Beiträge von HannaCaspian

    Euch allen lieben Dank für die tollen Rezensionen, die ihr natürlich sehr gerne breit auch auf allen anderen Plattformen streuen dürft. Darüber freue ich mich immer besonders.


    Und ein großes Dankeschön an die Organisation der Leserunde und an euch alle für die rege Teilnahme. War mal wieder spannend und lehrreich.


    Wir lesen uns.

    Eure Hanna

    war ich gespannt auf "Der Takt der Freiheit", der ja sozusagen ein kleiner kurzer Happen von Hanna Caspian ist.

    Kurzer Happen ist gut. :D

    So viel kürzer als die GUT GREIFENAU-Romane ist das Buch übrigens nicht. GUT GREIFENAU ist im Taschenbuchformat erschienen. Das Paperback von diesem Roman ist vom Format größer, als höher und breiter, und hat deswegen weniger Seiten.


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    Franziskas Schicksal

    Oder vielleicht Felicitas Schicksal? 8)

    So, nun hab ich auch endlich auf diese Seite gefunden. Hatte immer eine andere Seite auf und mich schon gewundert, dass dort keine Rezensionen erscheinen. 8o


    Euch allen schon mal ganz herzlichen Dank für die schnelle und aktive Leserunde.


    Es hat mich sehr gefreut, mitzukriegen, was ihr beim Lesen denkt. Das finde ich immer besonders spannend. Als Autorin kann man sich ja nicht in den Kopf der Lesenden reinversetzen, weil man ja den Verlauf der Geschichte selbst schon kennt.

    Aber mitten in euren Lesefluss reinzuspringen und mitzukriegen, welche Gefühle und Vermutungen und Erwartungen ihr für den Rest der Geschichte habt, ist eine einmalige Gelegenheit. Deswegen begeleite ich auch so gerne Leserunden. Euch also lieben Dank dafür, dass ich daran teil haben durfte.

    Und auch vielen Dank für eure herzwärmenden Rezensionen und für das breitgefächerte Weiterverteilen auf allen Buch-Portale. Das ist für uns ja auch immer besonders wichtig.

    HannaCaspian Kannst Du uns weiterhelfen? Sind unsere Spekulationen richtig? Warum will der Polizist Felicitas verhaften?


    Ist der öffentliche Kuss das Problem?


    Felicitas ist minderjährig. Sie darf nicht mehr um die Uhrzeit "unterwegs"? "Kaiserliches Gesetz zum Schutz der Jugend?"

    Der Polizist unterstellte, dass Felicitas eine Prostituierte sei und Prostitution war im Kaiserreich verboten. Und es war auch eine simple Form der Machtdemonstration.

    Das fasst es ziemlich gut zusammen.

    Wenn ich so auf den Buchmarkt der letzten 20 Jahre gucke, dann gibt es z.B. gefühlt hunderte, in denen eine junge Frau von zuhause ausreißt und sich in Männerklamotten durchschlägt.

    Tja, und oftmals war es genau so. Frauen verkleidet in Männerkleidung hieß nicht nu, dass sie sich ohne sexuelle Übergriffe durchs Land bewegen konnten. Es war auch oft die einzige Möglichkeit, überhaupt eine Arbeit zu finden. Viele schnitten sich die Haare kurz, denn damals ließen die Frauen ihre Haare einfach wachsen. Eine Kurzhaarfrisur bedeutete automatisch - es ist ein Mann.

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    Und ebenso sicher gab es viele junge gutsituierte Frauen, die ganz zufrieden mit ihrer Stellung waren und sich nicht danach sehnten, alleine auf der Straße rumzurennen und Radfahren zu lernen.So wie viele auch heute nicht aufbegehren, so werden sich damals auch viele einfach mit der Welt abgefunden haben, in die sie reingeboren wurden. Ob sie damit aber wirklich zufrieden waren, glaube ich eher nicht. Und die meisten Frauen werden das Radfahren nicht gelernt haben, weil sie sich emanzipieren wollten, sondern weil es einfach ungemein praktisch war. Eine preiswerte Fortbewegungsmöglichkeit für alle. Aber eben auch endlich mal eine für die Frauen.

    Hugo Stinnes ;-) dessen Tochter Clairenore hatte doch einige Freiheiten, die ist im Auto um die Welt gefahren

    Das war dann aber schon in den späten 1920ern. Vater Stinnes, der in der Hyperinflation ein riesiges Vermögen angehäuft hatte (Gut Greifenau Goldsturm) war schon tot. Genau wie die Monarchie, die ein paar Jahre früher dahingeschieden ist. Es herrschte "offiziell" Demokratie und auf dem Papier und in einigen Gesetzen auch schon etwas mehr Freiheiten für die Frauen. Ist nicht zu vergleichen mit 1888. Da ist noch alles fest in Männer- und Adelshand.

    War schon eine witzige Szene in der Bank, als Lorenz und sein Vater auf den Grafen plus Sprößling treffen.

    Und so bezeichnend. Der Graf, der sicher noch nie etwas im Leben geleistet hat, außer sich auf seinem Adelstitel auszuruhen und damit halt pleite geworden zu sein - im Gegensatz zu Schwerdtfeger, der es aus eigener Kraft erreicht hat, ein sicheres Leben aufzubauen.

    Tatsächlich war das damals ein weit verbreitetes Phänomen - das adelige Landgüter, auch richtig große, hoch verschuldetet waren. Es gab sogar Stiftungen, die das auffingen. Viele lebten über ihre Verhältnisse, waren gleichzeitig unfähig, ein solches Gut zu führen beziehungsweise, das machte ja eh der Verwalter. Es war so verbreitet, dass gegenüber vom echten Palais Borsig (also dort, wo ich das fiktive Palais Louisburg angesiedelt habe) am Zietenplatz in Berlin-Mitte lag die "Ritterschaftsdirektion". Das war eine Darlehenskasse für verarmte, Land besitzende preußische Adlige.

    Wieder etwas gelernt, das mit den abweichenden Uhrzeiten im deutschen Reich war mir nicht bewusst.


    Manche Umstände macht man sich nicht bewusst, bis man konkret damit zu tun hat. Ging mir auch so. Aber eigentlich ja logisch. Wenn ich tief im Westen, in Köln, mit meiner Fruendin in Berlin telefoniert habe, dämmerte es bei ihr schon, während bei mir noch strahlen der Sonnenschein war. In einer Zeit ohne Uhren hatten die Menschen ihre eigene Zeiteinteilung, die sich natürlich nach der Sonne richtete.

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    Dieser Abschnitt hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte vorher immer noch meine Problemchen mit der Sprache, nun bin ich wohl besser im Leseflow angekommen. Der Roman gefällt mir jetzt richtig gut.


    :*

    Ich mag Papa Schwerdtfeger und seine Einstellung, natürlich auch weil er die Möglichkeiten hat, Geld für die berufliche Qualifikation bereitzustellen, z. B. für Privatvorlesungen. Wie muss man sich das vorstellen? Sind die Dozierenden Menschen aus Wirtschaft/Praxis, die ihr Honorar von den Zuhörern erhalten? Sitzt am Eingang zur Vorlesung jemand und kassiert "Eintritt"?

    Das kann ich dir leider nicht sagen. Ich habe nichts dazu gefunden. Aber ja, davon gehe ich aus, dass da jemand Geld eingesammelt hat. Es waren ja zum Teil wirklich große Namen, die dort Vorlesungen hielten. Spätere Nobelpreisträger und viele andere, die man heute noch kennt.

    Die Adligen hielten sich ja für etwas Besseres, selbst wenn die Bürgerlichen mehr Erfolg und Vermögen hatten.

    Es war ja tatsächlich nicht nur wirtschaftlich eine Klassengesellschaft. Auch juristisch und vor allem natürlich mental und religiös. Der König und Kaiser war unantastbar, in jeder Hinsicht, weil er von Gott selbst zu diesem Amt bestimmt war. Alle Adeligen genoßen diese "Auserwähltheit" Gottes. Und wer war man als kleiner Bürger, selbst, wenn man sehr wohlhabend war, dass man Gottes wahl in Frage stellen würde?

    Der Name Tattersall war mir theoretisch nicht unbekannt, nur mit einem anderen Hintergrund.

    Im Rennsportmilieu ist er bekannt als Auktionator für Pferde - Rennpferde in Newmarket.

    Dank meiner "Francis Leidenschaft" war das grad Thema meines letzten Buches von ihm. :grin


    Tattersall, heute noch eine Kneipe/Restaurant in Berlin, und sogar Namensgeber für ein bestimmtes Karo-Muster, war damals als Synonym aber auch tatsächliche benannter Pferdemietställe, in Deutschland verbreitet. Alleon in Berlin gab es mehrere davon.

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    Beim Tableau vivant habe ich doch glatt an Kulenkampf "Einer wird gewinnen" gedacht. Die älteren 😉erinnern sich vielleicht, dass es in der Samstagabendshow vor 40 Jahren! nachgestellte Bilder gab.


    Daran erinnere ich mich tatsächlich nicht. An Kulenkampf natürlich schon.



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    S. 85, siebte Zeile von unten: Alle Angestellten hätten...

    Ist notiert. Danke.

    Ich hab jetzt auch endlich angefangen zu lesen und bin schon total begeistert.


    Wunderbar. So soll es doch sein.

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    Minna finde ich ebenfalls richtig interessant, eine PoC im Kaiserreich, als Dienstbotin.

    Tatsächlich musste ich direkt mal googeln und habe relativ wenig Infos gefunden, wie es den farbigen Menschen (ich bin ehrlich gesagt immer am überlegen, welcher Begriff jetzt korrekt ist- sollte ich mich im Ton vergreifen, bitte gerne korrigieren) damals in Deutschland so erging.

    Deswegen bin ich auch sehr gespannt auf Minnas Geschichte und hoffe, dass auch sie eine größere Rolle in dem Roman spielt.

    Da gibt es auch relativ wenig Informationen, weil es - außer bei den unseligen Völkerschauen - nur sehr wenige PoC gab. Erst ab den 1880er Jahren, also den Jahren, in denen Deutschland offiziell Kolonien errichtete - kam dann auch mehr ins Land. Aber es gab in den Jahrhunderten davor immer schon Einzelfälle. Deren Status rechtlich auch nicht geklärt war.


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    Das Eisenbahn- Thema finde ich ebenfalls sehr lesenswert. Dass die Eisenbahn erhebliche Auswirkungen auf die Handelsposition und die Entwicklung Deutschlands hatte, klingt logisch, war mir aber weniger bewusst.

    Die Entwicklung war tatsächlich in vielen europäischen Ländern ähnlich. Das Bürgertum wurde durch den Handel reicher, sie erkämpften sich mehr Rechte und damit wuchs der Demokratiegedanke - alle Menschen sind gleich und sollten die gleichen Rechte haben.

    Und auch wirtschaftlich ging es voran, weil die Adeligen ihr Geld und ihr Vermögen vor allem durch ihre Länderein und landwirtschaftliche Produkte machten. Und auch kein Interesse daran zeigten, das zu ändern. Wirtschaftlich ist Deutschland aber eben durch die Industrie stark geworden. In der "billigen" Produktion von Dingen, Material, Produkten aller Art, war Deutschland schnell führend. Wie das mit der Eisenbahn zusammenhing, fand ich so spannend, dass ich gerne darüber schreiben wollte.

    Lest mal den Artikel über Blaustrümpfigkeit https://de.wikipedia.org/wiki/Blaustrumpf?wprov=sfla1


    Frauen sollten nicht organisieren und denken, sondern nur schön sein und lächeln. Auch das ist ein Grund, warum Felicitas bei den Ballvorbereitungen nicht einbezogen wurde.


    Rousseau: „Die Erziehung der Frau sollte sich immer auf den Mann beziehen. Uns zu gefallen, für uns nützlich zu sein, unser Leben leicht und angenehm zu machen: das sind die Pflichten der Frau zu allen Zeiten“.

    Das trifft es sehr genau. Das heutige Bild der Frauen von damals ist doch sehr durch Filme bestimmt, die das nicht so krass dargestellt haben. Aber schauen wort noch heute in andere Länder, sehe wir, dass es da noch immer oder wieder "unterirdische" Frauenbilder gibt, obwohl die ganze Welt es heute besser wissen könnte.