Beiträge von Rosebud

    Verwirrend


    Russische Spezialitäten, Roman von Dmitrij Kapitelmann, Ebook, Hanser-Verlag
    Bittersüß und zutiefst politisch.
    Eine ukrainische Familie eröffnet im Osten Deutschlands einen Laden mit russischen Spezialitäten. Der Sohn liebt auf der Welt nichts mehr als seine Mutter, die russische Sprache und Kiew, seine Geburtsstadt. Dann kam der Angriffskrieg der Russen in der Ukraine. Seine Mutter ist auf der Seite Putins, sieht russisches Fernsehen und ist komplett der russischen Propaganda verfallen. Das spaltet das Verhältnis von Mutter und Sohn. Während des Krieges, beschließt der Sohn eine Reise in die Ukraine zu machen.
    Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Die einzelnen Kapitel tragen, eine den Inhalt zusammenfassende Überschrift. Lieder, Übersetzungen, Gedichte und Eigennamen sind kursiv hervorgehoben. Russische und ukrainische Texte beleben das Schriftbild. Ich hatte große Probleme mit den Wortschöpfungen des Autors, viele Begriffe sind mir unverständlich. Rotzenstraff, liebeslau, himmelsfühlen, unbeflehbar, hinterhistorisch, mit diesen Wortneuschöpfungen kann ich absolut nichts anfangen, keine Ahnung was der Autor damit aussagen will. So hat sich bei mir kein Lesefluss eingestellt, die Sprache ist eckig und kantig, ich habe mich mit der Lektüre schwergetan, das Buch immer wieder entmutigt aus der Hand gelegt, einige Abschnitte mehrmals lesen müssen.
    Der sowjetische Leim ist offensichtlich dicker als Blut, das hat die Mutter ihrem Sohn immer wieder deutlich zu verstehen gegeben. Der zynische Humor und die Situationskomik jedoch, haben mir gefallen, da gab es zwischendurch immer wieder lustige Szenen. Andere Szenen zum Beispiel, die Zigarettenfrau am Bahnhof von Grimma und die sprechenden toten Fische konnte ich jedoch nicht nachvollziehen. Obwohl das Buch überwiegend gelobt wird, konnte ich nichts damit anfangen, wir wurden keine Freunde.
    Die Abschnitte in denen Kapitelmann über seinen Aufenthalt in der Ukraine berichtet, haben mich betroffen gemacht. „Resignation“ würde ich diesen Abschnitt beschreiben. Das ist der stärkere, doch leider nur kurze 2. Teil. Die Figuren außer dem Protagonisten sind mir fremd geblieben. Die Mutter und ihr Wesen habe ich einfach nicht verstanden. Entweder ist sie die liebende Mutter oder sie unterstützt die russischen Mörder, beides geht für mich nicht. Als Dimitrij in bei einem Bombenangriff in einem ukrainischen Hotelbunker sitzt gibt sie ihm zu verstehen, er braucht keine Angst zu haben denn das russische Militär beschießt ausschließlich militärische Ziele. Der Vater dagegen konnte mein Interesse eher wecken, ihn mochte ich.
    Für mich sprachlich schwierig, in die Mentalität der Figuren und ihren Charakter, konnte ich mich nicht hineinversetzen, über die Zeit in der Ukraine hätte ich gerne mehr Schilderungen gehabt.

    Froilein

    Berchtesgaden, Roman von Carolin Otto, EBook, Lübbe Verlag.
    Ein bildgewaltiges Gesellschaftspanorama einer symbolträchtigen Zeit. Mai 1945, Berchtesgaden kapituliert und die Alliierten, hier die US-Amerikaner, übernehmen die Regierung. Die 19jährige Sophie, bewirbt sich um eine Stelle als Übersetzerin und Schreibkraft beim Military Government. Hier lernt sie Menschen kennen, die den Blick auch auf ihre eigene Familie wandeln und wird mit der Wahrheit über die deutschen Verbrechen konfrontiert. Im Schatten des Obersalzbergs verändert sich ihr ganzes Leben.
    An Hitlers ehemaligen Wohnort Berchtesgaden trafen bei Kriegsende 1945 die verschiedensten Menschen aufeinander: Sieger und Besiegte, Täter, Opfer und Mitläufer, leben jetzt hier, unter amerikanischer Herrschaft.
    Das Buch besteht aus 54 Kapiteln, jeweils aus dem Fokus einer der verschiedenen Personen, Sophie, die Protagonistin, die sich durch ihre Anstellung als Sekretärin, näher mit den Kriegsverbrechen der Deutschen und der eigenen Verantwortung befasst
    Die Figur Frank Rosenzweig, jüdischer Abstammung und als Kind in die Staaten emigriert. Er ist stark eingebunden in die Verhöre der Deutschen, durch den Militärgeheimdienst CIC.
    Sam Cork, ein schwarzer Soldat, der in den besetzten Gebieten mehr Freiheiten und Rechte hat, als in den Staaten aufgrund der dortigen Rassentrennung.
    Dr. Rudolf Kriss, der als Regime-Gegner denunziert, verhaftet und zum Tod verurteilt wurde, der aus der Gefangenschaft kam und Bürgermeister von Berchtesgaden wurde. Meg Taylor die Kriegsberichterstatterin, Ali Gral, Nebendarstellerin in Propagandafilmen und ehemalige Geliebte eines Generals, und viele andere Figuren, die den Roman sehr authentisch machen.
    Das geschieht auch durch die Sprache, die beschriebene Kleidung, Lebensgewohnheiten und die perfekt geschilderte, umgebende Landschaft. Die Autorin besticht durch ihren flüssigen Schreibstil, obwohl die erzählenden Figuren ständig wechseln, blieb der Lesefluss erhalten. Die Handelnden sind sehr gründlich gezeichnet, interessante Gedankengänge liest man zur Genüge. Ich entdeckte viele sympathische Figuren, Sophie, ihre Oma Anni, Sam etc.Doch auch schreckliche Zeitgenossen sind zur Genüge vorhanden, am unangenehmsten fand ich Max, den älteren Bruder von Sophie und seine Taten. Denunzianten, Verbrecher auch bei den alliierten Truppen sind vorhanden. Das Buch ist sehr menschlich mit allen Abgründen und allem Guten.
    Verständliche Dialoge, in Fremdsprachen und Dialekt beleben den Roman.Die fiktive Erzählung gründet auf eine hervorragende profunde Recherche der Autorin, die Handelnden sind literarische Figuren, die aber zum Teil auf authentische Charaktere basieren. Ich habe mich schon länger, für das Geschehen in den 1930er bis 1945er Jahren auf dem Obersalzberg interessiert. War auch schon einige Male vor Ort, und doch habe ich neue Fakten entdeckt. Das Empfinden der Bevölkerung, hier im Buch speziell mit der alliierten Besatzungsmacht, den Amerikanern, kann ich durch die Erzählungen meiner Großeltern bestätigen. Auch meine Mutter bekam ein Kleid, aus den Resten der roten Fahne, wie im Roman beschrieben.
    Ein sehr informatives Werk sachlich und doch spannend, aufgelockert durch die Erlebnisse der Charaktere, mir hat es sehr gut gefallen, besonders möchte ich dieses Buch der jungen Generation empfehlen, die diese Informationen nicht mehr aus den Familiengeschichten kennen.


    ASIN/ISBN: 3757700589

    Barbara ist weg

    Der Gott des Waldes, Roman von Liz Moore, EBook. C.H. Beck Verlag


    Ein literarischer Thriller


    1975, Aus einem Feriencamp verschwindet ein 13jähriges Mädchen. Es trifft die Familie Van Laar, erneut. Denn schon 1961 ist der Sohn der Familie verschwunden. Peter genannt Bear wurde niemals gefunden, der reichen und einflussreichen Familie lebt seit Generationen in den Adirondack Mountains und ist Sponsor des Sommercamps. Manche sagen, das Verschwinden der Kinder kann kein Zufall sein. Manche sagen die beiden Fälle haben nichts miteinander zu tun.
    Das Buch teilt sich in sieben Abschnitte, die Kapitel darin, zum Teil sehr kurz, sind mit den Namen der Personen überschrieben aus deren Sicht das Kapitel erzählt wird. Verschiedene Zeitebenen werden durch Jahreszahlen markiert. Der gesamte Überblick, von Personen und Zeiten war jederzeit gewährleistet. Deshalb konnte ich trotz der Zeitenwechsel und der Sichtweise vieler Personen stets dem Plot folgen. Der Roman besticht durch ausgefeilte Dialoge. Der Wechsel zwischen Spannung der flüssig geschriebenen Szenen und die Entspannung der erzählerischen Sequenzen ist gut gewählt. Ich mag kurze Kapitel und schnelle Perspektivenwechsel durchaus, denn diese sorgen meist für ein hohes Lesetempo. Es war für mich schwer das Buch aus der Hand zu legen, ab dem letzten Drittel schier unmöglich. Die Dramatik war kaum noch zu überbieten.


    Das Setting ist hervorragend beschrieben, die Faszination dieser einzigartigen Natur ist in jedem Satz greifbar. Mir hat gut gefallen, wie die Autorin ihre Figuren in die Handlung integriert hat, so authentisch glaubhaft, dass man meint, genauso wäre es auch passiert. Alle Figuren sind tief charakterisiert, ich hatte das Gefühl sie gut zu kennen. Manchmal war es auch des Guten zu viel, einige Details hätte ich nicht gebraucht. Dennoch ist der Leser ist ganz nah dran am Geschehen. Eine ganz besonders interessante Figur für mich war Alice, die Mutter der Kinder, die durch das Verschwinden ihres Sohnes zerbrochen ist, durch Alkohol und Tabletten betäubt, vegetiert sie nur noch dahin. Ganz besonders unangenehm die beiden Peter, die meinen, dass ihr Geld und Einfluss die Welt regiert. Die guten und die schlechten Menschen darum herum, sie alle waren wichtig für die Geschichte. Am besten jedoch fand ich die starken Frauen. T.J., Barbara und ganz besonders die taffe Ermittlerin Judyta.
    Die Spannung war schon zum Einstieg hoch und hat sich gesteigert, bis zum unvorhersehbaren Ende. Klug konstruiert führte mich die Autorin immer wieder auf die falsche Fährte. Glaubhafte Plottwists konnten mich veranlassen, dass ich immer wieder eine andere Figur verdächtigte.
    Insgesamt habe ich mich hervorragend unterhalten gefühlt, und es hat viel Spaß gemacht das Buch zu lesen. Eine Leseempfehlung für die Leser die gut durchdachte Thriller mit ungeahnten Wendungen und literarischen Szenen mögen und dazu von mir 10 Punkte.

    Dein innerer Pinguin


    Der Pinguin der fliegen lernte, Dr. med. Eckart von Hirschhausen, 168 Seiten, dtv-Verlag


    Eine Geschichte über das Leben, die Liebe und das Glück


    v. Hirschhausen beobachtet eines Tages einen Pinguin, zuerst bemitleidet er das Tier als ob es sich um eine Fehlkonstruktion handelt. Er kann nicht fliegen, hat einen dicken Bauch, Watschelfüße, ja noch nicht einmal Knie, unbeholfen bewegt er sich auf dem Eis. Der Pinguin springt ins Wasser und plötzlich ist er in seinem Element, zuvor unbeholfen und nun durch seine Köperformen, bewegt er sich pfeilschnell im Wasser. Einmal in seinem Element zeigt der Pinguin was er kann.
    Aufgrund dieser Geschichte basiert dieser Ratgeber. Die Perspektive auf das Leben ändern, den Umgang mit den eigenen Unzulänglichkeiten meistern, dieses Buch ist voller hilfreicher Ideen dazu.
    Schon zu Beginn erhält der Leser eine Gebrauchsanweisung und Dosierungstipps, damit die Botschaft eindringen und wirken kann. Auch die Pinguingeschichte wird nochmal erzählt, ich muss gestehen ich kannte sie noch nicht, obwohl sie scheinbar weltweit bekannt ist. Auch mich hat sie zum Nachdenken animiert. Das restliche Buch teilt sich in acht Lektionen voller heilsamer Ideen und Ratschläge. Besonders bemerkenswert die achte Lektion „Was du für Pinguine tun kannst“. Hier appelliert Hirschhausen an die globale Zusammenarbeit der Menschheit und den Anteil, den jeder Einzelne als Teil der Gruppe (Hubble-Effekt) dazu tun kann um das Schmelzen der Pole zu verhindern und den Lebensraum der Pinguine nicht zu zerstören. Das Papier ist sehr kräftig und hochwertig, das Buch schwer und massiv, deshalb ist es auch möglich, das Buch als Nachschlagwerk zu benutzen, immer wieder einzelne Kapitel nachzuschlagen und zu verinnerlichen ohne, dass es alsbald zerfleddert erscheint. Am besten haben mir die wunderschönen Aufnahmen des renommierten deutschen Naturfotografen und Filmemachers Stefan Christmann gefallen, unglaublich beeindruckende ausdrucksstarke Fotografien, die mich extrem verzauberten. Die Fakten über Pinguine und ihre Lebensgewohnheiten waren hochinteressant.
    Die Ratschläge im Buch muss ich erst einmal sacken lassen, ich werde das Büchlein ganz sicher immer wieder hervorholen und einzelne Abschnitte durchlesen. Es sind eindringliche kurze Botschaften, die dem Leser helfen sollen, sein Element zu finden und sich darauf einzulassen sich darin zu bewegen. Dazwischen immer wieder Motivationssprüche, Zitate und Aphorismen, die man schon aus anderen Lebenshilfebüchern kennt, hier konnte ich zu keiner neuen Erkenntnis kommen. Insgesamt hat es mich gut unterhalten, Hirschhausen kann den Leser fesseln mit seinem heiteren flüssigen Schreibstil.
    Mir hat es gefallen, immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Ob ich in meinem Element bin, wie ich es finde oder hinein komme, konnte ich anhand des Buches nicht ausmachen. Geeignet ist es für Personen die eine Bestätigung zu diesem Schritt benötigen. Menschen die Pinguine mögen werden dank der schönen Aufnahmen und der lehrreichen Fakten, Freude am Buch haben Das letzte Kapitel hat mich jedoch wirklich berührt Als Geschenk finde ich das hübsche Buch auch hervorragend geeignet.
    Von mir eine Kauf- und Leseempfehlung.



    ASIN/ISBN:

    ASIN/ISBN: ‎ 3423284528

    Cold Case Kiel

    Dunkle Asche, Thriller von Jona Thomsen, Harper Collins Ebook
    Ein spannender, atmosphärischer Krimi an der rauen Ostsee
    Eine Sommernacht in einem Party-Ort an der Ostsee endet für die 18jährige Sanna Hansen tödlich. Nach ihrem bestandenen Abitur wollte sie zu einer Freundin nach Kanada auswandern. Sie wurde in ihrem Ferienhaus erstochen und das Haus anschließend in Brand gesetzt. In dieser Nacht feierten ihre Mitschüler und Freunde ausgelassen. Viele sind verdächtig, Hauptverdächtiger ihr damaliger Freund Manni, doch die Tat konnte ihm niemals nachgewiesen werden.
    30 Jahre später, gibt es neue Erkenntnisse – das Verbrechen gelangt in die Cold Case Abteilung der Kripo Kiel, dort ermitteln mit neuen Untersuchungsmethoden Gudrun Möller und Judith Engster, zwei neue Kolleginnen. Auch für die beiden wird es letztendlich eng.
    Das Buch besteht aus hochbrisanten Kapiteln in angenehmer Leselänge, J. Thomsen schreibt bildhaft und flüssig. Schon ab dem ersten Kapitel war ich ganz in der Geschichte angekommen. Von da ab steigert sich die Spannungskurve stetig und endet in einem finalen und nervenzerreißenden Showdown. Bis ganz zum Schluss war es megaspannend, die letzten 20 Seiten habe ich nur noch die Luft angehalten. Die Erzählung geschieht in zwei Zeitebenen, was damals geschah und das ohne die Spannung zu nehmen und die aktuelle Lage. Zum besseren Überblick sind die Kapitel aus der Vergangenheit mit Ort, Datum und Uhrzeit versehen und kursiv hervorgehoben. Dramatische und schlagfertige Dialoge beleben den Plot, sämtliche Figuren habe ich der Reihe nach für verdächtig gehalten. Ich habe den Krimi in kürzester Zeit gelesen und mich von dieser dramatischen Geschichte hervorragend unterhalten gefühlt.
    Der Plot ist authentisch und alle Punkte logisch und nachvollziehbar, die Figuren sind charaktertief und authentisch. Besonders die beiden Ermittlerinnen, sie sind tolle Ermittlerinnen, im Laufe des Buches werden sie immer sympathischer, ich hoffe dies wird ein Auftakt zu weiteren kalten Fällen sein, die die beiden auflösen. Alle Figuren sind gut angelegt, auch die Nebenfiguren, z.B. der Alt-Ermittler Rosen, dieser etwas schrullige Typ, den konnte ich mir auch sehr gut vorstellen. Gudruns Gefühle gegenüber ihrem Jugendfreund und auch der neuen Liebschaft, sind sehr gut geschildert. Die Umstände die Judith von Rostock nach Kiel verschlagen haben, blieben bis zum Ende im Dunkeln. Die Lösung des Falls blieb unklar bis zum Schluss, da war genug Raum für eigene Verdachtsmomente und gerne habe ich den beiden Kommissarinnen bei ihrer Arbeit über die Schulter gesehen. Der Fall hat sich begründet bis zum atemberaubenden Finale aufgelöst, es blieb keine Frage mehr offen, das Ende habe ich genossen, das konnte mich tatsächlich überraschen.
    Sehr gerne würde ich Gudrun und Judith bei weiteren Cold Cases begleiten, darauf freue ich mich, wer gut durchdachte und nachvollziehbare Krimis mit viel Spannung mag, ist hier richtig. Eine Kauf-/Leseempfehlung

    Tiefer Abgrund

    Die Schanze, Thriller von Lars Menz, EBook, Ullstein eBooks
    Ein lang zurückliegendes Verbrechen von Schweigen umhüllt.
    Ellen Roth ist an ihren Heimatort zurückgekehrt, sie übernimmt dort eine Hausarztpraxis. Nach einem schrecklichen Verbrechen, dass bei der Abifeier an ihr geschehen ist, war sie 20 Jahre lang auf der Flucht. An der großen Skischanze wird schon an ihrem ersten Tag in der Heimat die erhängte Leiche eines ihrer Peiniger gefunden, es handelt sich um Mord. Jeder im Ort kennt scheinbar das grausige Geheimnis das Ellen schon so lange belastet. Und sie gerät schnell in den Kreis der Verdächtigen.

    Es handelt sich um 52 Kapitel, in kurzer knapper Sprache, Menz erzählt in auktorialem Erzählstil, mit dabei Kapitel aus Tätersicht, die ich ganz besonders spannend fand, die Kapitel aus Sicht der Protagonistin haben mich jedoch verwirrt, oft konnte ich nicht auseinanderhalten, was sich Ellen einbildet und was in der Realität geschah. Kurze Schlagfertige Dialoge halten das Geschehen allerdings lebendig. Ich fand das Buch schwierig zu lesen, es beginnt im Prolog aus Tätersicht spannend, doch dazwischen und je weiter zur Auflösung hin, nahm meine Verwirrung und Ratlosigkeit zu.
    Die Figuren waren allesamt mysteriös und zwielichtig, lange Zeit haben ich wirklich jeden der Tat verdächtig, manchen Geheimnisse sind bis zum Schluss ungeklärt geblieben, was z.B. ist mit Merabs Freundin geschehen? Die abgehackten Wenig-Wort-Sätze haben bei mir zusätzliche Verwirrung gestiftet. Sämtliche Figuren sind mir nicht vertraut geworden, Hausers Privatleben, Ellens selbstverletzendes Handeln, die Sprechstundenhilfe war komisch, Personen die nicht ausreichend erklärt wurden. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart war mir zu abrupt Und auch die Handlung, der Plot unausgegoren und nicht nachvollziehbar, wo in dieser Geschichte war eigentlich die örtliche Polizei? Hätte denn Ellen nicht ein einziges Mal verhört werden sollen? Wo waren die ermittelnden Behörden? Was geschah mit dem Wagen in Ellens Einfahrt, den hat doch sicher das halbe Dorf gesehen, dies alles ließ mich immer wieder den Kopf schütteln. . Doch hat es der Autor tatsächlich immer wieder geschafft Spannung aufkommen zu lassen. Keine einzige Figur war mir sympathisch.
    Die Ansätze und der Grundgedanke zum Buch sind wirklich gut, jedoch die Ausführung war absolut mangelhaft und nicht glaubhaft. So würde ein Verbrechen nie und nimmer abgewickelt werden, evtl. vielleicht in einer Bananenrepublik. Jeder im Dorf wusste scheinbar, was damals nach der Abifeier geschah, alle außer den Behörden? Eine Turnhalle die die ganze Nacht nicht abgesperrt und frei zugänglich ist?
    Leseempfehlung für Leser, die solche Ungereimtheiten nicht hinterfragen und schnelle, spannende und mysteriöse Unterhaltung wollen. Von mir 5 Punkte

    Ein Großstadtroman

    Frau Hempels Tochter, Milieu-Studie von Alice Berend, 197 Seiten, erschienen im Reclam Verlag.
    Alice Behrend beschreibt in ironischer Weise das Berliner Kleinbürgermilieu.
    Das Ehepaar Hempel, er Schuster und sie die Portiersfrau in einem Berliner Mietshaus haben eine einzige Tochter, Laura. Das hübsche zierliche Mädchen ist der Stolz der Eltern, sie soll es einmal besser haben als die Eltern, mit Fleiß und Sparsamkeit, tun sie alles dafür, um dem behüteten Mädchen dies zu ermöglichen und sie an den bestmöglichen Mann zu bringen. Eines Tages verguckt sich das Mädchen, am Fenster des Hauses gegenüber, in einen melancholisch wirkenden jungen Mann, einen verarmten Grafen. Gehen die Wünsche der Eltern und die Sehnsüchte des Paares in Erfüllung?
    Das Werk besteht aus 33 bildmalerisch und flüssig erzählten Kapiteln. Es war eine Freude den schillernden Beschreibungen der Autorin zu folgen, dementsprechend schnell habe ich das Buch gelesen. Die Erstausgabe erschien bereits 1913 und an der Ausdrucksweise und an den Wörtern wurde nicht viel geändert, deshalb gibt es am Ende eine Erklärung einiger Ausdrücke wie Paletot, Putzmacherin oder Kinematograph. Orthografie und Interpunktion wurde nach den neuen Regeln angepasst, der Wortlaut auch wenn er heute an manchen Stellen als diskriminierend gilt, blieb erhalten.
    Ich fand das Buch wirklich äußerst unterhaltsam, zwar keinesfalls spannend und doch wollte ich immer weiterlesen, denn die Schilderungen, waren so schön, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen mochte. Die Fülle der Details, z. B. die sommerlichen Aktivitäten im Schwimmbad, wie auf der Wunderwiese, zeigte pralles buntes Leben es war pure Lebensfreude in jedem Satz. Lustige und ironische Begebenheiten und Sätze haben mich immer wieder schmunzeln lassen, wie im wahren Leben sind auch traurige Situationen angemessen und einfühlsam geschildert.
    Obwohl es in einer Zeit spielt, in der Frauen angeblich kaum Rechte hatten, damals erst begannen an den Universitäten zu studieren, das Frauenwahlrecht noch nicht durchgesetzt war, handelt es sich hier um eine Beschreibung der Dominanz der Frauen. Das Ehepaar Hempel z.B. sich in echter Liebe zugetan, es hat Frau Hempel hier die Hosen an, sie verwaltet die Sparbücher, sie kauft mit dem ersparten Geld, die Badeanstalt. Auch Gräfin Prillberg ist eine sehr herrschsüchtige Frau. Frau Speck, Frau Kempke sind ebenfalls gute Beispiele, die Frau in ihrem sozialen Umfeld dominieren zu lassen.
    Die Fülle der Details, z. B. die sommerlichen Aktivitäten im Schwimmbad, wie auf der Wunderwiese, zeigen pralles buntes Leben es war eine Freude dies zu lesen. A. Berend hat farbig und prall das Milieu der kleinen Leute gezeichnet. Eine Leseempfehlung und 5 Sterne.


    ASIN/ISBN: 315011523X

    Marmor und Marillen

    Ein Schimmern im Berg, Kriminalroman von Lenz Koppelstätter, ‎ Kiepenheuer & Witsch eBook.
    Commissario Grauner ermittelt zwischen Marmor und Marillen, parallel dazu in New York Saltapepe und Tappeiner.
    Im Marmorbruch von Laas wird eine, von einer Marmorschneidemaschine, zerstückelte Leiche entdeckt. Es handelt sich um die ortsansässige Bildhauerin. Einen Teil der Ermittlercrew verschlägt es in diesem Teil nach New York, deshalb ist Grauner auf die Mithilfe von Staatsanwalt Belli angewiesen. Marmor, vergiftete Marillen und die Mafia es ist rasant spannend.
    Auch noch nach dem 10. Band bin ich von Koppelstätters Südtirolkrimis begeistert. Schon im Prolog setzt die Handlung mit der grausigen Auffinde-Situation ein, die Spannung bleibt auf hohem Niveau und endet in einem nervenzerreißenden Finale. Doch ein Versprechen für weitere packende Romane steht schon im Epilog. Das Spiel wird weitergehen. Dazwischen reichlich Wendungen und falsche Fährten und erst ganz am Ende habe ich die Auflösung zusammen mit den Ermittlern erfahren.
    Im vorliegenden Band teilt sich das Ermittlerteam, denn die Geschichte betreffend den Marmor und der Bildhauerei ziehen Kreise bis in die Staaten. Da bieten sich Tappeiner und Saltapepe, die Urlaub in den USA machen, für Ermittlungen über dem Atlantik geradezu an. Dieser Handlungsstrang war noch brisanter als der in Südtirol. Ich konnte mich in die Angst von Saltapepe direkt hineinfühlen, auch das italienische Ambiente in New York habe ich genossen. Der Ermittlungszeitraum zieht sich vom 4. Bis zum 7 August. Kurze Kapitel abwechselnd in den Handlungssträngen befeuern die Lesegeschwindigkeit, da sie oft an den spannendsten Punkten wechseln. Italienische Phrasen, besonders Grauners Flüche, ebenfalls die schlagfertigen Dialoge machen die Geschichte lebendig. Ohne Übersetzung trotzdem verständlich. Ein flüssiger und bildhafter Schreibstil zeichnet Koppelstätters Romane aus. Gerne genieße ich die Südtirol Krimis, das Setting ist mir aus diversen Urlauben bekannt, bzw. macht Lust, beim nächsten Aufenthalt, die Orte zu besuchen.
    Saltapepe ist immer wieder für Überraschungen gut, diese Figur hat sich im Laufe der Bände enorm weiterentwickelt. Tappeiner ist diesmal nicht so in den Vordergrund getreten. Grauner der schrullige Commissario, der seine Kühe und seine Familie gleichermaßen liebt, hat auch diesmal private Probleme, das macht ihn überaus menschlich und sympathisch. Trotzdem löst er den Fall auf bekannt souveräne Art. Diesmal im Beisein seines nicht so von ihm geschätzten Staatsanwalt Belli. Die Zusammenarbeit der beiden hat mich immer wieder schmunzeln lassen. Mir gefällt, dass sich der Autor immer wieder etwas Neues einfallen lässt, gut gemacht.
    Auch Belli hat mich im Band 10 überrascht, er wirkte geradezu menschlich auf mich. Die Probleme der Menschen in Südtirol sind wieder einmal aus einer anderen Sicht zur Sprache gekommen. Das dies dem gebürtigen Südtiroler Autor am Herzen liegt merkt man in jeder Folge.
    Ganz vorne befindet sich wieder eine Karte vom Gebiet der Marmorberge bei Laas im Vinschgau. Wer sich die Karte in Farbe und zoombar am Computer ansehen möchte, für den ist ein Link angegeben.
    Ich fand den 10. Band der Südtirolkrimi-Serie ganz besonders unterhaltsam und spannend. Deshalb hatte ich auch kaum Gelegenheit den Reader aus der Hand zu legen, bis der letzte Satz gelesen war. Koppelstätter steigert sich immer mehr und die Krimis werden für mich von Band zu Band aufregender. Eine Verheißung auf Fortsetzung ist gegeben, darauf freue ich mich schon.
    Ein Muss für Grauner-Fans, doch auch ohne Vorwissen kann dieser Band gelesen werden, allerdings wäre es schade die Entwicklung der Figuren nicht von Beginn an zu verfolgen.

    Das Bettelarmband


    Das Vermächtnis der Apfelblüte, Roman von Livia Rose, EBook, ‎ between pages by Piper


    Romantischer Liebesroman mit Familiengeheimnis


    Eliza ist Historikerin, völlig überarbeitet ist sie dem Burnout nahe. Auf Anraten ihrer Großtante Mildred kehrt sie in ihre Heimat Appleton Valley in Virginia zurück um sich zu erholen. Hier trifft sie auf ihre Jugendliebe Harrold. Tante Mildred kann sie zu einem Spiel überreden, sie soll die verlorenen Anhänger des Bettelarmbands ihrer Vorfahrin Josephine finden und damit das Leben ihrer Ahnin rekonstruieren, vielleicht sogar für immer bleiben. Gemeinsam mit Harrold löst sie das Geheimnis ihrer Vorfahren, das die beiden eng miteinander verbindet.


    Das Buch besteht aus 28 Kapitel in angenehmer Leselänge. Die Kapitel sind im auktorialen Stil verfasst, aus der Sicht Elizas abwechselnd mit denen aus der Sicht Harrolds. Dazwischen in einer zweiten Zeitebene, die Rückblicke in die Zeit Josephines. Da die Kapitel an besonders spannenden Stellen wechseln, hat das, das Lesetempo bei mir enorm gesteigert. Ich konnte das Buch ab der Hälfte nicht mehr aus der Hand legen. Das Geschehen im Roman und die Handlungen und Gedanken der Figuren wird somit von allen Seiten beleuchtet. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Schlagfertige, lustige Dialoge beleben den Plot. Witzige Gedanken erscheinen kursiv und haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt.
    Die Charaktere handeln zwar nicht immer nachvollziehbar, besonders das Liebespaar in der Gegenwart stellt sich mitunter tölpelhaft an, dafür hat mich der Vergangenheitsstrang super gefallen und neugierig auf mehr gemacht. Josephine war meine Lieblingsfigur, eine starke und überzeugende Frau die ihr Leben in die Hand nimmt und besonnen agiert. Auch Nathaniel war ein sehr sympathischer Charakter. Gut gefallen haben mir die beiden Tanten Mildred und Agathe, zwei besonders listige, liebenswerte ältere Damen, die von Harrold gerne als Hexen bezeichnet werden, sie haben das Spiel perfekt geplant.
    Die Geschichte, ganz besonders der Plot der Geschichte vor 100 Jahren ist glaubhaft und gut ausgeführt, die Kapitel greifen angenehm ineinander und vermitteln Informationen die zum Rätsel des Bettelarmbands passen. Klug gemacht und fesselnd geschrieben. Eine kurzweilige Lektüre bis zur letzten Seite, der Epilog war zudem erheiternd. Eine Empfehlung für Leser die neben einer leichten und heiteren Liebesgeschichte noch ansprechende Unterhaltung suchen. Gut gemacht. Deshalb 9 Punkte.

    Lip Girl

    Not your Darling, Roman von Katherine Blake, 398 Seiten erschienen im Droemer Verlag.


    Loretta lebt den amerikanischen Traum.


    Die gerade 20jährige Margaret ergaunert sich die Überfahrt von Liverpool in die Staaten, sie will nach Hollywood und Maskenbildnerin werden, obwohl sie bisher bei Woolworth nur Make Up verkauft hat. Mit Chuzpe und Mut und einer Namensänderung schafft sie es eine Anstellung in einem Filmstudio, beim berühmten und legendären Meister der Maske, Petras zu ergattern. Männer meinen es ihr nicht immer gut, die lässt sie am Rande liegen oder sie rächt sich. Bis der Richtige kommt. Ein Leben von der kleinen Verkäuferin zur Unternehmerin.
    Das Buch besteht aus 3 Teilen, die Abschnitte ihres Erfolgs. Unterteilt in 73 Kapitel in idealer Leselänge. Der Text wird durch Briefe, Zeitungsausschnitte, Liedtexte, Schlagzeilen in kursiver Schrift aufgelockert. In der vorderen und hinteren Klappe sind Postkarten abgedruckt, wie sie die Protagonistin an ihre Schwester gesendet hat. Es ist enorm viel Lokal- und Zeitkolorit vorhanden, mir gefallen die Mode, die Filme etc. aus dieser Zeit, der 50er Jahre. Ein rosafarbener Cadillac mit viel Chrom, Petticoats, Capri-Hosen usw.
    Stars die in Hollywood in dieser Zeit ihre größten Erfolge erzielt haben. Es ist alles vorhanden und der/die Leser/in fühlt sich direkt in die entsprechende Zeit versetzt, damit wird Atmosphäre geschaffen. Absolut glaubhaft und nachvollziehbar, dass es am Filmset so zugeht. Die Charaktere waren gut gezeichnet und handelten glaubhaft. Ganz besonders gelungen waren Primrose, die Freundin von Loretta, Eliot, Alice, Petras, zu allen hatte ich ein Bild vor Augen.
    Die Autorin Katherine Blake alias Karen Ball hat bisher 25 Kinderbücher veröffentlicht. Doch durch ihre flüssige und bildhafte Schreibweise kann sie gut bei Erwachsenen-Literatur mithalten. Ich fühlte mich gut unterhalten, habe die Lektüre genossen, immer wieder geschmunzelt, mit der Protagonistin gebangt und gehofft und ihr das Glück und den Erfolg gegönnt. Eine starke Frau, die ihren Weg geht. Ziemlich frech, doch Loretta kommt damit zum Ziel. Das Me Too Thema, wird hier sensibel aufgegriffen und aufgezeigt. Ich habe mich gefreut, dass Loretta kein Opfer war, bzw. sich gewehrt hat. Ihre Methoden sind zwar nicht immer astrein und die Ergebnisse fraglich. Ohne zu spoilern oder zu viel zu verraten, fand ich einiges leider nicht nachvollziehbar.
    Nichts desto trotz und gerne möchte ich dieses Buch empfehlen, wer den Glamour von Hollywood oder allgemein die Ära der 50er Jahre mag, einen Roman im zeittypischen Retrostil lesen möchte, ist hier goldrichtig. Von mir 9 Punkte.

    ASIN/ISBN: 3426284170

    Edit: ISBN13 gegen ISBN10 getauscht, damit die Verlinkung funktioniert. Gruß Herr Palomar

    Ein alptraumhaftes Wochenende


    Nachtwald, Thriller von Triona Walsh, EBook, Fischer – Verlag
    Familientreffen weitab jeglicher Zivilisation
    Lizzie hat einen Entzug hinter sich, Drogen und Alkohol, dazu kommt dass bei einem Unfall ihr mitfahrender Bruder Liam schwer verletzt wurde. Ihr Bruder und ihre Mutter Claire können ihr weder verzeihen noch uneingeschränkt vertrauen. Da ihre Mutter, nach dem Selbstmord von Declan ihrem ersten Ehemann und dem Vater von Lizzie und Liam, wieder geheiratet hat, soll nun bei einem gemeinsamen Wochenende, die gesamte Familie in Butlers Hall, dem renovierungsbedürftigen Landsitz von George, Claires frischangetrautem Ehemann, sich ganz zwanglos kennenlernen. Dort treffen sie auch auf Freya und Hudson, die Tochter Georges mit ihrem Ehemann. Das Haus ist mitten in einem undurchdringlichen Wald, nur zu Fuß zu erreichen und ohne Telefonanschluss. Schon am ersten gemeinsamen Abend erscheint ein Überraschungsgast und von da ab nimmt das Unglück seinen Lauf.
    60 Kurze Kapitel, spannend mitunter auch gruselig, lassen es zu, das Buch flüssig zu lesen. Das Geschehen wird aus der Sicht Lizzies geschildert, das Setting ist gut geschildert, man konnte sich das Haus und auch die Außenbereiche hervorragend vorstellen. Die Personen, handeln doch meiner Meinung nach immer wieder unlogisch, dadurch erscheint der Plot für mich oft hanebüchen und unglaubhaft. Lizzie, obwohl die Story aus ihrer Sicht erzählt wird ist mir fremd geblieben, die anderen Figuren, vor allem Freya und George hätte ich gerne näher kennengelernt. Man spürt ständig unausgesprochene Feindseligkeiten. Obwohl das Buch in meinem Lieblingsland spielt, könnte sich das Geschehen überall anderswo abspielen. Nur die Namen einiger Figuren und einige Ortsnamen (Castlebar, Sligo etc.) erinnern an Irland. Dabei habe ich mich hauptsächlich wegen des Settings fürs Buch entschieden.
    Zuerst einmal war ich vom Cover total überzeugt, die fröhlichen Farben täuschen jedoch über die unheilvolle Geschichte hinweg. Der Klappentext hat mich gefesselt und auch der Prolog war spannend. Gruselige Abschnitte, z.B. die Szene mit der Schleiereule konnten mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen lassen. Die Geschichte die sich dann entwickelte, hat mich doch immer wieder zum Kopfschütteln gebracht. Alle Personen sind unsympathisch, ihr Handeln ist nicht authentisch und sprunghaft. Nicht nachvollziehbare Plottists und Änderungen waren einfach zu viel, hier wäre etwas weniger dicht, bestimmt mehr gewesen, für mich zu klischeehaft.
    Wer gerne gruselig spannend, ohne viel zu hinterfragen liest, ist mit dem Buch sicherlich gut beraten, dafür eine Leseempfehlung. Mir war es zu viel, neue Fakten, neue Szenarien, neue Verdächtige.
    Da ich das Buch flüssig und in kurzer Zeit gelesen habe, weil es immer wieder dramatische und schaurige Vorfälle gab, möchte ich 6 Punkte vergeben.

    Mysteriöser historischer Thriller

    Frevel, Historienthriller von Nora Kain, 385 Seiten, erschienen im dtv-Verlag.
    Die blutigen Anfänge der Rechtsmedizin.
    Frankfurt im Jahr 1800, die Zeit der Aufklärung. Die ganze Stadt ist in Aufruhr, es werden drei schrecklich zugerichtete Leichen gefunden. Bald wird gemunkelt, dass es sich um religiöse Ritualmorde handeln könnte. Doch der Zeitungsredakteur Johann und Manon die Tochter des Rechtsmediziners. erkennen die wahren Hintergründe. Die Morde tragen die Handschrift des vor Jahren hingerichteten Massenmörders – der Aal. Sie ermitteln auf eigene Faust und kommen dadurch selbst in Gefahr.
    Das Buch ist in 12 Kapitel gegliedert. Jedes Kapitel trägt das Datum, den Wochentag, die Uhrzeit oder die Tageszeit. Die chronologische Abfolge ist dadurch gewährleistet. Vor jedem Kapitel sind in kursiver Schrift Auszüge aus dem Werk Medicina forensis von Theophil Pontus. Zwischen den Kapiteln ebenfalls kursiv, und mit der Überschrift „Irgendwann“, die Erlebnisse einer jungen Frau in den Händen eines Verbrechers, weil hier keine genaue Zeitangabe erfolgt, haben mich diese Szenen sehr lange hinters Licht geführt. Diese Zwischeneinschübe befeuern die Spannung des Buches enorm, Dass das Buch in der Zeit der Aufklärung spielt, nämlich die Zeit in der ein neues Menschen- und Weltbild entsteht, wird ganz klar deutlich, Morde sollen anhand der Gerichtsmedizin aufgeklärt werden, Frauen wollen nicht länger schönes Beiwerk sein, sondern sich Wissen aneignen, etc. dies ist der Autorin hier hervorragend gelungen, bildmalerisch und flüssig. Und doch schont Nora Kain ihre Leserschaft nicht, denn schon zu Beginn, darf der Leser bei einer Hinrichtung dabei sein. Auch werden die Auffinde-Situationen der Leichen genau beschrieben, da sollte man schon einiges ertragen können. Ebenso hatte ich vor diesem Buch noch nie etwas von einer Lungenschwimmprobe als Ermittlungsmethode gehört und nun wird zeitgleich in zwei verschiedenen Büchern davon berichtet.
    Anfangs habe ich gerätselt und eigene Theorien zum Täter aufgestellt, das Buch bietet dazu genügend Fakten doch erst zum Ende kam ich der Auflösung näher, das ist sehr raffiniert gemacht, eine endgültige Aufklärung jedoch, entsteht erst zeitgleich mit dem Ermittlerduo. Ein atmosphärisch sehr dichter Roman.
    Viel Freude haben mir auch die verschiedenen charakterlich gut beschriebenen Akteure gemacht. Allen voran natürlich die taffe Manon, eine moderne wissensdurstige Frau, die Tochter des forensischen Arztes, die durch ihre Art nicht nur ihre Schwester vor den Kopf stößt. Als Gegenpart der empfindsame Johann, Redakteur mit einem Geheimnis um seine Herkunft, ihm ist es wichtig, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Mit dabei das gesamte Personal im Buch. Uffenbach z.B., dem es nur um die Auflagestärke seiner Zeitung geht, da kann mit falschen Beschuldigungen gar nicht wild genug veröffentlicht werden. Sybille, der Aal, die Leiterin, des Waisenhauses, Ester und ihr Bruder, alles Figuren die ich mir super vorstellen konnte. Selbst Theophil Pontus, der Gerichtsmediziner, ein toller Wissenschaftler aber ein wenig betriebsblind was den Alltag betrifft. Und in mir gibt es eine Hoffnung, dass es weitergehen könnte, dass Johann und Manon, die auch nicht voneinander abgeneigt scheinen, weitere Fälle gemeinsam lösen könnten, und ich dabei der einen oder anderen Figur noch einmal begegnen könnte.
    Ein spannender historischer Thriller, man sollte für die Lektüre schon einiges wegstecken können. Ich fühlte mich gut unterhalten, konnte miträtseln und war von der Lösung überrascht. Auch die Charaktere haben mich überzeugt. Nachvollziehbar und flüssig geschrieben. Das Cover hat mich an 1793, 1794 und 1795 erinnert. Wer solche Geschichten mag, ist hier richtig. 9 Punkte


    ASIN/ISBN:

    ASIN/ISBN: ‎ 3423263997

    Karlsbader Oblaten

    Flucht nach Karlsbad (Die Oblatenbäckerin 1), Historischer Roman von Ada Caine, EBook, Tinte & Feder – Verlag
    Walburga Leiter sucht ihr Glück in Karlsbad


    Burgl, arbeitet im Krämerladen, ihres Bruders. Der will die Schwester des Schusters heiraten. Josefa die Braut will, dass Burgl nach der Hochzeit das Haus verlässt. Eine Erbschaft ändert jedoch alles. Josefa und ihr Ehemann kommen auf die Idee, dass Burgl den Bruder von Josefa heiraten könnte, doch Matthias ist faul, schlampig und ein Trinker, außerdem ein Weiberheld. Burgl sollte Matthias ehelichen, damit Bruder und Schwägerin in den Genuss, des Erbes kommen. Die Heiratskandidaten geben sich plötzlich die Tür in die Hand. Doch die Protagonistin entschließt sich, nach Karlsbad zu ihrer Verwandten Tante Zöpfel zu fliehen. Dort findet sie eine Zukunft.
    Das Buch ist in 10 Kapitel in idealer Leselänge eingeteilt, die Abschnitte sind mit einer zum Inhalt passenden Überschrift versehen. Ein ausführliches Personenverzeichnis am Buchanfang, gewährt eine Übersicht über die Charaktere. Einige Personen sind jedoch aufgeführt die in der Geschichte nur angedeutet werden oder nur eine kleine Szene haben. Lesefluss hat sich unmittelbar eingestellt, weil die Autorin nicht lange fackelt, sondern gleich mit den Ungerechtigkeiten gegen Burgl beginnt. Oft hätte ich mir gewünscht, dass sich Walburga, dem Bruder und vor allem der Schwägerin gegenüber etwas mehr auflehnt. Der Karlsbader Teil war interessanter erzählt. Die Autorin schreibt flüssig und bildhaft. Das Setting in Karlsbad war gut beschrieben. Die auktoriale Erzählweise gestattet einen umfassenden Überblick über das Geschehen. Schlagfertige Dialoge beleben den Roman.


    Ich fand das Buch etwas einfach gestrickt und geschrieben, von der Sprache und vom Ablauf. Genügend Ungerechtigkeiten und Gemeinheiten waren vorhanden und haben mich mitfiebern lassen. Ich hätte mir die Geschichte vor allem den Karlsbader Teil, ausführlicher und mit mehr Feinheiten, das Szenario mit mehr Emotionalität gewünscht. Der Grundgedanke an sich war gut und hätte den Stoff dafür sicher hergegeben. Die Figuren sind entweder herzensgut oder verschlagen, böse und niederträchtig. Nur bei der Protagonistin hat sich eine leichte Entwicklung abgezeichnet. Matthias, Stefan und vor allem Thea oder Josefa haben mich ob ihrer Gemeinheiten, angewidert. . Am unterhaltsamsten fand ich den Auftritt der sechsköpfigen Familie, das hat mich zum Schmunzeln gebracht. Was in der Heimat weiter geschah ist offen geblieben. Gerne hätte ich auch den Vorfall mit dem Kerzenhalter geklärt gewusst. Auch Erwin hat kampflos den Schauplatz verlassen. Meine Lieblingsfigur, weil sie eine abwechslungsreiche Persönlichkeit ist, Tante Zöpfel.


    Ich hoffe, dass dies alles im Folgeband geklärt wird. Darauf bin ich schon gespannt, weil ich nun doch wissen will was weiter geschieht. Wer einfache historische Liebesromane mag ist hier gut beraten. Von mir 5 Punkte

    Gemälde des Grauens


    Das Gefühl von Leichenkälte, Profiler-Thriller von Dania Dicken, E-Book.


    Libby Whitman-Reihe Teil 19


    Die Polizei in Sacramento erhält Leichenteile zugeschickt von einem Unbekannten. Schnell konnte festgestellt werden, dass die Leichenteile schon älter sind und sie in der Zwischenzeit tiefgekühlt wurden. Sacramento bittet um Amtshilfe, deshalb fliegen Libby und Julie nach Californien. Zusammen mit Sadie, Libbys Mum Sadie, beginnen sie zu ermitteln. Schon bald stellt sich heraus, dass es sich hier um einen ganz hässlichen Fall handelt. Es tun sich Abgründe auf.


    Ich hätte nicht gedacht, dass ich bei der Lektüre im Genre Thriller noch verblüfft werden könnte. Doch Dania Dicken hat es diesmal auf die Spitze gebracht. Ohne übertrieben eklige Schilderungen, schafft es die Autorin, dass das Kopfkino ganz von alleine arbeitet. Ich konnte mich völlig in die Schilderungen hineinversetzen, was mir eine Gänsehaut nach der anderen bescherte. Was für furchtbares Leid und grauenvolles Erleben von diesem Täter, der noch nicht einmal einen Funken Mitgefühl erkennen lässt. Er macht wirklich vor gar nichts und niemanden halt. Zum Glück ist es eine Option der Autorin immer wieder Familienfeste und freundschaftliche Szenen in ihre Geschichte einzubauen um zwischendurch immer wieder runterzukommen. Ein Wiedersehen einiger Figuren, die ich nun schon so lange kenne war mir wie immer eine Freude. Die Familienangehörigen und Freunde haben alle eine eigene Geschichte die von Buch zu Buch weitererzählt wird, eine Entwicklung ist erkennbar und bindet den Leser an die Reihe. Ein sehr gutes Beispiel Byron, der Schwager der Protagonistin, der sich total geändert und es somit geschafft hat, eine meiner Lieblingscharaktere zu werden.


    Voller Spannung, die schon beim Prolog beginnt, war ich bis zur Auflösung des Falles gefesselt. Dazwischen immer wieder Rückblicke aus dem Leben des Täters, die die Dramatik zusätzlich befeuert haben. Der Plot ist nachvollziehbar und verständlich, die Figuren sind gründlich charakterisiert ihr Handeln ist glaubwürdig. Mir fiel es außerdem leicht, mir das äußerst bildhaft beschriebene Setting vorzustellen.


    Eine interessante Person hier in diesem Fall, Judy die Nichte des Täters. Der Leser hat hier Gelegenheit ganz tief in ihre Seele zu blicken. Die beschriebene Profilerarbeit hat mich überzeugt und gleichzeitig fasziniert, toll erklärt wie ein Täterprofil erstellt wird. Wieder einmal wird der Leser ob des Geschehens nicht geschont und sollte schon Einiges vertragen können. Nichts desto trotz, fand ich Band 19, einen der besten aus der Reihe.
    Eine klare Leseempfehlung / 9 Punkte

    Der Preis der Freiheit

    Die Schwarzgeherin, Historischer Roman von Regina Denk, ein Droemer Ebook



    In einer Welt in der die Freiheit den Männern gehört, nimmt sich eine Frau was ihr zusteht.


    Theres ist die einzige Erbin des reichen Lachermeyer-Bauern. Alle ihre Brüder sind im Kindesalter oder bei der Geburt gestorben, im Kindbett dann auch ihre Mutter. Der Vater wurde mit diesem Schicksalsschlag nicht fertig und konnte auch Theres nicht trösten. Ihr einziger Vertrauter ist Leopold ihr Jugendfreund, der Sohn des vermögenden Xantner-Bauern, die beiden sind sich schon seit Kindertagen versprochen. Damit kann Theres lebenshungrig und freiheitsliebend, sich nicht abfinden. Und dann kam der Fremde ins Dorf, geheimnisvoll und frech, mit grünen Augen wie Bergseen, Theres verfällt ihm und so kommt das Unglück über beide Familien.


    Die Geschichte wird in mehreren Zeitebenen erzählt. 37 Kapitel die unterteilt sind in Leseabschnitte, aus der Jugendzeit von Theres, abwechselnd mit Abschnitten aus der Zeit in der Theres als die Schwarzgeherin bekannt ist, die Heilerin, die Hexe, die Ausgestoßene, die nur geholt wird wenn keine Aussicht auf Heilung besteht. Sie, die die Arbeit einer Hebamme macht, die oft helfen kann, wenn ein Wunder erwartet wird, später begleitet von ihrer erwachsenen Tochter Maria. Um den Überblick zu behalten, ist vor jedem Abschnitt das Jahr und das Alter von Maria bzw. Theres angegeben. Die diversen Zeiten wechseln sich ab, Rückblicke mit dem Geschehen 20 Jahre später. Das hat mich doch etwas im Lesefluss behindert. Dazwischen in kursiver Schrift, ein Zwischenspiel, die Geschichte eines Adlerweibchens, die blind ist für das Leid und das Elend, das sich auf der Erde abspielt.


    Der Roman ist bildhaft und in einem düsteren Ton verfasst. Schwere Schicksalsschläge, Krankheit,Tod und harte Arbeit prägen den Alltag der Menschen, dazu kommt, dass Frauen, sobald sie aus der Obhut des Vaters kommen, unter die Fuchtel der Schwiegermutter und der Herrschaft ihrer Ehemänner geraten, selbstbestimmt leben ist unmöglich. Glaube und Aberglaube beherrschen das Leben in den Bergen. Theres bricht aus diesen patriarchalischen Verstrickungen aus und führt ein Leben außerhalb der Gesellschaft, das ist der Preis, den sie zu zahlen bereit ist. Dafür wird ihr von der eigenen Familie und den Menschen im Dorf übel mitgespielt. Ich habe mit Theres und ihrer Tochter gelitten und geweint und ich bin froh in der modernen Welt leben zu dürfen. Diese Geschichte hat mich oft an meine Grenzen gebracht, ob der Ungerechtigkeit die Theres und auch Maria widerfahren ist. Immer wieder haben sich neue ungeahnte Wendungen entwickelt. Die Handlung ist nachvollziehbar, die Figuren authentisch, ein Roman voll Atmosphäre und Tragik. Spannung ist überreichlich vorhanden.


    Sämtliche Figuren sind charakterlich sehr gut beschrieben. Ganz besonders in die Seele und die Gedanken der Schwarzgeherin habe ich Einblick erhalten. Doch auch alle anderen Figuren sind hervorragend ausgeführt. Die Landschafts- und Naturbeschreibungen haben mich fasziniert. Ich finde dieses Buch sollte unbedingt verfilmt werden.
    Ich bin vom Roman begeistert, einzig die Sprünge in der Zeit haben mich anfangs gestört.


    Eine absolute Leseempfehlung. Wer Familientragödien mag, wird das Buch genießen.
    Von mir 9 Punkte


    ASIN/ISBN: 3426447231

    Tea for two


    Tee auf Windsor Castle, Roman von Claire Parker, EBook erschienen im Atlantik-Verlag


    Die Geschichte einer wahrhaft königlichen Begegnung.


    Kate besucht mit einer Touristengruppe, Schloss Windsor. Als sie ein dringendes Bedürfnis verspürt, und nach einer Örtlichkeit sucht, verläuft sie sich im Labyrinth der Flure, dort stößt sie auf eine liebenswerte ältere Dame, die der verstorbenen Elizabeth II sehr ähnlich sieht. Einen Tag und eine Nacht tauschen sich die beiden aus und werden Freundinnen. Zusammen entdecken sie die Welt, mit den Augen der anderen. Und finden heraus was im Leben wirklich zählt.
    Ein flüssig geschriebenes, unterhaltsames Buch, bildhaft geschildert. Es ist nicht sehr umfangreich und ich konnte den Roman an einem Nachmittag lesen. Es ist in 12 Kapitel eingeteilt, die jeweils mit einem, den Inhalt zusammenfassenden Titel versehen sind. Besonders unterhaltsam fand ich die teils witzigen, schlagfertigen und auch nachdenklichen Dialoge. Das Sprachniveau der beiden Frauen ist hier sehr gut dargestellt. Ein Buch das gut unterhält und ohne große Aufregung oder Spannung weggelesen werden kann.
    Mir war von Anfang an klar, um wen es sich bei Betty handelt. Auf die Erklärung habe ich tatsächlich hin gefiebert und es wurde für mich einigermaßen plausibel erläutert. Viel nachvollziehbarer und perfekter wäre die Erzählung gewesen wäre die Handlung ein paar Jahre vorverlegt gewesen, das hätte an der Botschaft des Buches, nicht viel geändert. So, unterschiedlich die beiden Frauen auch sind, dass sie sich sympathisch sind, wurde gut dargestellt. Besser gefallen hat mir jedoch Betty, souverän, so elegant und lebensklug wie sie sich gab, man muss sie einfach mögen. Ich denke jedoch auch, dass Kate in ihrer Einstellung gegenüber dem Adel und besonders gegenüber den Royals, einiges verändert hat. Dass Kate nicht schon früher hinter die wahre Identität von Betty gekommen ist, hat mich jedoch erstaunt. Das wurde am Ende etwas schnell abgehandelt. , Die Figur Ioana am Ende des Buches und ihre Rolle im Buch hat mich verwirrt, war absolut unnötig.
    Dazu bekommt der Leser, eine Menge Lebensweisheiten von Betty, die man sich merken sollte, die auch hinten im Buch noch einmal unter „Bettys goldene Regeln für ein besseres Leben“ aufgeführt sind.
    Insgesamt denke ich jedoch, dass es nicht so einfach wäre als Person die nicht zum königlichen Haushalt gehört, einfach mal so, unerkannt, einen ganzen Tag auf Schloss Windsor zu verbringen.
    Ich hatte während der Lektüre gehofft, dass sich an der privaten Situation von Kate etwas durch diese Begegnung verbessert, das ist jedoch ausgeblieben.
    Von mir 6 Punkte.

    Im Patrirchat gefangen


    Dorf ohne Franz, Roman von Verena Dolovai, EBook, aus dem Septime-Verlag


    Debütroman der Autorin


    Maria ist in den 60er Jahren mit ihren Brüdern Josef und Franz in einem Dorf aufgewachsen, Josef der Ältere tritt in die Fußstapfen des Vaters und erbt den Hof. Franz das Nesthäkchen ist der Liebling der Mutter und wird von ihr verhätschelt. Dieses Buch beschreibt den rauen Alltag im Leben der Protagonistin.
    Das Buch enthält viel Lokalkolorit, bildhaft und flüssig beschrieben und durch die fesselnden Dialoge hat der Leser zu jederzeit im Gespür, dass dieser Roman auf dem Land und in Österreich spielt. Die Autorin hat als Erzählform den Ich-Stil, aus der Sicht der Protagonistin Maria gewählt. Eine hervorragende Innenansicht ist dadurch ermöglicht. Aufgeteilt in Leseabschnitte in idealer Länge.
    Ein hartes Leben für ein Mädchen, auf dem Land, zur damaligen Zeit, mit Regelschulabschluss und ohne Lehre. Josef der ältere Bruder kommt nach dem Vater und wurde von ihm unterstützt, als Hoferbe erzogen, Franz, Mutters Liebling, der schwächliche zarte Bruder, bekommt sein Erbe ausbezahlt und verschwindet ins Ausland. Und dazwischen Maria, die auf ihr Erbe verzichtet, die keine Chance bekam, auf eine höhere Schule zu gehen. Davon und vom Leben in der Stadt, hat ihr nur ihre damalige Freundin Theresa berichtet. Maria bekam nur immer zu hören sie sein dumm und ungeschickt. Nach der Schule eine Lehre? Wozu, man brauchte eine billige Arbeitskraft auf dem Hof … und Mädchen heiraten ja doch. Sie hat den Wirtssohn Toni geheiratet, aber auch hier wurde sie betrogen, denn nicht Toni der Ältere, sondern sein Bruder Ferdinand wird der neue Wirt. Toni ist Alkoholiker und Schürzenjäger. So bleibt Maria eine Dienstmagd, selbst als sie verheiratet ist muss sie ihrem Vater die Putzarbeiten machen, die Mutter pflegen und auf dem elterlichen Hof arbeiten. In der Wirtschaft ist sie nur eine billige Dienstmagd zum Spülen und niederen Arbeiten. Selbst den Schwiegervater pflegt sie bis zu seinem Ende. So ist das traurige Leben von Maria, von patriarchal geprägten dörflichen Strukturen und der Schwierigkeit, auszubrechen. Und soweit fand ich das Buch fesselnd und sehr unterhaltsam.
    Das Ende fand ich komisch, ich mag Bücher nicht die aufhören, bevor die Geschichte zu Ende ist. Immer wieder habe ich zurückgeblättert und geprüft ob ich etwas überlesen oder nicht mitbekommen habe, so ein abrupter Plottwist ist mir selten untergekommen. Schade.
    Bis auf den Schluss fühlte ich mich hervorragend unterhalten, meine Lieblingsfigur war nicht die Protagonistin, ich finde sie hätte sich einfach mehr durchsetzen sollen, keine Entwicklung bei ihr feststellbar. Eine richtig sympathische Figur war eigentlich am ehesten der Wirt Ferdinand oder Franz der jüngere Bruder. Ich finde allgemein, dass keine der Frauen im Buch gut weggekommen ist.
    Bis zum Plottwist war ich vom Buch begeistert. Die Nomination zum österreichischen Buchpreis fand ich angemessen. Der ernüchternde offene Schluss jedoch hat mich enttäuscht.
    Trotzdem möchte ich das Buch empfehlen und vergebe 8 Punkte

    ASIN/ISBN: 399120035X
    .

    Was uns trägt ist die Hoffnung

    Und morgen wieder schön, Roman von Marie Sand, 286 Seiten, erschienen im Droemer-Knaur-Verlag.


    Der bewegende Roman um eine unerschrockene Friseurin. Eine Geschichte aus einem wahren Leben.


    Amanda will nicht in diesem hinterwäldlerischen Friseurladen, von ihrer Mutter ausgebildet werden, sie träumt davon die Frisuren von Karl Lagerfelds Models zu kreieren. Mit ihrem Skizzenbuch im Rockbund bricht sie auf nach Paris. Ein steiniger und harter Weg der ganz unten beginnt liegt vor ihr. Dadurch gewinnt sie Freunde fürs Leben. Durch glückliches Geschick, schafft sie es in die High-Society der 70er Jahre aufzusteigen. Als ihre beste Freundin durch eine Chemotherapie die Haare verliert, bekommt ihr Leben und ihre Arbeit eine ganz besondere Wendung.


    Eingeteilt in 2 Teile, Paris und Berlin, die mit Jahreszahlen markiert sind und durch 33 Kapitel die ebenfalls durch Datum versehen sind, führt uns die Autorin durch die aufregenden 70er Jahre. Alles ist möglich es muss nur knallig genug sein, Zu allererst mal, ein wunderbares Bild dieser Zeit, das Sand hier geschaffen hat. Das Harlekin-Kleid z.B. habe ich mir im Internet angesehen. Durch viele Lieder, kursiv gedruckt, die Mode und Prominente die aufgeführt sind wird der Zeitgeist hervorragend dargestellt.


    Die Lebens- und Erfolgsgeschichte der Protagonistin ist so emotional und ergreifend beschrieben, immer wieder konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Alle Figuren sind so echt und natürlich dargestellt, auch Lagerfeld, dieser hier eher hochnäsig. Es war herrlich sich durch die Seiten zu lesen. Alles nachvollziehbar und absolut authentisch geschildert. Dieses Buch und was die Protagonistin auf die Beine gestellt hat, hat mich absolut beeindruckt und ist mir direkt ans Herz gegangen, was für eine großartige Frau. Ich bewundere die Protagonistin vor allem das Vorbild dafür, sie hat sich mit viel Mut Ehrgeiz, Können und Empathie nach oben gearbeitet. Sie hat eine Lösung entwickelt, um für all die Frauen zu kämpfen, die ihre Haare durch eine Chemotherapie verlieren, und dadurch nicht unnötig leiden sollen. Was betroffene Frauen dabei empfinden ist sehr eindrucksvoll geschildert. Doch auch alle anderen Charaktere sind hervorragend und tief gezeichnet, selbst die weniger angenehmen Zeitgenossen. Den Auftritt eines von mir sehr verehrten Künstlers in Amandas Friseursalon in Berlin, habe ich gefeiert.
    Dieser Roman ist sehr zu empfehlen, vor allem weil dahinter eine Geschichte aus dem wahren Leben steckt. Empfehlenswert für alle Leser, die ein Stück Hoffnung gebrauchen können. Ich habe die Lektüre genossen.


    Deshalb von mir volle Punktzahl, alle 10 möglichen Sterne.

    ASIN/ISBN: 3426447789

    Liebeskrank


    Mein Mann, Romandebüt von Maud Ventura, EBook, HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH


    Niemals darf er sie verlassen, dafür würde sie alles tun.


    Der Roman umspannt einen Zeitraum von einer Woche, von Montag bis Sonntag dazwischen sind die Tage in einzelne Leseabschnitte eingeteilt, die Autorin lässt die Protagonistin im Ich-Stil erzählen. Nur im kurzen Epilog wird die Sichtweise des Ehemannes geschildert. Die Sprache ist intellektuell, denn bei der Protagonistin handelt es sich um eine Akademikerin die zwar aus der Arbeiterklasse kommt, aber als Gymnasiallehrerin und Übersetzerin arbeitet. Viele Bücher, Musikstücke, Lieder und Filme werden angesprochen, diese sind kursiv hervorgehoben.
    Ich habe mich durch das schöne Coverbild und die positiven Ankündigungen zum Buch verführen lassen, jedoch in der Hälfte des Buches dachte ich, ich breche ab. Die Verrücktheit der Hauptfigur ist spektakulär, dass sie überhaupt ihren Beruf meistern kann ist für mich unverständlich.
    In meinem Bekanntenkreis bin ich des Öfteren auch schon mit eifersüchtigen Personen konfrontiert worden, aber im Vergleich wirklich im Rahmen. Das was hier präsentiert wurde, ist für mich absolut unbegreiflich. Jeder ihrer Wochentage hat eine Farbe und ist von seiner Eigenheit unterschiedlich dementsprechend erwartet sie auch an bestimmten Tagen z.B. Streit, Fröhlichkeit etc., in den Farben der jeweiligen Tage kleidet sie sich auch gerne. Ihre Kinder empfindet sie als Störfaktor die ihre Zeit mit dem geliebten Mann rauben, m. E. ist sie selbst auf ihre Tochter eifersüchtig. Ihr Mann kann tun was er will sie schafft es immer wieder, es als Zeichen für das Ende seiner Liebe zu ihr zu interpretieren. Im Laufe des Buches eskaliert ihr Verhalten immer mehr. In ihren Träumen sieht sie ihn gerne als Ritter, der gegen Drachen und Entführer um sie kämpft. Sie weint bittere Tränen und unterstellt ihm Untreue wenn er in einem Lokal der Bedienung ein gutes Trinkgeld gibt. Ja, sie betrügt ihn sogar.
    Diese Frau ist echt gestört, sie suhlt sich im Selbstmitleid. Es eskaliert beim Geburtstag ihrer Tochter. Mit Kopfschütteln habe ich es bis dahin geschafft, Was danach kam, war skurril und nicht nachvollziehbar. Doch ich bin froh, dass ich bis zum Ende durchgehallten habe, der kurze Epilog, aus der Sicht ihres Gatten hat mich echt verblüfft.
    Trotzdem hat mich das Buch kopfschüttelnd zurückgelassen, keine tiefen Einblick in die verschiedenen Charaktere möglich, keine Entwicklung, selbst der Vorname ihres Mannes, den sie im Besitzerstolz nur immer mein Mann nennt, bleibt verborgen. Die Kinder sind ruhig, beschäftigen mit sich selbst, gehen zeitig ins Bett und sind am besten unsichtbar. Das überraschende Ende, konnte mich nicht für die frustrierende Lektüre entschädigen.
    Von mir, für diese beklemmende Lektüre, 4 Punkte

    ASIN/ISBN:

    ASIN/ISBN: ‎ 3455018041

    Venezianische Perlen

    Das Geheimnis der Glasmacherin, Historischer Roman von Tracey Chevalier, Ebook von Atlantik.


    500 Jahre aus Venedigs bewegter Geschichte.

    Venedig 1468, auf der Insel Murano florieren die Glasmanufakturen. Der Maestro und Padre der Glasmacherfamilie Rosso hat einen tragischen Unfall und stirbt, das ändert das Schicksal der Familie einschneidend, seine Söhne sind noch nicht soweit und Frauen haben in einer Glaswerkstatt nichts zu suchen, Orsola die älteste Schwester kann jedoch mit ihrem Geschick durch die Produktion von Glasperlen die Familie durch die schwersten Zeiten bringen, dabei muss sie sogar ihr Lebensglück zugunsten der Familie aufgeben. Das Buch ist aus drei Teilen aufgebaut die jeweils einen Titel tragen. Insgesamt besteht der Roman aus acht umfangreichen Kapiteln. Jeder Kapitelanfang beschreibt die jeweilige Zeit in der das Kapitel handelt, die Veränderungen und Geschehnisse in der Geschichte, dann folgt ein Hinweis wieviel Zeit aus der Sicht der Hauptfiguren vergangen ist. Und wie alt Orsola in diesem Abschnitt der Erzählung ist. Das Glossar im Anhang habe ich immer wieder gerne zur Rate gezogen, dort werden italienische bzw. typisch venezianische Begriffe erklärt. Mir hat die Art diesen Roman zu erzählen, unheimlich gut gefallen, Figuren die Abseits der realen Zeit in ihrer eigenen Zeit leben lieben und sterben. Mit großem Geschick hat es die Autorin geschafft die Charaktere der jeweiligen Zeit anzupassen, ohne dass ihre Authentizität dabei verloren gegangen wäre. Aufmerksam lesen ist natürlich schon nötig, dies ist mir leicht gelungen, so bildhaft und flüssig wie hier erzählt wird. An einer Stelle ist mir das so sehr bewusst geworden, Orsola lässt sich mit einer Gondel durch die Kanäle fahren, die Beschreibung der Lichtspiegelungen auf dem Wellen, die Schilderung der Geräusche und das Geplätscher des Wassers, hat mich direkt in eine Gondel und nach Venedig versetzt. 500 Jahre Historie Venedigs, anhand einer Familiengeschichte erzählt. Von den Ruderbooten hin zu den großen Kreuzfahrtschiffen die im Kanal direkt am Markusplatz vorbeifahren, Das Festland in weiter Ferne, das durch den Bau des Dammes und der Eisenbahn näherkommt. Von Frauen die nicht lesen können bis zum Einsatz von Smartphones und dem Skypen, Von der Pest bis Corona. Selbst Josephine die Gattin Napoleons und Casanova hatten ihren Auftritt. Da hat nichts gefehlt nichts wurde ausgelassen und vergessen. Und doch ist alles so leicht und selbstverständlich ausgeführt, dass es ein Vergnügen war sich durch die Seiten zu lesen. Das ist mir in kürzester Zeit gelungen.

    Die Figuren sind so lebensecht beschrieben und charakterisiert, auch hier hieß es aufpassen, denn die Familie hat sich immer mehr vergrößert. Ganz viele Figuren habe ich geschätzt. Den deutschen Kaufmann Klingenberg und seine Tochter Klara, seinen Gehilfen Jonas, der schwarze Gondoliere Domenego, natürlich Stefano auch Antonio und vor allem Orsola, diese mutige und starke Frau. Selbst Marco der mir am Anfang unsympathisch war, hat sich letztendlich noch als treuer Bruder erwiesen. Die Trauer, Angst oder Verzweiflung der Charaktere war so gut beschrieben, dass ich sie direkt mitgefühlt habe. Sie alle konnte ich am Ende nur schwer gehen lassen. Dieses Buch hat mich bestens unterhalten, hat mich direkt nach Venedig entführt, hat mir viel aus der Vergangenheit der Lagunenstadt und auch von Murano gezeigt, was ich nicht wusste. Z.B. über die Herstellung von Glas insbesondere von Glasperlen. Ich habe die Lektüre genossen, eine absolute Kauf- und Leseempfehlung. Volle Punktzahl 10 Punkte.


    ASIN/ISBN: 3455018122