Meine Rezension:
Inhalt:
"Du hattest recht. Die Vergangenheit holt uns ein. Der 1. Juni wird uns alle ins Verderben stürzen. Leb wohl!"
Diese SMS war die letzte, die der Mann versendet, bevor er sich in einem gemeingefährlichen Manöver als Geisterfahrer auf die Autobahn begibt, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Nach dem tragischen Suizid wird klar: Bei dem verunfalltem Fahrzeug handelt es sich um ein Dienstfahrzeug des BKA. Als kurze Zeit später weitere Mitarbeiter des BKA und selbst deren Angehörige reihenweise Selbstmord begehen, beginnt die Fassade allmählich zu bröckeln. Dietrich Hess persönlich beauftragt Sabine Nemez, sich um die angeblichen Selbstmorde zu kümmern. Schließlich führt eine Spur zu Sneijder, der sich nach seiner Suspendierung auf sein Anwesen zurück gezogen hat. Als Sabine Nachforschungen anstellt und merkt, Sneijder weiß mehr als er zugibt, hat er nur einen Tipp für sie: Sie soll sich von diesem Fall fern halten, denn er ist weitaus größer und gefährlicher, als sie sich vorstellen kann. Einige Zeit später bewahrheiten sich Sneijders Worte: Sabine verschwindet während ihrer Ermittlungen spurlos. Wird Sneijder ihr zur Hilfe eilen und sie rechtzeitig finden?
Allgemeines:
In diesem Teil der Todesreihe kann sich Sabine so richtig entfalten. Durch Sneijders Suspendierung ist sie auf sich alleine gestellt und macht ihren Job richtig gut. Es macht Spaß zuzusehen, wie sie sich vom kleinen "Eichkätzchen" zur Wildkatze entwickelt, wie auch Sneijder in Todesreigen anerkennend feststellen muss.
Und natürlich kommen auch die altbekannten Charaktere nicht zu kurz. Einige nehmen hier auch eine besondere Rolle ein. Welche genau, müsst ihr natürlich selbst nachlesen
Da die Reihe um Sneijder & Nemez in eine 5. Runde geht (YAY!) muss natürlich klar sein, dass Sneijders Suspendierung kein Dauerzustand bleibt. Wie wir aus diversen Serien, Filmen & Büchern wissen, kann so ein Manöver auch schnell mal in die Hose gehen, wenn es zu unrealistisch wirkt - aber meiner Meinung nach wurde dieses "Problem" hervorragend gelöst.
Was ich besonders bei Andreas Gruber schätze:
Anfangs sitzen wir vor einem großen Puzzle, für das sich nach und nach die richtigen Teile finden lassen, ohne das Gesamtbild zu erkennen. Somit haben wir das Gefühl, in der Geschichte voranzukommen und wir gewinnen immer wieder neue Erkenntnisse, ohne dass die Geschichte vorhersehbar wird.
Schreibstil:
In diesem Thriller dürfen wir meiner Meinung nach eine neue Seite an Andreas Gruber entdecken: Er schreibt hier deutlich grafischer und etwas härter, als in den Bänden zuvor. Ich persönlich bin ein großer Fan davon und obwohl ich viel vertrage musste ich an der ein oder anderen Stelle doch etwas schlucken und mich ekeln.
Ansonsten ist der Aufbau des Buches vergleichbar zu den Vorgängern. Wir haben mehrere größere Kapitel, die sich in kleinere unterteilen. Bei den Perspektivwechseln muss man ein kleines bisschen aufmerksamer sein, weil sie nicht alle zur gleichen Zeit stattfinden. Der Handlungsstrang um Hardy befindet sich zum Beispiel zeitlich etwas mehr in der Vergangenheit. Außerdem dürfen wir einige Szenen mehrmals erleben - allerdings aus unterschiedlichen Perspektiven. Und diese ergeben jeweils eine unterschiedliche Sicht auf die Dinge - sehr aufschlussreich!
Natürlich finden wir auch hier wieder den nötigen schwarzen Humor, vor allem von Maarten S. Sneijder, der wieder staubtrockene Sprüche von sich gibt, die aber hohen Wahrheitsgehalt haben.
Charaktere:
Maarten S. Sneijder ist nach den Ereignissen aus Todesmärchen suspendiert und zum Zusehen verdonnert. Mit Vorträgen an Unis hält er sich über Wasser.
Sabine Nemez übernimmt Sneijders Aufgabe im BKA und bildet neue Schüler zu Fallanalytikern aus. Dabei bedient sie sich Sneijders Methoden und merkt, dass sie sich doch das ein oder andere von ihm abschauen kann und konnte.
Tina Martinelli Die einzige, die gemeinsam mit Sabine Nemez die Ausbildung bei Maarten S. Sneijder über- und bestanden hat. Sabine und Tina verbindet daher mittlerweile eine Freundschaft. Gemeinsam helfen sie sich bei der Lösung ihrer Fälle wie auch schon im Vorgänger Todesmärchen.
Thomas "Hardy" Hardkovsky Der Ex-Häftling bekommt seinen eigenen Handlungsstrang. 20 Jahre lang saß er in Haft wegen Drogendelikten und Mordes. Er wurde beschuldigt, einen Brand in seinem Haus gelegt zu haben, bei dem seine Frau und seine Kinder ums Leben kamen. Doch Hardy beteuert seine Unschuld. Und als der Tag seiner Entlassung endlich gekommen ist, hat er nur ein Ziel: Die Verantwortlichen für den Tod seiner Familie zu finden.
Besonders positiv ist mir aufgefallen, dass, obwohl es sich bei Sabine und Tina um absolute Powerfrauen handelt, sie trotzdem sehr menschlich dargestellt werden. Sie brechen genauso zusammen, wenn es ihnen zu viel wird und haben Angst. Dennoch rappeln sie sich immer wieder auf und beißen sich durch. Das verleiht den Charakteren Tiefe und Sympathie und lässt eine innige Beziehung zu ihnen aufbauen.
Gegen Ende der Geschichte findet sich Sabine in einem inneren Konflikt wieder, der sehr anschaulich dargestellt wird.
Außerdem lernen wir einige neue Charaktere kennen, die wir uns in Erinnerung behalten sollten. Diese sind alle mit den gleichen Ecken & Kanten versehen, wie wir es von Andreas Gruber schon kennen und lieben.
Fazit:
Dass eine Reihe immer schwächer wird, je mehr Bände erscheinen, kann man hier in keiner Weise behaupten. Meiner Meinung nach steigert sich Andreas Gruber von Geschichte zu Geschichte. Gnadenlos lässt er den Leser leiden - und das ist gut so. Die Leichenberge stapeln sich, das Sterben wird dank des anschaulichen Schreibstils hautnah miterlebt. Wo soll das noch hinführen? Ich weiß es nicht, aber ich freue mich wahnsinnig darauf und danke Herrn Gruber mal wieder für einen Thriller, der GENAU nach meinem Geschmack ist.
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