„Düsteres Watt“
von Sabine Weiß, Verlag Lübbe, habe ich als ebook mit 320 Seiten gelesen, die
in 32 Kapitel eingeteilt sind. Es ist der 6. Fall für Liv Lammers.
Liv
freut sich auf den ersten gemeinsamen Urlaub auf Sylt mit ihrem Freund, dem
Rechtsmediziner Sebastian, und ihren Familien. Doch ihnen kommt ein Leichenfund
dazwischen. Mitten in den
Dünen eines Naturschutzgebietes wird der Tote
gefunden. Dabei handelt es sich um Karl von Raboisen, dem Sohn einer
steinreichen Adelsfamilie. Er ist ertrunken. Ausgerechnet am Todestag waren hunderte
Gäste zum regelmäßigen Krebsessen auf dem Anwesen, was die Sache nicht
einfacher macht. Hinzu kommt, dass Charlotte, die Ehefrau des Toten, Politikerin
ist und sich auch in anderen Bereichen sehr engagiert, sodass die Ermittlungen
unter den Augen der Öffentlichkeit ablaufen. Das macht es für Liv und ihr Team noch
schwieriger. Nach und nach kommen immer mehr Details über die Familie zum
Vorschein. Wie so oft trügt der schöne, reiche Schein. Im Inneren brodelt es.
Vater Eduard ist ein alter Tyrann, was er auch an Karl vererbt hat. Und Karl’s
Bruder Georg kommt nun wieder angekrochen, weil er pleite ist und will die
Aufgaben seines Bruders übernehmen.
Einen wesentlichen Hinweis zur Tat könnte eine Drohne geben, deren
Teile in der Düne gefunden wurden. Sie konnte auch einer Person zugeordnet
werden, die aber verschwunden ist. So kommen die Ermittler erst einmal nicht an
die Aufnahmen heran.
Der ganze Fall gestaltet sich als
schwierig, besonders auch für Liv, deren Vater auch auf Sylt lebt und mit dem
sie keinen Kontakt hat und haben will. Da er aber auch zu den Reichen der Insel
gehört, ahnt sie, dass sich das nicht vermeiden lässt.
Das
Buch ist sehr spannend mit einem ernsten und traurigen Hintergrund. Ich kann
mich kaum in die Lage der Menschen hineinversetzen, die sich so lange so viel
gefallen lassen. Für mich war es schwer zu lesen, wie manche Menschen gelitten
haben und andere es wussten und nicht halfen.
Die
Charaktere sind sehr authentisch dargestellt. Die Familie Raboisen geht über
Leichen, um ihr Imperium zu schützen und zu vermehren. Charlotte ist
angeheiratet, sie mag ich, auch wenn ich einige Dinge nicht verstehe, die sie
getan bzw. nicht getan hat. Sie und ihre beiden Töchter halten aber fest
zusammen.
Auch
Liv’s Vater ist so ein alter Despot, nach dessen Pfeife alle tanzen müssen. Ihm
ist es egal, ob die Natur auf Sylt kaputtgeht, Hauptsache das Geld stimmt.
Zum
Thema Natur- und Umweltschutz kommen einige Statements im Buch vor, die ich gut
nachvollziehen kann.
Liv ist mir sympathisch, auch wenn sie ihre Familie im Urlaub mehr
oder weniger alleine lässt. Immerhin reisen ihre Tochter und ihre Großmutter
extra an, um ein bisschen Zeit mit ihr zu verbringen. Außerdem ist ihre
Beziehung zu Sebastian noch relativ frisch. Wofür ich wenig Verständnis
aufbringe ist, dass Sebastian‘s Ex-Frau auch mit da ist und er nun mehr Zeit
mit ihr und dem gemeinsamen Sohn verbringt. Da wäre ich geplatzt vor Eifersucht.
Eigentlich sollte Liv den Sohn in der Zeit etwas besser kennenlernen, was nicht
wirklich gut gelungen ist.
Liv’s
Kollegen sind sehr verschieden. Hennes mag ich, er hat wohl eine Menge Probleme
und nun auch gesundheitlich. Ich hoffe, er kriegt das alles in den Griff.
Andreas hingegen ist
mir nicht so angenehm. Ich kenne seine Vorgeschichte nicht. Aber wie er sich
jetzt verhält geht überhaupt nicht, weder Charlotte’s Kindern noch seinen
Kollegen gegenüber. Er ist missgünstig und neidisch, will den Fall am liebsten
alleine aufklären.
Das
Ende ist rasant, dramatisch und für mich völlig überraschend, zumal es einen
schlimmen Cliffhanger gibt. Auf jeden Fall freue ich mich auf den nächsten Teil
der Reihe.
Das
Cover ist auch hier wieder wunderbar, düster wie die Handlung und stürmisch wie
die See.




