Partyplaner
von Breumel
"Und? Haben wir jetzt alles?"
"Lass uns die Liste nochmal durchgehen. Kuchen habe ich gebacken."
"Sind da auch keine Laktose, Nüsse oder Gluten drin?"
"Nein. Und dass ich normalen Zucker genommen habe muss die Bio-Beate ja nicht wissen. Nach irgendwas muss der Kuchen schließlich schmecken."
"Ist denn von den Gästen jemand Veganer?"
"Keine Ahnung – von selbst bestimmt nicht. Sarah wird schließlich erst sieben! Aber ich stelle noch Teller mit Obststücken und Rohkost hin."
"Und was gibt's zu trinken?"
"Ich habe Sprudelwasser gekauft. Das fülle ich in Glaskrüge und die PET Flaschen verstecke ich unter der Spüle. Mit dem Sodastream bin ich bei so viel Kindern sonst nur noch am aufsprudeln. Und für diejenigen, welche stilles Wasser wollen, gibt's Krüge mit Leitungswasser. Dazu noch naturtrüber Apfelsaft, dann können wir Schorle machen."
"Meinst du nicht dass Sarah enttäuscht ist, wenn es keine Fanta gibt?"
"Dann wollen aber alle Kinder Fanta trinken, und Petra und Beate werden einen Vortrag über die Schädlichkeit von kindlichem Zuckerkonsum halten…"
"Wenigstens Bionade?"
"Na gut. Aber nicht die grüne, da sind bestimmt Farbstoffe drin."
"Was machen wir dann nach dem Kuchenessen? Spiele?"
"Ja. Ich habe Sarah gefragt, was sie in der Schule gerne spielen."
"Und?"
"'Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?' zum Beispiel."
"Muss das bei einer Mädelsgruppe nicht 'Fischerin' heißen?"
"Peter! Ganz so schlimm sind die Muttis dann doch noch nicht."
"Aber fast."
"Jedenfalls können wir das spielen. Besser als 'Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?'"
"Oh Gott, lass das bloß keinen hören, sonst bist du als Rassistin gebrandmarkt."
"Vermutlich… Dann brauchen wir noch Spiele ohne Gewinner."
"?"
"Ja, damit es keine Verlierer gibt."
"Hast du zu oft Obstgarten gespielt? Bei Brettspielen mag das ja noch funktionieren, aber auf einem Kindergeburtstag… Ich dachte an Topfschlagen. Da ist jeder mal dran und alle kriegen das gleiche."
"Aber die welche schon dran waren langweilen sich dann so schnell und machen nicht mehr mit."
"Oder eine Schatzsuche? Das kommt doch immer gut an. Ich male eine Schatzkarte und die Schatztruhe verstecken wir im Garten."
"Passt! Dann müssen wir die nur füllen."
"Süßigkeiten, so wie früher?"
"Ich hätte noch Gummibonbons. Grünohrhasen und Fred Ferkel."
"Ob das Aylin essen darf, wenn das wie ein Schweinchen aussieht?"
"Die sind vegan. Aber ich kann auch Tropenfrüchte und Wunderland in der Rainbow Edition holen. Regenbogenfarbene Einhörner und Regenbögen mit LOVE Aufschrift – vermutlich auch nicht gerade der Favorit bei Aylins Familie, aber politisch voll korrekt."
"Und was gibt's zum Abendessen? Früher hatten wir immer Würstchen mit Pommes."
"Schweinefleisch und Fastfood?"
"Spielverderberin!"
"Pommes sind schon okay, die gibt's schließlich nicht ständig. Ich habe sogar vegane Mayonnaise gekauft, die ist nicht nur laktosefrei, sondern laut Aufkleber sind da gar keine Allergene drin."
"Und keine Geschmacksträger?"
"Ich war ja auch skeptisch, aber letztens beim Tag der offenen Tür im Tierheim hatten die die auch. Die schmeckt wirklich nicht schlecht."
"Wenn du's sagst. In meiner Kindheit hatten wir nicht so viele Allergien. Höchstens mal Heuschnupfen, oder Nickel wegen der Jeansknöpfe."
"Damals saßen wir auch zu fünft auf der Rückbank und wurden nach Hause gefahren, und im Kombi saßen noch welche im Kofferraum…"
"Und was ist jetzt wegen der Würstchen?"
"Ich mache Geflügelwiener warm. Und wir können noch Paprika, Möhren und Kohlrabi aufschneiden."
"Hast du auch Bier kaltgelegt?"
"Meinst du es holen auch Väter ab? Die Mütter trinken eher ein Glas Sekt."
"Nein. Für mich. Wenn alle weg sind und ich mir Pommes, Rostbratwurst mit zuckerhaltigem Curryketchup und echter Mayonnaise reinziehe – so wie früher…"