Beiträge von Lorelle

    Zum einen das und außerdem vermute ich, dass sie durch ihre pubertierende Tochter ihre eigene Attraktivität auf Männer in Konkurrenz sieht.

    Ja, das sehe ich auch so. Deshalb kommt Cynthia ja erst nach der Hochzeit zurück nach England. Mrs Gibson hält ihre eigene Tochter aus genau diesem Grund als Brautjungfer ungeeignet. 8|

    :thumbup:Interessant! Die Empfehlungen für mich waren:

    - Wein und Haschisch von Charles Baudelaire

    - Der Reisende von Ulrich Alexander Boschwitz

    - Rennboot von Renata Adler

    Meine auch. Die Seite macht Spaß, aber die vorgeschlagenen Buchtitel sind offenbar sehr begrenzt.

    Ein Schelm, wer böses dabei denkt...;)

    Fortschritt gab es immer schon, nur die konservativen Geister haben immer den "guten alten Zeiten" nachgetrauert.

    Dazu fällt mir ein Spruch meiner längst verstorbenen Oma ein: "Wenn dir Leute etwas von der guten alten Zeit erzählen, haben die wohl vergessen, wie schön es ist, warmes Wasser aus einem Wasserhahn in der Wohnung zu bekommen." :grin

    Dazu habe ich erst kürzlich einen ganz interessanten Artikel gelesen. Anlässlich der 100 Jahre Frauenwahlrecht ging es allgemein um den Stand der Emanzipation. Da äußerte sich eine Hebamme (?), die in den achtziger Jahren auf die "wir brauchen keine Männer"-Schiene geraten ist. Heute bezieht sie Grundsicherung, weil die eigene Rente minimal ist. Und plädiert dafür, dass eine Ehe immer noch eine gute Altersvorsorge ist - weil der Stand der Emanzipation durch die Einkommensunterschiede einfach nicht so weit ist. Ich glaube, die hat ein Buch darüber geschrieben.

    Leider kann ich mich nicht an alle Einzelheiten erinnern, aber der Artikel stand sicher nicht nur hier in Zeitung, vielleicht kann und mag noch jemand ergänzen.


    Ich dachte beim Lesen noch, dass man manches auch anders sehen kann, dass die Argumente aber gerade für Frauen mit niedrigem Einkommen auch nicht von der Hand zu weisen sind. Und ich rede gerade von einem Artikel aus 2019;)

    Mich hat die Geschichte immer weiter in den Bann gezogen. Bin gerade an der Stelle angelangt, wo die Vorgeschichte mit Mr. Preston erklärt wird, worauf ich nun seit einigen hundert Seiten gelauert habe. :lesend

    Mr. Preston ist ja nun wahrlich auch kein Sympathieträger, aber als literarisches Gegengewicht doch wichtig. So sehe ich das auch mit Mrs. Gibson.

    Wären alle Figuren so durch und durch edel, hilfreich und gut wie Molly, fände ich es totlangweilig - so verschieden sind die Geschmäcker.

    Besonders gut hat mir Kap. 26 (Ein Wohltätigkeitsball) gefallen.


    Anders als Jane Austen beschreibt Gaskell Begebenheiten, die offenbar in der Zeit, als ihr Roman erschien, bereits in Vergessenheit geraten waren. (Bsp. Eine Sänfte wird von Raum zu Raum getragen.) Der Auftritt der Herzogin ohne Diamanten weist besonders komische Elemente auf.

    Mir hat das Abendessen noch einen kleinen Tick besser gefallen. ;)

    Das Abendessen mit dem französischen Lied über französische Ehefrauen, die man(n) besser nicht heiraten sollte, hat mir in der Beschreibung unglaublich gut gefallen. Was für eine peinliche, zum Lesen witzige Situation :lache


    Noch immer lauere ich auf die Vorgeschichte um Mr. Preston, zu der in diesem Abschnitt immer noch keine Erklärung kam...

    Endlich wird die Geschichte zu Osbornes Hochzeit erklärt und auch die Figur des Osborne wird näher beleuchtet. Darauf hatte ich schon eine ganze Weile gewartet „Für einen ordentlichen Beruf war er so geeignet wie ein Rasiermesser zum Holzhacken.“ Offenbar ist Osborne generell ungeeignet, Geld zu verdienen, wie mit den Gedichten deutlich wird.

    Mir fiel dabei eine Reportage über die verstorbene Lady Diana ein, in der es hieß, dass es noch in den 80er-Jahren in der englischen Oberschicht völlig normal war, Töchter auf teure Schulen zu schicken, sie allerdings keiner beruflichen Ausbildung auszusetzen. Das wurde selbst vor so relativ kurzer Zeit noch als vollkommen überflüssig angesehen. Irgendwie fiel mir diese Szene wieder ein, als ich den Abschnitt las – Osbornes Situation als Erstgeborener scheint mir sehr vergleichbar. Allerdings frage ich mich auch, was in seinem Kopf vorgeht und nicht im Buch steht. Dass er sich mit einer französischen Ehefrau niederen Standes in eine unmögliche Situation manövriert muss ihm doch klar gewesen sein?!


    Mitleid habe ich mit Squire Hamley. Ich denke, er trauert tief um seine Frau, ihm fehlt der Ausgleich und im Moment wachsen ihm die Sorgen (Söhne und Finanzen) einfach über den Kopf. Daher sein seltsames Verhalten. Bleibt abzuwarten, ob er aus diesem seelischen Tief wieder herausfindet - ich wünsche es mir.

    Oh, ich verstehe das auch. Ich lese nur eben anders, mir ist es wichtig, dass ein Spannungsbogen erhalten bleibt.

    Ich breche ganz, ganz selten ab (das Buch könnte ja auf den letzten 50 Seiten doch noch gut werden;)), aber ich fange bei weitem nicht jedes Buch an. Tatsächlich sortiere ich viel über den Klappentext und darin enthaltene Schlüsselwörter aus.

    (Und ärgere mich außerordentlich, wenn der Klappentext nicht zum Inhalt passt, was gar nicht selten ist :fetch)

    Die Frage nach Osbornes geistigen Fähigekeiten bleibt weiter offen, sein schlechtes Abschneiden an der Uni dafür weiter Thema. Vor allem die damit verbundene finanzielle Situation.


    SiCollier schrieb zu einem früheren Abschnitt:

    „Ich neige zu der Einschätzung, daß er überschätzt wurde. In einem meiner Weihnachtsfilme will eine, die zuhause für ihr Schauspielern hochgelobt wurde und die beste weit und breit war, in New York Karriere machen. Doch dort gibt es lauter solche, die zuhause die beste waren, was dann alles relativiert. So ähnlich kommt mir das hier auch vor.“

    Ich schließe mich jetzt an, wäre aber auch nicht überrascht, wenn im Zusammenhang mit seiner heimlichen Eheschließung später noch weitere Gründe genannt werden.


    Die endlich angereiste Cynthia finde ich in ihrer ungewöhnlich frechen Art vorläufig sehr sympathisch. Allerdings kommt sie mit dieser Art auch nur durch, ohne massiv Anstoß zu erregen, weil sie ausnehmend hübsch ist. Und ich bin sehr gespannt, was es da für eine Vorgeschichte mit Mr. Preston gab. Jedenfalls scheint Molly eine Verbündete gefunden zu haben, vor allem gegen Mrs. Gibson.

    Etwas irritiert hat mich in diesem Abschnitt, wie Osborne Hamley auf Cynthia reagiert. Hat er aus „Notwendigkeit“, sprich wegen einer Schwangerschaft, geheiratet? (Eine rein rhetorische Frage, bitte nicht spoilern!)

    Mr. Hamley ist so ein Typ Mann mit rauher Schale und weichem Kern.

    Und man darf auch nicht vergessen, dass er "ungebildet" ist, jedenfalls im Vergleich zu dem, was bei seiner gesellschaftlichen Stellung an Bildung erwartet wird. Das wird ja mehrfach angesprochen.

    Mit der Bildung an der Uni kamen nebenbei auch die Manieren der entsprechenden Gesellschaftsschicht, das fehlt ihm.

    Ich habe beim Lesen den Gedanken gehabt, dass er als ein Kuriosum dargestellt wird: ein Großgrundbesitzer mit dem Benehmen eines einfachen Bauern.

    Ich denke eher, dass man es einfach auch oft gar nicht genau wusste...

    In dem Sinne von: ein Landarzt konnte vielleicht noch feststellen, dass die Nieren nicht mehr richtig arbeiten. Das Warum dürfte ohne heutige Untersuchungsmöglichkeiten aber fast immer im Dunkeln geblieben sein. (Nur, um ein beliebiges Beispiel zu nennen. Im Text wird nichts erwähnt)

    Ich denke an irgendeine Art von Krebs bei Mrs. Hamley. Das wäre eine Erklärung für die zunehmende Schwäche. Andererseits wurden Opiate vermutlich damals verschrieben wie heutzutage Aspirin: Wenn man als Arzt nicht so Recht weiterwusste, aber der Patient offenkundig tatsächlich (schwer) krank war.

    Den Heiratsantrag zu Anfang des 10. Kapitels fand ich einen Brüller. Wie die Autorin die beiden „Liebenden“ mit ihrer jeweiligen Motivation für die Hochzeit darstellt – herrlich brutal.

    „Unterdessen gedieh die Liebesgeschichte zwischen dem reifen Paar in leidlichem Maße, einem Maß, das beiden so am liebsten war, obwohl es jüngeren Leuten vermutlich langweilig und prosaisch vorgekommen wäre.“

    Molly reagiert auf die Neuigkeit wie erwartet, es trifft sie hart, aber bei den Hamleys findet sie Trost und Ablenkung, gleichzeitig wird aber dort auch versucht, ihr die Sichtweise und Motivation ihres Vaters zu vermitteln. Nach Mollys Umzug zu den Schwestern Browning ergeben sich dort ähnliche Gespräche, was für mich verdeutlicht, dass diese Art der Eheschließung damals an der Tagesordnung war, was jeder verstand, der die jugendliche Romantik überwunden hatte. Ich bewundere Mollys Bemühungen, ihre Einstellung zu der Angelegenheit zu verändern.

    Es wird schnell deutlich, dass Molly ihre Stiefmutter richtig – also nicht positiv – einschätzt. Die (zukünftige) Mrs Gibson ist offenbar keine gute Wirtschafterin, ich rechne damit, dass das in der Ehe noch zum Thema werden wird. Außerdem darf man die Frau wohl als selbstsüchtiges Biest bezeichnen. ;)

    Immerhin hat sie es im Griff, Molly vorteilhaft einzukleiden, zumindest davon versteht die Dame etwas.

    Bei den Renovierungsarbeiten im Haus des Doktors bin ich unschlüssig, ob Molly nicht ganz allgemein einfach etwas gegen Änderungen in ihrem Elternhaus hat. Persönlich finde ich grüne Vorhänge zu zartgelben Wänden nicht gerade den Inbegriff an Scheußlichkeit. Spätestens als die Stiefmutter Mollys Zimmer renovieren lässt, ohne überhaupt auf Mollys Wünsche zu hören, wird aber der Charakter der Dame deutlich. Im gelesenen Abschnitt gab es dafür viele Beispiele, aber dieses fand ich sehr krass. Ein anderes Beispiel ist, dass ihr Mollys Bekanntschaft mit Lady Harriet nicht passt – da ist jemand eifersüchtig... :grin

    Mollys Intuition scheint trotz ihres gesellschaftlich abgeschiedenen Aufwachsens gut zu funktionieren. Mr. Preston ist ihr von Anfang an unsympathisch, mir beim Lesen gleich mit. Die Andeutungen in den anderen Kommentare lassen erwarten, dass der Mann noch öfter im Verlauf des Romans auftreten wird.

    Zum Schluss des Abschnitts erweckt die neue Mrs. Gibson erstmalig im Bekanntenkreis des Doktors Argwohn durch ihr Benehmen.