Beiträge von Bernard

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    Original von licht
    War da nicht eher eine dienendes Interesse leitend und der Wunsch, Gottes Willen zu tun und sich so von ihm (zur Freiheit) bestimmen zu lassen?


    Das vermute ich auch. Diese Menschen haben sich radikal von ihrem Wunsch leiten lassen - Deine Interpretation, dieser Wunsch sei gewesen, "den Willen Gottes zu tun", ist sicherlich zulässig. Sie haben das freiwillig getan, insbesondere Franziskus hätte auch ein völlig anderes Leben führen können. Das tut er aber nicht - er folgt seinem Wunsch und prägt sein Leben entsprechend. Er tut das sogar ohne Rücksicht auf Verluste - die verstörte Reaktion seiner Familie ist ja überliefert. In meiner Begriffswelt ist das exzessive Selbstbestimmung.


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    Original von licht
    Ich kann da nur für mich antworten: ich bin nicht davon überzeugt, daß ich überhaupt etwas für mein Leben wählen kann


    Das würde allerdings die Diskussion zum Thema "Selbstbestimmung" ad absurdum führen, da diese dann nur als Illusion verstanden werden könnte. Das widerspricht allerdings nach meinem Verständnis fundamental dem christlichen Menschenbild, nach dem ein Mensch gewaltige Wahlmöglichkeiten hat. Ansonsten wäre auch der Begriff der Sünde obsolet (wenn ich keine Wahlmöglichkeit, keine Selbstbestimmung, habe, kann ich auch nicht das Falsche/ Böse/ Sündige wählen).


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    Original von licht
    Es geht mir mit meinen Thesen nicht im mindesten darum Freiheit zu beschneiden. Vielmehr suche ich Wege, die uns geschenkte Freiheit adäquat zu beschreiben. Freiheit kann ja schlechterdings nicht als: Alles ist erlaubt verstanden werden. Freiheit bleibt immer auch die Freiheit der andersdenkenden. Freiheit ist m.E. aber eben auch keine Autokratie, sondern ein Geschenk, ein Rahmen, eine Ermöglichung zu einem gelingendem Miteinander.


    Hier ist mir der Zusammenhang zum Thema "Selbstbestimmung" nicht klar. Was Du beschreibst, ist in meiner Begriffswelt eher "Isolation". "Selbstbestimmung" bedeutet demgegenüber, dass ich mich für ein Leben in sozialer/ physischer/ moralischer Isolation entscheiden kann. Wenn ich mich dafür entscheiden muss, bin ich nicht mehr selbstbestimmt. Ebenso selbstbestimmt kann ich mich für die "Freiheit der Andersdenkenden" oder ähnliche von Dir angeführte Konzepte entscheiden.


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    Original von licht
    Und uns anschaun, welche Freiheit Gott für sich gewählt hat


    Das für mich entscheidende Wort hierbei ist: gewählt. Gott hat gewählt, er war in keiner Weise gezwungen, so zu handeln, wie er es tat.
    Wenn wir mal die Naturgesetze als die Regeln nehmen, die Gott in der Welt verankert hat, dann zeigt dieses Regelwerk erhebliche Freiräume auf. Das ist die Welt, die er für uns (seine Geschöpfe) geschaffen hat. Durch eine andere Definition der Naturgesetze hätte er sündiges Handeln von vornherein unterbinden können. Hat es aber nicht getan. Ist es zu gewagt, darin einen göttlichen Willen zu vermuten, den Menschen so etwas wie Selbstbestimmung zu gewähren ...?

    Ich möchte einige Überlegungen einbringen.


    Eine Entscheidung zu sozialem Leben und, spezieller, zur Gewährung oder Annahme von Hilfe ist nur dann etwas wert, wenn sie freiwillig geschieht, also eine Wahlmöglichkeit besteht. Selbstbestimmung bedeutet nicht, jegliche soziale Interaktion abzulehnen und allein auf einer Insel zu leben, sondern vielmehr, die Wahlmöglichkeit zu haben, ob, mit wem und in welchen Situationen eine soziale Interaktion gewünscht ist. Mutter Theresa beispielsweise hat extrem selbstbestimmt und zugleich mit unglaublicher Nächstenliebe gehandelt, als sie ihren Orden gegründet und über Jahrzehnte geleitet hat. Gleiches gilt für den heiligen Franziskus, der sich (selbstbestimmt) gegen seine Herkunftsfamilie gewandt hat, sämtlichem Reichtum entsagt und als predigender Bettelmönch gelebt hat. An diesen und vielen anderen Beispielen wird deutlich, dass Selbstbestimmung und Materialismus nichts miteinander zu tun haben. Jemand kann sich (selbstbestimmt) sowohl für eine materialistische als auch für eine antimaterialistische Lebenshaltung entscheiden.


    Das Beispiel des Samariter-Gleichnisses möchte ich aufgreifen. Hier geht es um einen Mann, der eine Reise unternimmt. Er möchte von Jericho nach Jerusalem gehen. Dies ist seine Entscheidung (Selbstbestimmung).
    Diese Entscheidung wird nun durch eine Bande Räuber sabotiert, die ihn beinahe umbringt (die Entfaltung seiner Selbstbestimmung wird also von außen gewaltsam unterdrückt).
    Der Helfer, hier also der Samariter, beeinträchtigt nicht die Selbstbestimmung des überfallenen Mannes, da er annehmen darf, in dessen Interesse zu handeln. Vielmehr führt er ihn wieder hin zur Selbstbestimmung, indem er durch die Versorgung der Verletzungen dazu beiträgt, dass dieser wieder Entscheidungen treffen und sie umsetzen kann.


    Selbstbestimmung bedeutet für mich also "Eröffnung von Wahlmöglichkeiten". Das kann, muss aber nicht einen materiellen Aspekt haben.


    Vom (katholisch) christlichen Weltbild her möchte ich noch einige Aspekte aufzeigen:
    - Der Mensch ist Ebenbild Gottes. Es erscheint mir daher paradox, seine Freiheit beschneiden zu wollen.
    - Im Gleichnis mit den Talenten wird der Mensch aufgefordert, seine Anlagen voll zu entfalten. Da der Mensch auf Gott hin geschaffen ist, bedeutet das eine Wachsen auf Gott hin. Natürlich ist auch ein Missbrauch der Talente möglich (Sünde), dennoch zeigt dieses Gleichnis deutlich, dass eine Entfaltung der Persönlichkeit (hier: Selbstbestimmung) gottgewollt ist
    - "Man kann nicht zwei Herren dienen: Gott und dem Mammon" - das ist beinahe schon ein anarchisches Bekenntnis, da die Gottesbeziehung eine individuelle ist, somit andere Autoritäten relativiert werden. Wenn aber die (individuelle) Gottesbeziehung das Maß aller Dinge ist, so bestimmt der Mensch grundsätzlich unabhängig von anderen Menschen, also selbst -> Selbstbestimmung. Das klingt in der katholischen Theologie auch häufig an, wenn zum Beispiel Papst Johannes Paul II. die Stellung des (persönlichen) Gewissens als ultimative Autorität in allen Fragen anmahnt.


    Ich weiß, hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Theologie, aber da Du zur Diskussion aufrufst, können diese Punkte vielleicht von Interesse sein.

    Ich gehöre auch zu denen, die gern mal in eine bekannte Romanwelt zurückkehren. Das gilt besonders für fantastische Welten (Fantasy, Science Fiction), deren Verständnis man sich ja auch als Leser zunächst mal "erarbeitet". Die Mühe soll sich dann auch "auszahlen".
    Dass der Autor in jedem Band etwas Origninelles bieten muss, ist für mich selbstverständlich.

    Ich bin gerade in Kongo-Brazzaville gelandet, wo ich mich auf eine Expedition in den Dschungel vorbereite. Ich will nämlich meine Jugendliebe wiederfinden - und einen Dinosaurier aufspüren!


    Hmmm, reden wir von der Herkunftsfamilie, also den Eltern und Geschwistern, oder der selbst gegründeten Familie mit Ehepartner(in) und eigenen Kindern?


    Bei der Herkunftsfamilie ist Skepsis absolut normal, nehme ich an. Man ist eben nicht in der Schublade "Autor". Hinzu kommt, dass die Schriftstellerei in Deutschland tatsächlich eine "brotlose Kunst" ist - diejenigen, die davon leben können, sind wohl so etwas wie Messfehler im Heer derjenigen, die es nicht können. Deswegen ist Besorgnis in dieser Richtung (leider) auch angebracht. Was nicht heißt, dass man die Schreiberei sein lassen soll, aber ich empfehle auf jeden Fall, sie in die Lebensplanung als liebes, zeitintensives, mit Hingabe betriebenes Hobby einzubringen und nicht als damit werde ich meinen Lebensunterhalt verdienen.


    Bei der eigenen Familie mit Partner(in) und Kindern würde ich mehr Verständnis erwarten. Die wussten ja, dass sie sich mit einer Autorin/ einem Autoren einlassen. Entsprechend müssen sie sich auch mit den üblichen "Berufskrankheiten" abfinden.

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    Original von butterfly
    So , ich habe mir gestern den Film angesehen und war sehr begeistert :-).
    .. und zu dem Teil gibt es eine Fortsetzung ?
    Wie heißt die denn :wow :grin?


    Fortsetzung Film: "Königin der Verdammten".
    Fortsetzung Buch: "Fürst der Finsternis".

    Obwohl ich andere Bücher des Autors wirklich mag, habe ich an diesem wenig Freude gehabt.


    Zum Einen liegt das daran, dass die Zusammenhänge rund um die verfügbare Geldmenge in einem Wirtschaftsraum m.E. nicht richtig dargestellt werden. Das fällt aber vielleicht jemandem, der kein Wirtschaftsstudium oder eine ähnliche Ausbildung absolviert hat, nicht auf, deswegen gilt diese Einschränkung nur für das "Fachpublikum".


    Zum Anderen ist das Buch m.E. einfach zu lang. Es passiert zu wenig pro Seite. Und der Schluss ... tja ...

    Im vorderen Orient, wo zwei meiner Söhne gerade die gesamte männliche Bevölkerung einer Stadt niedergemetzelt haben, weil ein Prinz dieser Stadt meine Tochter vergewaltigt hat.


    Ich habe ja auch nie behauptet, dass ich "Gerechtigkeit" für "erstrebenswert" halte ...


    beowulf : Das mit den Schulabgängern ohne Job ist genau die Frage, was für den Betrachter ein "Beitrag zum Gemeinwohl" ist:
    a) nur, wenn man bereits "etwas in eine Kasse eingezahlt hat", oder vielleicht
    b) auch schon, "wenn man seine Fähigkeiten soweit ausgebildet hat, dass sie potenziell für die Gemeinschaft nutzbar sind, auch, wenn sie dann (noch) nicht abgerufen werden".
    Beide Sichtweisen sind legitim und "gerecht", solange der gleiche Maßstab an alle angelegt wird.


    Die von Ikarus eingebrachten Begriffe "Mitgefühl" und "Mitleid" halte ich in der Tat für näher an "Güte" und "Barmherzigkeit" als an "Gerechtigkeit".

    "Gerechtigkeit" ist für mich ein anderes Wort für "Gleichbehandlung" - jeder wird nach den gleichen Grundsätzen behandelt, ohne Ansehen der Person.


    Zum Beispiel wäre es für mich "gerecht", wenn jeder vom Staat/ der Gesellschaft so viel "rauskriegen" würde, wie er hineinsteckt. Etwas verkürzt: Wenn jemand viel zum Gemeinwohl beiträgt, steht ihm ein hoher Anteil am gemeinsamen Gut = am Bruttoinlandsprodukt = an Geld zu.


    Die Schwierigkeit ist jetzt, festzustellen, was das "Gemeinwohl" ist und wie man dazu beiträgt. Ist "erbrachte Leistung" ein Beitrag, oder reicht schon "Leistungsbereitschaft" oder trägt jeder schon durch seine bloße Existenz zur Gemeinschaft bei? Wie sind verschiedene gemeinschaftsdienliche Leistungen relativ zueinander zu bewerten - die Tätigkeit eines Topp-Managers, die Erziehung von Kindern, eine Taxifahrt, der Einsatz des eigenen Lebens in der Landesverteidigung ...?
    Weil das so schwierig ist, wird der Versuch dieser Messung oft von vornherein unterlassen. Leistungen werden eingefordert, ohne dass nach den Gegenleistungen dafür überhaupt nur gefragt wird. Eine Leistungsgewährung ohne Gegenleistung ist aber nicht "gerecht", sondern "gütig" oder "barmherzig" - ein "Almosen".

    Für handlungstragende Figuren mache ich mir Gedanken, was man sachlich und emotional mit einem Namen verbindet.
    Sachlich in dem Sinne, dass der Name Aufschluss über den ethnischen Hintergrund gibt ("Murat" und "Ali" verbindet man nicht mit einem Charakter aus Böblingen) und auch über das Alter (ein "Adolf" wurde wohl vor 1945 geboren).
    Emotional in dem Sinne, dass "John" einfach anders "schwingt" als "Jonathan". Damit kann man dann auch spielen - wenn sich der "Brutus" als kleiner Dackel herausstellt zum Beispiel.


    Bei den Nebenfiguren sind es meistens einfach Namen, die mir kürzlich über den Weg gelaufen sind. "Camilla" heißt zum Beispiel eine ehemalige Nachbarin von mir und auch eine Nebenfigur in einem Roman.

    Eines der besten Bücher überhaupt. King erzählt auf zwei Zeitebenen und kann dadurch sehr gut die Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen aufzeigen. Das wird mit einer sehr spannenden Handlung kombiniert. Ich kann das Buch nur empfehlen.

    Ich habe den Eindruck, dass die "Macher" im deutschen Literaturbetrieb ein recht überschaubarer Kreis sind. Dazu gehören die Cheflektoren der großen Verlage, die Verlagsleiter, die Marketingleiter, die tonangebenden Rezensenten. Man kennt sich, und das seit Jahren oder Jahrzehnten.
    Das wiederum führt dazu, dass einige Bücher gezielt platziert werden. Reich-Ranicki hat mal in einem Interview erwähnt, dass der Chef von Suhrkamp ihm immer wieder Bücher aufschwatzt. Solche Lobbyarbeit gehört ja auch zu dessen Job - auch das ist Marketing.
    Wenn meine Annahme mit dem überschaubaren Kreis von Personen stimmt, die in diesem Spiel mitmachen (können/ dürfen), dann ist auch klar, dass nur eine vergleichsweise geringe Anzahl von Büchern diese Art der persönlichen Förderung erfahren kann. Das ist meine Erklärung für die verhältnismäßig kleine Zahl von rezensierten Titeln.