Der Text auf dem Buchrücken ist wie leider sehr oft ziemlich daneben. Manche Autoren erzählen, sie müssten die Gestaltung dem Verlag überlassen. Ob das hier auch so war?
Zwei Fragen habe ich an Lorenz:
Die Erklärung des Wortes "Angstmörder" fand ich nicht schlüssig. Und warum ein Mensch aus Angst vor Schmerzen andere bestialisch ermorden sollte, kann ich nicht nachvollziehen. Das Wort "Angstmörder" impliziert für mich unnötiges Verständnis für den Mörder.
Du legst die Antwort deiner Romanfigur in den Mund. Was ist deine Meinung als Mensch dazu?
Und meine zweite Frage: Warum hast du ausgerechnet dieses Motiv ausgewählt? Ich kenne ja viele Krimis, auch Horrorromane, und somit viele fürchterliche Tatmotive... aber von dieser perversen Praxis der Penisverletzung und -quälerei habe ich noch nicht gehört. Und dass eine Mutter ihren eigenen Sohn dieser Perversion aussetzt und auch nicht von Ärzten daran gehindert wird, so etwas verursacht mir Gänsehaut. Mir ist übel.[/quote]
Zum Buchrückentext. Den habe ich wirklich dem Verlag überlassen. Hätte ich ihn geschrieben, wäre er schlechter geworden, bin ich mir sicher. Manchmal muss man als Autor auch einfach den Profis vertrauen, die das schon länger machen.
Nun zu Deinen Fragen:
Der "Angstmörder" ist ein Mörder, der seinen modus operandi daraus zieht, dass er Angst hat, erwischt zu werden. (Die Angst vor den Schmerzen führt zu einem völlig gestörten Verhältnis zu Frauen. Das ist aber nicht das eigentliche Tatmotiv.) Das Tatmotiv ist Hass. Und Rache für viele Jahre der Demütigungen. Er möchte seine Mutter töten. Aber sie hat ihn in der Hand. Die Aggressionen und der Hass müssen irgendwohin, er beginnt, andere Frauen stellvertretend für seine Mutter zu töten. (Solche Mörder gibt es tatsächlich in der Realität.) Der Aggressionsabbau funktioniert natürlich nicht, weil das eigentliche Problem bestehen bleibt: Die Mutter. - Seine Angst, erwischt zu werden, macht ihn zum "Angstmörder". Seine Angst ist der Grund, dass er übertrieben genau plant. Sein Plan funktioniert auch, zumindest was die Polizei betrifft, die fallen darauf rein. Aber Nina und Meller durchschauen das Spiel. Aleksandr Sokolow gibt den entscheidenden Anstoss dazu.
Mir ist es wichtig, dass hier nichts relativiert oder entschuldigt wird. Der Angstmörder ist ein Psychopath, ohne Wenn und Aber! Ein berühmter Profiler des FBI hat mal sinngemäß gesagt: "Jeder Mensch darf Gewaltfantasien haben, das ist gesetzlich nicht verboten. Aber in dem Moment, wenn er/sie die Fantasien in die Realität umsetzt, überschreitet der Mensch eine Schwelle, von wo aus es kein Zurück mehr gibt."
Die zweite Frage: warum dieses Motiv? - Liebe und Sexualität ist etwas Schönes, finde ich. Ist da die Vorstellung nicht schrecklich, dass jede Annäherung zu einer Frau in Verbindung mit einer Erektion zu schrecklichen Schmerzen führt?
Ja, da wird mir auch übel bei dem Gedanken. Aber es ist zum Glück nur Fiktion.
Ich möchte, wenn ich lese, eine Achterbahnfahrt von Gefühlszuständen erleben. Weiß nicht, wie es euch geht.