neuer Roman nicht nur ein mitreißender, wendungsreicher Thriller. Er ist gleichzeitig ein Plädoyer gegen den allzu unbekümmerten Umgang mit der eigenen elektronischen Identität. Ein sehr lesenswerter Pageturner, der zum Nachdenken anregt.


    mehr von Jefferey Deaver:
    Die Menschenleserin
    Der gehetzte Uhrmacher
    Das Teufelsspiel

    Joey Goebels neue Roman Heartland ist eine unverblümte Parabel auf das ländliche US-Amerika


    Der 27jährige Blue Gene Mapother ist ein ganz gewöhnlicher „Red Neck“. Er lebt in einem Trailerpark in der kleinen Stadt Bashford in Kentucky. Er liebt Monstertrucks und Wrestling, ernährt sich von Hamburgern und schlägt sich mit Walmart-Jobs und Flohmarktständen durch. Eigentlich kommt er aus einer superreichen Tabak-Familie, doch Blue Gene hat schon vor Jahren den Kontakt mit seiner total versnobten Verwandtschaft abgebrochen.


    Als allerdings sein älterer Bruder John eine Polit-Karriere mit wertkonservativen Zielen startet, wendet sich Mutter Elisabeth an Blue Gene, um dessen Unterstützung zu gewinnen. Die Mapothers wollen mit seiner Hilfe die „einfachen“ Leute erreichen, und Blue Gene sagt tatsächlich zu – was kann schon falsch sein an Johns Slogans von Amerikas Größe und Freiheit? Doch als er die junge rebellische Sängerin Jackie Stepchild kennen lernt, beginnt er, die politischen Ziele seines Bruders zu hinterfragen. Und dann kommt er auch noch einem dunklen Familien-Geheimnis auf die Spur, das so gar nicht zu Johns Reden passen will. Von nun an entwickeln sich die Dinge ganz anders, als geplant.


    Mein Fazit:


    Joey Goebels neue Roman Heartland ist eine unverblümte Parabel auf das ländliche US-Amerika weit weg von den Metropolen an den Küsten. Worte wie Freiheit und Patriotismus werden hier sehr hoch gehalten und sind fest mit den konservativen und religiösen Werten verwoben. Goebel, der selbst in Kentucky aufgewachsen ist und dort an einer Uni lehrt, kennt die Mentalität der Menschen und stellt sie mit ihre oft naiven und weltfremden Vorstellungen wunderbar realistisch dar, ohne sie lächerlich zu machen. Mit seinem sympathischen Helden Blue Gene entwickelt Goebel eine Figur, die sich von einem etwas dump wirkenden „Red Neck“ zu einem sozial verantwortlichen Menschen entwickelt.


    Vielleicht ist es ja nur ein Zufall, dass der Skandal um die Familie Mapother ein wenig an die Nachrichten rund um die Familienverhältnisse der konservativen Vizepräsidentschaftskandidatin Palin erinnert. Was auf keinen Fall Zufall ist, dass der neue Roman von Joey Goebel am 4. Juli im Wahljahr 2008 in den USA erschienen ist. Das satirische Zeitdokument ist ein weiterer Beweis, dass in den USA immer mehr Menschen aus ihrem politischen Tiefschlaf erwachen. Sehr lesenswert.

    „Ihr Löwenherz“ von Lars Kutschke ist ein unterhaltsamer Kriminalroman aus dem Zoo Hannover


    Endlich ist es Frühling! Auch der Zoo Hannover erwacht aus dem Winterschlaf. Doch bevor die Saison so richtig durchstarten kann, wird der neue Auszubildende tot im Löwenkäfig gefunden – zerfleischt von den Raubkatzen. Ganz offensichtlich hat ihn jemand dort hineingelockt. Der Direktor engagiert den Privatdetektiv Leve Carlsberg, um der Sache auf den Grund zu gehen.


    Die Polizei verhaftet nach kurzer Suche den verschrobenen Zoogärtner Adalbert, doch Leve ist fest davon überzeugt, dass der Mörder diesmal nicht der Gärtner ist. Mit dem etwas schrulligen Privatdetektiv wider Willen, Leve Carlsberg, ist dem Autor Lars Kutschke in seinem Erstlingswerk „Ihr Löwenherz“ ein unterhaltsamer Kriminalroman gelungen.


    Eingebunden in die unvergleichliche Atmosphäre des hannoverschen Erlebnis-Zoos, präsentiert sich Kutschkes Story als ebenso amüsante wie scharfsinnige Erzählung, in der sein Held zwar etwas tapsig, aber auch sehr gewitzt dem Mörder auf die Schliche kommt.


    Spannende Krimi-Unterhaltung, nicht nur für Hannoveraner.


    mehr Krimis aus Hannover:
    Susanne Mischke: Der Tote vom Maschsee
    Susanne Mischke: Liebenslänglich
    K7: Rudermord
    Egbert Osterwald: Schwarz, rot, blond

    Der neue Thriller "Hochzeitsflug" von Ilkka Remes spielt auf dem krisengeschüttelten Balkan


    Der Deutsche Christian Brück arbeitet als Gehirnforscher für eine große Pharmafirma im französischen Cannes. Seine Hochzeit mit der Amerikanerin Tina Carabellas steht kurz bevor, als sie für einen Tag nach Frankfurt fliegen muss. Über den Alpen geschieht das Unfassbare: Die Maschine verschwindet von den Radarschirmen und stürzt wenig später vor der Küste Montenegros ins Meer.


    Von den Passagieren fehlt allerdings jede Spur und auch Informationen über den Absturz sickern kaum durch. So hält es Christian nicht mehr zu Hause aus – er fliegt in das bürgerkriegsgeschüttelte Montenegro, um sich auf eigene Faust von Tinas Schicksal zu überzeugen. Dabei kommt er einer Wahrheit auf die Spur, die ihn selbst das Leben kosten kann.


    Mein Fazit:


    Der Thriller „Hochzeitsflug“ von Ilkka Remes stammt aus dem Jahr 2000. Remes siedelt seine beunruhigende Geschichte in Montenegro kurz nach Ende des Kosovokrieges an. Die Machtverhältnisse in der serbischen Provinz sind ebenso undurchsichtig wie die mysteriösen Machenschaften der amerikanischen NATO-Truppen, die dort operieren. Und so hat es sein Held, der deutsche Arzt Christian, schon bald mit korrupten Beamten, gefährlichen Geheimdiensten, einheimischen Dieben und schießwütigen Agenten zu tun.


    Die einzelnen Kapitel sind kurz, knackig und enden jeweils mit einem gelungenen Cliffhanger. Und auch wenn im Verlauf der Handlung einige logische Hürden zu nehmen sind und das Finale etwas holprig daherkommt, verliert der Thriller nicht an Schwung. Remes Frühwerk kommt noch nicht ganz an den Thrill seiner späteren Bücher heran, ist aber trotzdem ein hochwertiger Action-Roman.

    In "Nebra" verwebt Thiemeyer solide wissenschaftliche Erkenntnisse mit viel Fantasy-Fantasie zu einem mitreißenden Thriller, der mitten in Deutschland spielt


    Die Archäologin Hannah Peters ist beauftragt, die Erforschung der geheimnisvollen Himmelsscheibe von Nebra in Sachsen Anhalt weiterzuführen. Doch ihre Arbeiten an dem keltisch-germanischen Sensationsfund treten auf der Stelle und Hannah steht kurz vor dem Rauswurf.


    Da taucht ein junger Mann auf, der nicht nur sehr attraktiv ist, sondern auch von einer bisher übersehenen Verbindung zwischen der Scheibe und dem nahen Harzgebirge weis. Und tatsächlich: Er führt die Forscherin zu mysteriösen Orten weit ab der Tourismusrouten. Hannah ist begeistert und meint, ihrem Ziel endlich etwas näher zu kommen. Doch dann überstürzen sich die Ereignisse - immer wieder verschwinden Menschen und kurz vor der Walpurgisnacht, dem jährlichen Hexentanzspektakel im Harz, tauchen seltsame Himmelserscheinungen und kosmische Wetterturbulenzen auf. Steht das alles etwa in einem großen, übernatürlichen Zusammenhang?


    Mein Fazit:


    In jedem seiner Bücher nimmt sich Thomas Thiemeyer einer regionalen Legende an. Diesmal spinnt er die Fama um den Brocken weiter. Geschickt verbindet er die Sage um den höchsten Harzberg und seine berühmte Walpurgisnacht mit der wichtigsten archäologischen Entdeckung der letzten Jahre, der sagenhaften Himmelsscheibe von Nebra. Dabei verwebt Thiemeyer solide wissenschaftliche Erkenntnisse und viel Fantasy-Fantasie zu einem mitreißenden Thriller, der mitten in Deutschland spielt.


    Nach dem Genuss dieses Atem beraubenden Lesespektakels ist mein nächster Besuch auf den Brocken schon fest eingeplant.


    Mehr von Thomas Thiemeyer:
    Magma
    Reptilia

    Hallo,
    ich möchte auch noch meinen "Senf" dazugeben und eine kleine Kritik reinstellen:


    In ihrem Wissenschaftsthriller “Watermind” nimmt sich die Autorin M. M. Buckner einer Frage an, die immer wieder fasziniert: Kann sich auf der Erde neues Leben entwickeln? In ihrem Thriller ist es ein Zusammenspiel von organischer und elektronischer Materie, das in den mit Giftmüll verdreckten Sümpfen Louisianas etwas ganz Neues entstehen lässt. Ob es gut oder böse, eine Gefahr oder eine Bereicherung für die Menschheit ist, wird von den Protagonisten des Romans indes ganz unterschiedlich bewertet.


    In angenehm kurzen Kapiteln schafft es die Autorin, uns sofort in den Bann zu ziehen. Leider lässt die Spannung ab Mitte des Buches etwas nach, bevor die Story in einem actiongeladenen Finale zu Ende geht. Wer auf fantasiereiche Öko-Fiction steht, kommt trotzdem gut auf seine Kosten.

    Katryn Berlinger schreibt mit "Der Kuss des Schokoladenmädchens" einen weiteren schillernden historischen Roman


    Die junge Madelaine Gürtler, die durch ihre besonderen Pralinenkreationen die Einwohner ihrer Heimatstadt Riga in den Bann gezogen hat, zieht mit ihrem Mann, dem Grafen Andras Mazary, in seine Heimat Ungarn. Doch Madelaine wird dort nicht richtig glücklich, zu groß ist für sie der Druck, einen männlichen Erbfolger in die Welt zu setzen. Sie sucht Zerstreuung beim Handelsattache Bernhard Ulrich von Tarazin. Als die Liaison aufliegt und sie kurz davor steht, die Liebe beider Männer zu verlieren, zieht Madelaine für sich die Konsequenzen und flieht nach Hamburg. In der Freien Hansestadt kann sie endlich ihrer eigentlichen Leidenschaft, der Kreation köstlicher Pralines nachgehen. Doch dann bricht der 1. Weltkrieg aus ...


    Mein Fazit:


    Schon mit ihrem ersten historischen Roman vom „Schokoladenmädchen“ gelang es Katryn Berlinger ein großes Publikum zu begeistern. Jetzt wurde endlich ihr Nachfolgeroman „Der Kuss des Schokoladenmädchens“ veröffentlicht. Im Mittelpunkt der Geschichte steht erneut die selbstbewusste Madelaine Gürtler, die mit ihrer besonderen künstlerischen Begabung immer wieder andere Menschen in kulinarisches Entzücken versetzt. Es geht aber auch um Leidenschaft und Verlust, um Enttäuschungen, Hoffnungen und die große Liebe. Leichte, manchmal etwas melancholische Unterhaltung mit viel Herzschmerz und Bergen an süßen Leckerlis. Ideal für „süße“ Tagträume.

    V.V. Ganeshananthan: Die Liebesheirat ist ein sehr persönliches Buch über das tief gespaltene Sri-Lanka


    Die 24-jährige Studentin Yalini lebt in New York und ist die Tochter srilankischer Einwanderer. Mit der Geschichte ihrer Eltern hat sie nicht viel am Hut – Arbeit, Freunde, Liebeleien und Unialltag bestimmen ihr ganz normales Leben.


    Das ändert sich, als ihr Onkel und ihre Cousine aus Sri-Lanka auftauchen und schließlich die gesamte Rerst-Familie nach Toronto zieht. Der Onkel, ein früherer Widerstandskämpfer, hat Krebs im Endstadium. Er berichtet Yalini von der Vergangenheit ihrer weit verzweigten Familie, und sie beginnt, seine Erinnerungen aufzuschreiben. Sie erfährt von der Liebesheirat ihrer Eltern, von arrangierten Ehen und großen Leidenschaften, Freundschaften und Verlusten - und von der Geschichte eines bürgerkriegsgeschüttelten Landes. Mitten darin: Das bewegte Schicksal ihres Onkels, der als Widerstandskämpfer der Tamil Tigers selbst vor Bombenanschlägen nicht zurückschreckte. Kann Yalini diesen todkranken Mann als Verwandten noch akzeptieren? Die Vergangenheit beginnt, Yalinis Leben zu verändern.


    Mein Fazit:


    V.V. Ganeshananthan ist mit ihrem Debütroman „Die Liebesheirat“ eine wunderschön geschriebene Geschichte über zwei sri-lankische Familien gelungen. In einer sehr poetischen und klaren Sprache beschreibt sie nicht nur die Lebensverhältnisse einer buchstäblich in alle Welt verstreuten Verwandtschaft, sondern auch die Zustände in Sri Lanka, einem von jahrzehntelangem Bürgerkrieg gezeichneten Inselstaat mit englischer Vergangenheit. Dabei ver- und beurteilt sie nicht die politischen Überzeugungen ihrer Charaktere, sondern führt uns ihre Einstellungen und Schicksale wie die von wirklichen Menschen vor Augen. Ein sehr persönliches Buch über das tief gespaltene Land des Ceylon-Tees.

    "Cosi fan tutte" ist eine feine und etwas skurrile Erzählung mit viel britischen Humor.
    Als das gutbürgerliche Londoner Ehepaar Ransome eines Abends von einer Musikveranstaltung nach Hause kommt, erlebt es eine unangenehme Überraschung: Im trauten Heim ist eingebrochen worden. Aber nicht nur die wertvollen Dinge sind futsch – nein, alles ist geklaut worden: Jede Lampe, jeder Teller, selbst die Klorolle ist fort. Die Ransomes tragen es mit Fassung und Mrs. Ransome beginnt, das verschwundene Inventar nach und nach zu ersetzen. Dabei fällt ihr sogar auf, dass sie viele der entwendeten Dinge gar nicht wirklich braucht. Als die beiden allerdings ein paar Wochen später eine Rechnung von einem großen Londoner Lagerhaus erhalten, erwartet sie die nächste große Überraschung …


    Mein Fazit:


    "Cosi fan tutte" ist eine feine und etwas skurrile Erzählung mit viel britischen Humor. Es ist die Geschichte eines etwas eingefahrenen Ehepaars, das durch den Verlust seiner Möbel anfängt, auf sehr unterschiedliche Art und Weise über seine Situation nachzudenken. Wobei Mrs. Ramsone eher diejenige ist, die es wagt, neue Wege zu gehen, während Mr. R. lieber alles beim alten lassen würde. Ein herrlicher Hörspaß mit feiner Ironie und viel Wortwitz. Brillant vorgetragen von dem Schauspieler Uwe Friedrichsen.

    "Das letzte Experiment" von Phillip Kerr ist ein weiterer politscher Thriller mit dem Berliner Polizisten Bernie Gunther


    Die Geschichte des eigensinnigen Berliner Polizisten Bernhard Gunther geht weiter. Mittlerweile befindet er sich im Jahr 1950 als illegaler Einwanderer in Buenos Aires. Kaum dort angekommen, wird er von der argentinischen Geheimpolizei angeheuert, um ein verschwundenes 15-jähriges Mädchen aus Deutschland zu finden.


    Der Auftrag deutet auf zwei unaufgeklärte Fälle hin, die Gunther 1932 in Berlin bearbeitet hatte – bis er auf Betreiben sehr einflussreicher Nazis davon abgezogen wurde. Seine Recherche in der argentinischen Hauptstadt führt ihn nun zu vielen früheren Nazi-Schergen, die mittlerweile einen sicheren Unterschlupf in dem südamerikanischen Staat gefunden haben und, wie es scheint, noch immer sehr aktiv sind.


    Mein Fazit:


    Eigentlich war das Abenteuer des aufrechten Polizisten Bernhard Gunther nur als Trilogie angelegt. Die Bücher spielten im Berlin der 30er Jahre und zeigten, wie sich die Weimarer Republik allmählich in das faschistische Deutschland verwandelte. Jetzt gab es schon zweimal „Nachschlag“, denn nach „Januskopf“ erscheint nun „Das letzte Experiment“.


    Das Buch spielt im peronistischen Argentinien des Jahres 1950, und auch hier ist Kerr wieder ein politischer Thriller gelungen, der eine spannende Geschichte zwanglos in historische Tatsachen einbettet. Mit Bernhard Gunther hat Kerr dabei eine lakonische Figur entwickelt, die an die Detektiv-Helden der 30iger Jahre erinnert: immer cool, aber mit dem Herz am richtigen Fleck. So jagt er geflohene Nazis, deckt Top-Secret-Geheimnisse auf und verliebt sich – natürlich völlig unglücklich. Ein weiterer mitreißender Polit-Krimi von Philipp Kerr.

    Mit Mitsukos Restaurant gelingt Christoph Peters ein leichter und doch tiefgründiger Roman, der uns ein Stück japanischer Kultur näher bringt.


    Die alten Schulfreunde Achim und Wolf, beide kurz vor ihrem 30-igsten Geburtstag, haben eine gemeinsame Vorliebe für alles Japanische. So ist die Freude groß, als sie in ihrer rheinischen Provinz einen Biergarten auftun, der neben Deftigem auch feinstes japanisches Essen serviert. Der Laden wird von Eugen und seiner japanischen Lebensgefährtin Mitsuko geführt.


    Mitsuko, die aus einer alten Samuraifamilie stammt, ist eine wahrhaft vorzügliche Köchin. Achim, der als arbeitssuchender Schauspieler und Künstler viel Zeit hat, freundet sich mit den beiden an und arbeitet bald selbst in der Küche mit. Seine Leidenschaft gilt jedoch nicht nur dem japanischen Essen, sondern auch Mitsuko hat es ihm angetan. Sein Freund Wolf hingegen kommt fast täglich als Gast mit immer wieder neuen, teuer gekleideten japanischen Geschäftsleuten vorbei. Gut, er verdient als Schönheitschirurg in einer Privatklinik eine Menge Geld. Doch könnte etwas dran sein an dem Gerücht, dass er Geschäfte mit der mafiösen Yakuza macht?


    Mein Fazit:


    Christoph Peters gelingt mit Mitsukos Restaurant ein leichter und doch tiefgründiger Roman, der uns ein Stück japanischer Kultur näher bringt. Angesiedelt in den frühen 90er Jahren, lange vor dem allgemeinen Sushi-Boom, erzählt er mit viel Enthusiasmus von der Begegnung und den Gegensätzlichkeiten der Kulturen, von der kunstvollen Keramik, den komplizierten Teezeremonien und vor allem von der ausgeklügelten japanischen Küche – so gut, dass einem schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammen läuft. Es ist aber auch ein Buch über das Ende der Jugend und über die Aufgabe, das Leben endlich in die eigene Hand zu nehmen und aus verträumten Schwärmereien echte Realität werden zu lassen – oder auch nicht. Ein unterhaltsamer Roman mit einer fetten Liebeserklärung an das Land der aufgehenden Sonne.

    gesprochen von Michelle von Treuberg, Lucie Hollmann, Sonja Gerhardt, Jette Hering, u.a.


    Die Hühner werden erwachsen - Das Hörspiel zum Film Die Wilden Hühner und das Leben mit den Original-Stimmen


    Für Sprotte, Wilma, Frieda, Melanie und Trude ist das Erwachsenwerden nicht einfach. Viele neue Erfahrungen wirbeln das Leben der fünf jungen Mädchen durcheinander. Melanie glaubt von ihrem Freund Willi schwanger zu sein, Fred und Sprotte haben Probleme miteinander, Wilma träumt von einer Schauspielkarriere, Trude nimmt ihre erste Single auf und Frida erwischt ihren Vater beim Fremdgehen. Und dann sind da noch die „wilden Küken“, die schon in den Startlöchern stehen, um den Hühnern beim Streichespielen den Rang abzulaufen. Zu allem Überfluss steht auch noch die Klassenfahrt bevor, auf der es nicht nur um das schöne Thema „Renaturalisierung von Industrielandschaften“ geht, sondern auch um lange Nächte, brennende Eifersucht und neue Lieben.


    Klarer Fall: die „Hühner“ sind in der Pubertät angekommen. Längst steht nicht mehr das Bandenleben mit Streichen und Geheimverstecken im Mittelpunkt. Die Freundinnen erleben jede Menge spannende Abenteuer auf ihrem Weg zum Erwachsenen-Dasein. Es geht aber auch um das Abschiednehmen, und so bleiben melancholische Zwischentöne nicht aus. Doch bei allen Widrigkeiten, die sich ihnen in den Weg stellen, bleibt eins klar – wenn man zusammenhält, kann einen nichts so leicht erschüttern.


    Das Original - Hörspiel zum Film mit den Stimmen der fünf Schauspielerinnen ist ein rundum amüsanter Hörspaß. Lustig und traurig, humorvoll und manchmal melancholisch.


    Seit dem 29.01.2009 läuft der Film „Die Wilden Hühner und das Leben“ erfolgreich im Kino.

    Mit Falsches Grab gelingt Charlaine Harris wieder ein mitreißender Mystery-Thriller


    Seit Harper Conelly vor einigen Jahren vom Blitz getroffen wurde, hat sie eine nicht unbedingt angenehme, aber zweifellos besondere Gabe. Sie kann Tote aufspüren und deren letzten Sekunden nachempfinden.


    Und so reist die 24-jährige, die aus zerrütteten Familienverhältnissen stammt, zusammen mit ihren Halbbruder Tolliver kreuz und quer durch die USA, um verzweifelten Menschen bei der Suche nach ihren verschwundenen Liebsten zu helfen – oft willkommen, aber manchmal auch misstrauisch beäugt und als Scharlatan abgetan. Als Harper von einem Professor eingeladen wird, um ihre Fähigkeiten der Universitätsöffentlichkeit zu demonstrieren, passiert etwas unvorhergesehnes: in dem von Harper untersuchten Grab liegen zwei Leichen. Eine davon ist ein junges Mädchen, das seit über zwei Jahren vermisst wird. Harper und Tolliver bleiben in der Stadt, denn die Angehörigen und die Polizei hoffen auf ihre Hilfe.


    Mein Fazit


    Charlaine Harris, die sich mit den Vampirgeschichten um die telepathisch veranlagte Kellnerin Sookie Stackhouse einen Namen gemacht hat, entwickelt mit Harper Conelly eine neue sympathische Heldin mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Ihr zweiter Conelly-Roman „Falsches Grab“ ist, wie bereits „Grabesstimmen“, ein mitreißender Mystery-Thriller.


    Durch ihren lebendigen Schreibstil, die atmosphärisch-dichte Beschreibung der Ereignisse und die Schilderung einer intensiven Freundschaft zwischen den ungleichen Halbgeschwistern Harper und Tolliver schafft sie es, uns sofort in den Bann zu ziehen. Ein Muss für jeden Mystery-Fan - hoffen wir auf weitere Aufträge für die Toten-Detektivin.


    mehr von Charlaine Herris:
    Grabesstimmen
    Vampire schlafen fest
    Ball der Vampire

    Jonathan Stroud ist mit „Valley - Tal der Wächter“ ein mitreißendes Fantasy-Abenteuer gelungen


    Der immer zu Streichen aufgelegte Teenager Hal aus dem Hause Sven lebt mit seiner Familie in einem fruchtbaren Tal. Dieses Tal ist zwischen den Familien gerecht aufgeteilt. Hier leben alle friedlich nebeneinander her. Doch das war nicht immer so, denn die Gründer des Tals hatten lange und blutige Fehden. Erst als ein Rat aus allen Familien gegründet wurde, zog Frieden ein.


    Allerdings können die Bewohner das Tal nicht verlassen: Im Gebirge um sie herum wimmelt es von bösen Geistern und Dämonen. Als Hal die gleichaltrige, selbstbewusste Aud kennen lernt, beschließen die beiden, das Geheimnis um die Gespensterwesen zu lüften. Doch bevor es dazu kommt, wird Hals Onkel von Mitgliedern eines benachbarten Hofs ermordet. Hal schwört Rache, und die lang vergessene Fehde zwischen den Clans bricht wieder auf …


    Mein Fazit:


    Jonathan Stroud, bestens bekannt durch seine Bartimäus-Trilogie, ist mit „Valley - Tal der Wächter“ ein mitreißendes Fantasy-Abenteuer gelungen. Die Story sprüht vor Humor und unkonventionellen Dialogen. Mit viel Witz erzählt Stroud von seinen beiden Helden, die sich mutig durchs Geschehen boxen - wobei die junge Aud immer wieder die Richtung angibt, denn sie glaubt weniger als Hal an die alten Geschichten. Und sie kann sehr überzeugend sein, wenn es um das Erkunden neuer Wege geht.


    Durch zahlreiche originelle Einfälle schafft es Stroud, seiner klassischen Fantasy-Geschichte einen besonderen Touch zu geben. Fazit: Gute Fantasy-Unterhaltung für Jung und Alt.