Beiträge von gaensebluemche

    Genau so wie dieses Buch muss Cosy Crime für mich sein. "Cosy Secrets" hatte einfach alles, was ich mir von einem Roman dieses Genres wünsche: eine angenehme Spannung, ein wunderbares Setting in einem kleinen Ort mit lokalen und personalen Besonderheiten, einen angenehmen Schreibstil, durch den die Geschichte nicht einfach nur erzählt, sondern auch erlebbar wird, und eine feine Spannung, die sich durch das gesamte Buch hinweg zieht. Ich mochte sehr, wie sich die Geschichte entwickelt, wie interessante Wendungen durchweg meine Neugier an der Handlung aufrechterhalten konnten, wie nahbar und fühlbar die Figuren für mich waren. Dazu kamen auf zwischenmenschlicher Ebene sehr viele Emotionen und Verbindungen zwischen den Haupt- und Nebenfiguren, die der Handlung zusätzlich Atmosphäre gegeben haben. Lediglich die Auflösung des Rätsels um das Verschwinden von Raes Großmutter konnte mich nicht zu hundert Prozent überzeugen. Ich fand alles sehr schlüssig, aber ich hätte mir etwas Aufregenderes erhofft. Auf die Fortsetzung der Cosy-Crime-Reihe freue ich mich trotzdem jetzt schon sehr. Danke für dieses wunderbare Buch!

    Dieses Buch hat mich mit so viel mehr beschenkt, als der Klappentext versprochen hat. Ich habe mich zusammen mit Grace und ihrer Mutter Loralynn auf eine Reise durch die USA gemacht, habe so einiges über Land und Leute erfahren. Einiges Skurriles, einiges Berührendes, einiges Komisches. Ich habe die beiden Frauen auf dieser Reise nicht nur kennenlernen, sondern auch in mein Herz schließen dürfen. Denn je weiter der Kilometerzähler voranschreitet, desto mehr kommt zwischen den beiden zur Sprache, was viel zu lange unausgesprochen geblieben ist. Desto mehr legen beide Frauen ihre Masken und Schutzpanzer ab und zeigen sich echt, verletzlich, natürlich. Ganz nebenbei habe ich mitgefiebert, ob die beiden es nach Graceland schaffen werden - und wenn ja, in welchem Zustand. Und ich habe den herrlich kurzweiligen und zugleich urkomischen wie tiefernsten Erzählstil der Autorin so sehr genossen. Ein einziger Kritikpunkt ist die Kürze des Buches. Ich hätte mir an so mancher Stelle gewünscht, dass noch nicht so früh aufgehört wurde, zu erzählen. Aber nichtsdestotrotz behalte ich die Geschichte mitsamt ihren sehr besonderen Charakteren in sehr lieber und guter Erinnerung. Das war einfach eine sehr schöne Reise!

    Ich wollte das Buch wirklich unbedingt mögen, weil ich die Idee mit den vier Jahreszeiten-Schwestern als Aufhänger der Reihe so gut finde und ich mich so gern auf das Erscheinen der drei Fortsetzungen gefreut hätte. Aber leider reicht es in meiner Bewertung nicht für mehr als drei Sterne, und ob ich die Nachfolger lesen möchte, kann ich noch gar nicht so richtig sagen.


    Das Buch fing gut an. Die beiden Protagonistinnen Spring und Sophia werden vorgestellt und ich mochte vor allem, wie viel Zeit die Autorin sich für die Beschreibung der Atmosphäre der Geschichte nimmt. Ich konnte mir das London, in dem die Handlung ihren Lauf nimmt, so gut vorstellen.


    Doch leider wurde die Geschichte ziemlich schnell ziemlich abstrus. Dass die Eltern der Jahreszeiten-Schwestern Hippies sind und einen etwas anderen Lebensstil pflegen, konnte ich noch ganz gut verkraften. Aber dass - und wie! - sie ihre freie Liebe vor den Augen der Leser so ungehemmt ausleben, war mir dann doch zu viel. Und leider wurde auch der Teil der Geschichte, der in der Vergangenheit spielt, immer absurder, je mehr das Buch sich seinem Ende näherte. Es war in meinen Augen alles viel zu überspitzt und konstruiert, irgendwie erzwungen.


    Lesefreude kam so leider kaum auf. Daher leider nur drei Sterne.

    "Die Erfindung des Lächelns" verschafft dem Leser Einblick in eine sehr turbulente Zeit im Paris des frühen 20. Jahrhunderts. Paris, die Stadt der Liebe, ist auch Schmelztiegel unterschiedlichster Schichten der Gesellschaft, von Vergangenem und Moderne, von Arm und Reich, wo bieder und bodenständig Tür an Tür neben extrovertiert und künstlerisch lebt.


    In dieses Setting eingebettet ist das wohl bekannteste Bild der Welt, zur Schau gestellt im damals größten Museum der Welt, inmitten von Unmengen von Kunst und Kultur der Jahrhunderte. Dasjenige, was teils den Kulturen entrissen, geraubt und enteignet wurde, steht neben den größten künstlerischen Werken der Menschheit. Diesem Hort von menschlicher Genialität wird nun dieses Gemälde entrissen und es begibt sich auf eine unfreiwillige Reise durch Paris, erkannt und unerkannt. Das Bild einer lächelnden Frau wird beschützt, propagandistisch verwertet, verkauft, versteckt, bewundert und gehasst, von aller Welt in aller Welt gesucht und hat doch nie Paris verlassen.


    Die Protagonisten sind in diesem Roman über ein Gemälde miteinander verbunden, obwohl sie selbst miteinander nichts zu tun haben. Sie kennen sich nicht einmal und teilen doch das Schicksal des Gemäldes. Es scheint fast, als ob die junge lächelnde Frau auf dem Gemälde die Hauptfiguren in ihren Bann zieht: die Polizei, die Verbrecher, die Künstler, die Arbeiter. Alle sind auf Gedeih und Verderb mit dem Bild verbunden.


    Dabei erzählt die Geschichte schonungslos von einer Zeit, die auf Messers Schneide zwischen Vergangenheit und Moderne, Klassengesellschaft und unendlich scheinendem Reichtum, zwischen Aufbruch und Rückschritt balanciert. Dem Autor gelingt es meisterhaft, dieses Zeitgefühl einzufangen. Jeder, der bereits in Paris war, kann dies direkt nachfühlen und schlendert gemeinsam mit den Figuren über die Boulevards und Avenues, jeder, der noch nicht dort gewesen ist, hat unweigerlich ein Bild im Kopf. Die Atmosphäre der Erzählung ist so dicht und vielschichtig wie das Bild, das das Zentrum der Geschichte bildet.


    "Die Erfindung des Lächelns" ist gesellschaftliche Zeitkritik, Parisführer, romantische Darstellung einer Stadt, durchwirkt mit Kunst und Kultur, dem Gefühl, welches Paris unweigerlich vermittelt.


    Alles in allem überzeugt der Roman in allen Belangen. Spannend und abwechslungsreich daherkommend, mit einer historischen Genauigkeit und einer Bildhaftigkeit, die den Leser in seinen Bann zieht.

    Der Buchtitel trägt zu Recht die Unterschrift "Justiz-Krimi", denn was den Spannungsgrad betrifft, ist "Mutterliebe" tatsächlich ein Krimi und kein Thriller. Wobei die Handlung einige Rückblenden beinhaltet, die tatsächlich unangenehm schaurig zu lesen waren, aber der Großteil der Handlung spielt in der Gegenwart und berichtet von den Ermittlungen der Gerichtsreporterin Kiki Heiland. Die fand ich insgesamt lesenswert und interessant. Nervenaufreibende Spannung kam dabei für mich jedoch nicht auf. Stattdessen ergeben sich Puzzleteil für Puzzleteil neue Ermittlungsansätze für die junge Reporterin, durch die sich insgesamt ein zwar rundes Bild ergab, von dem ich mir jedoch ein wenig mehr erwartet hätte. Es läuft am Ende auf altbekannte Thematiken hinaus und dadurch war die Handlung ab einem gewissen Punkt recht vorhersehbar. Nichtsdestotrotz fand ich Kiki als Figur sehr sympathisch und nahbar. Zusätzlich zu Einblicken in ihren Beruf wird der Leser auch in ihr Privatleben mitgenommen. Diese Szenen habe ich fast am liebsten gelesen, denn dadurch werden weitere Charaktere vorgestellt, die ich ebenfalls sehr nahbar und sympathisch fand. Insgesamt ein gut lesbares Buch. Wer auf Nervenkitzel und Hochspannung steht, wird hier aber eher nicht fündig.

    Dieses Buch ist so viel mehr, als in einen Klappentext passen könnte. Daher habe ich nicht ganz mit dem gerechnet, was ich lesend erfahren durfte. Und ich wünschte, ich hätte das Buch ein klein wenig mehr lieben können, so wie es und seine Charaktere das verdient haben. Leider blieb eine gewissen Distanz zu den Figuren, die verhindert hat, dass ich mich voll und ganz auf die Geschichte einlassen und in sie hineinfallen lassen konnte. Der Schreibstil war manchmal zu metaphorisch, zu umschreibend, zu wenig konkret. Nichtsdestotrotz habe ich die Schönheit in und zwischen den Zeilen wahrgenommen, die Tiefgründigkeit der Charaktere, die sich im Gesagten und Nichtgesagten ausdrückt, die Emotionen, die Schwere und die Leichtigkeit, die Hoffnung und die Angst, die Verzweiflung und die Kraft. Mir wurde eine Geschichte über Liebe in vielen ihrer Facetten geschenkt. Und dafür bin ich dankbar.

    Dieses Buch ist so viel mehr, als der Klappentext auch nur andeuten könnte. Es ist ein so tiefgründiges, vielschichtiges, facettenreiches Buch, dass ich es mit großer Begeisterung von der ersten bis zur letzten Seite gelesen habe. Ich hätte wissen können, dass dieses Buch so viel mehr ist, denn dafür steht die Autorin. Ich habe schon einige ihrer Bücher im Original gelesen, alle mit großer Begeisterung. Und dieses reiht sich ein. Mit seinen so lebensechten und lebensnahen Charakteren, die einfach nur menschlich sind. Mit der Vielfalt und dem Tempo seiner Handlung, bei der keine Seite überflüssig ist, nicht mal ein einzelner Satz. Mit seinem Facettenreichtum an menschlichen Emotionen, für die die Figuren stellvertretend stehen und die sich direkt auf den Leser übertragen. Mit seiner Liebe fürs Gaming, für Konsolen- und Computerspiele, von denen ich so manche mit großer Begeisterung und Liebe wiedererkannt habe. Mit seiner Spannung, seiner Dramatik, seiner Tragik. Aber vor allem mit seinem Herz, das aus jedem Wort spricht, aus jedem Detail, aus jeder Feinheit. Gabrielle Zevin kann einfach erzählen, und das beweist sie hiermit einmal mehr.

    Ein Mann erlangt sein Bewusstsein wieder, er weiß weder, wer er ist, noch, wo er ist – so weit, so gut, das kennt man. Dann wird das Buch von Natasha Pulley zum Erlebnis einer völlig neuen Art Roman, die so derzeit noch einzigartig ist. Nicht nur, dass der Protagonist Joe Tournier sich an nichts mehr erinnern kann, er gelangt darüber hinaus in eine Welt, die ihm einerseits völlig fremd, aber auch seltsam vertraut ist. Ein London, in dem die Franzosen herrschen, in dem die Briten eine Art Unterklasse bilden und gesellschaftlich in Gebaren und Sprache verpönt sind. Eine Welt, in der unsere Hauptfigur sich mit einer Postkarte in ihrer Tasche wiederfindet, die ein Hinweis zu sein scheint auf ein verlorenes Leben. Ein Leuchtturm im äußersten Westen Schottlands! Warum? Was hat der Satz zu bedeuten: Komm wieder, wenn du dich erinnerst? Wer ist M.?


    Um dieses Rätsel zu lösen und die Suche nach sich selbst zu beginnen, muss sich unsere Hauptfigur in dieser Gesellschaft einen Platz erarbeiten, gegen Widerstände und Misstrauen der Besatzer. Um den Auftrag zu erhalten, den Leuchtturm zu warten. Was als beschwerliche Zugreise in das wilde Schottland und die unendlichen Wasser des Atlantik beginnt, wird schnell zu einer Reise ohne Wiederkehr. Joe wechselt die Zeit und gelangt in die Vergangenheit, in der noch nichts so ist, wie es dort ist, wo er herkam. In welche Zeit gehört Joe nun? Welche Zeit ist die richtige? All diese Fragen harren einer Antwort, die ihm niemand zu geben vermag. Oder doch? Joe lernt Geschwister kennen, eine freundliche Schwester und einen undurchsichtigen Bruder, zu dem er sich unweigerlich hingezogen fühlt. Joe kann sich trotz der Widrigkeiten des Eintritts in diese Welt nicht des Eindrucks erwehren, dass er hier fehl am Platze ist und seine Anwesenheit zu einer Katastrophe unermesslichen Leids und Ausmaßes führen kann. Denn Joe kennt die Zukunft. Er will instinktiv nicht, dass die Zukunft eintritt, weiß jedoch auch, dass jede Änderung, und sei sie noch so klein, zu einer Veränderung gerade dieser Zukunft führen wird. Fieberhaft überlegt unsere Hauptfigur, wie sie einerseits in dieser Welt voller Krieg und Leid überleben kann, andererseits jedoch nicht wider ihre Überzeugungen handelt. Mittels seiner technischen Fähigkeiten könnte er bahnbrechende Entwicklungen in Technik und Kriegsführung befeuern, die England zu einem Sieg über die drohende französische Invasion verhelfen könnte. Aber wenn er dies tut, gibt es dann überhaupt noch eine Zukunft, wie er sie kennt und deren Verbindungen er nicht aufgeben möchte?


    Was am Leuchtturm begann, endet am Leuchtturm. Die Schwelle, die unsere Hauptfigur hierbei übertreten muss, ist nicht nur diejenige der Zeit, sondern auch die seines Selbst, seiner Überzeugungen und seiner Menschlichkeit.


    Dieser Roman hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Die Autorin schreibt sehr atmosphärisch und dicht, sie beschreibt die Figuren genau und teils drastisch. So lernt der Leser die Hauptpersonen in ihrer Verhaltensweise, aber auch in ihrer Gefühlswelt kennen. Das erleichtert das Verständnis der Geschichte, denn das Setting an sich ist keine klassische Zeitreise, wie man sie aus unzähligen Romanen kennt. Nein, es ist eher ein „Was wäre, wenn“- Roman, der die europäische Geschichte völlig neu erzählt und ins Gegenteil verkehrt, genau das annimmt, was sich über Jahrhunderte hinweg Monarchen, Strategen, Größenwahnsinnige und Politiker vorgestellt und erträumt haben, nämlich das die Macht Frankreichs nicht am Ärmelkanal endet, sondern das britische Weltreich, das auf einer vorgelagerten Insel des europäischen Festlands seinen Ursprung fand, unterwerfen konnte. Das Glimmen in den Augen solcher Theoretiker wird aus der Hand von Natasha Pulley doppelt Wirklichkeit, faszinierend und erschreckend zugleich. Die einstige Größe Frankreichs nicht mit Napoleon Bonaparte enden zu lassen, sondern in weitaus größerem Maßstab fortzuschreiben, die französische Kultur und Sprache als besatzend zu empfinden, macht nachdenklich, denn die Parallelen zur vorherrschenden Anglifizierung der Welt sind nicht weit.


    Selbstverständlich haben immer die Sieger die Bedingungen des Friedens diktiert, aber eine derartige Umstrukturierung und Unterdrückung sämtlicher bestehender und bekannter Anhaltspunkte einer gesamten Kultur wie der britischen kommt dem Leser unweigerlich seltsam aktuell vor. Dennoch mutet der Roman nicht vordergründig politisch an, sondern vielmehr als hypothetischer Geschichtsabriss, sehr authentisch und spannend. Trotz einer gewissen Abneigung gegen die Darstellung der französischen Rolle fühlt sich das Buch stimmig an, was vornehmlich an den Figuren liegt, ohne deren Darstellung die Autorin diese Geschichte nicht hätte erzählen können. Diese Entwicklungen aus den Augen der Personen zu erfahren, die beide Welten gesehen haben, lässt den Leser tief eintauchen und am Ende mit der Frage zurückbleiben: „Ja, was wäre, wenn …?“


    Fazit:


    Ein Zeitreiseroman der besonderen Art – mit dem Leuchtturm als Sinnbild der Erkenntnis der eigenen Rolle in der Welt.

    Endlich wieder mal ein Fantasyroman, der vollständig überzeugt.


    Ich war begeistert von dem Weltenentwurf, den Charakteren und dem gewissen Etwas, das eine richtig gute Geschichte ausmacht. Besonders überzeugt hat mich der Magie-Ansatz. Das habe ich so noch nie gelesen. Umso erfrischender ist, dass der Leser sehr nah an das Geschehen herangeführt wird, und die angenehme und teilweise humoristische Erzählweise transportiert diese tolle Energie. Der Protagonist Kinsch hat eine schwierige Aufgabe zu bewältigen, die Hilfe auf dem langen Wege kommt unverhofft und umso mächtiger. Aber auch die Gegner scheinen übermenschlich und übermächtig. So kommt es zum großen Showdown des ersten Bandes, in dem Kinsch mit List, seinem persönlichen Glück und viel Mut das Geschick der Welt lenken muss und dabei eine große Verschwörung aufdeckt, die alles in Frage stellt, was der junge Mann für wahr und richtig hielt.


    Fazit: Glück, Magie und Geschick verbinden sich zur Legende des Schwarzzüngigen Diebs – einfach klasse!

    Hamburg auch bei Regen lieben zu können, ist meiner Meinung nach keine große Kunst. Denn diese Stadt strahlt für mich wie keine andere das Gefühl von Heimat, Zuhause, Schönheit und Natürlichkeit aus. Egal bei welchem Wetter.


    Doch was, wenn sich der Regen, oder sogar ein Gewitter, gar nicht im Außen abspielt, sondern im Inneren? Was, wenn Schuld, Scham und Angst einen Menschen so fest im Griff haben, dass es ihm schwerfällt, die Schönheit um ihn herum wahrzunehmen? Dann ist es vielleicht umso schwerer, sich selbst, andere oder eine Stadt zu lieben.


    Anya Omah erzählt in "Regenglanz" nicht nur von der Stadt Hamburg, sondern auch von Menschen, die nicht nur mit dem Regen im Außen, sondern auch mit dem im Inneren klarkommen müssen. Und wollen. Es so sehr versuchen. Und doch immer wieder Rückschläge einstecken müssen. Dabei geht sie sehr liebevoll vor, sehr behutsam und achtsam. Mir war es vor allem in Bezug auf die Beziehung zwischen den Charakteren etwas zu leichte Kost. Ich hätte mir diesbezüglich mehr Tiefgang gewünscht. Die Protagonisten sind süß, aber es hat für mich nicht gereicht, um mich in sie zu verlieben. Das Knistern hat sich nicht auf mich übertragen, die Neckereien und Flirtereien haben mich nicht berührt. Ich konnte es nicht fühlen.


    Der Tiefgang kommt umso geballter, wenn die Autorin von den Schicksalsschlägen erzählt, die ihre Protagonisten erleiden mussten. Hier kommt die harte Kost zum Tragen. Manchmal war es mir etwas zu viel, etwas zu gewollt, etwas zu bemüht dramatisch. Gerade weil es in so starkem Kontrast zu den spritzigen, frischen Szenen stand, die es vor allem in der ersten Hälfte des Buches gibt. Die Autorin macht so viele Fässer auf, spricht so viele Themen an, versucht sehr, alles miteinander zu verweben. Und bleibt dann doch wieder an der Oberfläche, flüchtet aus dem Tiefgang, kratzt doch nur an der Oberfläche. Es wirkte auf mich nicht rund, zu gewollt, zu konstruiert, zu bemüht. Es war zu viel auf einmal.


    Daher kann ich leider nur drei Sterne vergeben, obwohl ich mich vor allem aufgrund des Settings riesig auf das Buch gefreut hatte. Doch auch Hamburg wird nur oberflächlich beschrieben - wie es sich anfühlt, in dieser Stadt zu sein, konnte ich nicht fühlen. Dafür reicht es nicht, bekannte Straßen oder Gegenden zu erwähnen. Das Gefühl kommt allein dadurch nicht zum Tragen. Und so ging es mir letztlich auch mit den Charakteren und der Verbindung zu ihnen. Es hat mir an Gefühl gefehlt.

    „Wildcard“ versprach mehr, als es halten konnte – zumindest für mich. Am Anfang war ich gebannt von der dichten, lebhaften Atmosphäre, die der Leser schon mit den ersten Worten erfährt. Ein fremdes Land, eine uns Mitteleuropäern völlig fremde Kultur mit Sitten und Gebräuchen, die wir uns nicht einmal vorstellen können, geschweige denn unter denen wir auch nur einen Tag ruhig leben könnten. Es ist, als ob der Leser mit dem Protagonisten heimkehrt in eine Welt, die selbst ihm, der er doch dort aufgewachsen ist, völlig surreal erscheint. Man hat das Gefühl, die Hitze, die Feuchtigkeit, die Stimmung, die Gerüche förmlich durch die Seiten zu spüren. In dieser Hinsicht ist das Buch klasse. Ein derart atmosphärisches Buch habe ich lange nicht gelesen. Leider, und das macht es mir schwer, mehr Gutes zu sagen, ist mir das Buch viel zu brutal. Es mag sein, dass die Geschichte das hergibt und dass die Realität dem nahekommt, aber es war mir zu viel. Die Geschichte ist vielseitig erzählt und berührt auch im Wesentlichen die richtigen Punkte, die sie zu einem großen Roman machen könnten, aber irgendwann war ich einfach nur noch angeekelt. Vielleicht muss die Geschichte aber auch genau so sein. Dann aber ist sie am Ende nichts für mich. Schade!


    Fazit: Wer über ungeschönte, brutale Realität in einer Kultur lesen will, in der der Dollar Eintrittskarte und Todesurteil zugleich ist, für den ist das Buch genau das Richtige. Erschreckend realistisch!

    Hach, bei den Büchern der Autorin bin ich so hin- und hergerissen, ob ich mir wünschte, sie wären länger, oder ob sie so nicht genau richtig sind. So voller Weisheiten. So voller Inspiration. Und so liebevoll und warm erzählt, dass es sich so wohlig anfühlt, es sich damit für ein paar Stündchen gemütlich zu machen und das Herz berühren zu lassen. Dazu trägt auch die wundervolle und so liebevolle Gestaltung bei, die das Büchlein zu einem wahren Schatz macht. Wieder kann so viel in diesem Buch entdeckt werden, wieder steckt so viel darin, das mitgenommen werden darf. Die Protagonistin ist so gezeichnet, dass sich viele Frauen in ihr wiedererkennen können. Aber auch wenn nicht, ist die Geschichte berührend und herzöffnend erzählt. Manchmal braucht es einfach nicht mehr, um sich für eine kurze oder auch längere Zeit in einem anderen Leben zu verlieren.

    Wo war Markus Heitz in meinem bisherigen Leseleben? Das muss ich mich nach diesem Buch ernstlich fragen. So richtig kommt man in den Buchhandlungen an den Geschichten über Elben, Orks, Zwerge etc. nicht vorbei, aber bis zu diesem Buch habe ich noch keins von Markus Heitz gelesen. Warum, kann ich nicht mal sagen, aber zukünftig gehören die Geschichten definitiv zum Portfolio. Und das Tolle dabei ist, dass 50 Bücher auf mich warten, die schon veröffentlicht sind.


    Überzeugt hat mich die lebendige und nahbare Erzählung und Darstellung der Charaktere, mit vielen Details liebevoll aus den Seiten gehoben, bis man ein Bild der Figur vor sich hat. Das schafft nicht jeder Autor, aber hier ist es meisterlich gelungen. Für jemanden, dem beim "Herrn der Ringe" die Zwerge definitiv zu kurz gekommen sind, also eine willkommene Abwechslung. Zumal der Autor es schafft, eigentlich grimmigen und verschlossenen Kreaturen witzige Dialoge einzugeben, bei denen man unwillkürlich schmunzeln muss.


    Alles in allem ein tolles Buch, das Lust auf Mehr macht. Es leben die Zwerge!

    Eigentlich liebe ich Regionalkrimis. Geschichten von Orten, an denen man sonst Urlaub macht, werden zu Kriminalschauplätzen. Nicht zuletzt auch ein erfolgreiches Fernsehkonzept. Nur hier hat es leider nicht funktioniert. Die Geschichte war bis auf wenige Highlights irgendwie nicht ausgereift. Der Protagonist gerät in eine Welt, in die er nicht passt und die er nicht versteht. Er will das auch gar nicht und die Gegenwehr macht seine Arbeit nicht leichter. Doch gerade seine Hartnäckigkeit, sich von den Umständen nicht einnehmen zu lassen, bringt den Kommissar dann auf die richtige Spur – man bekommt unweigerlich das Gefühl, man hat das doch schon mal gelesen ... Die vom Autor in das Milieu der südfranzösischen Filmstadt Cannes eingebettete Story ist zwar wegen ihrer Entfernung zum realen Leben klug gewählt, weil der Leser einen Einblick in das Leben der Reichen und Schönen bekommt, den er sonst nur aus der Boulevardpresse erlangen kann. Aber dieser Blick enttäuscht am Ende, weil die Lösung vorhersehbar ist. Man hätte einfach ein bisschen mehr erwartet. Aber das kann ja noch werden, es war ja der erste Fall.


    Fazit: Der erste Fall des neuen Kommissars zum Warmwerden.

    So richtig warm geworden bin ich mit dem Buch leider nicht. Ich konnte keine Beziehung zu den Charakteren aufbauen, da ich sie größtenteils unsympathisch fand. Am meisten überzeugen konnte mich Emmy, um deren Leben und deren Geschichte es in diesem Buch geht. Aber ganz schlimm fand ich ihre Kinder, die hoffen, nach Emmys Ableben reich zu erben. Vielleicht war es von der Autorin beabsichtigt, sie so unliebsam darzustellen. Letztlich hat auch ihr Erzählstil dazu beigetragen. Ich fand es leider übertrieben und in meinen Augen hat es der Geschichte nicht gedient.


    Die Handlung spielt auf mehreren Zeitebenen, springt dabei willkürlich hin und her. Es gibt keine chronologische Abfolge, sodass die Kapitel eher Episoden aus Emmys Leben gleichen. Zusammen ergeben sie das Bild einer toughen Frau, die früh erwachsen werden musste, zusammen mit ihrer Familie viel erlebt hat, viel gesehen und erfahren hat. Die Handlung, die in der Vergangenheit spielt, konnte mich mehr fesseln als die Gegenwart, die hauptsächlich von den bereits erwähnten Kindern von Emmy handelt. Leider geht alles sehr schnell, die Handlung bleibt eher oberflächlich, obwohl sie viel Potenzial für Tiefgang birgt. Dazu trägt auch der Erzählstil nicht dazu bei, dass das Buch besonders fesselt. Ich hatte mir mehr erhofft.

    Die Bücher von Karin Baldvinsson und auch die unter ihrem Pseudonym Karin Lindberg sind einfach immer so schön erzählt, dass das Lesen total leicht und angenehm ist und einfach Spaß macht. Sie nimmt uns mit in das ferne Island, sodass auch noch Inselfeeling aufkommt. Wenn der Wind rauscht, eine alte Holztreppe knarzt oder die Sonne die Fjorde zum Leuchten bringt, fühlt, hört und sieht man das als Leser, als wäre man mittendrin im Geschehen. Deswegen lese ich die Bücher der Autorin so gern.


    In diesem Buch schlägt Karin Baldvinsson gleichzeitig ernstere Töne an. Die Handlung spielt nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Vergangenheit in Deutschland, zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Sehr geschickt hat die Autorin beide Handlungsstränge miteinander verwoben. Beide haben ihre ganz eigene Spannung, ihre eigenen Charaktere und ihre ganz eigenen Emotionen. Und natürlich steckt noch viel mehr dahinter, als man am Anfang sehen kann.


    Eine tolle Lektüre, schön erzählt, spannend und lesenswert.

    Oh, was hatte ich Spaß mit diesem Buch. Der Erzählstil der Autorin ist so herrlich witzig, frech und echt, dass das Lesen einfach nur ein großes Vergnügen war. Der Text sprüht vor witzigen, sarkastischen und bissigen Kommentaren, die mal nur gedacht, mal aber auch laut ausgesprochen werden. Da kommt Freude auf! Dazu ist die Protagonistin und Ich-Erzählerin so nahbar und greifbar, dass es leichtgefallen ist, mit ihr mitzufühlen und die Geschichte durch ihre Augen zu erleben.


    "Crave" ist für mich das neue "Twilight", und zwar für erwachsenere Leser. "Crave" ist blutig, ernst, heiß und prickelnd. Die Charaktere sind unglaublich tiefgründig angelegt, es gibt einen tieferen Sinn hinter ihrem Auftreten, hinter ihrer Entwicklung. Vor allem dieser Hintergrund hat mich begeistert, denn er steht in starkem Kontrast zu der witzigen und lockeren Seite, die dieses Buch auch hat, und gibt der Geschichte eine Vielseitigkeit, die ihr absolut guttut.


    Tracy Wolff nimmt sich Zeit für ihre Charaktere, lässt sich Zeit mit dem Erzählen. Kein Wunder, dass das Buch so ein Wälzer ist, aber das sollte auch genau so sein. Es kommt keine Langeweile auf, nur manchmal hatte ich den Eindruck, dass sich Szenen ein wenig zu sehr ähneln und wiederholen, aber das machen der Erzählstil und die Figuren wett.


    Mit dem letzten Viertel des Buches war ich leider nicht ganz glücklich. Hier nimmt die Handlung eine krasse Wendung, es wird übersinnlich und fantastisch. Ich mochte die etwas bodenständigere Handlung lieber, auch wenn der Showdown abzusehen war. Die Geschichte endet mit einem richtig fiesen Cliffhanger. Ich bin gespannt, wie sich Band 2 daran anschließen wird.


    Es gibt in diesem ersten Teil der Reihe schon so viel zu entdecken. So viel wird über die Welt, die Tracy Wolff erschaffen hat, angedeutet. Ich bin gespannt auf die Folgebände und freue mich auf das Wiedersehen mit den lieb gewonnenen Charakteren.

    Der Klappentext dieses Buches kann nur in Ansätzen wiedergeben, was diese Geschichte alles beinhaltet. In Wahrheit steckt noch so viel mehr darin.

    Durch den Protagonisten Tom wird der Leser mitgenommen in die Medienwelt. Er erfährt, was sich hinter den Kameras abspielt, wird mitgenommen zu Berichterstattungen, Interviews. Den Beruf des Nachrichtensprechers betrachte ich nach dem Lesen mit ganz neuen Augen. Es gehört so viel mehr dazu, als fünfzehn Minuten lang von den aktuellsten Geschehnissen zu berichten, möglichst ohne sich dabei zu versprechen.

    2015 ist die Flüchtlingskrise auf einem ihrer Höhepunkte. Schonungslos und mit ihrem ganz eigenen Blick reist Susanne Abel mitsamt ihren Lesern zurück in diese Zeit. Erinnerungen werden geweckt, Bilder werden lebendig. Die meisten von ihnen sind sehr unschön.

    Greta und Tom, Mutter und Sohn, erzählen, was es bedeutet, wenn Vergangenheit und Gegenwart sich vermischen, wenn Erinnerungen verloren scheinen, nur um dann umso eindrücklicher lebendig zu werden. Aus der Perspektive der Erkrankten und der eines Angehörigen wird die Krankheit Demenz beleuchtet. Und wie! Besonders die Textstellen, in denen Greta selbst zu Wort kommt, der Leser in ihren Kopf reist und einen Eindruck davon bekommt, wie sich diese Krankheit anfühlen könnte, haben mich bewegt.

    Und dann sind da die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, beginnend mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs und darüber hinaus. So eindringlich beschreibt die Autorin, was es bedeutet hat, in dieser Zeit aufzuwachsen, zu erleben, wie der Vater in den Krieg zieht, was Flucht bedeutet und wie es sich anfühlt, vertrieben worden und nicht willkommen zu sein. Gretas Schicksal geht noch so viel weiter, aber mehr möchte ich dazu an dieser Stelle nicht sagen. Nur, dass ihr Leben Spuren hinterlassen hat. Dass ich so sehr mit ihr mitgefühlt habe. Und sie ist nur eine von vielen, die ein ähnliches Schicksal ereilt hat.

    Und dadurch spannt sich auf so geniale, wenn auch tragische Weise der Bogen in die Gegenwart. Denn es sind die Bilder der Flüchtlingskrise 2015, die die Erinnerungen an ihr eigenes Schicksal in Greta wachrütteln.

    Das alles steckt in diesem Buch. Und noch so viel mehr. Und dazu erzählt auf so lebendige, eindringliche und bewegende Weise, dass es sich gleichzeitig so anfühlt, als hätte ich einen über fünfhundert Seiten dicken Wälzer gelesen, und doch nicht. Ich bin sehr beeindruckt!