Der historische Roman „Lady Annes Geheimnis“, verfasst von Martha Sophie Marcus und herausgegeben vom Verlag Bastei Lübbe, handelt von der Zofe Anne am Hof des Kurfürsten Georg Ludwig in Hannover und dem Konflikt zwischen den Schotten und dem Kurfürsten, in den auch ihr Kind verwickelt ist.
Ich hatte das Buch in wenigen Tagen durchgelesen, da ich unbedingt mehr über Ian wissen wollte. Anne, die Hauptfigur, hat mich stark an die Hauptfigur aus „Das Mätressenspiel“ erinnert. Leider muss ich zugeben, dass mich dieser Roman der Autorin nicht so sehr mitreißen konnte wie „Das Mätressenspiel“.
Das liegt daran, dass ich nur zu wenigen Figuren eine nahe Bindung aufbauen konnte, nämlich zu Anne und May. Dagegen waren mir viele Personen unsympathisch, wie zum Beispiel Georg Ludwig selbst oder auch Will Wills. Folglich haben mich das Schicksal von beispielsweise Melusine oder ihren Schwestern nicht wirklich interessiert. Mit den meisten Personen konnte ich nicht warm werden, entweder, weil sie keine zentrale Rolle spielten, also zu wenig Spannung darstellten, oder, weil sie zu wenig behandelt wurden.
Auch der Konflikt mit dem Kind konnte ich nicht wirklich mitfühlen. Für mich war es nicht nachvollziehbar, wie Anne so viel für dieses aufs Spiel setzen konnte. Selbst die Beziehung zwischen Anne und Ian war für mich wenig glaubwürdig. Sie stellt zwar sehr gut dar, wie einen damals politisch unterschiedliche Meinungen trennen konnten, aber dies hatte nun mal zur Folge, dass ich weder die Beziehung zwischen Anne und Will noch die zwischen Anne und Ian genießen oder dabei mitfiebern konnte.
Was ich auch nicht so gut gefunden habe waren die Briefe oder Tagebucheinträge Wills oder der Ortswechsel zu Ian. Ich hätte mir eher mehr Erlebnisse und direkte Konfrontationen mit Anne gewünscht. So hat mir irgendwie der Nervenkitzel gefehlt und ich konnte die schlechter mit den Personen warm werden, da ich sie seltener miteinander in Aktion gesehen habe.
Was mir allerdings wieder gut gefallen hat, ist der Schreibstil an sich. Die Wortwahl und Beschreibungen sind wie im Roman zuvor treffend gewählt, der Zeit angemessen und lassen einen deshalb leicht tiefer in dieses Jahrhundert tauchen. Das war auch mein größter Grund, warum ich dieses Buch dennoch gerne gelesen habe: Martha Sophie Marcus hat es wieder mal verstanden, wie man seine Leser in ferne Zeiten und Orte reisen lässt.
Alles in allem hat mich dieser historische Roman dennoch enttäuscht. Hätte mir Figuren gewünscht, mit denen ich besser mitfiebern kann, also mehr Charaktere, die Anne nahestehen oder zumindest intensivere, nachvollziehbare Gefühle bei Anne.
Wer also dieses Werk von Martha Sophie Marcus gelesen hat und nicht begeistert war, dem empfehle ich, zumindest noch in „Das Mätressenspiel“ hineinzulesen, um sich ein Bild von der Autorin zu machen.
Danke an die Autorin und den Bastei Lübbe Verlag, mir dieses Werk als Rezensionsexemplar zur Verfügung zu stellen.