Beiträge von auserlesenes

    Wegen ihrer kleinen Flügel wird die Hummel Bommel ausgelacht. Wie soll sie damit bloß fliegen? Das kleine Insekt hat Angst davor, es einmal zu probieren.


    „Die kleine Hummel Bommel“ ist ein Bilderbuch von Britta Sabbag und Maite Kelly. Es ist Teil der Ravensburger-Reihe „Sami - Dein Lesebär“.


    Meine Meinung:

    Das Geschichte umfasst elf Doppelseiten. Im Anschluss ist das Sami-Lied abgedruckt.


    Die hübschen und liebevollen Illustrationen stammen aus der Feder von Joëlle Tourlonias. Sie erstrecken sich auf jeweils eine Doppelseite.


    Das Bilderbuch ist für junge Zuhörer ab drei Jahren ausgewiesen. Die Sprache ist entsprechend altersgemäß und eignet sich prima zum Vorlesen. Auf Reime und wenig gebräuchliche Wörter wird erfreulicherweise komplett verzichtet.


    Integriert in die Geschichte ist ein Lied. „Du bist du“ ergänzt die Handlung auf schöne Weise.


    Die Botschaft des Bilderbuchs gefällt mir außerordentlich gut: Es geht um Anderssein, den Mut, Neues zu wagen, und die Kunst, sich selbst etwas zuzutrauen. Verpackt wird diese Message durch die Übertragung ins Tierreich. Das macht sie nicht nur für die Kleinen verständlich, sondern führt auch dazu, dass die Kinder beim Zuhören etwas über Insekten lernen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Geschichte so angelegt ist, dass sie Kinder mit den unterschiedlichsten Interessen ansprechen kann.


    Auch der Lesebär als solcher hat mich überzeugt. Die Technik funktioniert reibungslos. Das Einrichten des Geräts gelingt mühelos. Das Aufladen des eingebauten Akkus passiert in weniger als zwei Stunden. Die Melodien und Geräusche runden das Vorleseerlebnis hervorragend ab. Die Bedienung ist so einfach, durchdacht und intuitiv, dass sie auch für kleine Kinder kein Problem ist. Schon allein das niedliche Aussehen hat bei unserem Nachwuchs für ein Lächeln gesorgt. Als Sami plötzlich auch noch gesprochen hat, war das Interesse sofort groß. Etwas verwirrend mag anfangs sein, dass Samis Stimme nicht mit der Vorlesestimme identisch. Das tut dem Vergnügen jedoch keinen Abbruch.


    Mein Fazit:

    Sowohl das Bilderbuch „Die kleine Hummel Bommel“ als auch Sami, den Lesebären von Ravensburger, kann ich guten Gewissens und uneingeschränkt empfehlen. Für uns wird es mit Sicherheit nicht der letzte Band aus der Reihe bleiben.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Kate Ekberg betreibt in Stockholm einen Nachtclub, den sie selbst gegründet hat. In der Geschäftswelt hat es die 27-Jährige weit gebracht. Doch jetzt wird sie erpresst. Um das Geld aufzutreiben, besucht sie eine Bank und lernt dort Jakob Grim kennen, der mit seiner introvertierten Art kaum gegensätzlicher sein könnte…


    „The Things we left unsaid - Unsere Herzen auf dem Spiel“ ist ein Liebesroman von Simona Ahrnstedt.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 50 Kapiteln. Erzählt wird im Wechsel aus der Perspektive von Kate und Jacob. Der Aufbau ist einfach, aber sinnvoll.


    Sprachlich bietet der Roman, was das Genre erwarten lässt: anschauliche und unkomplizierte Beschreibungen sowie viele Dialoge. Die Wortwahl ist weder unangemessen noch vulgär. Über die ein oder andere Floskel sehe ich bei Liebesromanen gerne hinweg.


    An den früheren Romanen der Autorin habe ich geschätzt, dass die Protagonisten klischeefrei und realitätsnah gezeichnet sind. In diesem Fall wurde ich leider enttäuscht. Sowohl bei Kate als auch bei Jacob greift die Geschichte auf Stereotype zurück. Zwar ließen sich die Gedanken und Gefühle der Hauptfiguren nachvollziehen. Die psychologische Ausgestaltung weist jedoch Schwächen auf.


    Auch inhaltlich hebt sich der Roman nicht sonderlich ab. Zwar werden vielerlei Themen angesprochen, sodass die rund 400 Seiten an nur wenigen Stellen langatmig geraten sind. Allerdings wirkt die Geschichte in mehreren Punkten abgedroschen und mich hat das Gefühl begleitet, eine solche Story schon x-fach gelesen zu haben.


    Der schwedische Originaltitel („Nattens Drottning“) gefällt mir besser als die unnötige Übertragung ins Englische. Das Cover ist nichtssagend und unauffällig, aber hübsch.


    Mein Fazit:

    Mit ihrem neuen Roman hat mich Simona Ahrnstedt eher enttäuscht. „The Things we left unsaid - Unsere Herzen auf dem Spiel“ ist wohl nur für ihre treuesten Fans ein Muss. Allen anderen empfehle ich jedoch die Vorgängerromane gerne.


    Ich vergebe 3 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3958186556

    Die Stadt Cambridge in den Vereinigten Staaten von Amerika in der Zukunft: Noah Gardner, genannt Bird, führt mit seinem Vater Ethan ein einfaches Leben. Der Zwölfjährige und der ehemalige Linguistik-Professor müssen in einem Studentenwohnheim unterkommen. Seit Noahs Mutter, die Dichterin Margaret Miu, verschwunden ist, versuchen sie, unter dem Radar zu bleiben, denn besonders durch die asiatischen Wurzeln der Mutter und ihre aufrührerischen Aktivitäten stehen auch sie unter Beobachtung. Schuld daran sind Gesetze, die dafür sorgen sollen, dass die amerikanische Kultur geschützt wird…


    „Unsre verschwundenen Herzen“ ist ein Roman von Celeste Ng.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Teilen, die in verschiedene Kapitel untergliedert sind. Erzählt wird im Präsens: einerseits aus der kindlichen Perspektive von Bird, andererseits aus einer weiteren Perspektive. Der Aufbau ist durchaus schlüssig.


    In sprachlicher Hinsicht kommt der Roman nicht an frühere Werke der Autorin heran und schwankt in seiner Qualität. Allerdings gibt es einige sehr gelungene Passagen, die ich als poetisch und besonders ansprechend empfunden habe. Leider stören mehrere Übersetzungsfehler den Lesefluss.


    Die Figur Bird steht im Mittelpunkt der Geschichte. Durch seine kindlich-naiven Augen lernt die Leserschaft die dystopische Welt kennen.


    Wie schon frühere Romane Ngs ist die Geschichte gesellschaftskritisch angelegt, dieses Mal jedoch in der Zukunft verortet. Ausgangspunkt der Handlung sind anti-asiatische Hetze und Diskriminierung in den USA, nicht nur, aber vor allem als Folge der Pandemie. Auch weitere politisch rechte beziehungsweise faschistische Strömungen spielen eine Rolle, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte.


    Ein weiterer Schwerpunkt sind Bücher, Märchen und die Kunst im Allgemeinen. Konkret werden die Fragen aufgeworfen, wie sich diese Ausdrucksformen für den Protest nutzen lassen, welche Kraft in ihnen steckt und wie sie sich unterdrücken lassen.


    Im Zentrum des Romans steht zudem ein Mutter-Sohn-Konflikt, der aufgrund der sonstigen Themenvielfalt allerdings bisweilen etwas in den Hintergrund tritt. Insgesamt wirkt der Roman auf mich recht überladen, denn das breite inhaltliche Spektrum sorgt dafür, dass sich die Geschichte nicht so intensiv und tiefschürfend entfaltet, wie ich es von der Autorin gewohnt bin.


    Das deutsche Cover ist geheimnisvoll und ein wenig düster, weshalb es gut passt. Der englischsprachige Originaltitel („Our missing hearts“) wurde erfreulicherweise wortgetreu übersetzt.


    Mein Fazit:

    Mit „Unsre verschwundenen Herzen“ hat Celeste Ng meine sehr hohen Erwartungen nicht in Gänze erfüllt. Dennoch ist auch ihr neues Buch ein lesenswerter Roman.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Im Jahr 1974 ist ihre Schwester aus ungeklärter Ursache ertrunken. Jetzt ist die unheilbare kranke Annie im Hospiz und weicht Fragen über ihre Vergangenheit aus. Die 32-jährige Henrietta Lockwood, die selbst von früheren Geschehnissen verfolgt wird, trifft auf die 66-jährige Krebskranke, um deren Geschichte für die Nachwelt festzuhalten. Wird sie das Rätsel lösen?


    „Café Leben“ ist der Debütroman von Jo Leevers.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem Prolog, dem 45 Kapitel folgen. Erzählt wird im Wechsel aus der Perspektive von Henrietta und Annie. Der Aufbau ist einfach, aber sinnvoll.


    In sprachlicher Hinsicht ist der Roman unauffällig, gleichzeitig jedoch angemessen. Der anschauliche und bildhafte Schreibstil erzeugt einen angenehmen Lesefluss.


    Annie und Henrietta stehen im Fokus der Geschichte. Die Ausgestaltung der Charaktere ist für mich nicht komplett gelungen, denn es fiel mir anfangs schwer, mit den Protagonistinnen warm zu werden. Ihre Gedanken und Gefühle werden allerdings sehr gut deutlich.


    Thematisch werden die existenziellen Herausforderungen behandelt: Leben und Tod, Krankheit und Verlust, Schicksalsschläge und Traumata. Inhaltlich ist die Geschichte nicht besonders originell. Sie schafft aber viele Anknüpfungspunkte und bietet viel Stoff zum Nachdenken.


    Gut gefallen hat mir, dass der Roman mich emotional berühren konnte und dabei auf kitschige Passagen verzichtet hat. Auf den rund 300 Seiten hält er Überraschungen bereit. Die Auflösung konnte mich ebenfalls überzeugen.


    Der englischsprachige Originaltitel („Tell me how this ends“) ist aus meiner Sicht passender zum Inhalt. Auch das hübsche Cover ist ein wenig irreführend.


    Mein Fazit:

    Mit „Café Leben“ ist Jo Leevers ein unterhaltsamer und bewegender Roman gelungen. Ein empfehlenswertes Debüt.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Wo hat sich der Hase versteckt? Wo ist die Wasserwaage? In der Stadt und auf dem Land gibt es viel zu entdecken!


    „Mein Sachen suchen Riesenbilderbuch“ ist ein Bilderbuch für Kleinkinder ab zwei Jahren.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus sieben Doppelseiten. Jede von ihnen ist einem Thema gewidmet. Das Wimmelbild erstreckt sich über eineinhalb Seiten. Jeweils links steht ein kleiner Text. Immer darunter sind Gegenstände, Tiere und Personen abgebildet, die man suchen soll. Dieser Aufbau ist übersichtlich und schlüssig.


    Die Texte von Susanne Gernhäuser sind altersgerecht formuliert - mit einer einfacher Syntax und frei von Fremdwörtern. Sie eignen gut sich zum Vorlesen. Das Bilderbuch ist zudem hilfreich beim Ergänzen des Wortschatzes. Die Suchgriffe sind größtenteils der Alltagssprache zuzuordnen und daher absolut tauglich für die Altersgruppe. Lediglich die Vogelnamen und das Hermelin sind nach meiner Meinung zu speziell für Kleinkinder.


    Die bunten Illustrationen von Anne Ebert, Stefan Seidel und Ursula Weller sind im typischen Wimmelbuchstil gehalten. Sie wirken weder zu modern noch zu altbacken. Auch bei den Details wurde das richtige Maß erwischt. Ebenfalls erfreulich: Die Abbildungen sind weitestgehend klischeefrei und verfestigen keine Rollenstereotype, unter anderem arbeiten auch Frauen auf der Baustelle.


    Thematisch deckt das Bilderbuch viele Bereiche ab: das Leben in der Stadt, den Bauernhof, eine Baustelle auf dem Spielplatz, einen Waldlehrpfad, den Bahnhof, den Zoo und den Wald im Winter. Somit dürfte für unterschiedliche Interessen etwas dabei sein. Besonders kreative Einfälle sollte man jedoch nicht erwarten.


    Das Cover gefällt mir gut. Das Bilderbuch ist aus stabiler Pappe gefertigt und dementsprechend ausreichend robust für Kleinkinder. Allerdings gilt es zu bedenken, dass das große Format recht schwer ist und sich daher von kleinen Kindern nicht einfach tragen lässt.


    Mein Fazit:

    Mit dem „Mein Sachen suchen Riesenbilderbuch“ machen Eltern nichts falsch. Wer ein solides Wimmelbuch sucht, das Kleinkindern Freude bereitet, wird nicht enttäuscht. Mir hat lediglich das gewisse Extra gefehlt, um mich vollends zu begeistern.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen


    ASIN/ISBN: 3473417513

    Bayern im Jahr 1963: Marlene Landmann, genannt Leni, hat einen Praktikumsplatz in einem Starsalon in London ergattert. Für die junge Friseurin wird damit ein Traum Wirklichkeit. Doch ein Versprechen, das sie ihrer Mutter gegeben hat, bedroht ihre gewonnene Freiheit. Aber sie ist nicht die einzige, deren Vergangenheit zu Problemen führt…


    „Der Salon - Ein hoffnungsvoller Aufbruch“ ist der zweite Band einer Dilogie von Julia Fischer.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem Prolog, der im März 1963 zeitlich verortet ist. Daran schließen sich 38 Kapitel und der Epilog an. Erzählt wird die Geschichte aus sich abwechselnden Perspektiven, beispielsweise aus der Sicht von Leni und der von Schorsch. Der Aufbau ist schlüssig und funktioniert gut.


    Der Schreibstil ist - wie im ersten Band - sehr anschaulich, atmosphärisch und bildhaft. Authentische Dialoge und gelungene Beschreibungen lassen das Geschehen vor dem inneren Auge lebendig werden. Wer den Auftakt verpasst hat, kann auch dem zweiten Teil sehr gut folgen. Dennoch empfiehlt es sich, die Geschichte von Anfang an zu lesen.


    Protagonistin Leni ist ein sympathischer und interessanter Charakter geblieben. Sie durchläuft nun eine realitätsnahe Entwicklung. Auch die übrigen Figuren wirken lebensnah und verfügen über ausreichend psychologische Details. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich nachvollziehen.


    Die Autorin beweist zum wiederholten Mal, dass sie nicht nur mit ihren Liebesromanen, sondern auch mit einer historischen Familiensaga überzeugen kann. Mit seinen vielfältigen Themen bietet auch der zweite Band der „Salon“-Reihe interessante Fakten zu unterschiedlichen Facetten des Lebens im historischen München und darüber hinaus. So werden Unterhaltung und Wissenswertes auf angenehme Weise verknüpft. Politische, gesellschaftliche und kulturellen Ereignisse fügen sich wunderbar ein. Dabei tritt die gründliche und umfassende Recherche der Autorin zutage. Auch diesmal lässt uns Julia Fischer an ihren Quellen teilhaben und stellt Hinweise zu weiterer Literatur zur Verfügung. Ein schönes Extra ist das Rezept für Bayrisch Creme.


    Auf den rund 500 Seiten ist der Roman abwechslungsreich und kurzweilig. Die Handlung ist durchweg schlüssig und kohärent, aber dank mehrerer überraschender Wendungen nicht zu durchsichtig. Zudem konnte mich die Geschichte immer wieder berühren.


    Das stimmungsvolle, nostalgisch anmutende Cover gefällt mir sehr und passt hervorragend zum ersten Band. Auch der Titel fügt sich gut ein.


    Mein Fazit:

    Mit „Der Salon - Ein hoffnungsvoller Aufbruch“ ist Julia Fischer eine lesenswerte Fortsetzung gelungen, die meine Erwartungen in vollem Umfang erfüllt hat. Ein Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle, und ein Lesehighlight in diesem Jahr.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Das Schlematal im Erzgebirge: Luisa arbeitet in einem Besucherbergwerk. So weit sie zurückdenken kann, waren ihre Vorfahren im Bergbau tätig. Als Luisa Nachforschungen über ihre Familie anstellt, drängt Verborgenes an die Oberfläche…


    „Die Sehnsucht nach Licht“ ist ein Roman von Kati Naumann.


    Meine Meinung:

    Der Roman umfasst 35 Kapitel mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen: einmal im Jahr 2019, einmal in den Jahrzehnten zuvor, angefangen im Jahr 1908. Zeitangaben zu Beginn der Kapitel erleichtern die Orientierung.


    Der Schreibstil ist unspektakulär, aber anschaulich und lebhaft. Dialektale Einschübe und ein zeitgenössisches Vokabular machen die Geschichte authentisch.


    Die Familie Steiner steht im Mittelpunkt des Romans. Vor allem auf Luisa liegt der Fokus. Die Figuren sind grundsätzlich interessant, lassen jedoch etwas Tiefe vermissen.


    Inhaltlich beschäftigt sich auch der neue Roman der Autorin mit deutsch-deutscher Geschichte. Erneut hat es Kati Naumann geschafft, auf unterhaltsame Weise die Historie erlebbar zu machen und Verknüpfungen in die Gegenwart sichtbar werden zu lassen. Zugleich wird die Geschichte einer Familie dargestellt.


    Die Zeittafel zum Bergbau im Erzgebirge ist ein ebenso hilfreiches Extra wie die Landkarte und der abgedruckte Stammbaum der Familie Steiner. Einen Blick wert ist zudem das Interview mit der Autorin, das mehr zu den Hintergründen der Geschichte erläutert und die fundierte Recherche belegt.


    Auf den rund 400 Seiten gibt es nur wenige Längen. Größere Überraschungen hält die Handlung allerdings nicht bereit.


    Das stimmungsvolle Cover gefällt mir sehr. Der poetisch anmutende Titel mag ein wenig kitschig klingen, passt thematisch aber tatsächlich.


    Mein Fazit:

    Mit „Die Sehnsucht nach Licht“ ist Kati Naumann erneut ein unterhaltsamer und interessanter Roman gelungen. Eine empfehlenswerte Lektüre für schöne Lesestunden.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Roland Baines, Sohn eines schottischen Majors, aufgewachsen in Libyen und auf ein englisches Internat bei Ipswich geschickt: Als Barpianist fristet er sein Dasein in London. Als alleinerziehender Vater kümmert er sich um seinen kleinen Sohn Lawrence. Was erwartet ihn noch in seinem Leben?


    „Lektionen“ ist ein Roman von Ian McEwan.


    Meine Meinung:

    Der Roman gliedert sich in zwölf Kapitel und besteht aus drei Teilen. Die Handlung erstreckt sich über sieben Jahrzehnte. Erzählt wird dabei nicht streng chronologisch und mit mehreren Zeitsprüngen.


    Der Schreibstil ist recht ausschweifend, sprachlich aber sehr ausgereift: schnörkellos und doch anschaulich, nüchtern und gleichzeitig atmosphärisch.


    Der Fokus liegt auf Roland. Er und die übrigen Charaktere sind authentisch und weitgehend klischeefrei ausgestaltet. Leider fiel es mir schwer, einen Zugang zu ihnen zu finden.


    Inhaltlich ist der Roman vielleicht als alternative Biografie des Autors zu werten. Wie könnte das Leben verlaufen, wenn ein paar Komponenten anders gewesen wäre? Tatsächlich streift die Geschichte immer wieder die existenziellen Fragen: Was beeinflusst uns? Was lenkt uns? Was macht ein gelungenes Leben aus? Es geht dabei um die großen Themen: Liebe, Verlust, Schmerz und einiges mehr.


    Neben den persönlichen Erlebnissen der Protagonisten werden die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte wie Kriege, Katastrophen und Krisen immer wieder eingeflochten. Auffallend ist, dass vor allem Deutschland und seine Entwicklung, beispielsweise der Fall der Mauer, breiten Raum einnehmen.


    Auf den mehr als 700 Seiten gibt es ein paar ausufernde Passagen. Allerdings ist der Roman weniger langatmig, als es der Umfang vermuten lassen könnte.


    Lobenswert ist, dass der Verlag den englischen Originaltitel („Lessons“), der hervorragend zum Inhalt passt, wortgetreu übersetzt und zudem das Cover übernommen hat.


    Mein Fazit:

    Mit „Lektionen“ ist Ian McEwan ein durchaus lesenswerter Roman gelungen, der mich besonders in sprachlicher Hinsicht überzeugt hat. Leider ist der Funke nicht komplett übergesprungen.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Karriere, Ehe, Kinder, Haus: Mit Ende 30 hat Hélène ihre Träume erreicht. Doch richtig glücklich ist sie nicht. Christophe Marchal ist hingegen nicht erfolgsverwöhnt. Er hat die kleine Stadt im Osten Frankreichs, in dem er und Hélène aufgewachsen sind, nie verlassen. Dann treffen die beiden wieder aufeinander…


    „Connemara“ ist ein Roman von Nicolas Mathieu.


    Meine Meinung:

    Der Roman umfasst 21 Kapitel und endet mit einem Epilog. Erzählt wird aus der Perspektive von Hélène und Christophe. Die Geschichte springt zwischen gegenwärtigen Ereignissen und Vergangenem hin und her. Dennoch lässt sich der Handlung sehr gut folgen.


    Die Sprache ist schnörkellos. Anschauliche Beschreibungen und plastische Dialoge wechseln sich ab.


    Vor allem Hélène und Christophe stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Die Protagonisten weisen menschliche Schwächen auf und sind mit psychologischer Tiefe gezeichnet. Sie sind keine typischen Sympathieträger, wirken aber realitätsnah und klischeefrei.


    Inhaltlich bietet der Roman nicht nur ein breites Themenspektrum, sondern auch viele Anknüpfungspunkte. Alltägliche Probleme, viel Zwischenmenschliches, Zeitgenössisches und gesellschaftskritische Aspekte ergeben einen unterhaltsamen Mix, der gedankliche Impulse liefert.


    Auf den etwas mehr als 400 Seiten ist das Erzähltempo nicht immer hoch. Dennoch konnte mich die Geschichte schnell für sich einnehmen und fast durchgängig fesseln.


    Der französische Originaltitel, der gut zum Inhalt passt, wurde glücklicherweise übernommen. Das Cover ist ansprechend und aus thematischer Sicht sehr geeignet.


    Mein Fazit:

    Mit „Connemara“ hat mich Nicolas Mathieu überzeugt. Ein lesenswerter Roman, der einzelne Lebensgeschichten und das große Ganze in trefflicher Weise verbindet.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3446273778

    Winter 2008 am nördlichen Polarkreis: Hier liegt Sápmi, das Land der Samen, der Ureinwohner Skandinaviens. Die neunjährige Elsa, die Tochter eines Rentierbesitzers, wächst auf mit dem Gefühl ständiger Bedrohung. Eines Tages wird sie Zeugin einer brutalen Tat: Ein Mann tötet ihr geliebtes Rentierkalb. Er droht ihr. Sie darf ihn nicht verraten…


    „Das Leuchten der Rentiere“ ist der Debütroman von Ann-Helén Laestadius.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus mehreren Teilen, die wiederum in Kapitel untergliedert sind.

    Die Handlung umfasst einige Jahre, beginnend im Jahr 2008, wobei Orts- und Zeitangaben für Orientierung sorgen. Erzählt wird aus der Perspektive von Elsa.


    In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman nicht enttäuscht. Der Schreibstil ist sehr eindrücklich und anschaulich.


    Im Mittelpunkt des Romans steht Elsa, eine sympathische und mutige Protagonistin, deren Gefühle sehr gut deutlich werden. Der Charakter wirkt ebenso wie die anderen Figuren authentisch.


    Inhaltlich finde ich das Buch sehr wichtig. Es lenkt den Blick auf ein indigenes Volk, das diskriminiert und missachtet wird. Gerne habe ich über die Geschichte, Kultur und Strukturen der Sámi gelesen und so meinen Horizont erweitert. Mich persönlich hat der Roman immer wieder zum Nachdenken angeregt. Das Setting ist zudem sehr reizvoll.


    Auf den mehr als 400 Seiten ist die Geschichte trotz des Kriminalfalls nicht durch und durch spannungsgeladen, aber dennoch fesselnd und nicht langatmig.


    Den deutschen Titel empfinde ich für den Roman als zu romantisierend und weniger passend als das Original. Ähnliches gilt für das sehr hübsche Cover, das auf einen anderen Inhalt schließen lässt.


    Mein Fazit:

    „Das Leuchten der Rentiere“ von Ann-Helén Laestadius gehört zu meinen Lesehighlights in diesem Jahr. Eine durchweg empfehlenswerte Lektüre mit einer wichtigen Botschaft.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Auf der Fähre MS Rjúkandi auf dem Weg nach Island: Zwei Frauen sind aufgebrochen, um nach drei angeblich vermissten Männern zu suchen. Was sie dort erwartet, übersteigt ihre Vorstellungen…


    „Unsterblich sind nur die anderen“ ist ein Roman von Simone Buchholz.


    Meine Meinung:

    Der Aufbau des Romans ist anspruchsvoll und gut durchdacht. Das Buch besteht aus vielen kurzen Kapiteln. Erzählt wird auf unterschiedlichen Zeitebenen. Somit umfasst die Geschichte eine breite Zeitspanne.


    Der Schreibstil ist sehr dialoglastig. Darüber hinaus überrascht der Roman mit Theatereinschüben, Notizen im Originallaut und sonstigen Ergänzungen, die sich nicht (sofort) erschließen. In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman dennoch wegen seiner starken, teils ungewöhnlichen Bilder beeindruckt.


    Die Protagonistinnen und Protagonisten blieben mit allesamt fremd. Ihr Verhalten ist nur bedingt nachvollziehbar.


    Inhaltlich ist die Geschichte ein wilder Mix aus Mystery, Fantasy, Thriller und erotischer Literatur. Eine interessante und kreative Mischung, die mir letztlich aber etwas zu abgedreht war. Alkohol, Medikamentenmissbrauch und amouröse Eskapaden nehmen in der Geschichte überhand. Obwohl ich die zugrundeliegende Botschaft durchaus würdigen kann, hat mich die Umsetzung insgesamt leider nicht überzeugt.


    Auf den rund 260 Seiten bleibt die Geschichte lange undurchsichtig, bisweilen verwirrend. Sie bietet viel Raum für eigene Interpretationen. Auch zum Schluss sind noch einige Fragen offen.


    Das düstere, geheimnisvolle Cover passt meiner Ansicht nach sehr gut. Der Titel ist ebenfalls stimmig.


    Mein Fazit:

    Freunde ungewöhnlicher Literatur dürften bei „Unsterblich sind nur die anderen“ von Simone Buchholz durchaus auf ihre Kosten kommen. Mir ist der durchaus originelle und experimentelle Roman leider eine Spur zu schräg.


    Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

    Berlin im ersten Viertel des 20 Jahrhunderts: Das Kaufhaus des Westens bietet eine Welt des Luxus. Für Rieke Krause, die dort einen Job ergattern kann, ist sie sehr fremd. Anders ist es für Judith Bergmann, der Tochter des KaDeWe-Justiziars. Die Wirren des Ersten Weltkriegs wirbeln die Pläne beider Frauen kräftig durcheinander…


    „KaDeWe - Haus der Träume“ ist der Auftaktband einer neuen Saga von Marie Lacrosse.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem Prolog, an den sich fünf Teile mit 24 Kapiteln und ein Epilog anschließen. Die Handlung startet 1907 und endet 1926, wobei der Fokus auf den 1910er- und 1920er-Jahren liegt. Orts- und Zeitangaben zu Beginn von Kapiteln und Abschnitten erleichtern die Orientierung.


    Der anschauliche und einfühlsame Schreibstil ist dialoglastig. Die vielen eindrücklichen Beschreibungen lassen lebhafte Bilder vor dem inneren Auge entstehen.


    Rieke und Judith sind zwei reizvolle Protagonistinnen. Ihr Innenleben lässt sich prima nachvollziehen.


    Das KaDeWe vor 100 Jahren ist ein ansprechendes Setting, das schnell meine Neugier geweckt hat. Wer die früheren Romane von Marie Lacrosse kennt, weiß, dass ihre Stärke darin liegt, Zeitgeschichtliches und historische Ereignisse auf gleichsam lehrreiche wie interessante Weise in die Handlung einzuflechten. Dies gelingt ihr auch in diesem Fall sehr gut.


    Mit seinen rund 700 Seiten ist der Roman ein dicker Schmöker. Trotz des verhältnismäßig großen Umfangs bleibt die Geschichte unterhaltsam und abwechslungsreich.


    Hilfreich ist die Personenübersicht, die historische Persönlichkeiten als solche ausweist. Auch das Glossar und das Quellenverzeichnis sind nützliche Extras, die das Lesevergnügen fördern.


    Sehr gefreut hat mich, dass es wieder ein ausführliches Nachwort gibt („Wahrheit und Fiktion“), das die Geschehnisse und die Figuren des Romans einordnet. Wer bis hierhin noch nicht selbst gemerkt hat, wie intensiv sich die Autorin in das Thema eingearbeitet hat, erfährt darin außerdem viel über die fundierte Recherche.


    Das Cover wirkt austauschbar und reißt mich dieses Mal nicht vom Hocker. Es geht aber in Ordnung. Letzteres gilt auch für den Romantitel.


    Mein Fazit:

    Auch mit diesem Auftaktband hat mich Marie Lacrosse nicht enttäuscht. „KaDeWe - Haus der Träume“ ist ein lesenswertes Roman, der Lust auf den zweiten Teil der Saga macht.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Lisbeth und Florentine kennen sich seit der Ausbildung bei der Bundeswehr. Beide eint ein Wunsch: Sie wollen unverwundbar sein. Dabei ist Lisbeth durchaus sehr empfindsam: Ihre Haut reagiert auf Gefühle und Träume anderer. Distanz ist ihr Schutz. Doch dann passiert etwas, das ihr diese Sicherheit nimmt…


    „Die Kriegerin“ ist ein Roman von Helene Bukowski.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum in verschiedene Abschnitte untergliedert sind. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge, allerdings mit mehreren Rückblicken, aus der Sicht von Lisbeth. Der Aufbau ist unkompliziert und funktioniert gut.


    Zwar ist der Schreibstil schnörkellos und auf den ersten Blick unauffällig. Dennoch ist er gleichzeitig atmosphärisch, bildstark und intensiv.


    Lisbeth und Florentine, die beiden Frauen, stehen im Vordergrund. Zwei Protagonistinnen, die durchaus das Potenzial haben, zu polarisieren, aber zugleich mit psychologischer Tiefe und frei von Klischees ausgestaltet sind.


    Inhaltlich ist der Roman harte Kost und dabei sehr gehaltvoll. Es geht um Gewalt und Traumata. Über allem schwebt die Frage, wie man unverletzlich bleibt. Besonders gefallen hat mir, dass die Autorin die Rolle von Frauen beim Militär literarisch verarbeitet. Auch an andere Themen, die zum Teil tabuisiert werden, traut sie sich heran.


    Auf knapp 250 Seiten hat mich die Geschichte fast durchgängig gefesselt. Nur ein paar wenige inhaltliche Punkte, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte, haben mich gestört.


    Das Cover mit seinen Effekten ist sehr ansprechend geworden und passt wider Erwarten auch thematisch prima. Der prägnante Titel ist ebenfalls eine gute Wahl.


    Mein Fazit:

    Mit „Die Kriegerin“ ist Helene Bukowski erneut ein eigenwilliger, aber wieder sehr lesenswerter Roman gelungen. Eine besondere Lektüre mit nur wenigen Schwächen.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3351051077

    Ihr Deckname ist Hornclaw. Sie ist Mitte 60 und gehört noch lange nicht zum alten Eisen. Die Auftragskillerin denkt nicht daran, ihren Job an den Nagel zu hängen. Doch das Alter lässt sie milde werden, was sie in Schwierigkeiten bringt…


    „Frau mit Messer“ ist ein Roman von Gu Byeong-Mo.


    Meine Meinung:

    Der Roman umfasst elf Kapitel, die sich in mehrere Abschnitte gliedern. Erzählt wird chronologisch im Präsens aus der Perspektive von Hornclaw, jedoch unterbrochen von Rückblicken.


    In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman überzeugt. Der Schreibstil ist unaufgeregt, aber fesselnd, schnörkellos und gradlinig, aber auch intensiv und atmosphärisch.


    Was den Inhalt angeht, ist vor allem die Protagonistin an sich ein reizvolles Element. Eine interessante Figur, die sowohl speziell als auch authentisch wirkt.


    Die Geschichte ist eine Mischung aus Porträt, Spannungsroman und Gesellschaftspanorama. Gut gefallen hat mir, dass hier viele tiefgreifende Fragen aufgeworfen werden. Zum Beispiel: Wer verdient es zu sterben, wer zu leben? Was ist moralisch verwerflich? Woran krankt die Welt? Somit ist der Roman facettenreicher und tiefgründiger als vermutet und regt zum Nachdenken an.


    Auf den knapp 300 Seiten bleibt auch der Nervenkitzel nicht außen vor, tritt allerdings stellenweise in den Hintergrund. Nur wenige Passagen jedoch sind für meinen Geschmack zu langatmig geworden.


    Das knallige, moderne Cover sticht hervor und ist durchaus passend. Der prägnante Titel ist ebenfalls nicht die schlechteste Wahl.


    Mein Fazit:

    Wer eine ungewöhnliche Geschichte zum Thema Auftragsmord lesen möchte, ist mit „Frau mit Messer“ von Gu Byeong-Mo sehr gut bedient. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, für die es nicht immer der 08/15-Krimi sein muss.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Das Dorf Obach im Hunsrück der 1980er-Jahre: Ländlich und familiär, so erscheinen die persönlichen Verhältnisse der Grundschülerin Ela auf den ersten Blick. Doch hinter den Mauern des elterlichen Hauses herrscht Psychoterror. Ihre Mutter ist zu dick. Das behauptet zumindest ihr Vater - und lässt keine Gelegenheit aus, um seine Frau wegen ihres Gewichts zu beleidigen, zu erpressen und auf andere Weise zu beschämen.


    „Lügen über meine Mutter“ ist ein Roman von Daniela Dröscher.


    Meine Meinung:

    In vier Teile ist der Roman aufgebaut, die jeweils ein Jahr umfassen und in verschiedene Kapitel untergliedert sind. Die Haupthandlung spielt in den Jahren 1983 bis 1986. Darüber hinaus gibt es zwischen einzelnen Kapiteln Einschübe aus der Gegenwart, die die erzählten Episoden aus erwachsener Sicht einordnen und analysieren.


    Der Schreibstil ist insgesamt unauffällig und unspektakulär. Die dialektalen Einstreuungen und phrasenhaften Formulierungen im Vergangenheitsstrang passen jedoch gut zur Geschichte. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Ela.


    Die Charaktere habe ich als vielschichtig und menschlich empfunden. Der Autorin gelingt es sehr gut, Widersprüchlichkeiten und Schwächen herauszuarbeiten, sodass ihre Figuren ambivalent und mit vielen Grautönen daherkommen, obwohl die Sympathien dennoch klar verteilt sind.


    Auch inhaltlich ist der Roman durchaus facettenreich. Zwar steht das Bodyshaming beziehungsweise Fatshaming im Vordergrund. Die Geschichte zeigt auf, wie das Gewicht der Mutter ständig im Fokus der Kritik steht und welche psychischen Folgen erzwungene Diäten und verbale Attacken auf Dauer haben. Außerdem hat der Roman einen feministischen Ansatz. Er beleuchtet patriarchale Strukturen und deren Konsequenzen wie finanzielle Abhängigkeiten. Zudem werden weitere Aspekte wie Rassismus, Krankheit und einiges mehr thematisiert, was die Geschichte ein wenig überfrachtet. Nach eigenen Angaben der Autorin ist der Roman autobiografisch motiviert. Deshalb ist es schwierig, die Authentizität zu bewerten und den Wahrheitsgehalt abzuschätzen.


    Trotz der mehr als 400 Seiten und mehrerer inhaltlicher Wiederholungen habe ich den Roman lediglich an sehr wenigen Stellen als langatmig empfunden. Nur das zwar überraschende, aber etwas märchenhafte Ende hat mich nicht ganz überzeugt. Auch nach den letzten Kapiteln bleiben ein paar Fragen bewusst offen.


    Der Titel ist mehrdeutiger als gedacht und lässt auch nach dem Ende der Lektüre Raum für eigene Interpretationen. Das abstrakte Cover sagt mir dagegen weniger zu, zumal ich die Farbwahl thematisch unpassend finde.


    Mein Fazit:

    Preisverdächtig ist der für den Deutschen Buchpreis nominierte Roman „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher für mich zwar nicht. Dennoch konnte mich die autobiografisch inspirierte Geschichte gut unterhalten.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Die Nachricht von einem Skelettfund in Kanada holt sie ein: Vor 15 Jahren wollte die damals 20-jährige Laura mit einer Wandergruppe den bekannten West Coast Trail bezwingen. Doch diese Unternehmung wird zum Albtraum, als eine der jungen Frauen brutal ermordet wird…


    „Der finstere Pfad“ ist ein Psychothriller von Jenny Blackhurst.


    Meine Meinung:

    Der Aufbau des Thrillers ist weder simpel noch zu kompliziert. Er teilt sich in 74 Kapitel mit einer angenehmen Länge auf. Er endet mit einem Epilog. Zudem gibt zwei Erzählebenen: einen gegenwärtigen Strang, der sich über mehrere Tage erstreckt, sowie einen Handlungsstrang, der im Jahr 1999 spielt. Erzählt wird einerseits aus der Ich-Perspektive und andererseits aus der Sicht von Maisie. Diese Struktur funktioniert sehr gut.


    Der Schreibstil ist anschaulich und - dank vieler Dialoge - sehr lebhaft. Als gelungene Stilmittel werden Zeitungsberichte sowie Mitschriften eingefügt.


    Die Protagonisten sind reizvolle Charaktere, die undurchsichtig bleiben.


    Inhaltlich schafft es die Autorin, einige falsche Fährten zu legen. Der Thriller regt zum Miträtseln an. Die Geschichte bietet mehrere Überraschungen und Wendungen.


    Zwar ist der Thriller fesselnd und sehr kurzweilig. Dieses Mal hat mich die Auflösung jedoch leider nicht so richtig überzeugt.


    Das Cover finde ich nicht nur optisch ansprechend, sondern auch für das Genre passend. Der Titel ist nach meiner Ansicht ebenfalls gut abgestimmt.


    Mein Fazit:

    „Der finstere Pfad“ ist für mich nicht der beste Psychothriller von Jenny Blackhurst, aber dennoch ein unterhaltsames Stück Spannungsliteratur. Eine Lektüre für fesselnde Lesestunden.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    ASIN/ISBN: 3404185838

    Vogelwartin Grete Hansen ist gerne draußen in der Natur. Ihr ganzes Leben hat die 49-Jährige im kleinen Dorf hinter dem Deich verbracht. Hier zog sie ihre Tochter Anne groß und half ihrer Mutter Wilhelmine mit Haus und Hof. Als Wilhelmine stürzt und ihr Zustand kritisch ist, reist Gretes jüngere Schwester Freya an und Gretes Pläne geraten ins Wanken. Auch Anne findet zurück ins Dorf. Mehrere Geheimnisse stehen allerdings zwischen den Frauen…


    „Die Rückkehr der Kraniche“ ist ein Roman von Romy Fölck.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 31 angenehm kurzen Kapiteln. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Grete, Freya, Anne und Wilhelmine. Die Handlung ist nahe der Elbe verortet. Die Zeitangaben sind eher vage, aber die Chronologie wird eingehalten.


    Der Schreibstil ist atmosphärisch, sehr anschaulich und eindringlich. Schon nach wenigen Seiten haben mich die tollen Naturbeschreibungen für die Geschichte gewinnen können.


    Die vier Protagonistinnen sind interessant und lebensnah gestaltet. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich gut nachvollziehen.


    Inhaltlich ist der Roman nicht besonders kreativ. Familiengeschichten mit Geheimnissen gibt es zuhauf. Dennoch hat mich die Umsetzung überzeugt. Die Handlung driftet nicht in Banalitäten ab und verharrt nicht an der Oberfläche. Thematisch ist der Roman zudem durchaus facettenreich.


    Auf wenig mehr als 300 Seiten ist die Geschichte nicht immer turbulent, aber trotzdem nicht langatmig.


    Das stimmungsvolle Cover ist nicht nur hübsch, sondern passt meiner Ansicht nach recht gut. Auch der Titel gefällt mir.


    Mein Fazit:

    Mit „Die Rückkehr der Kraniche“ hat Romy Fölck meine Erwartungen voll erfüllt. Ein lesenswerter Roman für schöne Lesestunden.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Buchhändler Grimm muss nicht mehr alleine in seinem Haus im Dorf leben. Der kleine Zesel Möhrchen ist zu einem Freund und Mitbewohner geworden. Zusammen entdecken sie die Bräuche der Menschen...


    „Grimm und Möhrchen - Frühling, Sommer, Herbst … und Zesel“ von Stephanie Schneider ist der zweite Band um den Buchhändler und seinen ungewöhnlichen Mitbewohner, geeignet für Kinder ab fünf Jahren.


    Meine Meinung:

    Wieder ist das Kinderbuch in Kapitel mit einer angemessenen Länge eingeteilt. Dieses Mal sind es 14. Die Überschriften sind einfach, aber passend.


    Die Beschreibungen sind anschaulich, alle Texte für die Altersgruppe entsprechend formuliert. Zum Vorlesen eignet sich das Buch sehr gut. Wegen der großen Schrift können Grundschüler aber auch alleine darin stöbern. Besonders gefallen hat mir der immer wieder aufblitzende Wortwitz.


    Vorkenntnisse des ersten Bandes sind nicht vonnöten. Das Buch erschließt sich auch so. Ich empfehle dennoch, zunächst den Auftaktband zu lesen.


    Wie schon im ersten Buch stehen der liebenswerte Buchhändler und der Zesel im Vordergrund der Geschichte. Ein wunderbares Gespann. Vor allem der freche, sympathische Zesel konnte mich erneut begeistern.


    Inhaltlich begleitet der Leser die beiden chronologisch durch ein ganzes Jahr. Die Kapitel lassen sich auch einzeln lesen. Thematisch bietet es sich an, das Buch immer wieder zu den jeweiligen Anlässen hervorzuholen, zum Beispiel zu Karneval, im Herbst und an Weihnachten. Die Geschichte überzeugt mit fantasievollen Einfällen und pädagogisch einwandfreien Botschaften.


    Praktisch sind die zwei Lesebändchen, farblich passend in Schwarz und Weiß, denn das Buch mit mehr als 130 Seiten lässt sich nicht in einem Rutsch lesen.


    Die bunten Illustrationen von Stefanie Scharnberg sind rundum gelungen. Sie wirken zeitgemäß und sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Manche Zeichnungen erstrecken sich über eine Doppelseite, manche sind etwas kleiner. Allen gemeinsam ist, dass sie die Geschichte auf hübsche Weise bereichern und das Textverständnis erleichtern.


    Das Cover ist ebenfalls wieder sehr ansprechend geworden. Der Titel ist treffend gewählt.


    Mein Fazit:

    Mit „Grimm und Möhrchen - Frühling, Sommer, Herbst … und Zesel“ ist Stephanie Schneider eine schöne Fortsetzung ihres kreativen Kinderbuches gelungen. Wir hoffen auf weitere Geschichten über dieses Duo.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Europa im Jahr 1158: Vom royalen Hof von Eleanore von Aquitanien verstoßen, wird Marie von Frankreich, die Halbschwester der Königin, nach England geschickt. Die 17-Jährige soll die neue Priorin eines verarmten Klosters werden. Marie ist über diese Entscheidung entsetzt. Aber sie muss sich fügen…


    „Matrix“ ist ein Roman von Lauren Groff.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Teilen, wovon zwei wiederum in Kapitel untergliedert sind. Die Geschichte umspannt etliche Jahre. Erzählt wird im Präsens aus der Sicht von Marie.


    Die Sprache ist ungekünstelt, manchmal sogar etwas grob, gleichzeitig aber eindringlich und mit poetischer Note. Der Schreibstil sticht definitiv heraus.


    Zwar ist die Handlung im Mittelalter angesiedelt. Bei der Geschichte geht es aber nicht um einen typischen historischen Roman. In mehrfacher Hinsicht ist das Buch ungewöhnlich. Das trifft auch auf den Inhalt zu.


    Mit Marie steht eine interessante Protagonistin im Vordergrund, die mir zwar ein wenig fremd blieb, aber authentisch wirkt.


    Besonders angesprochen haben mich - neben der reizvollen Figur - die feministische Komponente und andere provokante Themen, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte. Leider fehlt eine Einordnung oder ein Nachwort, um den Wahrheitsgehalt und die historischen Fakten ohne eigene Recherche von der Dichtung trennen zu können.


    Auf nur etwa 300 Seiten ist das Erzähltempo mal gemächlich, mal gestrafft. Langeweile kam für mich, auch dank mehrerer Überraschungen, nicht auf.


    Das Cover ist unkonventionell für diese Art von Roman, gefällt mir unter optischen Gesichtspunkten aber sehr gut. Der Titel ist wortgetreu aus dem englischsprachigen Original übernommen.


    Mein Fazit:

    „Matrix“ von Lauren Groff ist ein ungewöhnlicher Roman, der mich zwar nicht in allen, aber in vielen Aspekten überzeugen konnte.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Der kleine Drache hat es nicht leicht. Er will keine Prinzessinnen rauben, weil das eine undankbare Aufgabe ist. Aber er hat keine Wahl und daher schlechte Laune. Und dann läuft auch noch alles schief…


    „Der kleine Raubdrache - Das vorschriftsmäßige Rauben von Prinzessinnen“ ist ein Kinderbuch von Dagmar H. Mueller, geeignet für Jungen und Mädchen ab fünf Jahren.


    Meine Meinung:

    Die Geschichte besteht aus 18 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Zeit und Ort bleiben unklar, sind aber fürs Verständnis irrelevant.


    Die Sprache ist auf die Altersgruppe abgestimmt. Die Beschreibungen sind anschaulich und gut verständlich. Der Text eignet sich gut zum Vorlesen. Einzelne Wörter wie „mucksch“ sind allerdings schon recht speziell.


    Der kleine Drache ist ein sympathischer Protagonist. Auch die frechen Prinzessinnen sind interessante Charaktere.


    Auch in inhaltlicher Hinsicht hat uns das Buch überzeugt. Die Geschichte um Drachen und Prinzessinnen, die sich gegen Rollenerwartungen, Klischees und Zwänge auflehnen, ist nicht nur ein amüsantes Lesevergnügen. Sie liefert auch Gesprächsstoff und vermittelt begrüßenswerte Botschaften.


    Die Illustrationen von Sabine Rothmund gefallen uns ebenfalls sehr gut: zeitgemäß, mit Liebe zum Detail und lustigen Elementen. Sie ergänzen die Geschichte perfekt.


    Die Covergestaltung spricht uns ebenso sehr an. Der Titel ist recht lang und etwas redundant, aber passt zum Inhalt.


    Mein Fazit:

    Mit „Der kleine Raubdrache - Das vorschriftsmäßige Rauben von Prinzessinnen“ ist Dagmar H. Mueller ein witziges Vorlesebuch gelungen, das auf liebevolle Weise mit Geschlechter- und Rollenklischees spielt. Pädagogisch sinnvoll und zugleich unterhaltsam. Wir freuen uns schon jetzt auf die angekündigte Fortsetzung.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.