Beiträge von Lorenz Stassen

    Nina teilt ihre neuen Zukunftspläne Nicholas mit und zieht aus. Fand ich diesmal nicht zickig, aber etwas übertrieben. Sie wirft Nicholas Egoismus vor und selber? Es zwingt sie doch keiner, in der Kanzlei zu arbeiten. Man kann ihr Verhalten auch nicht immer auf ihr Trauma schieben, also das fällt mir jedenfalls etwas schwer. Das sie Angst hat, ist nachvollziehbar, aber nicht immer ihre Reaktionen.

    Du hast völlig recht, dass es nicht nur mit diese Trauma zu tun hat. Ich sehe Nina in einer Selbstfindungsphase. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber: Wenn ich selbst noch nicht weiß, was ich will und mich fragt ständig einer: Was willst du denn? - Dann bin ich richtig mies gelaunt. (Zickig.) So wollte ich Ninas Verhalten angelegen. Dass sie dabei nicht immer nett rüberkommt, gehört für mich dazu. Oder was meint ihr?

    Zu Mellers Enttäuschung will Nina nach dem Staatsexamen nicht zurück in die Kanzlei, sondern eigene Wege gehen. Das finde ich völlig ok. Ich könnte mir auch vorstellen, daß das bei zukünftigen Fällen (es gibt hoffentlich welche Lorenz Stassen  :grin) einen besonderen Kick ausmachen könnte.

    Es wird weitere Teile geben. Nina wird einen eigenen Weg gehen, der sie aber wieder zu Nicholas hinführen wird. Mehr verrate ich nicht.

    Ich hatte gestern eine Buchpremiere in einer Buchhandlung in Köln. Obwohl über 50 Gäste anwesend waren, (und eigentlich 60 hätten kommen sollen), hatte der Buchhändler nur etwa dreißig Exemplare vom "Blutacker" da. Die waren ruckzuck weg. Viele sind ohne signiertes Exemplar nach Hause gegangen. Manchmal fragt man sich schon, womit Buchhändler ihr Geld verdienen? (Und dann darüber schimpfen, dass die Leute bei Amazon kaufen.)

    Lumos Ich freue mich über das, was du schreibst. Blutacker hat mehr autobiographische Anteile als Angstmörder. Ich habe das mal selbst erlebt, wie Geld und Erfolg den Charakter verderben können. Das war, als ich vom erfolglosen Autor zum erfolgreiche Drehbuchautor gewechselt bin. Diese Erfahrungen habe ich in das Buch eingebracht.

    Aber es heißt ja: "Wenn Geld den Charakter NACHHALTIG verderben, dann war schon vorher kein Charakter vorhanden."

    Ich bin recht gut ins Buch gekommen, muss aber sagen das es mich bisher noch nicht so umhaut wie der erste Teil... mir fehlt bisher irgendwas, klar es ist schon spannend, aber es haut mich noch nicht um

    Liegt es vielleicht daran, dass du die Figuren bereits kennst oder haben sie sich in einer Art und Weise verändert, wie du es nicht magst?

    Ich rate in jedem Fall dazu, weiter zu lesen, denn das dicke Ende kommt zum Schluss.

    Meine Intention bei diesem Buch war es, diesmal keinen gewöhnlichen Serienkiller zu erzählen. Das Wesen eines Psychopathen liegt darin, dass er sich tarnt und man ihn erst erkennt, wenn es meist schon zu spät ist. Diese Tarnung bezieht sich auch auf den Fall, um den es geht. Nicholas hat noch keine Ahnung, in was er da hineingeraten ist.

    Dass ihr Nina zickig findet, finde ich interessant. Und richtig gut. Ich habe das so geschrieben vor dem Hintergrund, dass sie sich heimlich mit einem anderen Mann getroffen hat.

    Mir persönlich sind in Büchern Figuren lieber, die Ecken und Kanten haben, an denen man sich auch manchmal stößt. Darum empfinde ich diesen Einwand als positiv. - Ich hoffe nur, dass es nicht so weit geht, dass ihr Nina nicht mehr mögt.

    Was die Ermordung Marcos angeht, da habe ich richtig recherchiert und mich sogar mit jemand getroffen, der sich mit so etwas auskennt. Das Besondere ist ja, dass der Mörder eigentlich nur ein Mal bewusst zusticht, das macht ihn zum Profi. Was Kommissar Rongen ja auch bemerkt. Für diesen Teil der Geschichte habe ich recht lang gebraucht, bis er saß. Umso mehr freut es mich, dass dieser Satz am Ende des Kapitels funktioniert und zum Denken anregt.

    Lumos Schau mal in den Klappentext, wo ich herkomme. Aus Solingen. Natürlich war ich schon mal bergisch Kaffeetrinken :)


    Nun zu Marco. - Er hätte überlebt. Der Mörder (Tarek) ist ein Vollprofi. Er mordet nicht aus Spaß, nur aus gutem Grund, dann aber eiskalt und skrupellos. Möchtet ihr so jemandem mal begegnen?

    Hätte Marco sich anders verhalten, wäre es ungefähr so abgelaufen:

    "Jetzt hör mir gut zu. Du sagst, dass hier einer eingebrochen ist und Pakete geklaut hat. Mehr nicht. Wenn du der Polizei mehr sagst, sehen wir beide uns wieder." Abgang. Marco hätte sich in die Hose geschissen vor Angst und nur den Diebstahl gemeldet.

    Dann hätte es die ganze Geschichte nicht gegeben. Wegen eines blöden Diebstahls würde die Kölner Polizei keinen großen Aufriss machen. Aber ab dem Moment, wo Marco in das Messer boxt, seine Finger verliert, da wird daraus ein Raubüberfall. Damit ist Marcos Schicksal besiegelt. Tarek kann kein Risiko mehr eingehen.

    Mir ist dieser letzte Satz des Kapitels sehr wichtig. Denn er beschreibt den Tenor der Geschichte: Die Banalität des Verbrechens und die Sinnlosigkeit. Marcos Tod war sinnlos. Überflüssig. Tragisch. Und er bringt alles ins Rollen.

    Ich liebe so Momente in Büchern und Filmen. Kennt ihr die Serie "Fargo"?

    Hallo zusammen.

    Ich begrüße alle Teilnehmer recht herzlich zu der "Blutaker"-Leserunde.

    So oft es geht, werde ich auf dieser Seite reinschauen und eure Fragen ausführlich beantworten.

    Freue mich schon sehr auf einen regen Austausch.


    Viel Spaß.


    Euer Lorenz

    Zitat

    Original von nofret78


    Dann bin ich wohl eine der wenigen die allerlei nützlichen Kram im Kofferraum ( zwar keinen Hammer, aber dafür eine XXL Maglite) hat, ich könnte damit wohl auch jemanden befreien und zwar so richtig MacGyvermäßig :lache



    Wenn man einen alten Alfa Romeo fährt, sollte man so einiges an Handwerkszeug im Kofferraum dabei haben. Zum Beispiel: Wenn man ein Rad wechseln muss und die Radmuttern lassen sich nicht lösen, weil sie festgerostet sind, dann kann man mit einem Hammer dagegen klopfen, während man den Radmutterschlüssel ansetzt. Das funktioniert. Bin früher alte Autos gefahren. :-)

    Zitat

    Original von maikaefer


    Mag bitte Irgendjemand meine Frage nach der Mutter beantworten? :cry
    Edit: Ich formuliere mal um... es war spät bzw früh heute Nacht :grin
    Also, ich halte Sigrid NICHT für B.s Mutter. Sie sollte doch laut G. von B. umgebracht worden sein. B,s Mutter war die Frau, die ihn mit den Stäbchen misshandelt hat. Die hatte doch, eingesperrt vom Anwalt, überlebt. Oder seh ich da was falsch?



    Da siehst du was falsch, hier kommt die Antwort.
    Güttner ist Bodgans Vater, aber seine verschwundene Frau (Sigrid) ist nicht Bogdans Mutter. Bogdans Mutter wird von Meller im Keller eingesperrt und von der Polizei befreit. Erst ein paar Tage später (ich weiß gerade nicht wie lange) verstirbt sie an Tabletten und es sieht nach Selbstmord aus.
    Meller glaubt, dass der Selbstmord der Mutter ebenso wenig einer war, wie der Selbstmord Bogdans. Güttner hat versucht, alle Spuren zu vernichten. Er muss auch über den Tod seines Sohnes hinaus Angst vor ihm haben, denn er weiß ja, dass man bei Sigrids Leiche etwas finden wird. ...


    Ist das Missverständnis geklärt? Sonst nochmal nachfragen, ich habe gerade kein Buch zur Hand, um die Seitenzahlen zu benennen.

    Zitat

    Original von Lesebiene
    Was mir noch aufgefallen ist, als Christine Hofner anruft, war er auf Arbeit und hat sich trotzdem mit falschem Name
    am Handy gemeldet. :gruebel


    Richtig. Der Angstmörder hat ein eigenes Büro. Es war niemand bei ihm und er hat Christines Nummer im Handy eingespeichert, sieht also, wenn sie anruft. Bei einer unbekannten Nummer würde er sich einfach nicht mit Namen melden, sondern nur mit "Hallo".

    Zitat

    Original von Lesebiene
    Ich freue mich auch weiter von Nicholas zu lesen. Wie geht es mit ihm weiter? Als Anwalt oder Detektiv (immerhin hat er illegal eine Waffe benutzt).


    Nicholas bleibt Anwalt. Auch wenn ihm die Waffe nicht gehört hat und illegal war, so handelte es sich bei der Schießerei eindeutig um eine Notwehrsituation. Außerdem hat die Staatsanwaltschaft erst einmal andere Probleme zu lösen, als den Mann anzuklagen, der den Angstmörder zur Strecke gebracht hat.
    Im nächsten Buch arbeitet Meller auf einem anderen Level, er ist erfolgreich, was ihm aber nicht unbedingt gut tut. Stichwort: Höhenflug. So sind Männer in seinem Alter nun mal, aber er hat ja zum Glück Nina, die ihn wieder einnordet.
    Was aus den beiden wird, verrate ich noch nicht. (Es gibt da ja auch noch Franka ...)


    Hatte ich schon erwähnt, dass auch der dritte Teil fest eingeplant ist? (Natürlich nur, wenn sich der "Angstmörder" und sein Nachfolger gut verkaufen.)

    Zitat

    Original von nofret78


    Ja! :-] Ich freue mich schon auf das zweite Buch. In der Hoffnung, dass Sokolov eine große Rolle spielen wird , der ist doch im Fall der ermordeten Prostituierten involviert. Ich gehe doch stark davon aus, dass dieser Fall noch gelöst wird, oder? :grin



    Da würde ich auch von ausgehen. Der Autor mag Sokolow. :-)

    Zitat

    Original von Alice
    Ich finde die Vorstellung zum Kotzen. Trotzdem frage ich mich, ob dem Mann nicht von ärztlicher Seite geholfen werden könnte. Wenn Frauen Schmerzen im Genitalbereich haben, finden sie doch auch Hilfe.
    Erektionsschmerzen dürften doch kein lebenslanges Schicksal sein.
    Weiß da jemand etwas darüber?




    Ich habe das Thema bei zwei Ärzten recherchiert. Schmerztherapie steckt immer noch in den Kinderschuhen und damals, als Marius ein Kind war, wusste man viele Dinge noch nicht. Ob man ihm hätte helfen können, ist reine Spekulation.
    Aber es geht hier nicht um medizinische Feinheiten. Das Entscheidende ist etwas anderes: Um medizinisch in einem solchen Fall etwas tun zu können, hätte die Mutter mit ihrem Sohn zum Arzt gehen müssen. Und der hätte irgendwann herausgefunden, wie es zu diesen Verletzungen kam. Das "Münchhausen-Syndrom" ist jedem Arzt bekannt. Also hat die Mutter ihren Einfluss auf den Sohn genutzt, dass dieses Problem nicht beseitigt wird. Aus dieser Mutter-Sohn-Beziehung resultiert der Hass, der schließlich zu der Mordserie führt.

    Der Text auf dem Buchrücken ist wie leider sehr oft ziemlich daneben. Manche Autoren erzählen, sie müssten die Gestaltung dem Verlag überlassen. Ob das hier auch so war?


    Zwei Fragen habe ich an Lorenz:
    Die Erklärung des Wortes "Angstmörder" fand ich nicht schlüssig. Und warum ein Mensch aus Angst vor Schmerzen andere bestialisch ermorden sollte, kann ich nicht nachvollziehen. Das Wort "Angstmörder" impliziert für mich unnötiges Verständnis für den Mörder.
    Du legst die Antwort deiner Romanfigur in den Mund. Was ist deine Meinung als Mensch dazu?


    Und meine zweite Frage: Warum hast du ausgerechnet dieses Motiv ausgewählt? Ich kenne ja viele Krimis, auch Horrorromane, und somit viele fürchterliche Tatmotive... aber von dieser perversen Praxis der Penisverletzung und -quälerei habe ich noch nicht gehört. Und dass eine Mutter ihren eigenen Sohn dieser Perversion aussetzt und auch nicht von Ärzten daran gehindert wird, so etwas verursacht mir Gänsehaut. Mir ist übel.[/quote]





    Zum Buchrückentext. Den habe ich wirklich dem Verlag überlassen. Hätte ich ihn geschrieben, wäre er schlechter geworden, bin ich mir sicher. Manchmal muss man als Autor auch einfach den Profis vertrauen, die das schon länger machen.


    Nun zu Deinen Fragen:
    Der "Angstmörder" ist ein Mörder, der seinen modus operandi daraus zieht, dass er Angst hat, erwischt zu werden. (Die Angst vor den Schmerzen führt zu einem völlig gestörten Verhältnis zu Frauen. Das ist aber nicht das eigentliche Tatmotiv.) Das Tatmotiv ist Hass. Und Rache für viele Jahre der Demütigungen. Er möchte seine Mutter töten. Aber sie hat ihn in der Hand. Die Aggressionen und der Hass müssen irgendwohin, er beginnt, andere Frauen stellvertretend für seine Mutter zu töten. (Solche Mörder gibt es tatsächlich in der Realität.) Der Aggressionsabbau funktioniert natürlich nicht, weil das eigentliche Problem bestehen bleibt: Die Mutter. - Seine Angst, erwischt zu werden, macht ihn zum "Angstmörder". Seine Angst ist der Grund, dass er übertrieben genau plant. Sein Plan funktioniert auch, zumindest was die Polizei betrifft, die fallen darauf rein. Aber Nina und Meller durchschauen das Spiel. Aleksandr Sokolow gibt den entscheidenden Anstoss dazu.
    Mir ist es wichtig, dass hier nichts relativiert oder entschuldigt wird. Der Angstmörder ist ein Psychopath, ohne Wenn und Aber! Ein berühmter Profiler des FBI hat mal sinngemäß gesagt: "Jeder Mensch darf Gewaltfantasien haben, das ist gesetzlich nicht verboten. Aber in dem Moment, wenn er/sie die Fantasien in die Realität umsetzt, überschreitet der Mensch eine Schwelle, von wo aus es kein Zurück mehr gibt."


    Die zweite Frage: warum dieses Motiv? - Liebe und Sexualität ist etwas Schönes, finde ich. Ist da die Vorstellung nicht schrecklich, dass jede Annäherung zu einer Frau in Verbindung mit einer Erektion zu schrecklichen Schmerzen führt?
    Ja, da wird mir auch übel bei dem Gedanken. Aber es ist zum Glück nur Fiktion.
    Ich möchte, wenn ich lese, eine Achterbahnfahrt von Gefühlszuständen erleben. Weiß nicht, wie es euch geht.