Aus meinem Blickwinkel ist die Frage verkehrtherum gestellt. Für mich ist es selbstverständlich, an die Existenz von etwas Göttlichem zu glauben. Echter Atheismus, also die bestimmte Aussage: "Es gibt keinen Gott" (im Gegensatz zu dem schlichten: "Ich weiß es nicht") erscheint mir irrational. Ohne eine göttliche Kraft ist unsere Welt schlicht nicht zu erklären:
Die Zeit - Die Kosmologen sagen uns, wir können unser Universum zurückverfolgen bis zu einem Punkt, an dem die Materie maximal verdichtet war. Das bedeutet: Gravitation unendlich - ergo: Die Zeit vergeht nicht. Es gibt also keine Entwicklung. Die nächste Sekunde kommt niemals. Hawking verwendet die "Imaginäre Zeit", um dieses Dilemma zu überkommen, aber das ist nur ein Konstrukt, eine Denkhilfe, um zu erklären, was physikalisch nicht zu erklären ist, nämlich: dass das Universum überhaupt irgendwann angefangen hat.
Die Materie - Wir können das Verhalten von Körpern im Alltagsgebrauch recht gut erklären, aber nicht im Grundsätzlichen. Seit der Entstehung des Universums dehnt es sich aus. Warum? Woher kommt die Energie für die initiale "Sprengkraft"? Und vor allem: Warum ist die Materie nicht annähernd gleichverteilt, wie in einer Staubwolke? Das müsste sie nämlich sein. Stattdessen haben wir sie so ungleich verteilt, wie sich nur denken lässt. Im Sonnensystem gibt es Planeten (= viel Materie auf einem Fleck) und dazwischen eine Menge Nichts. In der Galaxis gibt es Sonnensysteme und dazwischen wiederum eine Menge Nichts, in den Galaxienhaufen ... Das ist einer der vielen Bereiche, wo die Naturgesetze anscheinend ausgerechnet dort Ausnahmen machen, wo es notwendig ist, um Idealbedingungen für die Entstehung von Leben zu schaffen.
Das Leben an sich ist wohl der stärkste Gottesbeweis. Die Evolution mit zufallsbedingten Mutationen erklären zu können, ist wahrscheinlichkeitstheoretisch nicht nur gewagt, sondern unmöglich. Man könnte auch sagen: "Der Kölner Dom wurde nicht durch Menschen erbaut, sondern ist durch zufällige Ablagerung kosmischen Staubes zu Stande gekommen." Dummerweise haben wir weniger gesicherte Informationen über den Baumeister des Universums als über diejenigen, die den Kölner Dom gebaut haben. Seine Existenz zu leugnen, ist dennoch unsinnig. In der Evolution sehen wir zielgerichtete Entwicklungen, wir sehen Saltationen, wir sehen vererbte (nicht: angelernte) Verhaltensmuster etc. pp. Ergo: Das Leben (im großen Maßstab) "hat einen Plan". Den hat sich jemand ausgedacht.
Die Ordnung, die wir in der Natur sehen, ist viel zu logisch, um zufällig zu sein. Wir können sie mit unserem Verstand (nicht vollständig, aber prinzipiell) begreifen - Gravitation, Molekülgitter, Kristallstrukturen usw. Dahinter steht ein planender Geist.
Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen erschiene es mir als intellektueller Salto Mortale, nicht an einen Gott zu glauben. Ich müsste meinen Verstand verleugnen.