Beiträge von Rike

    Hallo Ihr Lieben,


    war mal wieder auf Lesereise.


    So, offene Fragen gibt es ja anscheinend nicht so viele - und ich freue mich natürlich diebisch, wenn ich Euch bis zum Schluss hinters Licht führen konnte.


    Pater Hiltprand kommt wirklich ein wenig kurz in dem Buch. Das sehe ich jetzt auch so. Ich hatte mich wohl beim Schreiben zu sehr auf die anderen Figuren und - als Ratgeber und Freund - den Großvater eingelassen. Dafür darf der gute Pater im Kreidekreuz eine entscheidende Rolle spielen - und die Stelle des Großvaters einnehmen, der zu dieser Zeit nicht mehr lebt.


    Gruß


    Ulrike Schweikert

    Zitat

    Was mich gestört hat: Die vielen Fachbegriffe. Irgendwann habe ich das Blättern aufgegeben und mir meinen Teil dazu gedacht. Wie fandet Ihr das? Haben Euch die Fachbegriffe auch gestört oder fandet ihr das "historisch korrekt"?


    Hallo Ihr Lieben,


    also, es gibt Bezeichnungen, die nicht übersetzt werden können, ohne verfälscht zu werden - bsp die Berufe - Schultheiß, Büttel, Sudmeister....


    Dann gibt es altertümliche Materialien, Zutaten, Speisen, Kleidungsstücke oder so, die ich gern verwende, weil sie die Geschichte farbiger gestalten und ein Stück der Historie ausmachen. - Da darf man dann gern noch ein wenig nebenher lernen. :-]


    Manche Sachen könnte man natürlich modern ausdrücken - Schwiegertochter statt Söhnerin z.B. - aber ich finde, dass diese alten Begriffe Atmosphäre machen.


    Viele Wörter kann man aus dem Zusammenhang erschließen, so dass man auch weiterlesen kann, ohne richtig was zu verpassen - und wenn man die Definition genau haben will oder einen Satz doch mal nicht versteht, dann kann man blättern.


    Fußnoten zusätzlich wären sicher eine gut Idee, aber ich glaube, das ist dem Verlag zu viel Aufwand. :-( Sorry, ich glaube, Ihr müsst in Zukunft auch blättern. - Allerdings - je mehr historische Romane man liest, desto vertrauter werden einem viele Begriffe.


    Also, nicht verzagen - und wenn's gerade spannend ist - einfach drüberweg lesen.


    Herzlichst


    Ulrike Schweikert

    Zitat

    Fällt es dir leicht über solche Folterungen zu lesen und dann auch darüber zu schreiben, oder mußt du dich dabei überwinden?


    Hallo Wolke,


    ich finde Folterungen ganz fürchterlich, aber ich denke, man kommt in diesen Büchern nicht drum herum, will man die Zeit nicht verharmlosen. Ich bekomme bei meiner Recherche manches Mal nachts Alpträume.


    In Filmen kann ich so was noch weniger ertragen - Kinofilme mit Folterszenen sehe ich mir erst gar nicht an - erst daheim auf DVD - da kann ich dann rausgehen.


    Besonders schlimm habe ich meine Recherche zu "die Hexe und die Heilige" empfunden und musste zwischendurch immer mal wieder an die frische Luft, wenn's zu heftig wurde. Ich beschreibe daher auch keine Verbrennungsszenen - ich finde irgendwo ist eine Grenze erreicht, bei der "die Kamera nicht mehr draufhalten" muss. (Finde ich bei Filmen sowieso). Die eigene Phantasie ist immer noch schrecklich genug.


    Gruß


    Ulrike Schweikert

    Hallo Ihr Lieben,



    hat mir auch Spaß gemacht, Euch bei der Leserunde zu begleiten.


    Muss jetzt meinen Vampir noch ein bisschen saugen lassen. :write
    Sprich: ich bin gerade wieder dabei als Rike Speemann Leute umzubringen. Der zweite Band zu "Der Duft des Blutes" kommt allerdings erst nächsten Herbst.


    Herzlichst :kiss


    Ulrike Schweikert

    Zitat

    Eine Frage habe ich noch: Was sind Büttel? Eine Art Polizei? Kam weiter vorn vor: Kap. 3, Anne wollte zu Marie, aber sie wurde vorher schon von den Bütteln abgeholt


    Hallo Geli,



    ja, Büttel sind so was wie Polizei - Stadtknechte, die für die Einhaltung der Verordnungen auf der Straße zu sorgen haben. Sie sind dem Schultheiß unterstellt.


    Gruß


    Ulrike Schweikert

    Zitat

    Was genau wollten die damals eigentlich mit diesem "zur Ader lassen" bezwecken??? Wollten die, dass das böse Blut abfließt oder wie???


    Hallo Morgana,


    ja, da bist Du auf dem richtigen Weg. Diese (Un-)Sitte geht auf die alten Griechen zurück mit ihrer Vier-Säfte-Lehre. Gesund ist man, wenn alles vier im Gleichgewicht sind. Wenn man krank ist, dann muss das Gleichgewicht wieder hergestellt werden, indem man das kranke - oder böse Blut abzapft. War natürlich bei Wunden mit Blutverlust nicht sehr erfolgreich.
    Vor allem bei Fieber wurde zur Ader gelassen.
    Manche machten das aber auch regelmäßig, so als Gesundheitsvorsorge - wie wir heute in die Sauna gehen, um keine Erkältung zu bekommen. -
    Also, geht Blut spenden - das Rote Kreuz wird sich freuen :-]


    herzlichst


    Ulrike Schweikert

    Hallo Ihr Lieben,


    noch eine kleine Anmerkung zu den Strafen und den öffentlichen "Festen"


    Damals war die Religion ja ein wichtiger Teil des Lebens. Das Wichtigste überhaupt war, dass die Seele nach dem Tod gerettet wurde und (nach dem Fegefeuer) in den Himmel kam. Jemand, der eine Sünde begangen hatte - oder ein Verbrechen - der riskierte, auf ewig in die Hölle zu kommen. Die Strafe war also vor allem dazu da, die Seele des Sünders zu retten. Wenn er bereute und die Strafe als Buße empfing, dann hatte er also wieder eine Chance auf einen Platz um Himmel. So kam dann die Folter in Mode, da die Voraussetzung zu Absolution war, dass die Tat vollständig gestanden und dann bereut wurde. Dass die Leute unter der Folter alles Mögliche gestanden, um den Schmerzen zu entkommen, gestand man sich lange nicht ein - zumindest nicht offiziell.


    Warum die Menschen in unseren Augen so roh waren, kann ich nur teilweise nachempfinden. Ihr müsst daran denken, dass das Leben sehr viel härter war und man ständig mit Tod, Verstümmelung und Krankheiten konfrontiert wurde. Es wurde ständig irgendwo gekämpft. Es gab viele Bettler, die in den Gassen starben, in jeder Familie starben die meisten Kleinkinder. Man hielt sich Vieh und schlachtete selber. Ich könnte auch keinem Hasen den Kopf abschlagen! Aber das war ja völlig normal.


    Ich denke immer daran, wie sich die Menschen auch heute noch verändern, wenn in einem Land Krieg herrscht. Denkt daran, was im Bosnien und Kroatien abging oder jetzt im Irak. Diese Menschen waren sicher auch nicht von Anfang an so grausam - es sei denn, sie sind in einem solchen Umfald aufgewachsen.


    so, das ist nun doch eine längere Betrachtung geworden


    Gruß


    Ulrike Schweikert

    Zitat

    Hab ich da jetzt was mißverstanden? Ist Das Kreidekreuz die Fortsetzung von Die Tochter des Salzsieders oder warum kommt der Pater dort dann auch vor?



    Hallo Morgana,


    "das Kreidekreuz" spielt 15 Jahre nach "die Tochter des Salzsieders" in Hall und Umgebung und hat den Bauernkrieg von 1525 als Thema. Ich dachte mir - mal sehen, was aus den ganzen (überlebenden :-] )Leuten geworden ist und was die im Bauernkrieg so treiben. Wer steht auf welcher Seite? Wie kommt die Reformation an?
    Daher ist es eine abgeschlossene, neue Geschichte, die aber die gleichen Hauptpersonen hat.
    Außerdem wollte ich mal eine Liebesgeschichte schreiben - so als Ausgleich zu dem Kriegsgeschehen.


    Anne Katharina - inzwischen Seyboth - führt also wieder durch die Geschichte. Sie trifft Rugger nach 15 Jahren wieder. Er kämpft für die Bauern - Michel steht auf der Seite der Obrigkeit. So entwickelt sich ihr Leben im Kleinen parallel zu den großen Erignissen der Geschichte und sie ist hin und hergerissen zwischen beiden Welten.


    Gruß


    Ulrike Schweikert

    Zitat

    Was mich jedoch auch irritiert hat, war die seeehr kurze Abhandlung über die Verbindung zwischen Anne Katharina und Pater Hiltbrand! Wird das vielleicht im "Kreidekreuz" nochmal aufgegriffen?? *neugierig bin*


    Hallo Capesider,


    ja, eine so tolle Figur wie Pater Hiltprand musste ich im Kreidekreuz natürlich noch einmal einsetzen. Aber ich verrate nun nicht, was zwischen Vater und Tochter abläuft. - Wird er seinen Schwur einhalten????
    Das darfst Du selber rauskriegen.


    Gruß


    Ulrike Schweikert

    Hallo Ihr Lieben,


    so, jetzt habe ich es auch geblickt, dass Ihr schon viel weiter seid.


    also: die Urteile. Hm, ich habe mich auch oft gefragt, wie die damals das Strafmaß festgelegt haben. Das ist nicht recht zu beantworten, wenn man alte Gerichtsakten durchsieht. Sicher gab es Regeln - so die alten Gesetzbücher der Schwabenspielgel und der Sachsenspiegel und dann später das römische Recht mit der Carolina (Peinliche Halsgerichtsordnung Constitutio Criminalis Carolina von 1532), aber es war auch viel Willkür im Spiel. Sehr harte Strafen gab es in Wiederholungsfällen oder auch wenn der allgemeine Lebenswandel nicht "ordentlich" war. Ersttäter aus "guten Familien" konnten oft mit Milde rechnen.


    Das "Backenbrennen" und Brandzeichen waren eine übliche eher milde Strafe. Das Loch wurde mit einem glühenden Eisenstab in die Wange gebrannt. Ob eine oder beide Backen, das kam auf das Urteil an. In diesem Fall waren es beide.


    Zu der Schierlingfrage:


    Schierling ist sehr giftig, wurde aber in feiner Dosierung als Schlaf- und Schmerzmittel benutzt. Die Lösung wurde auf einen Schwamm oder etwas anderes geträufelt und unter die Nase gehalten.


    Gruß


    Ulrike Schweikert

    Morschen, kann man schon wach sein?


    die nächsten Termine findest Du auf meiner Internetseite
    ulrike-schweikert.de unter "Presse und Termine" "Termine" -
    demnächst wird die Liste fortgesetzt, sind schon wieder einige Anfragen da.


    Gemütliches Wochenende


    Gruß


    Ulrike Schweikert

    Hallo zusammen,


    so, für diese Woche sind die Lesungen geschafft.


    Zuerst herzlichen Dank für das Lob. :-] So fängt das Wochenende gut an.


    "Schuppach" ist tatsächlich eine Ortsangabe. Früher nahm man es ja mit der Schreibweise nicht so genau. Es ist also der Name eines Baches und heute einer Straße, die einen Häuserblock weiter links der Michaelskirche herabführt. In der Karte ist eine Kapelle eingezeichnet.
    Es ist übrigens der gleiche Bach, der weiter unten Richtung Kocher meist als Spitalbach bezeichnet wird. Heute gibt es ihn nicht mehr. Ich vermute, er wird unterirdisch in den Kocher geleitet.


    Na denn, weiter viel Spaß


    herzlichst


    Ulrike Schweikert :write

    ;-( Guten Morgen Ihr Lieben,


    bin noch etwas verschlafen, war eine lange Rückfahrt heute Nacht, aber da ich heute Abend schon wieder lese, dachte ich, ich schau gleich mal bei Euch rein.


    Die Schwammfrage ist ja schon wunderbar beantwortet worden - sogar mit Foto - super - das hätte ich jetzt nicht gehabt. Ihr habe richtige Historienprofis dabei!


    Das Gedicht hat mir gefallen, weil es aus der damaligen Sicht (auch wenn es ein Jahrhundert später als die Geschichte ist - das nehmen wir jetzt ausnahmsweise nicht so genau) in wenigen Worten Hall beschreibt und das, was für die Stadt das Wichtigste war und die Quelle ihres Reichtums: das Salz. Und der zweite Aspekt der damaligen Zeit: Gott. Der Glaube bestimmt das ganze Leben und er (oder die Heiligen) werden um Hilfe angerufen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die reichen Siederfamilien so ähnlich wie in den beiden letzten Zeilen darum gebetet haben, dass Gott die Salzquelle weiterhin fließen lässt und ihnen - und ihrem Wohlstand - "gnädig" ist. Deshalb finde ich ist das Gedicht ein gute Einstieg in das Buch.


    :wave Einen schönen Tag


    herzlichst


    Ulrike Schweikert

    Hallo Ihr Lieben,


    muss zwar gleich wieder los zu einer Lesung, doch vorher ein paar Worte.


    Also:


    Die Gabelfrage wurde ja schon perfekt beantwortet :-)


    Feuermachen war früher nicht so einfach: Feuerstein, Werk oder Feuerschwamm - halt was Trockenes, das durch den Funke schnell entzündet wird. Es war eine große Nachlässigkeit, das Herdfeuer über Nacht ausgehen zu lassen, da es so mühsam war es wieder anzuzünden.


    Dass in den Lizenzausgaben die Karte fehlt finde ich sträflichst.


    Das Gedicht steht auf einem Gemälde von Mitte 17 Jhd, das im Rathaus hängt und das Stadtbild mit der Siederei zeigt.


    Übrigens: Wie die Siederei genau vor sich geht wird im Buch beschrieben - ich wollte es nicht doppelt reinnehmen, daher fehlt es am Anfang.


    Waren sonst noch Fragen???


    ach und Rosenstolz - sehr löblich!!!!! :-]


    Ich muss nun los - weiterhin viel Spaß


    Gruß


    Ulrike Schweikert

    Hallo Ihr Lieben,


    falls es euch interessiert, kann ich ja mal meinen Senf zur Herrin der Burg geben.


    Ich fand das Mittelalter immer sehr faszinierend - Burgfräulein und tugendhafte Ritter und Romantik und so. Daher wollte ich auch ein Buch schreiben, das in dieser Zeit spielt. Aber je mehr ich recherchierte, desto schneller zerbrach meine romanischte Vorstellung. Es war eine verdammt harte und grausame Zeit, in der das Leben eines einfachen Menschen gar nichts zählte. Vor allem die Frauen wurden kaum als Menschen gesehen und behandelt. Sie waren eine Wertanlage - oder eine Belastung, wenn man Mitgift zahlen musste, sie waren Arbeiterinnen, mussten für die Vermehrung sorgen und sie - vor allem die Mägde und anderen unfreien Frauen - waren dazu da, die Triebe abzureagieren. Wenn die Ritter ein Dorf überfielen, dann wurden die Frauen und Kinder geschändet. Das gehörte zu normalen Fehdenführung. Beziehungen, wie wir sie heute kennen, gab es damals nicht. Die Frauen mussten damit leben!
    Ich bin auf einen Bericht gestoßen (so eine Art Rechtsakte): Ein Ritter ist auf einem Feld einem jungen Mädchen begegnet - vermutlich ca 10 Jahre alt - . Sie war noch Jungfrau. Er hat sie vergewaltigt, und dabei ist sie dann gestorben!!! Damit hat er ihren Besitzer, einen anderen Adeligen, geschädigt - es fehlte ihm ja eine Arbeitskraft. Der Vergewaltiger wurde zu 100 Solidi Ersatzzahlung verurteilt, damit der Geschädigte sich eine neue Magd kaufen kann. - Ansonsten hat sich der Vergewaltiger anscheinend nicht strafbar gemacht.


    Nachdem ich sehr viel über das Leben damals recherchiert habe, wollte ich einen Roman schreiben, der die damalige Zeit realistisch darstellt und nicht wieder ein romantisches Märchen in die Welt setzen.


    Diese Grausamkeiten sind aber nur ein Teil der Welt und des Buches. Es geht um mehr: um Freundschaft und Treue und Familie und Erwachsenwerden in einer feindlichen Welt. Dies hat mindestens genauso viel Gewicht. Die Lebensweise, die Feste, Kleidung, Essen - eben das Alltagsleben der Leute wird dargestellt, daher finde ich das Buch zu sehr reduziert, wenn man nur über die grausamen Szenen redet.


    Übrigens: ich finde die Zeit der Hexenverfolgung und damit auch das Buch "Die Hexe und die Heilige" grausamer. Aber das empfindet jeder anders. Vielleicht, weil man sich die Folterungen und Hinrichtungen gar nicht so genau vorstellen - und ich sie auch nicht detailiert beschreiben will.


    und im Bauernkrieg wurden bei einen Schlacht 10 000 Bauern, die keine Chance hatten vom Herr des Schwäbischen Bundes niedergemetztel.


    Ich will nun keinen Bogen zu den Weltkriegen schlagen...


    Das nur, um zu sagen: die Welt ist an vielen Ecken nicht humaner geworden. Es ist nur die Frage: sieht man hin und spricht man drüber.


    Aber, da ich Romane schreibe und nicht anprangern will, ist jedes Buch eine Mischung aus allem - nur die Gewichtung verschiebt sich ein wenig.


    Im "Kreidekreuz" geht es zwar auch um Krieg und Grausamkeit, aber das Pendel schlägt dort mehr zu meiner Hauptperson - Anne Katharina Vogelmann - aus. Ihr Leben - und ihre Liebe - stehen mehr im Mittelpunkt.


    Ich hoffe, das Kreidekreuz gefällt euch wieder besser.


    Herzlichst


    Ulrike Schweikert

    Liebe Sisia,


    lass dich nicht ausbeuten! Diese Angebote spielen mit den Sehnsüchten der Autoren und zocken richtig ab.
    Es ist wirklich schwer, an einen Verlag zu kommen - ich habe 4 Jahre gebraucht.
    Mein Tipp: gib dein Manuskript einem Literaturagenten.
    Ich kann dir anbieten, dass du es mal meinem Agenten schickst:
    Montassermedia Thomas Montasser Postfach 500486 80974 München
    (Montassermedia@t-online.de)



    Viel Erfolg


    herzlichst Rike :-)