Beiträge von Bernard

    Um eine "Brücke" von den Jugendbüchern zu bauen, eignet sich "Der kleine Hobbit" von J.R.R. Tolkien, denke ich. Das ist, würde ich sagen, ein "Fantasy-Jugendbuch", aber zugleich auch Vorgeschichte und Hinleitung zum "Herrn der Ringe", einem der Werke, die den größten Einfluss auf die Fantasy hatten.


    Der Empfehlung für das "Lied von Eis und Feuer" von George R. R. Martin kann ich mich auch anschließen. Das ist vermutlich ebenfalls ein "seichter Einstieg", weil es beinahe das Flair eines historischen Romans hat, in dem die fantastischen Elemente wie Magie, Nichtmenschen, Drachen erst allmählich Einzug halten. Dieser Zyklus krempelt derzeit die Fantasygemeinde kräftig um - Du wärest also sofort "an der Diskussionsfront".
    Auf Deutsch heißt der erste Band im Hardcover "Eisenthron", im Softcover wurden daraus zwei Bände gemacht, "Die Herren von Winterfell" (1) und "Das Erbe von Winterfell" (2). Meine Freundin, die ansonsten keine Fantasy liest, hat diese Bücher ebenfalls verschlungen.

    Ich habe das Buch angenehm weglesen können, was vielleicht auch daran liegt, dass ich aus der Gegend um Osnabrück stamme. Die Darstellung der Prinzipien, die der Hexenverfolgung zu Grunde lagen, fand ich besonders interessant.


    Übrigens war es auch in Köln so, dass Hexerei nicht unter die kirchliche, sondern unter die weltliche Gerichtsbarkeit fiel - wie auch in dem Buch für Osnabrück geschildert.

    Ich nehme an, wir meinen (fast) das Gleiche: Herbert hat sein Universum von vornherein so angelegt, dass es die "Lieben, Guten" nicht geben kann - weil sie nicht überlebensfähig wären. Dann setzt er in dieses Universum die Atreiden, die so "gut" sind, wie es diese Welt eben zulässt. Obwohl - missbraucht Paul nicht die Fremen für seinen persönlichen Rachefeldzug - weit über die Befreiung von Arrakis hinaus? Sein Jihad scheint Opfer in für dieses Universum zuvor ungekannter Zahl gefordert zu haben.
    Mag sein, dass die Fremen durch äußere Umstände zu dem geworden sind, was sie sind. Aber hat nicht jeder Bösewicht irgendeine Motivation, warum er so ist, wie er ist? Darum bleibt er doch trotzdem ein Bösewicht, oder? Deswegen kann er ja trotzdem Identifikationsfigur sein - z.B. Lestat in der Vampirchronik von Anne Rice.


    Die Harkonnen sind die Übelsten der Üblen - obwohl es da auch den Bruder des Barons gibt, der sich sehr um die Bevölkerung seines Planeten sorgt, als fürsorglicher "Landesvater" geschildert (und dann natürlich ermordet) wird. Das ist allerdings im Prequel (House Harkonnen, House Atreides, House Corrino).


    Wie man sieht: Eine Geschichte, über die sich trefflich diskutieren lässt ==> Leseempfehlung. :-]

    Die Fremen haben schon arg brutale Sitten. Blinde werden in die Wüste geschickt, die politische Führung wird durch Duelle auf Leben und Tod entschieden, etc.
    Die Atreiden sind sicher nicht so vollkommen rücksichtslos wie die Harkonnen, aber auch sie mischen kräftig im galaktischen Intrigenspiel mit. Die klassischen Guten sind sie nicht - eher die "Weniger Bösen".

    Ich bin in einer Höhlenstadt auf einem fernen Planeten, Anfang des vierten Jahrtausends, und feiere den Sieg in einer Schlacht, die sicher nicht die letzte gewesen ist - vielleicht war es aber der letzte Sieg.

    Ein ganz hervorragendes Buch, insbesondere für alle, die sich für soziologisch orientierte Science Fiction interessieren. Außerdem verzichtet es auf ein klassisches Gut-Böse-Schema, was zu vielschichtigen Charakteren führt.


    Vielleicht bin ich der Einzige, aber mir haben auch die Nachfolgebände und das Prequel (Haus Atreides, Haus Harkonnen, Haus Corrino) gut gefallen - und beide Verfilmungen, jede auf ihre Art.

    Ein gutes Buch mit kleinen Schwächen. Crichton setzt der typsich amerikanischen Annahme "wir sind die Besten" eine Überkorrektur entgegen: "Die Japaner sind uns auf allen Gebieten überlegen". Für den europäischen Leser, der die Polung auf USA = bestmögliches Land nicht mitbringt, zieht diese Überkorrektur dann etwas zu drastisch in die andere Richtung.
    Dennoch: ein spannendes Buch, angenehm zu lesen - und so ganz falsch sind die dahinterliegenden Thesen sicher auch in der realen Welt nicht.

    @ Tom.


    Ich setze mal ein Axiom:
    "Ein Mensch kann nicht unabhängig von seinen religiösen Grundüberzeugungen handeln."


    Falls wir uns darauf einigen können:
    Wie sähe dann Deine Lösung aus?


    Allen Angehörigen einer kirchlichen Gemeinschaft das passive Wahlrecht entziehen?


    Das käme mir abstrus vor.


    Ich sage nicht, dass es "logisch" oder "folgerichtig" ist, wenn man das Recht hat, den Zusatz "so wahr mir Gott helfe" in Eidesformeln zu verwenden. Ich sage nur: Es ist geltendes Recht, hervorgegangen aus einem demokratischen Gesetzgebungsprozess. Es ist zudem übereinstimmend mit dem Grundgesetz des Staates, in dessen Auftrag Recht gesprochen wird - Präambel: "Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen ... hat das deutsche Volk ... dieses Grundgesetz ... beschlossen". Ferner wird nicht bezug auf eine bestimmte kirchliche Gemeinschaft genommen, sondern lediglich auf "Gott", was dann wieder jeder für sich interpretieren kann.


    Vielleicht wird es irgendwann Mehrheiten geben, die diese Gesetze ändern. Im Moment gibt es die nicht. Und da ein Bürger einer Demokratie den vom Parlament verabschiedeten Gesetzen verpflichtet ist ... selbst wenn sie so archaisch sind wie die deutsche Sprache ... müssen wir wohl alle auf den Tag warten, an dem Du Diktator wirst und uns weisere Gesetze gibst.

    Zitat

    Original von Tom
    Wenn mir abverlangt wird, auf irgendeinen Gott zu schwören,


    Keine Sorge, musst Du nicht. Der Zusatz "so wahr mir Gott helfe" ist freiwillig.


    Zitat

    Original von Tom
    oder im Angesicht aufdringlicher religiöser Symbolik verurteilt zu werden, wobei natürlich mitschwingt, daß der vorsitzende Richter sich dieserart als Handlanger der Religion versteht (ohne daß das notwendigerweise wirklich der Fall sein muß), dann ist das keine "Tradition", sondern ein Anachronismus, außerdem eine Zumutung, und nicht zuletzt eine massive Ungleichbehandlung.


    Die Position kann ich verstehen. Sie spiegelt die typische Provinzialität des deutschen Sprachraums wider, der entgegen der Entwicklungen auf dem restlichen Globus die Ablehung religöser Entfaltung für fortschrittlich hält (sinngemäß aus einem Kommentar der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zitiert).
    Es ist genauso eine Ungleichbehandlung, wie die Tatsache, dass in Deutschland die Amtssprache Deutsch ist. Wenn ich nur Mandarin lesen und schreiben kann, habe ich echte Probleme, ein Formular auf einem deutschen Amt auszufüllen. In Deutschland ist man aber traditionell der Auffassung, Deutsch solle die Amtssprache sein. Und da das Volk souverän ist, darf es anachronistische Gesetze erlassen. Auch die gelten dann für alle.
    Ich vermute allerdings nicht, dass die Mehrzahl der Richter sich als sakrale Amtsträger wahrnimmt. Sie werden das Kreuz (das es, glaube ich, nur noch in wenigen Sälen gibt) eher als Symbol des europäischen Kulturkreises, des christlichen Abendlandes, sehen, als dessen Teil sie Deutschland wahrnehmen. Die Urteile werden "Im Namen des Volkes" gesprochen, nicht "Im Namen Gottes".


    Zitat

    Original von Tom
    Und die Ursache hierfür sind i.d.R. Politiker, die eben nicht dazu in der Lage sind, die eigene Religiosität von ihrer Aufgabe als Mandatsträger zu trennen.


    Es würde mich sehr wundern, wenn jemand seine religiösen Grundüberzeugungen von irgend etwas würde trennen können, was er tut. Dann wären es nämlich keine. Zudem haben wir in der Bundesrepublik persönliche Mandate. Das bedeutet, die *Person* ist in ein Amt gewählt. Die religiöse Grundüberzeugung gehört zu den wesentlichen Bestandteilen einer jeden Person (auch "Atheismus" oder "Agnostik" sind in diesem Sinne religiöse Grundüberzeugungen). Sie sind daher "mitgewählt", wenn eine Person ins Amt gewählt ist.


    Für Dich ändern wir aber gern auch das Grundgesetz. :-)

    MagnaMater :


    Das erinnert mich an eine witzige Geschichte aus dem Bistum Osnabrück.


    Es ging um einen Katholiken, der im Alter für die Firmung war. Das ist ein Segen, der durch den Bischof gespendet wird.
    Er schrieb nun einen Brief an den Bischof, dass er oberhalb des Priesters keinerlei Fürsprecher beim Herrn brauche. Wenn der Bischof ihm überhaupt etwas spenden wolle, dann bitte nicht den Segen, sondern 10 D-Mark auf Konto blablabla.


    Tja, eine Woche später war der Junge um 10 D-Mark reicher. :lache


    Was die "betriebswirtschaftlich geführten kirchlichen Einrichtungen" angeht, so glaube ich tatsächlich, dass es Branchen gibt, in denen man mit den Einnahmen aus der Kirchensteuer deutlich höhere Gewinne würde erzielen können als in der Altenpflege oder in Kindertagesstätten.
    Das ist innerkirchlich auch immer wieder ein Dauerthema: warum teure Einrichtungen in Mitteleuropa unterhalten, wenn man mit dem gleichen Geld in Afrika viel mehr erreichen könnte?

    Für die Abschaffung der Kirchensteuer bin ich auch (allerdings aus spirituellen Gründen).


    Aber die von mir aufgeführten Aufgaben sind originär staatlicher Natur; Fürsorge für seine Bürger, bzw. Bildungswesen. Wer konsequent für die Trennung von Staat und Kirche eintritt, müsste es sich demnach verwehren, dass die Kirchen Aufgaben des Staates erfüllen.


    Kruzifixe in Schulen und das "so wahr mir Gott helfe" sind aus meiner Sicht (und aus der Papst Benedikts, by the way) Dinge, die in der Tradition des jeweiligen Landes verankert sind. So, wie es keine Erregung öffentlichen Ärgernisses ist, wenn eine Frau ohne Kopftuch durch die Kölner Fußgängerzone läuft, aber schon, wenn sie oben ohne zum Shopping geht.
    Man kann sicher darüber diskutieren, ob unsere gegenwärtige Kultur diese Symbole und Formeln als ihr zugehörig erkennt oder als Ausdrucksformen einer religiösen Minderheit. Momentan scheint der Gesetzgeber von Ersterem auszugehen; ich kann aber nachvollziehen, wenn man anderer Auffassung ist.

    Zitat

    Original von cimini
    Aber, wenn man sich mit tief religiösen Katholiken unterhält, sagen die einem ins Gesicht, dass auf Anhängern des falschen Glaubens, die Hölle wartet.


    Das ist aber interessant, denn damit befinden sich diese "tief religiösen Katholiken" sowohl im Widerspruch zu den Enzykliken Papst Johannes Paul II., als auch im Widerspruch zum katholischen Katechismus, als auch im Widerspruch zu einer wenigstens 1000jährigen Kirchenlehre. Schau Dir mal die Fenster der Kathedralen an; da wirst Du viele Darstellungen des Paradieses finden, auf denen Heiden abgebildet sind - vornehmlich große Philosophen der Antike.


    Zitat

    Original von cimini
    Wodurch zum Ausdruck kommt, das nur der Kath.Glaube der einzig richtige ist.


    Das wiederum ist logisch. Wenn die Kurie der Meinung wäre, eine Glaubenslehre sei falsch, würde sie ja den Katechismus ändern. Daher wird der jeweils aktuelle Katechismus für zutreffend gehalten.
    Alles andere wäre ja auch arg inkonsequent.
    Nicht nur im religiösen Bereich, übrigens. Auch in der Politik fände ich es seltsam, wenn ein Parlament nicht der Meinung wäre, das Gesetz seines Landes sei - in den großen Zügen - das beste der Welt. Wenn zum Beispiel die überwältigende Mehrheit des Deutschen Bundestages und des Deutschen Bundesrates der Meinung wäre, eine Gesetzesregelung in, sagen wir, Frankreich wäre besser als die entsprechende in Deutschland, dann würde sie doch die deutsche Regelung an die französische anpassen. Und danach dann wieder der Meinung sein, das deutsche Gesetzeswerk sei das beste der Welt. :-)

    Zitat

    Original von cimini
    [quote] halte ich das: Religion ist Opium fürs Volk, Zitat, für einen der treffendsten die je erdacht wurden.


    Ha ha ha.


    Das ist ein Klassiker.


    Genau das hat Marx nämlich nicht gesagt.


    Bei ihm heißt es: "Religion ist das Opium des Volkes". Er sieht sie also nicht als etwas, was dem Volk von außen aufgedrückt wird, um es ruhig zu halten, sondern vielmehr als etwas, was sich das Volk selbst schafft, um das Leben erträglicher zu machen. Das führt zwar ebenfalls zu einer negativen Wertung, aber aus einem völlig anderen Grund als bei den Leuten, die Marx falsch zitieren.


    @ Tom:
    Trennung von Staat und Kirche. Hm. Das würde bedeuten:
    - Keine kirchlichen Kindergärten
    - Keine kirchlichen Schulen
    - Keine kirchlichen Krankenhäuser und Notdienste
    - Kein Malteser-Hilfsdienst (erzkonservativer katholischer Ritterorden, aus den Kreuzzügen hervorgegangen)
    - keine kirchliche Armenspeisung, keine Bahnhofsmission, keine kirchlichen Obdachlosenheime


    Vermutlich wäre das der sofortige Zusammenbruch des Sozialstaats.


    Aber bitte. Wenn man einen ideologischen Kreuzzug gegen die Kirche führen möchte, nimmt man vermutlich jedes dadurch entstehende Leid in Kauf.

    Zitat

    Original von Tom
    Mir ist nur kein besserer Titel eingefallen, aber ich nehme gerne Vorschläge entgegen.


    Gerade kam ein interessanter Beitrag zum Thema in Frontal 21. Angeregt davon kommt mir der Titel in den Sinn:


    "Islamisten missbrauchen Zitat Benedikts zur Hetze gegen den Westen"


    :-)


    Jedenfalls rechne ich es Tom hoch an, dass er den infantilen Titel geändert hat. Dazu gehört eine gewisse Größe, und das meine ich ernst.

    Es passt zwar nur noch am Rande zum Thread, aber: Glaube und Vernunft als Gegensätze denken zu wollen, kommt mir merkwürdig vor. Glaube folgt aus der Naturwissenschaft. Widerspricht er ihr, wird er zum Aberglauben.
    Das ist zumindest katholische Lehrmeinung. Deswegen kennt der Katholizismus auch drei Wege der Offenbarung: die Bibel, das kirchliche Lehramt und das Studium der Natur = die Naturwissenschaft. Ich nehme an, es ist auch nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, dass es in der Menschheitsgeschichte keine Institution gibt, die mehr für die Wissenschaft getan hat und noch immer tut als die katholische Kirche. Das reicht von der Alphabetisierung in Entwicklungsländern über Eliteuniversitäten der Gesellschaft Jesu bis zu Sternwarten in kirchlichem Besitz und Konferenzen zur Astrophysik, die im Vatikan abgehalten werden.


    Hier hat mir übrigens ein muslimischer Freund erklärt, dass der Islam die gleiche Auffassung hat. Seinen Erklärungen zu Folge sind geistliche Stellen dort angehalten, jedem, der naturwissenschaftlich forschen möchte, Unterstützung zu gewähren. Begründung: Wissen wird füher oder später zwangsläufig zur Gotteserkenntnis führen.


    Eine These, die auch Einstein wohl nicht ganz fremd war - "Wissenschaft und Religion schöpfen aus der gleichen Quelle".


    Bevor jemand Galileo auf die Bühne bringt (passiert in diesem Zusammenhang häufig): bitte zunächst informieren, ich empfehle das weltanschaulich unverdächtige "Geo Epoche" zum Thema "Die Päpste".
    Nein, seine Lehren wurden nicht aus dem Grund verboten, dass sie dem biblischen Weltbild widersprochen hätten. Wirklich nicht.

    Mir gefällt "Dracula" ebenfalls sehr gut.
    Neben dem bereits Genannten finde ich das Gesellschaftsbild, das gezeichnet wird (Rolle der Frauen, Erwartungen an einen "zivilisierten" Menschen) aus meiner heutigen Sicht als angenehm exotisch.
    Es ist ein ruhiges Buch, beileibe kein Thriller - aber eine angenehme Leseerfahrung.