Beiträge von Rosebud

    Der Beginn von etwas ganz Neuem


    Die Dorflehrerin, Zwischen Stille und Sturm von Antonia Weber, EBook, dtv-Verlag.


    Die packende Fortsetzung um die Dorflehrerin Antonia Weber.


    Nun ist Antonia Weber schon einige Jahre als Lehrerin im kleinen Bergdorf Tannau, hoch über Berchtesgaden, angestellt. Doch noch immer ist es sehr hart. Er tobt der große Krieg, Armut, gefallene Männer, die Sorge um Soldaten im Feld und nie genug zu essen. Darunter leidet das ganze Dorf, auch Antonie macht sich Sorgen um Sebastian ihre unerfüllte Liebe. Obwohl „Fräulein Weber“ angesehen und hochgeschätzt von den Dorfbewohnern wird, macht ihr Pfarrer Porz das Leben schwer. Derweil ihre Freundin Elvira in München sich in den Revoluzzer-Kreisen bewegt. Als die Novemberrevolution beginnt und ein Sturm große Schäden verursacht, ändert sich das Leben der Freundinnen – eine neue Zeit beginnt.
    Wieder hat mich der Roman über die Dorflehrerin Antonie Weber begeistert und gefesselt. Der bildhafte und flüssige Erzählstil haben mich sofort in Lesefluss gebracht und nicht mehr losgelassen. Zwei Erzählebenen lassen den Leser in Zeit und Ort versinken. Zum einen die Geschehnisse in Tannau und deren Bewohner aus der Sicht von Antonie und zum anderen, die Erlebnisse von Elvira, ihrer Familie und was sich während des 1. Weltkriegs und kurz danach in München abspielt. Der Anonie-Erzählstrang hat mir besser gefallen, mir war Elvira zu forsch, ihre Erlebnisse zu spektakulär und auch das Ende war für mich etwas abrupt. Hauptsächlich die Begebenheiten aus Tannau hätten mir zur vollsten Zufriedenheit genügt. Unerwartete Verwicklungen, aufregende spannende Zwischenfälle, die Gemeinheiten des Pfarrers und auch das unvorhersehbare Ende haben es mir schwer gemacht, das Buch aus der Hand zu legen. Mit diesem Roman ist es der Autorin gelungen, dem Leser nahe zu bringen wie sehr die Menschen in dieser Zeit, alltäglich zu kämpfen hatten, Zeitkolorit und die Position der Frauen am Anfang des 20. Jahrhunderts eingeschlossen. Die einzelnen Kapitel haben eine Überschrift, die das Geschehen kurz zusammenfasst. Die lebendigen Dialoge haben mir Freude gemacht. Die Figuren sind tief gezeichnet, sind authentisch. Ich konnte mich unbedingt mit ihnen identifizieren. Viele Figuren sind mir lieb geworden, haben mich begeistert. Natürlich Antonie und Sebastian, Monika, Helene, sie alle habe ich liebgewonnen und kann sie nur schwer gehen lassen. Pfarrer Porz ist mir viel zu gut davongekommen.
    Ich habe mich ganz besonders über das Ende gefreut. Deshalb möchte ich dieses Buch den Lesern empfehlen und davor auch noch den ersten Band zu lesen, dann ist der Genuss vollkommen. Von mir 5 Sterne.


    ASIN/ISBN:

    ASIN/ISBN: ‎ B09XY4VPTM

    Silvesterparty mit Folgen


    Happy New Year, Spannungsroman von Malin Stehn, ein FISCHER E-Book.
    Freundschaft, Lügen und die bittere Wahrheit.
    Einige Paare feiern miteinander den Jahreswechsel, nicht weil man nach vielen Jahren noch immer so gut befreundet ist, oder alles gemeinsam macht, sondern aus alter Gewohnheit und Tradition. Es stellt sich das Gefühl ein, dass keiner der Freunde direkt Lust auf die Party hat. Zeitgleich feiern die ebenfalls befreundeten, fast volljährigen Töchter Smilla und Jennifer, von zwei der feiernden Familien, ebenfalls zusammen eine Silvesterparty. Am Ende wird die siebzehnjährige Jennifer vermisst. Es ist der absolute Albtraum für die Eltern.
    Eine Geschichte die das Blut in den Adern gefrieren lässt, was aber keinesfalls nur den Temperaturen in Schweden zuzuschreiben ist. Das Buch enthält 76 Kapitel. Die einzelnen Kapitel sind mit Namen überschrieben, drei Personen Nina Frederik und Lollo, die jeweils aus der Ich-Perspektive erzählen. Einige Kapitel sind Rückblicke auf Geschehnisse in der Vergangenheit, hier sind Datum und Anlass beigefügt. Starke Dialoge machen die Erzählung lebendig. Innenansichten sind ganz stark beschrieben, Gefühle z.B. die einer Mutter die um die Tochter bangt. Schlechtes Gewissen das an Personen nagt, das hat die Autorin fabelhaft dargestellt, auch die Beziehungen der Paare und Freunde und was sie wirklich übereinander denken, kann man hier lesen. Es ist so echt beschrieben, dass ich es geradezu am eigenen Leib fühlen konnte, was so peu a peu ans Tageslicht kommt.
    Es beginnt mit den Geschehnissen in der Silvesternacht, ein Leichtes in die Geschichte einzutauchen, der Leser ist sich stets bewusst, dass etwas Unfassbares geschehen wird. Ein hoher Spannungsbogen, zieht sich bis zur Eskalation, nach etlichen ungeahnten Wendungen bis zum unvorhersehbaren Ende. Perfekte Unterhaltung, zufällig von mir zum Jahreswechsel gelesen, aber sicher nicht minder unterhaltsam, das gesamte Jahr über. Aufregende Lektüre, die ohne zu viel Blutvergießen auskommt.
    Die gesamte Handlung ist nachvollziehbar, die Charaktere sind glaubhaft und authentisch. Viele ungeahnte Enthüllungen und Geheimnisse, haben mich nicht losgelassen, die zweite Hälfte des Buches habe ich in einem Rutsch zu Ende gelesen. Es hat mich an vielen Stellen innehalten lassen, um über das Gelesene nachzudenken. Eine direkte Lieblingsperson hatte ich nicht, denn jeder der Akteure hat Ecken und Kanten, das ist es jedoch was das Buch so spannend macht. Gerade die (Schuld-) Gefühle von Jennifers Mutter, Lollo, haben mich tief getroffen.
    Meine Empfehlung für diesen dramatischen und emotionalen Roman, nicht nur für den Jahreswechsel als Lektüre geeignet. Von mir dafür 10 Punkte.

    Verbotene Kunst


    Die Wiege der Hoffnung, Historischer Roman von Tara Haigh, Ebook, Tinte & Feder Verlag.
    Eine große Liebe in dunkler Zeit, eine mutige junge Frau und die Liebe zur Kunst
    Berlin 1935, die Familie Rosenbaum führt in Berlin eine gutgehende Apotheke, Josef Rosenbaum glaubt lange nicht daran, dass die Familie Probleme wegen ihrer jüdischen Herkunft bekommen könnte. „Es gibt so viele Apotheken die von Juden geführt werden, wenn man die alle schließt gäbe es in Berlin ein Viertel Apotheken weniger“, doch das ist ein Trugschluss, auch beruft er sich immer darauf ein jüdisch-gläubiger Deutscher zu sein, der im ersten Weltkrieg für das Kaiserreich gekämpft hat. Doch je weiter die Zeit schreitet desto schmerzlicher werden die Einschränkungen, bis zu dem Zeitpunkt an dem es zu spät ist, noch zu fliehen.
    Die Apothekertochter Luise studiert Kunst und kennt sich mit Gemälden und Künstlern aus. Sie liebt Emilio einen italienischstämmigen Juden, durch ihr umfangreiches Kunstwissen wird ein hoher nationalsozialistischer Funktionär auf sie aufmerksam. Sie beginnt mit den Nazis zu kollaborieren, um Werke sogenannter entarteter Künstler zu retten und jüdischen Landsleuten zur Flucht zu verhelfen. In diese gefährlichen Machenschaften verstrickt, wird die Lage für sie immer gefährlicher und so beschließt sie selbst zu fliehen.
    Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die passend zum Inhalt benannt sind, unterteilt in 21 nummerierte Kapitel, die mit Ort und Datum gekennzeichnet sind. Die zeitliche Einordnung ist dadurch überschaubar. Aus der Sicht von Luise wird die Geschichte erzählt, somit ist der Leser nah dran am Geschehen. Ausländische Phrasen sind kursiv deutlich gemacht.
    Die Lage für die Juden in der damaligen Zeit spitzt sich langsam aber stetig zu, eine beklemmende Atmosphäre wurde durch eine gründliche Recherche der Autorin erzählerisch geschaffen, Auszüge aus der haarsträubenden Denkweise der braunen Schergen wird z.B. durch die an der Schule durchgeführten Rassenlehre dargestellt. Auch wie sich auf Bestreben der Regierung der Hass auf die jüdische Bevölkerung steigert, dies gipfelt in der Zerstörung der jüdischen Geschäfte, der Misshandlung von Menschen und brennenden Synagogen, da hat die Autorin die absolut passenden Worte gefunden: „Und dann noch diese furchtbaren Schreie der Verzweiflung und des Hasses, untermalt von zu Bruch gehendem Glas. Ein Requiem der Zerstörung“ (S. 160). Treffender könnte es nicht beschrieben werden.
    Die Zerrissenheit die Luise empfand, als Kollaborateurin zu gelten, wird anschaulich und nachvollziehbar dargestellt. Die Familie Rosenbaum hat allgemein einen Weg gefunden lange von den Anfeindungen verschont zu bleiben, jedes Familienmitglied hat es geschafft sich für das Reich wichtig zu machen, das zu lesen fand ich bemerkenswert. Auch Emilio ist eine interessant dargestellte Person er hilft Luise mit seiner ganzen Kraft. Wie sich die Besatzung in Italien gestaltete war ebenfalls informativ beschrieben. Insgesamt habe ich viel über sog. „entartete Kunst“ erfahren, einige der angeführten Stücke habe ich im Netz recherchiert. Das Setting besonders in Süditalien war grandios beschrieben. Zusammenfassend wieder ein passendes Wort der Autorin: „Das 1000jährige Reich ist in einem Meer von Blut und Tränen versunken.“ Die Handlung im Buch konnte ich zu jeder Zeit nachvollziehen.
    Ein sehr emotionaler Roman, jederzeit habe ich mit den Figuren gebangt und gehofft. Stellenweise konnte ich die Lektüre gar nicht aus der Hand legen. Von mir eine unbedingte Leseempfehlung und 10 Punkte dafür.

    Marlene geht ihren Weg


    Der Salon, Roman von Julia Fischer, EBook von Bastei Entertainment
    Zwei junge Frauen und ihre Suche nach dem Glück - der zweite Band der berührenden Familiensaga.
    Marlene ist nach dem Tod ihres Bruders Hans am Boden zerstört. Einziger Lichtblick und Hoffnung ist der Sohn ihres Bruders der kleine Peter. Der Junge lebt zusammen mit seiner Mutter Charlotte, mit Leni, und deren Mutter, in einem kleinen Dorf bei München. Die Arbeit im Salon Keller erledigt Leni mit viel Geschick und Einfühlungsvermögen. Platz für einen Mann in ihrem Leben gibt es nicht. Als ihr Chef sie zu einer Fortbildung nach London in den renommierten Salon von Vidal Sassoon schickt kommt sie mit neuen Ideen und Wünschen zurück nach München. Den Kopf voller moderner Inspiration und durchdrungen von den Swinging Sixties will sie einen eigenen Salon eröffnen, doch dann schlägt das Schicksal erneut zu.
    Auf diesen Fortsetzungsband der Salon-Reihe habe ich schon ungeduldig gewartet. Dieser zweite Band hat mich wieder gut unterhalten, er setzt 5 Jahre nach den Geschehnissen aus Band 1 ein, Lesefluss hat sich sofort eingestellt. Trotzdem fand ich den Vorgängerband dramatischer und anrührender. Obwohl es auch hier Schicksalsschläge und Verwicklungen gab, war das Ende diesmal absehbar.
    Dennoch habe ich mit den Figuren mitgefiebert, gelitten und gebangt. Die ja schon bekannten Charaktere haben durchwegs eine beachtenswerte Entwicklung gemacht, sie handeln nachvollziehbar und sind authentisch. Der Leser hat keine Probleme sich mit ihnen zu identifizieren. Die Handlung ist logisch aufgebaut und flüssig zu lesen, sie wird von lebhaften Dialogen, zum Teil in Mundart aufgelockert. Die Autorin schreibt im auktorialen Stil, deshalb ist eine Gesamtübersicht über die Geschichte zu jeder Zeit möglich.
    Besonders reizvoll finde ich, dass das Zeitkolorit ganz eindringlich dargestellt wird. Zeitschriften, Hits, Filme und vor allem das Zeitgeschehen sind eingebunden. Z.B. der Besuch von Queen Elizabeth, die Olympiade in Innsbruck oder das Kennedy-Attentat, nicht zuletzt die Frisuren und die Mode aus den Sechzigern, ich fühlte mich als Leser unmittelbar in diese Zeit hineinversetzt.
    Meine Lieblingsfigur neben Leni, die zielstrebig ihren Weg geht, war Georg Lindner, Onkel Schorsch, eine tragische Figur. Er selbst bezeichnet sich im Buch als Nebenfigur und als tragischer Held. Er der stets für alle da ist, die Kastanien aus dem Feuer holt, der es auch einmal verdient hätte glücklich zu sein.
    Nur schwer kann ich am Ende nun alle gehen lassen. Einen weiteren Band würde ich mir durchaus noch wünschen. Wie es im Salon, mit den vertrauten Akteuren weiter- und vor allem wie es dem kleinen Peter ergeht, würde mich schon interessieren.
    Von mir eine Leseempfehlung, dieses Buch könnte als Einzelband gelesen werden, schöner ist es auf alle Fälle, die beiden Bände hintereinander zu lesen. Geeignet für die Leser die Romane mit hohem Zeitkolorit mögen. Dafür 8 Punkte.


    ASIN/ISBN: B09Y9HSS57

    Lucrezia, die Herzogin von Ferrara


    Porträt einer Ehe, historischer Roman von Maggie O’Farell, Ebook von Piper ebooks.
    Das vergessene Leben der Lucrezia de‘ Medici.
    Lucrezia ist das fünfte Kind und die dritte Tochter von Großerzog Cosimo I. de Medici und seiner Gemahlin Eleonora von Toledo. Nach dem Tod ihrer Schwester Maria, wurde sie stattdessen mit dem Herzog von Modena und Ferrara, Alfonso II. verheiratet. Damals war sie 15 Jahre alt. Schon ein Jahr später war sie tot. Die Ehe blieb kinderlos, Gerüchte besagen, dass sie von ihrem Gatten ermordet wurde.
    Maggie O’Farell hat als Inspirationsquelle für ihr Buch das Gedicht "My Last Duchess" von Robert Browing zugrunde gelegt. Im Nachwort bestätigt die Autorin, dass sie versucht hat, das bisschen, was über ihr kurzes Leben bekannt ist, zu verwenden, aber auch einige fiktive Änderungen vorgenommen hat.
    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es hat mich gut unterhalten. Einfühlsam und voller historischer Details erzählt die Autorin vom vergessenen Schicksal der Lucrezia de’ Medici – und schafft so ein nachvollziehbares Porträt der italienischen Renaissance in all ihrer Brutalität und Schönheit. Da kann ich der Autorin nur hervorragende Recherchearbeit bestätigen. Detailgenau werden hier die Kindheit und die kurze Zeit der Ehe von Lucrezia beschrieben, manchmal schien es mir ein wenig zu viel des Guten wenn seitenlang ein Kleid oder die Ausstattung eines Deckengemäldes beschrieben wird. Als Stilmittel hat die Autorin die auktoriale Erzählweise gewählt, allumfassend ist deshalb der Überblick. In zwei Zweiteben die den Lesefluss in keiner Weise gestört haben, so authentisch glaubhaft geschrieben, dass man meint, genauso wäre es auch passiert – lebendig und flüssig zu lesen. Die einzelnen Kapitel sind mit Ort und Datum gekennzeichnet und tragen einen zum Inhalt passenden Titel. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, man meint die wichtigsten Figuren ganz genau zu kennen. Das Ende, das O’Farell ihrer Geschichte gegeben hat, hat mich verblüfft. Das hat mich völlig überrascht, weil sich im Laufe der Geschichte nichts in diese Richtung angedeutet hatte.
    Meine Lieblingsfigur war die Protagonistin, wie sie beschrieben ist, tragischerweise zu früh geboren, in der heutigen Zeit würde ein Mädchen mit ihren Fähigkeiten wohl als hochintelligent gelten. Der Herzog von Ferrara jedoch kommt im Buch nicht gut weg, der Vergleich in der Geschichte mit dem doppelgesichtigen römischen Gott Janus finde ich sehr passend. Auch seine beiden weiteren Ehen blieben kinderlos. Die Schuld daran, wurde zur damaligen Zeit natürlich den Ehefrauen gegeben.
    Das im Buch beschriebene „Hochzeitsgemälde“ wird es wohl nie gegeben haben.
    Ein bemerkenswertes Buch, für Leser die sich für die Zeit der italienischen Renaissance interessieren. Dafür eine Leseempfehlung und von mir 9 Punkte


    ASIN/ISBN:

    ASIN/ISBN: ‎ 3492071767

    Lebenslang schuldig?


    Als die Welt zerbrach, Historischer Roman von John Boyne, EBook von ‎ Piper ebooks.


    Der Junge im gestreiften Pyjama – wie es weitergeht.


    Gretel ist über 90 Jahre alt, am Ende ihres Lebens erinnert sie sich an die verhängnisvollen Ereignisse ihres Lebens. Das Buch beginnt drei Jahre nach dem schrecklichen Verschwinden ihres Bruders. Zusammen mit ihrer Mutter flieht das Mädchen von Polen nach Paris, doch sie muss erkennen wie schwer es ist, der schrecklichen Vergangenheit zu entkommen. Sie führt ein unruhiges Leben, das sie nun endlich im hohen Alter, beschaulich in einer Wohnung in London verlebt
    Doch dann zieht eine junge Familie in die Etage unter ihr ein, bald merkt sie, dass bei den neuen Mietern irgendetwas im Argen liegt, es handelt sich um häusliche Gewalt. Nun steht Gretel vor der Wahl soll sie wieder wegsehen oder einschreiten auch wenn die Gefahr besteht, dass ihr Lebensgeheimnis dadurch aufgedeckt werden könnte?


    Das Buch besteht aus drei Teilen, die in einzelne Kapitel unterteilt sind. Die Teile sind mit Jahreszahlen und Orten, die Kapitel mit Zahlen gekennzeichnet. Fremdsprachliche Ausdrücke und Eigennamen sind kursiv gedruckt, somit deutlich abgesetzt. Der Autor erzählt in der Ich-Form aus der Sicht der Protagonistin die Geschehnisse in der Gegenwart, wobei die Protagonistin sich immer wieder an die Vergangenheit und die damaligen Ereignisse zurückerinnert. Durch die beiden Zeitebenen hat es anfangs etwas gedauert, bis sich Lesefluss eingestellt hat. Doch bald haben die beiden Erzählstränge dazu geführt, dass ich nur umso schneller durch das Buch geflogen bin, denn die einzelnen Stränge enden meist an einem spannenden Punkt. Tatsächlich hatte ich das Buch an einem einzigen Tag ausgelesen, die Spannung war irgendwann so hoch, dass ich den Reader einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Obwohl der Autor nicht anklagend schreibt, bleibt der Leser geschockt zurück. Oft wird die wörtliche Rede verwendet, die es schaffte, mich vollständig in die Handlung zu involvieren


    Es ist schier unglaublich welche Abgründe sich auftun, geschickte Plottwists und ein ungeahntes imposantes Ende haben mich verblüfft. Ich habe die Lektüre sehr genossen, zum Verständnis dieses zweiten Teils ist es nicht nötig den ersten Band der Geschichte zu kennen, denn der Autor geht zum gesamten Verständnis immer wieder ausreichend auf die Ereignisse im ersten Teil ein. Anhand des Covers ist die Verbindung zu Band eins, ganz klar erkennbar.

    Alle Figuren sind hervorragend und detailliert gezeichnet, sie handeln nachvollziehbar wenn auch nicht unbedingt sympathisch. Eine Entwicklung der Charaktere vor allem der Protagonistin, ist deutlich vorhanden. Die Geschichte ist logisch aufgebaut und trotz der beiden Erzählstränge verständlich und überschaubar. Die beiden Zeitebenen wechseln sich so ab, dass man nicht aus dem Lesefluss gerissen wird. Die Geschichte hat mich berührt, hat nachgewirkt.
    Auf die Frage nach der eigenen Schuld gibt es im Buch keine Antwort, doch wird hier das Thema gebührend und von allen Seiten angegangen. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Der Roman wird mir, wie auch schon der Vorgängerband, noch lange in Erinnerung bleiben.
    Eine absolute Leseempfehlung und 10 Punkte


    ASIN/ISBN: B0B7M8CFJH

    Gottesgnadentum


    Schloss Liebenberg: Hinter dem hellen Schein. Historischer Roman von Hanna Caspian, Knaur eBook
    Auftaktband zur Schloss-Liebenberg- Reihe von Hanna Caspian
    Adelheid ist die 18jährige Tochter eines Taglöhners, als sie Stubenmädchen im fürstlichen Schloss derer von Eulenburg werden soll, kann sie ihr unermessliches Glück kaum fassen. Nun kann sie ihre bitterarme Familie mitversorgen. Gleich ab ihrem ersten Arbeitstag fühlt sie sich zu Viktor einem der Diener hingezogen, der ihr jedoch sehr kühl begegnet. Bald jedoch befindet sie sich inmitten von Neid und Intrigen, denen sie zum Opfer fällt, sie wird zum Hausmädchen degradiert. Die Sorgen um ihre Stellung, um ihre Familie und die Demütigungen der Herrschaft nimmt sie als gegeben hin, eine Freundin findet sie in Hedda Pietsch.
    Das Buch ist in elf längere Kapitel eingeteilt die sich in Leseabschnitte in angenehmer Länge gliedern. Die einzelnen Anschnitte sind mit Datum überschrieben. Der chronologische Überblick ist somit leicht möglich. Betonte Wörter und Sätze, sowie Gedanken sind kursiv hervorgehoben. Als Erzählform hat die Autorin die personale Sicht verschiedener Charaktere gewählt. Eine bildhafte und flüssige Erzählweise in einer außergewöhnlichen Klarheit und Eleganz, passend zum Milieu in dem das Buch spielt. Der Schreibstil lässt ein leichtes und flüssiges Lesen zu, Lesefluss hat sich sofort eingestellt. Allzu große Spannung kam jedoch selten auf. Trotzdem konnte ich das Lesegerät kaum aus der Hand legen. Das Personenregister vorne im Buch war bei der Menge der Charaktere äußerst hilfreich.
    Das Besondere am Buch ist die Perspektive der Erzählung, nicht wie in den meisten Romanen dieses Genres aus Sicht der Herrschaften. Nein, hier erzählt Caspian sozusagen von unten, nämlich aus Sicht der Dienstboten, mich hat das Gelesene an die frühere Fernsehserie „Das Haus am Eaton Place“ erinnert.
    Die Figuren wirken so echt, wie aus dem Leben gegriffen, die Armut und Verzweiflung der Taglöhner z.B. ist so eindrucksvoll geschildert. Die Hierarchie der Dienstboten in einem großen Haushalt ist deutlich dargestellt. Wie können die Bediensteten diese Ausbeutung als gottgegeben hinnehmen? Einzelne Figuren gute wie böse haben bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Der Butler Opitz, ein schmieriger Typ und Säufer, der die Dienerschaft schlecht behandelt und erpresst und der seine Fehler anderen in die Schuhe schiebt. Adelheid, die sich liebevoll um ihre Familie kümmert und jede Mark zuhause abliefert, Hedda das taffe Stubenmädchen, Victor und sein Geheimnis, auch was die Gouvernante Constanze erlebt hat, all das hat mich ergriffen, das werde ich so schnell nicht vergessen. Doch alle haben ein gemeinsames Ziel, nämlich ein wenig persönliches Glück zu erhaschen.
    Der Mittelpunkt dieses Romans ist die Eulenburg-Affäre, die Kaiser Wilhelm II. sehr geschadet hat. Durch eine unfassbare Schmutzkampagne wurde diese Affäre um die Liebenberger Tafelrunde, durch die homophobe Einstellung der Gesellschaft in der damaligen Zeit und durch die sensationslüsterne Presse, als Skandal in aller Welt bekannt gemacht.
    Insgesamt kann ich der Autorin nur eine hervorragende Recherchearbeit bestätigen. Die Handlung ist flüssig und logisch aufgebaut. Alle Figuren handeln nachvollziehbar. Eine Weiterentwicklung bei der Protagonistin und auch anderen Figuren, ist deutlich. Am Schluss des Buches ist jedoch kein Ende der Geschichte erkennbar, ich kann es kaum erwarten, den zweiten Teil der Liebenberg Saga zu lesen.
    Ein Leseempfehlung und von mir 9 Punkte

    Hoffen und Warten


    Ein Kind namens Hoffnung, historischer Roman von Marie Sand, Droemer EBook.
    Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt.
    Berlin 1938 Elly Berger ist Köchin bei der wohlhabenden jüdischen Familie Sternberg in Berlin. Hanns Sternberg ist Arzt und seine Gattin Pianistin. Durch Verrat wurden sie denunziert, von der Gestapo aufgegriffen und bei Nacht und Nebel weggebracht. Elly konnte jedoch Leon retten und hat Sara, seiner Mutter versprochen ihn zu beschützen. Schwere Zeiten kommen auf die heldenhafte Elly zu, Flucht Hunger und Sorgen ums Überleben. Doch Elly hat mit ihrer pragmatischen Art, den Krieg und die schwere Zeit danach gemeistert, weil sie Leon als ihren Sohn ausgab. Die Geschichte der Elly Berger steht stellvertretend für all die "stillen Heldinnen", die unter Einsatz ihres eigenen Lebens, jüdische Kinder vor den Nazis retteten, Der Roman beruht teilweise auf einer wahren Geschichte.
    Das Buch besteht aus vier Teilen, die mit Zeitabschnitten (Jahreszahlen) gekennzeichnet und in 26 Kapitel aufgegliedert sind. Der Erzählstil ist eindrucksvoll mitunter derb, mit kraftvoller Sprache, lebendigen Dialogen, jedoch eher modern als in der damals üblichen Sprachweise. Bildhafte Schilderungen haben geholfen, mir das Setting gut vorzustellen, die Autorin erzählt das Geschehen in der personalen Form, aus der Sicht der Protagonistin Elly. Aufgelockert ist das Schriftbild durch Sätze in kursiver Schrift, z.B. bei Gedanken oder Gebeten. Eine umfangreiche Recherchearbeit kann ich nur bestätigen.
    Insgesamt hatte ich keine Mühe, das Buch flüssig zu lesen, einiges hätte ich mir deutlicher erklärt gewünscht, wo war Sara nach Helenes Besuch, was hat sie da getan? Oder z. B. Szenen auf dem Bauernhof nach Kriegsende, da ging es in der Geschichte in großen Sprüngen voran, jedoch war die Handlung immer nachvollziehbar. Die Figuren im Buch jedoch finde ich nicht so gut gelungen, allen voran Elly, ihre Wesensart ist mir suspekt. Sie ist tüchtig und mutig ohne Zweifel, sie packt das Leben an und kommt durch, mit Leon. Doch was links und rechts am Weg liegenbleibt, ihr Mann der ihnen im Grunde das Leben gerettet hat, der kleine Erich, sogar Mathilda ihre Tochter, für sie Nebensachen. Ihr höchstes Lebensziel ist Leon zu retten, alles andere scheint nicht wichtig. Dass sie ihren Vater und die Schwestern nicht liebt, kann ich verstehen, aber die Mutter? Überhaupt was ist das für eine unterschwellig angedeutete Beziehung zu ihrem Vater gewesen? Oder habe ich da etwas missverstanden? Genau dasselbe mit Sara. Auch zu ihr ist es m. M. keine normale Beziehung zu einer Herrschaft. Da habe ich auf eine abschließende Erklärung gehofft. Letztendlich war das Ende für sie jedoch eine Enttäuschung. Sie hat ihr ganzes Leben geopfert der Dank dafür hätte deutlicher ausfallen können. Das hat mich schon berührt. Dass Mathilde, ihre Tochter, als sie den Brief fand, so reagiert hat, hat mich überhaupt nicht gewundert. Spannung und Dramatik waren jedoch genügend vorhanden, eine schlimme Zeit, gut beschrieben.
    Alles in allem ein gelungenes Debüt, doch es ist noch Luft nach oben geblieben. Am meisten haben mich die eckigen Figuren gestört, m. E. wenige, normal agierende Personen dabei, am ehesten vielleicht noch die Hühnerbaronin, Jim oder Luise. Auf alle Fälle werde ich die Autorin im Auge behalten, mal sehen was da noch kommt. Von mir 7 Punkte

    Der Gesichtermacher


    Der Horror der frühen Chirurgie, Sachbuch von Lindsey Fitzharris, 322 Seiten erschienen im Suhrkamp-Verlag.
    Die berührende Geschichte des Medizinpioniers der wiederherstellenden Chirurgie. Harold Gillies war ein junger visionärer Chirurg, durch ihn wurde die plastische Chirurgie zu einem wichtigen Teil der modernen Medizin.
    Der erste Weltkrieg hatte bedingt durch seine neuen Waffen- und Kampftechniken besonders viele verheerende Gesichts- und Kopfverletzungen zur Folge. Doch die Wissenschaft stand dieser Zerstörung ratlos gegenüber. Während Soldaten, die einen Arm oder ein Bein verloren haben als Helden gefeiert wurden, lösten Gesichtsversehrte Ekel und Abneigung aus. Eine solche Entstellung ist schlimmer als der Tod, hieß es, ein „normales Leben“ war nicht mehr möglich, nicht selten lösten Gesichtszerstörungen Selbstmorde aus. Prothesen für verlorene Gliedmaßen waren unkomplizierter herzustellen und anzupassen. Doch durch eine Gesichtsverletzung war manchmal selbst die Nahrungsaufnahme, oder die Atmung erschwert. Harold Gillies machte es sich zur Aufgabe, diesen Opfern wieder ein Gesicht und somit ein normales Leben zurückzugeben. Unermüdlich entwickelte er neue Methoden und Operationstechniken um den bemitleidenswerten Opfern zu helfen. Nach dem Krieg brachte er diese Fähigkeit zur Vervollkommnung und wirkte als rekonstruierender und kosmetischer Chirurg, ein Pionier der modernen Schönheitschirurgie. Sein Einfühlungsvermögen und seine Menschlichkeit waren legendär.
    Das Buch besteht aus 13 Kapiteln, Die Überschriften weisen auf den Inhalt hin. Am Ende des Buches befindet sich ein über 30 Seiten starker Teil mit Anmerkungen, die ich nach einigen Seiten jedoch vernachlässigt habe. Im Epilog ist vermerkt, was nach dem Krieg weiter geschah, bemerkenswert finde ich, dass Generäle zuhauf für ihre Kriegstaten mit Auszeichnungen geehrt wurden, doch Gillies erst nach etlichen Jahren in den Ritterstand erhoben wurde.
    Band zwei war wie auch schon der erste Band, nicht für zimperliche Leser geeignet. Verstümmelung, die Grausamkeit des Krieges, Blut und das Leid der Verletzten ist so bildhaft beschrieben, dass es wie ein Film im Kopf abläuft. Dazu kommt, dass ich weitere Recherchen über Gesichtsverletzte und Rekonstruktionen sowie Operationsmethoden im Internet geführt habe. Was für ein überwältigendes Thema, die Autorin konnte mich, wie auch schon im vorangegangenen Teil, vollkommen überzeugen. Die promovierte Medizinhistorikerin veröffentlicht regelmäßig in verschiedenen Zeitungen, auch medizinischen. Eine gründliche Recherchearbeit kann ich nur bestätigen. Leselust hat sich hier bei mir unweigerlich eingestellt. Ich bin restlos begeistert und hoffe, dass von Fitzharris noch einiges zu erwarten ist. Sicher macht es mit etwas medizinischer Vorbildung mehr Spaß das Buch zu genießen, dies ist aber zum Verständnis nicht notwendig. Ein Sachbuch, welches sich wie ein spannender Aktionroman liest.
    Interessant fand ich die Kapitel über die verschiedenen Operationstechniken, Bluttransfusionen, Gesichtsprothesen und Masken sowie Operationen und Behandlungen die nicht den gewünschten Erfolg brachten. „Kriegsreporter bezeichnen Gesichtsverletzungen als den härtesten Schlag, den der Krieg einem Menschen versetzen kann. Sie nehmen den Betroffenen ihre sichtbare Identität“ diese Sätze haben mich nicht mehr losgelassen.
    Wer sich für Medizingeschichte interessiert und etwas Fachkenntnisse mitbringt fühlt sich hier sicher gut unterhalten. Dafür von mir volle Punktzahl, 10 Punkte.

    Die Weihnachts-Wunderfrauen

    Die Wunderfrauen: Wünsche werden wahr, weihnachtliche Zugabe zur Wunderfrauen-Trilogie, von Fischer Ebooks.
    Die Wunderfrauen treffen in den 90er Jahren zusammen und feiern gemeinsam Weihnachten.
    Noch einmal treffen sich die Wunderfrauen Heiligabend 1991 um gemeinsam zu feiern, auf dem Brandstetter Hof, den Luise Dahlmann und Marie Brandstetter als Pferdehof und Gasthof gemeinsam betreiben. Mit dabei auch Helga und Annabell. Es gibt viel zu erzählen, zu berichten und aufzuarbeiten und es ist nicht immer nur Schönes. Eine emotionale Weihnachtszugabe der beliebten Wunderfrauen-Trilogie.
    Erneut haben mich die Wunderfrauen bestens unterhalten. In kürzester Zeit war das Buch gelesen, dabei kann die Autorin wieder einmal mit den bewährten Stilmitteln überzeugen. Eine hervorragende Zeichnung und tiefe Charakterisierung der Freundinnen und ein bildhafter und flüssiger Schreibstil. Die Freundinnen bekannt aus den drei Folgen der Trilogie haben sich noch einmal weiterentwickelt bis ins Jahr 1991, wurden Großmutter, mussten die eigenen Kinder ins Leben entlassen, machen sich noch einmal auf ins Leben, oder auf entfernte Reisen, oder sind krank. Dieser Winterband war ein schöner Abschluss, mit einem versöhnlichen Ende.
    Es war interessant zu erfahren wie es den Wunderfrauen, nach dem dritten Teil weiter ergangen ist. Da auch eine kleine Kriminalgeschichte und eine bevorstehende Geburt dabei sind, ist es sogar noch richtig spannend geworden. Gut gefallen haben mir wieder die Einträge aus Luises Kochelkachelbuch, Rezepte Tipps und Anregungen. Eine Fortsetzung von Luises Ladenkundebuch, denn Luise schreibt noch immer gerne Listen. Viel Lokal- und Zeitkolorit ist auch wieder mit dabei. Der Zeitgeist ist mit vielen Liedern, oder Buchtiteln dargestellt die kursiv abgedruckt sind. Wie in den vorangegangenen Bänden kommen die Freundinnen wieder abwechselnd zu Wort, die Kapitel sind mit den jeweiligen Namen überschrieben. Neu dabei ist Josie, die Tochter von Luise, eine von allen Seiten beleuchtete Erzählung somit. Leider waren auch viele Wiederholungen der Ereignisse dabei, die die Leser der Serie schon kannten.
    Ein nettes Buch für die Fans der Wunderfrauen-Trilogie, ein Weihnachtsbuch, das alleinstehend zu lesen m. M. nach kaum Sinn macht. Ich habe mich über das Wiedersehen sehr gefreut von mir gibt es dafür 8 von 10 möglichen Punkten.

    ASIN/ISBN: B09YCKWXSB

    Reifen und Wirken


    Kinderklinik Weißensee – Tage des Lichts, Roman von Antonia Blum, EBook by Ullstein EBooks.
    Die beiden Lindow-Schwestern stehen voll im Leben.
    Berlin – Weißensee 1929, Die Kinderärztin Marlene von Weinert genießt ihren beruflichen Erfolg, zusammen mit ihrem Ehemann Maximilian, arbeitet sie an der Kinderklinik, doch ein unerfüllter Kinderwunsch trübt das Glück der beiden. Deshalb will Marlene kürzertreten, bald jedoch merkt sie, dass sie sich ohne eine Aufgabe überflüssig vorkommt. Zusammen mit ihrem Doktorvater Czerny, forscht sie an der praxisorientierten Herstellung des von Fleming gefundenen Penicillins.
    Ihre Schwester Emma bekommt die Stelle der Oberschwester an der Klinik, dort muss sie feststellen, dass Marie-Luise Fischer, die den beiden Schwestern schon in ihrer Elevinnen-Zeit das Leben schwer gemacht hat und direkt vor ihrer Nase als Oberin angestellt ist hat sich nicht verändert. Private Sorgen z.B. mit ihrem Sohn Theodor, der ins „braune“ Umfeld abdriftet.
    Letztendlich müssen die beiden Schwestern kräftig anpacken um ihre Familien und auch den Fortbestand der Kinderklinik zu retten.
    Das Buch besteht aus 30 aufregenden Kapiteln, jedes einzelne versehen mit Datum, dem Ende zu mit einem Countdown. Als Stilmittel hat die Autorin die auktoriale Erzählweise gewählt, zu jeder Zeit ist somit die Übersicht über das gesamte Geschehen gewahrt. Wieder einmal hat mich Antonia Blum, schon am Anfang des Buches abgeholt und bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen, ganz tief war ich in den Schicksalen und Geschehnissen versunken. Perfekt verbunden sind historische Fakten mit fiktiven Ereignissen, genau das ist es, was mich an Blums „Weißensee Reihe“ fasziniert. Im Nachwort, habe ich dazu noch einige interessante Anmerkungen gefunden. Spannung von Anfang an, gefüttert mit herzzerreißenden emotionalen Wendungen, keine Chance das Buch aus der Hand zu legen, so war es an einem Tag gelesen. Einige Tränen musste ich verdrücken, denn einige Szenen gingen mir nahe. Meine Bewunderung auch für die Charakterisierung der Figuren. Beide Schwestern und auch so manch andere Person im Buch haben sich prächtig entwickelt. Doch auch die angeführten medizinischen Fakten lassen auf eine gründliche Recherche schließen, ebenso die Geschichte rund um Radio und Journalismus in der ausgehenden Weimarer Republik, der Beginn des Nationalsozialismus. ein enormes Zeit- und Lokalkolorit wird durch die Lektüre geschaffen. Dialoge z.B. in Berliner Mundart beleben den Roman. Wirtschaftskrise, Börsencrash, Blutmai, keine Frage in welcher Epoche der Leser sich befindet. Historische Fakten, private und medizinische Geschehnisse, familiäre Einsichten, eine gelungene Handlung, die stets nachvollziehbar und logisch dargestellt ist, Personen mit denen man sich identifizieren kann, so lebensecht geschildert, dass man meinen könnte sie schon lange zu kennen.
    Die Protagonistinnen durch einige markante Zeiten der Geschichte zu begleiten hat wieder riesigen Spaß gemacht. Die Lesefreude hat sich auch im dritten Teil keineswegs abgenutzt. Die Vorfreude auf den vierten Band der Serie ist enorm. Der dritte Teil kann gut als Einzelband gelesen werden, doch empfehle ich alle Bücher in der Reihenfolge zu lesen, der Genuss ist umso größer. Volle Punktzahl 10 Punkte.

    Brotbacken ganz einfach


    Brot backen ist nicht schwer, mit den Anleitungen von Christina Bauer.


    Schon der erste Eindruck hat mir gefallen, ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis und zu Beginn, nach kurzer Einführung ein leckeres Starterrezept um ein Gefühl für die Verarbeitung der Christina-Rezepte zu bekommen.


    Doch bevor es ans Losbacken geht, werden die Zutaten und die Werkzeuge erklärt, danach die Techniken und Methoden der Verarbeitung, z.B. Gehzeiten, Art der Teigführung etc. Am Ende das Formen und Wirken. Mit dabei besondere Brot- und Brötchenformen. Alles bebildert und dokumentiert. Die dazwischen platzierten QR-Codes führen zu Video-Tutorials.
    Nach dem theoretischen Teil beginnt das Backen. Teigarten und die Fehler die dabei gemacht werden können. Hilfreiche Tipps und Tricks in den roten Kästen informieren den Bäcker mit Backwissen plus. Am Ende dieses Teils nun die Königsdisziplin, die Herstellung eines Sauerteigs und wie man damit umgeht, damit werde ich mich demnächst eingehend befassen.
    Der Großteil des Buches ist dem Wichtigsten gewidmet, den Rezepten. Eine Vielfalt diverser Brot-, Wecken- und Teilchenrezepte. Ganz Besondere sind auch dabei Zupfbrote, Kipferl, Schnecken Pizzen sowie Süßgebäcke aller Art. Die Rezepte sind übersichtlich. Links die Zutaten und in der rechten Spalte passen dazu platziert die einzelnen Arbeitsschritte. Zu jedem einzelnen Rezept gibt es auch ein ansprechendes Foto des fertigen Gebäcks. Besonders entzückt hat mich, dass es auch vielfältige Rezepte für die Verarbeitung und Verwendung von Gebäck- und Brotresten gibt.
    Zum Abschluss aber m. M. nach ganz besonders wichtig – die Beantwortung von Fragen die beim Brotbacken auftauchen können.


    Ich selbst habe mich bisher an folgenden Rezepten ausprobiert: Rosinenbrötchen/ Weinbeerweckerl, für den Anfang einfach zum Herstellen. Nach der Anleitung Schritt für Schritt war es eine Leichtigkeit, das Ergebnis war einfach nur lecker, zum richtigen Abkühlen blieb gar keine Zeit mehr. Bei mir hat der Teig etwas länger zum Gehen gebraucht, als im Rezept angegeben.
    Anhand der Anleitung habe ich es geschafft mein Lieblingsgebäck Franzbrötchen herzustellen, auf das Ergebnis bin ich auf mich selbst stolz. Die waren unglaublich lecker, sie hatten nur einen Fehler, sie waren zu schnell aufgegessen.
    Für den Anfang habe ich mir auch ein einfaches Brot ausgesucht, das Jausenbrot von S. 26. Ein unkompliziert herzustellendes Brot, das meiner Familie sehr geschmeckt hat. Als nächstes möchte ich mich am Ciabattabrot ausprobieren und dann geht’s ran an den Sauerteig.


    Ein wahnsinnig tolles Buch, nicht nur für Könner. Auch Anfänger können es damit schaffen leckeres Brot und Gebäck herzustellen. Eine Empfehlung meinerseits und 10 Punkte :schleck



    ASIN/ISBN: 3706629704

    Spezialität Baumkuchen


    Café Buchwald, Roman von Maria Wachter, EBook erschienen bei piper ebooks.
    Ein Roman über eine mutige junge Frau, ein traditionsreiches Café und sein berühmtestes Rezept
    Emma ist die Tochter der Familie Buchwald, sie liebt den Duft der Bäckerei, nach Vanille Schokolade und Gewürzen. Eine besondere Spezialität der Konditorei Buchwald ist der legendäre Baumkuchen, damit wird Buchwald sogar Hoflieferant am preußischen Prinzenhof. Doch nach dem plötzlichen Tod des Vaters gibt es Verwicklungen die den Fortbestand des renommierten Geschäftes in Gefahr bringen könnte. Sie verlobt sich mit dem Gesellen Fritz der den Betrieb weiterführen soll, doch Emma verliebt sich in Max, einen Architekturstudenten.
    Heute besteht das Café Buchwald noch immer und ist eine der ältesten Konditoreien Berlins. Neben Touristen gehen dort auch Schauspieler und Politiker ein und aus - eine Institution.
    Das Buch besteht aus 87 Kapitel in idealer Leselänge. Schlagfertige Dialoge in Berliner Mundart, beleben das Buch. Am Buch-Ende geben die historisch belegten Daten Überblick über die geschichtlichen Zusammenhänge besondere Begriffe werden im hilfreichen Glossar erklärt.
    Es war ein einmaliger Genuss dieses Buch zu lesen, vor allem wegen der leckeren Kuchen und Torten die zur Sprache kamen. Die Autorin erzählt äußerst flüssig. Mir haben die bildmalerischen Beschreibungen ganz besonders gut gefallen. Das zeichnet den Roman aus. Das Setting ist auffallend gut beschrieben, eine wahre Freude das zu lesen. Z.B. wird ein Saal mit vielen technischen Zeichnern, in schwarzen Hosen, weißen Hemden und mit schwarzen Ärmelschonern passenderweise als Pinguinkolonie bezeichnet. Die Zustände in den Baracken der Armen, sind greifbar beschrieben. Aber auch detaillierte Charakterbeschreibungen haben tiefe Verbundenheit mit den handelnden Personen geschaffen. Die Beschreibung der Gefühle beim Trinken eines guten Whiskys konnte ich regelrecht spüren. In der auktorialen Erzählform und atmosphärisch dicht beschrieben, flogen die Seiten beim Lesen nur so dahin, ich wollte nur noch wissen wie es weitergeht. Ein Spannungsbogen wird kontinuierlich aufgebaut, ungeahnte frappierende Wendungen und ein überraschendes Ende haben mich überzeugt. Ein Buch welches sich von selber liest.
    Auffallend fand ich auch die ausgezeichnete Darstellung des Zeitkolorits. Z.B. Bei der Gewerbeausstellung(1896). Die erste Fahrt eines Luftschiffes, die mittlerweile zweifelhafte Veranstaltung einer Völkerausstellung, die Kleidung der Akteure, dadurch kam nie Zweifel auf, in welcher Zeit sich der Leser befindet. Alle Figuren agieren authentisch und nachvollziehbar. Die Handlung ist logisch aufgebaut verständlich und voller Dramatik, ich habe mit den Buchwalds und vor allem mit Emma mitgefiebert und mitgelitten. Meine Lieblingsfigur war Max, ein aufrichtiger, anständiger junger Mann der sich nicht auf den Privilegien ausruhen will, die ihm sein Vater geschaffen hat. Dafür mein Respekt.
    Von mir eine gerne gegebene Leseempfehlung. Wer sich für einen gut aufgebauten Roman, mit historisch belegtem Hintergrund, interessiert, ist hier goldrichtig. Von mir 10 Punkte.

    ASIN/ISBN: B09X62MVCQ

    Der Apfelhof

    Der Duft von Erde nach dem Regen, von Anna Thaler, EBook, Knaur ebook
    Der 2. Teil der Südtirol Saga
    Acht Jahre sind vergangen, seit Franziska und Wilhelm den ehemaligen Bruggermoser Hof, jetzt Leidinger Hof übernommen haben. Teile des Hofes sind verpachtet und eine Schankwirtschaft wurde eröffnet. Zusätzlich werden auf einigen Weiden Apfelbäume gepflanzt. Der Hof und die Wirtschaft florieren, doch Leopold der ältere Bruder von Franziska fühlt sich übergangen, noch immer ist er dem Alkohol verfallen, schließlich verlässt er die Heimat in geht ins deutsche Reich. Inzwischen spitzt sich auch in Südtirol die politische Lage zu. Der 2. Weltkrieg ist nahe.
    Das Buch gliedert sich wie der Vorgängerband in verschiedene Teile die durch Jahreszeiten und Jahreszahlen gekennzeichnet sind. Die einzelnen Kapitel tragen Titel die auf den Inhalt hinweisen. Am Ende des Buches ist eine hilfreiche Chronologie die das Geschehen im ersten Teil zusammenfasst.
    Mir hat der zweite Teil der Trilogie sehr gut gefallen, durch den flüssigen Erzählstil und die auktoriale Erzählweise war das Lesen direkt ein Vergnügen, innerhalb eines Tages war das Buch gelesen. Lesefluss hat sich sofort eingestellt, da ich durch den Vorgängerband mit den Charakteren und deren Schicksalen vertraut war. Wo Band eins noch zäh dahinplätscherte, war es hier aufregend und spannend, die Charaktere bei der Arbeit, bei Familienfeiern, in Freud und im Leid zu begleiten. Offene Fragen wurden geklärt und lose Fäden weitergeführt. Ich habe die beiden Teile allerdings direkt hintereinander gelesen, auch der Schluss macht Lust auf den Abschlussband der Saga. Das Schicksal der Familie Rosenbaum, hat mich sehr berührt. Die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit in Südtirol sind glaubhaft geschildert, was auf eine gute Recherchearbeit hinweist. Jedoch die Schilderung des Settings, die wunderbare Gegend um Meran und im Passeiertal hätte ich mir bildhafter gewünscht.
    Die Figuren sind gut charakterisiert, sie agieren nachvollziehbar und authentisch. Ihre Ängste und Sorgen waren äußerst bildhaft geschildert. Ich konnte mich zu jeder Zeit in die Gefühle der Charaktere hineinversetzen. Gute wie schlechte Tage wechseln wie im wirklichen Leben. Eine Weiterentwicklung der Personen ist klar erkennbar. Etwas gestört hat mich jedoch, dass die Kinder ihre Eltern mit „Sie“ ansprechen, ich kann mir nicht vorstellen, dass das zu dieser Zeit noch üblich war. Johanna war meine Lieblingsfigur, eine starke und aufrechte Frau, die in schlimmer Zeit, ihr Leben im Griff hat, wie ihr Schicksal im abschließenden Band weitergeht darauf bin ich schon am meisten gespannt.
    Eine Leseempfehlung. Am besten wäre es die Reihe hintereinander weg zu lesen. Von mir acht von 10 möglichen Punkten.

    Alto Adige


    Das Land von dem wir träumen, Historischer Roman von Anna Thaler, EBook, Knaur-Verlag
    Auftaktband zur Südtirol-Saga
    Zwei der Bruggmoser-Söhne sind im 1. Weltkrieg gefallen, die Italienisierung von Südtirol schreitet voran, Ludwig der Bruggmoser- Bauer passt sich der neuen Regierung an, er ändert seinen Namen in Ponte, das ärgert nicht nur seine Tochter Franziska, sondern auch seine Nachbarn und das ganze Dorf. Leopold der Hoferbe wird seine Eindrücke aus dem Krieg auch nicht mehr los und versucht mit Alkohol dagegen anzukämpfen, die Mutter wird mit dem Verlust ihrer Söhne nicht fertig und fällt in eine tiefe Depression. So hängt es an Franziska, der einzigen Tochter, den beiden Zwillingen Josepha und Johanna, entfernte Verwandte, und dem Knecht Wilhelm, den Hof zu halten.
    Franziska hat Lehramt studiert, darf aber ihren Beruf nur in italienischer Sprache ausüben, Unterricht in deutscher Sprache und alles Deutsche ist verboten. Doch Franziska rebelliert gegen die Faschisten, in einem verlassenen Turm gründet sie eine illegale Katakombenschule.
    Das Buch besteht aus 20 Kapiteln, passend zum Inhalt betitelt. Die Jahreszeiten mit Jahreszahlen teilen das Buch in diverse Teile von Frühjahr 1925 bis Februar 1928. Zu Beginn des Buches befindet sich ein hilfreiches Personenregister, auf welches ich am Anfang, öfters zurückgegriffen habe. Kursive dargestellt sind Gedanken und italienische Phrasen.
    Ich habe mit schon eingehend mit der Geschichte Südtirols und auch den geheimen Deutschschulen beschäftigt, leider habe ich hier zu viel erwartet.
    Franziska und ihre jüdische Freundin Leah, die Tochter eines jüdischen Goldschmiedes aus Meran, sind gut charakterisiert, bei ihnen war eine gute Weiterentwicklung erkennbar. Andere Figuren blieben leider im Dunkeln, besonders Wilhelm, der Knecht, der im angeblich im Bayrischen vor dem Krieg einen Bauernhof besaß, Leopold der Bruder und der Grund für seinen Alkoholmissbrauch, die Gründe ihres Vaters für die Bereitschaft sich ohne Bedenken italienisieren zu lassen, das hat mir gefehlt. Auch die Zwillinge Johanna und Josepha sind mir fremd geblieben. Da hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, so dümpelt das Buch zu zwei Dritteln dahin, um im letzten Drittel endlich spannend zu werden. Als die Mutter am Ende für eine überraschende Wendung sorgt, hat das Buch enorm an Tempo zugenommen. Die Ereignisse haben sich geradezu überschlagen. Auch der geheime Unterricht konnte für mich keine Spannung erzeugen. Jederzeit war es aber möglich, dem Plot zu folgen. Dieser erste Teil ist mir insgesamt wie ein endloses Vorwort zur gesamten Trilogie vorgekommen, trotzdem sind die Personen nicht genügend charakterisiert worden. Ich hoffe jedoch, dass es in den anschließenden Bänden so rasant weitergeht, wie Band eins geendet hat. Viele Geschehnisse ( z.B. Flugblätter ) sind ohne weitere Verwicklungen im Sande verlaufen.
    Gefehlt hat mir auch die bildmalerische Beschreibung des Settings, da ich das Passeier- und das Etsch-Tal als eine der schönsten Flecken auf Erden schätze, wobei das Buch mit den Worten angepriesen wird, dass die Autorin selbst ihr Herz an die wunderschöne Natur Südtirols verloren hat. Davon habe ich nicht viel bemerkt.
    Dadurch, dass das Buch so vielversprechend endet, werden ich auch den nächsten Teil der Südtirol-Saga lesen, interessante Verwicklungen sind auf alle Fälle vorprogrammiert. Da ist noch Luft nach oben. Von mir 6 Punkte.

    In den Fingern der Bestie


    Ihre Schreie sind Musik, Thriller von Dania Dicken, EBook

    Der 5. Band der Libby-Whitman-Reihe

    In New York wird die übel zugerichtete Leiche einer Frau gefunden, die Jahre zuvor entführt wurde. Da das FBI einen Serientäter vermutet, werden die Beamten der BAU hinzugezogen, mit dabei Libby Whitman, zusammen mit ihren Kollegen aus Quantico, versucht sie ein Profil des Täters zu erstellen. Inmitten der Ermittlungen taucht Mary Jane auf, ein weiteres Opfer dieses Serientäters. Auch sie trägt die Spuren jahrelanger Folter und Misshandlungen. Doch sehr kooperativ scheint die junge Frau nicht zu sein, auch verwickelt sie sich in Widersprüchen. Ob das an ihrer Traumatisierung liegt, oder ob es andere Gründe dafür gibt versucht Libby zu ergründen.
    Ich kann es selbst kaum fassen, wie Dania Dicken es immer wieder schafft, mich sprachlos zurückzulassen. Obwohl ich doch schon viele Bücher der Autorin kenne, bin ich tatsächlich wieder verblüfft. Plottwists, ungeahnte Wendungen und dann auch noch ein Ende auf den letzten Seiten mit einem gewaltigen Cliffhanger.
    Schlag auf Schlag ereigneten sich die Geschehnisse. Ich kann es kaum erwarten den nächsten Teil zu lesen. So sollten Bücher sein.
    Wieder einmal habe ich viel gelernt über Serientäter über posttraumatische Zustände und über Sadismus, wovon die Autorin schreibt, weiß sie sehr wohl, da liegt ihre psychologische Ausbildung zugrunde und das merkt man. Dazu passt das am Anfang des Buches platzierte Zitat von de Sade.
    Absolut nachvollziehbar und logisch ist der Plot, die Figuren handeln authentisch und sind sympathisch, die Guten. Bei den Bösen ist abgrundtiefe Boshaftigkeit und Sadismus die Triebfeder für ihre Taten. Eine unglaubliche Sogwirkung geht von diesem Band aus, entsprechend schnell habe ich ihn auch gelesen, es war mir kaum möglich den Reader aus der Hand zu legen. Auch mental hat mich die Geschichte nicht losgelassen. Es hat mich auch in der lesefreien Zeit beschäftigt. Auch vom Folgeband ist viel zu erwarten, unmöglich diese Libby-Serie nicht vollständig und in Reihe hintereinander weg zu lesen.

    Unheimlich glaubhaft hat die Autorin es verstanden die Stimmung und auch die Gefühle der Opfer rüberzubringen, das was die Opfer solcher „kranker Subjekte“ erleiden, hier ist es glaubhaft und echt dargestellt. Der Leser sollte schon ein gewisses Maß an Abgebrühtheit mitbringen.
    Durch den Cliffhanger am Ende würde ich diesen Teil nicht als Einzelbuch empfehlen, es ist vermutlich eher der Beginn eines sich länger hinziehenden Falles, ich finde es toll und dafür gibt es auch 10 verdiente Punkte.

    Die schwere alte Zeit


    Die Töchter des Geistbeckbauern: Jahre des Säens, EBook dtv-Verlag
    Das Schicksal der drei Schwestern vom Geistbeckhof.
    Daimhausen in der Hallertau, es ist der 11. Januar 1911. In diesem schwersten Winter aller Menschengedenken, wird den Eheleuten Walburga und Georg Geistbeck, ein Mädchen geboren. Es ist das 4. Kind, die dritte Tochter. Wally wird die Kleine nach der Mutter benannt, sie verlebt auf dem Geistbeckhof eine wunderschöne Kindheit und Jugend, bis eines Tages der 1. Weltkrieg beginnt und im Anschluss die Weltwirtschaftskrise. Es sind keine guten Zeiten mehr, der Niedergang der großen Bauerndynastien nimmt seinen Anfang und Wally als jüngste Tochter muss in die Stadt, weg von Heimat und ihrem Liebsten um als Dienstmagd ein Auskommen zu finden.
    Das Buch besteht aus 32 Kapiteln die in Jahreszeiten aufgegliedert sind. Die Sprache ist einfach, flüssig und sehr bildmalerisch. Verfasst im auktorialen Erzählstil, was den Überblick über die Geschehnisse erleichtert. Liedtexte, Gedicht und Briefe sind kursiv und somit erkennbar herausgehoben. Am Ende des Buches sind als kleine Besonderheit Rezepte aus Wallys Kochbuch abgedruckt. Mundartliche Dialoge machen die Geschichte lebendig. Naturbeobachtungen von Tieren und der Pflanzenwelt rund ums Jahr sind ganz besonders schön beschrieben. Besonders gelungen fand ich die detaillierte Charakterisierung der handelnden Personen. Alle Figuren handeln authentisch und nachvollziehbar. Ganz tief war es dem Leser möglich, in die Herzen der Geistbeckbäuerin und ihrer Mädchen zu blicken, Glück und Leid, ein arbeitsames und doch zufriedenes Leben, war es am Anfang. Doch mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten hatte selbst der Postwirt und Gutshofbesitzer Geistbeck zu kämpfen, er verändert sich und alles um ihn herum verändert sich auch. Schön ist es nun nicht mehr daheim. Schicksalsschläge die die Familie treffen, haben mich zu Tränen gerührt. Vor allem für junge Paare war es eine schwere Zeit, wenn nach Stand geheiratet werden soll und ganz besonders wenn nichts da war.
    Trotzdem musste ich Wally bewundern, so eine tapfere und fleißige Person, wie alle Geistbeckfrauen, wobei Wally m. M. nach schon das schlimmste Los erwischt hat. Trotzdem geht sie gläubig und unverzagt ihren Weg. Überhaupt ist in allen beschriebenen Akteuren eine Weiterentwicklung ganz deutlich zu erkennen, zum Guten und leider vereinzelt auch zum Schlechten. Das Erscheinen des zweiten Bandes kann ich kaum erwarten, unbedingt will ich wissen ob auch auf Wally noch ein wenig Glück wartet.
    Dieses Buch hat mir außerordentlich gut gefallen, es hat sich fast von alleine gelesen. In jeder freien Minute habe ich das Buch zur Hand genommen, die Geschichte hat eine unglaubliche Sogwirkung, ist herrlich zu lesen. Die Leserschaft erfährt nebenher, wie das Leben vor 100 Jahren auf dem Land gewesen ist. Von den großen Träumen der kleinen Leute. Eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente 9 Punkte


    ASIN/ISBN:

    ASIN/ISBN: ‎ B09JTLPQZB

    Der Pralinenladen unter den Linden


    Drei Tage im August, Roman von Anne Stern, EBook, erschienen bei Aufbau digital.
    Eine Chocolaterie als Zuflucht in schlimmen Zeiten.
    Berlin August 1936, es sind olympische Spiele und Berlin zeigt sich noch einmal im Glanz vergangener Tage, was verschiedene Personen in diesen drei Tagen erlebt haben wurde hier gänzlich unaufgeregt erzählt. Dies alles geschieht „Unter den Linden“, doch der Glanz dieser ehemaligen erstklassigen Adresse, ist schon längst in Richtung Kurfürstendamm entschwunden.
    Das Buch besteht aus 34 Kapiteln und einem Epilog. Im Tagebuchstil werden hier die Geschehnisse mit genauem Datum und Uhrzeit überschrieben geschildert, der Erzählstil ist auktorial, zu jeder Zeit kann der Leser, die Erlebnisse der einzelnen Figuren beobachten. Anne Stern berichtet über diese drei Tage im August, im Hintergrund die olympischen Spiele und die drohende Gefahr durch die Nationalsozialisten. Die Erlebnisse diverser Figuren werden in zahlreichen Erzählsträngen genau beschrieben. Doch auch die Linden kommen zu Wort, dies ist wie auch Briefe und Liedtexte kursiv hervorgehoben. Lebendige Dialoge in Berliner Mundart lassen keine Zweifel, wo sich die Geschichte abspielt.
    Ich habe von diesem Buch etwas anderes erwartet, mir gefallen die Fräulein Gold Romane der Autorin außerordentlich. Auch hier hatte ich anhand des Klappentextes, ähnlich Aufregendes erwartet. Eigentlich habe ich mehr Information über das Traditionshaus Sawade, die älteste noch bestehende Chocolaterie in Berlin erhofft. Die beschriebenen Charaktere sind alle hervorragend und tiefgründig beschrieben, doch es waren für meinen Geschmack Einige zu viele. Vieles wurde angedeutet doch m.E. nichts zu Ende geführt, es passiert allerhand doch das alles unspektakulär und unaufgeregt, selbst das „Geheimnis“ des noblen Pralinenladens ist ohne Wendungen und ohne unvorhersehbares Ende irgendwie schal. Der „Deal“ den Franz Marcus mit Doberan hatte, keine Informationen dazu, ob es für ihn und Trude ein Wiedersehen gibt, weiß man nicht. Ob Elfie jemals, wenn auch nur für einen Tag geglänzt hat, keine Informationen dazu. Der Strang des Hotelpagen und des Museumswächters, dessen weitere Geschichte mich übrigens brennend interessiert hätte sind im Dunkeln geblieben.
    Die dazwischengeschobenen poetischen Ansichten der Linden habe ich nur quergelesen, weil ich mir irgendwann, hier nichts mehr erwartet habe. Gefreut und genossen habe ich die Beschreibung der Leckereien aus der Pralinenküche, da hätte es gerne etwas mehr sein dürfen. Die Stärke des Buches sind tatsächliche die guten Charakterbeschreibungen der Figuren, selbst Confiseur Monsieur Gérard wurde mit einer interessanten Geschichte bedacht. Die Protagonistin, wenn man sie hier so nennen mag, die schwermütige Elfie, war mir zu langweilig, auch sie hat sich, wie so manche andere Figur, im Buch nicht weiterentwickelt. Auch die braune Bedrohung hat sich nur angedeutet, einzig der Zwischenfall mit dem Blumenmädchen, brachte Aufregung, die Repressalien die Franz erlitt, hätte ich mir deutlicher gewünscht.
    Natürlich kann in diesem kurzen Zeitraum nicht allzu viel geschehen, vermutlich bin ich mit falschen Voraussetzungen an das Buch herangegangen, von mir eine eingeschränkte Leseempfehlung und 5 Punkte.

    Wes Brot ich ess...

    Die karierten Mädchen, historischer Roman von Alexa Hennig von Lange, EBook erschienen im Dumont-Verlag. Erster Teil einer Trilogie.
    Ein Roman über eine Frau, die sich aus der Geschichte raushalten will – und sich doch in ihr verstrickt.
    Die Autorin hat so viel wie möglich in den Roman einfließen lassen, von dem was ihre Großmutter auf über 130 Tonkassetten über ihre Vergangenheit geschildert hat, Lücken die entstanden sind und Dinge die nicht erwähnt wurden, hat sie durch gründliche Recherchearbeit ergänzt.
    Klara ist 91 Jahre alt und blind. Als sie Urgroßmutter wird, entschließt sie sich, die Geschichte ihres wahren Lebens, ihren Nachkommen als Tondokument zu hinterlassen. Es beginnt, als die junge Klara, als Hauswirtschaftslehrerin in einem Kinderheim in Oranienbaum eine Anstellung findet, als dort die einjährige Tolla, jüdischer Herkunft abgegeben wir nimmt sie die Kleine in ihre Obhut. Durch die Wirtschaftskrise spitzt sich die finanzielle Lage des Heimes immer mehr zu, als einzigen Ausweg sucht sie die Nähe der nationalsozialistischen Machthaber, doch bald merkt sie, worauf sie sich eingelassen hat. Es soll daraus eine Bildungsstätte im Sinne des nationalsozialistischen Denkens werden. Sie gibt das kleine Mädchen als ihre Tochter aus und begibt sich somit in große Gefahr.
    Das Buch besteht aus 31 Kapitel, es überzeugt durch seinen flüssige und bildhaften Erzählstil, innerhalb kürzester Zeit hatte ich das Werk ausgelesen, zum einen weil ich wissen wollte wie die Geschichte von Tolla und Klara weitergeht, das war schon ein sehr mitreißender Plot. Zum anderen ist es ein Vergnügen durch die Seiten zu fliegen, weil mir das Lesen so leichtfiel. Das Besondere am Buch waren die toll geschilderten Landschafts- und Ortsbeschreibungen, es war ein Genuss, die Protagonistin in Dessau, am Bahnhof, beim elterlichen Anwesen und in den Heimen zu begleiten. Die blühenden Wälder und Wiesen, prächtig gebundene Blumensträuße, der dunkle Wald, die karierten Dirndlkleider sind direkt vor meinem inneren Auge bei der Lektüre entstanden. Die Autorin erzählt in zwei verschiedenen Zeitebenen. In der Gegenwart der 91jährigen Protagonistin und wie sie alleine wohnend, blind ihren Alltag meistert und zum anderen die Rückblicke in ihre Jugendzeit, der Übergang der beiden Zeitebenen ist mit den Tonaufzeichnungen begründet und hat sich gut gefügt. Briefe und Liedtexte, Gedichte etc. erscheinen kursiv, sind also deutlich gekennzeichnet.
    Die Personen sind so echt geschildert, dass man meint sie schon lange zu kennen. Meine Lieblingsfigur Täwe, der „kleine Lehrer“ – Ehemann der Protagonistin und ein Fels in der Brandung. Auch die Kolleginnen und Schülerinnen in den Heimen, besonders Susanne, die kleine Tolla, die Familie Klaras habe ich liebgewonnen und wollte sie gar nicht gehen lassen. Die Parteimenschen, Regierungsbeamten etc. sind trotz ihres Charakters gut beschrieben. Alle handeln authentisch.
    Insgesamt ein sehr gelungener Einstiegsband in die Trilogie, die ich sicher weiter lesen werde. Besonders neugierig bin ich natürlich darauf das Schicksal Tollas zu erfahren.
    Klara ist eine überaus interessante Person, so liebevoll wie sie mit der kleinen Tolla und ihren Schülern umging, war sie wohl in ihrem späteren Leben nicht mehr, die Zerissenheit ist immer noch deutlich zu spüren. Zum einen die Verpflichtung zu ihrem jüdischen Stiefkind und ihre Verachtung des nationalsozialistischen Gedankenguts. Zum anderen ihr Beruf und die damit einhergehende Akzeptanz dieser braunen Schergen, sie selbst ein Werkzeug davon. Irgendwie hatte ich unterschwellig das Gefühl, dass sie ihre leiblichen Kinder und Enkel mit Strenge erzogen, bzw. behandelt hat. Einzig ihre Liebe zu ihrem Mann war stets unerschütterlich, wie sehr sie ihn geliebt und verehrt hat, ist auch 20 Jahre nach seinem Tod noch spürbar.
    Von mir eine deutliche Leseempfehlung und 10 Punkte.

    ASIN/ISBN:

    ASIN/ISBN: ‎ B09YSSRC39

    BallinStadt


    Das Tor zur Welt, Träume, Historischer Roman von Miriam Georg, 656 Seiten erschienen im Rowohlt Taschenbuch Verlag.
    Die Hamburger Auswanderer-Stadt Teil 1
    Ava kann sich nur noch vage an ihre Familie erinnern, immer mehr verblasst die Erinnerung, sie vermutet sie in Amerika. Ava kommt mit ihren Pflegeeltern nach Hamburg, dort herrscht die Cholera, bald muss sie sich alleine durchschlagen, sie arbeitet und schuftet lange Jahre, für das eine Ziel, sich eine Schiffspassage nach Amerika leisten zu können, sie findet eine Anstellung in der Hamburger Auswandererstadt.
    Claire Conrad ist reich und schön, ihr fehlt es an nichts, kapriziös und eigenwillig dickköpfig und verwöhnt, so eckt sie überall an und stößt alle die ihr nahestehen vor den Kopf. Ihre Mutter die sich nicht mehr zu helfen weiß, wendet sich an den dubiosen Dr. Schwab. Um sie zu therapieren soll sie fortan in der Auswandererstadt arbeiten.
    Dort begegnen sich die beiden unterschiedlichen Frauen. Eine Freundschaft beginnt, die durch einen furchtbaren Verrat erschüttert wird.
    Das Buch besteht aus 4 Teilen, die mit Ort und Jahreszahlen gekennzeichnet sind. Abwechselnd werden die Erlebnisse der beiden Protagonistinnen Claire und Ava aus der Sicht der jeweiligen Figur erzählt. Dazwischen in kursiver Schrift deutlich abgesetzt und im Ich-Stil verfasst, Schiffsszenen aus der Vergangenheit, dramatisch und aussichtslos, die erst zum Ende etwas Licht ins Dunkel bringt. In der vorderen Klappe eine Karte der Hamburger Auswandererstadt um 1900.
    Die Autorin schreibt flüssig und extrem bildmalerisch, die Zeilen flogen nur so dahin und vor meinen Augen entstanden Bilder des geschilderten Settings. Ganz besonders ausführlich und tiefgründig sind die einzelnen Charaktere beschrieben. Ein Leichtes, sich im Lauf des Romans in die Personen hineinfühlen zu können, das erzeugt Authentizität und Verbundenheit. In erster Linie die Figur Claire, die ich zu Anfang gar nicht so leiden konnte. Dieses verwöhnte, oberflächliche und sture Geschöpf. Weil sich ihre Mutter nicht mehr zu helfen wusste kam sie in die Fänge dieses lüsternen Quacksalbers Dr. Schwab, der sie in seine Gewalt bringen will. Wie sie immer mehr in Schwierigkeiten kam hat sie sich selbst zuzuschreiben, doch da hat sie mir aufrichtig leidgetan. Ganz im Gegensatz dazu die fleißige und gute Ava, eine Gegensatz zu Claire der mir immer wieder das Herz erfreut hat. Alle anderen Charaktere handeln nachvollziehbar und authentisch.
    Insgesamt ist in diesem ersten Teil, so viel angedeutet und so wenig erklärt worden, dass es ein unbedingtes Muss ist, den zweiten Band ebenfalls zu lesen. Immer wieder sorgten Plottwists und neue ungeahnte Begebenheiten für Spannung und machten es schwer das Buch aus der Hand zu legen. Insgesamt eine spannende und emotionale Unterhaltung.
    Wie schlecht Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts behandelt wurden ist himmelschreiend, alleine die Erklärungen des schrecklichen Dr. Schwab, lassen der Leserin die Haare zu Berge stehen, Hysterie und ihre Behandlung, es ist einfach unvorstellbar was Frauen da aushalten mussten. Die Erzählung über die BallinStadt und die Begebenheiten bei den Auswanderern haben mir sehr gut gefallen. Die Verzweiflung der Menschen und die schauderhaften Lebensbedingungen der Armen haben mich zu Tränen gerührt.
    Insgesamt gesehen ist es unmöglich dieses Buch als Einzelband zu lesen. Viel zu viel ist nicht gelöst worden, sämtliche Fäden sind noch offen. Ein wenig mehr Erklärungen am Ende und Auflösungen. Dafür im Vorfeld etwas weniger Geschichte drum herum, z.B. die Erlebnisse Avas am Moorhof im alten Land wären nicht so ausführlich nötig gewesen, da sich daraus nichts mehr ergab. Das Buch ist sehr umfangreich, trotzdem fühlt es sich an, als ob mir am Ende noch unzählige Seiten fehlten. Bis zum Erscheinen des 2. Bandes ist es doch noch etliche Wochen hin. Einige Erzählstränge enden für mich mitten in der Szene. (z. B. Ava bei Agathe). Das ist für mich nicht befriedigend ich hätte mir diesen Teil etwas mehr in sich abgeschlossen gewünscht. Dafür von mir ein Stern Abzug.
    Eine Leseempfehlung, evtl. wenn der Fortsetzungsband erschienen ist, die beiden Bücher nacheinander weg zu lesen. 8 von 10 möglichen Punkten.


    ASIN/ISBN: 3499009218