Die Blyton-Serien (Geheimnis, 5 Freunde, Abenteuer, Schwarze 7) hab ich früher auch bis zum Exzess gelesen. Ich war immer traurig darüber, dass man pro Tag nur 2 Bücher aus der Schulbücherei ausleihen durfte... nur 10 pro Woche...
Beiträge von Ben
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Eine gute Frage. Vielleicht ist einigen Soldaten in so einer existenziellen Notlage eine gute Kameradschaft so wichtig, dass man nicht so egoistisch erscheinen möchte, dass man mehr isst, während andere noch akuter am (Ver)Hungern sind. Ich hatte mal einen Bericht von jemand gelesen, der über 10 Jahre in einem kommunistischen Gefängnis in Rumänien war; er hat von großer Kameradschaft berichtet und behauptet, dass einmal ein Gefangener sein Essen nicht essen konnte und niemand der anderen der "Egoist" sein wollte, der eine zweite Portion bekommt; sie ging dann im Kreis herum, und niemand wollte sie essen.
Tolstoi hat in jungen Jahren das Soldatenleben erlebt; vermutlich hat er Vieles aus eigenen Erlebnissen und Beobachtungen geschildert. Zwei Seiten zuvor schreibt er:
"Alles war aufgezehrt und die Einwohner fast sämtlich geflüchtet; die wenigen zurückgebliebenen waren ärmer als Bettler, und es war ihnen nichts mehr zu nehmen; ja, statt von ihnen etwas zu bekommen, gaben die sonst so wenig zum Mitleid geneigten Soldaten ihnen oft noch das Letzte, was sie selbst hatten."
Und zuvor:
"Im Regiment war einem all und jedes bekannt: wer Leutnant und wer Rittmeister war, wer ein guter und wer ein schlechter Mensch, und vor allem, wer ein guter und wer ein schlechter Kamerad war."
Insgesamt kann ich mir es vorstellen, dass so etwas manchmal vorkommt, auch wenn es sehr erstaunlich ist.
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Die Zustände in den Lazaretten waren wirklich katastrophal:
"Wer ins Lazarett kam, dem war der Tod so sicher, dass die Soldaten, welche an Fieber oder an Anschwellungen litten, die von der schlechten Nahrung herkamen, lieber den Dienst weiter ertrugen und sich mit übermenschlicher Anstrengung in Reih und Glied fortschleppten, als dass sie ins Lazarett gingen."
Boris hat sich tatsächlich menschlich nicht gut entwickelt; wahrscheinlich möchte Tolstoi ihn als Typus des Karrieremenschen darstellen. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass Tolstoi in "Krieg und Frieden" verschiedene Menschentypen dargestellt hat; ich hab die Internetseite aber gerade nicht wiedergefunden.
"so war es für jemand, dem es auf eine gute Karriere ankam, eine sehr wichtige Sache, bei der Kaiserzusammenkunft in Tilsit anwesend zu sein, und jetzt (...) fühlte Boris, dass seine Stellung von nun an eine völlig gesicherte sei. Man kannte ihn nicht nur, sondern man beachtete ihn auch und hatte sich daran gewöhnt, ihn zu sehen."
Rostow hat wahrscheinlich einfach durch seinen Offizierstatus dafür gesorgt, dass der Alte und seine Familie bei der Nahrungsausgabe jeweils eine Portion mit abgekommen haben und ihnen ein paar Lumpen als Kleidung besorgt; das hat wohl gereicht, um für die Erholung des Alten zu sorgen.
Gefreut hat mich, dass Denisow seinen Stolz überwinden konnte und das Gnadengesuch hat abschicken lassen.
" 'Ich sehe ein: man kann nicht mit dem Kopf durch die Mauer rennen', sagte er (...) und reichte seinem Freund Rostow einen großen Brief. Es war das von dem Auditeur verfasst, an den Kaiser gerichtete Bittgesuch, in welchem Denisow, ohne die Vergehungen der Provinzbeamten zu erwähnen, einfach um Gnade bat."
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OK, freut mich :--)
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PMelittaM : (danke übrigens noch für deinen netten Beitrag zuletzt!) Wie weit bist du gerade mit "Krieg und Frieden"?
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"Zum erstenmal nach Austerlitz erblickte er wieder jenen hohen, ewigen Himmel, den er gesehen hatte, als er auf dem Schlachtfeld von Austerlitz lag, und ein längst eingeschlafenes, gutes Gefühl, das in seiner Seele ruhte, erwachte plötzlich wieder freudig und jugendfrisch."
Ein schönes Zitat, finde ich. Interessant finde ich auch Andreis Schuldgefühle gegenüber seiner Frau:
"Überzeugt fühlt man sich, wenn man sieht, wie ein liebes, teures Wesen, mit dem man eng verbunden war, dem gegenüber man eine Schuld auf sich geladen hatte, eine Schuld, die man wiedergutzumachen hoffte" (die Stimme begann ihm zu zittern, und er wandte das Gesicht ab), "...und nun muss man sehen, wie dieses Wesen auf einmal leidet, entsetzliche Qualen leidet und aufhört zu sein..."
Schön finde ich, dass der alte Bolkonski den Pierre so mag:
" (...) 'Na, mein Sohn', fuhr er fort, 'dein Freund ist ein braver, junger Mann' (er klopfte Pierre auf die Schulter), 'ich habe ihn liebgewonnen! Er macht mich warm. Ein anderer redet vernünftig, und doch mag man ihm nicht zuhören; aber dieser hier schwatzt dummes Zeug und macht mich alten Mann warm. (…) Freunde dich nur auch mit meiner närrischen Tochter, Prinzessin Marja, an', rief er dem fortgehenden Pierre noch aus der Tür nach."
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In dem Abschnitt fand ich den satirischen Brief von Kriegsminister Bilibin superlustig:
"Während dieses Interregnums führen wir eine Reihe außerordentlich interessanter, origineller Manöver aus. Unser Zweck besteht nicht, wie er eigentlich sein sollte, darin, dem Feind aus dem Weg zu gehen oder ihn anzugreifen, sondern einzig und allein darin, dem General Buxhöwden aus dem Weg zu gehen, der nach dem Recht der Anciennität unser Vorgesetzter sein sollte. Wir verfolgen diesen Zweck mit einer derartigen Energie, dass wir sogar nach Überschreitung eines Flusses, der keine Furten hat, die Brücken verbrennen, um unsern Feind von uns abzuhalten, der zur Zeit nicht Bonaparte, sondern Buxhöwden ist. Einmal fehlte nicht viel daran, dass der General Buxhöwden infolge eines unserer schönen Manöver, das uns vor ihm gerettet hatte, von überlegenen feindlichen Streitkräften angegriffen und überwältigt wurde. Buxhöwden verfolgt uns, wir fliehen vor ihm. Kaum kommt er auf unsere Seite des Flusses herüber, so überschreiten wir den Fluss wieder nach der anderen Seite hin..."
Pierre wird also Freimaurer; bisher werden die Freimaurer als gar nicht soo schlimm dargestellt, aber manchmal werden sie schon auch auf die Schippe genommen, vor allem, als sie sich über die genauen Prozeduren bei Pierres Aufnahme streiten:
"Er hörte, wie die ihn umgebenden Männer flüsternd miteinander stritten, und wie einer von ihnen darauf bestand, er sollte über einen Teppich geführt werden. (…) 'Er muss vorher eine Kelle bekommen', sagte flüsternd einer der Brüder. - 'Ach, bitte, lassen Sie es nur gut sein!', erwiderte ein andrer." :--)
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OK, danke für die Info! :--)
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Das Buch hatte ich vor vielen Jahren auch mal gelesen und habe es als sehr spannend in Erinnerung.
Der spätere Werdegang Hickams "kämpfte im Vietnam-Krieg, war Tauchlehrer, Paläontologe und NASA-Ingenieur" hat mich gerade etwas überrascht, weil ich ihn nach dem Buch nicht so eingeschätzt hätte (außer NASA-Ingenieur, natürlich). Aber vielleicht stand das auch am Ende des Buches da, und ich konnte mich nicht mehr daran erinnern.
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Wikipedia wieder, natürlich. :--)
https://de.wikipedia.org/wiki/Fjodor_Iwanowitsch_Tolstoi
Da steht zum Beispiel auch, dass es fast einmal zu einem Duell zwischen Fjodor Tolstoi und dem berühmten Dichter Puschkin gekommen wäre, sie aber später sogar Freunde wurden - ob Fjodor wohl geahnt hat, dass einer seiner Verwandten dem Puschkin einmal literarischen Ruhm streitig machen würde?
"Zu dieser Zeit verbreitete Fjodor Tolstoi in der Moskauer Gesellschaft – ob absichtlich oder nicht, ist nicht bekannt – ein falsches Gerücht, wonach Puschkin vor der Verbannung von der Polizei gezüchtigt worden sei. Diesen Klatsch empfand der temperamentvolle und sensible Dichter offenbar als derart beleidigend, dass er sich sogleich schwor, mit Tolstoi sofort nach seiner Rückkehr durch ein Duell abzurechnen. Noch in der Verbannung bereitete sich Puschkin darauf vor, indem er sich intensiv im Schießen übte. Am 8. September 1826, keinen Tag nach seiner Rückkehr nach Moskau, ließ er dem Grafen die Duellforderung überbringen. Nur die zufällige Abwesenheit Tolstois in der Stadt an jenem Tag verhinderte das sofortige Duell.
Dem bekannten Bibliografen und Puschkin-Freund Sergei Sobolewski gelang es in der Folge jedoch, die beiden Streithähne miteinander zu versöhnen. (…) Im Laufe der nächsten Jahre wurden Tolstoi und Puschkin sogar Freunde. …"
Pierre bleibt mir weiterhin unsympathisch, außer als er, was Helene betrifft, seinen Willen zum Ausdruck gebracht hat; wenn auch seine Art dabei etwas übertrieben war. Ich schmeiß mich weg . Wirft er doch glatt gegen Helene eine Marmorplatte .
Hm, eigentlich fand ich die Stelle sehr tragisch. Aber es stimmt schon: wenn man die Stelle nicht so ernst nimmt - ist ja nur ein Roman - dann hat die groteske Reaktion von Pierre schon etwas sehr Lustiges an sich.
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Gerne.
In der Zürcher Ausgabe der populärsten Karl-May-Werke ist es gleich Band 2.
»Aber Sie, der Sie so ausgezeichnet chinesisch sprechen, sollten wenigstens die zweihundertvierzehn Schlüssel dieser Sprache kennen lernen!«
»Wozu der Schlüssel, wenn ich gar nicht hinein will in die Schrift! Meine Schlüssel sind die Endungen; mit ihrer Hilfe bin ich in die Tiefen der Sprache eingedrungen, die Schrift aber ist mir Leberwurst. Lassen wir das also sein, und steigen wir lieber zum Deck der Dschunke empor. Es wird sich wohl ein Marsgast finden lassen, welcher einem Rede und Antwort steht...«
Dazu kommen dann noch ein Holländer und ein Berliner, und das Sprachchaos ist perfekt.
»Ik zoude ihm sagen: Gij zijt een ongelukkige Nijlpaard!« antwortete der [Holländer], indem er so tief und ängstlich Atem holte, als ob an ihn das Verlangen gestellt worden sei, den malefikanten Pen-tse zu deklinieren.
»Ja, ein Nilpferd sondergleichen wäre dieser Kerl. Merken Sie sich das (…), sonst zwingen Sie mich, Sie einmal in die linguistische Wäsche zu nehmen. Jetzt aber wollen wir endlich an Bord. Vorwärts!«
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Ach so, OK. Ja, "Krieg und Frieden" kann einen manchmal schon in ein Wechselbad der Gefühle schicken.
Hier noch eine weitere Story über Tolstois Onkel 2. Grades, während einer Weltumsegelung:
"Ein anderes Mal soll sich [Fjodor] Tolstoi mit dem Liebling der Mannschaft, einem zahmen Orang-Utan, den er während des Zwischenstopps der Nadeschda auf einer der Südseeinseln gekauft hatte, in Abwesenheit des Kapitäns in dessen Kabine geschlichen haben. Dort holte er die Hefte mit Krusensterns Reiseaufzeichnungen hervor und machte dem Orang-Utan vor, wie man ein Blatt Papier mit Tinte beschmiert. Anschließend ließ er den Affen in der Kabine allein, der diese Aktion daraufhin nachzuahmen begann. Als der Kapitän zurückkam, waren seine Notizen durch den Orang-Utan bereits unbrauchbar gemacht worden."
Ich will noch anmerken, dass ich es sehr schön finde, wie Tolstoi schreibt. Die sehr detaillierten Beschreibungen z.B. . Und jetzt bin ich auch wieder sehr glücklich darüber, dass ich mir gut überlegt habe, welche Übersetzung ich lese. Ich glaube, ich habe gut gewählt.
Ich bin auch sehr zufrieden mit meiner Übersetzung. Ich mag die etwas ältere Sprache von Hermann Röhl (Copyright 1916) sehr. Und die Ausgabe ist auch in 5 Bände aufgeteilt (hab ich aus der Bücherei ausgeliehen); das ist dann handlicher zum Mitnehmen.
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Also, du überraschst mich immer wieder damit, was du so alles weißt!
Wie schön man doch mit Wiki angeben kann!
Zu dem Duell hab ich noch Informationen gefunden, dass höchstwahrscheinlich ein Onkel zweiten Grades von Tolstoi für die Figur von Dolochow Pate gestanden hat:
"Es ist nicht bekannt, an wie vielen Duellen [Fjodor] Tolstoi insgesamt teilgenommen hat. Eindeutig überliefert ist jedoch, dass er dabei insgesamt elf Personen getötet hat. Offenbar waren Duelle für [Fjodor] Tolstoi nicht nur ein Mittel, die eigene Ehre zu verteidigen, wie es damals in russischen Offizierskreisen üblich war, sondern eine Form der Unterhaltung und ein Weg zur persönlichen Erfüllung. In einem Fall sollte [Fjodor] Tolstoi ursprünglich nur als Sekundant für einen engen Freund fungieren. Da er sich offenbar um dessen Leben Sorgen machte, beschloss er, es auf seine Weise zu retten: Er forderte den Gegner kurzfristig selbst zum Duell heraus und tötete ihn dabei."
Nach diesem Teil hier kann ich Denissow und Dolochow endlich auseinanderhalten, nachdem sie mehr in Aktion getreten sind. Vorher wusste ich nie, wer wer ist und wer die eigentlich sind. (…) Rostow war für mich am Ende ein harter Brocken. Diese Gefühlsschwankungen von ihm am Ende hatten mich ganz durcheinander gebracht.
Hättest du keine großen Gefühlsschwankungen, wenn du gerade 43.000 Rrrubel verspielt hättest?
Im Fall der russischen Namen muss man sich vielleicht nicht-russische Eselsbrücken bauen. Denis & Dolch, oder so.
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Für mich sieht Dolochows Kartenspiel-Aktion mehr nach Rache aus als nach einer Intrige, um Sonja kurzfristig zurückzugewinnen. Er schreibt ja auch, dass er bald zur Armee abgeht; sowas dauert meistens:
"Da ich aus dem Dir bekannten Grund in eurem Haus nicht mehr zu verkehren beabsichtige und zur Armee abgehe, so gebe ich heute meinen Freunden einen kleinen Abschiedsschmaus"
Bei Ilja Rostow wundert mich nicht, dass er seinem Sohn hilft, ohne ihm größere Vorwürfe zu machen. M. Sommer redet von:
"... der Familie Rostow, bestehend aus dem alten Grafen, der supernett ist und deshalb nie Kohle hat [und] seiner Frau, die nicht so nett, aber genauso verschwenderisch ist..."
Apropos Verschwendung:
Hahnenkämme "werden (…) kurz überbrüht und die dünne Haut wird mit den Fingern abgestreift. Dann werden sie gründlich gewässert, bis sie weiß geworden sind und üblicherweise in Hühnerbrühe mit Zitronensaft gegart. Je nach Rezept werden Hahnenkämme als Ragout zubereitet oder z. B. mit Trüffeln oder Farce gefüllt..."
Die "Königin der Suppen" wird manchmal "mit Schlagsahne bedeckt, mit Curry gewürzt und kurz gratiniert"
Hmja, Denisow ist da nicht gerade nur "Wanddekoration", trotz seiner Selbsteinschätzung; da ist Nataschas Reaktion ja auch kein Wunder...
Pierre wird manchmal schon recht unvorteilhaft beschrieben, gerade mit seiner "Dicklichkeit"; aber ich kann das ganz gut ausblenden und trotzdem Mitleid und Sympathie für ihn empfinden.
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Vom Genre her mag der Unterschied nicht so groß sein, bei Gaskell geht es aber immerhin um die "Schlachten" auf dem Heiratsmarkt.
Hallo @Brigitte H. H ,
M. Sommer sagt in seiner Einleitung zu 'Krieg und Frieden':
"Es geht in diesem 1869 erschienenen Roman, trotz des Titels, nicht nur um den Heiratsmarkt und die Ehe, sondern auch um die Zeit zwischen 1805 und 1812 in Russland während der Napoleonischen Kriege." :--)
sasaornifee : Du kannst es gern so machen, dass du erst deine Eindrücke schilderst und unsere Beiträge dann später liest. In 2/1/01-16 fand ich die Beiträge gut gelungen.
Ein Riesenskandal ist natürlich dieser Abschnitt, wo Oberst Bogdanowitsch mit Absicht ein paar seiner Soldaten in den Tod schickt, um einen Orden zu bekommen:
" 'Ach, Euer Durchlaucht', mischte sich hier Scherkow in das Gespräch, der unverwandt nach den Husaren hinunterblickte; er sprach in seiner gewöhnlichen ungenierten Manier, bei der man nicht erraten konnte, ob er im Ernst redete oder nicht.
'Ach, Euer Durchlaucht! Wie können Sie über die Sache nur so urteilen? Zwei Mann hätte der Oberst hinschicken sollen? Aber wer hätte ihm dann den Wladimirorden am Band verliehen? Aber so, wenn wir auch einige Verluste haben, kann er doch in seinem Bericht die Eskadron rühmend erwähnen und selbst ein Bändchen bekommen. Unser Bogdanowitsch weiß, wie es gemacht wird."
Es wundert mich, dass sich so etwas in der Armee anscheinend nicht herumspricht oder verschwiegen wird.
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Karl May habe ich auch immer wieder sehr gerne gelesen. Ich hab die ersten 80 Bände der Gesammelten Werke gelesen, etwa ein Drittel davon mehrmals.
Dann las Devid Striesow mit sichtlichem und hörbarem Vergnügen eine Passage vom Anfang der Schiffsreise, die in Genua begann. Karl May trifft beim Abendessen auf Leser und einen Zweifler... der Beweise fordert, dass Karl May tatsächlich 800 Sprachen kann. Mit viel Hingabe und Gestik deklamierte Devid Striesow das fiktive chinesische Gedicht – bis er und das Publikum sich die Lachtränen aus den Augen wischen mussten.
Philipp Schwenke entschuldigte sich bei Devid Striesow, denn beim Schreiben habe er nichts von einem Hörbuch geahnt und nicht nur Passagen in fiktivem Chinesisch einflochten, sondern auch noch zum Beispiel Georgisch, einer Sprache, die scheinbar alle Konsonanten der Welt aneinanderreihe.
Mays fiktives Chinesisch finde ich auch sehr witzig; das ist der "running gag" in dem Roman 'Der blau-rote Methusalem' (auch 'Kong-Kheou, das Ehrenwort' genannt), in dem der Kapitän Heimdall Turnerstick immer wieder versucht auf Chinesisch zu sprechen - zum Schießen komisch, das ganze Buch über.
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Danke noch für die Besserungswünsche! - genau, in den meisten Umständen kann man auch etwas Positives sehen.
Es ist anstrengend, dieses Buch an einem längeren Stück zu lesen. Ich vermute, dass es an der Sprache und den doch häufigen Ausschweifungen liegt. Die sind zwar interessant, aber auch anstrengend.
Ich finde auch, dass das Werk ein größeres und sinnvollerweise zeitlich verteiltes Leseprojekt ist. Ich lese auch öfters nur eine halbe oder dreiviertel Stunde abends, und das auch phasenweise, nicht immer. Besonders Spaß macht es mir, nach einem Abschnitt noch einmal nach interessanten Zitaten zu suchen...
Andrei Bolkonski verhält sich schon manchmal widersprüchlich, ist für mich manchmal schwer fassbar und wird auch von verschiedenen Personen unterschiedlich wahrgenommen:
"Die einen, und dies war die Minderheit, waren der Ansicht, dass Fürst Andrei vor ihnen und vor allen anderen Menschen gewisse besondere Vorzüge besitze, erwarteten von ihm hervorragende Leistungen, hörten achtsam auf seine Äußerungen, waren von ihm entzückt und eiferten ihm nach; im Verkehr mit diesen benahm sich Fürst Andrei ungekünstelt und liebenswürdig. Die anderen, die Mehrzahl, mochten ihn nicht leiden und hielten ihn für einen hochmütigen, unangenehmen Menschen; aber auch mit diesen wusste Fürst Andrei sich so zu stellen, dass sie ihn respektierten und sogar fürchteten."
Erstaunlich finde ich, dass er seinem (immer unsympathischer werdenden) Vater (der ihn schreiend verabschiedet hatte) täglich einen Brief schreibt!
"Durch diese Gedanken in aufgeregte und gereizte Stimmung versetzt, wollte Fürst Andrei nach seinem Zimmer gehen, um an seinen Vater zu schreiben, dem er täglich einen Brief sandte."
Humor scheint er auch zu haben, auch wenn er hier nur ein Sprichwort zitiert:
" 'Sie [Kriegsminister Bilibin] haben mich mit meiner Nachricht aufgenommen wie einen Hund, der auf die Kegelbahn gerät', schloss er mit einer französischen Redewendung"
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Mit Sicherheit rächt Dolochow sich für den abgelehnten Heiratsantrag:
"Er hatte sich vorgenommen, das Spiel so lange fortzusetzen, bis Rostows Schuld auf dreiundvierzigtausend angewachsen sein würde. Diese Zahl hatte er deswegen gewählt, weil dreiundvierzig als Summe herauskam, wenn er seine und Sonjas Lebensjahre addierte."
Der Dolochow ist ja mal wirklich abgrundtief böse (und "schwach im Geiste", so wie auch Rostow beim Spiel, kann man wohl auch sagen). Pierre schätzt ihn ganz richtig ein, als er sagt:
" 'Meinen Namen zu entehren und mich auszulachen, würde für ihn gerade deswegen einen besonderen Reiz haben, weil ich mich für ihn bemüht, ihn aufgenommen, ihm geholfen habe..' (…) Er erinnerte sich an den Ausdruck, den Dolochows Gesicht annahm, wenn er manchmal einen Anfall von Grausamkeit bekam, wie damals, als er [dem Reviervorsteher einen Bären aufgebunden (frei zitiert ] und [ihn] ins Wasser geworfen hatte, oder wenn er ohne jede Ursache jemand zum Duell herausforderte (…) 'ihm macht es nichts aus, einen Menschen zu töten' "
"wen ich liebe, den liebe ich so, dass ich mein Leben für ihn hingebe; alle übrigen aber trete ich zu Boden, wenn sie mir im Wege stehen." (Dolochow)
Den alten Ilja Rostow finde ich schon herzig, vor allem bei den Festvorbereitungen.
- " 'Ich glaube wirklich, Papa, als Fürst Bagration die Vorbereitungen zu dem Kampf bei Schöngrabern traf, hat er sich damit weniger Mühe und Umstände gemacht, als Sie jetzt', erwiderte der Sohn [Nikolai] lächelnd."
- "Beim zweiten Gang, den riesigen Sterlets (als Ilja Andrejewitsch sie sah, wurde er ganz rot, so freute und genierte er sich)…"
- "Bei diesem letzten Toast zog der Graf sein Taschentuch heraus, verbarg darin sein Gesicht und weinte heftig."
Nett finde ich auch die Unbeholfenheit von Feldherr Bagration beim Empfang im Englischen Klub:
"Bagration wurde verlegen und wollte diese Höflichkeitsbezeigung von Seiten der beiden Herren nicht annehmen; so entstand denn in der Tür ein Aufenthalt, schließlich aber ging Bagration doch voran. Verlegen und ungeschickt, namentlich weil er nicht wusste, wo er mit seinen Händen bleiben sollte, schritt er über den Parkettboden des Empfangssaales: geläufiger und leichter wäre es ihm gewesen, beim Kugelregen über einen Sturzacker zu gehen, wie er das bei Schöngrabern an der Spitze des Kursker Regiments getan hatte."
Peter sollte sich vielleicht mal Gedanken über sein Leben machen und nicht immer andere entscheiden lassen ...
Kommt noch... (würde ich zumindest so sagen)