Beiträge von Katjuschka

    Still Alice


    Alice ist zufrieden mit sich und ihrem Leben. Sie ist glücklich verheiratet, ihre drei Kinder sind bereits aus dem Gröbsten raus, und auch beruflich hat sie ihren Traum verwirklichen können. Als Professorin für kognitive Psychologie ist sie eine anerkannte Größe in Harvard.
    Doch plötzlich beginnt sie, die immer so zuverlässig war, Termine zu vergessen, sie verlegt ihre Sachen, und beim Joggen weiß sie auf einmal nicht mehr, wie sie nach Hause kommt, obwohl sie nur wenige Blocks weit gelaufen ist.
    Ein beängstigender Verdacht schleicht sich in ihr Leben: Ein Hirntumor? Alice rechnet mit dem Schlimmsten.
    Als sie erfährt, dass sie an einer frühzeitigen Form von Alzheimer leidet, kann sie es zunächst gar nicht glauben. Sie ist doch erst fünfzig!
    Machtlos muss sie dabei zusehen, wie ihre Erinnerungen ihr mehr und mehr entgleiten ...


    Eine ergreifende Geschichte einer Frau in den besten Jahren, die ihr eigenes und wohl vertrautes Leben schwinden sieht.
    "Mein Leben ohne Gestern" ist ein schmerzliches Porträt und ein Buch, das Sie nicht vergessen werden.
    Lisa Genova zeigt uns: Wenn die Gedächtnisleistung nachlässt, bleiben immer noch die Gefühle....


    Ich finde den Originaltitel klasse: "Still Alice".
    Dieses Buch hat mich echt mitgenommen und extrem lange beschäftigt.
    Wenn ich von 1 bis 10 Punkte vergeben müsste, dann bekäme es von mir mindestens 12!

    Sarah führt ein Leben auf der Überholspur mit Ehemann, 3 Kindern und einem 80-Stunden-Job. Doch nach einem Autounfall liegt sie kurz im Koma und zurück bleibt ein linksseitiger Neglect. Sie kann links nicht mehr erkennen. Nirgends. Sarah weiß, sie hat eine linke Hand, kann sie aber weder sehen noch finden, schon gar nicht benutzen. In einem Buch findet sie die linken Seiten nicht und auf ihrem Teller isst sie nur das, was auf der rechten Seite liegt. Personen im linken Teil eines Raumes kann sie hören, aber nicht sehen. Sogar einen 3 Meter hohen geschmückten Weihnachtsbaum übersieht Sarah, denn er steht in der linken Zimmerseite. Links existiert einfach nicht!


    Mit viel Energie, Willen und Kampfgeist versucht Sarah mit der Hilfe und Unterstüzung ihres Mannes und ihrer Mutter ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.


    Nach "Mein Leben ohne Gestern" hat Lisa Genova wieder ein bemerkenswertes Buch geschrieben. Der tägliche Kampf um die Bewerkstelligung ganz gewöhnlicher Tätigkeiten (Gang zur Toilette, sich selbst anziehen) oder Handgriffe (eine Cola aus dem Kühlschrank holen, Zeitung lesen) wird extrem realistisch beschrieben. Und genau wie Sarah nicht bemitleidet werden will, so kommt auch während des lesens weder Mitleid noch Fremdschämen auf. Eher Respekt und sehr viel Sympathie für eine echte Kämpferin mit eisernem Willen, die trotz einiger Rückschläge ihr Ziel nicht aus den Augen verliert.
    Wenn ich schon von Alice angetan war, so hat mich Sarah richtig begeistert. Für mich eine eindeutige Leseempfehlung!

    Im Jahr 1945 reist die junge Amerikanerin Maddie zusammen mit ihrem Ehemann Ellis und dessen Freund Hank noch wãhrend des Krieges nach Schottland. Die beiden Männer wollen die Existenz des Ungeheuers im Loch Ness beweisen. Dies hatte zuvor schon Ellis' Vater versucht, allerdings wurden seine Fotos als Fälschungen entlarvt.
    Seit Ellis (genau wie Hank) von der Army ausgemustert worden war, verachtet ihn sein Vater. Mit dem "Beweis" für ein Ungeheuer im See will Ellis den Ruf des Vaters wieder herstellen und gleichzeitig wieder in dessen Achtung steigen.
    Maddie, Ellis und Hank sind reiche und arrogante Snobs, die vom Geld der Familie leben und nur ihr Vergnügen im Sinn haben.
    Als sie in Schottland ankommen, lernen sie eine neue Welt mit Lebenssmittelknappheit, Rationskarten, Verdunklung und Luftangriffen kennen.
    Während Maddie langsam ins grübeln kommt, ändern die beiden Männer ihr überhebliches Verhalten nicht. Maddie freundet sich mit Anna und Meg, denn Angestellten ihres Wirtes Angus an, doch Ellis und Hank behandelt diese weiterhin wie Dienstboten.
    Bei Maddie wurde vor längerer Zeit ein Nervenleiden diagnostiziert, allerdings nur weil sie einmal in Ohnmacht gefallen war. Eigentlich ist sie ganz gesund. Nur bedient sich Ellis regelmäßig an ihren Tabletten, sorgt für Nachschub und ist mittlerweile süchtig. Auch trinken die beiden Männer immer mehr.
    Nachdem die Ungeheuer-Suche keinen Erfolg verspricht, werden die Männer immer launischer und Ellis immer aggressiver. Als Maddie merkt, was für ein Ungeheuer ihr Mann geworden ist, will sie sich von ihm trennen, zumal sie Gefühle für den wortkargen Angus entwickelt hat.
    Als Maddie hinter Ellis dunkle Geheimnisse kommt, wird es für sie gefährlich, denn sie befürchtet, dass Ellis sie loswerden will.


    Ich kannte Sara Gruen von ihrem Buch "Wasser für die Elefanten".
    Auch "Die Frau am See" hat mich begeistert. Der Schreibstil ist fesselnd und man fiebert mit der Hauptperson Maddie richtig mit. Meine Meinung über sie hat sich von "arrogante, naive Zicke" in "mutige, junge Frau" gewandelt, denn man erfährt erst nach und nach von ihrer traurigen Kindheit.
    Auch die anderen Personen (Ellis, Hank, Angus, Meg, Anna) sind wunderbar dargestellt und haben jeder eine eigene Geschichte und sind nicht bloß reine Nebenfiguren.

    Inhalt:
    Alles, was man zum Glück braucht, ist Vertrauen und ein Fahrrad
    1975 lernt Pikay in Neu-Delhi durch Zufall die junge Schwedin Lotta kennen und verliebt sich unsterblich in sie. Als Lotta zurück nach Schweden geht, setzt sich Pikay kurz entschlossen auf ein altes Fahrrad und fährt ihr hinterher …


    Diese Geschichte erzählt vom unglaublichen Schicksal des kastenlosen Pradyumma Kumar, genannt Pikay.
    In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, kennt er nur Extreme: Mal wird der talentierte Porträtzeichner von Indira Gandhi eingeladen, sie zu malen, mal muss er hungern und schläft auf der Straße.
    Eines Abends taucht neben seiner Staffelei ein blondes Mädchen auf – und eine unglaubliche Liebesgeschichte nimmt ihren Anfang. Als Lotta zurück nach Schweden geht, stehen die Chancen schlecht für die beiden – wäre da nicht ein altes Fahrrad. Damit macht sich Pikay auf den Weg, um die 7.000 km von Asien nach Europa zurückzulegen.
    Auch zahlreiche Rückschläge können ihn nicht aufhalten, bis er schließlich tatsächlich in der Heimat Lottas ankommt, einer völlig anderen Welt …


    Meine Meinung:
    In dem Buch geht es zu größten Teil eher um Pikays Leben, als um die Reise. Obwohl ich von anderen Voraussetzungen ausgegangen bin, war ich von dem Buch begeistert.
    Man erfährt von Pikays Kindheit als Mitglied einer Familie aus einer der Kasten der Unberührbaren. Er wird beschimpft, bespuckt, mit Steinen beworfen und auf vielfache Art gedemütigt. Eine Prophezeihung sagt voraus, er findet eine fremde Frau aus eine fremden Land, mit der er glücklich werden wird.
    Da Pikay großes künstlerisches Talent hat, schafft er es auf eine Kunstschule und in Delhi trifft er auf die Schwedin Lotta.
    Diese schwärmt, seit sie ein Kind ist von Indien und dem dortigen Leben. Als sie zurück in ihre Heimat muss, ist Pikay so unglücklich, dass er beschließt ihr hinterher zu reisen um bei ihr, in dem fremden Land Schweden zu leben.
    Da er nicht genug Geld für ein Flugticket hat, kauft er sich ein Fahhrrad und beschließt nach Schweden zu radeln.
    Auf dieser Fahrt trifft er viele unterschiedliche Menschen, erhält Hilfe von manchmal unerwarteter Seite, aber, trotz einiger Rückschläge, kommt er in Schweden an.
    Und Lotta hat auf ihn gewartet!


    Mich haben viele Dinge an diesem Buch beeindruckt:
    Die ruhige Gelassenheit der Menschen in Indien. Die Hilfsbereitschaft und die Gastfreundschaft der Menschen in Afghanistan, Iran oder der Türkei.
    Der unbedingte Glaube Pikays an die Liebe und das Schicksal. Wann immer das Leben für Pikay im, für uns Westeuropäer so ungerechten, ja, menschenverachtenden Kastensystem, besonders furchtbar war, wollte ich ihm zurufen: Halte durch, alles wird gut!
    Eine wunderschöne, weil wahre Liebesgeschichte zweier Menschen, die anscheinend wirklich vom Schicksal, Gott, Shiva oder dem Universum füreinander bestimmt zu sein scheinen!

    Ich habe vor einigen Jahren zum ersten Mal von DIE WAND in der ZDF Sendung "Unsere Besten" gehört. Ein Buch, das mir völlig fremd war unter den Top Ten? Und dann noch so geradezu enthusiastische Kritiken? Ich musste es lesen! Was für ein Wahnsinnsbuch!


    Die Hauptperson, deren Namen nie genannt wird muss völlig isoliert von der bekannten Welt leben und überleben.
    Ich denke, die Handlung selber ist hinlänglich bekannt.
    Das faszinierende ist, wie Marlen Haushofer in ruhigen Worten und Szenen beschreibt, wie die Frau die Situation zu verstehen, und dann damit klar zu kommen versucht. Im Laufe der Zeit passt sich ihr Leben, ihr Lebensrythmus der Natur und dessen Zyklus an. Die Wertigkeiten verschieben sich. Ihr Leben reduziert sich auf das Wesentliche. Ihre Gedanken drehen sich immer mehr nur noch um den Kreis des Lebens. Als sie am Ende des Buches merkt, dass es ggf. einen Weg auf die andere Seite geben könnte, beschließt sie aber nicht, es sofort zu versuchen. Ihr altes Leben existiert nicht mehr und es ist nicht klar, ob sie es überhaupt zurück will.


    Das Buch hat mich sehr lange beschäftigt. Was würde ich tun? Würde ich das aushalten? Was würde ich vermisse, was würde mir fehlen? Was ist überhaupt wichtig?
    Ja, in dem Buch passiert nicht viel. Es fließt wie ein ruhiger Bach ohne Höhen und Tiefen dahin, aber trotzdem, oder gerade deswegen, reißt es einen mit. Ich kenne eigentlich kein anderes Buch, das derart intensiv zum Nachdenken anregt.

    Berlin 1948: Die junge Journalistin Melinda bekommt von ihrer Vermieterin ein Paket übergeben, welches für sie abgegeben wurde.
    Es enthält eine Schachfigur aus rotem Marmor, ein Bündel alter Liebesbriefe ohne Unterschrift und mehrere Zeichnungen geheimnisvoller Moorlandschaften. Kein Absender, kein Brief, keine Erklärung.
    Sie ahnt, dass diese Dinge etwas mit ihrer englischen Großmutter zu tun haben, welche sie nie kennen gelernt hat,
    Denn die hatte ihrer Tochter Caroline (Melindas Mutter, die während des Krieges umgekommen ist) einen Satz Schachfiguren aus dem gleichen Material vererbt hat - mit fehlender Dame. Melinda bekommt durch ihren Beruf die Gelegenheit, den Spuren und Hinweisen des Paketes zu folgen und macht sich in England auf die Suche nach ihrer Familie und entdeckt ein altes Geheimnis.


    Ihre Urgroßmutter Elisabeth und ihr Mann John Sherwood sind, durch harte Arbeit, zu Geld gekommen und leben mit ihren beiden Töchtern Amalia und Cathleen mittlerweile in Reichtum.
    Als Amalia durch eine schwere Krankheit ihr Gehör verliert, gilt sie als „geistig zurückgeblieben“ und wird von der Mutter sorgsam vor der Öffentlichkeit verborgen.
    Denn die ehrgeizige Elisabeth Sherwood hat nur einen Wunsch: Sie möchte Cathleen möglichst gut verheiraten und damit in die bessere Gesellschaft aufsteigen, denn trotz ihres Vermögens wird die Familie weitgehend ignoriert.
    Die zumeist adligen Familien rümpfen die Nase über die Neureichen.
    Als Elisabeth erkennt, dass ausgerechnet die taube Amalia die Hochzeit der älteren Schwester mit dem Sohn aus adligem Haus sprengen könnte (beide Schwestern haben sich in Edward Hampton verliebt), lässt sie Amalia verschwinden.
    Ein schweres Unwetter und das Dartmoor kommen ihr gerade recht...


    Der Schreibstil ist extrem gut und man ist gespannt wie sich die Sache entwickelt...
    Von wem kam das mysteriöse Paket aus England? Wer schrieb die Briefe und an wen waren sie gerichtet?
    Melinda erfährt von zwei Sherwood-Schwestern, die kurz hintereinander verstorben sein sollen. Und, dass ihre Großmutter, die sie nie kennengelernt hat, taub war! War sie Amalia?
    Aber wie und wo hat sie überlebt, wenn sie doch offiziell jung gestorben ist? Wie hat ihre Mutter sie "verschwinden lassen"?
    Und wie ist sie irgendwann später nach Deutschland gekommen um Tochter Caroline zu bekommen? Fragen über Fragen.....

    Katharina Raith, eine junge Restaurateurin erhält überraschend Besuch von dem Briten Alex Bluebird, der ihr die Tagebücher ihrer Urgroßmutter Fanny überreicht. Beim lesen erfährt sie viel neues über ihre Ahnin und deren Zwillingsschwester, auch kommen lange gehütete Familiengeheimnisse ans Tageslicht.


    Fanny reist 1918 nach dem Tod der Mutter aus einem kleinen bayerischen Ort in die Großstadt München. Sie braucht aber auch Abstand zu Ihrer Schwester Fritzi, die ihr etwas zu sehr klammert.
    Im Zug trifft sie auf die jüdische Familie Rosengart, deren etwa gleichaltrige Tochter Alina ihr sofort sympathisch ist und die später ihre beste Freundin werden wird.
    Fanny bekommt über die Rosengarts sowohl Zugang zu politischen Gesprächen, als auch zu Künstlerkreisen und hat dadurch u.a. auch Kontakt zum Maler Paul Klee und seiner Familie.
    Eines Tages steht Fritzi vor der Tür. Sie kann es nicht ertragen ohne Fanny zu sein. Deren Freundschaft zu Alina Rosengart ist ihr mehr als nur ein Dorn im Auge.
    Leider hat Fritzi durch ihren Arbeitsplatz Kontakt zu Menschen, die Fanny nicht geheuer sind. Ihre gehässigen und judenfeindlichen Sprüche machen Fanny ein bißchen Angst.
    Und ein gewisser Adolf Hitler gewinnt immer mehr an Macht und Einfluss....


    Alex Bluebird entpuppt sich als Nachfahre von der nach England geflohenen Alina Rosengart. Aber wie kam er zu Fannys Tagebüchern? Und was wurde eigentlich aus Fritzi, die eines Tages einfach verschwand und über die niemand redet?


    Auch "Die Holunderschwestern" ist mal wieder ein Buch, welches auf zwei Zeitebenen spielt (Ich liebe das!).
    Und Teresa Simon muss sich hinter Autorinnen wie z.B. Lucinda Riley oder Kate Morton wahrlich nicht verstecken!
    Im Gegenteil: Die Protagonisten sind lebensnah beschrieben, die geschichtlichen Hintergründe dieser zerrissenen Zeit zwischen den Wektkriegen werden sehr gut eingebunden (denn sie sind ein wesentlicher Teil des Geschehens) ohne allzusehr im Fokus zu stehen. Auch die Lebensumstände werden realistisch beschrieben, man hat das Gefühl selbst ein Teil der Handlung oder der Familie zu sein.
    Das stellenweise recht offene Ende lässt ein paar Fragen unbeantwortet und gibt Raum für persönliche Spekulationen.
    Fanny war mir durchweg sympathisch. Sie war ein, im wahrsten Sinne des Wortes, liebenswerter Mensch und ich stelle mir vor, sie ist mit ihren Töchtern glücklich geworden.
    Wie so oft hat mir auch hier der historische Teil der Geschichte besser gefallen!
    "Die Holunderschwestern" ist ein wirklich tolles, gut recherchiertes Buch, das ich nur empfehlen kann.
    Genau wie übrigens auch "Die Frauen der Rosenvilla" der gleichen Autorin.

    Die junge Lou zieht es nach dem Tod der Eltern von Augsburg nach München. Mit den Wiener Juden Max, Judith und Curd findet sie aber neue Freunde.


    In den 1920er Nachkriegsjahren muss sie aber nicht nur den Tod ihres Verlobten Curd ertragen, sondern auch noch den einen oder anderen weiteren Schicksalsschlag hinnehmen.
    Mit ihrer neuen Vermieterin findet sie aber schnell eine weitere Freundin, die sie unterstützt.
    Als die NSDAP in München immer stärker wird, treibt es die 3 jungen Freunde nach Berlin. Hier lernt Lou nicht nur die Sonnenseite dieser aufregenden Stadt kennen. Mit Hilfe von alten und neuen Freunden will Lou es endlich schaffen einfach nur glücklich zu sein.


    Heide Rehn erzählt eine wunderbare Geschichte aus der aufregenden Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.
    Die Menschen leiden unter der Depression, es mangelt so kurz nach dem Krieg an allem. Gleichzeitig ist da aber auch der Hunger nach dem Leben. Vergnügungen aller Art entstehen, Drogen sind genauso allgegenwärtig wie die Musik. Und alle haben nur ein Ziel: Überleben!


    Mir hat das Buch sehr gefallen. Die Stimmung in den "roaring twenties" war fast greifbar.
    Lou war mir sehr sympathisch, auch wenn ich sie am liebsten manchmal schütteln und fragen wollte "was tust du nur?"
    Aber zu der Zeit waren es eben andere Umstände...
    Die Idee mit dem regelmäßigin Treffen am Friedhof und dem Tanz am Grab fand ich sehr bewegend.

    Es ist der 9. November 1989. Die 23-jährige Alexandra lebt in Ost-Berlin bei ihrer Großmutter (Momi ) und lernt in jener historischen Nacht in den Wirren des Mauerfalls den Westberliner Oliver Schramm kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Als sie ihn ihrer Momi vorstellt, reagiert diese jedoch völlig anders als erwartet.


    In dieser in der jüngsten Vergangenheit angesiedelten Rahmenhandlung wird in einer zweiten Zeitebene die Geschichte von Paula, Clemens und Manfred erzählt.
    Sie beginnt im Jahr 1912 und wird bis 1933 fortgeschrieben.
    Es ist eine Geschichte von Freundschaft und Liebe, vom unbeschwerten Leben in Friedenszeiten und vom Überlebenskampf im Ersten Weltkrieg.
    Es wird von Idealen und vom Scheitern, von Auf- und Umbrüchen erzählt, aber in erster Linie steht über allem eine große Hoffnung.


    Charlotte Roth erzählt diesen Roman in zwischen den beiden Zeitebenen wechselnden Perspektiven. Dabei gelingt es ihr auf intelligente Weise, mit dem ersten Satz der im Jahr 1989 angesiedelten Abschnitte an die Handlung in der Vergangenheit anzuknüpfen.
    In diesem Roman agieren eine Vielzahl von Personen. Alle haben eigene Charaktere, Stärken und Schwächen, sie handeln nicht immer klug aber sie sind sehr menschlich in ihren Handlungen.
    Und gerade das ist es, was diesen Roman so lebendig wirken und zu einen beeindruckenden Zeitbild werden lässt.
    Wie ein roter Faden ziehen sich die Ereignisse, die an einem 9. November in der deutschen Geschichte bedeutungsvoll waren durch diesen gut recherchierten Roman, der nicht nur aufgrund des sich zum 100. Mal jährenden Beginn des Ersten Weltkrieges von großer Aktualität ist.
    Er ist auch ein Stück SPD-Parteigeschichte. Davon sollte sich aber kein Leser abschrecken lassen.
    "Als wir unsterblich waren“ ist ein sehr interessanter Roman, der die Zeitgeschichte vor dem inneren Auge des Lesers lebendig werden lässt.
    Aber auch sprachlich hat dieser Roman vollkommen überzeugt. Die in ihm vorkommenden Liebesgeschichten sind frei von Kitsch, sondern einfach nur glaubhaft, lebensnah und schön beschrieben. Er spiegelt die ganze Bandbreite von Liebe und Schmerz, Krieg und Frieden, Hoffnung und Enttäuschung wieder, die man sich vorstellen kann.
    Man wünscht sich mehr solcher Romanen, die so faszinierend, fesselnd und informativ sind.
    „Als wir unsterblich waren“ ist ein historischer Roman, der neben den Geschehnissen im November 1989 Einblick in die Zeit des Ersten Weltkrieges und die wilden 20-er Jahre gibt.
    Es ist eine Geschichte von Freundschaft und Liebe, von Freude und Leid im alltäglichen Leben, vom Entstehen und Sterben von Idealen, von persönlichen und gesellschaftlichen Wendepunkten, aber in erster Linie ist es eine wunderbare, äußerst unterhaltsame Familiengeschichte.

    Die Geschichte von Grace hat seinen Ursprung in einem Unfall, der sich in ihrer Kindheit ereigent hat.
    Seit damals hat sie eine Zahlenneurose entwickelt.
    Das bedeutet, Grace reduziert alles in ihrem Leben auf Zahlen und aufs zählen.
    Dies gibt ihr zwar Sicherheit, aber durch diesen inneren Zwang hat sie auch ihren Beruf als Grundschullehrerin verloren, denn die kleinste Abweichung ihres exakten Lebensrhythmuses mit den Zahlen und den sich daraus ergebenen Handlungen wirft sie aus der Bahn.
    Doch fühlt Grace sich wohl in ihrem geregelten Leben.
    Bis sie Seamus begegnet, der diese Welt durcheinander bringt. Durch ihn bekommt Grace ein neues Lebensgefühl, andere Werte werden jetzt wichtiger.
    Durch seine Liebe beginnt sie eine Therapie, die Grace aber später abbricht um langsam ein neues Leben zu wagen.
    "Denn es gibt Dinge, die muss man selbst herausfinden".


    Toni Jordan geht wirklich behutsam mit dem Thema Zwangsneurosen um und so bekommt der Leser einen kleinen Einblick in die Psyche des Betroffenen.
    Man macht sich als " Normaler " keine Gedanken darüber, wie sich dies auf das Leben auswirkt.
    Es wird aber alles eindringlich und zugleich mit ruhigen Worten erklärt, ohne daß sich die Autorin über die Protagonistin lustig macht.
    Im Gegenteil, Grace wird einem von Seite zu Seite sympathischer und man fragt sich im häufiger "Ist normal nicht gleich Norm, gleich Gesellschaftszwang?
    Haben wir nicht alle irgendwelche Zwänge? Und wer setzt eigentlich die Grenze zwischen ein bißchen spleenig und krankhaft?
    Zunächst ist der Zahlentick von Grace in Ausführung und Beschreibung witzig, aber mit der Zeit merkt man, wie sehr der Zwang beherrschen kann und wie schwer man ihn los wird - wenn überhaupt.
    Ein tolles Buch, der einem einen Blick in eine fremde Wirklichkeit vermittelt, die jeden von uns betreffen könnte.

    Das Buch erzählt die Geschichten von mehreren Menschen, die, obwohl sie unterschiedlicher kaum sein könnten, vom Schicksal zusammengeführt werden und in einem Staat leben, in dem Willkür und Brutalität an der Tagesordnung sind.
    Vor dem realen Hintergrund des Ausnahmezustandes unter Indira Gandhi erfährt der Leser über die Einzelschicksale der Protagonisten hinweg vieles über das Gesamtbild Indiens zwischen Unabhängigkeit, Teilung (in Indien, Pakistan und Bangladesh) und seinem Weg ins 21. Jahrhundert.
    Die Unmenschlichkeit der Ereignisse hat mich an mancher Stelle sprachlos gemacht. Der Staat demonstriert seine Macht ohne nachhaltige Wirkung und seine Maßnahmen zur Bekämpfung des Elends sind unfassbar würdelos. Das Elend, das dort beschrieben wird, ist für uns Westeuropäer unvorstellbar.
    Mistry beschreibt einen Alltag, den ich in einer Demokratie (und das war Indien ja auch schon zu dieser Zeit - zumindest offiziell) bisher nicht für möglich gehalten habe. Für mich handelte es sich um offen gelebte Anarchie unter dem Deckmäntelchen der Demokratie!
    Interessant waren für mich auch die ganz unterschiedlicheen Lebensunterschiede, welche allein durch die unterschiedlichen Glaubensrichtungen oder die Kastenzugehörigkeit entstandenen sind....
    Jede in dem Buch auftauchende Person hatte seine eigene individuelle Vorstellung von persönlichem Glück, so einfach und bescheiden diese Vorstellung auch immer gewesen sein mag. Und doch ist jeder am Ende irgendwo gescheitert und das "persönliche" Gleichgewicht der Welt wurde eben aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Das Ende des Buches ist deprimierend. Das Dina sich mit Nusswan arrangieren musste fand ich sehr traurig. Nur die heimliche Freundschaft zwischen ihr und den Schneidern war irgendwie ein kleiner Trost.


    Indien mit seiner Kultur und seinen Menschen, die in einem für mich nicht nachvollziehbaren Kastensystem leben, war mir immer fremd und ein wenig suspekt.
    Ich hatte noch nie das Bedürfnis das Land zu besuchen, ein Buch über Indien zu lesen oder einen dieser unsäglichen Bollywood-Schmachtfetzen anzuschauen.
    Fremd ist mir Indien noch immer - und wenn ich ehrlich bin, noch suspekter als vorher!
    Denn es hat sich nichts geändert. Noch immer leben mehrere Millionen Menschen in Indien in den Slums. Viele davon als "Gehsteigbewohner". Die hygienischen und sozialen Bedingungen der indischen Slums gelten als die furchtbarsten weltweit. Und das, obwohl Indien heute zu den 10 größten Volkswirtschaften weltweit zählt.


    Rohinton Mistry aber ist ein wunderbarer Erzähler. Er erzählt sehr sachlich und leise und ohne offen politisch Stellung zu beziehen, in einem Buch, in dem es nicht nur um Menschen und ihr Leben, sondern eben auch, oder sogar vor allem, um Politik geht. Es gibt keinen wirklichen Höhepunkt, auf den die Handlung zustrebt. Viel eher ist es so, dass sehr ruhig eine Geschichte erzählt wird, bei der man ein Stück aus dem Leben einiger Menschen Indiens mitlebt.

    Irina lernt bei ihrer Arbeit in einem privaten Seniorenheim die 80jährige Alma Belasco kennen und wird ihre persönliche Assistentin.
    Nach und nach erfährt sie Einzelheiten aus deren Leben. Auch über ihre große Liebe Ichimei Fukuda, den Sohn des japanischen Gärtners.
    Mit der Hilfe von Almas Enkel Seth enthüllt sich ihnen nicht nur das Schicksal der Familie Belasco, sondern auch ein dunkles Kapitel amerikanisch-japanischer Geschichte, welches noch bis heute totgeschwiegen wird. Das Schicksal von Ichimei dagegen scheint im Dunklen zu bleiben... Aber Irina trägt schwer an ihrer eigenen Vergangenheit. Kann sie sich mit Hilfe von Seth auch davon frei machen?


    Isabel Allende habe ich vor vielen Jahren mit "Das Geisterhaus" kennen- und liebengelernt. Ihr unglaublich fesselnder Schreibstil hat mich auf's Neue begeistert und ich kann das Buch nur jedem Leser empfehlen.

    Vianne und Isabelle sind Schwestern, aber unterschiedlich wie Tag und Nacht. Nachdem die Mutter gestorben ist, werden sie vom Vater, der dem Alkohol verfallen ist, zu Fremden gebracht und dann weitestgehend ignoriert.
    Vianne, eine ruhige und stille junge Frau heiratet ihre Jugendliebe Antoine und wird früh Mutter.
    Isabelle, ihre jüngere Schwester, ist ein Hitzkopf und eine Rebellin, die aus mehreren Schulen abhaut oder rausgeworfen wird.
    Als die Nazis in Frankreich einmarschieren reagieren die beiden ganz unterschiedlich auf die neue Situation.
    Während sich Vianne, nicht zuletzt aus Rücksicht auf ihre Tochter Sophie, versucht zu arrangieren, beschließt Isabelle gegen die Deutschen im Widerstand zu kämpfen.
    Für Vianne, deren Ehemann an der Front ist, wird der Alltag immer schwieriger. Die Lebensmittel werden immer knapper. Als ihre jüdische Freundin Rachel von der Polizei abgeholt wird, erfährt sie quasi am eigenen Leib was Kollaboration bedeutet. Der bei ihr einquartierte deutsche Offizier macht ihr Leben nicht gerade leichter und zur Schwester Isabelle hat sie keinen Kontakt mehr.
    Isabelle flieht zu Fuß aus Paris, erfährt was Hunger und Todesangst ist - und verliebt sich! Sie schließt sich einer Widerstandsgruppe an und gemeinsam versuchen sie abgeschossene oder geflohene amerikanische und britische Piloten aus dem besetzten Vichy-Frankreich nach Spanien zu schmuggeln und riskieren dabei täglich ihr Leben. Werden die Schwestern, deren Verhältnis zueinander eher schwierig ist, wieder zueinander finden?


    Während des Lesens habe ich mich immer wieder gefragt: Was hätte ich getan? Wie hätte ich reagiert?
    Wer stand mir näher?
    Vianne, die nicht nur an sich, sondern immer auch an Sophie (und dann auch an Rachels Sohn Ari) denken musste bei allem was sie tat. Die trotz ihrer Angst und ihrer Verantwortung einen Weg gefunden hat anderen zu helfen und Leben zu retten?
    Isabelle, die leidenschaftliche, mutige Kämpferin mit einem Herz aus Gold? Die jeden Tag im Kampf gegen Ungerechtigkeit ihr Leben für Fremde riskiert, weil es eben richtig ist?
    Beide, unterschiedlich wie Sonne und Mond, habe ich ins Herz geschlossen. Ich habe mit ihnen gelebt, geliebt, gekämpft und gehofft.
    Der Schreibstil von Kristin Hannah ist phänomenal - die Geschichte hat mich von Anfang an begeistert und emotional sehr bewegt.


    "Die Nachtigall" war für mich das Lese-Highlight des Jahres 2016!

    Von Liebeskummer geplagt reist Nelly von Paris nach Venedig um ein Geheimnis um ihre Großmutter zu lüften. Dort findet sich am Ende aber auch ihre große Liebe.


    Geschrieben von Nicolas Barreau (bzw. der deutschen Autorin dahinter) verspricht das ein romantischer, aber auch spannender, bzw. geheimnisvoller Roman zu werden. Leider war dem überhaupt nicht so!
    Das Oma-Geheimnis kommt quasi kaum vor und wird erst im letzten Absatz schnell und unspektakulär abgehandelt. Die ganze Geschichte war, wie ich leider sagen muss, ziemlich langweilig. Genau wie auch Nelly, die Hauptperson. Ich konnte mich zu keiner Zeit mit ihr identifizieren. Auch die Nebencharaktere blieben blass.
    In den Barreau-Büchern erwartet man Romantik pur. Hier plätscherte die Story aber leider nur farblos dahin.
    "Das Café der kleinen Wunder" ist für mich das mit Abstand schwächste Buch von ihm/ihr.
    Dafür gibt es nur 2 Sterne.
    Einzig die Beschreibungen von Venedig haben mir (trotz ein paar ärgerlicher und unnötiger Klischees) sehr gefallen. Dafür gibt es einen Bonus-Stern!