Ich habe dieses Buch eigentlich nur begonnen, weil ich mich über die 50ger Jahre informieren wollte - und habe weit mehr bekommen, als ich erwartet hatte.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich konnte kaum mit dem Lesen aufhören und wann immer es mir die Zeit erlaubte, musste ich weiter lesen.
Ich fand die "Zeitreise" ungemein spannend und kann gar nicht nachvollziehen, wenn hier im Thread an einigen Stellen gesagt wurde, dass das Buch sich hinziehe.
Das fand ich überhaupt nicht. An keiner Stelle hatte ich das Gefühl, das unnütze Worte geschrieben würden.
Ich fand die Geschichte großartig. Ich litt mit der kleinen Hildegard, mir kamen sogar bei der Beerdigung ihres Großvaters und angesichts der Krankheit ihrer Cousine ein paar Tränen. Ich empfand die kleine Hildegard auch nicht als altklug. Auch ihrem weiteren Lebensweg als Schulkind und später als Backfisch, ihrem ungebrochenem Streben nach Wissen folgte ich ich gern. Es gab viele Episoden und Kleinigkeiten, die mir so nahe gingen (z.B. das Akkordeon, die Gespräche der Männer bei ihrer Kommunion)
Von besonderem Interesse war für mich auch der Katholisizmus und die strikte Trennung von den "Evangelischen" sowie die Haltung gegenüber den "Müppen" (die Flüchtlinge aus der kalten Heimat und später den Italienern)
Lediglich die Sache mit dem Alkohol fand ich etwas zu glatt gelöst.
Gefreut hat es mich immer, wenn ich einiges wiedererkannte, sei es aus Erzählungen meiner Eltern oder eigener Erfahrung. (Z.B. Hörzu und Bäckerblume, Plumsklo und wöchtenliches Bad.) Auch einige Sicht- und Verhaltensweisen der Tanten und Co kam mir bekannt vor. (z.B. wo Hildegard von ihrem Besuch bei Inge - der "Müpp" erzählt und nicht das Schöne und Gute gesehen wird, sondern nur, dass "Unkraut in der Vase war; und dass immer darauf geachtet wird, was die "Lück", die Leute denken.)
Der Dialekt bereitete mir glücklicherweise keine Schwierigkeiten, im Gegenteil, er passte einfach hin und machte das Buch erst komplett. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man dieses Buch beispielsweise in eine andere Sprache übersetzen kann.
Überhaupt fand ich die Sprache von Ulla Hahn einfach schön. Viele Sätze würde ich auch gern wie Hilla abschreiben oder sie mir in den Schuh stecken.
grüße von missmarple, die sich nochmal bei MaryRead für diesen Buchtipp bedanken möchte
edit: Da habe ich einen blöden Tippfehler entdeckt!