Beiträge von magister wigbold

    vev

    Um das zu beenden: Nun, vev, an der Aussage erstaunt mich natürlich gar nichts. Hatte ich auch gar nicht gesagt. Er hatte in diesem Falle recht und der Kontext ist klar. Wärest du durch die sozialistische Schule gegangen, so hätte dich aber vermutlich ebenfalls erstaunt, dass der Text in einem DDR Schulbuch steht. Allein darum ging es jetzt. Es landeten schon Texte auf dem Index, die harmlosere Sätze enthielten als besagten Gedanken Heines, der eine eindeutige Kritik an der historischen Mission der Arbeiterklasse ist. ;) So zumindest hätten es Ideologen oder Kulturbonzen vom Schlage eines Kurt Hager gesehen.

    Den gesamten Text Döblins kenne ich übrigens gar nicht, nur einen kurzen Absatz als Zitat im Klappentext zu meiner Ausgabe von Heines "Reisebriefen".


    Apropos Schulliteratur: Natürlich hatten wir in der Abiturstufe auch Klassik ohne Ende. Nicht nur Faust I, sondern auch Faust II, Hamlet, Wallenstein usw.

    Ein besonders abstoßendes Beispiel von stalinistischer Ideologie war "Neuland unterm Pflug". Wenn man wusste, wie viele Opfer die Zwangskollektivierung gekostet hat und dann dieses durchaus raffiniert und sehr gekonnt geschriebene Werk liest, konnte einem wirklich übel werden ...






    Bei uns im Osten wurde freilich auf die historischen Hintergründe ausführlich eingegangen, das bot sich natürlich auch an, passten die Umstände doch gut zur Ideologie. Trotzdem staunte ich nicht schlecht, als ich in einem anderen Text Heines, der im Deutschbuch stand, auf die Bemerkung stieß, die Herrschaft der Fürsten sei schon schlimm, aber nichts sei schlimmer als "Pöbelherrschaft". Er hatte die Sklaverei in den Südstaaten gemeint. "Er war ein Zoon politicon. Die Dinge, die um ihn vorgingen, gingen ihn etwas an" (Döblin)


    Warum ein Vermerk in der Schulakte, vev?

    Tatort eben. Wichtiges Thema, RB stehen exemplarisch für Sekten jeglicher Coleur. Szenario vermutlich ganz dicht an der Realität. Am Schluss ein Schuß Waco. Und Waco wirkte weiter: Oklahoma 1995.

    Ambitioniert.

    Durchaus anspruchsvoll.

    Muss ich aber nicht haben am Sonntagabend. Präferiere einen Zoo-Plot à la „Schlangengrube“ letzte Woche, aber das ist Ansichtssache ... ;)

    Nun, da ich noch die DDR-Schule durchlaufen bin, sind die Eindrücke so gespalten wie es das Land damals war. Mit Grausen erinnere ich mich z.B. an „Die Mutter“ von Gorki. Es ging nicht um die Ideologie, das war sekundär, nein, hier hätte der „Mord am Leser“ durch tödliche Langeweile zu einem Tatbestand gemacht werden müssen. Aber es gab auch durchauch einen ideologisch gefärbten Pageturner: „Die Abenteuer des Werner Holt“, den jeder Zehntklässler lesen musste und mit dem sich Noll möglicherweise ein klitzekleines Plätzchen in der deutschen Literaturgeschichte sicherte – quasi als Porträt der Flakhelfergeneration.

    Dann aber kamen in der Abiturstufe die „Buddenbrooks“ von Thomas Mann. Die haben mich damals glatt vom Hocker gehauen ... :anbet

    Das große "Die Brüder Karamasow" steht noch aus, und es ist etwa 1000 Jahre her, dass ich Dostojewski las. Großartig und einzigartig, aber du brauchst Zeit für ihn. Ich selbst musste in der Stimmung sein für ihn. Als Einstieg empfehle ich: „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus (Kellerloch).“ Nicht nur Nietzsche war begeistert. ;) „Der einzige Psychologe, von dem ich noch etwas zu lernen hatte“, schrieb er nach der Lektüre.

    Gilt als Schlüssel für sein Gesamtwerk.

    Ich fand es grandios, zumal es in die Tiefe geht und trotzdem keine Längen hat.

    Sieh mal einer an! Ich sah ihn vor 1000 Jahren in einem Interview, kurz nachdem "Die Geheimnisse von Pittsburgh" ein Bestseller geworden waren. Er war damals etwa 24, glaube ich. Ich nahm Abstand, kam er doch geradezu megaloman rüber: "... Und vielleicht kann ich so ein Vorbild für die Jugend der ganzen Welt sein", sprach er da allen Ernstes ins Mikro.

    Aber vielleicht ist er doch ein großer Autor. Werde ihn auf jeden Fall mal auf meine Liste setzen ...

    Hallo MacOss,


    herzlich willkommen! Ich beobachte das interessante Forum auch schon lange - quasi als Flüchtling der verstorbenen Amazonforen. So von Berliner zu Berliner: Mit 50 wirst du hier im Schnitt sein, schätze ich.

    Gruß

    Ich freue mich, weil dieses herrliche Gedicht so schön zu diesem Faden passt:


    Sozusagen grundlos vergnügt


    Ich freu mich, daß am Himmel Wolken ziehen

    Und daß es regnet, hagelt, friert und schneit.

    Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit,

    Wenn Heckenrosen und Holunder blühen.

    – Daß Amseln flöten und daß Immen summen,

    Daß Mücken stechen und daß Brummer brummen.

    Daß rote Luftballons ins Blaue steigen.

    Daß Spatzen schwatzen. Und daß Fische schweigen.

    Ich freu mich, daß der Mond am Himmel steht

    Und daß die Sonne täglich neu aufgeht.

    Daß Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,

    Gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter,

    Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn.

    Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehn!

    Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn.

    Ich freue mich vor allem, daß ich bin.

    In mir ist alles aufgeräumt und heiter:

    Die Diele blitzt. Das Feuer ist geschürt.

    An solchem Tag erklettert man die Leiter,

    Die von der Erde in den Himmel führt.

    Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,

    – Weil er sich selber liebt – den Nächsten lieben.

    Ich freue mich, daß ich mich an das Schöne

    Und an das Wunder niemals ganz gewöhne.

    Daß alles so erstaunlich bleibt, und neu!

    Ich freu mich, daß ich . . . Daß ich mich freu.


    Masha Kalèko


    Und ich freue mich, dass ihr diese hübsche Sammlung von Smileys so ausgiebig nutzt


    :)     :wave



    Auf ZDF läuft gerade "Beck". Die Serie nach den legendären Kriminalromanen von Sjöwall/Wahlöö ist nicht mehr dieselbe nach dem Abgang von Mikael Persbrandt, der die ebenso starke wie widersprüchliche Figur des Gunwald Larsson verkörperte, aber heute schon mal ein starkes Intro (die Gewalt bricht urplötzlich und unangekündigt herein). Ich bin gespannt ...