Beiträge von Rosebud

    Beginn der modernen Kinderheilkunde



    Kinderklinik Weißensee – Zeit der Wunder, Historischer Roman von Antonia Blum, Ebook 371 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
    Das erste Kinderkrankenhaus Berlins und zwei junge Frauen, die sich aufopferungsvoll um ihre kleinen Patienten kümmern.
    Nach dem Tod ihrer Mutter kommen die beiden Lindow-Schwestern in ein Waisenhaus. 1911 dürfen sie jedoch an der neueröffneten Kinderklinik Weißensee als Lernschwestern anfangen. Marlene der Forscheren der beiden fällt es leichter als ihrer jüngeren Schwester Emma, die sich aber immer mehr behauptet. Schon bald beginnt Marlene von einem Studium als Kinderärztin zu träumen. Beide verlieben sich und werden enttäuscht. Immer weiter entfernen sich die Schwestern voneinander.
    Der Roman ist im auktorialen Stil verfasst, zu jeder Zeit ist der Überblick über die Geschichte gewährleistet. Alle 46 Kapitel sind mit Ort und Datum überschrieben der Lesende findet sich somit gut in der Erzählung zurecht. Tagebucheinträge und Briefe sind kursiv deutlich gemacht.
    Die Charaktere sind gut gezeichnet und zum größten Teil sympathisch. Meine Lieblingsfiguren die beiden Protagonistinnen, die Schwestern Lindow, Emma und Marlene. Beide Figuren haben Charaktertiefe ihre Entwicklung von Waisenmädchen zu examinierten Kinderkrankenschwestern ist hervorragend ausgeführt. Den Hausmeister Willi Pinke, der so schön berlinert und seinen blauen Wellensittich Jacki fand ich äußerst amüsant. Ein bildhafter Erzählstil trägt dazu bei, dass sich der Leser die Personen und auch das Setting gut vorstellen kann.
    An zwei Nachmittagen habe ich das Buch gelesen. Schon der hochemotionale Beginn hat mich sofort in Lesefluss gebracht. Dramatik und Spannung ist vorhanden, jedoch hätte ich mir etwas mehr über die Methoden der Kinderheilkunde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwartet. Mehr Beschreibungen von Behandlungen und Diagnosen hatte ich mir erhofft. Stattdessen ist die Autorin eher auf die Erlebnisse der beiden Schwestern im privaten Bereich eingegangen. Dadurch hat sich das Buch fast von selbst gelesen, ohne sich den Kopf über medizinische Verwicklungen machen zu müssen. Einzig die Krankengeschichte des kleinen Fritz war sehr dramatisch, Ereignisse dieser Art hätte ich mir viel mehr gewünscht. Man merkt dem Roman an, dass die Autorin gute Recherchearbeit geleistet hat. Viele der Charaktere sind historisch belegt, z.B. der von Marlene so verehrte Kinderarzt Adalbert Czerny. Direktor Ritter oder Oberarzt Buttermilch. Nebenbei habe ich mich zusätzlich über die Kinderklinik Weißensee informiert, deren Ruine noch immer steht. Zur Zeit der Gründung war dieses Krankenhaus eine der fortschrittlichsten medizinischen Einrichtungen im Land. Ich habe durch die Lektüre einiges gelernt, mich gut unterhalten, gerne möchte ich die beiden Schwestern auf ihrem weiteren Lebensweg begleiten. Ein Cliffhanger am Ende hat seinen Zweck erfüllt deshalb will ich den 2. Band auf alle Fälle lesen. Von mir 9 Punkte und eine Leseempfehlung.

    Warum starb Brad Babylon?

    Die Hornisse, Thriller von Marc Raabe, 544 Seiten erschienen im Ullstein Verlag.
    Tom Babylon ermittelt in seinem 3. Und wohl persönlichsten Fall.
    Der Rockstar Brad Galloway wird nach einem großen Konzert, ausgerechnet im Gästehaus der Polizei, ermordet aufgefunden. Verstümmelt und ausgeblutet. Tom Babylon ermittelt zusammen mit Sita Johanns und muss schon bald feststellen, dass seine Nachforschungen in sein ganz persönliches Umfeld hineinspielen. Wer war die mysteriöse Frau, die Galloway auf der Bühne den geheimnisvollen Umschlag überreicht? Die Ermittlungen führen 30 Jahre zurück. Verliert Babylon alle die er liebt?
    71 pralle und spannende Kapitel verteilen sich auf 544 Seiten, die einzelnen Abschnitte sind mit Datum, Ort und Uhrzeit überschrieben. Da es sich um eine Erzählung in zwei Zeitebenen handelt, hat es der Leser dadurch leicht sich zeitlich zurechtzufinden. Raabe hat den auktorialen Erzählstil gewählt, deshalb ist auch der Überblick jederzeit gewahrt. Gedanken, Liedtexte, fremdsprachliche Phrasen und Gedanken sind kursiv hervorgehoben.
    Schon nach dem ersten Kapitel hat sich bei mir Lesefluss eingestellt. Von da an war es sehr schwer das Buch aus der Hand zu legen. Der Thriller beginnt aufregend und die Spannungskurve steigt steil an, verschiedene Plottwists haben die Lektüre nur so dahinfliegen lassen, am Ende hat mich ein Cliffhanger sehr überrascht, was auf eine Fortsetzung hindeutet. Schlagfertige Dialoge, bildhafte Schilderungen, schonungslose Handlungen und aktionreiche Taten machen das Buch zu einem Pageturner. Hier wechseln sich die beiden Zeitstränge immer wieder ab, zum einen die aufregenden Geschehnisse in der Gegenwart und zum anderen die Rückblicke in die Kindheit von Tom, dadurch erklärt sich vieles, was aus den vergangenen Teilen unklar war. Tom Babylons persönlichster Fall, denn es betrifft diesmal seine Familie, treiben Tom an seine Grenzen und weit darüber. Die Akteure sind gut charakterisiert, ihre Handlungen sind nachvollziehbar. Meine Lieblingsfiguren Sita Johanns und Bene, die Beide felsenfest zu Tom stehen. Da mich beim ersten Fall, die Undurchschaubarkeit am Ende und die unklaren Abläufe irritiert haben, war ich sehr zufrieden, dass in diesem Band für mich zur Handlung keine Fragen offen blieben. Natürlich bleibt Babylon für mich noch mysteriös, die Vorgeschichte, was sein Vater darin für eine Rolle spielt und was mit seiner Schwester geschehen ist, interessiert mich, nach wie vor. Die Auftritte von Viola, Toms verschollener Schwester, die Szenen in denen sie „erscheint“, er mit ihr kommuniziert, finde ich unglaubhaft und störend. Obwohl Tom in diesem Band nicht so gut wegkommt, das ist vor allem seinen konfusen und kopflosen Aktionen zuzuschreiben, fand ich diesen Band als bisher besten der Reihe. Besonders elegant fand ich das edle Cover. Durch die fehlende Zahl, ich hätte mit einer 21 gerechnet, ist von außen nicht klar erkennbar, dass es sich um den dritten Teil der Serie handelt. Ich kann diesen 3. Teil allen Thrillerfans empfehlen, es wäre auf alle Fälle von Vorteil die Vorgängerbände zu kennen. Von mir, verdient 8 Punkte

    Sophias Zukunft


    Die Farben der Schönheit – Sophias Triumph, Roman von Corina Bomann, 521 Seiten, erschienen im Ullstein Verlag.
    Der 3. Und Abschlussband der „Die Farben der Schönheit“ – Trilogie, Sophia will den Puderkrieg hinter sich lassen, gelingt ihr ein neuer Anfang?
    New York in den 30er Jahren, Sophia steht erneut vor einem Scheideweg in ihrem Leben. Sie hilft ihrer Freundin Henny wieder gesund zu werden. Deshalb und um ihr Studium wiederaufzunehmen kehrt sie zu Helena Rubinstein zurück. Sie findet ihr privates Glück bei Darren. Doch diesmal droht der beginnende 2. Weltkrieg ihr Glück erneut zu zerstören.
    Das Buch ist im Ich-Stil aus der Sicht der Protagonistin verfasst, deshalb ist der Lesende auch ganz nahe am Geschehen. 55 pralle Kapitel, die die Bestseller-Autorin in ihrer bildhaften und flüssigen Schreibweise verfasst hat, haben mich durch das Buch fliegen lassen. Da das Geschehen unmittelbar an das Ende des 2. Bandes anschließt stellte sich sofort Lesefluss ein. Briefe, fremdsprachliche Phrasen sind kursiv gedruckt und haben sich somit deutlich von der Erzählung ab. Als besondere Dreingabe ist in der vorderen Umschlagklappe ein Rezept für ein Cremedeodorant abgedruckt.
    Bildmalerisch, emotional und sehr flüssig erzählt die Autorin das weitere Leben der Protagonistin. Leider konnte Sophia sich im dritten Teil nicht weiterentwickeln, wieder lässt sie sich von Helena Rubinstein vor deren Karren spannen und begibt sich durch das von ihr finanzierte Studium wieder in Abhängigkeit der Kosmetikkönigin und zwischen die Fronten des „Puderkriegs“. Sie muss erkennen, dass die beiden Damen sich im Umgang mit ihren Angestellten wirklich nichts schenken. Darren erkennt dies schon viel eher und stellt Sophia vor eine Entscheidung. Gut gefallen haben mir die Szenen mit ihrer Freundin Henny, wie die es schafft sich in der neuen Welt ein neues Leben aufzubauen hat mich beeindruckt.
    Das bewegende Schicksal Sophias ist im Abschlussband eher im privaten Umfeld zu finden. Das Ende jedoch konnte mich wirklich überraschen und war von mir in keinster Weise vorauszusehen. Insgesamt ist es eine tolle Reihe der Autorin, es machte mir viel Freude das Leben und das Erleben von Sophia und ihren Angehörigen zwischen Lippenstift und Puder und zwischen Naziregime und zweitem Weltkrieg mitzuverfolgen. Eine rundherum gelungene Trilogie. Alle Charaktere außer Helen Rubinstein waren mir sympathisch und handelten nachvollziehbar, der Plot war zu jeder Zeit glaubhaft. Die Schilderungen der Weltausstellung in New York und auch der Zustand nach dem zweiten Weltkrieg in Berlin sind hervorragend gelungen und vor meinem inneren Auge wie ein Film abgelaufen. Der letzte Band kann m. M. nach nicht als Einzelband gelesen werden. Meine Empfehlung die Trilogie hintereinander wegzulesen. Auch der letzte Band bekommt von mir 10 Lesepunkte.

    Die Erzieherin der Königin


    Teatime mit Lilibet, Historischer Roman von Wendy Holden, EBook 477 Seiten, erschienen im List-Verlag.
    Die Geschichte von Marion Crawford, der Gouvernante von Königin Elisabeth II.
    Marion Crawford ist Lehrerin, ihr Ziel ist die Armen in den Slums zu unterrichten, doch das Schicksal spielt anders und sie wird Gouvernante bei den beiden Schwestern von York, Elisabeth genannt Lilibet und Margaret. Nach dem Abdanken seines Bruders Edward VIII., wird der Herzog von York der Vater der beiden, unversehens König Georg der VI. und Marion Crawford ist die Erzieherin der zukünftigen Königin von England.
    Das Buch gliedert sich in vier Teile jeder Teil ist mit Ort und Datum überschrieben, die aus insgesamt 64 Kapiteln bestehen. Das Buch ist im personalen Stil aus der Sicht der Protagonistin geschrieben, dadurch werden ihre Gefühle und Gedanken dem Leser sehr deutlich gemacht. Äußerst bildhaft und flüssig geschrieben. Der Plot, z.B. die Einrichtung der diversen Schlösser sind hervorragend beschrieben, die Figuren allesamt gut beschrieben und hervorragend charakterisiert Ein Beispiel dafür, Margaret die kleinere Schwester von Lilibet war mir sehr unsympathisch, eine Rebellin, Intrigantin und boshaft. Lilibet dagegen von edelstem Gemüt und sehr klug. Bertie/Georg VI unsicher und schüchtern doch herzensgut. Auch Wallis Simpson ist eine schillernde Figur im Roman. Jede der dargestellten Figuren hat im Buch praktisch eine eigene Geschichte abbekommen. Holden hat in ihrem Buch bemerkenswert gute Recherchearbeit geleistet. Ein gutes Beispiel, die Beschreibungen der Brautkleider, deren Bilder ich mir im Netz angesehen habe.
    Das Buch hat mich sehr gut unterhalten, eine aufregende Zeit wird hier beschrieben. Ein dramatischer erschütternder und bewegender Teil der Geschichte Großbritanniens. Und Marion Crawford immer mitten drin, im Zentrum der königlichen Familie, den kleinen Prinzessinnen oft näher als die eigene Mutter. Die besten Jahre ihres Lebens hat sie geopfert und auf privates Glück und eigene Kinder verzichtet um dann ohne einen Funken von Dankbarkeit aufs Abstellgleis geschoben zu werden. Ich kann gut verstehen, dass Crawford aus Enttäuschung und vielleicht auch um diese besondere Zeit noch einmal aufleben zu lassen, dieses unsägliche Buch „The little Princesses“ geschrieben hat. Letztendlich haben ihr die Royals das niemals verziehen, auf ihrer Beerdigung war kein Mitglied des britischen Königshauses anwesend. Doch ich könnte mir gut vorstellen, dass dies auch ohne ihr Buch geschehen wäre. Mir hat diese Frau im letzten Kapitel des Buches einfach nur leidgetan, denn ihr ist zum Großteil zuzuschreiben, was für eine charakterstarke Frau und Regentin aus Elizabeth II, geworden ist. Wieviel im Buch dem wirklichen Geschehen zuzuordnen ist und was Fiktion ist weiß ich nicht, ich war nur überrascht, dass Lilibet hier als fröhlich und warmherzig beschrieben wird, ich finde Elizabeth II nur kühl und streng.
    Bei einer Schottlandreise konnte ich Glamis Castle besichtigen, das Schloss in dem Königin Elizabeth, die spätere Queen Mum geboren wurde, bei der Führung fand ich den Tearoom besonders gemütlich und noch mit den Originalmöbeln ausgestattet, so konnte ich mir sehr gut vorstellen, wie das Ambiente bei einer „Teatime mit Lilibet“ aussah, wenn die Prinzessinnen bei ihren Großeltern mütterlicherseits zu Besuch waren, was mich letztendlich auch zur Lektüre dieses Buches inspiriert hat.
    Eine Empfehlung für Leser die sich gerne mit der jüngeren Geschichte des englischen Königshauses beschäftigen. Oder denen, die das Leben der Royals aufregend und spannend finden. Von mir 8 von 10 möglichen Sternen.


    Die dubiosen Machenschaften der Mädchenhändler


    Amissa. Die Verlorenen. Thriller von Frank Kodiak, 400 Seiten, erschienen bei Droemer Knaur


    Auftaktband der Thriller-Reihe, um die Privatdetektive Rica und Jan Kantzius


    In einer regnerischen Nacht werden die Privatdetektive Jan und Rica Kantzius Zeugen eines grauenvollen Unfalls. Ein panisches Mädchen rennt direkt vor ein Auto und stirbt in den Armen von Jan. Die Privatdetektive beginnen zu ermitteln und finden heraus, dass es weitere Teenager kurz nach einem Umzug der Familie verschwunden sind. Eine Spur führt zu Amissa, einer Hilfsorganisation, die weltweit nach vermissten Personen sucht, auch Rica ist dort beschäftigt.


    Andreas Winkelmann schreibt als Frank Kodiak.


    Das Buch ist in 7 dicht gepackte Kapitel aufgeteilt, die spannend enden was dazu führt immer weiter zu lesen, es war mir kaum möglich das Buch aus der Hand zu legen schon nach dem ersten aufregenden Kapitel ist der Leser mittendrin im aufregenden Geschehen. Nervenzermürbend und spannend geschrieben im auktorialen Erzählstil, mit mehreren Erzählsträngen, das erleichtert, bei der Lektüre, den Überblick über die Geschichte zu erhalten und jederzeit die Zusammenhänge von allen Seiten zu beobachten. Aufregend und dicht gepackt, in typischer Winkelmann/Kodiak-Weise verfasst. Deshalb habe ich das Buch auch in 2 Tagen gelesen, ich hatte keine Chance es einfach liegen zu lassen. Schlagfertige Dialoge machen die Geschichte lebendig. Plottwists und ein überraschendes Ende haben mich absolut verblüfft. Besondere Spannung erzeugte die Frage welche Mädchen am Ende gerettet werden. Die Handlung ist zu jeder Zeit glaubwürdig, die Charaktere agieren nachvollziehbar und authentisch. Weniger geeignet für zartbesaitete Leser.
    Mit dem neuen Ermittlerduo, dem Ehepaar Kantzius ist dem Autor ein ganz großer Wurf gelungen. Jan, ist ein ehemaliger Polizist, er verfügt über einen ausgeprägten Jagdinstinkt, diese Szenen in denen er im Alleingang wie eine grausame Kampfmaschine abrechnet, hat mich unheimlich gefesselt, auch wegen seiner brutalen Verhörmethoden, wobei er auch gerne übers Ziel hinausschießt. Mit seiner Polizeimarke hat er anscheinend auch sein Gewissen abgelegt, es fällt ihm sehr schwer, sich an Recht und Gesetz zu halten. Als Gegenstück dazu Rica, auch sie ist vom Leben gezeichnet, ihre Erlebnisse zum Thema Frauenhandel und Zwangsprostitution werden auch im Buch immer wieder angesprochen, sie ist Informatikerin und hat ein Faible für die digitale Welt, somit ergeben die beiden ein grandioses Team, ihre Ermittlerquote liegt sehr hoch, gut gefallen hat mir auch der liebevolle Umgang des Paares. Ich hoffe, dass sich die gesamte aufregende Vorgeschichte der Beiden, die immer wieder angedeutet wird, in den folgenden Bänden der Reihe noch aufklärt


    Dieser harte Thriller um vermisste Teenager und die dubiosen Machenschaften einer weltweit tätigen Hilfsorganisation ist der Auftakt einer 3teiligen Reihe, die ich gerne weiterverfolgen werde, dazu trägt auch der Cliffhanger bei, der sich am Ende auftut. Zwischen den Zeilen klingt auch eine Warnung über den sorglosen Umgang Jugendlicher, mit den digitalen Medien durch. Eine absolute Leseempfehlung für Fans von rasanten und harten Thrillern. Verdiente 10 Punkte von mir.

    Faust 2

    Der Lehrmeister, Historischer Roman von Oliver Pötzsch, E-Book 800 Seiten, erschienen im List Verlag.
    Der 2. Band der Faustus - Dilogie.
    Sechs Jahre sind vergangen, seit der berühmte Magier Johann Georg Faustus , seine Tochter Greta und der Gehilfe Karl von Nürnberg geflohen sind. Sein Ruhm ist immer weiter gewachsen. Selbst der Papst lässt nach ihm suchen. Auch sein alter Erzfeind Tonio ist noch nicht besiegt. Eine seltsame Lähmung befällt Faust und auf der Suche nach Heilung durchstreift er Europa. Doch Faust ahnt, dass das Böse noch immer seine Hand nach ihm ausstreckt und dass er sich letztendlich stellen muss.
    Eine Tragödie in 5 Akten, die in 29 längere Kapitel aufgeteilt ist, welche sich in überschaubare Leseabschnitte gliedern. Einzelne Kapitel sind mit Datum und genauer Ortsangabe überschrieben. Als Anhang gibt es wie so oft in Pötzschs Büchern einen Reiseführer auf Fausts Spuren, wie schon im Spielmann verbergen sich auch im Lehrmeister zahlreiche Goethe-Zitate, diese sind mit Seitenzahlen am Ende des Buches unter dem Begriff „Faust für Besserwisser“ aufgeführt.
    Das Werk ist in flüssiger und bildmalerischer Weise geschrieben, jeder Satz und jede Szene liefen wie ein Film in meinem Kopf ab, die Handlungen der Charaktere und der Plot sind nachvollziehbar und logisch erzählt. Den zweiten Band der Dilogie fand ich stellenweise absolut gruselig und so detailgenau erzählt, dass mir des Öfteren eiskalte Schauer den Rücken hinuntergelaufen sind. Besonders zu denken gegeben haben mir die Anmerkungen im Nachwort. Der Autor bemerkt, dass schon Goethes Faust 2 ein Flop war und so ähnlich ist es mir auch im vorliegenden Band ergangen, die Reisen der Gefährten auf der Flucht vor Lahnstein, auf der Suche nach Leonardo da Vinci und am Ende auf der Reise nach Rom hatten für mich schier unerträgliche und unnötige Längen, da hätte ich am liebsten quergelesen. Wo mir im ersten Teil die Reisen noch aufregend und unterhaltsam vorgekommen sind, haben sie mich hier nur noch gelangweilt und zogen sich dahin. Dazu zitiere ich hier den Autor:“ Es wimmelt nur so von mythologischen Gestalten und Anspielungen gleichzeitig ist es eigentlich unmöglich, die Handlung halbwegs vernünftig zusammenzufassen. Amerikanische Filmproduzenten würden sagen:“Where the f… ist the plot?“ Dies ist die Meinung Plötzschs über Goethes Faust 2 und auch mir ging es so beim Lehrmeister. Der eigentliche Held im vorliegenden Band war für mich das Universalgenie Leonardo da Vinci, dieser Abschnitt hat mir im Buch am besten gefallen, auch die beschriebene Wirkung des Igró Pir des griechischen Feuers war höchst interessant, solche Stellen bestätigen, eine akribische Recherchearbeit des Verfassers.
    Vom ersten Teil „Der Spielmann“ war ich absolut begeistert. Leider hat mir die Zähigkeit und Langatmigkeit beim „Lehrmeister“ die Lesefreude geschmälert. Immer wieder habe ich das Lesegerät für einige Zeit getrost zur Seite gelegt, ohne Angst etwas zu versäumen. Trotzdem möchte ich den zweiten Band der Dilogie empfehlen um die Geschichte zu vervollständigen. Von mir 6 Punkte.

    Matt unter Verdacht


    Die Seele des Bösen – Unter Verdacht, Profilerthriller von Dania Dicken, EBook 259 Seiten
    Der 11. Teil der Sadie Scott – Reihe
    Eine Edelprostituierte wird in einem Hotelzimmer ermordet aufgefunden. Deshalb wendet sich LAPD-Detective Nathan Morris erneut an Sadie und bittet um ihre Hilfe, widersprüchliche Indizien am Tatort bringen Sadie bald auf die Idee, dass hier ein zweiter Täter involviert sein könnte. Bei ihren Ermittlungen stoßen die beiden auf Verdächtige in der sogenannten „besseren Gesellschaft“ und sie ahnen nicht, welche ungeahnten Folgen die Lösung des Falles für sie bereithält
    Der neue Band setzt kurz nach der Entführung und Bedrohung Matts durch eine Stalkerin ein. Matt hat sich durch die Geschehnisse verändert und das bemerkt nicht nur seine Frau.
    Auch dieser 11. Fall hat mich wieder einmal hervorragend unterhalten, ein Lesegenuss. Sehr spannend erzählt, da habe ich gerne mitgerätselt, wie sich der Mord an der Prostituierten wohl abgespielt hat. Wieder einmal schafft es die Autorin, mich mit ihrem Buch zu fesseln. Den Reader überhaupt aus der Hand zu legen war mir schier unmöglich. Besonders mitreißend in Band 11, die Konsequenzen die sich aus Sadies Ermittlungen für ihren Ehe ergeben. Nicht nur nervenaufreibende Spannung, sondern auch emotionale Verwicklungen, haben mich diesmal in ihren Bann gezogen. Grundsätzliche Fragen zu Recht und Unrecht, Vertuschung und Vereitelung einer Straftat, haben mich immer wieder innehalten und über das Gelesene nachdenken lassen, wie die Autorin bemerkt dieser Fall ist nicht schwarz oder weiß, sondern dunkelgrau. Genauso habe ich es auch empfunden. Sehr zu Herzen ging mir die familiäre Situation der Whitmans, die Gefühle der Ehefrau, wenn ihr Gatte einer Straftat beschuldigt wird. Die Profilerarbeit im Prostituiertenfall ist hervorragend geschildert, Sadie hat wieder einmal das perfekt gemacht, was sie am besten kann, dem Täter ein Geständnis abringen. Diese Frau erstaunt mich immer wieder, deshalb ist sie auch in diesem Buch meine Lieblingsfigur. Diese grandiosen „Verhöre“ in den Büchern genieße ich geradezu. Schön zu lesen wie sehr Sadie ihrem Mann vertraut und wie sehr sie ihn liebt und auch die guten Freunde lassen die beiden nicht hängen. Wobei ich vermute, dass diese Geschichte das Paar noch länger belasten wird. Das macht die Figuren lebensecht und die Geschichte authentisch, es ist oft gefährlich, manchmal kriselt’s und es wird geliebt – eben wie im richtigen Leben.
    Deshalb ist es auch von Vorteil, die Bücher in der angegebenen Reihenfolge zu lesen. Es wäre schade auch nur einen Teil zu verpassen. Mein Urteil, eine unbedingte Leseempfehlung und begeisterte 10 Punkte.

    ASIN/ISBN:

    Cold Case für Kluftinger


    Funkenmord, Kriminalroman von Volker Klüpfel und Michael Kobr, 496 Seiten, erschienen im Ullstein Verlag.
    Kluftingers elfter Fall ist die unmittelbare Fortsetzung von Bd. 10 „Kluftinger“, ein Cold Case der endlich zum Abschluss kommt.
    Seinen ersten Fall hat er als junger Dorfpolizist erfolgreich abgeschlossen, was ihm letztendlich auch den Weg zur Kriminalpolizei geebnet hat. Stolz darauf ist Kluftinger jedoch nicht. Er ist sich mittlerweile sicher, dass der Verurteilte, der für diese Tat jahrelang hinter Gittern gesessen hat, unschuldig ist. Mit dieser Meinung steht er jedoch ziemlich alleine da. Eine neue Mitarbeiterin steht ihm bei diesem Cold Case zur Seite. Seine Frau ist gesundheitlich angeschlagen und die Taufe seines Enkelkinds steht bevor. Kluftinger muss beides machen – Hausmann spielen und einen Mörder finden.
    46 Kapitel in angenehmer Leselänge und ausreichend großer Schrift. Der Roman baut auf dem Inhalt des zehnten Bandes "Kluftinger" auf und es ist sehr empfehlenswert, diesen zuerst zu lesen, um der Handlung vollständig folgen zu können. Dialoge im Allgäuer Dialekt erzeugen Lokalkolorit. Emails, Briefe, englische Phrasen sind kursiv gedruckt und somit deutlich hervorgehoben. Der bildhafte, humorvolle und flüssige Erzählstil zeichnet die Autoren wieder einmal aus. Z. B. in solchen Sätzen wie auf S. 378: Seine Frau sah ihn an wie ein dickes Kind, das seinen Eltern eröffnet, es wolle Primaballerina werden.
    Diesen elften Teil der Kluftinger- Serie habe ich als ganz besonders gelungen empfunden. Ein wahnsinnig spannender Fall, der sich erst auf den letzten Seiten klärt, ich habe tatsächlich bis zum Schluss mitermitteln können. Die Spannung bleibt gleichbleibend hoch.
    Humor wie er mir gefällt, ohne peinlich oder klamaukig zu wirken. Des Öfteren musste ich laut lachen, herrlich lustige Szenen mit Situationskomik haben mich begeistert, gerne habe ich gelesen, wie Kluftinger die Wäsche, erledigt, an einem Thermomix-Abend teilnimmt und auch die Scharmützel mit seinem Lieblingsfeind – Dr. Langhammer (Kurpfuscher), zum Tränen lachen komisch. Das Buch beinhaltet auch wunderbar subtilen Humor, als Kluftinger in seinem Amt als stellvertretender Leiter des Kommissariats, einem Text für die Weihnachtsausgabe des Mitarbeitermagazins verfasst, in Anbetracht genderneutral zu sein und korrekt in gesellschaftspolitischer Hinsicht, das war ein wahres Meisterstück des Autorenduos. Ich finde die Kluftinger Krimis das Beste was in diesem Genre zu lesen ist, denn es geschieht eine Entwicklung in diesen Romanen, auch Kluftinger entwickelt sich weiter, er ist weniger brummig und stellt sich gesellschaftlichen Herausforderungen, ein hervorragender Ermittler mit „Bauchgefühl“ ist er sowieso. Die neue Kollegin im Kommissariat, ist flapsig unkompliziert und gut in ihrem Job, sie hat sich im Kollegenteam integriert und ich freu mich auf weitere Fälle mit ihr. Aus dem, wegen Strobls Tod geschrumpften Kollegium, ist ein schlagstarkes Ermittlerteam geworden, sie arbeiten professionell und unbedingt nachvollziehbar. Unsympathische Figuren gab es für mich nicht, sogar die Bösen sind glaubhaft charakterisiert. Meine Lieblingsfigur bei Funkenmord diesmal, der Klufti höchstselbst. Ein guter Ermittler ohne Alkohol- oder Eheproblemen und einfach ein Original.
    Meine Lieblingsszene, Kluftinger kommentiert für den „Gegenschwieger“ in Japan, das Taufgespräch mit dem Pfarrer.
    Kluftinger wird immer besser, ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Fall. Eine unbedingte Leseempfehlung für Klufti-Fans. Eigentlich ist es möglich die Serie auch einzeln zu lesen, doch hier sollte vorher unbedingt Bd.10 „Kluftinger“ gelesen werden. Natürlich alle 10 Punkte. Priml.

    Ein Leben für die Wissenschaft


    Madame Curie und die Kraft zu träumen, Historischer Roman von Susanna Leonard, eBook 324 Seiten, erschienen bei Ullstein eBooks.
    Einblicke in das Leben einer großen Forscherin, die Unglaubliches geleistet hat. Eine Pionierin, ja Vorkämpferin die vielen Frauen den Weg in Forschung und Wissenschaft gebahnt hat.
    Mania – Maria Skłodowska Curie, die weltberühmte Physikerin und Chemikerin die zusammen mit ihrem Mann den Nobelpreis für Physik und später den Nobelpreis für Chemie errungen hat, entdeckte zusammen mit ihrem Mann die Elemente Polonium und Radium. Die gebürtige Polin, die in Frankreich wirkte war die erste Professorin die einen Lehrstuhl an der Pariser Sorbonne innehatte. Sie prägte die Bezeichnung Radioaktivität. Bedingt durch ihre unermüdlichen Forschungen litt sie an der Strahlenkrankheit und starb an einer dadurch bedingten Knochenmarkschädigung.
    Dieses Buch besteht aus drei Teilen, die in überschaubare Kapitel eingeteilt sind. Die Geschichte lebendig zu erzählen ist der Autorin sehr gut gelungen, da sie in zwei Zeitebenen erzählt wird. Madame Curie schildert hier in Rückblicken, die Geschichte ihres Lebens. Die einzelnen Kapitel sind mit Ort und Zeitangabe überschrieben, das ermöglicht dem Leser jederzeit den Überblick zu behalten.
    Schon lange verehre und bewundere ich die Lebensleistung Curies, da erschien mir dieses Buch wie für mich geschrieben. Ich wurde hervorragend unterhalten die Lektüre hat mir große Freude bereitet. Dementsprechend rasch hatte ich das Buch auch gelesen. Dass die Autorin eine hervorragende Recherchearbeit geleistet hat, merkt man in jedem Satz. Nicht nur die biografischen Fakten wurden hier aufgeführt sondern auch die politische Lage und die damaligen Verhältnisse sind exakt geschildert.
    Die Idee die Protagonistin aus der Gegenwart ihre Lebensgeschichte rückblickend selbst erzählen zu lassen, fand ich geschickt gelöst. Lesefluss stellte sich unmittelbar ein. Mir hat es sehr viel kurzweilige Freude bereitet, dieses Buch zu lesen, ich war in der Handlung und konnte das Buch kaum aus der Hand legen, Ich habe schon viele Bücher und Filme über Marie Curie gelesen und gesehen, vorliegendes Buch fand ich besonders reizend, da ich eine Menge über ihre Kindheit und Jugendjahre erfahren habe, z.B. den frühen Verlust ihrer Mutter und Schwester, die schwierigen Verhältnisse durch die russische Diktatur in Polen. So musste Marie als Hauslehrerin arbeiten um ihr Studium in Paris zu finanzieren, was in Polen zu dieser Zeit für eine Frau nicht möglich war. Ihre erste unglückliche Liebe, das alles hat mir die große Wissenschaftlerin sympathisch und menschlich erscheinen lassen. Besonders gut gefallen hat mir die Schilderung des liebevollen und respektvollen Umgangs der Eheleute Curie. Pierre Curie hat seine Gattin stets bestärkt und unterstützt. Die Protagonistin kämpfte ihr ganzes Leben lang gegen die Vorstellung, dass Frauen Menschen zweiter Klasse oder das schwache Geschlecht sind. Und dafür, dass Frauen die gleichen Rechte wie Männer für sich beanspruchen dürfen, sich den Naturwissenschaften zu widmen und auch dafür anerkannt zu werden. Deshalb fand ich es schade, dass das Buch mit dem Tod ihres Mannes endet. Marie Curie hat als Witwe, auch ohne ihren Mann noch viel geleistet, gearbeitet und geschaffen. Sie hat in ihrem Leben alles erreicht was sie sich erträumt hat, dafür gekämpft und gelitten, das macht diese Frau für mich so bewundernswert.
    Es gibt hier zwar keine klassischen Spannungsmomente, aber es ist eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden. Die Szenen und Charaktere, sind sehr bildhaft lebendig und detailliert dargestellt, aber nicht so ausschweifend, als dass sie an irgendeiner Stelle langatmig werden würden. Ich bin begeistert. Gerne empfehle ich diesen historischen Roman und vergebe 10 Punkte.

    Zeitsprung

    Die verstummte Frau, Thriller von Karin Slaughter, Ebook, erschienen im HarperCollins-Verlag.
    Der 8. Teil der Georgia Reihe.
    Eine junge Frau wird brutal vergewaltigt und sterbend zurückgelassen. Alle Spuren verlaufen im Sand, bis Will Trent den Fall übernimmt. Die Ermittlungen führen ihn ins Gefängnis. Ein Insasse behauptet, wichtige Informationen geben zu können, denn der Angriff gleicht genau der Tat, für die er vor acht Jahren verurteilt worden ist. Bis heute beteuert er seine Unschuld. Die Ermittlungen gehen weit in die Vergangenheit. Eine Person kann Will dabei helfen, den erbarmungslosen Killer zur Strecke zu bringen: seine Partnerin Sara. Aber sobald Vergangenheit und Gegenwart aufeinanderprallen, steht für Will alles, was er liebt, auf dem Spiel.
    Dieser Teil um das Ermittlerteam Trent/Linton, ist ein gelungenes Gemisch aus den beiden großen Reihen der Autorin, 30 atmosphärisch dichte Kapitel handeln in zwei Zeitebenen. Durch die mit passenden Überschriften gekennzeichneten Kapitel ist es leicht möglich die verschiedenen Erzählstränge zu erkennen. Für die Fans von K.S. ist es sicher reizvoll, noch einmal zusammen mit Chief Tolliver und Sara zu ermitteln. Ich finde aber, hier hat die Autorin der abgeschlossenen Reihe und dem „Chief“ einen zu großen Part eingeräumt. 2/3 des Buches sind unbedingt ein Highlight für die Fans der Grant County-Reihe, bringt aber den Fall nicht weiter. Im letzten Drittel zieht die Spannungskurve steil an, unvorhergesehene Wendungen detaillierte Schilderungen und ein furioses Ende, hat mich hervorragend unterhalten, da konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Das Ende hat mich wirklich überrascht. Slaughter ist eine hervorragende Erzählerin, bildhaft flüssig und nervenzerreißend ohne den Leser zu schonen schreibt sie im auktorialen Stil. Besonders einfühlsam fand ich wie sie die Nöte, Ängste und Gefühle von Vergewaltigungsopfern schildert. Sehr gut dargestellt, die Gegenüberstellung der beiden Partner von Sara Linton, einerseits der smarte Frauenheld Jeffrey und dagegen der unsichere Will. Dabei ist mir wieder bewusst geworden, dass ich Trent gerade mit seinen Zweifeln und Unsicherheiten besonders menschlich und sympathisch finde. Die Figur Lena Adams konnte ich, wieder einmal, nicht leiden. Unprofessionell und menschlich abgründig, kann sie sich immer noch als Ermittlerin behaupten. Obwohl ich nicht alle Teile der beiden Serien kenne, konnte ich mich im Plot bestens zurechtfinden. Als Einzelband finde ich „die verstummte Frau“ jedoch nicht geeignet. Während der Lektüre habe ich mir des Öfteren über den Titel Gedanken gemacht, um wen es sich bei der verstummten Frau wohl handeln könnte, auch das wird zum Ende hin aufgeklärt und diese Erklärung hat mir sehr gut gefallen. Insgesamt finde ich den Thriller wieder gut gelungen, habe aber schon bessere Bücher aus der Feder Slaughters gelesen. Eine Leseempfehlung und 8 von 10 möglichen Punkten.

    Der Rache zweiter Teil

    Wings of Silver, Frauenroman von Camilla Läckberg, 350 Seiten, erschienen im List-Verlag.
    Faye riskiert alles um die, die sie liebt zu beschützen.
    Faye hat alles erreicht, was sie sich erträumt hat. Sie hat sich an ihrem Mann gerächt, der ihr alles genommen hat. Mit ihrem Unternehmen „Revenge“ ist sie erfolgreich und mit ihrer Mutter und ihrer Tochter hat sie sich ein neues Leben in Italien aufgebaut. Doch plötzlich droht alles zusammenzubrechen. Ihrem Ex-Mann ist die Flucht aus dem Gefängnis geglückt und Revenge droht die feindliche Übernahme. Faye muss sich zur Wehr setzen und jedes Mittel ist ihr recht.
    Das Buch teilt sich in vier Teile, jedem Teil ist ein Zeitungsbericht vorangestellt, der den folgenden Abschnitt zusammenfasst. Das Buch spielt in zwei Zeitebenen, die Gegenwart aus der Sicht der Protagonistin und Rückblicke im Ich-Stil, gekennzeichnet mit der Überschrift Fjällbacka – damals. Zeitungsartikel, Briefe, Emails, Handy-Nachrichten sind in kursiver Schrift deutlich hervorgehoben. Schlagfertige Dialoge z.T. in derber Sprache machen den Roman lebendig. C. Läckbergs Schreibstil wie immer bildhaft und flüssig.
    Schon zu Beginn war es ein Leichtes in Lesefluss zu kommen, das Buch schließt an der Stelle an, an der der erste Teil endet. Deshalb ist es auch empfehlenswert den Vorgängerband unbedingt zu lesen. In kürzester Zeit habe ich das Buch gelesen, eine gewisse Sogwirkung hat sich eingestellt und es war schon schwer das Buch überhaupt aus der Hand zu legen. Der Fjällbacka-Teil war um vieles spannender und interessanter, als die Gegenwart, da kommt vieles aus der Jugend der Protagonistin ans Licht, besonders ergreifend hier die Szenen von häuslicher Gewalt.
    Doch leider hat mir der Gegenwartsteil weit weniger gefallen. Alles was mich im Vorgängerband begeistert hat fand ich hier unglaubwürdig, überzogen und einfach „too much“. Die peinlichen Bettszenen wären m. M. überhaupt nicht nötig gewesen. Immer wieder habe ich mich gefragt wie dumm die Behörden hier dargestellt werden. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, ein Kind einfach so, wie hier beschrieben und mit wenig Anstrengung, für immer zu verstecken. Noch dazu, da Faye eine Geschäftsfrau und bekannt wie ein bunter Hund ist und angeblich überall erkannt wird. Das arme Kind wird das italienische Anwesen nie verlassen können, keine Schule besuchen etc. und hoffentlich wird das Mädchen nie ernsthaft krank. Außerdem ist es mir ein Rätsel, wie es sein kann, dass Faye mit ihren schweren Verbrechen in der Vergangenheit so auch jetzt, ohne Folgen davonkommt. Wenn Faye nur noch 10 Prozent der Anteile der Firma hält, braucht sie sich m. E. nicht wundern wenn sie Revenche verliert, unglaublich naiv. Die weiblichen Figuren, durchweg alle bildhübsch, extrem klug und raffiniert, wohingegen die männlichen Charaktere schwanzgesteuert und tölpelhaft daherkommen. Weder Frauen noch Männer kamen hier besonders gut weg. Die Protagonistin ging mir ehrlich gesagt ganz schön „auf den Keks“, mit ihrer Promiskuität und Naivität. Wobei sie im Vorgängerband als eine richtig kluge und taffe Geschäftsfrau geschildert wurde. Im letzten Drittel kam noch Spannung auf, wieder hat es mich amüsiert, wie hier das „starke Geschlecht“ vorgeführt und abgewatscht wurde. Am Ende baut sich auch noch ein ordentlicher Cliffhänger auf, der ganz sicher einen weiteren Band zur Folge haben wird, ob ich da noch mitlesen werde, muss ich mir noch genau überlegen. Läckberg hätte es nach dem tollen ersten Teil, m. M. nach, gut sein lassen können. Als ich von einer Fortsetzung von Golden Cage erfuhr, war ich begeistert, leider hat mich Wings of Silver enttäuscht, von mir 5 Punkte.

    Dühnfort als Profiler


    Ich bin dein Tod, Kriminalroman von Inge Löhnig, 306 Seiten, erschienen bei Ullstein ebooks.


    Der 9. Teil der Kommissar Dühnfort Reihe.


    Ein Mörder schickt seinen Opfern skurrile Nachrichten bevor er sie tötet. Kommissar Dühnfort hat gerade seine neue Stelle in der Abteilung Operative Fallanalyse angetreten und ihm fehlt die tägliche Ermittlungsarbeit. Als das Team der Profiler im Laufe mehrerer Wochen zu verschiedenen Tatorten gerufen wird, erkennt er als Erster den Zusammenhang. Doch sein Vorgesetzter glaubt nicht an einen Serienmörder. Kann sich Dühnfort durchsetzen?
    Schon der Prolog hat mich erwischt und gewährt einen packenden Einstieg in den Roman. 49 spannende Kapitel, mit Ort und Datum überschrieben, garantieren dem Leser, jederzeit den Überblick zu behalten. Schlagfertige Dialoge und ein spannender und bildhafter Schreibstil lassen die Seiten nur so dahinfliegen. Aufgeteilt in verschiedenen Zeitebenen und mehrere Erzählstränge sorgt dafür, dass man den Reader kaum aus der Hand legen will, die Kapitel aus der Tätersicht und die dazwischen gestreuten Videobotschaften haben mich nicht mehr losgelassen, ein Pageturner der Spitzenklasse.
    Die Lektüre dieses Dühnfort Krimis habe ich außerordentlich genossen und ich fühlte mich hervorragend unterhalten. Des Öfteren habe ich vor Spannung die Luft angehalten. Die Videobotschaften haben mich tief betroffen gemacht, trotz der Kapitel aus Tätersicht konnte ich bis zum Schluss nicht erahnen um wen es sich beim „Jäger“ eigentlich handelt. Plottwists und ein unvorhersehbares Ende ließen mich den Reader erst aus der Hand legen als der Schlusspunkt gesetzt war. Ich habe ständig mitgefiebert und gehofft, dass der Täter seine Serie zu Ende führen wird. Die Auflockerung durch die Beschreibung der privaten Ereignisse der Familie Dühnfort habe ich genossen, die kleine Tochter von Gina und Tino ist mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen. Gefreut habe ich mich auch, dass der Protagonist jetzt wohl beruflich am Ziel angekommen ist und sich bei den neuen Kollegen wohl fühlt. Privat ist noch einiges zu erwarten, da am Ende ein ordentlicher Cliffhanger platziert war, natürlich werde ich diese Reihe nicht nur aus diesem Grund weiterverfolgen. Die meisten Charaktere, auch den „Jäger“ fand ich sympathisch, ihre Handlungen konnte ich durchaus nachvollziehen. Die Masche der Loverboy-Mafia jedoch ist abstoßend und hat mich immer wieder aufgebracht, die Videobotschaften waren für mich kaum zu ertragen, das hat mich extrem berührt. Die Spannung die schon von Anfang an vorhanden ist hat sich bis zum fulminanten Ende gesteigert. So wünsche ich mir gute Krimis. Das können mir die Romane der Autorin immer wieder gewährleisten, Opfer an verschiedenen Orten, unterschiedliche Tatwaffen, Todesumstände immer wieder anders, Inge Löhnig schafft es immer wieder mich zu verblüffen. Obwohl ich noch nicht alle Fälle (die älteren) aus der Dühnfort Reihe kenne, was ich aber sicher noch nachholen werde, konnte ich dem Geschehen jederzeit folgen.
    Das Buch kann auf jeden Fall als Einzelband gelesen werden, da aber die Reihe aufeinander aufbaut wäre es schade, die Bücher nicht hintereinander weg zu lesen. Gerne möchte ich wissen wie es bei den Dühnforts weitergeht und bin beim nächsten Band sicher dabei. Eine absolute Leseempfehlung für Krimi-Leser und besonders für die Fans der Reihe und verdiente 10 Punkte

    Dühnfort als Profiler


    Ich bin dein Tod, Kriminalroman von Inge Löhnig, 306 Seiten, erschienen bei Ullstein ebooks.


    Der 9. Teil der Kommissar Dühnfort Reihe.


    Ein Mörder schickt seinen Opfern skurrile Nachrichten bevor er sie tötet. Kommissar Dühnfort hat gerade seine neue Stelle in der Abteilung Operative Fallanalyse angetreten und ihm fehlt die tägliche Ermittlungsarbeit. Als das Team der Profiler im Laufe mehrerer Wochen zu verschiedenen Tatorten gerufen wird, erkennt er als Erster den Zusammenhang. Doch sein Vorgesetzter glaubt nicht an einen Serienmörder. Kann sich Dühnfort durchsetzen?
    Schon der Prolog hat mich erwischt und gewährt einen packenden Einstieg in den Roman. 49 spannende Kapitel, mit Ort und Datum überschrieben, garantieren dem Leser, jederzeit den Überblick zu behalten. Schlagfertige Dialoge und ein spannender und bildhafter Schreibstil lassen die Seiten nur so dahinfliegen. Aufgeteilt in verschiedenen Zeitebenen und mehrere Erzählstränge sorgt dafür, dass man den Reader kaum aus der Hand legen will, die Kapitel aus der Tätersicht und die dazwischen gestreuten Videobotschaften haben mich nicht mehr losgelassen, ein Pageturner der Spitzenklasse.
    Die Lektüre dieses Dühnfort Krimis habe ich außerordentlich genossen und ich fühlte mich hervorragend unterhalten. Des Öfteren habe ich vor Spannung die Luft angehalten. Die Videobotschaften haben mich tief betroffen gemacht, trotz der Kapitel aus Tätersicht konnte ich bis zum Schluss nicht erahnen um wen es sich beim „Jäger“ eigentlich handelt. Plottwists und ein unvorhersehbares Ende ließen mich den Reader erst aus der Hand legen als der Schlusspunkt gesetzt war. Ich habe ständig mitgefiebert und gehofft, dass der Täter seine Serie zu Ende führen wird. Die Auflockerung durch die Beschreibung der privaten Ereignisse der Familie Dühnfort habe ich genossen, die kleine Tochter von Gina und Tino ist mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen. Gefreut habe ich mich auch, dass der Protagonist jetzt wohl beruflich am Ziel angekommen ist und sich bei den neuen Kollegen wohl fühlt. Privat ist noch einiges zu erwarten, da am Ende ein ordentlicher Cliffhanger platziert war, natürlich werde ich diese Reihe nicht nur aus diesem Grund weiterverfolgen. Die meisten Charaktere, auch den „Jäger“ fand ich sympathisch, ihre Handlungen konnte ich durchaus nachvollziehen. Die Masche der Loverboy-Mafia jedoch ist abstoßend und hat mich immer wieder aufgebracht, die Videobotschaften waren für mich kaum zu ertragen, das hat mich extrem berührt. Die Spannung die schon von Anfang an vorhanden ist hat sich bis zum fulminanten Ende gesteigert. So wünsche ich mir gute Krimis. Das können mir die Romane der Autorin immer wieder gewährleisten, Opfer an verschiedenen Orten, unterschiedliche Tatwaffen, Todesumstände immer wieder anders, Inge Löhnig schafft es immer wieder mich zu verblüffen. Obwohl ich noch nicht alle Fälle (die älteren) aus der Dühnfort Reihe kenne, was ich aber sicher noch nachholen werde, konnte ich dem Geschehen jederzeit folgen.
    Das Buch kann auf jeden Fall als Einzelband gelesen werden, da aber die Reihe aufeinander aufbaut wäre es schade, die Bücher nicht hintereinander weg zu lesen. Gerne möchte ich wissen wie es bei den Dühnforts weitergeht und bin beim nächsten Band sicher dabei. Eine absolute Leseempfehlung für Krimi-Leser und besonders für die Fans der Reihe und verdiente 10 Punkte

    Vier Frauen - ein gemeinsamer Wunsch

    Die Wunderfrauen – Alles was das Herz begehrt, Frauenroman aus der Zeit des Wirtschaftswunders von Stephanie Schuster, 472 Seiten, erschienen im Fischer Verlag.

    Vier Frauen zu Beginn des Wirtschaftswunders, haben etwas gemeinsam, den Wunsch endlich wieder glücklich zu sein.

    Der Krieg und die entbehrungsreiche Zeit danach sind nun endlich vorbei. Nach dem Tod ihrer Schwiegermutter, träumt Luise Dahlmann von einem eigenen kleinen aber feinen Lebensmittelgeschäft. Nach den Jahren des Verzichts soll es da alles geben was das Herz begehrt. Kann sie ihren Mann davon überzeugen? Drei Frauen kreuzen dabei immer wieder ihren Weg. Marie, die frühere Gutsbesitzertochter, vertrieben aus Schlesien. Annabel von Thaler, die wohlhabende Arztgattin und die junge Lernschwester Helga Knaup. Jede der vier Frauen versucht auf ihre Weise, ein Stück vom Glück zu ergattern.
    Jede der einzelnen Damen erzählt ein Stück der Geschichte aus ihrer Sicht, abwechselnd ist Jeder ein Kapitel gewidmet. Dadurch ist es dem Lesenden möglich sich einen Überblick über das gesamte Geschehen zu verschaffen. Durch die einzelnen Schriftarten gibt es dem Buch ein lebendiges aufgelockertes Bild. Ladenschilder und Werbetexte z.B. in Schönschrift. Kursiv sind Liedtexte englische Phrasen. Filmtitel oder Zeitschriften gekennzeichnet. Besonders aufschlussreich fand ich die Notizen aus Luises Notizheften, zwischen den einzelnen Kapiteln. Mit Rezepten, Ladentipps, Lebensmittelgesetzestexten usw. einfach alles was Luise wert war festgehalten zu werden. In der vorderen und hinteren Klappe befinden sich, eine Personenliste und auch Bilder, damit man sich den Tante Emma Laden wie er damals aussah, gut vorstellen kann. Durch die schlagfertigen Dialoge z.T. in bairischem Dialekt (z.B. Dschamsterer, Goaßmilli, Manschgerl) wurde die Geschichte zusätzlich aufgelockert und belebt.

    Dieses Buch hat mich bestens unterhalten, es war leicht und flott zu lesen, kaum begonnen konnte ich es innerhalb eines Tages lesen und erst aus der Hand legen nachdem der Schlusspunkt gesetzt war. Immer wieder habe ich mich in die Jugendzeit meiner Eltern, die ich aus ihren Erzählungen kenne, zurückgebracht gefühlt. Nierentische, Petticoats, die Musik, Halbstarke, Zeitschriften usw.. Stephanie Schuster ist es perfekt gelungen, den Zeitgeist der frühen 50er Jahre einzufangen. Ihr bildhafter Erzählstil hat mich gefesselt. Die Beschreibung z. B. des Tante Emma Ladens hat mich an einen Ort zurückgeführt, an den ich mich aus meiner Kindheit noch gut erinnern kann. Auch die Sonnenfinsternis 1954 und das „Wunder von Bern“ haben einen Platz im Buch gefunden.

    Die Lebensgeschichten der Charaktere sind berührend und erinnern an eine Zeit in der Frauen noch das Einverständnis ihres Mannes brauchten um arbeiten zu dürfen, oder Alleinerziehende junge Mütter einen schweren Stand hatten. Luise Dahlmann tüchtig und fleißig, steht für die zupackenden und tatkräftigen starken Frauen dieser Zeit. Besonders ergreifend fand ich das Schicksal der heimatvertriebenen Marie, die in Bayern ein neues Leben beginnt. Helga steht für eine junge moderne Frau, die selbstbestimmt und ohne die Annehmlichkeiten einer wohlbehüteten Tochter einfach frei und unabhängig sein will. Die vierte im Bunde Annabel von Thaler ist die Gattin eines angesehenen Arztes mit eigener Klinik, die nur für die Behaglichkeit ihres Mannes und für ihren Sohn lebt. So unterschiedlich die Frauen und ihre Schicksale auch sind, trotzdem sind sie Freundinnen geworden und in den weiteren Büchern der Trilogie ist deshalb m.E. noch viel zu erwarten.

    Ein Wohlfühlbuch voller Zeitgeist und spannender Geschichten, geeignet für Leserinnen und auch Leser, die wie ich gerne in den Wirtschaftswunderjahren schwelgen oder mehr darüber erfahren wollen. Da sich am Ende ein Cliffhänger angebahnt hat, werde ich die Trilogie auf alle Fälle weiter verfolgen. Dafür von mir 9 Punkte

    Sadie kämpft an zwei Fronten


    Die Seele des Bösen – Rettung unter Freunden, Profiler-Thriller von Dania Dicken, ebook, 254 Seiten.
    Sadie Scott/Whitman-Reihe, Folge 8
    Dieses Mal bekommt es Sadie gleich mit zwei Fällen gleichzeitig zu tun, zum einen versucht die Profilerin, ihrer früheren FBI-Kollegin Cassandra, in einem Fall verschwundener Frauen im Großraum Washington, D.C. zu helfen. Bald schon stellt sich heraus, dass es sich um mehrere sadistische Serientäter handelt, dabei kommt Cassandra in Gefahr und Sadie schreitet ein.
    Doch auch zuhause wird sie gebraucht, ihr Freund Phil Richardson, Sniper beim SWAT-Team, muss bei einer Razzia den Bruder eines Drogenbosses erschießen, der daraufhin Jagd auf ihn macht. Schon bald überschlagen sich die Ereignisse.
    Wieder einmal ist es Dania Dicken gelungen mich mit ihrer Sadie Scott Reihe in den Bann zu ziehen. Die Lektüre dieser Profiler-Reihe ist für mich immer ein ganz besonderes Ereignis. Flüssiger, bildhafter Schreibstil, schlagfertige Dialoge und schier unerträglicher Nervenkitzel, dadurch ist es mir unmöglich den Reader aus der Hand zu legen ehe der letzte Satz gelesen ist.
    Schon beim Auftaktkapitel beginnt die Spannung auf hohem Niveau, die sich im Laufe des Buches von Kapitel zu Kapitel steigert. Aber nicht genug, selbst nach dem furiosen Ende der Kidnapping-Geschichte, schafft es die Autorin noch eins draufzulegen, zu Ende ist die Dramatik in dieser Reihe erst, wenn der Schlusspunkt gesetzt ist. Die bekannten Figuren sind alle hervorragend charakterisiert und handeln authentisch. Die Handlung ist nachvollziehbar und glaubhaft, hart aber ohne unnötige Grausamkeiten. Besondere Freude bereitet mir immer die Einsicht in das Familienleben und den Freundeskreis der Protagonistin. Bei D.D. ist es immer ein Gefühl wie „heimkommen“, alle liebgewonnenen Figuren sind da und sie entwickeln sich immer weiter. Dass die Autorin weiß, wovon sie schreibt ist wohl auf ihre Psychologische Ausbildung zurückzuführen, das ist sicher auch der Grund wie sie es schafft die abartigen Handlungen eines Psychopathen und die bewegenden Gedanken der Opfer so glaubhaft zu schildern. Verschiedene Erzählstränge und besonders die ergreifenden Teile aus Tätersicht, sorgen für Spannung, die Parallelen zu wirklichen Fällen, provozieren bei mir immer ausführliche Recherchen im Netz und berühren mich ganz besonders.
    Immer wieder kann mich die Autorin mit neuen aufregenden Ereignissen verblüffen, ihrer Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt. Schon jetzt freue ich mich auf die Fortsetzung der Reihe. Selbstverständlich verdiente 10 von 10 möglichen Punkten.

    Der 4. Fall für Leander Lost


    Schwarzer August, Kriminalroman aus der Lost in Fuseta-Reihe von Gil Ribeiro, ebook, Kiepenheuer & Witsch.
    Bombenstimmung an der Algarve, Leander Lost ist in Fuseta angekommen.
    Leander Lost, Asperger und Austauschkommissar aus Deutschland hat es geschafft, seine Kollegen bei der Policia Judicária und auch die Bewohner von Fuseta sind von dem ungewöhnlichen wie auch liebenswerten Menschen begeistert. Soraia, die Schwester seiner Kollegin Graciana hat es ganz besonders erwischt. Sie folgt ihrem Herzen und zieht zu Lost in die Villa Elias. Doch schon bald wird die sommerliche Idylle gestört. Im Hinterland der Algarve explodiert eine Autobombe, zwei Tage später explodieren drei Thunfisch Trawler im Hafen von Olhao. Ist der islamistische Terror nun auch in Portugal angekommen? Graciana Rosado, Carlos Esteves, und Leander Lost stehen vor einem Rätsel. Wer ist der raffinierte Bombenleger der Katz und Maus mit den Ermittlern spielt? Mit portugiesischer Menschenkenntnis und Leanders Kombinationsgabe kommen sie dem Täter immer näher.
    Mit ein paar erläuternden Worten war es nicht schwierig schon ganz zu Beginn in Lesefluss zu kommen. Die Spannung beginnt mit einem (Bomben)Knall und zieht sich extrem hoch bis zum atemberaubenden Schluss. Man merkt dem Autor seine Liebe zu Portugal und der Algarve, durch seinem bildhaften und begeisterten Schreibstil an. Dem Leser ist zu jeder Zeit bewusst, wo sich die Handlung abspielt. Die Landschaft prägt den Charakter der handelnden Figuren. Eine Mischung aus Spannung, Situationskomik und eine gehörige Portion portugiesischer Lebensart, die Figuren, nicht nur die guten, sind sympathisch und handeln nachvollziehbar.
    Die Charaktere waren voller Leben und handelten zu jeder Zeit glaubwürdig. Mein besonderer Liebling, Leander Lost, der eine erstaunliche Entwicklung gemacht hat. Toll, wie es Ribeiro schafft, die Stimmungen und Eindrücke eines Menschen mit Asperger Syndrom zu beschreiben. Natürlich trägt Lost, mit seinen besonderen Fähigkeiten wieder entscheidend zur Lösung des Falles bei. Er ist eine Bereicherung für die Kollegen und wird deshalb auch ganz besonders von ihnen geschätzt. Portugiesische Phrasen und Palindrome sind in kursiver Schrift gekennzeichnet. Der Handlungszeitraum von 8 Tagen ist in 30 Kapitel aufgeteilt, alle in idealer Leselänge. Der Autor hat den auktorialen Erzählstil gewählt, deshalb ist der Überblick über das Geschehen zu jeder Zeit umfassend möglich. Mittlerweile bin ich ein Fan der Fuseta-Reihe geworden. Bei den abendlichen Treffen auf der Dachterrasse der Rosados wäre ich auch gerne dabei, gerade da kommt das portugiesische Lebensgefühl sehr gut zur Geltung. Der Fall hat wieder Tiefe und macht Sinn, genau das schätze ich bei den Krimis dieser Reihe. Voller Vorfreude warte ich auf eine weitere Fortsetzung und bin auf alle Fälle wieder dabei, wenn Lost und Co. wieder in Fuseta ermitteln. Deshalb von mir 10 von 10 möglichen Punkten.

    Trina bleibt


    Ich bleibe hier, Roman von Marco Balzano, EBook 197 Seiten, erschienen im Diogenes Verlag.


    Balzanos Geschichte ist eine Geschichte des Widerstands und der engen Verbundenheit mit der Heimat.


    Trina ist eine junge Frau aus Graun im Vinschgau, sie will Lehrerin werden, doch Mussolini und die Italianisierung Südtirols kamen dazwischen, es durfte kein deutscher Unterricht mehr stattfinden so konnte Trina keine Anstellung als Lehrerin bekommen, alles bekam italienische Namen und die deutsche Sprache war verboten, die Faschisten verfolgten diese Vorschriften mit bitterer Härte. Trina heiratet und bekommt Kinder, doch als der 2. Weltkrieg beginnt, wird ihr Erich eingezogen, sie flieht mit ihm in die Berge, um seinem Dienst in der Wehrmacht zu entgehen. Eine Region in der Faschismus und Nationalsozialismus direkt aufeinanderfolgen. Als der Krieg vorbei ist, beginnt der Bau des Stausees, der immer wieder aufgeschoben wurde. Politisches und ökonomisches Interesse wird durchgesetzt, ohne dass die Bevölkerung etwas dagegen ausrichten kann. Viele gehen fort, aber Trina bleibt hier.
    Das Buch ist mir in erster Linie, wegen des gut gewählten Coverbildes aufgefallen. Bei unseren Reisen nach Südtirol, sind wir schon oft am Reschensee vorbeigekommen, in dem der Kirchturm des überschwemmten Dorfes Graun aus dem Wasser ragt. In Zukunft werde ich diese Touristenattraktion mit anderen Augen betrachten. Am Anfang ist eine Karte eingezeichnet, die ich aber beim EBook nicht nutzen konnte. Der Plot ist in 3 Teile aufgeteilt: 1. Die Jahre, 2. Die Flucht, 3. Das Wasser. Innerhalb dieser Teile gliedert sich der Roman in diverse überschaubare Kapitel, die mit Kapitelzahlen versehen sind. Balzanos Landschaftsbeschreibungen ziehen den Leser hinein in diese Erzählung. Er bedient sich des Personalen Erzählstils aus Sicht der Protagonistin, Trina erzählt ihre Geschichte, die ihrer Angehörigen und die ihres Dorfes so, als schreibe sie Briefe, die an ihre Tochter gerichtet sind. Von der Charaktertiefe der Protagonistin und der anderen Figuren bin ich beeindruckt. Jeden einzelnen Charakter, ein Beispiel - die des Ingenieurs mit Hut, konnte ich mir bildhaft vorstellen. Mir hat sehr gut gefallen, wie der Autor seine Figuren in die Handlung integriert hat, so authentisch glaubhaft, dass man meint, genauso ist es auch passiert – lebendig und flüssig zu lesen.
    An einem Tag habe ich das Buch gelesen, ich konnte den Reader kaum aus der Hand legen, in der Zwischenzeit hat mich das Gelesene nicht losgelassen. Auch nach der Lektüre wird mich das Buch noch eine Zeit lang beschäftigen, es hat mich auch zu weiteren Recherchen angeregt. Immer wieder haben mich einzelne Szenen oder Sachverhalte erschüttert, zu Tränen gerührt oder nachdenklich gemacht. Nie wieder werde ich am Reschensee vorbeikommen, ohne an das unsägliche Leid und die Ungerechtigkeit zu denken, das den Bewohnern von Reschen und Graun widerfahren ist. Den beschriebenen kleinen Friedhof oberhalb des Dorfes in den die Toten umgebettet wurden habe ich selbst schon besucht. Die Geschichte Südtirols fasziniert mich schon lange, dies ist ein wichtiger Abschnitt davon. Die heimlichen „Deutschschulen“ nach dem ersten Weltkrieg kannte ich von den Erzählungen unseres „Gastgeber-Uropas“. Ein wahrlich schmerzliches Kapitel in der Geschichte Italiens. Der Roman erzählt über den jahrhundertelangen Kampf der Bergbewohner um ihre Heimat und über ihr hartes Leben. Die Geschichte der Bewohner Südtirols und besonders der Orte Graun und Reschen, wird in diesem wunderbaren Buch anschaulich und nachvollziehbar anhand der Lebensgeschichte Trinas erzählt.

    Berührend und nachdenklich machend. Eine absolute Lese- und Kaufempfehlung, von mir 10 wohlverdiente Punkte.

    Papa Panda


    Pandatage, Roman von James Gould-Bourn, E book 373 Seiten, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.

    Ein Roman voller Situationskomik, rührend und humorvoll zugleich.

    Daniel Maloony hat es schwer, vor einem Jahr, ist seine Frau und die Mutter seines Sohnes Will bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Er war zwar noch nie ein Glückspilz aber jetzt kommt es ziemlich dicke. Will hat seit dem Verlust zu sprechen aufgehört, Danny verliert den Job und sein Vermieter droht ihm weil er die Miete nicht bezahlen kann. Deshalb kauft er von seinem letzten Geld ein Pandakostüm und versucht als Straßenkünstler Geld zu verdienen. Leider kann er auch nicht tanzen…
    34 Kapitel in übersichtlicher Länge lassen sich flüssig und schnell lesen, putzig die kleinen Pandaköpfe am Kapitelbeginn. Einzelne betonte Wörter und Gedanken erscheinen kursiv gedruckt und somit deutlich hervorgehoben. Der Autor hat die auktoriale Erzählweise gewählt, die Ereignisse aus der Sicht Wills und auch Dannys Erlebnisse wechseln ab, deshalb ist der Überblick über das Geschehen stets gegeben. Die Charaktere handeln zwar nicht immer nachvollziehbar aber sehr sympathisch. Danny, die Pole-Tänzerin Krystal, Will und auch Dannys Kollege Ivan sind herrlich menschlich, ja herzlich. Die habe ich sofort ins Herz geschlossen und konnte sie am Ende nur schwer gehen lassen. Das Setting und auch die Figuren sind hervorragend beschrieben, dieses Buch wünsche ich mir unbedingt als Film. Ich finde die Geschichte bietet sich hervorragend an.
    Dieser Debütroman hat mich begeistert. Lesefluss hat sich schon auf den ersten Seiten eingestellt, am Ende hat mich Gould-Bourn tatsächlich überraschen können. Mit diesem Ende habe ich nicht gerechnet, es passt aber hervorragend, ohne kitschig zu werden. Immer wieder hatte ich Tränen in den Augen die zum Teil Tränen der Rührung, aber auch Lachtränen waren. An Situationskomik hat der Autor in seinem emotionalen Werk wirklich nicht gespart. Besonders sind mir die lebendigen schlagfertigen Dialoge aufgefallen, herrlich. Ab und an waren die Flüche und Ausdrücke z.B. von Krystal etwas derb, es macht aber das Buch nur noch interessanter. Ein absolutes Wohlfühlbuch, etwas fürs Herz und für die Seele. Ein spannender Roman, ich war traurig als es zu Ende war. Gerne hätte ich gewusst wie das Leben von Will und Danny weitergeht.
    Begeistert möchte ich dieses Buch empfehlen und gebe 10 Punkte, die volle Punktzahl.

    Flöhe, Ratten und die Pest


    Die Henkerstochter und der Fluch der Pest, Historischer Kriminalroman von Oliver Pötzsch, 736 Seiten, erschienen im Ullstein Verlag.
    Wieder befindet sich die Henkersfamilie Kuisl mitten drin in einem aufregenden Kriminalfall, erschreckende Parallelen zur aktuellen Corona-Krise.
    Im Sommer 1679 breitet sich die Pest von Wien in Richtung Bayern aus. Der Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl wird von einem offensichtlich Pestkranken, dem Kaufbeurer Henker aufgesucht, der kurz darauf zusammenbricht. Bevor er stirbt, flüstert er Jakob Kuisl noch ein paar rätselhafte Worte ins Ohr. Zusammen mit seiner Tochter Magdalena und seinem Schwiegersohn, Simon dem Medicus macht sich der Henker auf nach Kaufbeuren um der Sache auf den Grund zu gehen. Wieder einmal begibt sich die Familie dabei in höchste Gefahr.
    Das Buch besteht aus 25 längeren Kapiteln, die aber in überschaubare Leseabschnitte aufgeteilt sind. Die einzelnen Kapitel sind mit genauer Orts- und Zeitangabe versehen, somit ist der chronologische und räumliche Überblick an jeder Stelle des Buches möglich. Viele schlagfertige und mundartliche Dialoge, zum Teil in derber Sprache, machen das Geschriebene lebendig. Gedanken, bayrische Ausdrücke und fremdländische Phrasen sind kursiv kenntlich gemacht. Der Autor besticht mit seiner bildhaften Erzählweise, dadurch konnte ich mir die beschriebenen Figuren und auch das Setting genau vorstellen. Die auktoriale Erzählweise ermöglicht den Überblick über die Handlungen und auch Innenansichten der Charaktere sind möglich. Die Dramatis Personae am Anfang und die Ansicht der Stadt Kaufbeuren im Jahr 1679 waren sehr hilfreich. Zu Beginn ist die Sage des Rattenfängers von Hameln angeführt. Ich habe schon die meisten Bände der Henkerstochter Saga gelesen, deshalb waren mir die Hauptcharaktere vertraut, Lesefluss stellte sich sofort ein. Der Spannungsbogen zieht sich vom Anfang bis zum „explosiven“ Ende und ist gleichbleibend hoch. Die ganzen Intrigen und Untaten zu durchschauen, lies mich das Buch kaum aus der Hand legen. Da mehrere Familienangehörige an verschiedenen Orten ihre Abenteuer erlebten endeten die einzelnen Erzählstränge oft an den aufregendsten Stellen. Meine Lieblingsfigur der bärbeißige Grantler Jakob Kuisl, wie immer zupackend wenn es Not tut. Besonders faszinierend fand ich die Ursachenmeinung und Behandlungsmethoden der Pest in der damaligen Zeit. Da es noch bis Ende des 19.Jahrhunderts dauerte, bis der Erreger Yersinia Pestis eindeutig als Grund für diese Geißel der Menschheit bestimmt werden konnte, sind die Beobachtungen und Aufzeichnungen von Simon und Peter, vom Autor gut in die Geschichte eingebaut. Erschreckend finde ich, dass im zweiten Weltkrieg noch Pesterreger als biologische Waffen in Betracht gezogen wurden, wie der Autor im Epilog erläutert. Die Parallelen zur momentanen Pandemie und die beschriebenen Folgen (Ausgangsbeschränkungen, Einreiseverbote, Absage von Volksfesten usw.) hat Plötzsch bei seiner Arbeit am Buch, noch nicht wissen können, umso mehr finde ich es faszinierend wie erschreckend nahe er mit seinem Buch, der aktuellen Lage, jetzt über 300 Jahre später kommt. Da hatte Plötzsch seinen Finger ganz nah am Puls der Zeit und das Werk ist deshalb m.M. nach ganz besonders authentisch.
    Der kleine Reiseführer für Kaufbeuren und Umgebung am Ende des Buches hat mir gefallen und lädt den Leser ein, sich das Setting einmal selbst anzusehen. Wieder einmal hat mich ein Band der Reihe begeistert und hervorragend unterhalten. Eine hervorragende Recherche kann ich nur bestätigen. Die Figuren sind gut charakterisiert und auch der Plot ist absolut nachvollziehbar. Von mir 10 Punkte und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.