Beiträge von Furbaby_Mom

    ISBN: 9783733550110

    Verlag: FISCHER New Media

    Erscheinungsdatum: 24.03.2021

    Seitenanzahl: 416 Seiten

    Ausgabe: Flexibler Einband



    Unerwartet tiefgründig


    Ich liebe New-Adult-Romane! Aufgrund des vielversprechenden Klappentextes, des wunderschönen, genretypischen Covers und der Tatsache, dass ich gespannt auf den Debütroman der bekannten Influencerin Inka Lindberg war, stand dieses im März 2021 bei FISCHER New Media erschienene Werk ganz oben auf meiner Wunschliste. Was soll ich sagen…ich habe es innerhalb eines einzigen Nachmittages verschlungen und anschließend noch mehrere Tage darüber sinniert, da die außergewöhnliche Thematik allerlei Erinnerungen in mir aufgewühlt hat. Die vorangestellte Triggerwarnung sollte also auf jeden Fall ernst genommen werden.


    Robyn lebt am finanziellen Existenzminimum. Mit der Miete ihrer winzigen Wohnung, die sie sich – entgegen der Hausregeln – mit einem Hamster teilt, ist sie 3 Monatszahlungen im Rückstand, als ihre Vermieterin ihr ein Ultimatum stellt: zeitnahe Zahlung oder Rauswurf. Dummerweise hat Robyn auch gerade ihren Nebenjob verloren. Die einzige Sicherheit in ihrem Leben ist ihr Unialltag. Lernen lag ihr schon immer bzw. sie wusste bereits in jungen Jahren: Von nichts kommt nichts. Also streberte sie fleißig, um ja niemals so zu enden wie ihre Mutter. Das Resultat waren Bestnoten und ein bisher sehr erfolgreiches Maschinenbaustudium. Mittlerweile haben die hauptsächlich männlichen Kommilitonen erkannt, dass sie sich besser nicht mit Robyn anlegen sollten, die nun mit Nachhilfestunden ihre Finanzen aufpolieren möchte. Ausgerechnet der selbstverliebte Schnösel Finn, der sie vor wenigen Tagen aus einer ziemlich peinlichen Situation gerettet hatte, meldet sich auf ihre Anzeige - er muss dringend eine wichtige Prüfung bestehen und bietet Robyn einen zusätzlichen Bonus, den sie nicht ausschlagen kann. Leider ist sein Ego noch größer als sein Geldbeutel und er macht es sich zur persönlichen Mission, das Herz der rebellischen Studentin zu erobern. Doch Robyn, die mit ihren Tattoos und schlagfertigen Sprüchen ganz anders ist als die Frauen seines typischen Beuteschemas, scheint völlig immun gegen seine Avancen zu sein, was den Reiz für Finn nur noch erhöht. Und nach und nach fangen Robyns Mauern zu bröckeln an…


    Vorab möchte ich festhalten, dass ich bewusst nicht allzu sehr auf den weiteren Inhalt eingehen werde, um Spoiler zu vermeiden. Was ich allerdings verraten kann: Robyn ist nicht die klassische weibliche Hauptfigur, die man direkt ins Herz schließt und knuddeln möchte – sie wirkt auf andere Menschen, inklusive mich, recht unnahbar. Dies führe ich auf die prägenden Erfahrungen ihrer Jugend zurück, folglich erschien mir ihr Charakter durchaus authentisch. Dennoch fiebert man mit ihr mit und wünscht ihr das Beste. Eine wahre Bereicherung ist ihre beste Freundin Mia, die bedingungslos zu ihr hält und zur richtigen Zeit die richtigen Fragen stellt. Solche Freundschaften sind Gold wert. Und dann ist da noch der Bad Boy Finn, der es gewohnt ist, seinen Willen zu bekommen. Alle Figuren sind wie aus dem Leben gegriffen, aber es war insbesondere bei Finn beinahe schon erschreckend, wie realistisch sein Charakter von der Autorin erschaffen worden ist. In der echten Welt gibt es sehr viele Finns und mindestens einem von ihnen bin ich bereits persönlich begegnet, wenn auch unter weniger dramatischen Umständen. Tim, ein weiterer Kommilitone, hat mich total überrascht – und das gleich zweimal. Die wichtige Message lautet: Der erste Eindruck kann gewaltig täuschen.


    Wenn man schon den Satz "Du gehörst mir!" hört, sollten alle Alarmglocken schrillen. Wenn das Bauchgefühl sagt, dass etwas sich ganz und gar nicht okay anfühlt, dann sollte man sich nicht dazu zwingen. Und wenn man sich immer mehr von all dem entfernt, was einen als Person einzigartig macht - um des lieben Friedens willen bzw. um jemand anderem zu gefallen, ihn nicht zu enttäuschen -, dann ist es höchste Zeit, die rosarote Brille abzusetzen. Ich sage nur: emotionale Erpressung und Gaslighting.


    Es ist keine wahnsinnig temporeiche Story, was im Hinblick auf die Handlung völlig in Ordnung ist. Zunächst startet die Geschichte etwas gemächlich und dies macht durchaus Sinn – man lernt Robyn mit all ihren Gedanken, Ängsten und Emotionen intensiv kennen und hat ihren Wesenswandel daher umso deutlicher vor Augen. Ich bin mir sicher, dass dieser Roman sehr viele Leser*innen zum Nachdenken (und eventuell Überdenken ihrer aktuellen Lebenssituation) anregen wird, was man nicht von jedem Werk dieses Genres behaupten kann.


    Fazit: Der bisher authentischste New-Adult-Roman, den ich je gelesen habe. Aufrüttelnd, wichtig und inspirierend.


    ASIN/ISBN: 3733550110

    ISBN: 9783453360471

    Verlag: Diana Verlag

    Umfang: 400 Seiten

    Erscheinungsdatum: 08.03.2021

    Bindung: Broschiert



    Das Herz vergisst nicht...


    Seit "Leas Spuren", einem der besten historischen Romane aller Zeiten, gehört Bettina Storks zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen; folglich war die Lektüre ihres neuen, im März 2021 beim Diana Verlag erschienenen Werkes ein Muss für mich. Wie in all ihren bisher veröffentlichten Büchern dominieren auch in "Klaras Schweigen" das Thema Familie sowie der Bezug zu Frankreich, vor allem letzteres ist ein wichtiges Element der Handlung.


    Meisterhaft verknüpft die Autorin die parallel auf zwei Zeitebenen erzählten Handlungen. In der Gegenwart (2018) kümmert sich die sympathische Miriam (Mitte 40, Literaturprofessorin, Single) rührend um ihre Großmutter Klara, die kürzlich einen Schlaganfall erlitten hat und seitdem massive Sprachfindungsschwierigkeiten und Artikulationsprobleme hat; einzig ein paar französische Begriffe kommen ihr zunächst über die Lippen. Dies reicht jedoch aus, um Miriam, die nach dem frühzeitigen Tod ihrer Eltern von Klara großgezogen worden war, zu verdeutlichen, dass sie im Grunde kaum etwas über die Vergangenheit ihrer Großeltern weiß. Ihr Großvater ist mittlerweile verstorben, und merkwürdigerweise hüllt sich die einzige weitere verbleibende Zeitzeugin, Klaras Schwester Lotte, in Schweigen – sogar regelrecht abweisend wird sie, als Miriam sich über die Nachkriegsjahre erkundigt, in denen Baden-Württemberg unter französischer Besatzung stand. Bald muss sie sich fragen, ob die Wahrheit wirklich frei macht – oder ob ihre Recherche in Sachen Familiengeschichte, die sie bis in die Bretagne führen wird, womöglich nur alte Wunden aufreißen und Klara unnötig verletzen wird. Allerdings spürt Miriam, dass es Klaras Herzenswunsch ist, Frieden mit der Vergangenheit zu schließen und muss sich zudem eingestehen, dass auch ihre eigenen Motive, wie z.B. die Suche nach ihrer eigenen Identität, Antworten verlangen.


    Die Vergangenheitsebene, beginnend im Jahr 1944, lässt das Grauen der Bombennächte des Zweiten Weltkrieges lebendig werden und entführt uns in das später von Franzosen besetzte Freiburg im Breisgau. Die junge Klara steht gerade an der Schwelle zum Erwachsensein und ist stolz darauf, dass sie mit ihrer Arbeit in einem französischen Lebensmittelgeschäft einen wichtigen Beitrag zum Familieneinkommen leisten kann. Ihr vom Krieg verbitterter, trunksüchtiger Vater weiß dies nicht zu schätzen, er ist ein leidenschaftlicher Franzosenhasser und beschimpft Klara aufgrund ihres Jobs regelmäßig als Franzosen-Flittchen. Als sie sich ausgerechnet in Pascal, einen attraktiven jungen Besatzer verliebt, scheint die Katastrophe vorprogrammiert. Plötzlich nimmt Klaras Leben eine unvorhergesehene Wendung und sie ist gezwungen, sich in ein neues Schicksal zu fügen. Aber ihr Herz kennt die Wahrheit und lässt sie auch Jahrzehnte später nicht zur Ruhe kommen…


    In diesem eindrucksvollen Roman sind zahlreiche historische Fakten liebevoll mit Fiktion verknüpft worden, wie auch das im Anhang angefügte Zeitzeugen-Interview mit der inzwischen leider verstorbenen Konstanzer Schneiderin Lilly Heinzle (Jahrgang 1930) verdeutlicht. Nicht nur die intensive Recherchearbeit der Autorin, sondern auch ihre Liebe zu den Handlungsorten Freiburg, Konstanz und der Bretagne sind offensichtlich. Sobald man einmal in den unglaublich atmosphärischen Beschreibungen versinkt, möchte man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die liebenswerten weiblichen Hauptprotagonistinnen tragen ihren Teil dazu bei; insbesondere Klara, die allen Widrigkeiten trotzt, habe ich ins Herz geschlossen. Überhaupt wirken alle Charaktere wie aus dem Leben gegriffen und die Handlung so realistisch, dass sie sich durchaus tatsächlich so abgespielt haben könnte.


    Hinsichtlich des Schreibstils treffen es die Begriffe einfühlsam, fesselnd und poetisch schön wohl am besten. Während der Entfaltung der dramatischen Ereignisse verzichtet die Autorin auf jeglichen Kitsch, lässt uns Momente des Glücks und der Trauer erleben, und hat einen sensiblen, aufwühlenden Roman erschaffen, der so viel mehr ist als bloße Unterhaltungsliteratur.


    Fazit: Bettina Storks enttäuscht nie. Ihre stimmungsvollen, wundervoll geschriebenen Geschichten sind ein Garant für spannende Lesestunden und große Emotionen, die noch lange nachwirken. Bravo!


    ASIN/ISBN: 3453360478

    ISBN ergänzt,damit das Cover angezeigt wird.

    Gruß Herr Palomar

    Deutliche Steigerung zu Band 1 und ein absolutes Lesevergnügen!


    Für mich war "Midnight Chronicles – Blutmagie", welches den 2. Band einer sechsteiligen New-Adult-Fantasy-Reihe bildet und im Februar 2021 beim LYX Verlag erschienen ist, tatsächlich das erste Werk aus der Feder von Laura Kneidl - und ich kann nun mit Sicherheit sagen, dass es nicht das letzte gewesen sein wird, da der wundervolle Schreibstil der Autorin mich komplett begeistert hat!


    Rein optisch reiht sich das Werk aufgrund des ähnlichen Designs perfekt in die Buchreihe ein und hebt sich einzig durch die etwas dunklere Farbgebung von seinem Vorgänger ab. Ich freue mich schon jetzt darauf, alle Bände nebeneinander im Regal stehen zu sehen, der Farbverlauf wird wunderschön aussehen!


    Zwar kann man auch ohne Vorkenntnisse der Handlung problemlos folgen, da immer wieder kleine Informationen zu Band 1 in die Geschichte eingestreut werden und zudem Figuren aus dem Reihenauftakt Nebenrollen einnehmen, aber um die Storywelt der Hunter in ihrer Gesamtheit zu erfassen, würde ich auf jeden Fall zur Lektüre des 1. Teils (geschrieben von Bestsellerautorin Bianca Iosivoni) raten, in welchem der Fokus auf Roxy und Shaw liegt.

    Die Hauptfiguren im vorliegenden Band 2 sind Cain (deren Name übrigens wie "Jane" ausgesprochen wird) und ihr ehemaliger Kampfpartner Warden. Einst waren sie beste Freunde und standen vielleicht sogar an der Schwelle zu einer noch innigeren Beziehung, doch dann ereignete sich ein tragisches Unglück, das Wardens Welt für immer verändern sollte. Als er Cain am dringendsten an seiner Seite brauchte, entschied sie sich gegen ihn – dieses Verhalten hat er ihr nie verziehen und mittlerweile sind 3 Jahre vergangen, in denen die beiden sich komplett entfremdet haben. Von der einstigen Verbundenheit ist nicht mehr zu spüren. Allerdings hatte Cain gute Gründe für ihre damalige Entscheidung und ist zutiefst verletzt von Wardens permanenter Zurückweisung. Mittlerweile hat sie einen neuen Kampfpartner, ihren Cousin Jules. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass ihre Bindung zu Warden einzigartig war, auch wenn sie sich lieber die Zunge abbeißen würde als das jemals zuzugeben. Als die unerwartete Rückkehr des dämonischen Vampirkönigs Isaac, der schon viel Leid unter den Huntern verursacht hat und Wardens Erzfeind ist, allerdings eine Reihe entsetzlicher Ereignisse in Gang setzt, bleibt Cain und Warden keine Wahl: Sie müssen als Team funktionieren und wieder lernen, einander zu vertrauen. Lange unterdrückte Gefühle drängen nun mit aller Macht an die Oberfläche, während die zwei Blood Hunter verzweifelt versuchen, Isaac und seine Vampirschar zu bezwingen…


    Mit der zielstrebigen Cain, die bereits in jungen Jahren ihre berufliche Zukunft klar vor Augen hat (- sie möchte eines Tages die Leiterin des Hunter-Quartiers werden -) hat Laura Kneidl eine äußerst sympathische weibliche Hauptfigur erschaffen. Ich konnte Cains Gefühle und Gedanken zu jeder Zeit nachvollziehen und war immer wieder erstaunt darüber, wie sie es schaffte, noch über sich hinauszuwachsen. Normalerweise befolgt Cain die Regeln, hält sich immer an die Vorschriften. Aber wenn es um die Menschen geht, die ihr am wichtigsten sind im Leben, riskiert sie alles, um sie zu retten – und genauso sollte es auch sein. Niemand ist über diese Entwicklung positiver überrascht als Warden, der sich seit geraumer Zeit nur noch an seine eigenen Regeln hält und sämtlichen Anweisungen trotzt. Seitdem er einen schrecklichen Verlust erlitten hat, befindet er sich auf einer persönlichen Rachemission und ist zum Einzelgänger geworden. Doch Cain geht ihm noch immer unter die Haut. Die Perspektive beider Protagonisten ist gleichermaßen intensiv und wohl durchdacht ausgearbeitet worden, somit hatte ich auch zu Warden sofort einen Draht und konnte seine Beweggründe verstehen. Natürlich hoffte mein romantisches Herz auf eine Annäherung jenseits der Kampfschauplätze und ich wurde nicht enttäuscht. Die Autorin lässt den Charakteren dabei ausreichend Zeit, was das Ganze umso glaubwürdiger, ausgereifter und authentischer erscheinen lässt. Auch die Dialoge, mal frech und humorvoll, mal nachdenklich und emotional, haben mich absolut überzeugt.


    Insgesamt würde ich den Schreibstil als sehr atmosphärisch und stimmungsvoll beschreiben, detailliert, jedoch nicht unnötig ausschweifend, voller temporeicher Action und gleichzeitig gefühlvoll – WOW! Roxy, deren oftmals übertrieben schnippische Art mir in Band 1 etwas sauer aufgestoßen war, ist als Nebenfigur deutlich angenehmer; geschickt knüpft die Autorin an die vorherige Entwicklung an und legt den Grundstein für die nächsten Bände. Eine meiner Lieblingsfiguren war der Todesbote mit dem Allerweltsnamen Kevin – man muss ihn einfach mögen!


    Nachdem man direkt nach dem Einstieg schon mitten in die Handlung katapultiert wird, steigert sich die Spannung stetig (ebenso wie die Vertiefung der emotionalen Ebene) und im letzten Drittel des Buches zieht das Tempo sogar nochmal ordentlich an; ich habe mich beim Lesen vor lauter Mitfiebern förmlich überschlagen – Nervenkitzel pur!


    Fazit: Seid ihr bereit für eine Jagd auf Geister und Vampire, für Überraschungen, jede Menge Action und Gefühl - und tiefgründige Charaktere, die euer Herz erobern werden?! Dieses Werk ist ein Must-Read für alle Fans von New-Adult-Romanen und Fantasygeschichten!

    ISBN: 978-3-7499-0000-8

    Verlag: HarperCollins

    Erscheinungsdatum: Januar 2021

    Seiten: 496

    Format: Hardcover


    Über den/die Autor*in:

    Kati Naumann wurde 1963 in Leipzig geboren. In Sonneberg, im ehemaligen Sperrgebiet im Thüringer Wald, verbrachte sie einen Großteil ihrer Kindheit. Die studierte Museologin schrieb bereits mehrere Romane sowie Songtexte für verschiedene Künstler und das Libretto zu dem Musical Elixier (Musik von Tobias Künzel). Sie verfasste Drehbücher für Kindersendungen und entwickelte mehrere Hörspiel- und Buchreihen für Kinder. Kati Naumann lebt mit ihrer Familie in Leipzig und London.


    Nostalgische Familiengeschichte der besonderen Art

    Nach Kati Naumanns sensationellem Werk "Was uns erinnern lässt" wartete ich voller Vorfreude auf ihren nächsten Roman und war gespannt, ob er an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen können würde.

    Bei "Wo wir Kinder waren" (HarperCollins, Januar 2021) handelt es sich erneut um eine auf zwei Zeitebenen erzählte Familiengeschichte vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Vergangenheit.


    Wir tauchen ein in den Alltag der Familie Langbein, die eine bereits zur Kaiserzeit gegründete Spielwarenfabrik betreibt, begleiten sie durch zwei Weltkriege bis hin zum Ende der DDR, erleben die Neuorientierung nach der Wiedervereinigung Deutschlands und begegnen schließlich in der Gegenwart (2019) den Urenkeln Jan, Eva und Iris. Vom einstigen Familienzusammenhalt ist nicht mehr viel übrig geblieben, da helfen auch alle Schuldzuweisungen nichts. Bei der gemeinsamen Entrümpelung des alten Familienhauses geraten die drei Langbein-Erben zunächst immer wieder aneinander, werden bei der Konfrontation mit ihrer Vergangenheit allerdings nach und nach wehmütig, schwelgen in Erinnerungen und tauschen Anekdoten aus.


    Der im Innencover abgedruckte Stammbaum war mir vor allem zu Beginn der Lektüre eine große Hilfe, da doch zahlreiche Figuren erwähnt werden und ich stets genau wissen wollte, mit wem ich es gerade zu tun habe. Insbesondere mit den Protagonisten aus der Vergangenheitsebene konnte ich wunderbar mitfühlen, speziell Flora mit ihrer liebenswerten Art fand ich enorm sympathisch. Das Mädchen aus armen Verhältnissen schwärmte von klein auf für Otto, den Sohn der Langbeins, und wird nach langer, respektvoller Freundschaft eines Tages tatsächlich seine Frau. Es war berührend, diese Familie über die Jahre hinweg, die oft von tragischen Ereignissen und Rückschlägen geprägt waren, zu begleiten. Man hielt zusammen, rappelte sich immer wieder auf. Als die Fabrik letztlich geschlossen werden musste, war ich ganz ergriffen und fühlte ich regelrecht, wie damit ein wichtiges Stück Zeitgeschichte sein Ende fand. Im direkten Vergleich mit dem Vorgängerwerk der Autorin konnte mich "Wo wir Kinder waren" nicht ganz emotional abholen, da mir hier die Figuren der Gegenwartsebene leider zu blass und regelrecht nichtssagend blieben. Abgesehen von ein paar anfänglichen Unstimmigkeiten und der gemeinsamen Aufräumaktion passiert im Grunde über viele Seiten hinweg absolut nichts und dieser Erzählstrang kam mir lediglich wie ein (unnötiger) Puffer zwischen den Vergangenheitspassagen vor, die für sich allein einen hervorragenden Roman ergeben hätten.


    Der Schwerpunkt der Story liegt auf der ausführlichen, bis ins Detail beschriebenen Spielzeugproduktion – von einzelnen Produktionsschritten bis hin zur Entwicklung neuer Trends, deren Finanzierung sowie den immer wieder neuen Herausforderungen, denen die Langbeins sich stellen müssen. Auch die Region wird sehr bildhaft und authentisch beschrieben. Der Handlungsort Sonneberg, ein kleines idyllisches Städtchen in Thüringen, war das damalige Zentrum der Spielzeugindustrie und lag während der DDR-Zeit mitten im Sperrgebiet, was für die Einwohner/innen vieles noch verkomplizierte. Neben dem wunderschönen, passend zum Genre gewählten Cover ist die hervorragende Recherchearbeit der Autorin, deren persönlicher Bezug zur Geschichte im inkludierten Interview deutlich hervorgeht, ein großer Pluspunkt.


    Fazit: Kati Naumann beleuchtet in ihrem Werk ein interessantes Kapitel deutsch-deutscher Vergangenheit vor dem Hintergrund der Spielzeugindustrie. Zwar konnte mich die Gegenwartsebene nicht überzeugen, aber im Hinblick auf die in der Vergangenheit angesiedelte Handlung spreche ich gerne eine Empfehlung für alle Fans von historischen Familienromanen aus.


    ASIN/ISBN: 3749900000

    • Verlag: Manesse
    • Originaltitel: Dubliners
    • Seitenzahl: 448
    • Erscheinungstermin: 30. September 2019
    • ISBN-13: 9783717524724


    Wunderschöne kleine Schmuckausgabe eines zeitlosen Klassikers


    Schon seit vielen Jahren zählt Irland zu meinen Sehnsuchtsorten und folglich kam ich an diesem Klassiker der Literaturgeschichte aus der Feder des legendären James Joyce nicht vorbei.


    Bei "Dubliner" ist der Buchtitel Programm: In dieser Sammlung von 15 lose zusammenhängenden Kurzgeschichten, die in ihrer Gesamtheit ein Panorama der irischen Hauptstadt des frühen 20. Jahrhunderts bilden, geht es um das Leben einzelner Bürger/innen Dublins. Das Augenmerk liegt dabei auf der Paralyse der irischen Gesellschaft – die Figuren, vom Kind bis hin zu älteren Menschen, scheinen allesamt in einer Sackgasse zu stecken, entwickeln sich nicht weiter, halten am Status Quo fest, selbst wenn sie damit im Grunde unglücklich sind. Anstatt einen Neuanfang zu wagen, verharren sie und lassen das Glück vorbeiziehen. Dieses Werk regt definitiv zum Nachdenken an.


    Es sind keine Happy-End-Stories, sondern vor schonungsloser Realität strotzende, authentische, manchmal melancholische Geschichten über menschliche Verfehlungen, Alltagsfreuden und Nöte, durch Selbstverschulden gescheiterte Träume und die - wie Ijoma Mangold es im Nachwort treffend ausdrückt - "Glanzlosigkeit des Lebens". Wir lernen die Charaktere, deren Leben frei von Überraschungen jeglicher Art ist, nicht nur durch ihr Verhalten kennen, sondern insbesondere durch die vom Autor bevorzugten Stilmittel: innerer Monolog und erlebte Rede. Joyce war übrigens kein Fan von Anführungszeichen, daher wird in dieser Ausgabe der Manesse Bibliothek die wörtliche Rede durch Spiegelstriche gekennzeichnet. Meine Lieblingsgeschichte ist ganz klar "Die Toten", welche den krönenden Abschluss dieser poetisch schönen Sammlung bildet.


    Neben dem ungewöhnlichen Format des Werkes (- es ist deutlich kleiner als das übliche Taschenbuch und ca. so groß wie meine Handfläche -) macht auch das in frühlingshaften Farben gehaltene Cover diese hübsche Schmuckausgabe zu einem richtigen Hingucker im Bücherregal. Das Lesebändchen und das geschmackvolle Innencover unterstreichen die edle Ausstattung. Unbedingt lobend hervorzuheben sind zudem die umfangreichen Anmerkungen zu den einzelnen Geschichten sowie das aufschlussreiche Nachwort.


    ASIN/ISBN: 3717524720

    ISBN: 9783749900114

    Verlag: HarperCollins

    Bindung: Taschenbuch

    Seitenzahl: 384

    Termin: Neuerscheinung Januar 2021



    Nicht ganz so sehr Feel-Good-Story wie erhofft


    In letzter Zeit habe ich einige Wohlfühlromane zum Thema Buchhandlungen gelesen, viele davon waren nach einem ähnlichen Handlungsschema aufgebaut, aber dadurch nicht minder bezaubernd. So hatte ich auch an dieses Werk (- erschienen im Januar 2021 bei HarperCollins -) die üblichen Erwartungen: sympathische Hauptfiguren, ein paar liebenswerte Nebenfiguren, eine gemütliche Buchhandlung und jede Menge Gefühl. Leider hat mich Susan Wiggs' Werk nicht ganz so beglückt zurückgelassen wie erhofft, dennoch gab es einige positive Aspekte.


    Zur Handlung:

    Am bisher wichtigsten Tag ihrer Karriere erlebt Natalie einen schrecklichen Schicksalsschlag; sie verliert ihren Partner und ihre Mutter bei einem Flugzeugabsturz. Schlimmer noch - sie gibt sich selbst die Schuld am tragischen Ereignis, da sich beide auf dem Weg zu ihr befanden, um sie bei einer betrieblichen Feier zu überraschen. Natalie hatte in dem auf Weinhandel spezialisierten Unternehmen im idyllischen Sonoma, einem der bekanntesten Weinanbaugebiete Kaliforniens, nämlich erst kürzlich eine Beförderung erhalten. Nun zieht sie zurück nach San Francisco, in das hübsche, leicht marode viktorianische Haus, das einst ihr Zuhause gewesen war, denn dort lebt ihr an Demenz erkrankter Großvater Andrew – und auch die Buchhandlung ihrer Mutter Blythe befindet sich im Erdgeschoss. Schnell erkennt Natalie, dass ihr harte Zeiten bevorstehen. Der Laden, so charmant eingerichtet er auch sein mag, steckt in enormen finanziellen Schwierigkeiten und somit gesellen sich zu Natalies Trauer auch Wut und Verzweiflung hinzu. Ein Verkauf kommt für sie und Andrew nicht in Frage, aber all die nötigen Reparaturen am Haus müssen bezahlt werden. Eine Lesung mit dem gefeierten, unverschämt attraktiven Star-Autor Trevor Dashwood könnte die Rettung sein. Und dann ist da auch noch Peach: Handwerker, Musiker (und Vater der jüngsten Stammkundin Dorothy), der Natalie mit Rat und Tat zur Seite steht…


    Die mit allerlei Rückblicken gespickte Geschichte ist in dritter Person geschrieben, hauptsächlich aus der Sicht von Natalie und Peach, aber auch von 'Grandy' Andrew. Auf den ersten rund 100 Seiten dreht sich alles um Blythes Tod und Natalies bzw. Andrews Umgang damit. Einerseits lernt man die weibliche Hauptfigur in diesem Leseabschnitt bereits recht gut kennen und einschätzen, andererseits zog sich der Einstieg in die eigentliche Handlung damit für meinen Geschmack zu sehr in die Länge und drückte der Story, ob der offensichtlich traurigen Thematik, einen Stempel unterschwelliger Schwermütigkeit auf, die auch im Laufe der Handlung leider nie ganz verschwand.

    Natalie Harper ist eine sympathische junge Frau, die sich in ihrem Job viel zu sehr von gehässigen Kollegen/innen ausnutzen lässt, deren Fehler sie regelmäßig und selbstverständlich ausbügelt. Es ist ja schön, wenn man sich hin und wieder für andere Menschen aufopfert, aber deshalb muss man sich doch nicht alles gefallen lassen. Sehr gut gefiel mir hingegen die Darstellung der innigen Beziehung zwischen Enkeltochter und Großvater.

    Peachs Perspektive empfand ich als etwas angenehmer zu lesen; seine Faszination mit der scheinbar gebrochenen Harper wirkt absolut glaubwürdig. Außerdem ist seine kleine Tochter Dorothy einfach entzückend. Hier käme nun eigentlich die Erwähnung der reizenden Nebenfiguren, die allerdings allesamt recht blass blieben und keinen bedeutenden Eindruck bei mir hinterließen; schon wenige Tage nach der Lektüre musste ich ernsthaft überlegen, um mich überhaupt an ihre Namen erinnern zu können. Der Epilog ist in Form von Zeitungsartikel geschrieben, welche den weiteren Lebensverlauf der Hauptfiguren aufzeigen. Dadurch dass ich zu den Protagonisten keine enge Bindung aufbauen konnte, berührte mich ihr Schicksal letztlich nicht sonderlich.


    Der erhoffte Charme der Buchhandlung im unter Denkmalschutz stehenden Gebäude kam viel zu kurz; zwar wurde das Interieur beschrieben, aber eine richtige Wohlfühlatmosphäre kam nicht zustande. Dafür lockerten ein Nebenplot zur Familiengeschichte und einige unerwartete Fundstücke das Ganze etwas auf. Auch diesbezüglich hätte ich mir eine intensivere Ausführung gewünscht; doch so dieses Thema wurde nur oberflächlich angerissen.


    Fazit: Trauerbewältigung und Neuanfänge, eine von dramatischen Ereignissen geprägte Familiengeschichte und (leider nicht ganz überzeugende) Romantik – all das vor der Kulisse einer Buchhandlung in San Francisco. Das Potential dieser tollen Grundidee wurde meines Erachtens nicht ausgeschöpft, aber es bleibt ein netter Roman für Zwischendurch, dem ich gerne 3 Sterne gebe.


    ASIN/ISBN: 3749900116

    ISBN ergänzt, damit das Cover angezeigt wird.

    Gruß Herr Palomar

    ISBN: 9783846601099

    Verlag: ONE

    Erscheinungsdatum: 27.11.2020

    Format: Gebundene Ausgabe/Fester Einband

    Seiten: 448


    Spannendes, actionreiches Finale!

    Bewertung: 4/5 Sterne


    Eine gefühlte Ewigkeit hatte ich nach dem sensationellen ersten Band dieser eindrucksvollen Dilogie von Isabell May auf die Fortsetzung gewartet und endlich, endlich erfahren wir, wie es mit Lelani, ihrer Mutter, Haze - und Kyran - weitergeht!


    Erneut ist die Covergestaltung einfach ein Traum und passt perfekt zur düsteren, von Gefahr und Geheimnissen durchzogenen Atmosphäre der Story. Beide Werke sind ein totaler Hingucker im Bücherregal und auch die Karten im Innencover sehen wunderschön aus – genau wie man es sich von einem Fantasyroman erhofft!


    Zwar war Lelani die Befreiung ihrer Mutter - der eigentlich rechtmäßigen Herrscherin von Vael -, gelungen, nachdem deren Schwester sie jahrelang in einem Turm gefangengehalten hatte, doch noch immer trachtet High Lady Serpia ihnen allen nach dem Leben. Kyran, der Lelani um ein Haar getötet hätte, ist nun ihr Gefangener und begleitet sie als solcher – sehr zum Missfallen von Haze – auf die abenteuerliche Reise nach Kuraigan, wo sie um Unterstützung für ihr riskantes Vorhaben bitten möchten. …denn ohne die Hilfe eines Schattenwandlers wäre es für sie unmöglich, unbemerkt in den Palast zu gelangen, um Serpia zu entmachten. Schon allein die Reise über das unheilvolle Meer könnte ihr sicherer Tod sein, aber Lelani, die ihre Mutter gerade erst wiedergefunden hat, ist nun umso versessener darauf, deren Leben (und das all ihrer Freunde) um jeden Preis retten zu wollen…


    Der fesselnde Schreibstil der Autorin hat mich, wie schon in Band 1, rundum begeistert und in den Bann gezogen – mühelos lässt Isabell May mit ihren bildreichen, detaillierten Beschreibungen, die weder zu ausufernd noch zu spärlich sind, fantastische Bilder der magischen Welt im Kopf der Leser entstehen. Sehr gefreut habe ich mich über das Wiedersehen mit der liebgewonnenen Bande aus dem Gitterwald oder Lelanis Ziehmutter; auch zahlreiche Anspielungen auf bekannte Märchen sind wieder in die Geschichte eingebunden worden. Neu ist allerdings das angezogene Tempo der Handlung bzw. die Intensität – und das machte in meinen Augen auch Sinn, ist es doch die logische Entwicklung einer rasanten Story, die auf ihren Höhepunkt zusteuert. So gab es, bis auf ein, zwei kleine Längen im Mittelteil, deutlich mehr Action und (gewaltlastigere, härtere) Kampfszenen als zuvor; den Protagonisten/innen wird nichts geschenkt, soviel steht fest.


    Besonders das tragische Schicksal des Schattenwandlers hat mich ergriffen und wirklich traurig gemacht; ich hätte ihm einen anderen Verlauf der Ereignisse von Herzen gegönnt. Lelani durchlebt eine ordentliche Entwicklung – vom ohnehin schon selbstbewussten Mädchen zur starken, mutigen jungen Frau. Gerne hätte ich noch mehr über ihren inneren Kampf mit den beiden Magieformen gelesen; vor allem die Mondmagie hatte mich ja von Anfang an unheimlich fasziniert.


    Hinsichtlich des Liebes-Dreiecks zwischen Lelani, ihrem besten Freund aus Kindheitstagen (Haze) und dem charismatischen Sohn des Mondlords (Kyran) gab es einen überraschenden Twist am Ende, den ich zwar nicht kommen gesehen hatte, mir aber vielleicht ganz heimlich gewünscht hatte, egal wie unwahrscheinlich es auch schien.


    Fazit: Eine klare Leseempfehlung für alle Fans von Fantasy-/Romantasy-Jugendromanen – und unbedingt in Kombination mit Band 1!


    ASIN/ISBN: 3846601098

    Verlag: Dragonfly Verlag
    Erscheinungstag: 26.01.2021

    Seiten: 32

    Format: Hadrcover

    ISBN: 9783748800552


    Meine Meinung:

    Zuckersüßes Kinderbuch!


    Dieses liebevoll gestaltete Bilderbüchlein aus dem Dragonfly Verlag ist nicht nur für Kinder ein Highlight, sondern eignet sich auch hervorragend für Erwachsene – als ideales Geschenk für gute Freunde, um ihnen zu zeigen, wie wichtig sie uns sind oder für Verliebte, etwa als Geschenk zum Valentinstag. Die Hardcover-Einfassung unterstreicht den hochwertigen Eindruck. Schon als ich das niedliche Cover erblickt hatte, machte mein Herz einen Hüpfer und war es um mich geschehen. Füchse und Igel gehören ohnehin zu meinen Lieblingstieren und somit kam ich an diesem Werk nicht vorbei.

    Fuchs und Igel haben sich sehr lieb, albern zusammen herum, tollen durch die verschiedenen Jahreszeiten, trösten einander und genießen das Leben, das zu zweit einfach so viel schöner ist. In den einzelnen Szenen werden wichtige Werte wie Zusammenhalt, Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung zelebriert; sie ermuntern aufgrund ihrer einladenden Gestaltung zum Gespräch, laden zum Erzählen ein und zaubern uns mit ihren goldigen Abbildungen einfach ein Lächeln ins Gesicht.


    Jede Doppelseite erstrahlt in hellen, lebensfrohen Farben und ist mit entzückenden Illustrationen der tierischen Freunde sowie einem kleinen Sprüchlein in Reimform versehen. Wunderschön! Die kurzen Verse in Du-Form sind weitaus tiefgründiger, als man es von einem Kinderbuch erwarten würde und dennoch auch für die Kleinsten gut verständlich.


    Die Altersempfehlung des Verlags lautet 4 Jahre, wobei ich mir durchaus vorstellen könnte, dass auch weitaus jüngere Kinder begeistert von dem 32-seitigen Büchlein sein werden – ob zum Vorlesen oder freien Erzählen, es gibt so viel zu entdecken!


    Fazit: "Ein kleines Buch über große Gefühle" – wie wahr! In diesem zauberhaften Werk von Autorin Smriti Prasadam-Halls und Illustratorin Alison Brown steckt ganz viel Herzblut.


    ASIN/ISBN: 374880055X

    ISBN/EAN: 9783499003950

    Erschienen am 16.02.2021

    Verlag: Rowohlt Taschenbuch

    Einband: Paperback

    Umfang: 272 Seiten

    Entspannte Lesestunden auf Föhr


    Nach "Die Bücherinsel" und "Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung" ist dies nun schon der dritte Janne-Mommsen-Roman, den ich binnen kürzester Zeit verschlungen habe. Erneut verzaubert der Bestsellerautor die Leserschaft mit seinem atmosphärischen Schreibstil, der automatisch Bilder von endlosen Stränden, brausenden Wellen und niedlichen Reetdach-gedeckten Häuschen vor dem inneren Auge entstehen lässt.


    Julia, die mit ihrer Oma Anita in Gelsenkirchen lebt und dort im Familienbetrieb als Floristin arbeitet, verschlägt es auf die Insel – nach Föhr, um genau zu sein. Dort hatte ihre früh verstorbene Mutter einst eine glückliche Zeit erlebt und Julia möchte, ermuntert von ihrer Oma, auf Spurensuche gehen – die ehemaligen Lieblingsorte ihrer Mutter aufspüren und sich eine Auszeit vom städtischen Alltag gönnen, um zu sich selbst zu finden. Acht Wochen Nordsee liegen vor ihr, in denen sie zudem nach Herzenslust ihren Hobbies – dem Zeichnen und dem Kuchenbacken – nachgehen kann. Beinahe scheitert alles an der Tatsache, dass sie mitten in der Hochsaison zunächst keine geeignete Unterkunft findet, doch dann entdeckt sie eine alte Scheune, die sich hervorragend zum improvisierten Atelier eignen würde und deren Flair ihr Herz schneller schlagen lässt. Auch der Herzschlag bzw. der Puls vom kürzlich pensionierten Kapitän Hark beschleunigt sich – allerdings vor Empörung über den Eindringling in seiner Scheune. Doch das Schicksal hat eigene Pläne für den verwitweten Griesgram und bald schon stellt sich die neue Situation als wahrer Segen heraus. Wird auch Julia ihr Happy End auf Föhr finden?


    Das Highlight des Romans war für mich, wie immer bei Geschichten aus der Feder von Janne Mommsen, die detaillierte, stimmungsvolle Beschreibung der Landschaft. Man meint förmlich, den Sand unter den Füßen und das Meersalz auf der Haut spüren zu können, erliegt nach und nach dem Charme der Insel. Gerade in Zeiten von Corona ist dieses Werk eine zauberhafte literarische Reise an einen Sehnsuchtsort, welche die aktuelle Lage etwas erträglicher macht und bei der man die Seele baumeln lassen kann. Die ungekünstelten, erfrischend realistischen Dialoge, oftmals gewürzt mit Dialekt, tragen wunderbar zum authentischen Eindruck der Story bei.


    Während ich über die weibliche Hauptfigur, Julia, des Öfteren den Kopf schütteln musste (- für eine erwachsene Frau erschien sie mir zwischenzeitlich unheimlich naiv und in ihren Aussagen manchmal recht plump -) und Bürgermeister Finn-Ole eher eine zufällige Randerscheinung abgab (- nicht im negativen Sinne, aber eben unbedeutend -), wuchsen mir die Nebenfiguren umso mehr ans Herz. Kapitän Hark, Julias unfreiwilliger neuer Nachbar, und Oma Anita hätten diesen Roman auch locker alleine gewuppt – ihr trockener Humor hat mir herrlich gefallen und die Gefühlswelt der beiden Senioren erreichte mich viel intensiver als jene der 'jüngeren Generation'. Ich fand Julia nicht unsympathisch, hatte aber bis zum Schluss keinen rechten Bezug zu ihr – wohingegen ich mich über die Entwicklung des Nebenplots wahnsinnig gefreut habe.

    Ich bin unheimlich gespannt, welche Figuren im nächsten Roman dieser frisch gestarteten Buchreihe die tragende Rolle spielen werden und freue mich schon jetzt auf den nächsten Ausflug nach Föhr!

    Fazit: Kurzurlaub gefällig? Dann ab auf die Insel bzw. in den Buchladen – dieser Wohlfühlroman versprüht Inselfeeling pur!


    ASIN/ISBN: 3499003953

    Rückkehr ins Comfort Food Café

    Wie sehr hatte ich mich darauf gefreut, ins beschauliche Budbury zurückzukehren, ins malerische Dorset mit seiner wildromantischen Schönheit und vor allem ins Comfort Food Café, dessen Name Programm ist: hier findet jedes gebrochene Herz, jede traurige Seele Trost und ist sich der Unterstützung einer liebenswerten Dorfgemeinde gewiss.

    In diesem Band, der stets mit einem bezaubernden Cover verzierten Buchreihe, tauchen wir via Ich-Perspektive in das Leben von Auburn Longville ein, einer jungen Frau, die es nach Jahren wilder Party- und Drogenexzesse zurück in den Schoß ihrer Familie verschlagen hat, wo sie nun ein weitaus gemäßigteres (wenn auch weiterhin dem Alkohol nicht abgeneigtes) Dasein führt. Ihre Schwester Willow, jener Frohgeist mit den leuchtend bunten Haaren, und ihre demenzkranke Mutter, kannte ich bereits aus Band 1. Für lange Zeit hatte Willow sich allein um die Pflege der Mutter gekümmert, während Auburn von Rausch zu Rausch durch die Welt geflattert war, allerlei Drogen ausprobierte und ganz nebenbei einen weiteren Nachtschwärmer geheiratet hat – den attraktiven, ebenfalls drogensüchtigen Seb. Das alles liegt jetzt weit hinter Auburn, sie genießt ihr 'ruhiges' Leben und hat sogar einen wundervollen, vernünftigen Freund gefunden, mit dem sie ungewohnt glücklich ist: Finn. Während der Vorbereitungen zur Hochzeit ihrer Freundin Laura wird Auburn allerdings mit der Tatsache konfrontiert, dass sie nie die Scheidung von Seb eingereicht hat, woraufhin sie Nägel mit Köpfen macht – nicht ahnend, dass dieser kurz darauf – clean, seine früheren Fehler einsehend und sein einstig manipulatives Verhalten bereuend – als geläuterter Mann in Budbury auftaucht und ihrer Beziehung eine zweite Chance geben möchte. Doch was will Auburns Herz…?

    Es war herrlich, all die liebgewonnenen Figuren aus früheren Bänden wiederzusehen, allen voran Laura, die mittlerweile schwanger mit Zwillingen ist, und die legendäre Cherie Moon, der das Comfort Food Café gehört. Allerdings blieben viele Nebenfiguren, deren Schicksal sonst auf berührende Weise in die jeweilige Geschichte eingebunden worden war, dieses Mal tatsächlich nur Randfiguren. Auch das traumhafte Comfort Food Café konnte seine Magie nicht wie gewohnt wirken lassen, obwohl natürlich einige Szenen dort spielten. Erst auf der letzten Seite fand ich eine Beschreibung, die so gewinnend formuliert war (und auch auf dem vorderen Innencover als Klappentext eingefügt worden ist), dass ich diesen zauberhaften Ort wieder richtig vor Augen hatte.

    Mit Auburn hatte ich von Anfang an Schwierigkeiten, wurde nicht warm mit ihr und muss gestehen: ich fand sie schlichtweg unsympathisch – und das war bereits ihr 'verbessertes', drogenfreies Ich. Die Kombination aus ihrer oftmals derben Wortwahl sowie die Erwähnung von allerlei tagesaktuellen, von der Presse ohnehin schon überbewerteten Themen (z.B. die Reality TV-Show Love Island oder Prinz Harrys und Meghan Markles Hochzeit) passten für mich irgendwie nicht in die Idylle des Settings bzw. des Romans an sich. Spannungstechnisch passierte in der Handlung kaum etwas, damit konnte ich allerdings leben, da ich es einfach schön fand, wieder zurück in Budbury zu sein. Doch die überwältigenden, mitreißenden Emotionen blieben bei dieser Geschichte aus.

    Debbie Johnsons toller Schreibstil ist mit seinen detaillierten Beschreibungen und realistischen Dialogen natürlich nach wie vor ein Garant für angenehme Lesestunden, was letztlich ausschlaggebend für meine Bewertung war (drei Sterne).

    Fazit: In einer Buchreihe voller hochemotionaler Entwicklungen ist es vielleicht auch mal ganz angenehm, wenn man es ohne eine Packung Taschentücher durch die Story schafft – es muss nicht immer in einem Tränenmeer enden. Und wer freche, sehr direkte Figuren bzw. Antihelden mag, findet gewiss Gefallen an Auburn, auch wenn sie nicht mein 'Cup of Tea' war. Für alle, die das Comfort Food Café ebenso lieben wie ich, gibt es keinen Weg vorbei an diesem Roman – schon allein deswegen nicht, weil wir doch alle Lauras und Matts Hochzeit miterleben möchten.

    ASIN/ISBN: 345342428X



    Verlag: Coppenrath

    Seitenzahl: 496

    Altersempfehlung: ab 14 Jahre

    ISBN: 978-3-649-63906-0


    Solider Auftakt zum Romantasy-Unterwasser-Abenteuer mit kleinen Schwächen


    Die Covergestaltung lässt sich mit einem Wort beschreiben: magisch! Das in betörenden Grüntönen wunderschön schimmernde Cover ist ein absoluter Hingucker im Bücherregal und passt mit den perlmuttfarbenen Schuppen auch inhaltlich optimal zur Story. Normalerweise nehme ich ein Buchcover eher nebenbei zur Kenntnis und fokussiere mich direkt auf den Klappentext eines Werkes, aber an diesem Eyecatcher aus dem Coppenrath Verlag kommt man einfach nicht vorbei!


    Arzttochter Ella steht kurz vor ihrem Abitur und möchte die Ferien - wie jeden Sommer - im gemütlichen Häuschen ihrer leider inzwischen verstorbenen Oma in Cornwall verbringen. Dort, wo die Brandung gegen die schroffen Klippen donnert, fühlt sie sich daheim – vereint mit ihrer besten Freundin Lisa und dem wuschelige Hund Snowflake. Doch in diesem Jahr ist alles anders, denn kurz nach ihrer Ankunft rettet Ella einen jungen Mann vor dem Ertrinken und schliddert in das größte Abenteuer ihres Lebens.

    Aris, der attraktive Unbekannte, scheint nicht von dieser Welt zu sein, stellt Ella schnell fest, nachdem sie ihn aufgepäppelt hat. Er hadert mit der Sprache, trägt sonderbare Kleidung, hat noch nie eine Gabel benutzt und kennt weder Fußball noch die Bedeutung von anderen alltäglichen Gewohnheiten, Ländern oder Krankheiten. Zunächst spricht er in Rätseln, doch dann offenbart sich, dass Aris und alle, die ihm helfen, in größter Gefahr schweben. Er ist nur knapp seinen Entführern entkommen, die seiner Familie - den Herrschern eines unbekannten Reiches - Schaden zufügen wollen; nun versucht er verzweifelt, in seine Heimat zurückzukehren, um sein Volk zu warnen. Doch bis er dieses Vorhaben in die Tat umsetzen kann, sind die Verfolger ihm bereits dicht auf den Fersen und Ellas Herz schlägt immer heftiger für den Jungen mit der leuchtenden Haut und den meergrünen Augen…


    Nachdem es ein Weilchen gedauert hat, bis ich ganz in der Story angekommen war, wurde es dann doch recht spannend. Die Disney-Vibes, speziell die Anspielungen auf "Arielle, die Meerjungfrau" waren unverkennbar und haben gut gepasst. Schon bei der ersten Beschreibung von Aris musste ich direkt an Prinz Erik denken. Sowohl Ella als auch Aris waren mir sympathisch, auch Aris' besten Freund mochte ich gern. Meine absoluten Lieblinge waren jedoch die rüstigen Seniorinnen Hildy und Helen; zwei Schwestern, die schon einige Abenteuer erlebt haben und die man am liebsten nur knuddeln möchte. In ihre kleine Pension würde ich sofort einziehen!


    Aufgrund der eher einfachen Wortwahl merkt man schon deutlich, dass es sich um einen Jugendroman handelt, vor allem an Ellas mal witzigen, auf Dauer jedoch leicht anstrengenden Selbstgesprächen bzw. dem Duell mit ihrer inneren Stimme. Dennoch gibt es auch kritische Momente, wie z.B. eine Situation auf der Party des versnobten Unternehmersohns Tristan. Insgesamt empfand ich den Erzählstil, abgesehen von ein paar kleinen Längen im Mittelteil, als angenehm. Speziell die Elemente vom Unterwasser-Setting waren toll, hätten auch gerne noch etwas detaillierter bzw. intensiver beschrieben werden können. Ein großes Plus für mich war die Tatsache, dass die ganze Geschichte einzig aus Ellas Perspektive geschrieben worden ist; dadurch blieb Aris umso mysteriöser.


    Fazit: Der Debütroman von Autorin Anna Fleck hat es thematisch in sich - eine mystische Unterwasserwelt, zahme Killerwale, ein Königshof voller Intrigen und Verschwörungen und natürlich eine ordentliche Portion Herzklopfen. Zu meinen persönlichen Highlights zählt es zwar nicht (- dafür konnten mich die beiden Hauptfiguren und ihre Love Story leider nicht genug catchen und meine Erwartungshaltung war nach vielen kürzlich gelesenen, herausragenden Büchern dieses Genres enorm hoch -), aber ich empfehle es gerne allen Fans von Jugendromanen und Romantasy-Werken, die eine Vorliebe für das Leben unter dem Meer haben.


    ASIN/ISBN: 3649639068

    Herrlicher Wohlfühlroman mit spannender Vergangenheitsebene und tollem London-Flair

    Diese zauberhafte Feel-Good-Story über Neuanfänge, Familiengeheimnisse, Freundschaft und die Liebe zu Büchern war für mich das erste Werk aus der Feder von Autorin Frida Skybäck. Nicht nur die spannenden Plot-Elemente haben mich positiv überrascht, auch das Setting hat mich absolut begeistert!

    Die Geschichte um die junge Schwedin Charlotte, die aus heiterem Himmel eine Buchhandlung in London erbt (von einer Tante, der sie nie zuvor begegnet ist und über die ihre Mutter zu Lebzeiten kaum ein Wort verloren hat) ist im Herbst 2019 beim Insel Verlag erschienen und schon nach wenigen Zeilen war mir klar, dass ich einen 5-Sterne-Read in den Händen halte.

    Nach dem Unfalltod ihres geliebten Mannes klammert Charlotte sich an das gemeinsam errichtete Kosmetikunternehmen, vergräbt sich in Arbeit und ihre sozialen Kontakte beschränken sich auf einen guten Freund (und Angestellten) und ihre Therapeutin. Ihre Komfortzone zu verlassen ist das Letzte, wonach Charlotte der Sinn steht und doch hat sie keine Wahl, als der Nachlassverwalter ihrer verstorbenen Tante sie nach London beordert. Denn dort hat sie – ausgerechnet sie, die sich noch nie viel aus Literatur gemacht hat – eine Buchhandlung samt Personal und Wohnräumen geerbt. Keine Frage, das Haus im verregneten England muss schnellstens verkauft werden, immerhin ist ihr Lebensmittelpunkt in Schweden und ihre Firma führt sich nicht von allein. Aber wider Erwarten hat das urige Geschäft mit seinen großen, hölzernen Regalen, abgesessenen Möbeln und dem gemütlichen Kamin einen ganz eigenen Charme und übt eine ungeheure Faszination auf Charlotte aus; der Trubel der Großstadt scheint plötzlich ganz weit entfernt. Überwältigt von all den neuen Eindrücken und der Freundlichkeit der Mitarbeiterinnen, beschließt sie, alles daran zu setzen, das beinahe bankrotte Geschäft am Laufen zu erhalten und bei einem Verkauf auch die dazugehörigen Arbeitsplätze zu retten. Hinzu kommt ihre wachsende Neugier auf die Hintergründe, die einst zum Zerwürfnis zwischen zwei sich liebenden Schwestern gesorgt hatten und verhinderten, dass Charlotte ihre Tante Sara je kennenlernen durfte. Parallel zu dieser Gegenwartshandlung eröffnet sich nach kurzer Zeit eine Vergangenheitsebene, die in den frühen 80er-Jahren spielt, als Sara und Kristina von Schweden nach England flohen und einen Neustart wagten. Geschickt verknüpft Skybäck die Geschehnisse zu einem so mitreißenden Gesamtwerk, dass man das Buch vor lauter Spannung nicht mehr aus der Hand legen kann. Den fesselnden, unterhaltsamen und mit bildreichen Beschreibungen ausgeschmückten Schreibstil der Autorin kann ich gar nicht genug loben! Erzählt wird in der dritten Person, hauptsächlich aus der Perspektive von Charlotte, aber teilweise auch aus Sicht von Martinique, Sam und Kristina.

    Die glaubwürdigen, aus dem Leben gegriffenen Figuren sind ein weiterer Pluspunkt dieses Werkes. In die sympathische weibliche Hauptfigur habe ich mich wunderbar hineinfühlen können. Besonders schätze ich an Charlotte, dass sie nicht in ihrer Trauer versinkt, enorm zielstrebig und organisiert vorgeht und nicht nur ihr eigenes Wohl im Sinne hat, sondern auch stets an ihre Mitmenschen denkt. Ihre Tierliebe zum knuffigen Hauskater Tennyson konnte ich nur zu gut nachvollziehen! Die mütterliche, warmherzige Martinique ist die Seele des Riverside Bookshops. Sie hat für jeden ein offenes Ohr, hilft wo sie kann und man möchte sie am liebsten knuddeln, insbesondere da ihre eigene Schwester (Marcia) Martiniques Gutmütigkeit schamlos ausnutzt. Mit der flippigen, jungen Angestellten Sam kam ich auf keinen grünen Nenner. Man könnte ihr oftmals taktloses und unverschämtes Verhalten vielleicht mit ihrer Jugend und Naivität entschuldigen, aber Sam ist alles andere als ein scheues Reh; sie strotzt vor Selbstbewusstsein und weiß genau, was sie tut. Ihre impulsive, ungeduldige, weltfremde und selbstverliebte Art trägt natürlich zur speziellen Dynamik des Buchladens bei und die Kunden schätzen (meistens zumindest) ihre frechen Sprüche. Auch wenn man sich gegen Ende etwas mehr für sie erwärmen kann, das einzig Positive an Sam war für mich die äußerst realistische Ausarbeitung ihres Charakters. Auf William, den hauseigenen Autor, der zum Spottpreis in einer der Mietwohnungen lebt, möchte ich hier nicht weiter eingehen – er war in meinen Augen eine nette Ergänzung, die Story hätte jedoch auch gut ohne ihn funktioniert.

    Das unumstrittene Highlight der Geschichte waren für mich die Wohlfühlatmosphäre in der Buchhandlung sowie das London-Flair, das so einladend beschrieben worden ist, dass man richtig Fernweh bekommt und am liebsten direkt einen Städtetrip buchen würde. Wer noch kein Fan von London ist, wird es spätestens nach dieser Lektüre sein! Dem heimelig anmutenden Cover zum Trotz vereint dieser lesenswerte Roman in sich so viel mehr als erwartet, speziell aufgrund der dramatischen Elemente und Überraschungen in der Vergangenheitsebene sowie dem Hauch einer Love Story, die angenehm leicht daherkommt und nicht unnötig übertrieben oder ausgereizt wird. Das Ende war für mich durch und durch stimmig.

    "Hier am Riverside Drive haben Dinge die Tendenz, sich zum Guten zu wenden."

    Fazit: Eine klare Leseempfehlung, nicht nur für Liebhaber von Feel-Good-Stories und London-Fans!

    Fulminanter Abschluss dieser grandiosen Familien-Saga

    Über die vergangenen Jahre habe ich begeistert das Schicksal der sympathischen Kaufmannsfamilie in Stuttgart verfolgt, daher war ich mehr als gespannt auf den finalen Band der Schokoladenvilla-Trilogie (Penguin Verlag, 2020). Erneut hat der fesselnde Erzählstil von Erfolgsautorin Maria Nikolai mich nur so durch die Seiten fliegen lassen und wie das nun mal so ist bei richtig guten Büchern, stand ich vor dem Dilemma, dass ich unbedingt weiterlesen musste und gleichzeitig nicht wollte, dass die Geschichte um die mir so liebgewonnenen Figuren tatsächlich endet. Alle drei Bände haben eine in sich geschlossene Handlung und können separat gelesen werden, dennoch würde ich diese mitreißende Saga allen Fans von historischen Romanen definitiv in ihrer Gesamtheit empfehlen.

    Nach dem Tod des Familienoberhaupts kehrt die junge Chocolatière Victoria im Sommer 1936 früher als geplant aus Frankreich nach Stuttgart zurück, um ihrer Mutter in der Trauer um den Vater beizustehen und sie bei der Führung der Schokoladenmanufaktur zu unterstützen. Jede Epoche bringt wohl ihre Schwierigkeiten mit sich, allerdings steuert Deutschland zu diesem Zeitpunkt auf die bis dahin schlimmste Katastrophe zu – die Anfeindungen gegen die jüdische Bevölkerung nehmen bereits erschreckende Ausmaße an; die Stimmung im Land ist aufgeheizt und angespannt. Auch auf Judith Rheinberger wächst der Druck; der Ortsgruppenleiter bedrängt sie, das Familienunternehmen zu verkaufen. In Hitlers Augen liegt die natürliche Bestimmung "für die anständige Frau […] darin, ihrem Mann ein gutes Heim zu schaffen, dem Führer Kinder zu gebären und in der rechten Gesinnung zu erziehen" – und nicht in der Leitung einer Fabrik. Zu allem Überfluss taucht zudem ein Fremder aus Amerika auf, der ihre Hilfe benötigt: Andrew Miller, der einst für sein Unternehmen SweetCandy Ltd. einen Kredit bei der Schokoladenfabrik Rothmann aufgenommen hatte und dessen Firma mit unerklärlichen Verlusten, womöglich Sabotage zu kämpfen hat. Bald wird deutlich, dass Judith und ihre Familie sich zu einem bis dahin undenkbaren Schritt durchringen müssen, wenn sie ihr Lebenswerk vor dem Niedergang bewahren möchten...

    Im Vordergrund stehen dieses Mal Judiths Kinder Victoria und Martin. Letzteren umgibt ein lange gehütetes Familiengeheimnis, das nun mit aller Macht ans Licht drängt und dessen Aufdeckung ich bereits seit dem Auftakt der Saga entgegenfiebere. Victoria hat viele positive Eigenschaften vor ihrer Mutter geerbt – Mut, Pflichtbewusstsein, Neugier und Herzlichkeit. Sie ist eine fabelhafte Protagonistin, der man einfach nur Glück wünschen mag. Andrew Millers Persönlichkeit bzw. seine wahren (?) Motive haben mich bis zuletzt rätseln lassen; kann man ihm trauen?

    Man spürt in jeder Zeile nicht nur das Herzblut der Autorin, das in diese so wohl durchdachte, spannende Geschichte eingeflossen ist, sondern auch die intensive Recherche zu den realen historischen Ereignissen – speziell den Aspekt um die Olympischen Spiele im Jahr 1936 fand ich unheimlich interessant. Ein besonderes Lob verdienen zudem die detaillierten, stimmungsvollen Beschreibungen des New Yorker Alltags der 1930er Jahre, welche das einzigartige Flair der Metropole und der damaligen Zeit wunderbar einfangen, sowie die Tatsache, dass die Autorin zwar ernste Themen in puncto Nationalsozialismus anschneidet, der Roman sich jedoch keineswegs darin verliert bzw. darauf reduziert wird.

    Das edle, mit Golddruck und Glitzerpartikeln verzierte Cover verleiht dem sensationellen Abschluss dieser Familientrilogie den verdienten Glanz und strahlt mit seinen kräftigen, fröhlichen Farben jene Leichtigkeit und Eleganz aus, die der Geschichte seit Band 1 zugrunde liegen. Im Innencover befindet sich ein Rezept für weiße Erdbeer-Champagner-Trüffel, das einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Überhaupt verleitet die Lektüre zum ein oder anderen Schokoladengenuss. Eine umfangreiche Sammlung an Zusatzinformationen erwartet die Leser/innen im Anhang, wo Glossar, Personenregister (über fiktive und reale Persönlichkeiten) sowie Details zum historischen Hintergrund das Werk abrunden.

    Fazit: Für mich war es der stärkste Band dieser ohnehin schon zauberhaften Buchreihe! Sehr ungern nehme ich Abschied von der Schokoladenvilla und freue mich schon jetzt auf die zukünftigen Romane aus der Feder von Maria Nikolai!

    Buchtitel: Girl At Heart


    Autor/in: Kelly Oram


    Informationen über die Autorin (Verlagsseite):

    Kelly Oram schrieb mit 15 Jahren ihre erste Kurzgeschichte – Fan Fiction über ihre Lieblingsband, die Backstreet Boys, womit ihre Familie sie heute noch aufzieht. Sie ist süchtig nach Büchern, redet gern und viel und liebt Zuckerguss. Sie lebt mit ihrem Mann, vier Kindern und einer Katze am Rande von Phoenix, Arizona.

    Informationen zum Werk (Verlagsseite):

    One Paperback
    Erzählendes für junge Erwachsene
    320 Seiten
    Altersempfehlung: ab 14 Jahren
    ISBN: 978-3-8466-0115-0
    Ersterscheinung: 27.11.2020


    ISBN-10 (Amazon):

    3846601152


    Meine Meinung:


    Für mich war dieser süße Jugendroman, der im November 2020 beim ONE Verlag erschienen ist, das erste Werk der sympathischen Autorin Kelly Oram. Über ihren Schreibstil hatte ich bereits in der Vergangenheit viel Positives gehört und nach dieser Lektüre stand für mich fest, dass ich nun auch ihre zuvor veröffentlichten Bücher, allen voran "Cinder & Ella", lesen möchte.

    Die Aufmachung des Covers erinnert sehr an die Logos diverser Highschool-Sport-Teams, passt also wie die Faust aufs Auge zu einer Geschichte, in der Sport eine große Rolle spielen wird. Meine Befürchtung, eventuell von einer Vielzahl an Baseball-Begriffen erschlagen zu werden, hat sich jedoch zum Glück als unbegründet herausgestellt.

    Charlie Hastings ist kein 'girly Girl', kein "typisches" Mädchen. Sie trägt keine Kleider, schminkt sich nicht, spielt Baseball und verbringt ihre Freizeit nicht mit Shoppen, sondern beim Training mit ihren besten Freunden – für Kevin, Diego und Eric ist sie wie eine Schwester. Bisher war es nie ein Problem für Charlie, dass die Jungs in ihr nur den Kumpel-Typ sehen, doch seit einiger Zeit ist sie unglücklich in Eric verliebt – und gerade, als sie sich dazu entschlossen hat, ihm ihre Gefühle zu gestehen, verkündet er stolz, dass er mit einem anderen Mädchen zum Prom gehen wird. Eine Katastrophe! Charlie will raus aus der Friendzone und ist wild entschlossen, ihr Image zu ändern, weiblicher zu werden. Mit dem maskulinen Sport soll es vorbei sein; eine Zukunft im Profi-Sport scheint für sie ohnehin unmöglich (trotz ihres unglaublichen Talents und den guten Kontakten ihres reichen Vaters, der einst selbst Profi-Spieler war) – welches College würde schon einem Mädchen ein Baseball-Stipendium anbieten?! Dann kann sie genauso gut gleich damit aufhören. Nur der charismatische Team-Kapitän Jace kann Charlie im letzten Moment davon abhalten, kurz vor den Meisterschaften die Mannschaft zu verlassen. Er schwärmt schon lange für sie und bietet ihr prompt seine Unterstützung in Sachen Typveränderung an. Plötzlich erkennen ihre Freunde Charlie nicht mehr wieder und vor allem Eric ist überhaupt nicht begeistert von dieser Entwicklung…

    Ich habe mich mühelos in Charlie hineinversetzen können, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Sie hat ihren eigenen Kopf und immer einen lustigen Spruch auf Lager, ist ein sehr herzlicher Mensch und heillos überfordert, wenn es ums Flirten geht. Mit dem ganzen 'Mädchenkram' kennt sie sich nicht aus, umso mutiger finde ich ihren Entschluss, sich aus ihrer Komfortzone hinauszuwagen und etwas Neues zu versuchen. Auch ihr Vater ist zum Knuddeln! Er hat seine Tochter alleine großgezogen und bemüht sich nach Kräften, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Dabei ist es ihm gelungen, Charlie zu einer verantwortungsbewussten jungen Frau zu erziehen und keine verwöhnte Prinzessin aus ihr zu machen. Jace und seine Zwillingsschwester Leila – hach, sie sind beinahe zu gut für diese Welt. Jace ist der Inbegriff des perfekten zukünftigen Schwiegersohns: immer anständig, geduldig und verständnisvoll. Ein wenig mehr Ecken und Kanten hätte ich ihm allerdings schon gewünscht, mir war er schlichtweg viel zu lieb. Damit meine ich nicht, dass er negatives Verhalten hätte zeigen sollen, sondern dass man bei aller Verliebtheit auch sein eigenes Selbstwertgefühl nicht aus den Augen verlieren darf. Die quirlige Leila, die Charlie fortan unter ihre Fittiche nimmt, muss man einfach mögen. Natürlich war sie als Figur extrem stereotypisch überzeichnet und auch die Tatsache, dass plötzlich all ihre Cheerleader-Freundinnen best friends mit Charlie sind, ist recht unrealistisch (ebenso wie die spielerische Lösung sämtlicher Probleme im Laufe der Handlung), das machte ihren Charakter aber nicht minder liebenswert. Abschließend muss ich für Eric eine Lanze brechen, dem wohl die Rolle des Bad Boys zugedacht worden ist – man kann von ihm und seinen Reaktionen halten was man will, aber der Junge kann schließlich nicht Gedanken lesen, mehr möchte ich dazu nicht verraten.

    Der angenehme, unaufgeregte Schreibstil passt hervorragend zur Wohlfühlatmosphäre des Romans, ist locker, oftmals humorvoll und von realistischen, altersgerechten Dialogen geprägt. Hinsichtlich der Handlung erschienen mir viele Elemente enorm vorhersehbar, sodass ich die ganze Zeit gespannt auf den großen Knall wartete, den überraschenden Aha-Moment, der aber nicht kam. Dennoch wirkte die Story nie langweilig.


    Fazit: Es muss nicht immer wahnsinnig tiefgründig sein. Dieser Roman ist wie gemacht zum Zurücklehnen und Entspannen. Perfekt für Fans von unschuldigen Highschool-Romanzen ohne großes Drama.


    ASIN/ISBN: 3846601152

    Emotionaler Dilogie-Auftakt!

    Nachdem ihre Erfolgstrilogie Redwood-Love und das Spin-off Redwood Dreams eine zauberhafte Kleinstadt in Oregon als Setting hatten, entführt uns Bestsellerautorin Kelly Moran mit ihrer Wildflower-Summer-Reihe nun in noch ländlichere Gefilde. Wyoming ist der bevölkerungsärmste U.S. Bundesstaat; von der beeindruckenden Gebirgskette der Rocky Mountains im Westen bis hin zu den Great Plains im östlichen Teil des Staates verkörpert er wie kein anderer das Gefühl von unendlicher Weite. Hier ist der Mythos des Cowboys noch Realität und man begrüßt sich mit einem herzlichen »Howdy«.

    Inmitten dieser atemberaubend schönen Szenerie, umgeben von Wildblumenwiesen und Feldern, leben Olivia Cattenach und ihre Tante Mae auf der familieneigenen Ranch. Vor einigen Monaten ist Justin, Olivias Bruder, bei einem Army-Einsatz getötet worden und die Trauer um ihn ist noch allgegenwärtig. Ex-Soldat Nate Roldan war dabei, als Justin starb und gab dem jungen Mann ein Versprechen – er würde an seiner Stelle nach Wyoming zurückkehren und auf Olivia aufpassen. Niemand ahnt, dass Justin bei seinem letzten Wunsch auch Nates eigenes Lebensglück im Sinn gehabt hat. Doch nicht alle sind begeistert vom Farm-Neuling; vor allem Olivias Vorarbeiter Nakos, der sie von klein auf kennt und schon mindestens so lange Gefühle für die rothaarige Schönheit hegt, ist der durchtrainierte Army-Hühne ein Dorn im Auge…

    Das Cover ist gestaltungstechnisch relativ schlicht gehalten worden, sowohl die wilden Blumen als auch der hölzerne Hintergrund unterstreichen die in der Story hervorgehobene Liebe zur Natur. Olivia lebt für ihre Tiere und ihre Farm, die sich über riesige Flächen ausdehnt und neben ebenen Flächen auch gebirgiges Land beinhaltet.

    Erzählt wird abwechselnd aus Sicht der beiden Hauptfiguren, jeweils in der dritten Person. Die Rollen sind klar verteilt: sie als hilfsbereite, warmherzige Frau, die jedem Menschen ihr letztes Hemd geben würde und sich für andere aufreibt; er als gebrochener Mann, der die Last der Welt auf seinen Schultern trägt und meint, er sei es nicht wert, geliebt zu werden. Kelly Moran bleibt ihrem Stil treu und überzeichnet die Charaktere ein wenig – so muss Olivia diverse Male 'gerettet' werden. Nate hingegen zerbricht beinahe an seiner Schuld, mutiert aber zum wildentschlossenen, besitzergreifenden persönlichen Bodyguard Olivias; niemand darf sie auch nur anschauen, ohne dass er beinahe austickt. Aber hey, welche Frau träumt nicht von einem knallharten Typ, der in ihren Armen dahinschmilzt?

    Natürlich ist die Anziehungskraft zwischen Olivia und Nate nahezu elektrisierend. Ihre Annäherung erfolgt nicht Knall auf Fall, sondern baut sich langsam auf; das Ganze wirkte auf mich sehr glaubwürdig. Für Erstleser/innen der Autorin möchte ich anmerken: Es ist kein jugendfreier Roman, zahlreiche (von Olivia initiierte) Sexszenen nehmen einen Großteil der Handlung ein. Schuld und Vergebung sind ebenfalls zentrale Themen.

    Der Schreibstil ist mitreißend, bildgewaltig und hochemotional (- ich sage nur: Justins Brief -), wobei neben dem Gefühlschaos auch dramatische Action-Elemente und von Humor geprägte Dialoge ihren Platz in der Story haben. Ein wenig schmunzeln musste ich über die ungewohnt vielen Wortwiederholungen – so "krampfte sich der Magen" der Figuren sicher fünf- bis sechsmal zusammen und der "Kies knirschte unter den Schuhen". Gerne hätte ich noch mehr vom Farm-Alltag gelesen.

    Fazit: Typisch Kelly Moran – sympathische Charaktere, traumhafte Naturkulisse und jede Menge Erotik. Ich habe den Ausflug auf die Wildflower Ranch sehr genossen und freue mich auf die Geschichte von Nakos und Amy!

    Absolut bezaubernd - eines meiner Jahreshighlights!

    Juliana Weinbergs biographischer Roman über das Leben Audrey Hepburns hat mich restlos begeistert! Selbstverständlich war mir der Name der berühmten Schauspielerin und Stilikone schon zuvor ein Begriff gewesen, verkörpert sie doch zeitlose Eleganz wie keine andere. Doch dieses Werk, das für mich den besten Frauenroman seit Langem darstellt und welches ich nur als absoluten Glücksgriff bezeichnen kann, hat mir nicht nur unzählige Facetten von Audreys Persönlichkeit und ihrem vermeintlich schillernden Leben nähergebracht, sondern mein ohnehin schon reges Interesse an ihr dermaßen befeuert, dass ich gleich im Anschluss an die Lektüre sämtliche im Roman erwähnten Namen gegoogelt habe und nun, da ich die Hintergründe kenne, unbedingt alle Hepburn-Filme anschauen möchte!

    Man spürt in jeder Zeile die Bewunderung der Autorin sowie den Respekt für die viel zu früh verstorbene Schauspielschönheit, deren Stern am Filmhimmel zwar heller als kaum ein anderer gestrahlt hatte, die sich im Grunde ihres Herzens jedoch stets nur eine stabile, liebevolle Familie wünschte, die sie "mit Liebe überschütten" könnte. Die Rolle der Holly Golightly in "Breakfast at Tiffany’s" machte sie unsterblich, aber die größte Rolle ihres Lebens war die als Mutter. Ihre Söhne Sean und Luca, beide von unterschiedlichen Vätern, waren ihr Ein und Alles. Zu gerne hätte ich sowohl Mel Ferrer (Ehemann Nr. 1) und Andrea Dotti (Gatte Nr. 2), die ihre eigenen Interessen stets über das Wohl Audreys stellten, gehörig die Meinung gegeigt!

    Wir begleiten Audrey von ihrer Kindheit im nazibesetzten Holland über ihre Jugend in London (- wo ihr Traum einer Karriere als Primaballerina zerbricht -) bis hin zu ihrem kometenhaften Aufstieg, den sie selbst nie ganz begreifen konnte. Der Vater hatte die Familie verlassen, als Audrey gerade mal sechs Jahre alt gewesen war – ein traumatisches Erlebnis, das sie dauerhaft prägte. Durch die puritanische Erziehung ihrer Mutter (einer einstigen Baronin, die den Adelstitel abgelegt hatte) reift Audrey zu einer Frau heran, die nie viel Aufhebens um sich selbst macht und sich nicht als etwas Besonderes sieht, nicht einmal, als sie sämtliche Preise der Filmbranche (Oscar, Tony Award, Emmy, Grammy) verliehen bekommt. Sie ist bekannt für ihre charmante, bodenständige Art, ihre überaus disziplinierte Arbeitsweise und ihr Pflichtgefühl sowie für ihr herzensgutes Wesen. Viele dieser Eigenschaften sind ausschlaggebend dafür, dass sie es sich nach ihrer Filmkarriere zur Mission macht, als UNICEF-Botschafterin die Ärmsten der Welt zu unterstützen.

    Die Autorin nimmt die Leser mit hinter die Kulissen, wir erleben Audreys Erlebnisse an diversen Filmsets, erhalten Einblick in ihre privaten Beziehungen und Arbeitsbekanntschaften. Connie, Ehefrau des Filmproduzenten Jerry Wald, wird ihre beste Freundin. Es ist eine aufrichtige, loyale Freundschaft, die weit über die lockeren Gartenparties in Beverly Hills hinausgeht. Mit dem französischen Modedesigner Hubert de Givenchy verbindet Audrey Zeit ihres Lebens eine innige Freundschaft; er betrachtet sie als seine Muse und widmet ihr sein allererstes Parfüm (L’Interdit). Gregory Peck, an dessen Seite sie 1953 in der Romanze "Ein Herz und eine Krone" spielt (- ein Film, der ihren Durchbruch in Hollywood bedeutet und für den sie den Oscar für als 'Beste Hauptdarstellerin' gewinnt -), ist fortan einer ihrer engsten Vertrauten. Es scheint, als könne sich niemand Audreys Liebenswürdigkeit, ihrer oftmals von Schüchternheit und Unsicherheit geprägten Art entziehen.

    Ich hatte beim Lesen mehrmals Tränen in den Augen, so einfühlsam beschreibt die Autorin die dunkelsten Stunden in Audreys Leben – ihre langanhaltende Depression nach drei Fehlgeburten, ihre Sehnsucht nach jener tiefgründigen Liebe, die keiner ihrer Ehemänner ihr zu geben vermochte. Oftmals galten Filmdiven dieser Epoche ja als flatterhaft und unbeständig, viele stürzten sich von einer Beziehung in das nächste amouröse Abenteuer. Nicht so Audrey. Ihr größter Wunsch war es, Ehefrau und Mutter sein - alles was sie im Gegenzug erwartete, war aufrichtige Liebe und Treue. Ich möchte betonen, dass trotz gelegentlich trauriger Momente die Grundstimmung des Werkes niemals in Negativität versinkt, im Gegenteil. Audreys sympathischer, humorvoller Charakter, ihre Stärke, Professionalität und Güte gegenüber anderen Menschen stehen im Vordergrund.

    Der angenehme, emotional fesselnde Schreibstil der Autorin ist wahrhaft ein Genuss! Ich habe das über 600 Seiten umfassende Werk, für das Juliana Weinberg sich größtenteils an wahren Begebenheiten orientiert hat, innerhalb eines Tages verschlungen und fühlte mich danach auf solch besondere Weise mit Audrey Hepburn verbunden, als wäre sie eine Freundin von mir. Die atmosphärischen Beschreibungen der Lokalitäten, die Dialoge – alles wirkt so authentisch und greifbar, als wäre man selbst mittendrin im Geschehen.

    Fazit: Dieses Buch ist ein Geschenk! Welch wundervolle Hommage an eine bezaubernde und in vielerlei Hinsicht beeindruckende Persönlichkeit! Perfekt für alle Liebhaber von biographischen Romanen und ein absolutes Muss für alle Fans der legendären, unvergessenen Audrey Hepburn!

    Ein bedeutender Roman!


    Natasha Lester hat mit ihrem tiefgründigen Roman "Die Kleider der Frauen" (erschienen im Februar 2020 bei Aufbau Taschenbuch) ein ganz zauberhaftes, inspirierendes Werk erschaffen, das nicht nur Mode-Fans in Verzückung versetzen wird, sondern auch ob seiner Mannigfaltigkeit an reizvollen Themen und spannenden Handlungssträngen einen mitreißenden Pageturner voller Hoffnung und Schönheit darstellt.

    Paris, 1940: Seit geraumer Zeit hat Estella, die als Haute-Couture-Schneiderin in der französischen Hauptstadt lebt, bereits den Verdacht, dass ihre Mutter Jeanne im Widerstand tätig sein könnte, nur hatte diese stets ausweichend auf ihre Fragen reagiert. Indes rücken die Deutschen immer näher und die Hoffnung, dass Paris vor ihnen verschont bleiben würde, schwindet mit jedem Tag mehr. Wer kann, flüchtet. Als Estella sich eines Abends für wenige Stunden gemeinsam mit ihren Freunden von der tristen Situation ablenken möchte, steht sie plötzlich dem charismatischen wie auch geheimnisvollen Alex gegenüber. Er kennt ihre Mutter, mehr noch – er benötigt dringend Estellas Hilfe. Wider Erwarten findet sich die junge Frau in einer Undercover-Spionage-Aktion der Résistance wieder. Sie ahnt nicht, dass dieser schicksalhafte Abend, ebenso wie die Begegnung mit Alex, ihr Leben grundlegend verändern wird. Wenige Tage später muss sie Frankreich überstürzt verlassen und nach Amerika flüchten. In New York will sie endlich eigene Kleider entwerfen und sich einen Namen in der männerdominierten Modewelt machen. Vor allem möchte Estella dieses Geschenk, ein Leben fernab vom Krieg, Jeanne zuliebe nutzen. "Zwar konnte sie nicht in den Krieg ziehen, konnte Paris nicht retten, aber sie konnte Kleider nähen, Kleider, in denen Frauen sich stärker, wagemutiger und tapferer fühlten." Gerade als Estella glaubt, sich langsam in New York City zurechtzufinden, wird sie mit einem Familiengeheimnis konfrontiert, welches unzählige Fragen aufwirft und sie in ein Gefühlschaos stürzt. Basiert ihr ganzes Leben auf einer Lüge? Im Erzählstrang der Gegenwart hadert Estellas Enkelin Fabienne mit der Frage, ob sie sich die Nachfolge in Estellas Unternehmen zutraut und stolpert dabei über einige Ungereimtheiten in ihrer Familiengeschichte…

    In eindringlichen, stimmungsvollen Bildern und mit unglaublicher Authentizität zeichnet die Autorin das unverwechselbare Flair von den Metropolen Paris und New York City. Im Gegensatz zu vielen anderen Werken mit gleichem Setting werden hier nicht nur Sehenswürdigkeiten aneinandergereiht und der Leserschaft in leeren Phrasen aufgelistet – nein, im vorliegenden Roman spürt man in jeder Zeile, in jeder detaillierten Beschreibung den Puls der jeweiligen Stadt, streift mit Estella durch die verlassenen Straßen des Marais, erlebt den Charme und die unerschütterliche Eleganz von Paris, taucht in den lebendigen Buzz des Big Apple ein. Für mich war es das erste Buch der Autorin und ihr erfrischender, beinahe schon poetischer Schreibstil hat mich restlos begeistert!

    Die Geschichte lebt von ihren starken Charakteren, insbesondere Estella ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die man einfach nur bewundern kann und ins Herz schließen muss; gebannt habe ich ihren Lebensweg mitverfolgt. Die Beziehung zu ihrer Mutter, ebenso die Bindung zwischen Estella und Fabienne sind mit außergewöhnlich viel Feingefühl porträtiert worden. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, wobei der Fokus auf den beiden weiblichen Hauptfiguren liegt.

    Es ist ein Buch über Hoffnung und Mut, über Freundschaft und Liebe, über Familie und Geheimnisse. Der rote bzw. goldene Faden, der sich als zentrales Thema durch die Handlung zieht, ist Mode: die Kleider, die für Estella so viel mehr sind als nur ein hübsches Stück Stoff. Nach der Lektüre dieses Romans wird man seine Kleidung mit anderen Augen sehen. "Erstaunlich, dass ein Kleidungsstück so viel Bedeutung haben konnte und eine Macht besaß, die weit über Stoff, Faden und Schnittmuster hinausging."

    Fazit: Unbedingte Leseempfehlung für alle Liebhaber von historischen Romanen!



    Ein ungewöhnliches Internat


    Bereits am Cover, auf dem eine verblasste Photographie abgebildet ist, lässt sich das Genre erahnen; zudem stimmen die (Original-)Bilder im Innenumschlag dieses hochwertigen Hardcover-Exemplars die Leserschaft im Vorfeld auf den Romaninhalt ein. Auch eine Skizze des Handlungsortes ist enthalten.

    Das Ehepaar Anni und Paul Reiner hatte eine Vision – auf der Nordseeinsel Juist wollten sie eine Schule gründen, in der jedes Kind willkommen sein sollte; eine Lehranstalt, die sich mit innovativen Lehrmethoden auszeichnen, in der jedem Kind die nötige Aufmerksamkeit und individuelle Förderung zukommen sollte. Voller Tatendrang gehen sie ans Werk. Musik nimmt einen hohen Stellenwert ein, ebenso die Verbundenheit zur Natur. Die Lehrer/innen sind jemand, zu dem man aufblickt, von dem man inspiriert wird – keine Schreckenspersonen mit Rohrstock. In diesem reformpädagogischen Inselinternat, das es einst tatsächlich so auf Juist gegeben hat, steht die Gemeinschaft im Vordergrund. Dieser Zusammenhalt ist auch bitter nötig, denn vielen Bewohnern der Insel ist die Tatsache ein Dorn im Auge, dass die Schule als Hort für Juden und Kommunisten gilt.

    Zu Beginn habe ich ein klein wenig mit der Vielzahl der Figuren gehadert, es waren tatsächlich einige Namen. Für spätere Ausgaben des Werkes wäre ein Personenregister eine sinnvolle Ergänzung. Erzählt wird abwechselnd aus mehreren Perspektiven – Schulpersonal, Schüler/innen, Insulaner/innen…auch in die Gedanken des Antagonisten taucht man regelmäßig ein. Hierdurch lernt man viele Charaktere gleichermaßen intensiv kennen, sympathisiert mit dem einen oder anderen, während man gewissen Protagonisten am liebsten gehörig die Meinung geigen würde. Insgesamt blieben mir dennoch die meisten von ihnen eher fremd; ihr Schicksal berührte mich zwar, doch wirklich mitgelitten, mitgefiebert habe ich nicht. Meine Favoritin war Anni Reiner, vor dieser Frau muss man einfach Respekt haben. Mit Moskito hingegen wurde ich partout nicht warm. Den größten Teil der Handlung nimmt das Internatsleben selbst ein: die alltäglichen Erlebnisse des Lehrpersonals (wobei der Unterricht selbst eher oberflächlich skizziert worden ist), vor allem aber Freizeiterlebnisse der Schüler/innen stehen im Vordergrund – Mutproben, Freundschaft, erste Liebe…

    Geschichtliche Ereignisse fließen eher am Rande in die Rahmenhandlung ein. Es ist kein rasanter Roman mit unheimlich nervenaufreibenden Passagen – vielmehr erschien es mir, als würde man hier an einem Stück Vergangenheit teilhaben dürfen. Es erinnert mich entfernt an eine Art Familien-Saga. In aller Ruhe beschreibt die Autorin die Inselschönheit, die lokalen Begebenheiten der Schule und des Ortes, lässt uns am Entwicklungsprozess der Charaktere teilhaben. Man muss sich Zeit nehmen für dieses Werk, damit sich dessen volle Wirkung entfalten kann und das ist auch gut so. Der Schreibstil ist gut verständlich, ebenso angenehm wie anspruchsvoll und voller detaillierter Beschreibungen. Es wird deutlich, welch intensive Recherche Autorin Sandra Lüpke betrieben hat; mühelos verknüpft sie wahre historische Hintergründe, Personen, Begebenheiten mit Fiktion. Alles in diesem Roman, von den Dialogen bis hin zur Szenerie, der Inselatmosphäre und den Charakteren wirkt ungemein glaubwürdig und authentisch. Manche Passage des beinahe 600 Seiten umfassenden, in ungewöhnlich lange Kapitel eingeteilten Romans hätten etwas kompakter ausfallen können – oder wären idealerweise zu einer ausführlicheren Schilderung des eigentlichen Schulkonzepts genutzt worden; auch mehr Details zu geschichtlichen Begebenheiten wären möglich und durchaus interessant gewesen, so hätte ich z.B. gerne mehr über den Eiswinter gelesen. Hinsichtlich Waldi ahnte ich von Anfang an, welche Entwicklung folgen würde und fand diese absolut unnötig – musste das wirklich noch sein? Alles in allem überwiegt ein eher schwermütiger Ton, der hier und da durch die wundervolle Sprachkunst der Autorin abgemildert und durch humorvolle Anekdoten etwas aufgelockert wird. Nun ja, immerhin war die Realität damals tatsächlich kein Zuckerschlecken, es waren harte Jahre.

    Fazit: Ein auf wahren Tatsachen basierender Internatsroman, der vor einem interessanten geschichtlichen Hintergrund angesiedelt ist. Der Fokus liegt ganz klar auf der persönlichen Entwicklung der Figuren sowie auf dem allgemeinen Internatsalltag - weniger auf dem historischen Aspekt. Ein Aufbau mit ein, zwei Perspektiven weniger hätte wahrscheinlich mehr Nähe zu den verbleibenden Figuren bewirkt. Tolle Grundidee, hervorragende sprachliche Umsetzung, Handlungsinhalt nicht mitreißend, aber unterhaltsam.


    Tiefgründiger New Adult-Roman mit außergewöhnlicher Hauptthematik!


    Schon viel Positives hatte ich über das schriftstellerische Talent von Autorin Bianca Iosivoni gehört und freute mich unbändig über die Gelegenheit, mir endlich selbst eine Meinung diesbezüglich bilden zu können. Im Rahmen einer Leserunde durfte ich ihr aktuelles Werk "Feeling Close To You" lesen, welches den zweiten Band der "Was auch immer geschieht"-Reihe darstellt. Aufgrund der vielversprechenden Leseprobe, die mir einen soliden Einblick in die Story vermittelt hatte, ahnte ich bereits im Vorfeld, dass dieses Buch mir in Sachen Schreibstil, Handlungsaufbau und Ausarbeitung der Figuren außerordentlich gut gefallen würde. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen, ob ich mit meinem Eindruck recht behalten sollte und wurde nicht enttäuscht. Tatsächlich habe ich mir nach wenigen Kapiteln zusätzlich Band 1 der Dilogie bestellt ("Finding Back To Us"); beide Werke haben jeweils eine in sich geschlossene Handlung und können unabhängig voneinander gelesen werden.

    Das traumhaft schöne Cover besticht mit einem zarten Blauton, der mit einem von goldenen Elementen durchzogenen Marmorhintergrund kombiniert worden ist. Diese optisch sehr ästhetische Gestaltung mag zwar nicht auf die Thematik Gaming schließen lassen, welche ein zentrales Element der Geschichte ist, wirkt jedoch äußerst geschmackvoll, elegant und einfach zeitlos schön. Auch der Glanzdruck des Buchtitels trägt zum edlen Eindruck bei. Das Cover ist definitiv ein Eyecatcher, auch bzw. vor allem in Kombination mit dem Vorgängerband, dessen Gestaltung hier in Form einer Spiegelung aufgegriffen worden ist. Meiner Meinung nach war es ein cleverer Schachzug, keine auf Videospielen basierende Coverabbildung zu wählen, da dies womöglich eine abschreckende bzw. einschüchternde Wirkung auf Leser/innen hätte haben können, die sich bisher wenig oder gar nicht mit Gaming beschäftigt haben. Ich selbst bin z.B. auch keine erfahrene Zockerin, im Gegenteil – und an einen Roman im optischen Videospiel-Gewand hätte ich mich wahrscheinlich nicht herangewagt. Zum New Adult-Genre hingegen passt das hübsche Cover ideal!

    Teagan steht kurz vor ihrem Highschool-Abschluss. Sie ist die klassische Außenseiterin, weil sie anders ist als der Durchschnitt. Rein optisch hebt sie sich durch ihren casual style von ihren Mitschülern ab – selbstbewusst trägt sie ihre Tattoos und ihre neonlila gefärbten Haare zur Schau, während alle um sie herum eher dem Barbie und Ken-Ideal nachstreben. Auch charakterlich sticht Teagan aus der Masse hervor, indem sie Oberflächlichkeit jeglicher Art keine Bedeutung beimisst und sich nicht von aufgesetzter Freundlichkeit einlullen lässt. Aufgrund der Tatsache, dass sie früh erwachsen werden musste, hat sie eine genaue Vorstellung von ihrer Zukunft entwickelt – sie möchte Game Design studieren, denn in der Onlinewelt fühlt sie sich wohl, hier kann sie sich mit Gleichgesinnten austauschen, hier ist sie kein Freak, kein Sonderling. Nachts streamt sie live Videospiele und bessert mit den Einnahmen ihre Collegekasse auf – denn ihr Dad würde ein Studium finanziell zwar unterstützen, allerdings nur, wenn Teagans Studienfach etwas 'Vernünftiges', etwas 'Seriöses' wäre. - Nur über Teagans Leiche! In einer ihrer nächtlichen Sessions besiegt sie ausgerechnet den erfolgreichen Gamer Parker. Der mit einem eigenen YouTube-Kanal und Millionen von Followern gefeierte Star der Gaming Szene ist wenig begeistert, dermaßen vorgeführt zu werden von einer unbekannten Spielerin und will unbedingt mehr über sie herausfinden. Schon bald entwickelt sich ein Dialog zwischen ihm und Teagan; beide genießen den lockeren, ungezwungenen Chat und kommen sich trotz der räumlichen Distanz immer näher…

    Man merkt, dass die Autorin selbst eine Vorliebe für Videospiele hat; ihre Begeisterung dafür ist in allen betreffenden Szenen deutlich spürbar - man möchte am liebsten direkt selbst zum Controller greifen und mitspielen! Ich könnte mir nun sogar vorstellen, mal eine Convention zu besuchen, so wie die RTX Convention in Austin, Texas. Die detaillierten, enorm ansprechenden Beschreibungen der Onlinespiele haben mich – zu meiner eigenen Überraschung - absolut mitgerissen, beeindruckt und mein Interesse für dieses Hobby geweckt. Nie hätte ich gedacht, dass ich die Schilderung von einzelnen Spielzügen oder Spielfiguren dermaßen spannend finden könnte! Insbesondere 'GuildWars' klingt wahnsinnig interessant – ich würde zu gerne auch einmal das tanzende Lama sehen! Mein Mann dachte, er hört nicht richtig, als ich beim letzten Einkaufsbummel vorschlug, dem lokalen Game Store einen Besuch abzustatten, haha! Wer sich selbst nicht mit Onlinespielen identifizieren kann und befürchtet, gewissen Szenen des Romans nicht folgen zu können, dem kann ich diese Sorge getrost nehmen - auch für Nicht-Zocker (und unerfahrene Neulinge wie mich) ist alles zu diesem Thema mehr als verständlich erläutert worden. Ich finde es großartig, dass die Autorin mit sämtlichen Vorurteilen aufräumt – Gamer sind nämlich nicht automatisch männlich, Nerds und von Gewaltphantasien besessen.

    Teagan mag nach außen hin ziemlich tough (und auf manche Menschen vielleicht sogar einschüchternd und arrogant) wirken, aber im Grunde ist ihre harte Schale ein reiner Selbstschutzmechanismus – zu oft ist sie enttäuscht worden. Von ihrer Mom, ihrer (ehemals) besten Freundin, ihrem (Ex-)Freund… Ihre Devise lautet: 'Erwarte nichts und traue niemandem, dann wirst du nicht enttäuscht.' Auch in Parker habe ich mich prima hineinversetzen können; mir hat vor allem gefallen, dass er trotz seines riesigen Erfolges kein bisschen abgehoben ist. Sein Humor und seine spitzbübische, freche Art sind legendär und man kommt nicht umhin, sich ein klein wenig in ihn zu vergucken. Oh, und habe ich erwähnt, dass er auch noch unverschämt gut aussieht?! Kein Wunder, dass es zwischen ihm und Teagan gewaltig knistert! Die Nebenfiguren, allen voran Parkers gesamte WG, sind ein weiteres Highlight für sich – ich hoffe inständig, dass die Autorin irgendwann auch ihnen einen eigenen Roman widmen wird.

    Den Schreibstil würde ich als humorvoll und beflügelnd bezeichnen; ich habe oft schmunzeln müssen, speziell im Hinblick auf den Chatverlauf zwischen Teagan und Parker. Diese Neckereien zwischen ihnen sind herrlich authentisch und wirken total realistisch. Besonders lobenswert finde ich, dass die Autorin ein locker-flockiges Buch geschrieben hat, ohne sich jemals des ansonsten in diesem Genre oft vertretenen, auf Krampf eingefügten Jugendslangs zu bedienen. Bravo! Auch auf den obligatorischen Bad Boy (den ich in der Regel recht gerne mag, es geht mir hier eher um die Außergewöhnlichkeit des vorliegenden Werkes) hat sie verzichtet; ganz so, als wolle sie sagen: 'Es geht auch anders!' Dennoch sollte man nicht meinen, dass alles eitel Sonnenschein ist und die feinen Töne, die tiefgründigen Themen zu kurz kommen würden. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist die Situation in Parkers Elternhaus, deren Szenen mit so viel Feingefühl und Empathie ausgearbeitet worden sind, dass sie mir die Kehle zugeschnürt haben. Selbiges gilt für die Beziehung zwischen Teagan und ihrem Vater, die mich ob ihrer glaubwürdigen Darstellung voll und ganz überzeugt hat.

    Die im Vorfeld angefügte Playlist passt hervorragend zum Romaninhalt, auch die als 'Level' bezeichneten Kapitel unterstreichen die Kreativität der Autorin. Der eher langsam ansteigende Spannungsbogen verleiht dem Werk etwas sehr Angenehmes, Entspannendes. Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptfiguren, wobei gegen Ende Teagans Sichtweise überwiegt. Prinzipiell hat das meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan, doch ich fand es für den Gesamteindruck nicht vorteilhaft, dass man gerade in solch einem bedeutenden Abschnitt relativ wenig Einblick in Parkers Gedanken erhält. Sicher, es sorgte kurz vor knapp nochmal für Spannung (und Drama), hat mir allerdings auch etwas Unbehagen bereitet, immerhin ging es bei seiner Backgroundstory um ein ernstes Thema. Prinzipiell hätte ich übrigens kein Problem damit gehabt, wenn der Fokus über die gesamte Handlung hinweg gänzlich auf Teagan gelegen hätte, aber nachdem Parker so sympathisch in die Geschichte eingeführt worden war, war es echt ein Jammer, dass sein Part gegen Ende nicht mehr die gleiche Intensität aufwies. So wirkte der Abschluss ein klitzeklein wenig einseitig und daher nicht ganz so 'rund', wie ich es mir gewünscht hätte. – Das nennt man wohl Jammern auf hohem Niveau, denn abgesehen davon kann ich dieses Werk nur in den höchsten Tönen loben und jedem empfehlen, dessen Herz für New Adult-Romane schlägt!