Beiträge von Bernard

    Ich finde es durchaus nachvollziehbar, dass die Äußerungen Seiner Heiligkeit ein gewisses intellektuelles Niveau bei der Zuhörerschaft voraussetzen. Man kann nicht bei jedem Vortrag bei Null anfangen, zumal dann nicht, wenn er an einer Universität gehalten wird. Das gilt für Mathematik, Philosophie, umso mehr für Theologie.


    Gerade im konkreten Fall sehe ich das Problem nicht beim Sender, sondern beim Empfänger. Wer sich angesprochen fühlen möchte, darf dies tun.


    Das einzig Bedauerliche an der Affäre ist für mich, dass der Vatikan sein Bedauern geäußert hat. Das nährt die in meinen Augen absurde Annahme, dass tatsächlich ein Fehler begangen worden sei. Wenn man aber noch nicht einmal mehr ein als solches gekennzeichnetes Zitat bringen darf, ist es mit der freien Meinungsäußerung nicht mehr weit her.

    Ich habe die Theorie, man muss den "Herrn der Ringe" in einem bestimmten Alter lesen - zwischen 12 und 16. Dann ist man begeistert und kann ihn immer wieder lesen.
    Wenn man zu spät den "Erstkontakt" hat, ist man für den Zauber nicht mehr empfänglich.


    Oder, wie Terry Pratchett einmal sagte:
    "Wenn du 14 Jahre alt bist und den Herrn der Ringe nicht für das beste Buch der Welt hältst, ist vermutlich etwas falsch mit dir.
    Wenn du 18 Jahre alt bist und den Herrn der Ringe noch immer für das beste Buch der Welt hältst, ist ganz sicher etwas falsch mit dir."

    "Jenseits von Afrika" war lange Zeit mein Lieblingsbuch. Es bringt wunderbar die Stimmung rüber, einen "Rückblick in Wehmut" auf eine verlorene Zeit.
    Es ist kein Roman im eigentlichen Sinne. Die Handlung schreitet nicht von Kapitel zu Kapitel voran. Vielmehr behandelt die Autorin in jedem Kapitel einen Aspekt ihres Aufenthalts in Afrika und beleuchtet dann dieses Motiv über die gesamte Zeitdauer. Im nächsten Kapitel setzt sie dann wieder zeitlich vorne an und beschreibt ein anderes Motiv. Solche Motive sind zum Beispiel "Kamante und Lulu" = ihr Küchenjunge und eine Antilope, die ihr zugelaufen ist, oder ihr Verhältnis zu den Schwarzen.
    Da die Kapitel untereinander keinen strikten Zusammenhang haben, kann man sie meines Erachtens auch in verschiedener Reihenfolge lesen oder zwischen der Lektüre einige Zeit vergehen lassen. Daher ist "Jenseits von Afrika" für mich auch gut zum Zwischendurchlesen oder als Zweitbuch.


    Ich fand Blixens Erzählungen so inspirierend, dass sie einen wesentlichen Anteil daran hatten, dass ich selbst einmal nach Kenia gefahren bin. Ich war auch in Nairobi, wo ein Stadtteil, Karen, nach ihr benannt ist.
    Das in dem Buch beschriebene Haus steht noch. Man kann es für Hochzeiten und ähnliche Festivitäten mieten. Dort habe ich ein Buch gekauft, in dem die Autorin den Spuren Karen Blixens nachgegangen ist. Einige Nachfahren der Protagonisten aus dem Buch hat sie aufspüren und interviewen können. Sehr schön sind auch die Fotos aus der damaligen Zeit. Das Buch heißt "Africa's Song of Karen Blixen" und ist von Tove Hussein; ob man es auch in Deutschland bekommen kann, weiß ich nicht.

    "Sternenflut" ist mein absolutes Lieblingsbuch. Offenes Ende, Vielzahl der Charaktere - das trifft zu, aber in meinen Augen sind das keine Nachteile, eher im Gegenteil. Man erlebt die Geschichte aus vielen Perspektiven und hat am Ende noch etwas zum Weiterdenken.


    10 von 10 Punkten - wenn ich 11 hätte vergeben können, hätte ich auch das getan.

    Rüdiger Safranski: "Schiller oder die Erfindung des Deutschen Idealismus".


    Hochinteressant, etwas über das Leben des Genies hinter dem Werk zu erfahren. :anbet
    Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Schiller sein Erstlingswerk, "Die Räuber", selbst herausbringen musste, weil es kein Verlag haben wollte. Und das war nicht der einzige Rückschlag auf dem Weg zum verehrten Dichterfürsten. Ich nehme an, die meisten Autoren würden aufgeben, wenn sie nur den zehnten Teil dessen einstecken müssten, was Schiller zu Beginn seiner Karriere aushalten musste.


    Auch die Schilderung der Zeit ist hochinteressant.


    Safranski schreibt auf einem sprachlich hohen Niveau, kann sich offenbar sehr gut in das Seelenleben seines "Objekts" hineinversetzen und erzählt häufig mit einem Augenzwinkern. Das Buch macht mich manchmal betroffen und lässt mich ein andermal lachen.


    Ich habe jetzt etwa ein Drittel gelesen und bin gespannt, mehr zu erfahren.