Beiträge von Bernard

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    Original von Tom
    Wenn der Schöpfer außerhalb der Schöpfung existiert, wie kann man dann innerhalb der Schöpfung von ihm wissen? Und wie schafft er es, mit den diversen Propheten zu plaudern?


    Das hast Du selbst bereits erklärt: "Offenbarung". Wenn Gott ein Maler wäre, könnte er ja auch nachträglich jederzeit den ein oder anderen Farbtupfer in seinem Bild ergänzen. Ebenso kann er Wunder wirken oder zu Menschen sprechen.
    Übrigens ist auch Deine in zwei Beiträgen dieses Threads vorgenommene Beurteilung der Lehrmeinung Papst Johannes Pauls des II. falsch. Zwar identifiziert er den Gott der Christen mit der Schöpfungskraft hinter dem Universum (das hast Du richtig verstanden), schließt deswegen aber sein Wirken in der Geschichte keinesfalls aus (das hast Du falsch verstanden). Unter diesem Papst wurden mehr Menschen heilig gesprochen als unter jedem Papst zuvor, und jeder Heilige ist nach katholischem Verständnis ein Zeuge für das Eingreifen Gottes. Gerade gegenüber einem Mystiker wie Johannes Paul II. eine solche Einschätzung vorzunehmen, ist abstrus und völlig an den Tatsachen vorbei.


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    Original von Tom
    Und was war noch einmal das Argument dagegen, dass wir alle der Traum eines Hundes, ein Experiment von Aliens, meine persönliche Halluzination oder Figuren in einem Roman sind?


    Keines.
    Ich habe ja auch mehrfach behauptet, dass sehr wohl alles eine Halluzination sein kann - auch die Gravitation.
    Vielleicht sind Du und ich auch eine Person mit Persönlichkeitsspaltung und antworten jeweils auf unsere eigenen Beiträge.
    Wenn man aber von der Halluzination ausgeht, macht es keinen Sinn, sich über irgend etwas Gedanken zu machen. Dann sind nicht nur Überlegungen zur Existenz Gottes sinnlos, sondern auch solche, die sich damit beschäftigen, was morgen auf dem Mittagstisch steht, denn dann wären sowohl das Essen als auch der Tisch eine Halluzination.
    Ich entschließe mich also, meinen Wahrnehmungen zu vertrauen. Sowohl, was meine körperlichen, als auch, was meine spirituellen Sinne angeht. Ich stehe damit vor der Alternative, von der Existenz Gottes überzeugt zu sein oder mich in psychisatrische Behandlung zu begeben. Ich wähle Ersteres und bin damit sehr zufrieden, behaupte sogar, dass meine Religion in entscheidendem Maße zu meiner Lebensqualität beiträgt.

    Zunächst einmal bin ich nach wie vor stark beeindruckt, welchen Magnetismus meine Beiträge auf Tom ausüben. Wenn wir uns einmal in Natura begegnen sollten, wird er mir vermutlich entweder direkt eine Ohrfeige verpassen oder mir einen Zungenkuss geben. Letzteres fürchte ich mehr. :grin
    Ferner finde ich interessant, welche Vielzahl von Schubladen für mich bereitgehalten wird. Ich bin jetzt also "Kreationist". Allerdings wären wohl die meisten Menschen, die sich selbst als Kreationisten bezeichnen, entsetzt über meine Annahme, das Universum sei deutlich älter als 6.000 Jahre.
    Zudem ist verblüffend, welches Vertrauen Du in die Evolutionstheorie hast. Ein solches Tier wie die Fledermaus dürfte nach dieser nie entstanden sein. Vielleicht hältst Du allerdings auch Fledermäuse für Halluzinationen, alternativ vielleicht auch für genmanipulierte Geschöpfe von Leuten, die die Evolutionstheorie aus ideologischen Gründen widerlegen wollen. Angesichts der Tatsache, dass in der "Laufzeit" des Universums noch nicht einmal Aminosäuren entstanden sein dürften, wird das aber zur Makulatur. Zudem müsste nach den Formeln, mit denen wir uns die Welt erklären, die Materie im Universum annähernd gleichverteilt sein. Vielleicht ein Staubkorn auf zehntausend Kubik-Kilometer. Zwei Staubkörner wären schon eine Sensation. Dass es so etwas wie Galaxien oder Sonnensysteme mit Planeten gibt, ist wissenschaftlich nicht erklärbar (es sei denn, man zieht die vernünftige These einer planenden Intelliganz hinzu).
    Final bin ich verwundert über Toms Ausführungen zu Delphins Frage, die ähnlich auch von mir hätten stammen können. Die gleiche Frage habe ich mir mit etwa acht Jahren auch gestellt, wahrscheinlich tut das jeder früher oder später. Letztlich geht es darum, dass der Schöpfer nicht Teil seiner Schöpfung ist, sonder außerhalb ebendieser existiert und daher ihren Gesetzmäßigkeiten nicht unterworfen ist. Unsere Beiträge in diesem Forum hier bestehen zum Beispiel aus bestimmten Buchstaben, Leerzeichen, Smileys etc. Sie sind diesen Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Man kann aus ihnen auf die jeweiligen Verfasser schließen, vielleicht sogar ein rudimentäres psychologisches Profil erstellen, allerdings nur in begrenztem Umfang. Über die Verfasser selbst verraten sie nur wenig. Du (als Verfasserin) kannst sehr viel mehr tun, als im Rahmen eines Texteditors möglich ist. Du kannst singen, tanzen, springen, Dich am Kopf kratzen - und nichts davon ist den Beschränkungen von Zeichen und Smileys unterworfen. :-)

    Mir erscheint es dümmer, eine wohlgeorndete Struktur wie das Universum (in dem die Zeit nur in eine Richtung fließt, in der es Gravitationsgesetze gibt, in der sich Zellen nach DNA-Bauplänen reproduzieren, etc. pp., kurz: in dem es Naturgesetze gibt) auf einen Zufall zurückzuführen, als auf ein zielgerichtetes Wirken. Das widerspricht sämtlichen Alltagsbeobachtungen. Der Kölner Dom wurde zum Beispiel nicht zufällig durch Wind und Staub zusammengewirbelt, sondern von Baumeistern errichtet, die einen Plan hatten. Wer Probleme mit dem Begriff des "Baumeisters" hat, weil er sie (da lange verstorben) nicht mehr sehen und anfassen kann, und stattdessen erklärt, wie Wind und Staub das Bauwerk durch einen unglaublichen Zufall zusammenwehen konnten, erscheint mir naiv.


    Toms Behauptung, Gotteserfahrungen hätten nur zu biblischen Zeiten stattgefunden, ist falsch. Ich selbst bin zwar kein Prophet, habe aber eine im Wortsinne persönliche Beziehung zu Gott und bin mir seiner Gegenwart häufig bewusst. Dies gilt für sehr viele Menschen, die den kommunikativen Akt des Gebets praktizieren.


    Obwohl ich allerdings davon ausgehe, dass ein vernünftiger Mensch notwendigerweise zu dem Schluss kommen muss, dass nach aktuellem Stand der Wissenschaft eine ordnende Schöpferkraft (ein oder mehrere Götter) existieren muss, ist es gleichzeitig offensichtlich so, dass nicht jeder eine persönliche Beziehung zur Göttlichkeit aufbauen kann oder will. So, wie es farbenblinde Menschen gibt, gibt es auch spirituell blinde Menschen. Nur gibt es wenige Farbenblinde, die behaupten, es gäbe keine Farben.

    Ich weiß nicht, ob es für den Erfolg notwendig ist, aber für legitim halte ich es schon, wenn jemand hochfliegende Träume hat. Sicher gibt es Bestsellerautoren, die von ihrem eigenen Erfolg maßlos überrascht sind. Aber vermutlich finden sich unter den Bestsellerautoren auch solche, die maßlos, vielleicht auch oft verzweifelt, an ihre Werke geglaubt und nur deswegen durchgehalten haben. Dan Brown hat seine Bücher am Anfang aus dem Kofferraum seines Autos heraus an die Leute verkauft, Joanne K. Rowling wurde von 16 Verlagen abgelehnt, bevor sie eine Zusage erhielt, John Grisham wurde überhaupt nicht veröffentlicht, hat dann sein Manuskript zu einem Drehbuch umgeschrieben, das zu einem Hollywooderfolg wurde, und erst danach auf dem Buchmarkt Fuß gefasst, Schiller hat sich auf Jahrzehnte hinaus verschuldet, um "Die Räuber" im Eigenverlag drucken zu lassen, und und und. Ein Übermaß an Vernunft hätte jeden dieser Erfolge im Keim erstickt.


    Aber die Eingangsfrage war ja, warum es so viele Leute gibt, die ausgerechnet Schriftsteller werden wollen und nicht zum Beispiel Automobilfabrikant, womit man ja auch ein erkleckliches Sümmchen verdienen könnte, wenn man erfolgreich wäre. Vielleicht, weil man mit Büchern allgemein viel Positives assoziiert? Man begegnet ihnen in der Freizeit, lässt sich von ihnen angenehm unterhalten, vielleicht bringen sie einen zum Nachdenken, insgesamt hat man immer wieder nette Stunden mit ihnen. Sie sind daher emotional positiv belegt, also ist der Wunsch, statt mit dem vielleicht drögen Job seine Zeit mit Büchern (oder dem Schreiben von Büchern) zu verbringen, ja recht naheliegend.


    Was nichts über die Erfolgschancen aussagt - aber es ist ja eine Eigenschaft von Träumen aller Art, dass sie selten wahr werden. Was meines Erachtens nicht heißt, dass sie es nicht wert wären, geträumt zu werden.


    Selbst mein Sportlehrer urteilte, als ich ihm von meinen schriftstellerischen Gehversuchen erzählte: "Na ja, sicherlich besser, als wenn du Drogen nehmen würdest." Da hat er Recht, finde ich. :grin

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    Original von Hope


    Ich finde diese Argumentation überhaupt nicht albern. Im Gegenteil.


    Dann weisen Deine Gedanken nicht den gleichen Grad der Verwirrung auf wie die meinigen, sondern denjenigen derer Toms.
    Dennoch erlaube ich mir anzumerken, dass nach dieser These das Christentum niemals entstanden wäre, denn die Eltern der Apostel waren Juden und keine Christen. Auch die Eltern der ersten Muslime waren keine Muslime.
    Menschen entscheiden sich. Ab und zu auch einmal gegen die Ratschläge ihrer Eltern. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu.

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    Original von Tom
    Du weißt genau, das ich gemeint habe, dass die Idee von Göttern aus einer Zeit stammt, in der sich Leute mit Felsbrocken die Schädel eingeschlagen haben - es ging keineswegs um das Einhergehen von Religion und Gewalt. Du weißt bei sehr vielem, das Du nur teilweise zitierst, ganz genau, was gemeint war, aber es ist natürlich viel geschickter, sich auf vermeintliche Teiläußerungen zu kaprizieren als auf ein Argument einzugehen.
    Geschenkt.
    Und: Tschüss.


    Du weißt sehr genau um die Wirkung von Worten. Du weißt auch sehr genau, dass Du ständig, wenn auch unzulässig, "Religion" und "Gewalt" in einen kausalen Zusammenhang stellst.
    Vermutlich weißt Du auch um die Unsinnigkeit Deiner Argumentation. Nur für den Fall, dass dies nicht zutreffen sollte und Du tatsächlich der Idee anhängen solltest, alle Religionen seien in der Steinzeit entstanden: Es gibt durchaus Religionen, die sehr viel jünger sind. Das Christentum gehört dazu, der Islam, die Bahai'i, die Scientology Church, auch sehr viele Jugendsekten mit ihren Gurus.
    Selbstverständlich kann man aus soziologischer Sicht diverse ältere Vorläufer ausmachen - das wäre dann jedoch ein Allgemeinplatz und damit eine Nullaussage, denn es gälte ebenso für unsere heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse (zum Beispiel die Gravitation, bei der auch Newton nicht bei Null anfing) und überhaupt alle kulturellen Errungenschaften.

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    Original von Tom


    Du hast gefragt, hier meine ganz persönliche Antwort: Ja.


    Das wiederum ist meines Erachtens eine respektable Einschätzung.
    Es ist in dieser Frage wie bei den meisten Aktiengeschäften - diese kommen auch nur zustande, weil die Handelspartner sich gegenseitig für dumm halten.
    A denkt: "Die Aktie wird steigen, ganz klar, also kaufe ich sie."
    B denkt: "Die Aktie wird fallen, ganz klar, also verkaufe ich sie."
    Auch unter den sehr klugen Menschen gibt es immer As und Bs.
    Auch bei denen hat dann allerdings am Ende nur einer von beiden recht - und zwar objektiv recht.

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    Original von Tom
    Wer sich von Gottes Wirken überzeugen möchte, mag einfach mal nach Haiti oder Pakistan fahren.


    Dieser Satz ist zwar polemisch, aber nicht dumm. Er hat allerdings nichts mit der Frage einer Gottesexistenz zu tun, sondern mit der schon früher in diesem Thread aufgeworfenen Frage: "Ist Gott gut?" - Was mich allerdings direkt zu der Frage führt: "Was ist gut?"


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    Original von Tom
    Judenverfolgung oder diktatorische Regimes und solche Aspekte haben mit dieser Frage absolut nichts zu tun.


    Mit der Frage nicht, aber mit Deiner Argumentation sehr wohl (welche wiederum nur am Rande mit der Frage zu tun hat). Du behauptest absurder Weise mit schöner Konstanz, die Religionen seien wesentlich für die Gewalt in der Welt verantwortlich, zuletzt in dem von mir zitierten Beitrag, in dem Du behauptest, Religion sei eine "Idee, die von Leuten stammt, die sich mit Felsbrocken die Schädel eingeschlagen haben." Diese dumme Behauptung lässt sich durch die weltweite Verfolgung religiöser Menschen durch atheistische Regime widerlegen.
    Um es klar zu sagen: Gewalt ist eine menschliche Grundkonstante. Die Leute, die die Atombombe erfunden haben, taten das nicht aus religiösem Eifer. Sie waren auch nicht dumm. Und vielleicht dachten sie sogar, sie würden etwas Gutes tun - womit wir wieder bei der ersten Frage dieses Postings wären.
    Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Alle Menschen haben ein gewisses Gewaltpotenzial, aber in den Katastrophen wie denen von Haiti und Pakistan, die Du hier anführst, leisten die religiös verankerten Organisationen einen wesentlichen Beitrag zur Linderung des Leids.

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    Original von Tom
    Die Erklärung für die Existenz des ganzen, die man "Gott" nennt oder "Götter" (der monotheistische Ansatz ist ja einer der jüngsten), hat Jahrtausende auf dem Buckel. Sie ist an keiner Stelle schlüssig, nicht beweisbar und zu guten Teilen sogar widerlegt; es ist schlicht eine fixe (aber nutzbringende) Idee, die von Leuten stammt, die sich mit Felsbrocken die Schädel eingeschlagen haben. Nebenbei liefert diese Idee eine gute Rechtfertigung für jede Menge Regeln, Rituale - und damit für Machtkonstruktionen. Als Bonbon für die drangsalierten Gläubigen hielt sie das (auch noch von niemandem fotografierte) Paradies bereit, deshalb sind sie auch heute noch dazu bereit, dieser Idee zu folgen - die sie als Kinder von ihren Eltern eingeimpft bekommen haben.


    Diese Argumentation ist in ihrer Polemik albern.
    Offenbar fand und findet die Mehrzahl der Menschen auf diesem Planeten die Erklärung, dass eine göttliche Kraft hinter der Welt steht oder gar permanent in ihr wirkt, durchaus schlüssig. Sind die alle dumm und nur Du und Deinesgleichen seid klug? Objektiver wäre es, den Atheismus ähnlich der Überfettung als Zivilisationskrankheit zu begreifen.
    Für viele Gläubige ist diese "fixe Idee" nur dann "nutzbringend", wenn Gott wirklich existiert - ansonsten verschwenden sie viel Lebenszeit oder riskieren sogar ihr Leben - gerade in totalitären Staaten wie etwa dem stalinistischen Russland war es lebensgefährlich, einer Religion anzuhängen. Auch heute noch ist die Religionszugehörigkeit ein Hauptmotiv für Verfolgung - auch und gerade in Ländern, die auf einer atheistischen Staatsphilosophie fußen.
    Dass eine Religion das Leben ihrer Anhänger prägt und dadurch auch "Regeln und Rituale" und durchaus auch "Macht" konstituiert, ist ganz selbstverständlich. Das liegt aber weniger in der Existenz Gottes begründet als darin, dass jede Überzeugung dies tut (wer überzeugt ist, dass Fleisch ungesund ist, wird der Regel folgen, sich vegetarisch zu ernähren; je nach Grad seiner Überzeugung wird er auch andere an seinem "Wissen" teilhaben lassen wollen, also "missionarisch" tätig sein). Umso mehr gilt das für Ideologien - auch und gerade für atheistische. Siehe Hitler, Mao, Stalin.
    Auch das Gewaltmonopol liegt nicht bei Gläubigen, im zwanzigsten Jahrhundert war es eher umgekehrt. Beispielsweise den jüdischen Glauben als "Wurzel der Gewalt" hinzustellen angesichts der Ereignisse Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, wo eine atheistische Ideologie sich die "Austilgung" seiner Anhänger auf die Fahnen geschrieben hatte, wäre infam.
    Richtig ist auch, dass kulturelle Prägung und Elternhaus einen wesentlichen Einfluss auf die Religion eines Menschen haben, aber es gibt so viele Beispiele, in denen die Religion gewechselt wird, dass man sie nicht als Einzelfälle abtun kann. Auch in diesem Thread wurde davon berichtet. Die monokausale Erklärung "Eltern katholisch = Kind katholisch" greift viel zu kurz.

    Tom : Ich beobachte ständig das Phänomen "Gott". Die gesamte Welt mit ihren Naturgesetzen (ich könnte da durchaus für meine Wahrnehmung treffend den Begriff "Schöpfung" verwenden) erscheint mir dermaßen geordnet und auf die Entstehung von Leben hin ausgerichtet, dass es mir unmöglich ist, einen planenden Geist dahinter zu verneinen. Dazu gab es in anderen Threads dieses Forums ja auch bereits einen ausführlichen Austausch, den jeder bei Interesse nachlesen kann. Hinzu kommen persönliche Gotteserfahrungen, die für meine Wahrnehmung ebenso real sind wie meine Beobachtungen der Schwerkraft. Bei beiden kann es sich selbstverständlich um Halluzinationen handeln - theoretisch. Diese Möglichkeit einer Halluzination hat für mich aber keine lebenspraktische Relevanz.


    Bell : Was als bewiesen gilt und was nicht, ist ausschließlich eine Frage der Wahrnehmung. Du wirst schwerlich mit Sicherheit sagen können, dass nie beobachtet wurde, dass auf der Erde etwas nicht nach unten gefallen wäre. Vielleicht warst Du nur noch nicht dabei. Selbst wenn es noch nie beobachtet worden wäre, ist auch das noch kein Beweis - es kann durchaus Zufall sein. Die Eintrittswahrscheinlichkeit für diesen Zufall ist zwar sehr gering, viel geringer, als wenn Du 1.000mal eine Münze wirfst und jedesmal liegt "Kopf" oben - aber gerade Atheisten argumentieren gern mit dem Eintreffen solch kaum messbarer Wahrscheinlichkeiten. Diese sind für ihr Weltbild nämlich konstituierend, was ein wesentlicher Unterschied zu den Agnostikern ist, die sich keine Aussage zutrauen.

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    Original von Gummibärchen
    Darum heißt es ja "glauben".


    ... und genau wegen der Doppelbedeutung des Wortes "Glauben" in der deutschen Sprache (Umgangssprache: "Vermutung", Theologie: "Überzeugung") habe ich im Thread-Titel die eindeutige Vokabel gewählt.
    Es gibt sehr wohl Leute, die von der Existenz Gottes ebenso überzeugt sind wie von der Existenz der Schwerkraft. Ich würde mich auch schwer tun, letztere zu "beweisen". Immer, wenn ich einen Stift in ein Meter Höhe loslasse, fällt er zu Boden. Das ist aber kein Beweis. Es könnte durchaus Zufall sein, dass das bei all meinen bisherigen Versuchen so passiert ist, und ebenso könnte es Zufall sein, dass alle Leute, die ich nach ähnlichen Experimenten frage, mir vom gleichen Ausgang berichtet haben. Vielleicht bin ich von lauter übelmeinenden Leuten umgeben, die irgendeinen Vorteil daraus ziehen, dass ich an die Schwerkraft "glaube", und mich deswegen manipulieren. Und dann gibt es noch die Bilder aus dem Weltraum, auf denen man Astronauten sieht, die einen Stift loslassen, der dann nicht auf den Boden fällt. Auch dafür habe ich eine Erklärung innerhalb meiner Überzeugungen, die aber ein "Schwerkraft-Atheist" evtl. als "Ausrede" brandmarken würde.
    Meine Lebenserfahrung führt aber dazu, dass sich die Annahme, es gäbe eine Schwerkraft (genauer: Gravitation), die auf mich wirkt, nicht nur als "nützlich" für meine Lebensgestaltung erweist, sondern sogar als fundamental prägend. Ich wohne im zweiten Stock, und wenn ich zum Bäcker gehe, dann nehme ich die Treppe und trete nicht einfach mit ausgebreiteten Armen aus dem Fenster, weil ich nämlich vermute, dass anderenfalls die Schwerkraft mit wenig wünschenswerten Folgen auf mich einwirken würde.
    Falls mir eines Tages ein Stift aus den Fingern rutschen und dann nicht zu Boden, sondern aufwärts fallen würde, eventuell sogar mehrfach, dann würde mich das nachdenklich machen und meine Überzeugungen bezüglich der mich umgebenden Wirklichkeit erheblich beeinflussen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit für ein solches Ereignis halte ich aber auf Grund meiner bisherigen Lebenserfahrung für so gering, dass ich es nicht in Betracht ziehe.
    Sollte ich ein Erlebnis haben, das mich an der Existenz Gottes zweifeln ließe, wären die Auswirkungen auf mein Leben vermutlich größer, als wenn ich an der Schwerkraft zweifeln müsste.

    Zitat


    ...
    Dennoch sind Menschen nicht immer konsequent. Atheisten verplempern kostbare Zeit für irrationale Bedenken und leben manchmal so, als gäbe es Gott vielleicht ein bisschen doch. Und Gläubige leben oft die meiste Zeit ihre Lebens so, als gäbe es Gott nicht. Wenn wir davon ausgehen, dass jeder Moment des Lebens unwiederholbar ist, dann ist beides fatal. Man verschwendet unwiederbringliche Lebenszeit für einen Gott, den es gar nicht gibt, oder ganz im Gegenteil, man verpasst sehenden Auges die große Chance seines Lebens, sich nämlich für das ewige Leben bei Gott würdig zu erweisen.
    ...


    Zitiert aus: "Gott" von Manfred Lütz.

    Ich fand die Passagen im freien Raum und auf dem Mond sehr gut. Ein hochinteressantes Setting und man hat den Eindruck, nach der Lektüre schlauer zu sein als vorher.
    Die Geschichte auf der Erde hatte durchaus auch interessante Elemente, wie etwa die Kleidung aus der Sprühdose, konnte mich aber nicht ganz so fesseln, vermutlich, weil ich kein Krimi-Fan bin.
    In Summe meines Erachtens ein Buch, das durchaus seine Stärken hat und zu unterhalten weiß, aber an "Der Schwarm" nicht heranreicht.

    Mir hat Wirbelsturm von James Clavell sehr gut gefallen. Es ist ein spannender Roman, der in der Zeit der islamischen Revolution spielt, kurz nach dem Umsturz.
    Von seinen Japan-Büchern weiß ich allerdings, dass es Clavell mit der historischen Vorlage nicht immer so genau nimmt - wie das in diesem Fall ist, kann ich nicht beurteilen.

    An einem Tag, an dem ich in meinem Hauptberuf arbeite, schreibe ich vor bzw. nach der Arbeit insgesamt zwischen fünf und zehn Normseiten, mit der Tendenz eher zu den zehn. Wenn ich frei habe, also außer dem Schreiben keine größeren Verpflichtungen, werden es in der Regel um die fünfundzwanzig Normseiten. Mein persönlicher Rekord sind vierzig Normseiten an einem Tag.
    Bei mir ist es auch so, dass ich besser schreibe, wenn ich schnell schreibe, wenn ich also "im Fluss" bin. Das merke ich an den Rückmeldungen aus dem Lektorat - die Passagen, die am flottesten runtergeschrieben wurden, bekommen die wenigsten Anmerkungen.
    Ich bin allerdings ein "Quartalsschreiber" - zwischen zwei Romanprojekten kann ich schon mal mehrere Monate gar nichts schreiben.

    Der Schwarm von Frank Schätzing ist zwar ein dickes Buch, aber trotzdem ein sanfter Einstieg in die Science Fiction, weil es den Leser in der uns bekannten Welt "abholt".
    Wenn Du gern etwas aus der weiten Zukunft mit Raumschiffen etc. lesen möchtest, kann ich Dir Die Haarteppichknüpfer von Andreas Eschbach empfehlen. Auch das fängt relativ sanft an, steigert dann rapide den Grad der "Fremdheit".
    Falls Du direkt ins kalte Wasser springen willst: Sternenflut von David Brin ist für mich der beste SF-Roman überhaupt.

    Die Chroniken des Hagen von Stein von André Wiesler sollten passen. Es handelt sich um eine Trilogie (Hexenmacher, Teufelshatz, Wolfsfluch). Bislang habe ich den ersten Band gelesen, der mir gut gefallen hat und in dem Werwölfe prominent vertreten sind. Das Setting ist ein historisch/ mittelalterliches mit ungewöhnlicher Dichte und vielen Details, wobei die Handlugn in den späteren Bänden wohl bis in unsere Gegenwart fortschreitet.

    Ich verstehe den Rücktritt nicht.
    Er sagt, es gibt Leute, die habe die Würde des Amtes beschädigt.
    Jetzt tritt er zurück.
    Gewinnen damit nicht genau die Leute, die in seinen Augen die Würde des Amtes beschädigt haben? Fühlen diejenigen sich jetzt nicht bestätigt, wenn ihre (angemessene oder unangemessene) Kritik eine solch durchschlagende Wirkung hat?


    Außerdem mag ich es nicht, wenn man sich der Verantwortung entzieht. Er hat sich für das Amt beworben, er hat es bekommen, jetzt hätte er es auch machen sollen.