Ich mag das Buch auch von Abschnitt zu Abschnitt mehr. Mittlerweile sind wir mittendrin in der Geschichte und auch andere Personen rücken in den Vordergrund, wie hier Constanze. Mich haben die Seiten über sie auch sehr gefreut, war sie bisher doch eher im Hintergrund.
Es ist wirklich atemraubend, wie man Constanze die Schuld gibt und auch wie Augusta reagiert. Wie sie vollkommen ernsthaft fragt, ob Constanze ihr gesamtes Leben wegwirft, um eine Verfehlung von Augusta zu vertuschen, die sie nicht mehr kosten wird als es die Heirat an sich tut. Daran fand ich, hat man sehr gut gesehen, wie sehr die Herrschaften sich für besser halten und wie wenig denen das Leben ihrer Angestellten wert ist - sogar von dem höher Gestellten.
Aber Constanze lässt sich nicht unterkriegen, forscht auf eigene Faust und bekommt ihr verdientes Ende, den Lohn und ein gutes Zeugnis. Aber auch von Hugo habe ich einen ersten guten Eindruck erhalten. Ich war mir nicht so sicher, ob er wirklich ein guter Kerl ist, aber zumindest bisher scheint es so zu sein.
Hedda muss zu Adelheid ziehen und die Freundschaft beginnt. Mehr als das sogar, Hedda stellt einige Fragen, zeigt Adelheid, dass man seinen Kopf auch zum Nachdenken nutzen darf, bringt ihr kleine Kniffe bei, damit sie ihre Familie weiter unterstützen kann. Klar, ganz uneigennützig sind ihre Hintergedanken nicht, muss aber auch nicht sein. Hedda gefällt mir auch immer mehr.
Wie abwertend und hässlich derweil von allen über Homosexualität geredet wird, trifft mich aber immer mitten ins Herz. Natürlich kaum jemand hat anders gedacht, selbst Betroffene ekelten sich teils vor sich selbst, aber das macht es ja eher schlimmer. Es ist noch ein verdammt langer Weg bis zu einer halbwegs offenen Welt für queere Menschen, zumindest in manchen Teilen auf der Welt.