Beiträge von Rosebud

    Selbstjustiz

    Tiefer Fjord, Thriller von Ruth Lillegraven, EBook 329 Seiten, erschienen im List-Verlag.

    Die Thriller-Sensation aus Norwegen

    In einer Klinik in Oslo wird ein kleiner Junge von seinem Vater eingeliefert, kurz darauf verstirbt er an seinen Verletzungen. Haarvard der diensthabende Arzt ist überzeugt, dass es sich um Kindesmisshandlung handelt. Kurz darauf wird der Vater, ein pakistanischer Einwanderer in einem Gebetsraum der Klinik erschossen aufgefunden. Zwei weitere Morde geschehen und jedes Mal handelt es sich um Eltern, die nachweislich ihre Kinder misshandelten.
    Haarvards Frau Clara, ist Politikerin und will einen Gesetz auf den Weg bringen, dass misshandelte Kinder vor deren Eltern schützt, doch ihre Bemühungen sind vergebens. Bald schon ist Haavard verdächtig und Clara muss ihn entlasten. Doch auch sie hat eine dunkle Vergangenheit.
    Das Buch besteht aus vier Teilen, die sich in 75 Kapitel in überschaubarer Länge gliedern. In verschiedenen Zeitebenen wird die Story aufregend und hochspannend erzählt. Jedes Kapitel aus der Sicht eines anderen Charakters, Haarvard, Clara, Sabiya und auch Leif, der Vater Claras erzählen in der Ich-Form. Dadurch hat es die Autorin hervorragend geschafft, die gesamten Geschehnisse in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart von allen Seiten zu beleuchten, der Leser bekommt dadurch tiefen Einblick in die Handlungsweise und Innenansichten der Figuren. Obwohl schon zur Hälfte des Buches klar ist, wer für die Morde verantwortlich ist, büßt das Werk in keinster Weise Spannung ein, es beginnt mysteriös und durch geschickte Wendungen bleibt es unglaublich aufregend bis zum unvorhergesehenen Ende. Sogar der allerletzte Satz konnte mich noch verblüffen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dem Buch ein weiterer Teil folgen könnte.
    Häusliche Gewalt an Kindern ist ein wichtiges Thema und so hat es Lillegraven geschafft ein heikles Thema zum Hintergrund für ihren ersten Thriller zu machen. Auch mich hat das emotionale Thema mitgerissen und tief berührt. Lillegraven findet die richtigen Worte, z.B. die Beerdigung von Lars, dem kleinen Bruder von Clara war so gut geschildert, ich habe den Kummer und die Trauer regelrecht mitfühlen können. Die einzelnen Figuren sind präzise herausgearbeitet, ganz besonders Clara, bei der Lektüre wird deutlich wie wichtig und auch warum, der zweifachen Mutter der Gesetzesentwurf ist, gleichzeitig hat sie mit ihren eigenen Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen. Die politischen Zusammenhänge haben mich persönlich nicht so sehr interessiert, da ich kein Fan von Politthrillern bin, aber es blieb für mich in einem erträglichen Rahmen. Landschaftsbeschreibungen ziehen den Leser hinein in diese Geschichte. Die Faszination dieser einzigartigen Natur ist in jedem Satz greifbar, das ist der Autorin gut gelungen.
    Ein Thriller der unheimlich viel bietet, politische Zusammenhänge, Gesellschaftskritik, Rassismus, eine gute Story in düsterer skandinavischer Umgebung, häusliche Gewalt. Der Wechsel der Zeitebenen hat mich anfangs verwirrt, da aber die Kapitel auch mit Jahreszahlen versehen sind gewöhnt man sich daran. Eine unbedingte Leseempfehlung und von mir 8 Punkte.

    Nur die Schwester


    Fräulein Mozart und der Klang der Liebe, Romanbiografie von Beate Maly, erschienen bei Ullstein eBooks.
    Das Leben von Maria Anna Mozart, die stets im Schatten ihres berühmten Bruders stand.
    Maria Anna Walburga Ignatia Mozart, benannt Nannerl wurde am 30. Juli 1751 in Salzburg geboren, sie war die ältere Schwester des berühmten Musikers Wolfgang Amadeus Mozart. Obwohl sie ebenso talentiert wie ihr Bruder war, stand sie immer im Schatten desselben. Ihr Vater hatte stets nur den Sohn protegiert, er wurde als Musiker und Komponist ausgebildet, Nannerl durfte ihn jedoch nur musikalisch begleiten, seine Stücke spielen und bei vielen Reisen und Auftritten überhaupt nicht in Erscheinung treten. Sogar ihr Lebensglück hat sie für ihren Bruder geopfert. Trotzdem erzählt dieses Buch über die Liebe und Verehrung, die sie ihm stets entgegengebracht hat. Niemand konnte die Noten von Wolferl so leidenschaftlich wie sie spielen, denn nur Nannerl wusste was er beim Komponieren gefühlt hat.
    Das Buch besteht aus drei Teilen, die in 31 Kapitel gegliedert sind. Die einzelnen Kapitel sind in überschaubarer und angenehmer Leselänge. Der Überblick in der zeitlichen und räumlichen Abfolge ist durch die Datums- und Ortsangabe am Kapitelanfang gewährleistet. Das Buch besticht durch einen bildhaften und flüssigen Erzählstil, durch die Beschreibung von Kleidern, Frisuren und die Lebensart in damaliger Zeit, hat B. Maly ein hervorragendes Zeitkolorit geschaffen. Ganz besonders, welchen Stellenwert Frauen in der damaligen Gesellschaft hatten. Die Akteure waren ausführlich charakterisiert und beschrieben, so war es einfach, sich jede Figur genau vorzustellen. Somit kann ich der Autorin eine hervorragende Recherchearbeit bestätigen. Die Handlung ist stets nachvollziehbar und die Personen handeln authentisch. Muntere Dialoge z.T. in Mundart, besonders zwischen den Geschwistern, haben mir viel Lesefreude beschert.
    Ich bin eine Bewunderin von Mozarts Werken und habe schon einiges über ihn gelesen, doch da ist das Nannerl stets nur am Rande erwähnt worden. Mich hat diese Romanbiografie überzeugt und lässt mich mit Hochachtung über Maria Anna zurück. Hat sie sich doch auf eine reichlich unkonventionelle Art, noch ein Stück des Glücks geholt. Da es sich um eine Romanbiografie handelt, weiß der Leser natürlich nicht was tatsächlich mit den historischen Tatsachen übereinstimmt. Im Nachwort bestätigt die Autorin jedoch, dass gerade die von mir angezweifelten Szenen, sich tatsächlich so zugetragen haben.
    An einem einzigen Tag habe ich das Buch zu Ende gelesen, weil ich es einfach nicht aus der Hand legen konnte. Besonders gut gefallen hat mir, dass es im Prolog mit einer Geburt beginnt und im Epilog mit einer Geburt endet. Ich fühlte mich bestens unterhalten und habe noch einiges Wissenswerte dazugelernt. Sicher werde ich mich noch weiter mit dem interessanten Leben der Protagonistin beschäftigen.
    Eine absolute Leseempfehlung, besonders an die Leser die gerne mehr über die Schwester Mozarts erfahren wollen. Von mir 10 Punkte.

    Weiter geht's


    Ein neuer Anfang, Hebammensaga Teil 4 von Linda Winterberg, E-Book 299 Seiten, erschienen im Aufbau-Taschenbuchverlag.
    Der Abschluss der Hebammensaga
    Die Zeit des Wirtschaftswunders und des Aufbaus ist gekommen, auch Luise, Edith und Margot sind wieder an der Frauenklinik am Mariendorfer Weg beschäftigt. Luise hat die Position der Oberhebamme übernommen, Edith ist mit ihrer Familie aus der Schweiz zurückgekehrt und auch Margot ist wieder dabei. Eine neue Generation von Hebammen soll ausgebildet werden. Es bildet sich wieder eine Freundschaftsclique von drei jungen Frauen, die den verantwortungsvollen und schönen Beruf der Hebamme ausüben wollen. Jule, Ediths Tochter, die sich bewusst dafür und gegen ein Medizinstudium entscheidet, Marion eine ledige Mutter und Helga deren Eltern sie am liebsten in eine Haushaltungsschule schicken und bald verheiratet und damit versorgt sehen wollen. Die Prüderie der 50er Jahre und die damit verbundenen Umstände, treiben viele junge Frauen in die Hände sogenannter Engelmacherinnen. Mit vereinten Kräften versuchen die Hebammen, gebärenden Frauen und auch den ledigen Müttern beizustehen.
    35 Kapitel in angenehmer Länge, mit Ort und Datum überschrieben, ermöglichen es den Lesenden, sich flüssig und stets chronologisch korrekt durch das Buch zu lesen, viel zu schnell war ich wieder einmal bei den letzten Seiten angekommen. Schlagfertige Dialoge zum Teil in Dialekt machen den Roman lebendig. Ein bildhafter Erzählstil ermöglicht es das Setting und auch die Akteure stets vor Augen zu haben. Filme und Hits der 50er sind kursiv gedruckt und vermitteln ein authentisches Zeitkolorit.
    Leider konnte der 4. Teil der Hebammensaga bei mir nicht so punkten wie die vorangegangenen Bände, Wiederholungen und immer die gleichen Verwicklungen werden erneut zum Thema. Ein Spannungsbogen kann sich nicht richtig aufbauen, denn sich anbahnende Schwierigkeiten, werden in den jeweiligen Kapitel sofort abgehandelt. Eine mir wichtige Frage (Erklärung ohne Spoilern unmöglich) wird am Ende nicht geklärt. Einzig der Schluss brachte noch etwas Dramatik und Emotionalität in die Geschichte. Aufgefallen ist mir beim Lesen eine Kleinigkeit, der Hinweis auf Mutter Teresa, war zu dieser Zeit noch kein Thema. Gut dargestellt fand ich jedoch die Beschreibung, der Stellung der Frau in der Wirtschaftswunderära, das machte die 50er Jahre zum Jahrzehnt der illegalen Abtreibungen. Verhütung, bzw. Aufklärung waren Tabuthemen. Zwischenmenschliche Kontakte wurden als Verkommenheit diffamiert. Ungewollt und unverheiratete Schwangere und Mütter galten als unmoralisch und unreif, von den Eltern verstoßen, fanden sie oft nur noch in Erziehungsheimen ein Unterkommen, sie wurden von der Gesellschaft ausgegrenzt. Diese Themen werden in vorliegendem Roman allerdings sehr gut beschrieben, diese Information war mir bis dahin gar nicht richtig bewusst.
    Ich kann diesen vierten Teil der Saga, insgesamt gesehen, gerne empfehlen. Als Einzelband eher ungeeignet, da im Buch immer wieder aufs Vorgeschehen eingegangen wird. Von mir 7 Punkte.

    Die Seele des Bösen – Falsches Spiel, Thriller von Dania Dicken, EBook 286 Seiten, erschienen bei CreateSpace Independent Publishing
    Der 15. Teil der Sadie Scott Reihe
    Sadie feiert ihren 30. Geburtstag. Familie und Freunde sind versammelt um den Tag gebührend zu begehen, alle nur Sadies beste Freundin Tessa entschuldigt sich mit einer fadenscheinigen Ausrede. Auch in der folgenden Zeit scheint Tessa lieber ihre Zeit mit ihrer neuen Liebe Lindsay zu verbringen. Eines Tages jedoch erreicht Sadie ein panischer Anruf, Tessa bittet sie zu ihr zu kommen. Kurzentschlossen fliegt Sadie nach San Francisco und findet Tessa in einem jämmerlichen Zustand vor. Sie leidet unter Verfolgungswahn und eine toxikologische Untersuchung weist auf Drogenkonsum hin. Kann Sadie ihrer Freundin noch vertrauen und kann sie ihr helfen?
    Der 15 Teil der Sadie Scott Reihe hat mir wieder absolut begeistert, spannende, fesselnde Unterhaltung schon von Anfang an. Bis zum fulminanten Ende habe ich in diesem Fall mitgerätselt. Hier besticht die Autorin weniger durch dramatische Thriller-Elemente, als durch psychologische und emotionale Verwicklungen. Immer wieder stellte sich mir die Frage, ist es die Wahrheit was Tessa erzählt, kann man denn die verwirrte Freundin wirklich ernst nehmen? Da steht nun auf einmal die langjährige Freundschaft auf dem Spiel. So spricht doch am Anfang alles gegen Tessa und wer könnte hinter den perfiden Intrigen stecken die ihr passieren? Doch die Fakten sprechen bald für sich und Sadie beginnt zu recherchieren, durch hartnäckige Profiler-Arbeit schafft es die Heldin den psychologischen Hintergrund zu ermitteln, bei diesen raffinierten Schilderungen merkt man deutlich, dass Dania Dicken Psychologie studiert hat, die Aufklärung ist glaubhaft und nachvollziehbar und bringt dem Leser menschliche Abgründe erschreckend nahe.
    Als Fan dieser Reihe kennt man die Charaktere schon so gut und die treffend dargestellte familiäre Nähe und Verbundenheit hat mir wieder sehr viel Freude gemacht. Dania Dickens Charaktere sind voller Leben und auch sehr sympathisch, die Bösewichte jedoch sind erschreckend realitätsnah und beeindruckend angsteinflößend. So wird in diesem Teil am Ende schon ein erschreckendes Szenario für kommende Folgen heraufbeschworen. Vorliegenden Teil empfinde ich als Übergang zu den weiteren Teilen der Profilerin-Reihe.
    Ich wurde wieder bestens unterhalten und habe den Reader nur ungern aus der Hand gelegt, auch in den Lesepausen hat mich das Geschehen nicht losgelassen. In kürzester Zeit hatte ich das Buch fertig, so sollte sich Lesen anfühlen. Der vielversprechende Cliffhanger am Ende lässt mich schon auf den nächsten Teil fiebern.
    Eine absolute Leseempfehlung für Band 15 und die vorangegangenen 14 Teile ebenfalls um auf den vollständigen Lesegenuss zu kommen. 10 von 10 Sternen.

    Eine kleine Frau ganz groß


    Sturmvögel, Roman von Manuela Golz, 333 Seiten, erschienen im Dumont-Verlag
    Die Geschichte ihrer Großmutter diente der Autorin als Inspiration zu diesem Roman.
    Emmy wurde 1907 auf einer kleinen Insel in der Nordsee geboren, geliebt von ihren Eltern mit einer sehr strengen Großmutter. Als ihre Mutter stirbt und ihr Vater im ersten großen Krieg fällt, muss sie als Dienstmädchen in Berlin ihr Leben bestreiten, Schulbildung hat sie wenig genossen. In Berlin in den wilden 20er Jahren, lernt sie Hauke Seidlitz kennen, einen Sohn aus reichem Hause. Als sie schwanger wird, heiratet er sie. Das haben ihm seine Eltern mit ihrem Standesdünkel nie verziehen. Als Hauke in den 2. Weltkrieg ziehen muss, flüchtet sie vor der grässlichen Schwiegermutter und schafft es sich und ihre Kinder durchzubringen. Emmy nun im reifen Alter, bestimmt ihr Leben noch immer selbst. Da stoßen ihre Kinder auf ein Familiengeheimnis, die alte Dame scheint sehr vermögend zu sein. Doch die Kinder haben ihre Rechnung ohne die Mutter gemacht, noch immer weiß Emmy was sie will.
    Diese Geschichte hat mich zutiefst beeindruckt. Spannend und unterhaltsam wird in Rückblicken die Lebensgeschichte von Emmy erzählt. Flüssig, bildhaft und aus der Sicht der Protagonistin. 27 Kapitel in angenehmer Leselänge, einzeln mit Datum überschrieben, ist es für den Leser leicht die chronologischen Abläufe zu überblicken. Alle Figuren sind so voller Leben und hervorragend charakterisiert, mir war es so als ob ich die Handelnden schon lange kennen würde. Meine Lieblingsfigur war natürlich die Protagonistin selbst, das große Mädchen von der kleinen Insel. Laut lustig, anpackend und voller Mut, manchmal auch ein wenig bockig, aber stets sympathisch. Und voll mit Lebensklugheit. Obwohl sie wenig Schulbildung genießen durfte, hat sie stets an sich gearbeitet, wissensdurstig und aufgeschlossen hat sie sich unter der Führung von Hauke zu einer taffen Berlinerin entwickelt. In größter Not, besonders in Kriegszeiten hat sie nicht aufgegeben und für sich und die Kinder gesorgt. Und mit ihrem letzten Willen hat sie einen regelrechten Coup gelandet. Gerade diese Entwicklung und das unerwartete Ende fand ich besonders spannend. Immer wieder musste ich schmunzeln, aber die eine oder andere Träne verdrücken – ein Buch voller Emotionen und Gefühle. Die Stellen im Buch, die die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen beschrieben und auch die Kriegsjahre in Berlin, haben mich ganz besonders gefesselt. Die gesellschaftlichen Abgründe zwischen den „Herrschaften“ und dem Dienstpersonal waren toll geschildert.
    Witzige und schlagfertige Dialoge beleben das Buch. Einige Sätze fand ich besonders gelungen, z.B. auf S. 9: „Wenn ich noch lange lebe, bin ich auf meiner eigenen Beerdigung alleine“ oder auf S.243 „Der schönste Gedanke ist der an eine gelebte Liebe“. Am Ende des Buches gibt es ein kleines Glossar welches sehr hilfreich war, die Sprache zu verstehen, die Emmy als Kind auf der Insel gelernt hat. Ein Interview mit der Autorin schließt das Buch sehr passend und informativ ab.
    Mir hat das Buch und die Lebensgeschichte von Emmy sehr viel Freude gemacht, deshalb will ich das Buch gerne empfehlen, ganz besonders den Lesern, die aufregende Familienromane mögen. Von mir dafür 10 Punkte.

    Sadie in England


    Die Seele des Bösen – Vermisst von Dania Dicken, Ebook 250 Seiten, CreateSpace Independent Publishing
    Der 14. Band der Sadie Scott Reihe
    Andrea Thornton lädt die FBI-Agentin Sadie Whitman und den Profiler Nick Dormer nach England ein um an einer Fachtagung teilzunehmen, Sadie und Nick sollen dort als prominente Sprecher referieren. Während der Tagung, machen ihre Pflegetochter Libby, Julie, Andreas Tochter und Matt mit Baby Hayley eine Sightseeing-Tour. Doch plötzlich sind die beiden Mädchen wie vom Erdboden verschwunden. Schon bald gibt es Hinweise auf einen Mädchenhändlerring. Mit Hochdruck arbeiten die amerikanischen Agenten in Zusammenarbeit mit den englischen Behörden um die beiden Mädchen wiederzufinden.
    Dieses Buch hat sich wieder von alleine gelesen. Nachdem der anfängliche Sachverhalt geklärt war, dauert es nicht lange und schon ist der Leser mittendrin in einer spannenden, emotionalen, informativen und höchst unterhaltsamen Geschichte. Es fiel mir diesmal außerordentlich schwer, den Reader aus der Hand zu legen. Wenn, dann musste ich ständig über die Fortsetzung nachdenken. Die anfängliche Spannung wurde zum fulminanten Ende, mit einer ungeahnten Wendung unerträglich, sodass ich die halbe Nacht weiterlesen musste. Das schafft bei mir nur Dania Dicken mit ihren spannenden Thrillern. Bildhaft und flüssig, dass das Lesen einfach nur aufregendes Vergnügen ist. Durch die am Kapitelanfang angegebenen Datum- und Zeitangaben ist es jederzeit möglich den Überblick zu behalten. Die agierenden Charaktere handelten zu jeder Zeit, nachvollziehbar und auch der Plot war durchgehend plausibel. Es macht einfach Spaß Sadie beim Ermitteln über die Schulter zu sehen. Über das Wiedersehen mit Andrea Thornton und ihrer Familie, die ich aus einer anderen Profiler-Reihe der Autorin kenne, habe ich mich sehr gefreut. Das ist es, was mir ihre Bücher so wertvoll macht. Die Begegnung mit Freunden und Bekannten, die sich zusammen mit den Hauptfiguren immer weiterentwickeln. Krimis mit Familienanschluss!
    Dania Dicken ging wieder einmal nicht gerade feinfühlig mit ihrer Protagonistin um, doch diesmal habe ich am Ende wirklich Tränen vergossen. Ich habe mit den Charakteren gelacht, geliebt und mit ihnen gelitten. So soll Lesen sein. Nummer 14 könnte man als Einzelband genießen, aber warum sollte man das tun? Ich empfehle die Reihe in der Reihenfolge zu lesen, um in den vollen Genuss zu kommen. Dazu von mir verdient 10 Punkte.

    Eine große Liebe


    Fritz und Emma, Roman von Barbara Leciejewski, EBook 400 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
    Die bewegende Geschichte einer großen Liebe, die siebzig Jahre Schweigen überdauert.
    1947: Fritz und Emma sind ein Paar, und sie lieben sich sehr, erst ist Emma überglücklich, dass ihr geliebter Fritz unversehrt aus dem Krieg heimkehrt. Doch etwas Schreckliches passiert und die beiden reden 70 Jahre kein Wort mehr miteinander.
    2019: Zusammen mit ihrem Mann Jakob, kommt Marie Eichendorf nach Oberkirchbach. Dort ist der sprichwörtliche Hund begraben. Während Jakob in seiner Anstellung als Ortspfarrer mehr die Berufung, denn den Beruf sieht und in der Seelsorge völlig aufgeht, findet es Marie langweilig und öde. Es steht die 750-Jahrfeier des verschlafenen Dorfes an. Marie engagiert sich und beginnt langsam die Menschen und das Dorf liebzugewinnen. Reicht es aus um sich in Oberkirchbach zuhause zu fühlen?
    Eine wundervolle und zu Herzen gehende Geschichte in zwei Erzählsträngen. Die Autorin hat die auktoriale Erzählweise gewählt, bildhaft und flüssig, deshalb ist es dem Leser möglich, zu jeder Zeit den Überblick über das Geschehen und auch über die Gedanken und Handlung der Agierenden zu bewahren. Zum besseren Überblick sind alle Kapitel mit Datum versehen. Oft gefallen mir die historischen Stränge in Büchern besser, doch hier hat jede Ebene ihren Reiz und endet oft in einem Cliffhanger, mit ein Grund warum es so schwer war, das Buch aus der Hand zu legen. Leciejewski erzählt den Roman in zwei Zeitebenen. Zum einen der Teil der Fritz und Emma betrifft, beginnend kurz nach dem zweiten Weltkrieg und durch die Jahre hindurch bis in die Gegenwart. Zum anderen der Teil, der die Erlebnisse des neuen Pfarrers Jakob Eichendorf und seiner Gattin Marie erzählt. Beide Erzählstränge begegnen sich am Ende und vervollständigen die gefühlvolle Geschichte.
    Ich bin von diesem Roman restlos begeistert. Da ich selbst in einem Dorf lebe, kann ich die Situation die im Buch geschildert ist, nur bestätigen. Der alte Dorfkern stirbt aus und die Neubaugebiete darum herum sind fremd geworden. Dies hat die Autorin hier im Buch perfekt dargestellt. Es fiel mir schwer, von der Geschichte loszukommen, wenn ich nicht gelesen habe, hat mich das Gelesene beschäftigt. Dementsprechend schnell ging das Buch auch zu Ende. Mit Spannung habe ich erwartet ob Marie es tatsächlich schafft, Fritz und Emma miteinander auszusöhnen. Sie leben beiden am jeweils anderen Dorfende und dazwischen liegt eine ganze Welt. Alle Personen sind so liebevoll charakterisiert, dass ich meinte ich würde sie alle schon viele Jahre kennen. So manche Träne habe ich verdrückt und schmunzeln musste ich auch immer wieder. Lieblingspersonen gab es genug und so richtig unsympathisch war nur Heiner, Emmas Ehemann. Zu jeder Zeit konnte ich der Geschichte folgen, die handelnden Charaktere agierten nachvollziehbar und wirken so lebendig. Eine absolut verzaubernde Geschichte die dem Lesenden Schmerz, Leid, Liebe und Hoffnung nahebringt.
    Ich kann diesen Roman nur von ganzem Herzen empfehlen und bin bereit dafür 10 Punkte zu vergeben.

    Ereignisreiche Karwoche


    Osterläuten, Kriminalroman von Friederike Schmöe, EBook 207 Seiten erschienen im Gmeiner-Verlag.

    Realitätsferner Kriminalroman, wenig Spannung.

    Mia freut sich schon darauf Ostern mit ihren Eltern zu verbringen. Doch ein paar Tage vor Ostern wird von Waldarbeitern, ein weiblicher Schädel gefunden. Nach der Rekonstruktion des Aussehens der Toten, erkennt Mia ihre Freundin Monika wieder, die vor 11 Jahren spurlos verschwunden ist. Die Vermisste gehörte, zum Freundeskreis ihrer Eltern. Kennt Mia den Mörder?

    Die 46 Kapitel des Buches sind auf die Tage der Karwoche aufgeteilt. Es beginnt mit dem Montag nach Palmsonntag und endet in der Osternacht. Die Autorin hat sich der auktorialen Erzählweise bedient somit ist eine umfängliche Übersicht über die Vorkommnisse gewährleistet. Gedanken sind in kursiver Schrift gedruckt, Dialoge sind schlagfertig präsentiert. Das Setting enthält ausreichend Lokalkolorit, ortskundige Leser werden verschiedene Plätze in Bamberg wiedererkennen.
    Es beginnt eigentlich recht spannend, der flüssige Schreibstil macht das Lesen leicht. Doch je weiter der Fall voranschreitet, desto realitätsferner gestaltet sich der Plot. Ohne zu spoilern, ist es jedoch schwierig das zu erklären.
    Nach 11 Jahren erinnert sich die Protagonistin an Geschehnisse die sich in ihrer Teenagerzeit ereignet haben. Als Monika damals verschwand hat die Polizei ermittelt, ist aber zu keinem Ergebnis gekommen, Monika blieb verschwunden. Da vier Jahre vor Monika auch ein Kindermädchen eines Ehepaares aus der Freundesclique verschwunden ist, ahnt Mia einen Zusammenhang, die Behörden scheinen damals keine Verbindung zu den beiden Fällen aufgefallen zu sein. Ohne die Hilfe der Polizei löst Mia also den Fall, nimmt ständig in Eigeninitiative Befragungen vor und begibt sich damit in Gefahr. Es werden Schlüsse gezogen, denen ich in keiner Weise folgen kann, die Spannung die sich im Prolog und zu Beginn aufbaut flacht ab, der Sachverhalt wird immer unglaubhafter, besonders die Arbeit der damals ermittelnden Behörden. Schade, die Geschichte mit gutem Hintergrund und anfänglicher Spannung hat mich immer mehr zweifeln lassen. Der unerwartete Plottwist am Ende hat mich aber doch noch überraschen können. Wobei die Geschichte jedoch zu keinem richtigen Abschluss kommt.
    Gut gefallen hat mir die Verbindung passend zur aktuellen Zeit, ich habe das Buch über die Kar- und Ostertage gelesen, ich hätte mir etwas mehr Glaubwürdigkeit gewünscht. Alle Charaktere sind relativ blass geblieben. Mia, die nach dem Studium beruflich die Füße nicht auf den Boden bekommt, hat mich einerseits durch ihre Unentschlossenheit und andererseits durch ihre dilettantischen Ermittlungen, nur noch genervt. Ich möchte das Buch nur mit Vorbehalt empfehlen, den Lesern die gerne einen schnellen Krimi lesen mögen ohne dabei groß die Plausibilität zu hinterfragen. Von mir 4 Punkte.

    Im Auftrag ihrer Majestät


    Das Windsor Komplott: Die Queen ermittelt, Cosy-Crime von SJ Bennett, 320 Seiten, erschienen bei Droemer Knaur.

    Die Queen auf Mörder-Suche – ein königliches Krimi-Vergnügen

    Nach einer Feier auf Schloss Windsor wird ein junger russischer Pianist tot aufgefunden, in einer peinlichen Situation, die auf einen unglücklichen autoerotischen Unfall hindeutet. Der MI5 ermittelt auf Hochtouren und verdächtigt sofort Wladimir Putin, jedoch die Queen ist not amused. Was keiner weiß Elizabeth II., hat ein heimliches Hobby sie löst für ihr Leben gerne Kriminalfälle. Äußerst diskret natürlich und weil die Queen nicht ermittelnd in der Gegend herumspazieren und brisante Fragen stellen kann, hat sie ihre nigerianische Privatsekretärin Rozie, die im „Außendienst“ ermitteln muss. Bald schon gibt es eine heiße Spur.

    Es handelt sich in diesem Buch nicht um spannungsgeladene Aktionen oder um einen spektakulären wendungsreichen Plot, dafür besticht dieser Krimi, mit viel britischem Humor. Ihre Majestät, die Königin wird hier als kleine, clevere und durchaus fitte alte Dame dargestellt ihre Dialoge mit ihrem Ehemann Prinz Philip haben mich wirklich schmunzeln lassen. Die Personen sind gut charakterisiert und handelten nachvollziehbar. Die Queen war mir sehr sympathisch, sie ist hier wirklich absolut charmant dargestellt, ihre Cleverness hat mir Freude gemacht. Lustig fand ich auch, wenn ihr ihr Privatsekretär irgendwelche unangenehmen oder peinlichen Mitteilungen machen musste, meist war die clevere Königin sowieso schon darüber informiert und sie genoss es sichtlich wie Sir Simon sich um eine möglichst schonende Version bemühte, nach dem Motto: Wie sag ichs meiner Königin? Meine Lieblingsperson Rozie, sympathisch und sehr klug, zusammen mit ihrer Chefin ein unschlagbares Team sie erledigt für ihre Chefin die außerhäusliche Ermittlungsarbeit mit Köpfchen und wenn nötig auch mit Selbstverteidigung.
    Diese Szenen, aber auch die Innenansichten und Gedankengänge der Queen fand ich nett, wie sie über Putin oder Angela Merkel denkt hat mich köstlich amüsiert. Mit dabei auf Schritt und Tritt die Wadenbeißer der Königin ihre Corgis.
    Eine insgesamt nett gemachte, kurzweilige Geschichte mit mäßiger Spannung, trotzdem möchte ich das Buch weiterempfehlen, ich würde eine weitere Folge auch gerne lesen. Von mir 6 Punkte

    Roadtrip mit Papagei


    Als wir uns die Welt versprachen, Roman von Romina Casagrande, EBook 411 Seiten, erschienen bei Fischer Krüger.
    Eine Reise auf den Spuren der Schwabenkinder von Italien über die Alpen nach Deutschland.
    Die Südtirolerin Edna war eines der sogenannten Schwabenkinder, Bergbauernkinder die in ärmsten Verhältnissen lebten und von ihren Eltern wie Sklaven, an reiche schwäbische Bauern verkauft wurden, wo sie unter härtesten Bedingungen arbeiten mussten. Dort lernte sie Jakob kennen und bald verbindet sie eine tiefe Freundschaft. Als sie eines Tages zusammen mit dem Papagei Emil flüchten wollten werden die beiden getrennt. 80 Jahre später entdeckt Edna, dass Jakob noch in der Gegend lebt. Kurzerhand macht sie sich auf den Weg, zusammen mit dem Papagei in einem Transportkäfig, um zu Fuß und mit Bus und Bahn zu ihm zu gelangen, denn es steht noch etwas zwischen den beiden was unbedingt geklärt werden sollte. So beginnt eine wunderbare Reise voller überraschender Begegnungen.
    54 Kapitel in idealer Leselänge, sind mit den dazu passenden und zusammenfassenden Überschriften versehen. Ein eingängiger und bildmalerischer Schreibstil lässt den Leser durch die Seiten fliegen. Einzelne Stationen, auf Ednas Reise die ich durch diverse Urlaubsaufenthalte kenne habe ich gut beschrieben empfunden. Die am Anfang beigefügte Karte mit dem Weg Ednas ist auf dem Reader unbrauchbar. Die Autorin erzählt ihre Geschichte in zwei Zeitebenen, was damals geschah und die Ereignisse in der Gegenwart, da dies aus der Sicht der Protagonistin geschieht, ist der Leser stets nah dran am Geschehen.
    Über die im Buch thematisierten Schwabenkinder habe ich schon einiges gehört, deshalb habe ich mir aus dem Buch noch nähere Informationen erhofft, da aber im Vordergrund die Reise, und die damit verbundenen Erlebnisse der Protagonistin standen, war ich etwas enttäuscht. Der historische Teil wäre für mich interessanter gewesen. Südtirol hat eine lange und zum Teil schmerzhafte Geschichte hinter sich, einige Wunden haben sich nie ganz geschlossen. (Anm. der Autorin) Es ist nicht abzustreiten, dass es sich um eine wundersame Reise mit vielen Erkenntnissen, Überraschungen und unvorhergesehenen Begegnungen handelt. Wer solche Roadtrips mag, wird mit diesem Buch wirklich Freude haben.
    Die Hauptperson, Edna ist hervorragend und tief charakterisiert, unglaublich was sie auf sich nimmt um Jakob wieder zu begegnen. Ob sie unter beginnender Altersdemenz leidet, ist mir leider nie ganz klar geworden. Es wäre bestimmt einfacher gewesen, diesen Weg mit der Bahn hinter sich zu bringen, des Öfteren habe ich befürchtet, dass Edna nie an ihrem Ziel ankommen wird, oft kommt Hilfe von unerwarteter Seite. Diese Dramatik hat mich hauptsächlich am Lesen gehalten und hat auch verhaltene Spannung aufgebaut, jedoch war das Buch für mich einfach zu langatmig. Andere Figuren handelten m. E. nicht immer nachvollziehbar, z.B. Max der Ehemann von Adele. Auch Bastian, ein weiteres Schwabenkind hätte ich mir gerne etwas besser charakterisiert gewünscht. Insgesamt hat mir das Buch gefallen, jedoch habe ich nicht ganz gefunden was ich erwartet habe. Durchaus habe ich durch das Buch etwas gelernt, nämlich nicht jeder Mensch ist so, wie er auf den ersten Blick zu sein scheint. Ein Satz im Buch hat mich ganz besonders beeindruckt: „ Jedes Mal wenn wir gehen, lassen wir etwas zurück!“
    Ich habe das Buch gerne gelesen und auch genossen, trotz einiger Einschränkungen, um mich aber über die Schwabenkinder genauer zu informieren werde ich andere Quellen zu Rate ziehen. Trotzdem kann ich das Buch empfehlen und vergebe 8 Punkte.

    Die Corona-Chroniken


    Ich glaube ich hatte es schon, Sachbuch von Michael Mittermeier, EBook 104 Seiten, erschienen bei Kiepenheuer& Witsch.
    Lustige Alltagsgeschichten aus Coronazeiten
    Michael Mittermeier beschreibt hier mit einem gewissen Wiedererkennungswert, Szenen und Episoden aus dem Alltag die mit Corona und dem Lockdown in Verbindung stehen. Jeder kann sich wohl in den verschiedenen Kapiteln angesprochen fühlen, das Kapitel über die TV-Serien- und Netflix-Gewohnheiten, sowie der Abschnitt über die Familien-Gesellschaftsspielzeiten kamen mir schon sehr vertraut vor. Homeschooling-WhatsApp-Gruppen, Körperpflegedefizite nichts ist Mittermeier in diesen kritischen Zeiten ernst genug, dass er sich nicht darüber lustig machen will.
    Zahlreiche Kapitel, darüberstehend den Inhalt zusammenfassende Überschriften, nehmen das Leben mit und in Coronazeiten auf die Schippe. Die einzelnen Beiträge sind aufgelockert durch WhatsApp Schriftwechsel einschließlich den dazugehörenden Emojis. Einige Sätze oder markante Wörter sind kursiv gedruckt und fallen sofort ins Auge. Am Anfang eines jeden Kapitels steht ein bekanntes Zitat verschiedener Berühmtheiten
    Die Lektüre hat mir unheimlich viel Lesevergnügen beschert. Immer wieder musste ich schmunzeln und zwischendurch auch manchmal laut Lachen. Gerne habe ich meiner Familie einzelne komische und witzige Szenen vorgelesen. Besonders lustig fand ich das Kapitel, als er die CBD-Tropfen seiner Frau testet. Ein Buch, welches ich gerne weitergeben würde, an Freunde und Bekannte, leider habe ich es in EBook Form. Ein Buch geeignet zum Verschenken. Sehr gut gefallen hat mir auch sein genialer Neologismus, „Businesskasper“, „Witzableiter“, „Digital-Immigrant“ und „Lachtoseintoleranz“, einfach köstlich. Wichtige Fragen tun sich auf, z.B. ist Duzen in Pandemiezeiten schon ein Verstoß gegen die Abstandsregeln? Oder ist der Strohhalm an der Caprisonne an einem Popel angeklebt? Ist Red Bull evtl. eine rote Ochsenschwanzsuppe? Der Leser weiß nun wirklich Bescheid. Danke Michel!
    Nach eigenen Worten hat der Autor sich im Buch auf die heiteren und schrägen Seiten der Pandemie konzentriert, doch manchmal klingen auch ernste Worte durch, das hat mich nachdenklich gemacht und auch sehr gut gefallen.
    Wer dieses Buch besitzt ist gerüstet für den nächsten Lockdown, doch auch postpandemisch und im Rückblick wird es noch die Leserschaft erfreuen. Ich empfehle es allen, die nicht immer alles so ernst nehmen und den Mittermeier-Fans sowieso. Von mir dafür 10 Punkte.

    Tödliches Südtirol


    Das dunkle Dorf, Kriminalroman von Lenz Koppelstätter, EBook 283 Seiten, erschienen im Kiepenheuer & Witsch – Verlag.
    Rachsüchtige Mafiosi, ein toter Dorfpolizist und geheime Ermittlungen: Südtirols beliebtestes Ermittlerduo bekommt es mit Italiens gefährlichsten Verbrechern zu tun.
    Es ist Mitte Januar, im verschneiten Grödnertal mitten in der Skisaison, doch die Idylle ist vorbei als in einem Ski-Hotel im luxuriösen Skiort St. Christina, die Leiche des Dorfpolizisten entdeckt wird. Commissario Grauner, seine Assistentin Tappeiner und sein neapolitanischer Kollege Saltapepe beginnen mit den Ermittlungen. Doch Grauner ist nicht so recht bei der Sache, denn seine 18jährige Tochter Sara ist verschwunden. Plötzlich muss auch Saltapepe untertauchen, weil der Mafiaboss U Lunatico, den der Ispettore einst ins Gefängnis brachte und gedemütigt hat, hinter ihm her ist, da glaubt Grauner nicht mehr an einen Zufall. Gemeinsam mit seiner Frau Alba ermittelt er gegen alle Vorschriften – sie stürzen sich in einen Kampf gegen Italiens gefährlichste Verbrecher.
    Die im auktorialen Erzählstil geschriebene Geschichte erstreckt sich über einen Zeitraum vom 16. bis zum 19. Januar. Die einzelnen Tage sind mit einer Zeitangabe versehen und in Kapitel unterteilt, was mir sehr dabei geholfen hat, den Überblick zu behalten. Ein wortgewaltiger Krimi in einer düsteren Sprache, Briefe, Eigennamen und besondere Textstellen erscheinen kursiv gedruckt. Viele Dialoge – auch in italienischer Sprache machen die Erzählung äußerst lebendig.
    Koppelstätter konnte mich wieder einmal mit seinem bildhaften Erzählstil und der eindrucksvollen Sprache restlos begeistern. Der Spannungsbogen beginnt im Prolog und bleibt gleichbleibend hoch bis zum Ende. Und wegen eines fiesen Cliffhangers auch darüber hinaus. Dieser Fall kam mir tatsächlich besonders gefährlich, zu Herzen gehend und zum Teil auch richtig grausam vor, denn bei der Mafia wird nicht lange gefackelt. Im vorliegenden Fall sind wirklich die miesesten Verbrecher involviert die Italien aufzubieten hat, Drogenhändler, Camorra, Ndrangheta und auch noch die Russenmafia.
    Grauner musste bis an seine Grenzen und noch weiter gehen, hin und hergerissen zwischen der Sorge um seine Tochter und um Claudio Saltapepe. Wieder einmal war Grauner meine Lieblingsfigur, für seine Familie und seine Kollegen ist er bereit alles zu riskieren, der seine Heimat und die Natur liebende Kommissar ist mir trotz seiner kauzigen Art sehr ans Herz gewachsen. Besonders sympathisch auch die „Assistentin“ Silvia Tappeiner und die „Gattin“ Alba Gauner, unerschrocken und taff agieren sie in diesem Fall. Alle handelnden Personen sind charakterlich gut gezeichnet, sie handeln nachvollziehbar und authentisch. Es hat sich auch wieder „Urlaubsgefühl“ bei mir eingestellt, viele Orte des Settings sind mir vertraut. Dieser Krimi war in zwei Tagen gelesen, ich habe den Reader nur ungern aus der Hand gelegt. Das Ende verspricht eine Fortsetzung, worauf ich mich schon sehr freue. Eine unbedingte Leseempfehlung, besser noch in der Reihenfolge ab Band 1. Von mir 10 begeisterte Punkte.

    Im Lebkuchenhaus


    Der Mädchenwald, Thriller von Sam Lloyd, E-Book 448 Seiten, erschienen im Rowohlt-Taschenbuchverlag.
    Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald….
    Elissa ist Teilnehmerin bei einem Jugendschachturnier, von dort weg wird sie betäubt und entführt. Als sie erwacht, befindet sie sich in einem unterirdischen Verlies. Ihr heimlicher Besucher ist Elijah und sie realisiert, dass er ihr den Weg in die Freiheit ermöglichen könnte.
    Elijah lebt mit seinen Eltern und seinem Bruder in einer Hütte im Mädchenwald. Er erscheint irgendwie zurückgeblieben, wobei er aber bald bemerkt, dass Elissa ihn dazu bringen will sie freizulassen. Das könnte jedoch sein Leben völlig aus den Fugen geraten lassen.
    Superintendent Mairéad die Einsatzleiterin bei der Suche nach Elissa, versucht alles um das Mädchen wieder zu ihrer Mutter zurückzubringen.
    Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt, spielt in 3 verschiedenen Erzählsträngen aus Sicht der jeweiligen Hauptperson. Während die Kapitel die mit Elijah überschrieben sind, im personalen Stil aus der Perspektive Elijahs verfasst sind, hat der Autor für die Elissa und Mairéad Anteile die auktoriale Schreibweise gewählt. Die Erzählung wechselt auch in den Zeitebenen. Deshalb war es am Anfang für mich etwas schwierig ins Buch zu kommen. Nachdem sich die Geschichte entwickelt hatte, hat sie Fahrt aufgenommen und mich immer mehr und mehr gefesselt. Bis ich an einem Punkt gekommen bin, dass ich den ¬Reader nicht mehr aus der Hand legen konnte. Gänsehaut und Herzklopfen, Entsetzen und Hoffen haben mich regelrecht durch den Thriller gejagt. Durch geschickte Plottwists und Wendungen hat mich Lloyd immer wieder an der Nase herumführen können. Unglaublich!
    Bildmalerisch und flüssig geschrieben, Solche Sätze wie z.B auf S. 13 „Der Himmel lastet wie eine Stahlplatte auf der Landschaft“ oder auf S. 16 „Die Tapeten hängen wie alte Haut von den Wänden und geben den mit schwarzem Pilz überwucherten Putz darunter frei.“, haben unheimliche Bilder in meinem Kopf entstehen lassen. Der Plot ist nach der anfänglichen Verwirrung klar und nachvollziehbar geschrieben. Die Hauptpersonen waren authentisch und hervorragend charakterisiert der Leser kann sich ohne Mühe in die Charaktere hineinversetzen. Am meisten hat mich die Beschreibung von Elissa fasziniert, der Strang in dem ihre Erlebnisse geschildert waren habe ich als Highlight empfunden. Wie raffiniert und klug sie versucht hat, ihrem Schicksal zu entkommen, war einfach toll, deshalb ist sie auch meine Lieblingsfigur im Buch. Ein mutiges Mädchen, als Schachspielerin ist sie kluges und vorausschauendes Denken gewöhnt. Dass Mairéad, die immer wieder am Versuch scheitert ein Kind auszutragen, wenigstens dieses Mädchen retten will finde ich einen guten Grundgedanken und hat mich betroffen gemacht. Selbst das Schicksal, dass dem Verhalten von Elijah zu Grunde liegt, konnte mich ganz und gar nicht kaltlassen.
    Sam Lloyd ein neues Thriller-Talent, ich hoffe, dass es noch mehr von ihm zu lesen geben wird. Eine absolute Leseempfehlung und volle Punktzahl 10 Punkte

    Die Listen-Frau und der Hausmeister


    Kissing Chloe Brown, Roman von Talia Hibbert, EBook 400 Seiten, erschienen im Ullstein Taschenbuchverlag.
    Es ist nie zu spät um über seinen eigenen Schatten zu springen.
    Chloe Brown ist chronisch krank, eines Tages entkommt sie um Haaresbreite dem Tod. Beinahe wäre sie von einem Auto erfasst worden. Davon aufgerüttelt stellt sie eine Liste mit Vorsätzen für ein neues Leben zusammen. Punkt 1 – von zuhause ausziehen. Dieses Ziel hat sie bereits erreicht und es wäre alles bestens wenn dieser unmögliche Hausmeister nicht wäre. Redfort Morgan, der Mann der jeden mag nur sie nicht.
    23 kurze überschaubare Kapitel, mit Epilog und Prolog haben mich bestens unterhalten. Da im Prolog die Geschichte über den beinahe tödlichen Unfall von Chloe erzählt wird, ist es ein Leichtes in Lesefluss zu kommen. Nummerierte Listen und Emojis lockern den Text auf, Gedanken und Emails sind kursiv gedruckt und somit deutlich gemacht. Schlagfertige, lustige Dialoge und ein humorvoller Schreibstil haben mich des Öfteren zum Schmunzeln gebracht. Die erotischen Szenen sind aufregend und in keiner Weise peinlich geschildert.
    Dieses Buch der Autorin Talia Hibbert hat mich gut unterhalten, die Lektüre war interessant und hat mir viel Freude gemacht. Ein flüssiger Schreibstil ließ die Seiten nur so dahinfliegen. Die Krankheit Fibromyalgie wurde gut geschildert, dies zeugt für eine gute Recherchearbeit. Eine Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen und mit spannenden erotischen Anteilen geschrieben im personalen Stil abwechselnd aus der Sicht von Red und Chloe, da ist die Leserin wirklich ganz nah dran am Geschehen. Beide Figuren Chloe und Red sind sehr liebenswert und sympathisch. Wobei ich Chloe anfangs eigentlich als mürrisch und griesgrämig empfand, die mir jedoch im Laufe der Lektüre immer sympathischer wurde, weil sie eine große Entwicklung durchgemacht hat, Chloe hat nie aufgegeben und ihre Liste versucht trotz ihrer chronischen Schmerzen tapfer abzuarbeiten. Da die beiden Schwestern der Protagonistin und auch die Großmutter Gigi anfangs viel Platz im Plot einnahmen, hätte ich mehr Anteil dieser Personen in der Geschichte erwartet. Auch Annie, die Frau mit der Katze wurde gut eingeführt und kam dann nicht mehr vor. Da hätte ich mir ein wenig mehr „Präsenz“ gewünscht. Der Charakter Chloe ist gut aufgebaut und hat eine tolle Entwicklung gemacht, das wurde meiner Meinung bei Redfort etwas vernachlässigt, gerne hätte ich etwas mehr über seine „Vorgeschichte und über die Beziehung zu seiner Mutter erfahren. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass mir in der Geschichte etwas fehlt. Die Handlung jedoch ist klar und zu jedem Punkt nachvollziehbar.
    Ein Roman zum Entspannen, zum Mitfiebern und zum Genießen. Keine großen dramatischen Verwicklungen, die Zwistigkeiten der Hauptfiguren wurden stets bald geklärt und das Ende war vorhersehbar. Die Message des Buches: Sich von einer chronischen Erkrankung nicht unterkriegen lassen. Ein Wohlfühlbuch für Frauen mit ästhetischen erotischen Szenen. Eine Empfehlung und von mir 6 Punkte.

    Beginn der modernen Kinderheilkunde



    Kinderklinik Weißensee – Zeit der Wunder, Historischer Roman von Antonia Blum, Ebook 371 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
    Das erste Kinderkrankenhaus Berlins und zwei junge Frauen, die sich aufopferungsvoll um ihre kleinen Patienten kümmern.
    Nach dem Tod ihrer Mutter kommen die beiden Lindow-Schwestern in ein Waisenhaus. 1911 dürfen sie jedoch an der neueröffneten Kinderklinik Weißensee als Lernschwestern anfangen. Marlene der Forscheren der beiden fällt es leichter als ihrer jüngeren Schwester Emma, die sich aber immer mehr behauptet. Schon bald beginnt Marlene von einem Studium als Kinderärztin zu träumen. Beide verlieben sich und werden enttäuscht. Immer weiter entfernen sich die Schwestern voneinander.
    Der Roman ist im auktorialen Stil verfasst, zu jeder Zeit ist der Überblick über die Geschichte gewährleistet. Alle 46 Kapitel sind mit Ort und Datum überschrieben der Lesende findet sich somit gut in der Erzählung zurecht. Tagebucheinträge und Briefe sind kursiv deutlich gemacht.
    Die Charaktere sind gut gezeichnet und zum größten Teil sympathisch. Meine Lieblingsfiguren die beiden Protagonistinnen, die Schwestern Lindow, Emma und Marlene. Beide Figuren haben Charaktertiefe ihre Entwicklung von Waisenmädchen zu examinierten Kinderkrankenschwestern ist hervorragend ausgeführt. Den Hausmeister Willi Pinke, der so schön berlinert und seinen blauen Wellensittich Jacki fand ich äußerst amüsant. Ein bildhafter Erzählstil trägt dazu bei, dass sich der Leser die Personen und auch das Setting gut vorstellen kann.
    An zwei Nachmittagen habe ich das Buch gelesen. Schon der hochemotionale Beginn hat mich sofort in Lesefluss gebracht. Dramatik und Spannung ist vorhanden, jedoch hätte ich mir etwas mehr über die Methoden der Kinderheilkunde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwartet. Mehr Beschreibungen von Behandlungen und Diagnosen hatte ich mir erhofft. Stattdessen ist die Autorin eher auf die Erlebnisse der beiden Schwestern im privaten Bereich eingegangen. Dadurch hat sich das Buch fast von selbst gelesen, ohne sich den Kopf über medizinische Verwicklungen machen zu müssen. Einzig die Krankengeschichte des kleinen Fritz war sehr dramatisch, Ereignisse dieser Art hätte ich mir viel mehr gewünscht. Man merkt dem Roman an, dass die Autorin gute Recherchearbeit geleistet hat. Viele der Charaktere sind historisch belegt, z.B. der von Marlene so verehrte Kinderarzt Adalbert Czerny. Direktor Ritter oder Oberarzt Buttermilch. Nebenbei habe ich mich zusätzlich über die Kinderklinik Weißensee informiert, deren Ruine noch immer steht. Zur Zeit der Gründung war dieses Krankenhaus eine der fortschrittlichsten medizinischen Einrichtungen im Land. Ich habe durch die Lektüre einiges gelernt, mich gut unterhalten, gerne möchte ich die beiden Schwestern auf ihrem weiteren Lebensweg begleiten. Ein Cliffhanger am Ende hat seinen Zweck erfüllt deshalb will ich den 2. Band auf alle Fälle lesen. Von mir 9 Punkte und eine Leseempfehlung.

    Warum starb Brad Babylon?

    Die Hornisse, Thriller von Marc Raabe, 544 Seiten erschienen im Ullstein Verlag.
    Tom Babylon ermittelt in seinem 3. Und wohl persönlichsten Fall.
    Der Rockstar Brad Galloway wird nach einem großen Konzert, ausgerechnet im Gästehaus der Polizei, ermordet aufgefunden. Verstümmelt und ausgeblutet. Tom Babylon ermittelt zusammen mit Sita Johanns und muss schon bald feststellen, dass seine Nachforschungen in sein ganz persönliches Umfeld hineinspielen. Wer war die mysteriöse Frau, die Galloway auf der Bühne den geheimnisvollen Umschlag überreicht? Die Ermittlungen führen 30 Jahre zurück. Verliert Babylon alle die er liebt?
    71 pralle und spannende Kapitel verteilen sich auf 544 Seiten, die einzelnen Abschnitte sind mit Datum, Ort und Uhrzeit überschrieben. Da es sich um eine Erzählung in zwei Zeitebenen handelt, hat es der Leser dadurch leicht sich zeitlich zurechtzufinden. Raabe hat den auktorialen Erzählstil gewählt, deshalb ist auch der Überblick jederzeit gewahrt. Gedanken, Liedtexte, fremdsprachliche Phrasen und Gedanken sind kursiv hervorgehoben.
    Schon nach dem ersten Kapitel hat sich bei mir Lesefluss eingestellt. Von da an war es sehr schwer das Buch aus der Hand zu legen. Der Thriller beginnt aufregend und die Spannungskurve steigt steil an, verschiedene Plottwists haben die Lektüre nur so dahinfliegen lassen, am Ende hat mich ein Cliffhanger sehr überrascht, was auf eine Fortsetzung hindeutet. Schlagfertige Dialoge, bildhafte Schilderungen, schonungslose Handlungen und aktionreiche Taten machen das Buch zu einem Pageturner. Hier wechseln sich die beiden Zeitstränge immer wieder ab, zum einen die aufregenden Geschehnisse in der Gegenwart und zum anderen die Rückblicke in die Kindheit von Tom, dadurch erklärt sich vieles, was aus den vergangenen Teilen unklar war. Tom Babylons persönlichster Fall, denn es betrifft diesmal seine Familie, treiben Tom an seine Grenzen und weit darüber. Die Akteure sind gut charakterisiert, ihre Handlungen sind nachvollziehbar. Meine Lieblingsfiguren Sita Johanns und Bene, die Beide felsenfest zu Tom stehen. Da mich beim ersten Fall, die Undurchschaubarkeit am Ende und die unklaren Abläufe irritiert haben, war ich sehr zufrieden, dass in diesem Band für mich zur Handlung keine Fragen offen blieben. Natürlich bleibt Babylon für mich noch mysteriös, die Vorgeschichte, was sein Vater darin für eine Rolle spielt und was mit seiner Schwester geschehen ist, interessiert mich, nach wie vor. Die Auftritte von Viola, Toms verschollener Schwester, die Szenen in denen sie „erscheint“, er mit ihr kommuniziert, finde ich unglaubhaft und störend. Obwohl Tom in diesem Band nicht so gut wegkommt, das ist vor allem seinen konfusen und kopflosen Aktionen zuzuschreiben, fand ich diesen Band als bisher besten der Reihe. Besonders elegant fand ich das edle Cover. Durch die fehlende Zahl, ich hätte mit einer 21 gerechnet, ist von außen nicht klar erkennbar, dass es sich um den dritten Teil der Serie handelt. Ich kann diesen 3. Teil allen Thrillerfans empfehlen, es wäre auf alle Fälle von Vorteil die Vorgängerbände zu kennen. Von mir, verdient 8 Punkte

    Sophias Zukunft


    Die Farben der Schönheit – Sophias Triumph, Roman von Corina Bomann, 521 Seiten, erschienen im Ullstein Verlag.
    Der 3. Und Abschlussband der „Die Farben der Schönheit“ – Trilogie, Sophia will den Puderkrieg hinter sich lassen, gelingt ihr ein neuer Anfang?
    New York in den 30er Jahren, Sophia steht erneut vor einem Scheideweg in ihrem Leben. Sie hilft ihrer Freundin Henny wieder gesund zu werden. Deshalb und um ihr Studium wiederaufzunehmen kehrt sie zu Helena Rubinstein zurück. Sie findet ihr privates Glück bei Darren. Doch diesmal droht der beginnende 2. Weltkrieg ihr Glück erneut zu zerstören.
    Das Buch ist im Ich-Stil aus der Sicht der Protagonistin verfasst, deshalb ist der Lesende auch ganz nahe am Geschehen. 55 pralle Kapitel, die die Bestseller-Autorin in ihrer bildhaften und flüssigen Schreibweise verfasst hat, haben mich durch das Buch fliegen lassen. Da das Geschehen unmittelbar an das Ende des 2. Bandes anschließt stellte sich sofort Lesefluss ein. Briefe, fremdsprachliche Phrasen sind kursiv gedruckt und haben sich somit deutlich von der Erzählung ab. Als besondere Dreingabe ist in der vorderen Umschlagklappe ein Rezept für ein Cremedeodorant abgedruckt.
    Bildmalerisch, emotional und sehr flüssig erzählt die Autorin das weitere Leben der Protagonistin. Leider konnte Sophia sich im dritten Teil nicht weiterentwickeln, wieder lässt sie sich von Helena Rubinstein vor deren Karren spannen und begibt sich durch das von ihr finanzierte Studium wieder in Abhängigkeit der Kosmetikkönigin und zwischen die Fronten des „Puderkriegs“. Sie muss erkennen, dass die beiden Damen sich im Umgang mit ihren Angestellten wirklich nichts schenken. Darren erkennt dies schon viel eher und stellt Sophia vor eine Entscheidung. Gut gefallen haben mir die Szenen mit ihrer Freundin Henny, wie die es schafft sich in der neuen Welt ein neues Leben aufzubauen hat mich beeindruckt.
    Das bewegende Schicksal Sophias ist im Abschlussband eher im privaten Umfeld zu finden. Das Ende jedoch konnte mich wirklich überraschen und war von mir in keinster Weise vorauszusehen. Insgesamt ist es eine tolle Reihe der Autorin, es machte mir viel Freude das Leben und das Erleben von Sophia und ihren Angehörigen zwischen Lippenstift und Puder und zwischen Naziregime und zweitem Weltkrieg mitzuverfolgen. Eine rundherum gelungene Trilogie. Alle Charaktere außer Helen Rubinstein waren mir sympathisch und handelten nachvollziehbar, der Plot war zu jeder Zeit glaubhaft. Die Schilderungen der Weltausstellung in New York und auch der Zustand nach dem zweiten Weltkrieg in Berlin sind hervorragend gelungen und vor meinem inneren Auge wie ein Film abgelaufen. Der letzte Band kann m. M. nach nicht als Einzelband gelesen werden. Meine Empfehlung die Trilogie hintereinander wegzulesen. Auch der letzte Band bekommt von mir 10 Lesepunkte.

    Die Erzieherin der Königin


    Teatime mit Lilibet, Historischer Roman von Wendy Holden, EBook 477 Seiten, erschienen im List-Verlag.
    Die Geschichte von Marion Crawford, der Gouvernante von Königin Elisabeth II.
    Marion Crawford ist Lehrerin, ihr Ziel ist die Armen in den Slums zu unterrichten, doch das Schicksal spielt anders und sie wird Gouvernante bei den beiden Schwestern von York, Elisabeth genannt Lilibet und Margaret. Nach dem Abdanken seines Bruders Edward VIII., wird der Herzog von York der Vater der beiden, unversehens König Georg der VI. und Marion Crawford ist die Erzieherin der zukünftigen Königin von England.
    Das Buch gliedert sich in vier Teile jeder Teil ist mit Ort und Datum überschrieben, die aus insgesamt 64 Kapiteln bestehen. Das Buch ist im personalen Stil aus der Sicht der Protagonistin geschrieben, dadurch werden ihre Gefühle und Gedanken dem Leser sehr deutlich gemacht. Äußerst bildhaft und flüssig geschrieben. Der Plot, z.B. die Einrichtung der diversen Schlösser sind hervorragend beschrieben, die Figuren allesamt gut beschrieben und hervorragend charakterisiert Ein Beispiel dafür, Margaret die kleinere Schwester von Lilibet war mir sehr unsympathisch, eine Rebellin, Intrigantin und boshaft. Lilibet dagegen von edelstem Gemüt und sehr klug. Bertie/Georg VI unsicher und schüchtern doch herzensgut. Auch Wallis Simpson ist eine schillernde Figur im Roman. Jede der dargestellten Figuren hat im Buch praktisch eine eigene Geschichte abbekommen. Holden hat in ihrem Buch bemerkenswert gute Recherchearbeit geleistet. Ein gutes Beispiel, die Beschreibungen der Brautkleider, deren Bilder ich mir im Netz angesehen habe.
    Das Buch hat mich sehr gut unterhalten, eine aufregende Zeit wird hier beschrieben. Ein dramatischer erschütternder und bewegender Teil der Geschichte Großbritanniens. Und Marion Crawford immer mitten drin, im Zentrum der königlichen Familie, den kleinen Prinzessinnen oft näher als die eigene Mutter. Die besten Jahre ihres Lebens hat sie geopfert und auf privates Glück und eigene Kinder verzichtet um dann ohne einen Funken von Dankbarkeit aufs Abstellgleis geschoben zu werden. Ich kann gut verstehen, dass Crawford aus Enttäuschung und vielleicht auch um diese besondere Zeit noch einmal aufleben zu lassen, dieses unsägliche Buch „The little Princesses“ geschrieben hat. Letztendlich haben ihr die Royals das niemals verziehen, auf ihrer Beerdigung war kein Mitglied des britischen Königshauses anwesend. Doch ich könnte mir gut vorstellen, dass dies auch ohne ihr Buch geschehen wäre. Mir hat diese Frau im letzten Kapitel des Buches einfach nur leidgetan, denn ihr ist zum Großteil zuzuschreiben, was für eine charakterstarke Frau und Regentin aus Elizabeth II, geworden ist. Wieviel im Buch dem wirklichen Geschehen zuzuordnen ist und was Fiktion ist weiß ich nicht, ich war nur überrascht, dass Lilibet hier als fröhlich und warmherzig beschrieben wird, ich finde Elizabeth II nur kühl und streng.
    Bei einer Schottlandreise konnte ich Glamis Castle besichtigen, das Schloss in dem Königin Elizabeth, die spätere Queen Mum geboren wurde, bei der Führung fand ich den Tearoom besonders gemütlich und noch mit den Originalmöbeln ausgestattet, so konnte ich mir sehr gut vorstellen, wie das Ambiente bei einer „Teatime mit Lilibet“ aussah, wenn die Prinzessinnen bei ihren Großeltern mütterlicherseits zu Besuch waren, was mich letztendlich auch zur Lektüre dieses Buches inspiriert hat.
    Eine Empfehlung für Leser die sich gerne mit der jüngeren Geschichte des englischen Königshauses beschäftigen. Oder denen, die das Leben der Royals aufregend und spannend finden. Von mir 8 von 10 möglichen Sternen.


    Die dubiosen Machenschaften der Mädchenhändler


    Amissa. Die Verlorenen. Thriller von Frank Kodiak, 400 Seiten, erschienen bei Droemer Knaur


    Auftaktband der Thriller-Reihe, um die Privatdetektive Rica und Jan Kantzius


    In einer regnerischen Nacht werden die Privatdetektive Jan und Rica Kantzius Zeugen eines grauenvollen Unfalls. Ein panisches Mädchen rennt direkt vor ein Auto und stirbt in den Armen von Jan. Die Privatdetektive beginnen zu ermitteln und finden heraus, dass es weitere Teenager kurz nach einem Umzug der Familie verschwunden sind. Eine Spur führt zu Amissa, einer Hilfsorganisation, die weltweit nach vermissten Personen sucht, auch Rica ist dort beschäftigt.


    Andreas Winkelmann schreibt als Frank Kodiak.


    Das Buch ist in 7 dicht gepackte Kapitel aufgeteilt, die spannend enden was dazu führt immer weiter zu lesen, es war mir kaum möglich das Buch aus der Hand zu legen schon nach dem ersten aufregenden Kapitel ist der Leser mittendrin im aufregenden Geschehen. Nervenzermürbend und spannend geschrieben im auktorialen Erzählstil, mit mehreren Erzählsträngen, das erleichtert, bei der Lektüre, den Überblick über die Geschichte zu erhalten und jederzeit die Zusammenhänge von allen Seiten zu beobachten. Aufregend und dicht gepackt, in typischer Winkelmann/Kodiak-Weise verfasst. Deshalb habe ich das Buch auch in 2 Tagen gelesen, ich hatte keine Chance es einfach liegen zu lassen. Schlagfertige Dialoge machen die Geschichte lebendig. Plottwists und ein überraschendes Ende haben mich absolut verblüfft. Besondere Spannung erzeugte die Frage welche Mädchen am Ende gerettet werden. Die Handlung ist zu jeder Zeit glaubwürdig, die Charaktere agieren nachvollziehbar und authentisch. Weniger geeignet für zartbesaitete Leser.
    Mit dem neuen Ermittlerduo, dem Ehepaar Kantzius ist dem Autor ein ganz großer Wurf gelungen. Jan, ist ein ehemaliger Polizist, er verfügt über einen ausgeprägten Jagdinstinkt, diese Szenen in denen er im Alleingang wie eine grausame Kampfmaschine abrechnet, hat mich unheimlich gefesselt, auch wegen seiner brutalen Verhörmethoden, wobei er auch gerne übers Ziel hinausschießt. Mit seiner Polizeimarke hat er anscheinend auch sein Gewissen abgelegt, es fällt ihm sehr schwer, sich an Recht und Gesetz zu halten. Als Gegenstück dazu Rica, auch sie ist vom Leben gezeichnet, ihre Erlebnisse zum Thema Frauenhandel und Zwangsprostitution werden auch im Buch immer wieder angesprochen, sie ist Informatikerin und hat ein Faible für die digitale Welt, somit ergeben die beiden ein grandioses Team, ihre Ermittlerquote liegt sehr hoch, gut gefallen hat mir auch der liebevolle Umgang des Paares. Ich hoffe, dass sich die gesamte aufregende Vorgeschichte der Beiden, die immer wieder angedeutet wird, in den folgenden Bänden der Reihe noch aufklärt


    Dieser harte Thriller um vermisste Teenager und die dubiosen Machenschaften einer weltweit tätigen Hilfsorganisation ist der Auftakt einer 3teiligen Reihe, die ich gerne weiterverfolgen werde, dazu trägt auch der Cliffhanger bei, der sich am Ende auftut. Zwischen den Zeilen klingt auch eine Warnung über den sorglosen Umgang Jugendlicher, mit den digitalen Medien durch. Eine absolute Leseempfehlung für Fans von rasanten und harten Thrillern. Verdiente 10 Punkte von mir.