Gehe nicht in den Wald. Die Kreatur wartet nur darauf …
Eine abgelegene Hütte mit Blick auf einen idyllischen See. Dies ist der Ort, den die kranke Kate für ihre Heilung dringend benötigt. Aber sie und ihr Mann Andrew sind nicht allein. Etwas lauert in der Dunkelheit des Waldes. Und wie ihr Körper wird nun auch die Hütte zu einem Gefängnis für Kate …
Es gibt nur wenige Romane, welche es schon mit den ersten zwei Seiten geschafft habe, mich so in die Handlung hineinzuziehen, dass man einfach nicht mehr aufhören möchte weiterzulesen. Mit der Eröffnung von „Die Kreatur“ gelang es Autor Hunter Shea mich sofort eine Verbindung zur Hauptprotagonistin Kate Woodson herstellen zu lassen. Kate leidet an einer Autoimmunerkrankung namens Ehlers-Danlos-Syndrom, welche ihr, gepaart mit Lupus, das Leben zur Hölle macht. Nun kann ich mich insofern damit identifizieren, da yours truly selbst an einer Autoimmunerkrankung namens Multiple Sklerose erkrankt ist. Die Schilderungen der Schmerzen und sonstigen Einschränkungen in Kates Leben kamen mir schmerzlich bekannt vor, und der Umstand, dass auch ich auf Beagle abfahre, vertieften die Identifikationsberührungen noch um ein Vielfaches.
Doch jetzt wurde genug gejammert und damit komme ich auch zur Story an sich…
Hunter Shea lässt Kate so denken und regieren, wie ich es auch nicht anders tue, indem ich mit der Krankheit so sarkastisch wie nur eben möglich umgehe um sie ertragen zu können. So ist dann auch nicht alles so düster und bedrückend, wie es zwischendurch den Anschein hat.
Der Großteil des Buches dreht sich um Kate, ihren Krankheiten und den Umgang damit, doch ist dies wichtig, wenn es zum Finale der Story kommt. Nur so kann man verstehen, wie sich das Ende des Buches erklären lässt, wenn man denn bei phantastischer Literatur überhaupt eine wirkliche Erklärung braucht. Und auch wenn die lebhaftere Kate in ihrem kranken Körper gefangen ist, so ist sie dennoch kein unschuldiges Opfer.
Der Gruselfaktor ist sehr hoch. Nachdem die Protagonisten sehr ausführlich vorgestellt wurden – was hier keine Längen und unnötige Kapitel bedeutet – verlegt sich die ganze Sache in eine Gegend, in der man solche Storys wohl mit am besten ansiedeln kann: nach Maine. Dort noch an einem See, der nur wenige Häuser an seinem Ufer hat und zusätzlich auch weit weg von jeglicher Zivilisation gelegen ist.
So wird es dann auch schon recht unheimlich, wenn die Story so langsam beginnt vom rein psychologischen Horror in die Ecke der realen, körperlichen Bedrohung zu wechseln. Und um der ganzen Sache noch mehr Würze zu verleihen, schickt Autor Hunter Shea im letzten Drittel des Buches noch ein paar Protagonisten mehr in die Fänge der Kreatur und bis zum Ende ist nicht wirklich klar, wer diesen Sommerurlaub überleben wird und wieso. Der Spannungsbogen ist von Beginn an bereits sehr fest angezogen und löst sich erst auf den letzten fünf Seiten wirklich.
Man sollte sich die Danksagung am Schluss des Buches keinesfalls vor Beginn der eigentlichen Geschichte durchlesen, denn durch diese Seiten erfährt man einen Faktor, welcher die ganze Geschichte noch ein wenig unheimlicher und packender macht, als sie ohnehin schon ist.
Ich habe in meinem Leben so mache Horrorstory gelesen, und „Die Kreatur“ gehört definitiv zu einer der besten, packendsten und hat mich wohl mit am meisten persönlich berührt.