Beiträge von Ben

    Vielleicht mal ein paar Notizen zu den ersten Kapiteln:


    S.8 "Doch das war den Mitarbeitern nicht erlaubt, damit sich die Kinder emotional nicht zu sehr an sie gewöhnten." Klingt hart, ist aber nachvollziehbar.


    S.8 "Doch wahrscheinlich waren die Erwachsenen heute sogar noch nervöser als die Kinder, von denen die meisten diese Prozedur nicht zum ersten Mal erlebten." Ist gut möglich.


    S.11/16 Anna "the Queen" Koffler hört also gerne Elvis. Die Königinnen von heute...


    S.17 "dass die taffe Singlefrau Eva Lankers für so etwas wie Freundlichkeit, Geduld oder gar Mitgefühl keinen Sinn zu haben schien" Zunächst einmal eine ungewöhnliche Beschreibung für die Hauptprotagonistin. Aber es ist ja ein 'Weihnachtsroman'...


    S. 21 Was ist denn ein Schafzimmer? :)


    Das Buch finde ich unterhaltsam zu lesen, vor allem in den folgenden Kapiteln durch den Wortwitz in den bissigen Dialogen zwischen Eva und Philipp.

    Tolstoi argumentiert z.B. so:


    "Wodurch wurde [der Russlandfeldzug] herbeigeführt? Welches waren seine Ursachen? Die Historiker sagen mit (…) Zuversichtlichkeit, die Ursachen dieses Ereignisses seien gewesen: das dem Herzog von Oldenburg zugefügte Unrecht, die Verletzung des Kontinentalsystems, die Herrschsucht Napoleons, die Charakterfestigkeit Alexanders, die Fehler der Diplomaten usw.

    Somit hätten nur Metternich, Rumjanzew oder Talleyrand zwischen der Cour und dem Rout sich mehr Mühe zu geben und ihre Noten kunstvoller zu redigieren brauchen oder Napoleon hätte nur an Alexander zu schreiben brauchen: 'Mein Herr Bruder, ich erkläre mich bereit, dem Herzog von Oldenburg das Herzogtum zurückzugeben' - dann wäre es nicht zum Krieg gekommen."


    Er beschreibt dann seine Sichtweise:


    "In gleicher Weise hätte es nicht zum Krieg kommen können, wenn England nicht intrigiert und es keinen Herzog von Oldenburg gegeben und Alexander sich nicht beleidigt gefühlt und Russland keine autokratische Regierung gehabt hätte, und wenn nicht die Französische Revolution gewesen wäre und im Anschluss daran die Diktatur und das Kaiserreich und vorher alles, wodurch die Französische Revolution hervorgerufen wurde, usw., usw. Hätte eine einzige dieser Ursachen gefehlt, so hätte es zu nichts kommen können. Also haben alle diese Ursachen, Milliarden von Ursachen, zusammengewirkt, um das herbeizuführen, was geschehen ist. Und folglich war nichts die ausschließliche Ursache jenes Ereignisses"


    Richtig, die Lobbygruppe oder die Elite setzt sich aus Menschen zusammen, aber das sind dann schonmal mehr als ein Einzelner, und diese sind wiederum von verschiedenen Menschen aus der Umgebung beeinflusst oder von wirtschaftlichen Notlagen etc. Übrigens denke ich, dass es solche Lobbygruppen fast schon immer gegeben hat; Herrscher sind in der Regel von politisch und wirtschaftlich einflussreichen Personen umgeben.


    Dass man selbst entscheiden kann, welchen Einflüssen man sich aussetzt, ist auch weitgehend richtig, aber in manchen Fällen erkennt man ungute Einflüsse gar nicht, weil man z.B. Kind seiner Zeit ist und sie als normal empfindet. Oder man merkt gar nicht, was für einen starken Einfluss andere Menschen auf einen selbst ausüben oder in der Jugendzeit, als man sich vielleicht weniger gegen Einflüsse wehren konnte, ausgeübt haben. Und die Entscheidungen von historisch einflussreichen Individuen sind vielleicht auch viel mehr durch andere Menschen oder auch durch wirtschaftliche/politische Zwänge geprägt, als wir denken.

    Das mit dem modernen Spielzeug finde ich gut beschrieben - was für ein Unterschied zu der Fahrt der "Argo":


    "Immer häufiger kam es jetzt vor, dass Kinder allerlei Spielzeug brachten, mit dem man nicht wirklich spielen konnte, zum Beispiel ein ferngesteuerter Tank, den man herumfahren lassen konnte -, aber weiter taugte er zu nichts. Oder eine Weltraumrakete, die an einer Stange im Kreis herumsauste -, aber sonst konnte man nichts damit anfangen. Oder ein kleiner Roboter, der mit glühenden Augen dahinwackelte und den Kopf drehte -, aber zu etwas anderem war er nicht zu gebrauchen."


    Ziemlich lustig ist die Reaktion von Hr. Fusi auf das vorläufige Ergebnis der Rechnung, ohne Zinsen:


    " '...so kämen wir auf die stolze Summe von 105.120.000 Sekunden. Dieses Kapital stünde Ihnen in Ihrem zweiundsechzigsten Lebensjahr zur freien Verfügung.'

    'Großartig!', stammelte Herr Fusi und riss die Augen auf."


    Das sind umgerechnet weniger als dreieinhalb Jahre, und er hätte nach der 70-Jahre-Lebensdauer-Annahme sowieso schon noch 9 Jahre Lebenserwartung. Eine etwas vorschnelle Reaktion... :S

    (OK, mit den hohen Zinsen hört es sich dann bei konsequentem Sparen schon erstmal sehr lohnenswert an.)

    Der übermäßige Gebrauch von Kontrafiktionskanonen und Südsee-Liedern sollten gesetzlich verboten werden. Aber vielleicht muss ich in Zukunft einfach ein bisschen aufmerksamer sein, wenn ich Tomatensoße esse... :)

    (jetzt weiß ich auch, warum man da so schnell Flecken auf dem Hemd bekommen kann)

    Man müsste mal ausprobieren, ob Kontrafiktionskanonen gegen Tomatensoße-Flecken helfen; hab aber gerade keine zur Hand. Vielleicht hat ja jemand von euch das mit einem Südsee-Lied mal ausprobiert? ^^


    Die Mannschaft der "Argo" muss ja wirklich ein knallhartes Training hinter sich haben; ich glaube nicht, dass ich das lange überstehen würde:


    "Ein erster Blitzstrahl zuckte hernieder und traf das stählerne Schiff, welches daraufhin natürlich ganz und gar elektrisch geladen war. Wo man hinfasste, sprangen einem die Funken entgegen. Aber darauf war jeder an Bord der "Argo" in monatelangen harten Übungen trainiert worden. Es machte keinem mehr etwas aus." :wow

    Interessant finde ich auch, dass Gigi manchmal als "Beerdigungsteilnehmer" arbeitet. Könnte man ja auch irgendwo nachvollziehen, dass manche Leute andere dafür bezahlen, damit es nicht zu leer auf einer Beerdigung ist. Beim Googeln hab ich über so eine Praxis aber bisher nichts gefunden.

    Ich stimme dir darin zu, dass einzelne Personen wie z.B. ein Napoleon oder ein Alexander d.Gr. großen Einfluss auf die Geschichte nehmen können und natürlich auch große Verantwortung haben. Allerdings muss man zum einen einschränkend bedenken, dass die meisten Herrscher in der Regel (denke ich) weitgehend Marionetten von mächtigen Lobbygruppen sind. Zum anderen sind sie Kinder ihrer Zeit und geprägt von dem Einfluss sehr vieler Mitmenschen, aus der gesamten Bevölkerung. Und auch wenn es ihnen (oder auch einer Elite) gelingt, die Bevölkerung über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg zu prägen, obwohl die ursprüngliche Einstellung der Bevölkerung der Entwicklung nicht entspricht, denke ich, dass in dem Fall oftmals früher oder später eine Gegenreaktion einsetzen wird und sich solche Einflüsse dann auch über längere Zeit hinweg weitgehend "herausmitteln" können.


    In "Krieg und Frieden" hab ich noch dieses Zitat gefunden:


    "Das Leben eines jeden Menschen hat zwei Seiten: ein persönliches Leben, welches um so freier ist, je abstrakter seine Interessen sind, und ein elementares Leben, ein Herdenleben, bei dem der Mensch unweigerlich die ihm vorgeschriebenen Gesetze erfüllt."

    Oh hallo :--) long time no see; schön, wieder von dir zu hören!


    Danke für den Hinweis auf die Essays von C.G. Jung; ich denke, ich kann mir das Buch am Montag aus der Bücherei ausleihen. Oder gibt es den Essay vielleicht auch als pdf oder so im Netz?


    Das Zitat von Hermann Bahr würde ich spontan auch mal als viel zu kollektivistisch einstufen, aber trotzdem sehr interessant. Auf den Begriff des kollektiven Bewusstseins bin ich erst einmal, und zwar im Zusammenhang mit "Krieg und Frieden" hingewiesen worden; in einem "Zeit"-Artikel heißt es:


    "Sogar den Begriff des kollektiven Unbewussten erfand man viel später, ohne zu merken, dass Tolstoj mit seiner Idee des bienenstockartigen 'Volksbewusstseins' dieser Vorstellung sehr nahe kam: 'Masse Mensch'."


    Gestern Abend habe ich noch dieses Zitat aus "Krieg und Frieden" dazu gefunden, auch wenn der Kontext hier eher das Geschichtsverständnis ist:


    "Nur wenn wir einen unendlich kleinen Einzelteil (das Differential der Geschichte, d.h. die gleichartigen Bestrebungen der Menschen) zum Gegenstand der Betrachtung machen und uns auf die Integralrechnung verstehen (die Kunst, die Summe dieser unendlich kleinen Einzelteile zu berechnen), nur dann können wir hoffen, zu einem Verständnis der Gesetze der Geschichte zu gelangen. (…)

    Um die Gesetze der Geschichte zu studieren, müssen wir in dem Gegenstand der Betrachtung einen vollständigen Wechsel vornehmen, müssen die Herrscher, Minister und Generale beiseite lassen und die gleichartigen, unendlich kleinen Triebkräfte untersuchen, durch welche die Massen sich leiten lassen."

    (sorry, ich hab gestern kein besseres Zitat gefunden, und ich weiß auch nicht, ob es so gut zum Thema passt; ich hab 'Krieg und Frieden' auch bisher nur teilweise gelesen)

    Wirklich schade (aus wissenschaftlicher Sicht), dass das Schum-Schum versenkt wurde. Der übermäßige Gebrauch von Kontrafiktionskanonen und Südsee-Liedern sollten gesetzlich verboten werden. Aber vielleicht muss ich in Zukunft einfach ein bisschen aufmerksamer sein, wenn ich Tomatensoße esse... :)

    (jetzt weiß ich auch, warum man da so schnell Flecken auf dem Hemd bekommen kann)


    Von Gigi kann ich wirklich noch was lernen in puncto Schlagfertigkeit:


    "Nur einer von ihnen war misstrauisch und fragte: 'Und wann soll das alles gewesen sein?'

    Aber Gigi war niemals um eine Antwort verlegen und sagte: 'Die Kaiserin Strapazia war bekanntlich eine Zeitgenossin des berühmten Philosophen Noiosius des Älteren.'

    Der Zweifler mochte nun natürlich nicht zugeben, dass er keine Ahnung hatte, wann der berühmte Philosoph Noiosius der Ältere gelebt hatte, und sagte deshalb nur: 'Aha, vielen Dank.' "

    Dann ist Saiya also auch eine von denen, die schon immer da sind, seit sie sich erinnern können. Ich bin wahrscheinlich so 2 oder 3 Jahre älter; ich hab Informationen darüber, dass ich schon etwas vorher da war, bevor meine Erinnerungen einsetzen :--)


    Gigi und vor allem Beppo sind mir auch ganz arg sympathisch. Nett finde ich Gigis Schlagfertigkeit an dieser Stelle, an der Michael Ende anscheinend nochmal etwas selbstironisch über die Dichter spricht:


    "Die Leute aus der näheren Umgebung lachten über Gigis Einfälle, aber manchmal machten sie auch bedenkliche Gesichter und meinten, es ginge doch eigentlich nicht an, sich für Geschichten, die bloß erfunden seien, auch noch gutes Geld geben zu lassen.

    'Das machen doch alle Dichter', sagte Gigi dann. (…) Ich sage euch, [die Leute] haben genau das bekommen, was sie wollten!"


    "Übrigens hörte er sich selbst ebenso gespannt zu, denn er hatte keine Ahnung, wohin ihn seine Fantasie führen würde."

    "Jim Knopf" habe ich geliebt und liebe ich noch heute.

    "Jim Knopf" (ähnlich spannend wie "Momo" oder auch die "Wilde 13") war das Buch, mit dem ich so richtig Lesen gelernt habe. Meine Mutter hat es mir vorgelesen, und nach gut 10 Kapiteln war es so spannend, dass ich unbedingt selber weiterlesen wollte. Mit Hilfe von dem, was ich schon aus Bilderbüchern über die Buchstaben wusste, habe ich es dann irgendwie hingekriegt.


    Die Episode mit dem Kanarienvogel fand ich auch nett formuliert:


    "Das war eine viel schwierigere Aufgabe für Momo. Sie musste ihm eine ganze Woche lang zuhören, bis er endlich wieder zu trillern und zu jubilieren begann."

    Ebenso wie die Ausführungen über das Schum-Schum:


    "Dieses Kreiselwesen stammt wahrscheinlich noch aus den allerersten Zeiten der Erdentwicklung. (…) Heute gibt es davon nur noch eine mikroskopisch kleine Abart, die man manchmal in Tomatensoße, noch seltener in grüner Tinte findet." lol! :)

    Michael Ende hat wirklich einen feinen Humor. Endlich bekommt man mal erklärt, woher Begriffe wie Morgenland, Uhrwald, Sternstunde etc. kommen...


    Die Geschichte mit der Fahrt der "Argo" und der Riesenqualle finde ich beeindruckend. Vielleicht nimmt Ende sich selbst in der Person von dem Geschichtenerzähler Gigi auch ein bisschen auf die Schippe.


    Ich hätte es dringend mal nötig, Momo kennen zu lernen:


    "Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen." :)

    Hallo zusammen,


    ich hätte auch Interesse an der Leserunde. Allerdings würde ich das Buch gerne erstmal durchblättern, bevor ich mich zur Teilnahme entscheide (habe es per ebay bestellt; sollte in den nächsten Tagen ankommen). Ich würde aber vermutlich mitmachen, wenn das OK ist.


    Viele Grüße :--)

    Ben

    Ach ja *stillvormichhingrins*, das waren schööne Bücher! Ich hab die Geheimnis- und Abenteuerbücher meinem Sohn alle gekauft und vorgelesen. Er ist ein Lesemuffel *kopfschüttel*, von mir hat er das nicht! Herrliche Erinnerungen.

    Hm, wenn man Enid Blyton ("Geheimnis um eine geniale Lügnerin" - so der Titel einer Kurzbiographie) nicht spannend findet, dann hilft wohl nichts mehr. :hmm Von der Abenteuer-Serie hab ich Tal/Berg der Abenteuer als am spannendsten in Erinnerung, von der Geheimnis-Serie "verschwundene Halskette" und "giftige Feder".