Beiträge von little sparrow

    Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand. ist der neueste Thriller von Arno Strobel. Evelyn Jancke ist forensische Psychologin und steht gerade selbst unter dem Druck psychischer Belastungen. Vor zwei Jahren ist ihr Bruder Fabian mitsamt seiner Frau auf dem gemeinsamen Urlaubstrip verschwunden. Die Polizei hat die Ermittlungen längst aufgegeben und Evelyn Jancke leidet mehr, als dass sie lebt.



    Ein wenig Aufwind erhält sie, als sie gebeten wird, die Ermittlungen der Oldenburger Polizei bei einer Mordserie zu unterstützen und dabei auf ihren alten Freund und ehemaligen Lebensgefährten Gerhard Tillmann trifft. Grotesk wird die Sache allerdings, als nach einem verpfuschten Mordversuch ein Fahndungsfoto des Täters auftaucht, das verdammt viel Ähnlichkeit mit Fabian hat.


    Zack! Spannung aufgebaut. Allein durch diesen ersten Einstieg in die Geschichte ist mein Ehrgeiz geweckt und ich verfolge aufmerksam, wie alles zusammenpassen soll. Fabian selbst ist verschollen. Ist er zum Mörder geworden? Was wären seine Motive?


    Der flüssige Erzählstil von Arno Strobel und die Art, in der Sascha Rotermund die Geschichte präsentiert, machen Lust auf mehr und am liebsten würde ich den Thriller in einem Atemzug erleben.


    Hin und wieder komme ich beim Hören des Hörbuchs allerdings ins Stocken. Nicht alles erscheint mir logisch und auf den ersten Blick nachvollziehbar. Und manchmal rebelliert mein innerer Monk, wenn es um Namensfindung und Wortwahl geht. Dennoch: die Spannung steigt und es macht Spaß dem Geschehen zu folgen.


    Ein bisschen ist mir Sascha Rotermund mit der Betonung beim Lesen drüber. Der gewollte Aufbau von Spannung mit seiner Art zu sprechen um den Hörer zu locken, ist stellenweise nicht ganz passend. Er nimmt sich dann aber auch gleich stimmlich wieder etwas zurück, so dass ich das Hörbucherlebnis genießen kann, ohne vor (unnötigem) Spannungsaufbau direkt umzukommen.


    Der Trip ist auf jeden Fall spannend und macht Spaß zu hören. Wer sich solch einen Thriller wünscht, für den ist Der Trip perfekt.




    Fazit

    Der Trip ist für alle, die spannende und gut aufgebaute Thriller mögen und sich nicht an Feinheiten stören. Für Strobel-Fans ein Muss!

    Apfelmädchen ist das Thriller-Debüt der Autorin Tina N. Martin. Die Geschichte spielt in Schweden in der Gegend um die Stadt Boden, in der Tina N. Martin selbst lebt.



    Die Geschichte kommt für mich scheinbar langsam ins Rollen. Auf den ersten rund 80-100 Seiten gewöhne ich mich an den Erzählstil und die Charaktere. Im Laufe der Erzählung werden es immer mehr Figuren. Diese haben gute Unterscheidungsmerkmale, doch trotzdem muss ich - sobald wiederholt die Rede von einem dieser Charaktere ist - mich bemühen, mich daran zu erinnern, um wen es jetzt gerade geht.

    Die Mühe lohnt sich. 100 gelesene Seiten später mag ich das Buch schon gar nicht mehr aus der Hand legen.

    Apfelmädchen wird in zwei Ebenen erzählt. Die eine Ebene spielt ab dem Jahr 1975, die andere aktuell im August.

    Aktuell sind Kriminalkommissarin Idun Lind und ihr Partner Calle Brandt dabei, einen Mordfall aufzuklären. Die beiden sind ein eingespieltes Team und können sich scheinbar blind aufeinander verlassen. Der Mordfall wirft viele Fragen auf: niemand hatte offenkundig ein Mordmotiv gegen das Opfer. Und doch wurde der Leichnam der jungen Frau sogar eigens in Szene gesetzt.


    Triggerhinweis

    Bei diesem Buch komme ich leider nicht umhin, einen Hinweis zu geben. Wer sich überraschen lassen will, liest hier nicht weiter, sondern erst wieder ab der nächsten Überschrift Meine Meinung.

    Apfelmädchen spricht über häusliche Gewalt, über erwachsene Menschen in Wirkungsfeldern, denen sie nicht gerecht werden und hat einen religiösen bzw. einen Bezug zu Sekten.

    Ich kann alle verstehen, die aufgrund der Thematik hier aussteigen.


    Meine Meinung

    Apfelmädchen ist ein klug erzählter Thriller. Die Geschichte nimmt einen überraschenden Verlauf und wartet mit einem - zumindest anfangs - überraschenden Ende auf. Der Erzählstil wirkt auf mich noch etwas ungelenk, die Geschichte ist aber gleichwohl spannend.

    Es gibt viele Charaktere, die aufeinandertreffen, und diese grenzen sich alle sehr gut voneinander ab. Jeder hat seine Eigenart, seinen eigenen Stil. Das gefällt mir und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Bei den Namen musste ich allerdings etwas länger überlegen, wenn die Charaktere wieder in Erscheinung treten. Das hat den Lesefluss etwas gehemmt.

    Dafür war die Spannung da. Tina N. Martin motiviert mich mit ihrer Art die Geschichte zu erzählen die Beweggründe und die handelnden Akteure zu begreifen. Die Emotionen der Charaktere blieben ein wenig auf der Strecke, dafür nimmt Tina N. Martin kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Greueltaten geht. Das ist auch der Grund, weshalb ich einen Triggerhinweis in meiner Rezension platziert habe. Dazu kommt eine etwas raue Art, die Geschichte zu erzählen. An zwei, drei Stellen musste ich erst noch einmal zurückgehen, um noch einmal nachzulesen, ob die Figuren auch genau dort sind, wo sie sein sollen: unterwegs im Auto oder noch am Schreibtisch sitzend. Wer sich mit solchen Details nicht aufhält, ist jedoch richtig im Schwung der Geschichte.

    Ich bin mir nicht sicher, ob es an der Art der Erzählung von Tina N. Martin liegt oder ob vielleicht aufgrund der Übersetzung von Leena Flegler abrundende Details fehlen. Bei Übersetzungen aus dem Schwedischen stelle ich häufig fest, dass ein Lektorat der Geschichte oftmals gut tun würde. In dieser Übersetzung von Leena Flegler scheint mir aber alles stimmig übersetzt zu sein.


    Zitat
    "Sie waren als Eltern komplette Versager. All das, was Papa uns zugemutet hat - die Schläge, die Drohungen, der Hohn. Das verzeihe ich ihm nie, und ich verzeihe Mama nicht, dass sie zu alldem den Mund gehalten hat." - Seite 53


    Apfelmädchen gewährt mir als Leserin einen Blick in die Abgründe der menschlichen Psyche. Ich empfehle starke Nerven beim Lesen.


    Zitat
    "Es sind zärtliche Worte, doch seine Stimme ist hart. Mit einem Mal ist ihre Kehle ganz trocken und fühlt sich an wie zugeschnürt. Schon bemerkenswert, wie zwei kurze Sätze ein Gefühl erzeugen, als würde ihr jemand den Hals zudrücken." - Seite 86


    Die Geschichte wird erzählt, wie ein rauer Wind, der einen durchrüttelt und nicht mehr loslässt. Ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Band und ein Wiedersehen mit Idun Lind und Calle Brandt mit Gewittermann.

    Wer Apfelmädchen liest, entscheidet sich für einen Blick in die Abgründe der menschlichen Psyche.


    Fazit

    Apfelmädchen ist für alle, die tief in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken wollen und eine zeitweilig raue Erzählart abkönnen.


    ASIN/ISBN: 373411165X

    Das Licht im Rücken erzählt die Geschichte der Leica und zweier Familien, deren Geschichte fest mit der ersten Kleinbildkamera verbunden sind. Sandra Lüpkes erzählt zum Einen die Geschichte der Familie Leitz, deren Sohn des Werkgründers die Fertigstellung der Leica befürwortet und vorantreibt und zum anderen die Geschichte einer fiktiven jüdischen Familie, die mit ihrem Ladengeschäft Haus der Präsente und vor allem mit den beiden heranwachsenden Kindern Dana und Milan zwei ebenso starke Persönlichkeiten in die Geschichte der Leica einbindet.



    Das Licht im Rücken spielt in den Jahren 1914 bis 1945. Als Leserin erlebe ich zunächst, wie der Tüftler und Entwickler Oskar Barnack den ersten Prototyp der Leica baut, testet und es zu dem ersten Foto auf dem Eisenmarkt in Wetzlar kommt. Das ist für mich an sich schon ein sehr aufregender Moment. Ich habe zwar nie eine Leica besessen, aber ich liebe aussagekräftige Fotografien. Und genau diese kommen in der Geschichte der Leica im Zeitraum 1914 bis 1945 auf unterschiedlichste Art und Weise zum Tragen. Erst die Leica Liliput, dann - im Krieg - die Leica Propaganda.

    Es ist für mich faszinierend und unglaublich zugleich, wie raffiniert diese neue und teure Technik in Kriegszeiten eingesetzt wird. Soldaten erhalten eine Kleinbildkamera um gut inszenierte Fotografien "nach Hause" zu schicken. Natürlich müssen diese Fotografien das Bild der Deutschen Wehrmacht ins rechte Licht rücken. Schließlich werden diese Bilder für die Presse und als Werbung genutzt.

    Sandra Lüpkes hat mehr als umfassend recherchiert und Charaktere - ob wahre oder fiktive - großartig in Szene gesetzt. Sie alle bleiben mir in Erinnerung, als hätte ich sie selbst erlebt. Als hätte ich an ihrer Seite gestanden. Als hätte ich Höhen und Tiefen mit ihnen durchlebt. Besonders ist mir aus der Familie Leitz Elsie an Herz gewachsen. Als Mädchen ist sie immer ein bisschen "außen vor" und deshalb oft ungestüm. Sie hat ihren eigenen Kopf und dank ihrer Sturheit auch den nötigen Biss, um sich durchzusetzen. Auch Milan und Dana sind mir ans Herz gewachsen. Beide mussten "sehen, wo sie bleiben". Jüdischstämmig, die Mutter abgehauen, der Vater traurig, das Geschäft läuft mal besser, mal schlechter aber ohne ihr Zutun überhaupt gar nicht. Und die eigenen Träume? Träume, die gelebt werden wollen? Starke eigene Interessen und ein starker eigener Willen stehen dem politischen Geschehen ringsherum entgegen. Echte Freunde und Verbündete finden sie glücklicherweise bei der Familie Leitz.

    Das Licht im Rücken hat mich so sehr gefesselt, dass ich die Geschichte am liebsten in einem Rutsch gehört hätte. So lebendig war das Geschehen erzählt, so tiefgründige Charaktere haben mich unterhalten und in die Geschichte der Leica eingeladen. Auch jetzt, Stunden nach dem Hörerlebnis, habe ich immer noch das Gefühl, mir den Staub von den Hosenbeinen klopfen zu müssen und zu kontrollieren, ob ich meine Leica noch unversehrt bei mir habe. Denn, dass ich eine Leica - zumindest zu Testzwecken - in der Hand halte, scheint mir unverhandelbar. Wahrscheinlich wäre ich genauso starrköpfig wie Elsie und hoffentlich so diskussionsstark. Nur für ihren ausgelebten Hang, sich in Szene zu setzen, wäre ich wahrscheinlich zu wohlerzogen angepasst.

    Ich habe die Geschichte um die Leica so, so gern erlebt und kann sie allen Geschichts- und Fotoliebenden ans Herz legen.

    Für die Hörbuchfassung hätte ich mir niemand anderen vorstellen können, als Claudia Michelsen. Claudia Michelsen spielt mit ihrer Sprachmelodie und der Lesegeschwindigkeit so gekonnnt, dass es jedes Wort, jede Bedeutung unterstreicht und in Szene setzt. Ich lieb´s.


    Fazit

    Das Licht im Rücken ist für alle, die fotobegeistert sind und die Entwicklung der Leica anhand einer spannenden Familiengeschichte erleben wollen.


    ASIN/ISBN: 3839820286

    Solange wir leben ist sowohl ein historischer als auch biografischer Roman. Der Roman handelt von Joschi und Waltraut. Erzählt wird die Geschichte im Wechsel jeweils aus der Sicht der beiden. Eigentlich sollten sich die beiden nicht kennen- und schon gar nicht lieben lernen. Dafür sind sie viel zu unterschiedlich. Unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters. Und doch finden sie irgendwie zueinander und freuen sich jeweils aufeinander, wenn sie sich wiedersehen.




    Solange wir leben ist die Geschichte der Eltern des Autors David Safier. Und, so sagt er selbst, "er hätte die Geschichte seiner Eltern nie erzählt, würde ihre Geschichte nicht wie die großer Romanfiguren auf ihn wirken". Und, mal unter uns: ich kann das nur unterschreiben. Würde Solange wir leben verfilmt werden, ich hätte als eine der Ersten mein Ticket fürs Kino.


    David Safier erzählt die Geschichte mit der zärtlichen Liebe eines Kindes zu seinen Eltern. Die Zeiten, in denen sie aufgewachsen sind, waren unruhig, voller Unsicherheit, Entbehrungen und Ängsten - und doch ist da für mich als Leserin immer dieser Glanz, dieser warme Schimmer an Hoffnung, dass am Ende alles gut wird.


    Nun, für den Autor jedenfalls wurde es gut: schließlich wurde er geboren und darf heute ganz ohne Kriegswirren Bücher schreiben. Doch für seine Eltern war die Zukunft ungewiss und oft wenig erfreulich.




    "Es gibt kein leichtes Leben. Auf eines zu hoffen, enttäuscht nur." Gabi zog ihre Hand weg. "Glaub mir, je eher du das begreifst, desto besser: Leben heißt leiden." Waltraut nahm Gabis Hand wieder, hielt sie ganz fest und wiederholte, damit die Tochter auch begriff: "Leben heißt leiden." - Seite 213




    Trotz der Schwere der Zeit und der oft düsteren Aussicht schafft David Safier die Szenerie durch seine Erzählweise und seinen Humor - den er vermutlich von Joschi geerbt hat - zu erhellen. Der Charme von Joschi und die scharfzüngige Waltraut machen den Wortwechsel lebendig und es ist, als wäre ich Zeuge ihrer teils privaten Gespräche und ihrem Schlagabtausch in der Öffentlichkeit. Die Warmherzigkeit, mit der David Safier die Geschichte erzählt, lässt mich immer wieder hoffen, dass beide Elternteile glücklich sein werden.


    Für mich war es ein ganz wunderbares Lese- und Hörerlebnis, die Zeit, beginnend vor bald neunzig Jahren in Deutschland und Palästina, aus der Sicht von Joschi kennenzulernen und später an der Seite von Waltraut die Kriegszeit, die Trümmerjahre und das Wirtschaftswunder in Deutschland zu erleben. Wenn ich an die beiden als Paar denke, fällt mir das Wort "mondän" ein. Joschi, der mit einer Geschmeidigkeit durch die Welt und die Wirtschaft reist und Waltraut, mit ihrer gepflegten Schönheit und Gewandtheit. Wie David Safier bereits sagte: seine Eltern sind wahrlich Romanfiguren. Für mich könnten es Leinwandhelden sein.


    Eingelesen wurde das Hörbuch von drei Sprecher:innen, von David Safier, Reinhard Kuhnert und Vera Teltz. Anfangs war ich etwas verunsichert, dass dieser Roman drei Sprecher:innen benötigt. Und während des Hörens bestätigte sich das für mich auch immer wieder. Der Wechsel der Erzählstimme hat mich eher aus dem Fluss der Geschichte aufmerken lassen. Und doch fand ich es gut, dass am Ende, am Ende David Safier selbst die Stimme zur Erzählung lieferte.




    Fazit

    Solange wir leben ist für alle, die gern sowohl historische als auch biografische Romane der Kriegs- und Nachkriegszeit lesen und in das wahre Leben der Charaktere eintauchen wollen.


    ASIN/ISBN: 3839820197

    Sterne über Siena ist die Geschichte von Emilia, liebevoll Em genannt. So warmherzig, wie ihr Name klingt, wächst Emilia jedoch nicht auf. Als Heranwachsende verliert sie ihren Bruder Matteo. Die ganze Familie befindet sich seitdem im Ausnahmezustand. Und dieser Ausnahmezustand hält bis in Emilias Erwachsenenalter an.


    Emilia lernt in ihrer Kindheit vor allem, undurchdringlich nach außen Stärke zu zeigen: den Stolz als Sienesin, den Stolz als Mitglied der Contrade des Turms und den Stolz der Familie Volani. Einzig ihre jüngere Schwester Aurelia bleibt ihr als Verbündete. Egal, wie hart Emilia auch arbeitet, egal, wie sehr sie sich im Studium bemüht, das ihr in Wirklichkeit eine Last ist: ihren über alles geliebten Vater erreicht sie nicht. Luciano Volani wird einzig durch den alljährlichen Palio aus seiner Lethargie gerissen. - Der Lethargie geboren aus dem Hass auf die Familie Graziotti. Der Familie, die Luciano den Sohn nahm.


    Zu dumm, dass Aurelia sich ausgerechnet in den jüngsten Sprössling der Familie Graziotti verguckt hat und Emilia zwischen die Fronten beider Familien gerät.


    Claudia Winter erzählt die Geschichte der beiden Familien jeweils aus Sicht der älteren Kinder. Emilia Volani und Alessio Graziotti erlebe ich als Leserin mit all ihren Gedanken, Wünschen und Vorhaben und kann nur hoffen, dass sich alles irgendwie zum Guten wenden wird. Beide begleite ich durch eine aufregende Zeit mit versuchten Familienzusammenführungen, Vorbereitungen zum Palio - dem (!) Pferderennen in Siena, Freundschaften, die erneuert werden müssen und den üblichen Geschäften. Die Charaktere haben Tiefe. Ich würde mich nicht wundern, wenn ich in Siena wäre und mir sämtliche Figuren begegnen würden. Die zurückhaltende, freundliche Emilia, die vor Glück überschäumende Aurelia, die warmherzige Familie Graziotti - sie sind alle da. Und ihr Dasein fühlt sich für mich aus der Ferne schon so real, so wirklich an.


    Der lebendige Schreibstil lässt mich hautnah erleben, was den Charakteren in der Geschichte widerfährt. Mehr als einmal muss ich das Buch zur Seite legen, weil ich die Gefühle der Figuren so sehr nachempfinden kann.


    Um den Roman zu mögen und nah bei den Charakteren zu sein, muss man kein Pferdeliebhaber sein. Es geht zwar um den Palio, das Pferderennen in Siena. Der Palio ist aber eher ein Lebensgefühl. Der Herzschlag Sienas, der dafür sorgt, dass die Contraden im Wettbewerb bleiben. 17 Contraden gibt es in Siena. Jedes dieser Stadtviertel hat ein eigenes Wappen, das mit Stolz getragen wird. Was könnte also mehr zählen, als ein Sieg beim Palio?


    Sterne über Siena zu lesen, hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich habe so unendlich viel gelernt über Siena, über Familienzusammenhalt und Schicksalsschläge. Mit den Charakteren konnte ich bangen, kämpfen und erleben, wie sie an ihren Herausforderungen wachsen. Wie sie lernen und lehren. Wie sie lieben und leiden.




    Fazit

    Sterne über Siena ist für alle Pferdeliebhaber, Freiheitsliebende und für all jene, die Leidenschaft für ihre eigenen Vorhaben empfinden.


    ASIN/ISBN: 3442493463

    22 Bahnen erzählt die Geschichte von Tilda. Tilda lebt mit ihrer jüngeren Schwester Ida und ihrer Mutter in einer Wohnung in der Fröhlichstraße. Nur, dass Tilda vom Fröhlichsein meilenweit entfernt scheint. Tilda studiert, liebt Mathematik, arbeitet an der Supermarktkasse, schwimmt zum Ausgleich gern 22 Bahnen und kümmert sich um ihre jüngere Schwester Ida und den Haushalt. An Tagen, an denen die Mutter nicht einmal mehr für sich selbst da sein kann, kümmert sich Tilda auch um sie.



    Die Trennung von Tildas Vater hat die Mutter nie ganz verkraftet und so dämmert sie zwischen Depressionen und Alkoholsucht vor sich hin, bekommt nichts auf die Reihe und eskaliert im schlimmsten Fall vor ihren Töchtern.

    Während Tilda die Zustände meistert, verschanzt sich Ida in ihrem Zimmer und hinter ihren Zeichnungen.

    Eines Tages kommt Viktor zurück in die Stadt. Viktor, der große Bruder von Ivan, mit dem Tilda damals befreundet war. Ivan, der damals ums Leben kam. Viktor, der seitdem immer ein bisschen traurig aussieht und - wie Tilda - immer genau 22 Bahnen schwimmt.

    22 Bahnen ist eine Geschichte, die im Laufe der Erzählung meine Aufmerksamkeit immer mehr fesselt. Tilda, die mit ihren Eigenarten und ihrer ruhigen Art stets so gut zu Ida ist. Während Tilda sich um Ida kümmert, bemerkt sie nicht, dass sie sich gar nicht um ihr eigenes Wohlergehen kümmert. Außer diesen 22 Bahnen und ihrem Studium gilt die gesamte Aufmerksamkeit Ida - und wenn es sein muss, ihrer Mutter.

    Die Entwicklung der Geschichte und die Entwicklung der Charaktere zu beobachten, ist faszinierend für mich.

    Caroline Wahl erzählt die Geschichte um Tilda in einem ruhigen Ton und lässt die Emotionen ihrer Figuren sprechen. Das macht 22 Bahnen für mich sehr lebendig. Die Realität wird ungeschönt dargestellt, während die Figuren gleichzeitig nach Harmonie suchen und dieser ein Eckchen in der grau wirkenden Umgebung einräumen.

    Carolin Haupt liest die Geschichte mit ihrer jungen, ungestümen Stimme und lässt mich als Hörerin die Härte und vermeintliche Aussichtslosigkeit, die Zweifel und Ängste, die Resignation spürbar erleben. Gleichzeitig ist immer der Mut zur Veränderung spürbar, der gegen die Tristesse anstrahlen will. Und der winzige Keim der Hoffnung gedeiht.

    22 Bahnen hat mich nicht nur gut unterhalten, sondern keinen einzigen Moment losgelassen.


    Fazit

    22 Bahnen ist für alle, die Coming of Age Romane mögen und sich von der Geschichte einer jungen Frau zwischen Verantwortung und des Heranwachsens in ein eigenes Leben mitreissen lassen wollen.


    ASIN/ISBN: 3832168036

    Wie schön, dass du weiterliest, auch wenn du wenig Zeit hast! Und wie schön auch, dass du das Gelesene mit deinem Leben abgleichst! Ich mache das auch immer, es ist wie eine zweite Ebene über der reinen Geschichte, wenn man beim Lesen über sich selbst reflektiert.

    Das ist so wundervoll. Mir geht es ganz genauso. Da ist so viel, was man über sich selbst herausfinden kann.

    Das ist so schön, mit dir noch einmal in die Geschichte einzutauchen.

    Ich habe mir ganz viele schöne Textstellen markiert. Ein tolles Buch.

    Die Frau, die es nicht mehr gibt erzählt die Geschichte zweier junger Frauen, die sich im Lubéron der 1980er Jahre erstmalig begegnen.



    Alexandra Richter, Alex genannt, ist mit der Schule fertig. Ihr Herz schlägt für die Fotografie und so ist sie trampend in Europa unterwegs, um eindrucksvolle, landschaftliche Fotomotive festzuhalten. Auf ihrer Reise entdeckt sie jedoch ihre Leidenschaft für den Ausdruck in den Gesichtern der Menschen. Alex hat einen Blick für bildhafte Momente von Persönlichkeiten, die Geschichten erzählen.


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    Cornelia Fett und Maiken Nielsen
    in den Herrenhäuser Gärten am 11. Juni 2023



    Im Moment der ersten Begegnung und des Verstehens ihrer Begabung, trifft Alex in Apt auf ein Trio aus Straßenkünstlern. Das Trio besteht aus einem Fackeljongleur mit Wolfsmaske, der sich als hübsche junge Frau namens Mado entpuppt, aus einem weiteren Fackeljongleur namens Fantomas, der immer ein wenig erstaunt aussieht und dem Seiltänzer Loic, der bei seinem Hochseilakt der ersten Begegnung auf dem Seil ganz schön ins Schwanken gerät.





    Die Vier werden schnell zu einer eingeschworenen Gemeinschaft. Es stellt sich heraus, dass alle Vier ihrem Elternhaus den Rücken gekehrt haben. Fernab der Familie wollen sie ihren Platz im Leben finden, ergründen wer sie sind und was sie im Leben wollen. Es geht darum die eigenen Träume zu ergründen und zu verwirklichen. Und es geht darum, Erfahrungen nicht einfach zu verbuchen, sondern mit dem erworbenen Wissen tätig zu werden.

    Maiken Nielsen hat mit dieser liebenswerten Bande vier Charaktere ins Leben gerufen, die unterschiedlicher Herkunft sind und vor ähnlichen Herausforderungen - nämlich der gefühlten Inakzeptanz mindestens eines Familienmitglieds - stehen. Wie soll der Mensch damit umgehen, wenn er noch nicht die notwendigen Erfahrungen gesammelt hat, außer er sammelt sie außerhalb und fernab der Familie?

    Und so lande ich als Leserin in Apt gemeinsam mit allen, die im Verborgenen bleiben wollen, mit allen Künstlern, mit den Hippies, mit den Einheimischen und der wunderbaren Natur und mit Drogen und der unmittelbaren Gefahr durch die in der Nähe stationierten Atomraketen, Militär und sich verbündenden Terroristen.

    Diese Mischung aus "ich bin hier geboren", ich gehöre nirgends anders hin" und der Gefahr sorgt für einen Zusammenhalt unter all den Fremden, die in Apt zusammenkommen, so dass ich mich ob des Zusammenhalts wie in einer Großfamilie bei ihnen zu Hause fühle.


    "Je suis heureux que tu sois là", stand da. Ich bin glücklich, dass du da bist. - Seite 44


    Maiken Nielsen hat eine ganz wunderbare Art die Geschichte zu erzählen. Klug und bildhaft, bildungssprachlich aber nie belehrend. Es ist mir ein wahres Fest die vier jungen Erwachsenen zu begleiten und ihre Entwicklung zu verfolgen. Die Arbeit an der Erfüllung der Träume; das Zurückstecken der eigenen Wünsche zugunsten der Freundschaft und der politischen Entwicklung; das sich treiben lassen, weil es Teil des Vorhabens ist und weil es Teil der eigenen Schwäche ist.


    Mado sah sie unbewegt an. "Jetzt hör mir mal zu: Das Geheimnis der Freiheit liegt in der Bildung, während das Geheimnis der Tyrannei darin besteht, die Menschen dumm zu halten. Hat schon Robespierre gesagt!" "Wurde ihm für diese Aussage nicht der Kopf abgeschlagen?" "Netter Versuch, Alex." - Seite 63


    Die Geschichte ist so malerisch erzählt, wie die Umgebung des Lubéron auf mich Eindruck macht. Gegen die aufkommende Romantik machen sich die Umstände der Gegenwart der 1980er Jahre und die Umstände der Wiederbegegnung der beiden Frauen rund dreißig Jahre nach ihrem ersten Treffen auf.

    Ein Prozess, der schmerzhafte Erfahrungen und gelebtes Leben zusammenführt und von Liebe und Freundschaft zeugt.


    "Vielleicht ist es der unbändige Wunsch zu leben. An unsere Grenzen zu stoßen und dann darüber hinauszugehen." - Seite 429


    Am liebsten würde ich den Roman gleich noch einmal lesen.


    Fazit

    Die Frau, die es nicht mehr gibt ist für alle, die sich in den Genuss einer fiktiven Geschichte mit wahren geschichtlichen Hintergründen mit den jungen Erwachsenen in die Provence und nach Apt der 1980er Jahre begeben wollen.

    Ein schönes Ende.

    Mir gefällt, wie sich alles auflöst. Dass Mado ihre Chancen und ihre Begabung nutzt. Dass Alex mit Yan gemeinsam weint und sich auf das Enkelkind freut. Dass Alex der jungen Frau eine wunderbare, einmalige Chance gibt, gesehen zu werden.


    Zwischendrin war ich etwas überrascht, dass Alex nach Hause zu ihren Eltern zurück ist. Schlussendlich eine vernünftige Entscheidung. Glücklicherweise tat diese Entscheidung auch dem Mutter-Tochter-Verhältnis gut.


    Total gut gefallen hat mir, dass Mado so gut über alle informiert war, so dass Alex und ich sogar noch erfahren haben, wie es Fantomas weiter ergangen ist.


    Im Lesen bin ich so ein bisschen wie Loic. Auch hier habe ich mir wieder einige Stellen im Buch markiert.

    Da wären:


    "Ich möchte mir aber nicht den Vorwurf machen lassen, etwas erkannt und nichts gemacht zu haben." - Seite 394


    Mados Wahrheit:


    "Vielleicht ist es der unbändige Wunsch zu leben. An unsere Grenzen zu stoßen und dann darüber hinauszugehen." - Seite 429


    und ebenfalls wunderschön:


    "Es gibt nur zwei Arten, mit dem Leben umzugehen: Entweder man träumt es, oder man lebt es." ..."Du hast beides getan, Loic", flüsterte sie.


    Danke, Maiken

    💗

    Als Mutter zweier Kinder kann ich das für mich nicht nachvollziehen. Ich liebe beide Söhne, möchte keinen missen, möchte keinen bevorzugen. Auch wenn sie so unterschiedlich sind, wie Tag und Nacht. Mir sind sie das Wichtigste auf der Welt. Auch wenn sie groß sind, jeder seine Macken hat - wie ich auch. Ich kenne aber einige Mütter, die vor allem zu viel auf ihre Kinder projizieren. Also sie sollen Berufe ergreifen, die die Mutter selber gerne gemacht hätte. Sollen da Erfolg haben, wo die Mutter es nicht hatte. Sollen genau so sein und das Leben führen, dass man sich vorstellt/wünscht für die Kinder. Von dieser Idee sollte man sich als Eltern schnell verabschieden. Enttäuschungen und Entfremdungen sind da ja vorprogrammiert. Außerdem erzeugt Druck oft Flucht. Das empfinde ich auch hier bei Alex so.

    Vielleicht macht es tatsächlich den Unterschied, ob es sich um die Tochter oder den Sohn handelt.

    Wenn man so die Miniaturausgabe von einem selbst aufwachsen sieht und die Miniaturausgabe seines geliebten Partners. Vielleicht ist es auch die Unbeholfenheit der Jungen, die Mütter ihren Söhnen unterstellen. Ganz ganz viele Vielleichts.

    Ich finde es immer großartig, wenn Eltern ihre Kinder begleiten und in ihren eigenen Stärken unterstützen. Das ist aber leider nicht die Regel, wie du ja selbst auch schreibst.

    Als Mutter zweier Kinder kann ich das für mich nicht nachvollziehen. Ich liebe beide Söhne, möchte keinen missen, möchte keinen bevorzugen. Auch wenn sie so unterschiedlich sind, wie Tag und Nacht. Mir sind sie das Wichtigste auf der Welt. Auch wenn sie groß sind, jeder seine Macken hat - wie ich auch. Ich kenne aber einige Mütter, die vor allem zu viel auf ihre Kinder projizieren. Also sie sollen Berufe ergreifen, die die Mutter selber gerne gemacht hätte. Sollen da Erfolg haben, wo die Mutter es nicht hatte. Sollen genau so sein und das Leben führen, dass man sich vorstellt/wünscht für die Kinder. Von dieser Idee sollte man sich als Eltern schnell verabschieden. Enttäuschungen und Entfremdungen sind da ja vorprogrammiert. Außerdem erzeugt Druck oft Flucht. Das empfinde ich auch hier bei Alex so.

    Vielleicht macht es tatsächlich den Unterschied, ob es sich um die Tochter oder den Sohn handelt.

    Wenn man so die Miniaturausgabe von einem selbst aufwachsen sieht und die Miniaturausgabe seines geliebten Partners. Vielleicht ist es auch die Unbeholfenheit der Jungen, die Mütter ihren Söhnen unterstellen. Ganz ganz viele Vielleichts.

    Ich finde es immer großartig, wenn Eltern ihre Kinder begleiten und in ihren eigenen Stärken unterstützen. Das ist aber leider nicht die Regel, wie du ja selbst auch schreibst.

    Das finde ich doof.


    Gestern wollte ich schon zu dem Abschnitt schreiben und heute Vormittag auch. Mir fiel immer dieser Eingangssatz ein.

    Natürlich war damit zu rechnen, dass es Loic treffen wird. Doch es war, als würde ihm ein zweites Leben geschenkt, als er den Hochseilakt überlebt hatte. Und unbeschadet aus dem Gefängnis kam. Und dann - mal im Ernst - ein vereistes Dach. Das ist so z. K.


    Und Mado ist über die Jahre dieses Zurückgezogen und verstummt sein so gewohnt, dass sie sich Alex gegenüber nur sehr langsam öffnet. Wahrscheinlich braucht sie aber auch die Zeit, um anschließend noch genug störungsfreien Raum für Alex zu haben. Bis auf das Geheimnis waren sie ja sehr eng zusammen und kannten einander sehr gut.


    Jetzt bin ich gespannt auf die Auflösung und den letzten Abschnitt.


    Mir gefällt übrigens Alex lockere, von Herzen kommende Art. Das äußert sich z. B. im Umgang mit ihrem Chef und auch die Entgegnung zur Verlobung mit Loic. Mein Herz hat sie.

    Ich habe mir gleich mal "Treffpunkt K" auf meine Buchwunschliste geschrieben.


    Die Begegnung von Alex mit ihrer Ma ist geprägt von Missverständnissen und Unsicherheit. Und es zeigt deutlich, wie einfach es für den jüngeren Bruder ist, der älteren Tochter "den Rang abzulaufen".

    Schön fand ich am Ende den Tausch zwischen Bahnticket und Bild. Die Szene scheint beinahe versöhnlich. Um bloß keine Angriffsfläche zu geben heißt es dann nur "Sieh zu, dass du hier noch durchsaugst." - Das hätte die Mutter wiederum für ihren Sohn sicher liebendgern getan, nur um ihn zu unterstützen und damit er sich nicht belasten muss. Tja. That´s it! Ich kann das als älteste Tochter so gut fühlen. 😊


    Markiert habe ich mir in diesem Abschnitt die schönste aller Stellen:


    Dann saßen sie nebeneinander auf einem Ast, und Loic legte eine Hand auf ihren Bauch.

    "Hier", sagte er. "Stell dir hier ein goldenes Licht vor." Die Äste malten ein Schattengeflecht auf sein Gesicht. Alex schloss die Augen, dann nickte sie.

    "Wenn du Angst hast, kannst du dich an dem Licht festhalten", hörte sie seine Stimme. "Es ist warm, es bewegt sich nicht. Es ist immer da."

    ...

    Ich verspreche dir, dass du nicht fällst." - Seite 242


    So wunderschön. Selbst wenn Loic einmal nicht mehr da ist, so kann Alex doch immer ohne Angst ihrem Kurs folgen und Vertrauen aus sich selbst schöpfen.


    Und es ist schön zu sehen, dass D´Artagnan und Aramis wieder vereint sind.

    Leider nur ist es damals wie heute so:


    "Männer, ganz erhlich! Glauben, ihnen gehöre die Welt."

    "Tut sie ja irgendwie auch." - Seite 256


    Total schön, dass sich Mado, Alex, Loic und Fantomas zu einer Bande zusammengefunden haben. Genauso habe ich sie empfunden und habe mich riesig gefreut, als ich das im Text so deutlich gelesen habe. Alex Zugehörigkeit zu der Bande. 💗

    Und wieder so ein schöner Abschnitt.


    La Dent erinnert mich daran, dass ich bald wieder zum Zahnarzt muss.


    Und leider erinnert mich La Dent auch daran, dass man im Leben immer wieder Verluste hinnehmen muss.

    Schon als Loic sagte, dass es sein letzter Hochseilakt in schwindelnder Höhe sein würde, dachte ich: "Mist, so etwas sagt man nicht. Das kann schnell schlimm enden."

    Und als La Dent sagte "Armes Mädchen. .. Armes Kind." - Seite 222 und dann "Der Tod kommt euch besuchen." ... "Aber du wirst auch neues Leben spüren. Du wirst es überleben." - Seite 224 dachte ich wieder sofort daran, dass sie Loic verlieren würde. Und daran, dass Alex vielleicht eine Mini-Alex oder einen Mini-Loic bekommt.

    Ich bin so, so, so gespannt, wie es weiter geht - und gleichzeitig möchte ich nicht mit Alex leiden.


    Auch Mado leidet so sehr. Wer hat denn nun die Zeichnung gestohlen? Und alles verwüstet? Der Normanne? Oder ist er nur liebestoll hinter Mado her? Und was ist mit Fantomas? Gemessen an seiner Lust auf Drogen kann ich mir gut vorstellen, dass er die 5000 Francs gestohlen hat. Die sind sicher schnell umgesetzt. Komisch, dass ihn keiner auf dem Kieker hat.


    Hier kam die Diskussion auf, ob Freundschaft auch Geheimnisse verträgt.

    Mado hat sehr sicher einen guten Grund für ihre Geheimnisse. Und ich finde gut, dass das Gefühl zwischen den beiden Frauen, zwischen Alex und Mado, stimmt. Jede darf ihre Geheimnisse haben. Freundschaft bedeutet aber auch, den anderen nicht willentlich in Gefahr zu bringen. Die Aktion, dass Alex sich an der Aktion gegen den Normannen unter Einsatz der Pistole beteiligt, sorgt zu Recht für ein schlechtes Gewissen. Denn, wenn Alex etwas passiert oder sie festgenommen wird, ist automatisch auch Mado belastet, denn dort wird die Polizei dann auch "anrücken".

    Und Mado hat von Anfang ihrer Verbindung an keinen Hehl daraus gemacht, dass sie auch sehr privates Wissen mit sich herumschleppt.


    Was mich zum Schmunzeln gebracht hat war die "Ufo-Aktion". Auch wenn diese - zugegebenermaßen - wieder sehr riskant war. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass in den Zeitungen immer mal wieder von Ufos die Rede war. Hat sich in den Jahren etwas verlaufen, das Thema.


    Aber das war nicht die einzige Stelle, an der ich Schmunzeln oder Lachen musste.


    Ich habe laut gelacht und die Faust in die Luft gereckt, als ich gelesen habe:


    "Hast du irgendwas genommen?"

    "Ja, Adrenalin und Mordlust. Wir sind Sicheln, die graziös unsere Feinde niedermähen, auch diejenigen, die Julio Iglesias hören!" - Seite 173


    Maiken ich lieb´s! ❤


    Gefeiert habe ich auch die Stelle:


    Loic, Mado und Fantomas, die sich jetzt an einem Nebentisch niedergelassen hatten, gaben eine schauspielerische Glanzleistung ab, indem sie so taten, als würden sie ihrem Gespräch nicht folgen. - Seite 187


    Ich kann mir die Bande lebhaft vorstellen. 😆


    Und dann noch:


    "Zweimal kauen heißt Ja." - Seite 200


    Maiken du bist spitze!!


    💋

    Ich habe mich als Kind schon gefragt, wer ich bin und wo mein Platz in dieser Welt ist.

    Es war schwierig für mich. Alle anderen schienen ihren Platz in der Welt zu haben. Bei mir war ich mir nicht so sicher. Es gab so viele Möglichkeiten zur Entwicklung - und doch wieder keine.

    Gefangen in einem System. Gebunden an die Voraussetzungen. Noch zu jung, um das zu tun, wofür ich geboren schien.


    Stillstand ist nichts für mich. Ich liebe die Entwicklung - nur mit der Technik will ich nicht so warm werden.

    Das soll den Fortschritt aber bitte nicht aufhalten.

    Ich habe immer Madonna bewundert. Wie sie sich immer wieder neu erfunden hat. Wie sie ihren Weg gegangen ist. Weg von zu Hause. Selbstbestimmt. Etwas, was ich mich erst spät getraut habe.

    Dafür ist die Bewunderung der frühen Madonna nicht in die Jetzt-Zeit mitgegangen. Sie ist die Antwort auf die Frage, dass man sich alles erlauben und werden darf, wer immer man ist.


    Und ich liebe den Satz von Alex: "Und wer mich ärgert, bestimme immer noch ich." - Seite 158


    Hach, ich würde Alex und Mado so gern umarmen.

    Es ist schön, dass sie sich alle dort in diesem kleinen verwunschen wirkenden Ort getroffen haben. Mado, Alex, Fantomas, Loic - alle halten sich die Familie auf Abstand und erfinden sich entfernt vom Elternhaus neu. Wollen eigene Wege gehen - oder wieder zurück zur Familie. Nur unter anderen Bedingungen.