Beiträge von Ben

Die tiefgreifenden System-Arbeiten sind soweit abgeschlossen. Weitere Arbeiten können - wie bisher - am laufenden System erfolgen und werden bis auf weiteres zu keinen Einschränkungen im Forenbetrieb führen.

    Mrs. Gibson läuft immer mehr zu "Hochform" auf; jetzt kommen auch noch immer haarsträubendere Aussagen dazu:


    "Innerhalb des Hauses war sie eifersüchtig auf die Zuneigung, die Lady Harriet offensichtlich zu ihrer Stieftochter gefasst hatte, und sie versuchte, einem zu häufigen Verkehr zwischen den beiden insgeheim Hindernisse in den Weg zu legen."

    "Molly, mein Liebling, du hättest mich nie so missverstehen können." :huh:


    Cynthia kontert mal wieder schlagfertig und gleichzeitig recht respektlos, wie ich finde, obwohl sie natürlich Recht hat:


    "Ich werde mich bemühen, zu vergessen, wo du hingehst, so dass von mir niemand von mir erfährt, wo du bist; und für Mamas Gedächtnisschwund bürge ich."


    Auch Squire Hamley zeigt nach dem Tod seiner Frau ein paar unsympathische Seiten (was angesichts der Situation natürlich irgendwo auch ein bisschen verständlich ist); er ist schon "kurz davor, mit seinem eigenen Schatten zu streiten", und wie er Osborne offen vor Roger beschuldigt, ohne einen Beweis zu haben, ist schon übel:


    "Nur den Arbeitern von Lord Cumnor gönnte er kein Stück. Nein, keine einzige Röhre!"

    "Ich nehme noch mehr Geld auf, und wenn ich zu den Juden lauf'; Osborne hat mir gezeigt, wie's geht, und Osborne wird dafür zahlen - soll er."


    Nett finde ich die Anmerkung Nr. 64 zu König Philipp:


    "Philipp von Mazedonien soll in betrunkenem Zustand eine Frau verurteilt haben, worauf die Frau ankündigte, sie werde gegen das Urteil Berufung einlegen. Als der zornige König sie fragte, bei wem, antwortete sie: 'Bei Philipp dem Nüchternen.' " :)

    Allerdings wird das gleich im Satz darauf etwas relativiert (und es würde auch nicht zum Roman passen):


    "Später hatte er von ihrer Heirat mit einem Hilfsgeistlichen gehört und am Tag darauf von seinem Tod. So kam es ihm zumindest vor, an die genaue Dauer des Zeitraums konnte er sich nicht erinnern."


    Gegen Lady Cumnor könnte Squire Hamley noch mehr vorbringen:


    " 'Wenn die Vorsehung zulässt, dass Mylady bei klarem Verstand bleibt, wird bis zu ihrer Sterbestunde alles nach ihrem Kopf oder aber überhaupt nicht gehen.' (…) Solche Machtworte 'ab extra' bedeuten für Menschen, die gewohnt sind zu entscheiden, manchmal eine wunderbare Erleichterung (….); wenn der Druck nachlässt, den die Veranlagung zu unfehlbarer Weisheit [!] mit sich bringt, trägt dies mitunter viel zur Genesung bei. Mrs. Kirkpatrick dachte insgeheim, dass es noch nie so leicht gewesen sei, mit Lady Cumnor auszukommen, und Bradley und sie konnten nicht genug das Lob von Mr. Gibson singen, der Mylady 'so schön gefügig' machte."


    Mr. Gibson hat ja auch fast schon (übertrieben gesagt) eine Paranoia in dem Gedanken, er sei von unruhestiftenden und unvernünftigen Frauen (und nicht nur von denen, siehe Mr. Coxe) umgeben:


    "Ich wollte, ich hätte ein kleines Haus, das im Jahr fünf Pfund kostet, und im Umkreis von zehn Meilen keine Frau. Vielleicht hätte ich dann meinen Frieden. (…) Ich wollte nur sagen, dass der Vorschlag, ich solle in Hamley schlafen, nur von einer Frau kommen kann: Er ist gut gemeint, aber völlig unvernünftig."


    Bei solchen Aussagen ist er "seinem kühlen, spöttischen Wesenskern [wohl] um einiges näher". Mrs. Hamley kontert dann auch dementsprechend gekonnt: :vorsicht


    "Gut, gut, ich ergebe mich. Ich bin eine Frau. Molly, auch du bist eine Frau. Lass für deinen Vater Erdbeeren mit Sahne bringen; solche niederen Dienste fallen in den Aufgabenbereich der Frauen. Erdbeeren mit Sahne sind ausschließlich gut gemeint und völlig unvernünftig, denn er wird eine schreckliche Magenverstimmung davon bekommen." :grin

    Zu diesem Abschnitt hatte ich bisher noch nichts geschrieben. Hier wurde ja mal, in Person des Squire Hamley, ziemlich über die Cumnors hergezogen:


    "Und diese Cumnors, von denen in Hollingford solch ein Aufhebens gemacht wird, waren doch gestern noch der reine Plunder. (...) Denn, sehen Sie, Osborne wird eine erstklassige Erziehung genossen haben, und seine Familie stammt aus der Zeit der sieben Reiche, wohingegen ich schon froh wäre, wen ich wüsste, wo sich die Familie Cumnor in der Zeit von Königin Anna herumgetrieben hat."


    Merkwürdig ist auch diese Aussage des Squire; der hat wohl noch nie was von der Büchereule gehört:


    "Das muss doch langweilig für Sie sein, Mädchen, den lieben langen Vormittag ganz allein und nichts als Bücher zum Anschauen." :unverstanden


    Vielleicht hatte der Squire unter anderem die Fähigkeit Lady Cumnors zum punktgenauen Zusammenbrechen gemeint; so etwas will aber auch erst einmal gelernt sein:


    "Endlich hatte sie Zeit, krank zu sein. Sie war jedoch zu rührig, um diesem Laster ständig zu frönen; nur gelegentlich, nach einer längeren Zeitspanne mit Abendessenseinladungen, spätem Aufbleiben und Londoner Klima, erlaubte sie sich, zusammenzubrechen." :krank


    Bei dieser Stelle könnte man im ersten Moment durchaus einen Mordverdacht gegen Clare hegen:


    "Später hatte er von ihrer Heirat mit einem Hilfsgeistlichen gehört und am Tag darauf von seinem Tod."

    Ah OK, dann hatte ich das Zitat falsch verstanden. Ich selber hatte das bisher gar nicht gewusst, dass Napoleon italienische Vorfahren hatte und dass sogar sein Vater mit den Genuesern gegen die Franzosen gekämpft hatte.

    Ja richtig, die Geschichte wäre dann vielleicht ganz anders verlaufen. Tolstoi würde zwar wahrscheinlich argumentieren, dass dann wohl ein ähnlicher Feldherr wie Napoleon gekommen wäre. Das mag sein, aber ich denke, dass es manchmal auch Scheidepunkte in der Geschichte gibt, von wo aus sie dann tatsächlich ganz anders verläuft.

    OK, dann war Miss Phoebe vielleicht eine Vorläuferin der heutigen Veganer und ihrer Zeit weit voraus...


    Noch eine etwas widersprüchliche Beschreibung von Molly, diesmal von Lady Harriet:


    "Sie sind ein wildes Geschöpf, und ich würde Sie gern zähmen. Kommen Sie, setzen Sie sich auf den Hocker neben mich."



    Roger erscheint wie der helfende Ritter.

    Hm, ihr Ritter ist eigentlich zumindest bald danach schon wieder Osborne ("Mollys zaghafte Mädchenphantasien weilten bei dem unbekannten Osborne, der bald ein Troubadour, bald ein Ritter war"), während Roger für sie bald schon die Rolle als 'Papst' einnimmt:


    "Jedes siebzehnjährige Mädchen, das überhaupt nachdenkt, neigt dazu, aus dem ersten Menschen, der ihm ein neues oder weiter gefasstes Pflichtbewusstsein nahebringt als das, von dem es sich bisher unbewusst hat leiten lassen, einen Papst zu machen. Solch ein Papst war Roger für Molly."


    (übrigens eine interessante Theorie, die Gaskell hier aufstellt)

    Roger musste sich dafür allerdings nicht gerade besonders anstrengen:


    "Dabei hatte er nur ein paar Gedanken kurz und bündig formuliert." :grin

    Die Schlacht von Borodino hatte ich auch schon im Voraus gelesen. Von der atmosphärischen Stimmung her fand ich die Beschreibung von Austerlitz noch etwas besser, aber sehr interessant finde ich die geschichtlichen und strategischen Überlegungen im Vorfeld und nach der Schlacht. Und ja, Pierre als Katastrophentourist ist wirklich sehr leichtsinnig.

    Witzig fand ich im Kapitel XXVI (S. 1037) die Bemerkung über Napoleon:

    „Mit der den Italienern eigenen Fähigkeit, den Gesichtsausdruck nach Belieben zu ändern, nahm er eine Miene gedankenvoller Zärtlichkeit an, während er dicht an das Bild herantrat.“

    Italiener, so so. :grin

    Bei Wikipedia steht dazu: "He was born Napoleone di Buonaparte (...) in Corsica to a relatively modest family of Italian origin from minor nobility."; "Napoleon I, the son of Genoese nobleman Carlo Buonaparte." In Russland wurde er anscheinend auch oft Buonaparte genannt, mit 'u'.

    „Napoleon ritt über das Feld, sah sich tiefsinnig die Gegend an, nickte beifällig oder schüttelte den Kopf, und ohne die Generäle seiner Umgebung an den tiefsinnigen Gedankengängen teilnehmen zu lassen, auf Grund deren er endlich zu seinen Entschlüssen gelangte, teilte er ihnen nur die aus diesen Gedankengängen gewonnenen endgültigen Schlußfolgerungen in Form vom Befehlen mit.“

    (...) als es im Vergleich von Bayern und Preußen heißt (sinngemäß aus dem Gedächtnis zitiert): „Der Preuße spricht den ganzen Gedankengang mit, der Bayer gibt nur das Ergebnis bekannt.“ :chen

    ... aber sicherlich hatte er auch bairische Vorfahren. Mia san mia!

    Gerne; würde mich interessieren, was da steht. Die Seitenangaben zu meinen 6 Zitaten sind 387 - 374 - 358 - 360 - 369 - 388.

    Übrigens hatte ich meine eigenen Notizen in einem Fall nicht lesen können und falsch zitiert; es heißt korrekt "hochwohlgeborener Haufen". Mit Altenglisch bin ich nicht so vertraut; vielleicht heißt es da "high-flying heep" oder so... (nicht ernst gemeint)

    Stimmt, eventuell sind das im Original gar keine Alliterationen; sie klingen aber im Deutschen ungewöhnlich genug, dass man vermuten kann, dass es auch im Original Alliterationen sind und dann unter Beibehaltung der Alliteration vielleicht etwas frei übersetzt wurden.


    Osbornes 'Wenns' und 'Sobalds' sind richtig tragisch:


    "Wenn... wie ich diese 'Wenns' hasse! (…) Mein Leben war gegründet auf lauter 'Sobalds', und erst haben sie sich zu 'Wenns' gewandelt, und dann sind sie ganz verschwunden. Es hieß immer: 'Sobald Osborne seine Auszeichnungen hat' und darauf: 'Wenn Osborne vielleicht...' und dann gar nichts mehr. Zu Aimée sagte ich: 'Sobald meine Mutter dich kennenlernt...', und jetzt heißt es: 'Wenn mein Vater sie sähe...', mit der äußerst geringen Wahrscheinlichkeit, dass dies jemand stattfindet."


    Ziemlich schlau und erfolgversprechend, wenn auch nicht besonders nett, ist die Strategie des Herzogs von Wellington:


    (Roger:) "Der Herzog von Wellington soll grundsätzlich nie einen Rat erteilt haben, wenn er nicht seine Befolgung durchsetzen konnte; ich kann das nicht, und du [Osborne] weißt genau, alter Junge, dass du meine Ratschläge nicht befolgst."


    PS: Danke Tante Li , für den Wrangler-Link!

    Miss Gibson hasst sich selbst? Davon hatte ich bisher nichts gemerkt:


    "Wenn ich eines hasse, dann, wenn jemand den Eindruck erwecken will, er verkehre mit vornehmen Leuten auf vertrautem Fuß." :S


    Der Adel schätzt sich teilweise selber nicht besonders hoch ein, zumindest in Person von Lady Harriet:


    "Ach, spiel nicht den weltfremden Gelehrten, du weißt, dass wir [die Adligen] Schaustücke und Sehenswürdigkeiten sind."


    Und manche Politiker haben es auch nicht nötig, besonderes Engagement zur Schau zu stellen, wie Lord Hollingford hier:


    "Mir ist es wirklich völlig gleichgültig, ob ich im Parlament sitze oder nicht."



    Weiß jemand zufällig, wie es historisch gesehen zur Bezeichnung (Senior) Wrangler gekommen ist? Im Wörterbuch finde ich dafür die Übersetzungen "Streithahn" und (amer. Engl.) "Cowboy". Passt nicht so ganz zu Roger.


    Interessante Alliterationen, die Gaskell verwendet, z.B. "hochbegabter Haufen" oder "pünktlicher Pöbel". Dazu kommen dann noch "streunender Adel", "unbrauchbare Wissenschaftler", "Ladungen voller Damen", eine "flatternde" Lady Harriet, und Lords, die "tanzen wie ein Bär". Man kommt sich vor wie im Zoo! :sehrverdaechtig

    Mit Cynthia geht es gleich schlagfertig weiter:


    "Ich verbürge mich dafür, dass Molly sich nicht in einen Kirschbaum setzt, und Molly passt auf, dass ich nicht undamenhaft die Treppe hinaufsteige. Ich werde so lammfromm hinaufschreiten, als wäre ich soeben in die Gesellschaft eingeführt worden und schon auf dem Osterball gewesen."


    Molly dagegen wird etwas widersprüchlich gezeichnet, finde ich:


    "Molly, die Gewissenhaftigkeit und Sauberkeit in Person"

    "Ihr rebellisches Herz bäumte sich auf" (Abschnitt 3)

    "...antwortete Molly lebhaft und mit einem Gran Bosheit im Hinterkopf"


    Mr. Gibson hat mit seinem Gähnanfall eine fast unbesiegbare Waffe:


    "Aber ich möchte den Mann sehen, der bleibt, wenn ich einen Gähnanfall habe. (…) Freut mich, dass ich ihm ins Gesicht gegähnt habe." (…)

    "Wenn du deinen Mund so weit aufgerissen hast, Papa, wie du es manchmal tust, würde ich das nicht nur einen 'Wink' nennen", meinte Molly. "Und wenn du bei seinem nächsten Besuch einen Chor von Gähnern brauchst, schließe ich mich gern an. Du auch, Cynthia?" :schnarch :schnarch :schnarch

    :) Das war auch im Wesentlichen scherzhaft von mir gemeint, mir gefällt Gaskells Stil ja auch deutlich besser als der der meisten heutigen Romane; wobei ein gewisser Zusammenhang zwischen Romanen generell und "Klatschen" wohl nicht 100%-ig widerlegt werden kann.


    "Ja, was man so von den Heldinnen aus der Geschichte hört... Ich bin zum großen, raschen Handstreich fähig, zu einer Anstrengung, der die Entspannung folgt, aber stetige, alltägliche Güte geht über meine Kräfte. Ich muss ein moralisches Känguruh sein."


    Da kann man ja gespannt sein, was im weiteren Handlungsverlauf von Cynthia noch kommt. Ihre Schlagfertigkeit ist jedenfalls schon mal unterhaltsam:


    "Molly und ich wissen erst nach Ostern, wie man sich auf einer Kartengesellschaft benimmt."



    Mrs. Gisbon kann Osbornes Aussagen sehr schön interpretieren:


    "Hast du gehört, wie er sagte, er wolle seinen Vater jetzt nicht allein lassen, werde sich aber freier fühlen, sobald sein Bruder Roger aus Cambridge zurück sei? Genausogut hätte er sagen können: 'Wenn Sie mich dann zum Essen einladen, komme ich sehr gern.' "


    Sie selbst ist im gleichen Atemzug aber ebenfalls subtil wie ein Vorschlaghammer:


    "Und dich, Molly, mein Liebchen, werde ich auch nicht vergessen, das weißt du. Nach einiger Zeit, wenn Roger Hamley seine Pflicht erfüllt hat (…), laden wir auch ihn zu einem ruhigen, kleinen Dinner ein."

    Bisher habe ich immer versucht, Mrs. Gibson zu verstehen, mich in ihre Situation hineinzuversetzen und sie zu entschuldigen, aber so langsam grausts mich schon bei dem einen oder anderen Zitat von ihr; vor allem, wie zynisch sie über die tödliche Krankheit von Mrs. Hamley spricht:


    "Das zieht sich aber lang hin mit ihr! Papa hat nicht damit gerechnet, dass sie es nach diesem Anfall nur halb solange machen würde. (…) Unsinn! du bist keine Verwandte, du brauchst es dir nicht so zu Herzen zu nehmen. (…) Wir müssten das ganze Leben lang dasitzen und Däumchen drehen, wenn wir nichts mehr unternähmen, bloß weil jemand stirbt."


    An dem letzten Satz ist ja im Prinzip etwas dran, aber es sterben doch nicht ständig so nahestehende Personen wie Mrs. Hamley. Und dass sie dann Molly zwingen will, zu dem Tanz zu gehen...



    Ein paar sehr schöne Formulierungen gibt es in diesem Abschnitt wieder, z.B. hier:


    "Aber das breite rote Gesicht des Squire war bei diesen Worten, die seine Angst verleugneten, ganz abgehärmt vor Sorge und mitgenommen von der Anstrengung, die Schritte des Schicksals zu überhören."


    "So kehrte Molly aus der Stille und verhaltenen Schwermut von Hamley Hall zurück nach Hollingford in eine Atmosphäre alles durchdringenden Schwatzens und Klatschens."


    Wobei Gaskell eigentlich im Grunde genommen auch nicht so viel anderes macht... ^^ Aber sorry, soll keine Kritik an ihr sein; ich finde das Buch ja auch recht interessant.

    Hm, ist Miss Phoebe Veganerin? Wenn sie das, was sie sagt, konsequent meint, müsste sie das sein; zumindest dürfte sie keinen Honig essen:


    " 'Wie undankbar von den Menschen, sich an ihrem Honig [von den Bienen] gütlich zu tun!' Sie seufzte bei diesem Gedanken, als wäre er gar zu unerträglich für sie."


    Interessant, dass Osborne durch seine "Zartheit" älter wirkt statt jünger; ich wäre eher vom Gegenteil ausgegangen (aber OK, diese Art von "Zartheit" wird hier auch mit Zerbrechlichkeit und Erschöpfung in Verbindung gebracht).


    "Diese offenkundige Zartheit ließ ihn älter wirken, als er war."


    Dagegen hat er die Fähigkeit, gedanklich zu schielen (?).


    "dass Osborne in dem Gespräch, das er mit seiner Mutter führte, gedanklich nach ihr, Molly, schielte."


    Immerhin wird er bald darauf von Molly "in ihrer Vorstellung schon wieder auf seinen Thron gesetzt". :S

    Okay, das Zitat an sich hatte ich schon verstanden; ich hatte mich etwas falsch ausgedrückt: Miss Browning "beißt" sich nicht selbst, aber sie schadet sich selbst durch ihren "Biss" (wenn das Zitat in diesem Kontext so gemeint ist). Aber da scheinen mir Situation und Zitat nicht so ganz kongruent zu sein, deshalb hatte ich gefragt; vielleicht hätte Gaskell da auch ein passenderes Zitat finden können. :)


    Noch ein nettes Zitat von Lady Harriet:


    "Sagen Sie die Wahrheit, jetzt und immerdar. Die Wahrheit ist im allgemeinen wenigstens amüsant."


    Ganz schön mutig ist Molly gegenüber Harriet, als diese ihre Besuchsabsicht ankündigt; so hatte ich Molly dann doch nicht eingeschätzt:


    "Nein, bitte nicht (…). Sie dürfen nicht kommen, auf keinen Fall." :wow


    Mollys Held zu sein, ist jedenfalls ziemlich anstrengend - man muss sich bei Mahlzeiten mehr oder weniger mit einer Handvoll Erbsen und Wasser zufriedengeben können (siehe Anmerkung Nr. 34). Aber OK, immerhin kann man dann noch der poetische Held sein, wenn auch nicht der ritterliche.


    Und wieder was gelernt, vor welchen Lebensmitteln man sich fernhalten sollte:


    "Meine Schwester (…) hat Kopfweh - vor Aufregung, nehme ich an; sie behauptet, es käme vom frischen Brot."

    Nach einiger Zeit habe ich das Buch mal wieder zur Hand genommen, bin bis S. 210 gekommen und schaue mal, ob ich es schaffe, euch noch hinterherzuhinken.

    Wobei Lady Harriet mich auch überrascht hat. Ob von der noch etwas zu erwarten ist?

    Die "furchterregende" Lady Harriet und ihren Dialog mit Molly finde ich wirklich sehr interessant:


    "Ich bin zu bequem, (...) um Fallen zu umgehen. Außerdem bewundere ich die Schläue, mit der sie aufgestellt werden."

    " 'Pecksy' und 'Flapsy' habe ich [die Misses Browning] genannt"

    "Da kommt der Tee, gerade rechtzeitig, um mich vor allzu großer Demut zu bewahren."


    'Pecksy' und 'Flapsy' (die Misses Browning) sind auch ein nettes Gespann:


    "Phoebe soll lieber nichts davon erfahren, sie hält mich nämlich für unfehlbar, und wenn wir zu zweit sind, kommen wir besser aus, wenn eine von uns glaubt, die andere könne nichts falsch machen."

    Recht erfrischend fand ich den Heiratsantrag, der heute wohl durch kein Lektorat mehr durchgehen würde.

    ^^schön ausgedrückt


    Auf S. 193 verstehe ich das Zitat nicht ganz:


    'Der Mann genas bald von dem Biß;

    Es war der Hund, der starb"


    Wahrscheinlich, weil Miss Browning aus Versehen Molly aufmerksam macht anstelle von Phoebe, statt andersherum; sie "beißt" also letztlich sich selbst statt Molly, aber so ganz scheint mir das Zitat so nicht zu passen.

    Pierre hat sich wohl auch schon für andere merklich geändert: früher kam er mir im Umgang "plumper" und nicht so gewandt vor; das scheint sich etwas gelegt zu haben:


    "Entstand ein ernstlicher Streit, so stellte er schon allein durch sein gutmütiges Lächeln und durch ein wohlangebrachtes Scherzwort den Frieden wieder her. Die freimaurerischen Tafellogen waren öde und langweilig, wenn er nicht da war."


    Etwas unrealistisch sind seine idealistischen Vorstellungen:


    "Hatte er denn nicht von ganzem Herzen gewünscht, in Russland die Republik einzuführen, oder selbst ein Napoleon zu werden, oder ein Philosoph, oder ein Feldherr, der durch seine überlegene Taktik diesen Napoleon besiegte?"


    Interessant sind seine Gedanken darüber, wie die Menschen sich von ihren Problemen ablenken (da erkannt man z.B. auch Andrei mit seiner politischen Tätigkeit wieder, oder die Jäger mit ihren teuren Jagdtieren):


    "Und es wollte ihm scheinen, dass es alle Menschen ähnlich machten wie solche Soldaten: sie suchten sich vor den schweren Fragen des Lebens zu retten, der eine durch Ehrgeiz, ein anderer durch Kartenspiel, ein anderer durch Abfassen von Gesetzen, ein anderer durch Weiber, ein anderer durch Spielereien, ein anderer durch Pferde, ein anderer durch die Politik, ein anderer durch den Wein, ein anderer durch Amtstätigkeit. 'Da ist nichts wertlos und nichts wichtig; es ist alles gleich: wenn ich mich nur vor jenen schweren Fragen rette, so gut ich es vermag!' "


    Anatol ist ja wirklich eine positive Person: schon allein durch seine Ankunft kann er Julja Karagina von ihrer sehr schweren Melancholie, fast schon Depression, heilen :):


    "Gerade zu dieser Zeit (…) erschien Anatol Kuragin in Moskau (…), und Julja gab auf einmal ihre Melancholie auf, wurde sehr heiter (…)"


    *Ironie aus*

    Hallo PMelittaM, schön, dass du wieder geschrieben hast! Wie schon mal gesagt, habe ich ein paar Kapitel im Voraus gelesen, kenne also manche Stellen, von denen du geschrieben hast.


    Zu der Krankheit Nataschas kann ich nicht viel sagen, weil ich kein Mediziner bin, aber sie leidet wohl an den Auswirkungen davon, dass sie kaum isst und schläft und in großer innerer Anspannung ist. Ihre psychische Situation bewirkt also wohl Erkältungssymptome ("dass sie … viel hustete"), vielleicht auch Kreislaufschwäche etc. Die Schilderung, wie die Ärzte und Angehörigen sich um sie kümmern, ist jedenfalls mal wieder sehr humorvoll:


    "Und was hätten wohl Sonja und der Graf und die Gräfin angefangen, und wie elend würden sie ausgesehen haben, wenn sie nichts für die Kranke zu tun gehabt hätten, wenn nicht diese nach der Uhr einzugebenden Pillen (…) gewesen wären und all die übrigen vom Arzt vorgeschriebenen Einzelheiten der Lebensweise, deren Beobachtung allen Familienmitgliedern Beschäftigung und Trost gewährte? Wie hätte der Graf die Krankheit seiner Lieblingstochter ertragen können, wenn er sich nicht gesagt hätte, dass ihn diese Krankheit schon Tausende von Rubeln gekostet habe (…). Was hätte die Gräfin angefangen, wenn sie nicht hätte die kranke Natascha manchmal ausschelten können, weil diese die Anordnungen des Arztes nicht genau befolgte?

    "Auf die Art wirst du nie gesund werden", sagte sie und vergaß über dem Ärger ihren Kummer, "wenn du dem Arzt nicht gehorchst und nicht pünktlich die Arznei einnimmst! Damit ist nicht zu spaßen; denn es kann sich bei dir eine Pneumonie herausbilden", sagte die Gräfin, und schon im Aussprechen dieses ihr (und nicht allein ihr) unverständlichen Wortes fand sie einen großen Trost. (…)

    Ja sogar Natascha selbst sagte zwar, ihr könne keine Arznei helfen und das seien lauter Torheiten; aber auch ihr machte es Freude, dass sie immer zu bestimmter Zeit ihre Arznei einnehmen musste, und es machte ihr Freude, zu sehen, dass die anderen um ihretwillen solche Opfer brachten. Und auch das machte ihr Freude, dass sie mitunter durch Vernachlässigung der ärztlichen Vorschriften zeigen konnte, sie glaube an keine Heilung und lege auf ihr Leben keinen Wert."


    L'Russe Besuhof; Le empereur: :lache

    (Le empereur Napoleon geht ja noch, finde ich, sprachlich gesehen gerade so. Aber L'russe?


    Der Kriegsrat ist tatsächlich kurios, z.B. hier:


    "Pfuel aber, wie ein bei einer Rauferei hitzig Gewordener schließlich auf seine eigenen Freunde losschlägt, schrie ärgerlich seinen Parteigänger Wolzogen an"

    Und zweitens fand ich es richtig faszinierend, wie viele Hunde man doch zum Jagen mitgenommen hat.

    Meine Güte :yikes, das ist auch besser so; da bricht ja schon fast ein Nachbarschaftskrieg aus, weil es nicht der eigene Jagdhund war, der die Jagd gewonnen hatte - nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Wolfsjagd komplett erfolglos gewesen wäre... :gewitter

    (die Anzahl der Hunde macht hier wohl den Unterschied zwischen Krieg und Frieden)

    aber in dieser Zeit (…) lässt das Nikolai doch sehr verantwortungslos dastehen, zumal er ja, wie gesagt, der Schuldige ist, mit der dämlichen Kartenspielerei.

    Nikolai hat natürlich seinen Anteil an der Notlage, aber mir kommt es so vor, als ob das finanzielle Problem viel umfassender ist und dass es hauptsächlich an der mangelnden Fähigkeit seines Vaters, mit den Finanzen umzugehen, liegt. Ich zitiere auch nochmal aus der Zusammenfassung von M. Sommer:


    "... der Familie Rostow, bestehend aus dem alten Grafen, der supernett ist und deshalb nie Kohle hat [und] seiner Frau, die nicht so nett, aber genauso verschwenderisch ist..." :)


    Mich wundert, dass Nikolais Mutter ihn anscheinend zwingen will, sein Versprechen zu brechen, Sonja zu heiraten, und dass sie dann wohl auch bereit ist, das Sonja gegenüber zu vertreten (obwohl man ihre finanzielle Notlage natürlich verstehen kann). Oder hat Nikolai ihr vielleicht gar nicht von dem Versprechen erzählt, weil er angenommen hatte, dass ihr das egal wäre? Oder hat er ihr nicht von dem Versprechen erzählt, weil es ihm peinlich war, oder weil er wusste, dass er selbst es evtl. nicht einhalten würde?

    Hallo an dieser Stelle nochmal an alle Beitragsschreiber. :)

    Ja stimmt, ich bin mir sicher, dass man in der Zukunft über uns die Hände über dem Kopf zusammenschlagen wird und sich wundern wird, wie dumm und eingebildet wir waren.


    Zu Verdi: klassische Musik mag ich, aber Vokalmusik/Opern in der Regel nicht. Den (vielleicht nicht so sehr bekannten) Beginn des marcia trionfale aus Aida finde ich sehr schön:


    http://www.youtube.com/watch?v=AssDQbaIP_I


    (An meinem Geburtsort wurde nach jedem Tor der Fußballmannschaft der Triumphmarsch aus den nahegelegenen Stadionlautsprechern gespielt, bis Verdi irgendwann vom "Anton aus Tirol" den Rang abgelaufen bekam...)


    In diesem Abschnitt findet sich die wohl beste Beschreibung von Langeweile, die ich bisher gelesen habe (Kap.9):

    " 'Ach, Nikita, bitte, geh doch hin...' ('Wohin könnte ich ihn nur schicken?', dachte [Natascha] ) 'Ja, geh doch auf den Wirtschaftshof und hol mir, bitte, einen Hahn (…)' (...) 'Was soll ich nur anfangen? Wohin soll ich nur gehen?', dachte Natascha, während sie langsam den Korridor entlangging. (...) Nachdem sie so gleichsam ihr Reich durchwandert, ihre Macht erprobt und sich überzeugt hatte, dass alle ihr gebührendermaßen gehorchten, das Leben aber trotzdem langweilig war (…)"

    :wave Hallo an alle, die in den letzten Tagen im nächsten Abschnitt geschrieben haben; danke für eure Beiträge! Schreibend bin ich noch in diesem Abschnitt, aber ich werde wohl in absehbarer Zeit auch am nächsten Abschnitt mitschreiben.


    Noch mehr Humorvolles von Berg und Wjera:


    "Wjera, die in ihrem klugen Kopf zu dem Resultat gelangt war, Pierre müsse mit einem Gespräch über die französische Gesandtschaft unterhalten werden, brachte sofort diesen Gegenstand aufs Tapet. (…) Berg war zufrieden und glücklich (…); aber (…) es mangelte noch ein lautes Gespräch unter den Männern und ein Streit über irgendeinen wichtigen, ernsten Gegenstand. Ein solches Gespräch hatte nun der General angefangen, und Berg beeilte sich, Pierre zu diesem Gespräch mit heranzuziehen."


    Tolstoi hat Natascha also durchschaut (und nicht nur sie) und auch ihre Naivität erkannt:


    "Sie kehrte an diesem Morgen wieder zu dem Zustand zurück, in dem sie sich am wohlsten fühlte: und dieser Zustand bestand darin, dass sie sich selbst liebte und von sich selbst entzückt war. 'Was für ein reizendes Wesen ist doch diese Natascha!', sagte sie wieder von sich selbst"

    "In Nataschas Augen waren alle auf dem Ball Anwesenden insgesamt gute, liebenswürdige Menschen und alle liebten einander von Herzen. Niemand war imstande, einem anderen zu kränken, und somit mussten sie alle glücklich sein."

    Dazu gibt es nette Beschreibungen von Pierre und Berg:


    " 'Ich bin gerade bei der Arbeit', fügte [Pierre] hinzu und zeigte auf sein Heft mit der Miene, mit welcher unglückliche Menschen auf ihre Arbeit ansehen, durch die sie sich aus dem Elend des Lebens zu retten suchen."

    "Berg rechnete sein Leben nicht nach Jahren, sondern nach den Avancements" :)