Beiträge von Waldlaeufer

    Eine Frage an euch – haltet ihr Gerechtigkeit wirklich für einen maßgeblich politischen Begriff?
    Politisch, das klingt jetzt vermutlich eher wie ein Schlagwort, aber weiter gedacht, schmälert das dies Frage auch nicht unbedingt; verstehen wir zu Anfang halt erst einmal ein öffentliches Gemeinschaftsprinzip darunter. Differenziert werden, könnte die später. Auch ansonsten fällt eben wirklich auf, dass hier innerhalb dieser Einschränkung stets auf einen Leistungsausgleich fokussiert wird.
    Könnt ihr euch Gerechtigkeit nicht unter Handlungsräumen und Entscheidungsfragen vorstellen? Wirklich in ethisch allgemeiner Hinsicht. Oder worin liegt das durchaus gezeigte Desinteresse, haltet ihr nicht-materielle Gerechtigkeitsvorstellungen für obsolet?


    Nachtrag - Worin besteht dann das Interesse an diesem Begriff? Die Motivation der Frage und der Auseinandersetzung...


    Wirklich irritierte Grüße vom Waldlaeufer

    Umberto Eco - Das Foucaultsche Pendel. (ich liebe es!)


    C. S. Lewis - Dienstanweisung für einen Unterteufel (großartig)


    William Shakespeare - Maß für Maß. (braucht keine Bewertung)


    Wiederholend noch
    Patrick Süskind - Das Parfum (genial, nochmal)


    und ergänzend ein Buch
    über Das Parfum, den Autor und den Film; von Kissler und Leimbach (naja, gute Ansätze zur Eigenrecherche, aber irgendwie eine gedankenlose Ausarbeitung)



    Angefangen sind:


    Karl Barth - Klärung, Wirkung, Aufbruch.
    Gerade die Briefwechsel sind Ideal für U-Bahn Fahrten.


    Ein Buch über Heidegger von Georg Römpp.


    Das Neue Testament, speziell die Johannes Offenbahrung.


    Lieben Gruß vom Waldlaeufer

    Heute beende ich "Das offene Kunstwerk" von Umberto Eco.


    Mich persönlich hat die Charakterisierung des durchaus problematischen Moderne-Begriffes über das Wesen des offenen Kunstwerkes (bzw. des Kunstwerkes in Bewegung) interessiert. Und inwiefern ästhetische Konzepte in Abhängigkeit zum kulturell-wissenschaftlichen Weltbild stehen.
    Aber das Buch gibt natürlich noch mehr her. Gerade wenn es um die Zeichen-Funktion geht, ist ja Eco einfach genial.

    Das Tolle am Wikipedia-Wissen ist ja, dass es editierbar ist. :grin


    Das Tolle an diesem Forum ist - das Urheberrecht wird gewahrt. Ergo gestatte ich mir, mich selbst eine Seite zuvor zu zitieren. Ganz unbedruckt. Mit Ei. Und unbenommen. Ohne Ei. :lache



    Mit freundlichen Grüßen, Waldlaeufer

    So, nun komme ich endlich auch mal dazu. Etwas spät. Aber ich habe versucht meine Leseeindrücke zu konservieren und kurz wiederzugeben:


    Der Wintergast
    Eine interessante Geschichte, mir gefällt die Entwicklung der Monologsituation. Der Spannungsbogen wurde gut aufgebaut. Man fragt sich während des Lesens noch, was wohl daraus werden wird. Leider fragt man sich das auch noch am Ende, denn die Geschichte rauscht ohne einzuhakende Ecke vorbei. Der eingeworfene Stolperstein am Ende ist zu klein für einen sitzenden Nachgeschmack.


    Holy Twilight
    Der Schluss ist vorhersehbar – und dennoch muss man doch noch über den letzten Satz schmunzeln, was für die Geschichte spricht. Schnell geschrieben, witzig, aber mir persönlich zu „glatt“ und dadurch auch ohne Kontur. Bei solchen Geschichten gefallen meist die typisierten Charaktere, aber derartige darzustellen, war leider im Rahmen der 500 Wörter einfach nicht möglich.


    Die Elfe Helga
    Ich gebe zu, an diesem Text bin ich gescheitert. Man sieht das Fragezeichen auch beim erneuten Lesen nicht verschwinden. Irgendwie wollte eine barfüßige Mittvierzigerin im blauen Kleid und mit debilem Gesichtsausdruck danach partout nicht aus dem geistigen Lesefeld verschwinden.


    Tanz der Vampire
    Hm. Ehrlich gesagt, fehlte mir hier der Aufhänger. Im Endeffekt ist die Grundidee ganz witzig, kommt aber nicht recht rüber. Mir roch es zu stark nach Halloween.


    Blafurz
    Originell. Derb. Plakativ.
    Ja, warum nicht. Mir an manchen Stellen doch etwas zu aufgesetzt, aber ansonsten konsistent. Und der Minister für besonders komplizierte Scheiße hat mich überzeugt, sowie das Ende. Das hatte einen schönen Knall. Dafür gab es einen Punkt.


    Alice
    Ich suche leider den roten Faden, es wirkt wie ein Auszug. Mag sein, dass es daran liegt, dass die Dialoge fast zusammenhangslos erscheinen und die Protagonistin dafür auch zu wenig Gesicht besitzt. Irgendwie hat man beim Lesen das Gefühl, es fehle die Vorgeschichte. Man wird als Leser draußen vor der Gruft... pardon Tür gelassen.


    Vertonung
    Super Idee. Klasse Ausführung. Nur um 1 bis 2 Strophen kürzen.
    „Ich bin tot. Und sie spielt weiter.“ Ja, ja, ja! Anders gesagt- ich bin begeistert. Zwei Punkte.


    Sonnenwärme
    Hat mir gefallen. Sprachlich in sich geschlossen, bisher der erste genauer ausgeführte Charakter und eine Geschichte, die einen fragen lässt, was als Ende kommen mag.
    Nur das Ende wirkt noch etwas brüchig in der Form.


    Danach
    Ich gestehe, ich musste sie ein zweites Mal lesen, um die Geschichte wirklich zu erfassen. Beim ersten Lesen war es eine Art Dämmerung. Dann kam der letzte Satz. Schlagartig ging das Licht an. Und beim zweiten Lesen wurde der Text dann immer tiefer. Abgrundtief.
    Ich mag es, als Leser ernst genommen zu werden. Drei Punkte.

    Gerechtigkeit ist ebensowenig wie Wahrheit eine Modelliermasse.
    Sie ist ebenso weniger Fakt als eher Ziel.
    Anders gesagt - ich gehe von einem nicht-subjektiven Begriff der Gerechtigkeit aus. Das bedeutet natürlich, dass ich auch glaube, dass viele Menschen eine falsche Vorstellung von Gerechtigkeit haben, bzw. den Begriff mit anderen Begriffen bedeutungsmäßig verwechseln.


    Es ist durchaus möglich, gerechte Zustände zu schaffen.
    Nehmen wir ein Beispiel, John Rawls:
    Du hast zwei Menschen, die sich etwas teilen sollen.
    Die bestmögliche Lösung - der eine soll teilen und der andere darf sich sein Stück aussuchen.
    Hier kann man auch zeigen, dass objektive Gültigkeit nicht entgegen einem subjektiven Eindruck arbeitet, wie leider heute dank Begriffsrelativismus und Meinungsinflation behauptet wird.


    Halbes Off-Topic
    Gerechtigkeit aber an Güterverteilung zu koppeln, finde ich nicht nur problematisch, sondern auch ignorant. Gerechtigkeit, als durchaus problematischer Begriff, betrifft ebenso Handlungsmöglichkeiten - Entscheidungsfragen.
    Wenn man genauer hinsieht, zeigt sich, dass dieser Begriff mit einem Verantwortungsbewusstsein verbunden ist. Des Einzelnen, der Gemeinschaft. Und so verweise ich auf Iris, die bereits auf die Politeia verwiesen hatte.
    Gerechtigkeit ist insofern dynamisch, als dass sie stets im Vollzug zum Tragen kommt.


    Viele Dinge sehen wir derart als selbstverständlich an, gehen von Ansprüchen und Rechtmäßigkeiten aus, so dass kaum auffällt, dass eben diese keineswegs a priori gegeben sind. Nehmen wir die Menschenrechte. Es wäre (philosophisch) naiv zu glauben, Menschenrechte seien per naturam gegeben.
    Die Legitimation dieser Werte beruht auf einem Menschenbild, das durchaus anzweifelbar ist...
    Leider wird das zu oft vergessen. Vielleicht würden wir sonst auch gedankenvoller mit einer solchen kulturellen Errungenschaft umgehen.


    Kaleun
    Nur so viel- bevor man über "die Herren Philosophen" schimpft, sollte man sie gelesen haben. Sollten dir die "Herren Philosophen" dennoch nicht geistig munden, würde ich dir einfach vorschlagen, zur weiteren Bildung eine Frau zu lesen. Zumindest um Hannah Arendt sollte man dieses Jahr nicht herum kommen. Und sei es im Feuilleton.
    Nimm mir die deutliche Wortwahl nicht allzu übel, aber es gibt Geisteshaltungen, aus denen ich das Wort Geist manchmal gerne herausstreichen möchte.


    Mit freundlichen Grüßen, Waldlaeufer

    Zitat

    Original von blaustrumpf
    Und dann geschieht eben doch das Undenkbare: Ein Mann und eine Frau verlieben sich. Und schon ist die Gesellschaftsordnung absolut gefährdet.


    Warum das nur in eben vorerst umgekehrter gesellschaftlicher Zusammensetzung sich nicht so auswirken wollte?

    Ich bin syntaktisch verwirrt -
    hast du das Buch nun bereits gelesen (da du es nach eigener Aussage nochmal lesen möchtest), oder noch nie (da du bereust, das Buch nicht vor dem Film gelesen zu haben)?
    Was für ein Ende hätte dir denn gefallen?
    Er wird Weltherrscher?
    Er wird umgebracht?
    ...
    Ne, die fehlende Absolution ist gerade das Fantastische an diesem Buch. Sie führt ihn zu einer in einem opferungsartigen Selbstmord chiffrierten Aufgabe seines Selbststrebens.
    Im Film erhält das eine andere Note, da hier ein anderer Grenouille gezeigt wird, als derjenige im Buch. Aber keineswegs ein verfehlter Abschluss.
    Mag halt sein, dass es nicht unbedingt mainstream ist.

    Wenn es beheizt ist und nicht zu abgelegen, gern!
    Bei dem Schietwetter bekomme ich sonst keinen Fuß vor die Tür.
    Kaum kommt man aus der Bibliothek, beginnt es zu schneien.
    Romantisch? Ne, einfach nur kalt.
    Da kann man ja nicht anders, als sich bei Kant die Kante zu geben.

    Also, was ich sagen wollte: Auch.

    Sehr, sehr gerne.
    Das Wochenende kommt die Frau Mutter für ein paar Tage, aber danach sag ich gerne zu. Und bezahl auch diesmal den Expresso.
    Gut, ich flatter los. Dir noch einen schönen Tach *har har*
    Bis dahin!

    Wie immer etwas später...


    @ Marlowe


    Der Expresso war nicht bezahlt?


    :wow


    Ich würd sagen, du meldest dich bei mir, wenn du in Berlin bist und bekommst ein Dankes- und Entschuldigungsbier! Gern auch zwei. Des is mir jezze aber scho ä bissi peinlich... Mea culpa.


    Bin gerade ziemlich eingespannt, freu mich aber schon all die Beiträge noch zu lesen, es war nämlich ein sehr schönes Treffen. Wobei es mich ja schon reizen würde, zu erfahren, wer denn Alexx noch so den Kopf verdreht hat :lache.


    Jazz
    Hast dich wacker geschlagen. Im übrigen auch mit dem Salat.


    krimihexe
    Heut ist doch Mittwoch, der Tag an dem die Rentner kommen. Viel Spaß. *zwinker*

    Hm, die Übersetzung verfäscht ein wenig den Dialog. Mir persönlich wäre es lieber gewesen eine dt. Übersetzung entweder neu zu posten oder als Nachtrag im Anschluss des englischen Beitrages hinzuzufügen.


    Nichtsdestotrotz werde ich -@Wolke- gerne wieder in die dt. Sprache wechseln. Da hat mich das Diskussionsfieber zu stark gepackt - und wohl auch kurz die Freude, mein English aufzuwärmen.


    Nur als letzte Anmerkung.
    Oryx, du hast jetzt nochmal in deinem deutschen Beitrag geschrieben, Wissenschaftler würden nur mit Konstrukten arbeiten. Das kannst du gerne so sehen, prinzipiell sehe ich dies ähnlich, nur führe dann nicht gegen metaphysische Konzepte die Wissenschaft an. Das würde die Wahrheitsvorstellung, mit der du argumentierst ad absurdum führen, wie ich dir in der deinem Beitrag vorhergehenden Antwort gezeigt habe. Das führe ich auch gern noch einmal nachträglich als deutschen Beitrag für die anderen ein. Allerdings nicht mehr heute, habe zur Zeit sehr viel zu tun.


    Lieben Gruß vom Waldlaeufer

    You can tell, that many scientists may not think that their theory holds ultimative truth, but they believe in truth and a asymptotic search. It´s a progress, like a physicians told me about his working. You´ll never achieve the whole, but you´re coming nearer. Of course not all scientists have the same view.
    Nor do have Christians for example.

    Oryx


    Well, of course I can only assume that there is one universal absolute metaphysical order. That was even told by myself (I had spoken about the impossibillity of providing evidence for metaphysical construct – metaphysical constructs are per definitionem impossible to proof practical).
    But that´s not part of my arguing against your position. I had shown you, why your critic of religious truth by science won´t work properly. If there are big bangs, life and death of stars... it´ll make no difference in the logical state of the sceptical argument I was presenting.
    So what my view of cosmos ist or not may be a point for another discission, but independent from the theoretical discourse about the relation of scientistic and metapghysical truth.
    If everyvody has it´s own truth – logic could not work by now. There must be some basics. And without logic you can´t even consider about scientific theories.


    post scriptum - Warum sollte der Zufall gegen Wahrheit (oder Wahrheit in Wissenschaft) sprechen? Ansonsten schließ ich mich Blaustrumpf an.


    Dein Bild von der Philosophie (Die Unsterblichkeit von Krebsen) möcht ich gern kritisieren. Und dich einfach mal auf eine breite Palette ernstzunehmender Denker hinweisen. Im Zweifel dann halt immer Kant.
    Philosophie ist weit mehr als großäugiges in die Leere starren und dabei blödsinnige Wörter erfinden.


    Lieben Gruß, Waldlaeufer



    P.S. Was das Leben des Brian angeht, so find ich ja immer noch folgende Szene großartig... "Was soll das heißen, Römer geht ins Haus". Was lese ich hier - eunt? Wie der Imperativ Plural von ire? Ite! :anbet

    post scriptum: By no means, but I think an concept without a construct of truth, which is settled in an geater sense (it doesn´t have to be religios but it needs to work on a higher level than the theory), leads itself ad absurdum. That´s what for example logic is about.

    Oryx


    Well, I have to admit, that many scientists talk for themselves about theories. But you´re wrong claiming that there´s no talking of truth in that. Your conception of science is the very popular interpretation of the second half of the 20th century, especially of the public view. And – forgive me my directness – it´s not the very self-critical one in history. Going further, you´ll see, that this view keeps balance with the thinking of something more than just concepts.
    But beside that, in claiming the better epistemological status of science against religion, you´ll use the same idea of truth. Let me explain this older argument of the classical scepticism. By the abuse of religion in the argument of beeing not able to proof their metaphysical content, you´ll state a-same-level-truth to science. (Which is kind of self-contradictive.)
    In this case: by claiming the equal-possibility of scientific theories. You may maintain that these are only theories, assessed by their practical working- but you´ll state this practical use/truth of theorie as equal to criticize the metaphysical truth of religion. See, you can´t claim something as equally (or even more) true than something other, regardless of wheter you´ll claim one as “theoretic-functional truth” and not “beeing in the state of absolute truth”, without arguing on the same level of definitions. And in this case the theoretical ones may not claim absolut power for themselfes, but they implicate another meaning of thruth (the meta-level), which assert itself against the religious one. It has to use the same-level-truth to work as proper opposite. And you´ll need an opposite to doubt.
    So you have two options. First one, you´ll abuse the truth of religion as you do it now. By this you´re going into a state of self-contradiction, as shown. Second one, you´ll state the impossibillity of abusing truth of religion. By this, it is either possible or impossible that there is some metaphysical truth above all, and there is an independence betweeen religios and scientific truth. However your scientific concept will work.


    And as I told, there´s something, every theory needs to work – and to suit. Especially every scientific work: logic. So I would´nt think, that there´s just actual-theory-working-truth at all. I would´nt abuse some more truthful anyway. ;-)

    Oryx
    Das ist eine alte Erzählung nach Herodot, über den agyptischen König Psammetichos. Später wurde wohl unter Jakob IV von Schottland dem Staufenkaiser Friedrich II noch derartige "Experimente" durchgeführt. Die Kinder starben.


    Taubstimme sprechen sehr wohl. Sie kommunizieren durch Gebärdensprache. Es findet eine Interaktion, ein Austausch statt. Die Kinder in dem Experiment starben ja wirklich nicht, weil ihnen "die Worte" fehlten, sondern weil keine Bezugnahme auf sie stattfand, sondern nur materielle Zuwendung. Also ja natürlich, das las sich wohl missverständlich, es lag an mangelnder Aufmerksamkeit.

    Viel Spaß bei der Steuerberaterin. *lach*


    P.S.: War auch mal schön mein eingestaubtes English zu polieren. Puh, bin ich eingerostet.