Ich sag' mal vorweg: Ich bin gegen die Todesstrafe. Jedoch finde ich es arrogant, wenn man behauptet, dass die "Todesstrafe-Befürworter" ins Mittelalter gehen sollten und/oder unzivilisiert sind. Man kann eben gegen und für die Todesstrafe sein. Es ist eine Meinung, und eine Meinung kann meines Erachtens nicht unzivilisiert sein.
Dann noch was zu Raziel:
Zitat
Original von Raziel
Worum geht es denn dann in unserem Rechtsystem? Rache und Genugtuung haben im einundzwanzigsten Jahrhundert nichts verloren und die Strafe dient nicht der Abschreckung, gut. Resozialisierung – wenn man bedenkt, dass, ich habe die genaue Prozentzahl nicht im Kopf aber es waren deutlich mehr als 50 Prozent der Straftäter, nach verbüßen der Haftstrafe, wieder Straffällig werden, dann ist das wohl auch kein wesentlicher Punkt. Die Bevölkerung vor dem Täter zu schützen – ich frage mich wie das gehen soll wenn die meisten Täter ohne Strafe oder mit einer Strafe die eigentlich nicht als solches bezeichnet werden kann, davon kommen und die Justiz teilweise derart lächerlich unfähig ist das sie Straftäter nicht zur Rechenschaft ziehen kann. Wo also liegt jetzt der Sinn einer Bestrafung?
(Die Hervorhebung aus dem Zitat stammt von mir)
Ich denke, dass dies genau die Frage ist, die sich sehr sehr viele Menschen (zumindest hier in Deutschland) stellen. Die Unzufriedenheit gegenüber unserem Rechtssystem, die jedenfalls laut dem Medien besteht, wird noch dadurch verstärkt, dass noch nicht mal die Juristen diese Fragen, die Raziel gestellt hat, ganz beantworten können.
Zitat
[...]Ja, so ein Satz hört sich schön an, kann aber ohne Definition wohl nicht die Grundlage für das Rechtsystem sein.
Hm. Da kann man Raziel recht geben. Denn es gibt keine klare und einstimmig anerkannte Definition des Begriffes Würde. Lichts Antwort, was Würde ist, war im Grunde keine Antwort auf die Frage, was Würde ist, sondern eher, wie man diese nicht verletzt. Das ist ein großer Unterschied.
Zitat
Das glaube ich nicht. Mir fällt da zum Beispiel Dubai ein, das eine der geringsten Verbrechensraten auf der Welt hat. Harte Strafen sind eben doch abschreckend.
Ich bin jetzt nicht großartig über Dubai informiert, aber meines Wissens nach, leben dort die reichsten Menschen der Welt. Ich glaube kaum, dass man diesen Staat mit anderen vergleichen kann.
Allgemein möchte ich noch sagen (was soweit ich weiß noch nicht erwähnt wurde), dass die meisten Straftaten nur kleine Delikte sind (z.B. Scheibe des Nachbarn eingeschlagen) und die meisten Tötungen aus dem Affekt heraus geschehen.Von daher macht die Idee der "Abschreckung durch Todesstrafe" gar keinen Sinn. Relativ gesehen finden durchdachte und geplante Morde selten statt. Und wer einen Mord sorgfältig plant (er plant ihn ja deshalb, weil er sicher gehen will, dass er nicht erwischt wird), der lässt sich weder von lebenslanger Haft, noch von der Todesstrafe abschrecken. Dies wurde aber schon von einigen hier im Thread erwähnt.
Ob die Todesstrafe nun tatsächlich abschreckend wirkt, oder nicht, ich glaube, dass es dazu keine einzige überzeugende Satistik o.ä. gibt.
Man kann zwar argumentieren, dass die US-Staaten mit Todesstrafe eine hohe (oder sogar höhere) Mordrate haben, als US-Staaten ohne Todesstrafe. Aber um jetzt herauszufinden, ob das jetzt an der nicht erfolgten und nicht erfolgreichen Abschreckung liegt, muss man nun wissen, wie es denn in den jeweiligen Staaten ohne die Todesstrafe aussehen würde. Würden dort dann weniger Morde geschehen? Wenn ja, denn wäre es ein Beleg für die Gegner der Todesstrafe. Würde die Mordrate aber zunehmen, wäre dies eine Beleg dafür, dass die Todesstrafe doch abschreckend wirkt. Ich hoffe ich wisst, worauf ich hinaus möchte .
Insgesamt bin ich aber doch etwas von dir (Raziel) schockiert: Das Thema war, ob man Gegner oder Befürworter der Todesstrafe ist (im Zusammenhang mit dem "Fall" S. Hussein). Nun muss man von dir nicht nur lesen, dass du für die Todesstrafe bist, was für einige hier im Thread ja schon total unverständlich ist. Nein, man liest hier sogar, dass du für die Folter- und Prügelstrafe bist. Bist du wirklich der Meinung, Polizisten sollten jeden Verbrecher zusammenschlagen dürfen? Ohne Gerichtsverfahren? Oder soll der Verbrecher nach der Prügel nochmals von einem Richter zusätzlich bestraft werden? Tom (oder jemand anderes, habe es nicht mehr im Kopf) hat gesagt, du würdest den Unterschied zwischen Exekutive und Judikative nicht kennen. Dem stimme ich eigentlich nicht zu. Ich glaube aber, dass in"deinen Staat" die Judikative gar keine Rolle mehr spielen würde. Was machst du denn, wenn der von den Polizisten verprügelte Verbrecher (meinetwegen auch Mörder) mit einem Anwalt vor gericht erscheint? Soll der Anwalt jetzt auch verprügelt werden, weil er auf der Seite des "Bösen" steht? Ich bin, wie schon erwähnt, dagegen, wenn man eine Meinung als unzivilisiert bezeichnet. Aber bei dir fällt mir das ehrlich gesagt ziemlich schwer, dass nicht zu tun. Ich habe einfach den Eindruck, dass du dir einen Zustand wie in einer Diktatur wünscht. So verstehe ich zumindest deine Beiträge. Und deshalb verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht, warum du Saddams Tot wolltest. Der hat doch alles so gemacht, wie du es dir wünscht, inkl. Todesstrafe.
MfG,
Wile E.