ASIN/ISBN: 3910248020
Ergänz doch bitte noch den Autorennamen in der Threadbezeichnung. little sparrow
Sehr gern.
Das ist mir wohl durchgerutscht. Vielen Dank fürs "Erinnermich".
ASIN/ISBN: 3910248020
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Sehr gern.
Das ist mir wohl durchgerutscht. Vielen Dank fürs "Erinnermich".
Als Rangerin im Politik-Dschungel erzählt die Geschichte von Maria Henk und ihrer Arbeit in der Politik. Sie hetzt von Termin zu Krisenkommunikation, stellt sich schützend vor oder an die Seite von Politikern, beobachtet Nachrichten und Meldungen auf Social Media Kanälen und ist 24 Stunden per Mobiltelefon erreichbar.
Nach einigen Jahren von ihrem politischen Handeln ausgepowert und unzufrieden beschließt Maria Ruhe zu tanken und sich mehr mit ihrer Verbundenheit zur Natur zu beschäftigen und entscheidet sich für eine kurze Auszeit nach Afrika zu gehen.
Für einen größtmöglichen Nutzen und um mehr über das Land zu erfahren, nimmt sie an einer Schulung als Rangerin teil. Während der Ausbildung fällt Maria mehr und mehr auf, wie sozial und demokratisch - oder eben auch nicht - es in der Tierwelt zugeht. Sie zieht Vergleiche zur Politik und muss über die eine und andere Begebenheit aus ihrer beruflichen Karriere schmunzeln.
Maria lernt die Freiheit im Okavango-Delta zu schätzen und gleichzeitig sieht sie die schützenden Wände ihrer Zeit in Berlin. Ich genieße es an der Seite von Maria Henk gleichzeitig die Vor- und Nachteile auszuloten. Dabei habe ich beim Lesen einen großen Vorteil: ich weiß, wie sich die Natur in Botswana anfühlt. Ich weiß, wie nah der Sternenhimmel ist. Ich weiß, wie es ist, ein mulmiges Gefühl im Magen zu haben, wenn ich die Gefahr durch ein wildes Tier beinahe greifen kann.
Maria Henk schildert ihre Begegnungen im Okavango-Delta bildhaft und lässt mich als Leserin an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Das macht für mich ihr Politikerleben wie auch die Umgebung in Botswana greifbar.
Fazit
Als Rangerin im Politik-Dschungel ist für alle, die einen kleinen Einblick in den politischen Alltag und gleichzeitig den Blick in eine mögliche Auszeit in Afrika werfen wollen. Und für alle, die sich gern an der Seite von Maria Henk eine eigene Auszeit gönnen wollen und unterhalten werden möchten.
ASIN/ISBN: 3910248020 |
Fang jetzt bloß nicht an zu lieben erzählt die Geschichte von Harriet Hatley. Harriet ist Hochzeitsfotografin, kann mit Romantik wenig anfangen und ist aus Überzeugung mit ihrem langjährigen Freund zusammen und nicht verheiratet. Als dieser ihr jedoch vor seinen Eltern einen Heiratsantrag macht, fühlt sie sich so unter Druck gesetzt, dass sie den Heiratsantrag annimmt.
Wenige Stunden später löst Harriet die Verlobung, zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus und mietet notgedrungen und ungesehen als Untermieterin ein Zimmer bei einem jungen Mann namens Cal.
Als wäre die gelöste Verlobung ein Ventil, dass sich nicht mehr schließen lässt, wirbelt diese nun Harriets Leben ordentlich durcheinander. Ihr Job als Hochzeitsfotografin, die Beziehung zu ihrem langjährigen Freund, Harriets Vergangenheit - mit einem Mal ist Harriets Zukunft in allen Bereichen ungewiss.
Fang jetzt bloß nicht an zu lieben ist ein Roman der mich zum Schmunzeln und zum Lachen bringt. Eine Geschichte, die aufgregend und einfühlsam erzählt ist und die mich zum Nachdenken anregt. Viele aktuelle Themen in zwischenmenschlichen Beziehungen werden angesprochen. Ich erlebe mit Harriet an meiner Seite die Spannbreite von emotionalem Missbrauch und was es heißt, in den sozialen Medien der Ungnade der Leserschaft ausgeliefert zu sein. Und ich erlebe eine Harriet, die diese Herausforderungen annimmt, darunter leidet und - auch wenn es schwer fällt - nach Lösungen sucht. Die Charaktere, die Harriet auf dieser abenteuerlichen Reise namens Leben begleiten, sind ihr dabei nicht immer eine Stütze.
Mir gefällt Harriets Art. Sie ist lebenslustig, charmant, herrlich unperfekt und absolut liebenswert.
Britta Steffenhagen als Sprecherin verleiht Harriet mit ihrer Stimme Leben. Besonders schön finde ich die Momente, in denen Harriets Art zum Tragen kommt. Die Neugierde beispielsweise ist beinahe greifbar, wenn Harriet ihre Fragen stellt. Es fühlt sich an, als würde Harriet neben mir stehen und ihrem Gegenüber Löcher in den Bauch fragen.
Mhairi McFarlane hat einen wunderbar bildhaften Schreibstil. Mir gefällt die Ausdrucksweise und die Ausdrucksstärke. Das ist genau die Art von Humor, die mich zum Lachen bringt, meine Neugierde weckt und mich bei der Geschichte hält. Ich kann gar nicht anders als Harriet und auch Mhairi McFarlane in mein Herz zu schließen.
Fang jetzt bloß nicht an zu lieben war mein erster Roman von Mhairi McFarlane. Nun wurde meine Wunschliste um ihre bisher erschienen Romane ergänzt.
Fazit
Fang jetzt bloß nicht an zu lieben ist für alle, die rosarote Cover und mitreissende Geschichten lieben, in denen es um ernste Themen geht und man mit der Protagonistin mitfiebern und lachen kann.
ASIN/ISBN: 3426529343 |
Book of night erzählt die Geschichte von Charlie Hall. Charlie Hall arbeitet als Barkeeperin. Sie hat ein Händchen dafür, die falschen Entscheidungen zu treffen und musste sich deshalb schon früh darin üben, glaubhaft zu lügen. Das kommt ihr in der Welt der Schattenmagie manches Mal rettend zugute.
In der Welt der Schattenmagie gibt es Geschöpfe, die um alles in der Welt die Magie der Schatten kontrollieren wollen. Charlie Hall kommt in große Bedrängnis, weil sie wieder einmal die falsche Entscheidung trifft, am falschen Ort ist, sich nicht wehren kann und leider ganz phantastisch stehlen kann. Mit solchen Attributen ausgestattet, muss man zwangsläufig in der Düsternis um sein Leben bangen und kämpfen, denke ich.
Holly Black schreibt sich mit Book of night in mein Herz und nimmt die Protagonistin Charlie Hall gleich dorthin mit. Ich mag die spröde wirkende Charlie, ihren Humor und ihren Einfallsreichtum. Kaum hatte ich die ersten Minuten der Geschichte gehört, war ich auch schon mitten im Geschehen.
Die Stimme von Vanida Karun macht es mir leicht mit Charlie unterwegs zu sein und mich sprichwörtlich an ihre Fersen zu heften. Vanida Karun lässt Charlie zart und zerbrechlich und gleichzeitig unnachgiebig und wandelbar zugleich wirken. Dabei bleibt Charlie sich selbst immer treu. Nur zeigen muss sie ihren Widersachern ja nicht, wie sie sich fühlt oder um was es ihr persönlich geht.
Die Geschichte hatte mich von Anfang bis Ende in ihrem Bann und ich habe jede Sekunde an Charlies Seite genossen.
Book of night ist für alle, die dunkle Fantasy-Geschichten lieben und sich von Schattenmagie nicht abschrecken lassen. Ich hatte viel Freude an der Geschichte um Charlie Hall und würde mich freuen, ihr einmal wieder zu begegnen.
ASIN/ISBN: 1250850126 |
Das Schlaflabor erzählt die Geschichte von Tom Sonnborn. Tom Sonnborn leidet unter Schlaflosigkeit. Und das seit geraumer Zeit. Jeden Morgen steigt er unausgeschlafen aus dem Bett und schleppt sich durch den Tag. Arztbesuche, Untersuchungen, Schlafmittel und lauter Zeugs, das Entspannung und Schlaf verspricht, hat Tom bereits ausprobiert. Doch der Schlaf lässt weiter auf sich warten.
Sein Neurologe Dr. Erik Hellmann und mehr als ein Freund der Familie weiß auch keinen ärztlichen Rat. Nur eines weiß er: die Idee, in die sich Tom verrannt hat, sich in eine Schweizer Klinik zu astronomischen Preisen zu begeben, hält er für wenig zielführend.
Als Tom jedoch nach monatelangem Schlafentzug völlig entkräftet ist, kann ihn auch Erik nicht mehr davon abhalten.
Trotzdem sich die Ankunft und die Unterbringung in der Klinik ungewohnt und eher abstoßend als einladend anfühlt, kann Tom sich dem Hochgefühl von Erfolg nicht erwehren. Er schläft. Er fühlt sich erholt. Er kann sich nur nicht mehr erinnern, wie all das Blut auf seinen Körper gekommen ist. Und auf den Boden. Und auf seine Sachen.
Das Schlaflabor entwickelte sich bereits nach den ersten Seiten zu einem atemberaubenden Leseerlebnis. Kaum hatte ich die ersten Zeilen gelesen, war der Tagesabschnitt auch schon gelesen. Nur mit Mühe und aufgrund der abendlichen Uhrzeit habe ich das Buch aus der Hand gelegt. Die Spannung war da und wurde über das Geschehen hinweg gehalten. Die Charaktere waren sauber ausgearbeitet. Sie hatten Ecken und Kanten, waren nie zu unsympathisch aber auch nicht sonderlich liebenswert. Das Gefühl des Nichtschlafenkönnens und das Gefühl sich nicht erholt zu fühlen, war präsent und der Wunsch nach Schlaf und Erholung spürbar und vor allem in greifbarer Nähe.
In greifbarer Nähe war aber auch immer die Gefahr. Nur zu Fassen bekam weder ich sie, noch die eingeschaltete Polizei. Ermittlungen in Deutschland und in der Schweiz liefen schleppend und ich war viel zu fasziniert vom Geschehen, als dass ich die Ermittlungen hätte vorantreiben wollen.
Aber Vorsicht: ohne Disziplin wird aus dem Lesevergnügen schnell eine schlaflose Nacht.
"Und das heißt?" "Der Frontallappen ist unter anderem für die Impulskontrolle zuständig. Dieser Bereich im Gehirn ist auch dafür zuständig, dass wir die Selbstbeherrschung nicht verlieren." - Seite 160
Marc Meller hat mit Das Schlaflabor einen Thriller erdacht, der fesselnd und informativ zugleich durch das Geschehen führt. Ein paar Fachbegriffe fließen ein in einen durchweg flüssigen Erzählstil, der bei allem Wissen nie belehrend sondern weiterhin spannend bleibt. Ich habe jede Seite genossen.
Fazit
Wer atemberaubende Thriller mit Szenenwechsel und überraschenden Wendungen mag, hat mit Das Schlaflabor ein großartiges, spannendes Leseerlebnis.
Das freut mich, Dieter.
Ich wünsche dir viel Freude mit "Unschuld".
Ich mag den Erzählstil von Takis Würger und bin jetzt sehr gespannt auf deine Meinung zum Buch.
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende
Unschuld erzählt die Geschichte von Molly. Molly Carver ist dreiundzwanzig Jahre alt als ich sie kennenlerne. Molly mag keine M-Wörter, keine R-Wörter und um Verneinungen macht sie wegen der N´s auch eher einen großen Bogen. Diese Wörter kann sie nur stotternd aussprechen. Deshalb macht es ihr auch nichts aus, dass sie zurückgezogen in einem Keller, den sie sich mit ihrem Onkel und zwei Katzen teilt, lebt. Was ihr aber sehr wohl etwas ausmacht, ist, dass ihr Vater Florentin im Gefängnis sitzt. Unschuldig. Und sie hat nur noch wenige Tage Zeit seine Unschuld zu beweisen.
35 Tage, dann soll ihr Vater hingerichtet werden. Zwei Dinge könnten ihn davor bewahren: ein Beweis, dass er doch unschuldig verurteilt wurde oder aber eine Begnadigung, angestrebt von dem Vater des damals 16-jährigen Opfers Casper Rosendale. Nach 10 Jahren Haft eine schier unlösbare Aufgabe. Doch Molly hat schon einen Plan: sie bewirbt sich als Dienstmädchen im Hause Rosendale und fährt zurück in ihre Heimatstadt.
Ich mag Molly. Ich mag die 23jährige Molly, die ihre Worte abwägt und sich in Zurückhaltung übt. Und ich mag die kindliche und die jugendliche Molly, die mit den Hänseleien der Mitschüler klarkommen muss, die als Kind schon auf ihren Vater aufpasst und die mit 13 Jahren miterleben muss, wie sie ihren Vater verliert, als er als Mörder verurteilt in den Knast geht.
Molly ist wie die See. Sie ist ungestüm bei Sturm und einladend still, wenn kein Lüftlein weht. Doch meistens tobt in ihrem Inneren ein Sturm. In ihrer Kindheit und auch jetzt im jungen Erwachsenenalter.
Takis Würger haucht dieser jungen Frau, diesem Mädchen, Leben ein. Er gibt ihr eine Seele. Molly ist so voller Farbe und so voller Gefühl. Es ist eine wahre Freude für mich, sie zu begleiten. Auch wenn ihr Vorhaben alles andere als einfach ist.
Die weiteren Charaktere, Mollys Vater Florentin, die Rosendales, auch sie nehmen zwischen den Seiten Gestalt an. Sie nehmen mich mit, zeigen mir ihre Welt, ihre Eindrücke, ihre Ängste und Wünsche.
"Als wäre das Leben eine Orange, die Joel aus Angst, nur einen einzigen Tropfen Saft zu verlieren, jeden Tag versuchte im Ganzen zu schlucken." - Seite78
Takis Würger versteht es so zu schreiben, dass ich nicht aufhören mag zu lesen. Es ist mir ein Fest mit Molly die Geschichte der Rosendales zu entdecken. Die Gefahr zu spüren, die Hoffnungen zu teilen und sich an Tagen, an denen man gefühlt nichts erreicht hat, versucht über Wasser zu halten.
"Weißt du noch, dass die Seepferdchen anders sind als alle anderen Fische im Meer? Weil die Seepferdchenpapas die Einzigen da draußen sind, die schwanger werden und sich allein um die Kleinen kümmern?" - Seite 31
Dieses große Einfühlungsvermögen macht Unschuld zu einem ganz besonderen Leseerlebnis. Ganz unabhängig davon, dass Takis Würger in diesem Roman große Themen anspricht. Es geht um das, was ein Mensch sich leisten kann aufgrund seiner Herkunft und aufgrund seiner Position, um Waffen, um Krankheit und um das System.
Ich würde lügen, wenn ich sagte, ich würde Unschuld gern noch einmal ein erstes Mal lesen. Tatsache ist: ich möchte es noch ein zweites, ein drittes Mal lesen, um auch den Dingen gewahr zu werden, die ich vielleicht beim ersten Lesen verpasst habe.
Eine Stelle im Buch versetzte durch die entstandene emotionale Nähe mein Herz in Aufruhr. Nur noch fünf Tage bis zur Hinrichtung und am Ende des Kapitels dachte ich "Wie kann man so schreiben, dass ich nicht aufhören mag zu lesen? So eine sensible Seele, solch große Empathie!"
Takis Würger geht sehr liebevoll mit seinen Charakteren um. - Ganz egal, was sie auch für Eigenarten haben. Er schafft es, in ihnen allen den Menschen zu sehen und mir als Leserin zu zeigen.
Unschuld ist für alle, die sich in ein Amerika auf dem Lande zu reichen Leuten begeben wollen. Die Werte, Ungerechtigkeiten, Freundschaft und Zuneigung bei völlig verkrustet wirkenden Charakteren entdecken wollen. Und für alle, die wissen, dass wenn im Klappentext steht: "Wenn alle Lügen. Und niemand unschuldig ist." niemand wirklich unschuldig sein kann.
ASIN/ISBN: 3328601686 |
Feldpost erzählt die Geschichte der beiden miteinander befreundeten Familien Kuhn und Martens. Während Gerhard Kuhn ein Fuhrparkunternehmen führt und nichts von dem ganzen Brimborium um Hitler hält, fügt sich der Apotheker Hermann Martens in die NSDAP ein. Gerhard Kuhn macht anfangs aus seiner Meinung auch keinen Hehl. Deshalb landet er kurz darauf auch im Gefängnis. Die Lage spitzt sich zu, als im Namen des Führers auch noch seine Fahrzeuge benötigt werden, die Gerhard jedoch dringend für seine Arbeit benötigt.
Die Kinder Adele und Albert Kuhn sowie Dietlind und Richard Martens wachsen gemeinsam auf und pflegen eine innige Freundschaft. Aufgrund der politisch gegensätzlichen Einstellungen der Eltern wird die Freundschaft auf eine harte Probe gestellt.
Mechtild Borrmann erzählt die Geschichte um diese beiden Familien sehr eindrücklich und einfühlsam. Im Wechsel erfahre ich aus rückblickenden und noch zu ermittelnden Begebenheiten aus dem Jahr 2020 viel über den Werdegang der beiden Familien und dann bin ich hautnah dabei, wie es in den Jahren 1935 bis 1945 den Menschen ergangen ist.
Feldpost ist ein spannender Krimi und zugleich ein Roman über Liebe, Verbundenheit, Freundschaft, Rechtschaffenheit und Mut.
Immer wieder schaffen es vor allem Adele, Albert und Richard ihre Kraft, ihren Mut, ihre Liebe voranzustellen und über sich hinauszuwachsen. Dabei treffen sie vielleicht nicht immer die klügsten Entscheidungen aber immer die für sie richtigen. Die Charaktere verfügen alle über eine große Authentizität.
Vera Teltz untermalt mit der sanften Klangfarbe ihrer Stimme die Gegebenheiten in der Geschichte. Unbequeme Situationen, hitzige Entgegnungen und Auseinandersetzungen sind dagegen klar abgrenzbar. Es ist ein wahres Hörvergnügen die Schwingungen der Temperamente und Gefühle der Charaktere herauszuhören.
Feldpost zu hören hat mir große Freude bereitet und ich hab schon entdeckt, dass Vera Teltz weitere Titel von Mechtild Borrmann eingelesen hat. Ich freue mich drauf!
Feldpost ist für alle, die historische Kriminalromane mögen und zu Zeiten der NSDAP die harte Probe miterleben wollen, auf die die Menschen gestellt wurden. Ein historischer Krimi, in dem es um Freundschaft, Liebe, Rechtschaffenheit und starke Verbundenheit geht.
Die Bücher, der Junge und die Nacht erzählt die Geschichte von Robert Steinfeld. Robert lerne ich 1971 kennen, wie er mit Marie Ludwig zart verbandelt ist, nachdem er eine Beziehung mit ihr nicht führen kann. Die Liebe zu den Büchern vereint sie. Sie sind Konkurrenten in ihrer Branche - stets auf der Suche nach dem lohnenden Geschäft um Bücher und die Auflösung einer bedeutenden Privatbibliothek.
Marie Ludwig hat stets ein glückliches Händchen bei der Auftragsgewinnung. Ihr einnehmendes Wesen, ihre Kenntis und ihre schnelle Auffassungsgabe bescheren ihr den einen und anderen ertragreichen Auftrag. So, wie der jüngste im Hause der Familie Pallandt.
Maximilian Pallandt hat von seinem Vater Konrad unter anderem dessen Privatbibliothek geerbt - und ist froh, wenn er sie alsbald zu einem fairen Preis los wird. Der Name Pallandt steht für frühere, große Druckereibetriebe. In den Jahren um 1933-1943 war Konrad Pallandt als Verleger im Graphischen Viertel in Leipzig sehr angesehen.
Angesehen und gern gesehen war er jedoch nicht bei Jakob Steinfeld in diesen Jahren. Jakob Steinfeld und Konrad hatten stets Auseinandersetzungen. Bis eines Tages im Jahr 1933 die junge Juliana Pallandt im Laden von Jakob Steinfeld aufkreuzt und Jakob bittet, ihr eigenes Buch zu binden. "Das Alphabet des Schlafs".
Als Jakob herausbekommt, dass Juliana die Tochter vom Pallandt ist, will er sie sofort loswerden. Gleichzeitig schlägt seit diesem unvorbereiteten Treffen sein Herz nur noch für sie.
Kai Meyer lässt mich mit Die Bücher, der Junge und die Nacht tief in das Leipzig der 1933er, 1943er und 1971er Jahre eintauchen. Ich lerne die Buchbinder- und Buchhändlerbranche kennen, die verwinkelten Gassen im Graphischen Viertel, die tiefe Verbundenheit der Protagonisten zu Büchern und schlussendlich den Teufel in Person kennen. Und ich erfahre, was für Aurelia Pallandt die Bedeutung von Heimkehr ist; nämlich "Die Rückkehr der erschöpften, menschlichen Seele an die Brust der Gottheit".
Der Schreibstil ist eindrücklich und bildhaft und beschreibt die Düsternis der Jahre besonders im Jahr 1943/1944. Die Zeit, in der Millionen von Büchern und das Graphische Viertel in Leipzig dem Krieg zum Opfer fallen. Das Geschehen ist mitreissend erzählt. Wie in einem Krimi bin ich auf der Suche nach Antworten, nach Vermissten, nach Büchern und der Lösung des Rätsels wo die Protagonisten und wo die Bücher abgeblieben sind.
Das Geschehen und vor allem die Geschichte um Johann Flügelschlag faszinieren mich. Nie kann ich meinem Gefühl trauen auf der richtigen Spur zu sein. Und doch verlasse ich nie die Fährte, denn der Weg, den Marie und Robert einschlagen, scheint mir dann doch der richtige zu sein.
Die Bücher, der Junge und die Nacht ist für alle, die historische, fiktive Geschichten um Bücher mögen und keine Angst verspüren in eine Zeit nach Leipzig zu reisen, in die der Krieg und die innerdeutsche Grenze ihre grausamen und besonderen Momente zeigen.
ASIN/ISBN: 3839820022 |
Café Leben erzählt die Lebensgeschichten dreier Frauen. Anfangs erfahre ich nicht viel mehr, als das, was offensichtlich ist, wenn ich einen Menschen aus der Ferne betrachte: ich registriere die Haltung, den Bewegungsablauf, die Garderobe, bestimmte Verhaltensmuster.
Den Anfang einer näheren Bekanntschaft mache ich mit Henrietta. Henrietta Lockwood, die sich ihr Leben lang von anderen Menschen abschottet. Henrietta, die mit ihrem Hund Dave gemeinsam in einer kleinen Wohnung lebt. Henrietta, die Schwierigkeiten hat, einen Job zu halten. Ausgerechnet Henrietta bewirbt sich nun um einen Job, in dem es zwar ganz gut tut, sich selbst abzuschotten und nicht vor lauter zu Mitgefühl mitzuleiden. Es ist aber auch ein Job, in dem sie auf den Menschen, der ihr gegenübersitzt, eingehen muss. Henriettas Aufgabe besteht darin, Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben, in Gesprächen über ihr Leben zu begleiten und deren Geschichte in einem Lebensbuch zusammengefasst für die Nachwelt festzuhalten. Weil jeder Mensch eine Geschichte zu erzählen hat.
So gerät Henrietta an ihre erste Klientin: Annie. Annie hat Krebs und auch zuvor war ihr Leben nicht glücklich verlaufen. Alles, was Annie bereit ist, Henrietta zu erzählen, klingt lückenhaft. Henriettas Ansprüchen zufolge fehlen viel zu viele Details, als dass sie aus Annies Erzählungen ein Lebensbuch schreiben könnte. Und dann sitzt Henrietta auch noch ihr Arbeitgeber mit seinen Fragebögen und Mitarbeitergesprächen im Nacken.
Jo Leevers macht die Annäherungen der beiden zurückhaltenden Frauen bildlich und greifbar. So unterschiedlich Henrietta und Annie auch sein mögen, so präsent ist bei beiden Frauen der Schmerz des bisher erlebten Lebens. Beide Frauen haben Verluste erlitten. Beide Frauen hadern mit den Umständen. Beide Frauen haben sich eingeigelt und versucht, mit ihrem Schicksal ganz allein klar zu kommen. Mit wem sollten sie das auch alles besprechen?
Café Leben erzählt von der Hilflosigkeit dieser Frauen, die die Lebensumstände mit sich bringen. Von der eigenen Machtlosigkeit und der Machtlosigkeit des Umfelds. Café Leben erzählt von Scham und davon, dass es einfacher ist, Dinge totzuschweigen, als zu benennen und auszusprechen. Und es erzählt davon, dass wenn über diese Dinge nicht gesprochen wird, für manche ein echtes, wirkliches Leben gar nicht möglich ist.
Die Themen wirken - klar benannt - vielleicht bedrückend. Doch Café Leben ist mit der Aufarbeitung der Lebensgeschichte so lebendig und bildhaft geschrieben, dass ich das Hörbuch am liebsten an einem Stück gehört hätte. Es war spannend zu verfolgen, wie sich die Details der Lebensgeschichten schlussendlich zusammenfügten.
Die Hörbuchsprecherinnen Nora Jokhosha, Tanja Fornaro und Heike Warmuth haben der jeweiligen Figur mit ihren Stimmen den notwendigen Nachdruck verliehen. Anhand der Stimme konnte ich immer gleich erkennen, wenn es einen Perspektivwechsel gab und in welcher Stimmung sich die Erzählende gerade befand. War Annie beispielsweise aufgeregt, bekam die Stimme einen helleren Klang. Ich hatte stets das Gefühl, dass ich direkt dabei war. Ich saß im Café, bei den Eltern, im Zug. Ich sah durch Henriettas Augen und fühlte mit Annie mit.
Es fällt mir schwer, mich von diesen Frauen zu trennen, da das Hörbuch nun zu Ende ist. Und doch hatte ich mir zum Schluss nichts sehnlicher gewünscht, als die Handlungen und Beweggründe dieser Frauen zu verstehen und hatte die Auflösung herbeigesehnt.
Café Leben ist für alle, die gern Schicksalsromane lesen und an Menschen und deren Leben interessiert sind. Es geht um Trauer, ums Loslassen und darum, sich selbst ein Leben zu gestatten.
ASIN/ISBN: B0BBH6TN4J |
Thirteen ist der erste Thriller um Strafverteidiger Eddie Flynn, der in deutscher Übersetzung erschienen ist. Tatsächlich handelt es sich bei Thirteen aber bereits um Band vier der Reihe.
Trotzdem konnte ich mich ausgezeichnet im Geschehen zurechtfinden und den Protagonisten kennen- und seinen Humor schätzen lernen. Und, oh! Ich habe ihn gefeiert. Den Humor, genauso wie den Protagonisten Eddie Flynn.
Eddie Flynn ist ein ganz normaler Strafverteidiger in New York. Seine Laufbahn als Strafverteidiger fing eher etwas holprig an und ich würde sagen, das Studium, das er vor seinem Jura-Studium auf den Straßen erfahren durfte, hilft ihm bei seiner Arbeit als Strafverteidiger ungemein.
Neben Eddie Flynn gibt es weitere Charaktere, die ihre Ecken und Kanten haben. Es ist für mich spannend zu verfolgen, wie sie an ihre Grenzen stoßen, wie sie diese Grenzen belasten und ausdehnen. Nicht jeder handelt klug, nicht jeder kommt in seinem Leben weiter. Es gibt große, lebensverändernde Gedanken und ganz kleine, schemenhafte. Sie alle bekommen ihren Raum.
Steve Cavanagh schreibt bildhaft, mit großer Aufmerksam und mit Blick fürs Detail - ohne sich darin zu verlieren. Das gefällt mir. Ich mag den Blick aufs Wesentliche und die schemenhafte Darstellung des Umfelds. Ich bekomme eine Ahnung, einen verhüllten Blick auf das Geschehen. Bis mich das tatsächliche Geschehen umhaut.
"Es ist Amerikas spektakulärster Mordfall. Doch der Killer steht nicht vor Gericht. Er sitzt in der Jury ...." - Klappentext
Mit diesem Auszug aus dem Klappentext hatte mich Steve Cavanagh gleich gefangen und auf den ersten 40 Seiten erfahre ich, wie dem Täter dieser Geniestreich gelingen soll.
"Der größte Trick, den der Teufel je gebracht hat, war, die Welt glauben zu lassen, es gäbe ihn gar nicht. - Zitat Verbal Kint - aus Christopher McQuarries Drehbuch zu dem Film Die üblichen Verdächtigen
Der Erzählstil der Geschichte ist genauso außergewöhnlich wie die Story an sich. Ich begleite den Strafverteidiger Eddie Flynn und ich begleite den Täter. Ich weiß, wie er heißt. Er ist ein Spieler. Er bescheisst sich selbst. Er ist ein Monster. Er überlässt nichts dem Zufall. Er kokettiert mit sich selbst. Obwohl ich ihm so nahe komme, weiß ich doch nie, wer er nun wirklich ist. Ich kann nur hoffen, dass jene, die ich nach und nach ins Herz schließe, verschont bleiben werden.
Thirteen zu lesen hat mir unendlich viel Freude bereitet. Mir gefällt der Schreibstil, die Ausdrucksweise, die Art von Humor. Spitzfindigkeiten, die ausgetragen werden, polizeitechnische Ermittlungsarbeit und allerlei Wissenswertes zur Beseitigung von Spuren beim Tathergang und deren Folgen. All das ist spannend und kurzweilig in die Geschichte verwoben und unterstreicht die Dringlichkeit, den Täter zu entlarven und zu fassen.
Th1rt3en ist für alle, die spannende und zugleich überraschende Thriller mögen, die schlüssig und mit der richtigen Prise Humor geschrieben sind.
Ausweglos ist das Thriller-Debüt von Henri Faber. Ein Thriller, der mich auf 496 Seiten sehr gut unterhalten und zum miträtseln und mitermitteln ermuntert hat.
Die Geschichte wird mittels Perspektivwechsel in knapp gehaltenen Kapiteln erzählt. Mit Noah und Linda Kaufmann erlebe ich zwei Charaktere, deren Beziehung unter dem Mord an ihrer Nachbarin sprichwörtlich zugrunde geht, mit Elias Blom, dem Ermittler, begebe ich mich auf die Suche nach dem Täter und schlussendlich führt mir der Täter immer mal wieder vor Augen, wie unzulänglich die Ermittlungen laufen und wie schlau er ist. Wer allerdings der Täter ist, bleibt mir als Leserin genauso verborgen wie dem Ermittlerteam.
"Und warum fällt es mir so schwer, mich zu erinnern? Ich möchte einfach in meinen Kopf hineingreifen, die Erinnerung herausreißen und vor mir ausbreiten wie eine Karte." - Seite 179
Alle vier Perspektiven bieten genügend Stoff die eigene Empathie gehörig auszustrecken und zu überlegen, welche Beweggründe und welche Ziele die einzelnen Personen haben könnten. Immer wieder werde ich beim Lesen mit Informationen angefüttert - nur um nach einem Perspektivwechsel einem der anderen Charaktere meine Aufmerksam widmen zu müssen.
Der bildhafte und humorvolle Schreibstil lockert das Geschehen stellenweise auf und ich bin dankbar für diese kurzen Entspannungsmomente, bevor mich der nächste Cliffhanger wieder ungeduldig einen geräuschvollen Luftstoß ausatmen lässt.
"Schnack lacht viel, Steigers Laune sinkt rapide. Zwei Stockwerke tiefer passt sich die Umgebung seiner Laune an." - Seite 237
Ausweglos ist für alle, die temporeiche Thriller mit Szenenwechsel und Überraschungsmomenten lieben.
Ginsterhöhe erzählt die Geschichte des Ortes Wollseifen in der Eifel. Die Geschichte ist in drei geschichtliche Abschnitte unterteilt. Im ersten Teil lerne ich den Ort in der Zeit von 1919-1928 und ihre Anwohner kennen. Teil 2 erzählt aus den Jahren 1930 bis 1939 und Teil 3 macht den Abschluss bis zum Jahr 1949.
Albert Lintermann kehrt 1919 von der Front zurück. Einst war er ein außerordentlich hübscher Mann. Jetzt ist er mit dem Leben zwar davongekommen - im Gegensatz zu seinem Freund - doch sein Gesicht ist stark entstellt. Als hätte er psychisch und physisch nicht schon genug unter dem Krieg gelitten, macht seine Frau Bertha ihm die Rückkehr auch nicht leicht. Bertha leidet entsetzlich unter den Verletzungen, die Albert zur Schau trägt.
Anna-Maria Caspari erzählt die Geschichte des Ortes Wollseifen sehr ruhig und mit Bedacht. Die Geschichte des Ortes ist bittere Realität. Die Charaktere jedoch sind frei erfunden. Und trotzdem könnte sich das Leben so oder so ähnlich in der Zeit von 1919 bis 1949 genau so abgespielt haben.
Ich erfahre, wie der Alltag auf einem Bauerngut ist. Wie das Zusammenleben stattfindet, wer auf dem Hof hilft und warum und erfahre mehr über den Zusammenhalt im Dorf. Bis die Nationalsozialisten nach Wollseifen gelangen, geht es nachbarschaftlich relativ ruhig zu. Mit dem Einzug der Truppen und dem Aufbau von Vogelsang wird das Zusammenleben immer mehr auf eine harte Probe gestellt. Bis die Söhne in den nächsten Krieg ziehen.
Vom Kriegsgeschehen an sich bekomme ich als Leserin nur aus der Ferne etwas mit. Das Leiden an der Front ist für mich weit weg. Die Not aber vor Ort in Wollseifen und die Unsicherheit der Anwohner ist spürbar. Die Generation um Albert Lintermann lässt sich jedoch nicht beirren und versucht trotz der harten Zeiten den Ort voranzubringen und durchzuhalten, bis die Söhne aus dem Krieg hoffentlich unversehrt zurückkehren.
Durch die Einteilung der Geschichte in drei historische Abschnitte lässt sich das Geschehen gut nachvollziehen. Manches Mal überrascht Anna-Maria Caspari mit einem Szenenwechsel mitten im Kapitel. Doch aufgrund der Unverwechselbarkeit der Charaktere finde ich mich nach dem Überraschungsmoment schnell wieder ein. Zwischen den Kapiteln gibt es immer mal wieder Aufzeichnungen des Lehrers Martin Faßbender, der - so gut es möglich ist - Tagebuchaufzeichnungen über das Dorfgeschehen einfließen lässt. So bin ich rundum mit Informationen aus Wollseifen versorgt.
Anna-Maria Caspari erzählt das Alltagsgeschehen in Wollseifen sehr bildhaft und farbenfroh.
"Karl hatte von den Nudeln nicht genug kriegen können, und schließlich hatte der ganze kleine Kerl so ausgesehen, als ob er in die Schüssel mit der Tomatensoße gefallen wäre, so gut hatte es ihm geschmeckt." - Seite 55
Vielleicht kommt allein schon deshalb der Krieg - der an weit entfernten Schauplätzen stattfindet - nicht an mich heran.
Was allerdings an mich herankommt ist die Beziehung der Anwohner von Wollseifen zu ihrem Land, zu ihrer Heimat und zu ihrem Zuhause. Vieles ist von Hand errichtet - und mit viel Liebe zum Detail. Die Personen haben einen festen Bezug zu ihrem Land und zu ihrer Unterkunft. Genau dieses Gefühl macht Ginsterhöhe zu einem Buch, das ich auch jetzt, während ich diese Rezension schreibe, immer wieder gern zur Hand nehme.
Ginsterhöhe ist für alle, die historische Romane mit tatsächlichem Bezug und natürlichen, fiktiven Charakteren mögen.
Der Junge im Fluss ist die Geschichte um Ben. Ben ist auf einer Insel aufgewachsen. Das Leben auf der Insel wird für die Bewohner immer schwieriger und einsamer. Zuletzt gibt es auf der Insel nur noch Ben. Ben, der sein Leben so bewahren möchte, wie es ist. Im Einklang mit sich und den Dingen, die er für wichtig hält. Was draußen in der Welt los ist, das weiß Ben nicht.
Gelegentlich kehrt sein Bruder auf die Insel zurück. Immer dann, wenn jemand gestorben ist. Dieses Mal jedoch ist niemand gestorben. Allerdings zwingen die äußeren Umstände Ben dazu, die Insel zu verlassen, nachdem seine Hütte eingestürzt ist.
Ben fühlt sich entwurzelt. Keine Heimat, kein Zuhause, kein Anker - nur die Aufgabe, die ihm sein Bruder gestellt hat.
Der Anfang der Geschichte hat mich gut abgeholt. Für Menschen wie Ben sind äußere Umstände zwingend notwendig, um eine eigene Veränderung herbeizuführen. Mit der Reise, auf die Ben sich begibt, und die zeitweise wiederkehrenden Begebenheiten, habe ich dann persönlich Schwierigkeiten. Es ist mir zum Teil zu phantastisch für eine Selbstfindung und ich kann die Gedankengänge von Nestor T. Kolee schwer oder nicht nachvollziehen.
Ich weiß auch, dass sich bestimmte Abläufe im Leben wiederholen müssen, um sich einzuschleifen und doch hätte ich in der Geschichte auf die eine und andere "Schleife" gern verzichtet.
Die Stimme des Sprechers Joachim Schönfeld ist angenehm und untermalt die Reise von Ben, seine Unsicherheit, seine Zielstrebigkeit und den Wunsch anzukommen.
Der Junge im Fluss ist für alle, die sich gedanklich auf eine phantastische Reise mit Ben auf der Suche dem eigenen Ich begeben wollen.
ASIN/ISBN: 3839882478 |
Sie schuf ein Monster - Wie Mary Shelley Frankenstein erfand erzählt die Geschichte der jungen Mary, wie sie vor rund 200 Jahren in einer stürmischen Nacht davon träumte, selbst einmal Geschichten zu erzählen. Mary Shelley stammt aus einer Schriftstellerfamilie und die Macht der Worte umgab sie buchstäblich tagein, tagaus. Und eines Tages wollte sie selbst bedeutende Worte niederschreiben und etwas Wichtiges erzählen.
Mary Shelley war vielseitig interessiert. Neben der Schriftstellerei, Geistergeschichten und Spuk interessierte sie sich für wissenschaftliche Experimente. Als sie so einem Gespräch der Männer lauschte während draußen der Wind heulte, erinnerte sie sich an ihre Angst als Kind vor derlei Wissenschaft. Und sie erinnerte sich daran, was ihre Mutter, Mary Wollstonecraft, zu ihren Lebzeiten geschrieben hatte. Durch ihr geschriebenes Wort allein hatte Mary Shelley ihre Mutter kennengelernt. Sie schrieb über Frauenrechte, die Gleichstellung von Mann und Frau, von Demokratie - und trat damit nicht nur offene Türen sein, sondern auch Wellen der Empörung los.
Die Geschichte, wie sich Mary Shelley an all die Gegebenheiten erinnerte und diese durchlebte, lässt mich als Leserin mitfühlen, welche Kraft die Protagonistin allein aus den Worten schöpfte. Begeistert lasse ich mich durch die Erzählung um Mary Shelley tragen. Die Worte, die Lynn Fulton für Mary Shelley findet, passen so gut zu dem Gefühl der Zeit von vor 200 Jahren und spiegeln dabei wider, was heute noch im Argen liegt.
Mary Shelley schreibt in vielerlei Hinsicht Geschichte. Und mit Sie schuf ein Monster gibt Lynn Fulton Mary Shelley Raum und lässt uns ihrer Geschichte näher kommen.
Felicita Sala hat die Geschichte schön schaurig illustriert. In gedeckten Farben und mit plakativen Illustrationen untermalt Felicita Sala die Geschichte um Mary Shelley und sorgt für eindrucksvolle bildhafte Momentaufnahmen in der Geschehensabfolge.
Sie schuf ein Monster ist auf jeder Seite angefüllt mit Eindrücken, die ich beim Lesen der Geschichte und beim Betrachten der Bilder Stück für Stück behutsam aufnehmen konnte. Lynn Fulton erzählt die Geschichte über Mary Shelley wie die Geschichte einer lieben Freundin, sorgsam und in aller Freundschaft.
Sie schuf ein Monster ist für alle, die Geschichten um starke Persönlichkeiten in Wort und Bild in verstandener Kürze erleben wollen. Und für jene, die Mary Shelley zugewandt sind.
ASIN/ISBN: 3968260201 |
Miss Kim weiß bescheid erzählt sehr bildhaft und einfühlsam aus dem Leben und Zusammenleben von sieben verschiedenen Mädchen und Frauen im Alter von zehn bis 80 Jahren.
Es geht vor allem um die Gefühle dieser koreanischen Frauen und um verschiedene Lebenssituationen. Es geht um ein nahendes Lebensende, um Abschied, um das Loslassen, um Akzeptanz und nicht erfolgte Akzeptanz. Es geht um Literatur und Lebensgeschichte, um Gewalt in der Familie, um Dankbarkeit.
In der zweiten Geschichte, die mit Trotz übertitelt ist, erzählt Nam-Joo Cho von einer heranwachsenden jungen Frau, die dabei ist, sich ihren Lebensweg zu ebnen. Sie erfährt Hilfe in einer für sie unangenehmen Situation und ist erfüllt von Dankbarkeit, ohne diese je zu äußern. Als sich ihr Jahre später die Gelegenheit bietet sich doch noch zu bedanken, stellt sie fest, dass jeder Mensch seine eigene Wahrheit und den eigenen Blick auf die Dinge hat. Die Geschichte zeigt, wie wichtig Verstandenwerden und Vergebung sind.
In weiteren Geschichten geht es um die Rolle der Mutter aus Sicht der Kinder, um die Rolle des Vaters aus Sicht der Kinder. Es geht um Verantwortung sich selbst gegenüber und der Familie.
Was es mit der Gefühlswelt der Kinder macht, wenn ein Part fehlt. Und das große Verstehen, wenn den Kindern bewusst wird, dass Eltern auch Menschen abseits ihrer Rolle sind.
Spannend fand ich die Geschichte aus dem Arbeitsleben. Ein typischer Büroalltag, mit typischen Bürotätigkeiten, mit einem Organisationstalent, deren Arbeit man nicht messen kann. Und die Lücke, die die Person hinterlässt, wenn sie nicht mehr da ist.
Die klare Sprache, die Nam-Joo Cho zu Papier bringt und die schonungslose Offenheit der Frauen, darzulegen, in welcher Situation sie sich befinden und wie sich die Situation anfühlt, macht Miss Kim weiß bescheid schnell zu einer von mir geliebten Lektüre, die ich gern mal wieder zur Hand nehme.
Miss Kim weiß bescheid zeigt ganz deutlich: die Frauen dieser Welt unterscheiden sich nicht in vielen Dingen voneinander.
Christiane Marx und Sabine Arnhold geben den Protagonistinnen durch ihre Stimmen ein Mehr an Raum und Wirken. Beide Stimmen sind sehr harmonisch miteinander. Es klingt vielleicht ein bisschen steif, aber es ist für mich ein absolut stimmiges Hörerlebnis.
Die Übersetzung von Inwon Park fand ich sehr gelungen. Die Geschichten werden sprachlich zeitgemäß erzählt. Ein echtes Vergnügen.
Miss Kim weiß bescheid ist für alle, die in die Lebenssituationen von Frauen unterschiedlichen Alters eintauchen wollen.
ASIN/ISBN: 3732459454 |
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben? ist ein klug inszenierter Psychothriller. Den Lauf der Geschichte habe ich mit Spannung verfolgt. Obwohl ich ein großer Hörbuchfan bin, hätte ich Fake von Arno Strobel diesmal lieber gelesen. Bereits der Anfang der Geschichte war spannend erzählt. Sascha Rotermund hat auch von Anfang an ordentlich Gas gegeben - und damit die Geschichte für mich etwas überreizt. Selbst die etwas angepassten Szenen hat Sascha Rotermund stimmlich mit soviel Spannung unterlegt, dass ich die Geschichte als anstrengend empfand. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen.
Dennoch kam ich nach einiger Zeit im Geschehen an und konnte den Charakteren gut folgen. Im Verlauf der Geschichte kam mir jedoch immer mal wieder der Gedanke, dass mir die Geschichte bekannt vorkommt. Vielleicht war es lediglich "dasselbe Strickmuster", nachdem die Geschichte aufgebaut war, vielleicht, vielleicht.
Diese beiden Komponenten haben mein Lesevergnügen diesmal etwas geschmälert. Einen übertriebenen Spannungsaufbau haben Arno Strobels Thriller meinem Empfinden nach nicht nötig und warum mir die Geschichte so bekannt vorkam - ich weiß es nicht. Ich kann es nicht so recht greifen.
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben? ist ein spannender Psychothriller. Leser, die gern die Bücher von Arno Strobel lesen, werden jede Menge Freude daran haben.
Die rote Tänzerin ist ist ein biografischer Roman um die Protagonistin Anita Berber. Anita Berber ist Tänzerin, genau genommen Nackttänzerin, im Berlin der 1920er Jahre. In kurzen Kapiteln erhalte ich Einblick in das Leben der Künstlerin und ihrer Person.
Joan Weng lässt die Berber in klarer Sprache zu Wort kommen. Ungeschönt, gar ungeschminkt, trifft die Protagonistin ihre Äußerungen. Dabei kommt die Sprachbildung der 1920er Jahre wunderbar zur Geltung. Da hatte Frau noch Chuzpe, wenn sie mal eine nicht zurückhaltende Antwort parat hatte sondern sich schlagfertig in Szene setzte. Und in Szene setzen konnte Anita Berber sich.
"Morgenstern starrte einen Moment sprachlos, dann winkte er den Mädchen, die Teller wieder abzutragen. Leicht würde es mit der nicht, aber leicht machte auch keinen Spaß." - Seite 121
Obwohl Anita Berber nackt auftrat, hat sie sich nie so verletzlich gezeigt, wie sie eigentlich war und nach und nach zu Tage trat. Anfangs erschien mir die Berber unnahbar. Doch je mehr ich über Anita erfuhr, desto verständlicher wurde mir ihr Handeln, ihre Entgegnungen, ihre Show. Und zum Schluss, ja, zum Schluss war ich in Annis Art verliebt.
Dass es sich bei Die rote Tänzerin nicht um eine Biografie sondern um einen Biografischen Roman handelt, macht das Erleben für mich als Leser noch intensiver. In den Momenten, in denen sich Anita Berber ihrem Gegenüber öffnet, wird sie für mich nahbar. Und anhand der Erlebnisse im Geschehen kann ich in die Situation eintauchen und mit Anita mitfühlen. Gern möchte ich glauben, dass sich die Szenen in Anita Berbers realem Leben tatsächlich so abgespielt haben. Im Nachwort erzählt Joan Weng, wie viel Wissen und Wahrheit in der Geschichte steckt und was unserer eigenen Fantasie überlassen bleibt.
"Und Anita? Die hatte ihn sinnend unter halb gesenkten Lidern hervor betrachtet, hatte sich lüstern die Lippen geleckt, ihm dann "Ich bevorzuge jüngere Frauen" hingeknallt." - Seite 56
Nach dem Leseerlebnis von Die rote Tänzerin wird mir Anita Berber in guter Erinnerung bleiben. Oder, wie Anni so schön sagte: "Machen sie mich unsterblich, Herr Dix!"
Die rote Tänzerin ist für alle, die gern biografische Romane lesen. Ein spannender und höchst interessanter Einblick in das Leben der Anita Berber und das Berlin der 1920er Jahre. Geschrieben von Joan Weng, die das Berlin zu Zeiten der Weimarer Republik sprachlich sehr bildhaft zum Leben erweckt.
Auf See erzählt die dystopische Geschichte von Yada. Yada ist zu Beginn der Geschichte 17 Jahre alt. Sie wächst als Halbwaise bei ihrem Vater auf Seestatt auf. Die Welt, wie sie einst war, gibt es nicht mehr und so findet Yadas Leben auf See statt. Dort entzieht sich ihr Vater und alle, die ihm folgen wollen, dem Rechtsstaat unter dem Deckmantel des Helfenwollens.
Die Geschichte wird in sich abwechselnden Abschnitten erzählt, die mal aus Yadas Sicht erzählt werden, mal aus Helenas Sicht.
Helena ist eine junge Frau, die in der "kaputten" Welt lebt. Sie lebt und wirkt in Berlin und verdient ihren Lebensunterhalt mit ihren künstlerischen Darstellungen im Internet. Ihre Beiträge erlangen hohe Klickzahlen. Doch verantwortlich geht sie mit diesem Wissen und ihren folgenden Beiträgen nicht um. Während die Gemeinschaft sie als Sektenführerin ansieht, setzt sich Helena mit Themen auseinander, die sie beschäftigen. Ohne, dass sie sich der Wirkung ihrer Worte bewusst ist, gehen die Informationen an ihre Gefolgschaft heraus - und sorgen damit für jede Menge Trubel.
Neben den beiden Erzählsträngen von Yada und Helena erfahre ich immer wieder Wissenswertes aus sogenannten Archiveinträgen.
Theresia Enzensberger erzählt die Geschichte von Yada und Helena sehr direkt, ja schonungslos. Unter Verwendung zahlreicher bildungssprachlicher Begriffe werden mir die Inhalte anfangs quasi um die Ohren gehauen. Zunächst wusste ich gar nicht, wo mir der Kopf steht. Im Laufe der Geschichte spielt sich die Erzählart ein und wird etwas lockerer, so dass ich der dystopischen Reise und den Gedanken um den Fortschritt gut folgen konnte.
Es war eine Art Faszination des Unbekannten, Ungewissen, die mich an die Geschichte gefesselt hat. Ist so eine Art zu leben tatsächlich möglich? In kleineren Varianten finden wir immer mal wieder Zusammenschlüsse von Menschen, die auf kleinem Raum miteinander klarkommen müssen und voneinander abhängig sind. Diese Art der Sonderwirtschaftsform auf See hat mich gleichermaßen fasziniert wie abgeschreckt.
Theresia Enzensberger hat es sich nicht nehmen lassen, ihren Roman selbst einzulesen. Anfangs verschlug es mir regelrecht den Atem. Mit einer Stimme so rau und kühl wie die See erfahre ich die ersten Eindrücke von Yada. Eine monoton wirkende Distanziertheit macht es mir leicht, Yadas Ausführungen und ihre Eindrücke zu erfahren, ohne dass sie mir dabei zu nahe kommt. Tatsächlich empfinde ich die Erzählart schon nach kurzer Zeit für die Geschichte als angenehm.
Dennoch bleibe ich nach dem Roman mit gemischten Gefühlen zurück. Die Dystopie klingt einfach zu real und zu nah.
Auf See ist für alle, die an dystopischen und dennoch real anmutenden Geschichten Geschmack haben.
ASIN/ISBN: B0BBRLG1HY |
Sturmrot ist ein atmosphärisch düsterer Schwedenkrimi und der Auftakt der Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjödin.
Eira Sjödin ist in ihr altes Heimatdorf zurückgekehrt, um ihre Mutter zu unterstützen. Ihre Mutter ist dement und von ihrem Bruder Magnus hat Eira lange nichts gehört, so dass sie es sich - neben ihrer Polizeiarbeit - zur Aufgabe gemacht hat, sich um ihre Mutter zu kümmern.
Man sagt, dass Täter immer wieder an den Ort des Verbrechens zurückkehren. Doch was ist, wenn der Täter selbst zum Opfer wird? Wenn der Täter in den Verdacht gerät, weiter "aufzuräumen" ist alles klar. Doch wenn der Täter angegriffen wird, was ist dann noch Wahrheit?
Diesen Fragen stellt sich Eira Sjödin zu der Zeit als Olof Hagström in den Heimatort zurückkehrt und zugleich dessen Vater tot aufgefunden wird. Olof Hagström hat als vierzehnjähriger gestanden, die junge Lina vergewaltigt und ermordet zu haben. Noch zu jung, um ins Gefängnis zu kommen, kam Olof in ein Jugendheim - und verlor den Kontakt zu seiner Familie.
Eira Sjödin - zu der Zeit, als Lina und Olof von der Bildfläche im Ort verschwanden - noch zu jung, um Sachverhalte oder Beweggründe mitgeteilt zu bekommen - hat mit Olofs Rückkehr und dem Mord an seinem Vater jede Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, recherchiert sie nicht nur zum aktuellen Fall, sondern zieht auch zum damaligen Fall um Linas Verschwinden ihre Schlüsse.
Die ruhige, besonnene Art, die Eira dabei an den Tag legt, gefällt mir. Sie agiert umsichtig und rücksichtsvoll, lässt sich jedoch nicht beirren, wenn es um die Ermittlungsarbeit geht. Das gefällt mir.
Die Tatsache, dass ein minderjähriger Junge zu solch einer Straftat fähig sein soll und die Ermittlungsansätze der Polizei zur damaligen Zeit haben mich ganz schön erschreckt.
Tove Alsterdal unterstützt ihre Protagonistin mit ihrem runden, bildhaften Erzählstil. Die Geschichte geht zunächst ruhig an. Im letzten Drittel kann ich das Buch aber nicht mehr gelegentlich aus der Hand legen. Dann will ich wissen, wie die Fäden zusammenlaufen. Ob ich richtig liege, oder ob es am Ende doch noch eine Überraschung gibt.
Sturmrot hat mich gut unterhalten und zum Ende für ordentlich Spannung gesorgt. Die Charaktere sind vielschichtig. Und auch, wenn ich sie zu kennen glaubte, so hat der eine und andere doch noch ein Geheimnis in petto.
Wer düstere Schwedenkriminalromane mag, ist mit Sturmrot gut beraten.
ASIN/ISBN: B0B3F76K57 |