Hallo Wolke und Baumbart,
Friedrich August I. von Sachsen, in Polen als August II.König, war schon eine bunt schillernde Persönlichkeit. Als zweiter Sohn geboren wurde er wie damals üblich vom Staatswesen ferngehalten, um sich nicht zu einem Konkurrenten seines älteren Bruders auszwachsen. Als er schließlich dessen Nachfolge antreten musste, war er alles andere als auf diesen Job vorbereitet.
Zeit seines Lebens ging es ihm vor allem um Selbstdarstellung. Er war groß gewachsen und verfügte, als er sich noch in verschiedenen Sportarten übte, über enorme Körperkräfte. Um das auch zu zeigen, verbog er in Gesellschaft gerne Hufeisen oder rollte die in höheren Kreisen üblichen Silberteller zu dünnen Rollen zusammen. Wenn er guter Laune war, konnte er auch seine derzeitige Mätresse und die Gastgeberin packen und gemeinsam hochstemmen.
Er konnte äußerst charmant sein, war großzügig in einem Maß, dass er oft seinen Worten keine Taten folgen lassen konnte, und stets auf der Suche nach Frischfleisch. Eine junge Wirtsmagd, die ihn auf seinen vielen Reisen zwischen Dresden und Warschau ins Auge stach und ihm ein paar angenehme Minuten schenkte, hatte mit der Belohnung, die sie für ihre Bereitwilligkeit erhielt, für ihr Leben ausgesorgt, wenn sie klug damit umging.
Es gab verdammt viele hübsche Wirtstöchter und -Mägde zwischen Warschau und Dresden! Aber auch sonst legte er sich wenig Schranken auf. Eine Mätresse, die er am Morgen nach hartem Nahkampf verlassen hatte, musste damit rechnen, dass sie den Herrn ein paar Stunden später in dem noch zerwühlten Bett mit ihrer Zofe herum machen sah. War sie dann so dumm, ihm Vorhaltungen zu machen, war sie unter Umständen ihren Job los, der dann für die nächste Zeit von der Zofe übernommen wurde.
Ein besonderes Vergnügen schien es für ihn gewesen zu sein, sich verheiratete Frauen als Mätressen zuzulegen. Eine diskret überreichte Rangerhöhung oder eine bessere Stellung bei Hofe, sowie die Teilhabe an den Summen, die das Eheweib aus dem rammelsüchtigen Sachsen herausholte, tröstete Männer wie den Fürsten Lubomirski oder den Grafen Esterle über ihr prachtvolles Gehörn hinweg.
Friedrich August wollte mit aller Macht überwältigend sein. Wenn ihm eine Frau gefiel, setzte er alles daran, sie zu bekommen. Eine italienische Marquise soll ihm hier einen Streich gespielt haben, denn sie erhörte ihn nach entsprechenden Geschenken scheinbar, und schob ihm dann an einem dunklen Ort ihre Zofe unter. Berichten zufolge soll er, als er die Wahrheit erfuhr, schallend gelacht haben.
Er konnte aber auch kleinlich und rachsüchtig sein. Mehrmals ließ er abgelegten Mätressen die wertvollsten Juwelen und Geschenke wieder abnehmen, um sie ihrer Nachfolgerin präsentieren zu können. Der Gräfin Cosel, die sich und ihre Preziosen seinem Zugriff entziehen wollte, ließ er nachsetzen, sie gefangen setzen und in einer seiner Festungen einkerkern.
Ich habe bei diesem Roman versucht, August den Starken so darzustellen, wie er meinen Recherchen nach wirklich war.
Viele Grüße
Eric