Der Gutshof im Alten Land - Micaela Jary
Taschenbuch
Goldmann Verlag
416 Seiten
Über die Autorin
Micaela Jary stammt aus Hamburg und wuchs im Tessin auf. Sie arbeitete lange als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Nach einem langjährigen Aufenthalt in Paris lebt sie heute mit Mann und Hund in Berlin und München. Zum Schreiben begibt sie sich aber auch in ein kleines Landhaus nahe Rostock.
Inhalt
Edzard von Voss, Gutsbesitzer einer herrschaftlichen Domäne im Alten Land, liegt im Sterben. Seine Frau Caroline weicht kaum von seiner Seite und lässt ihrer Tochter freie Hand auf dem Gut. Doch leider kommt sie als Erbin nicht in Frage, ungeachtet ihrer Kenntnisse. Ihr ältester Bruder Gerrit ist nach Amerika ausgewandert und ihr Bruder Lennart im ersten Weltkrieg verschollen. Die Handlung beginnt 1919. Als rechtmäßiger Erbe kommt somit nur Finjas intriganter Cousin Roland Lüdersen in Betracht, den sie heiraten soll.
Dann wären da noch Christine Limbach, die mit ihrem Vater, dem zukünftigen Hausarzt des Gutsherrn, ins Alte Land umsiedelt. Kurz vor der Ankunft begegnet sie Clemens Curtius, der Lennart von Voss zum Verwechseln ähnlich sieht. Nach einer Begegnung mit Caroline kommt ihr die Idee, Clemens als Lennart auszugeben, um Roland Lüdersen das Erbe streitig zu machen. Auch das Hausmädchen Käthe spielt eine Rolle in dem Geschehen und was hat es mit ihrer Schwester Jenny auf sich?
Meine Meinung
Die Vorgeschichte, die nur als E-Book erschienen ist, kenne ich nicht. Doch ich hatte nicht den Eindruck, dass mir grundsätzliches Wissen fehlt. Schnell bin ich in die Geschichte reingekommen. Hier dreht sich alles um Intrigen, Ränkespiele, Macht, aber auch Liebe. Dass Clemens sich als Lennart ausgibt, bringt natürlich einige Komplikationen mit sich. Mich hat es nur immer wieder gewundert, dass niemand „Lennart“ wirklich in Zweifel gezogen hat. Ist er doch charakterlich völlig das Gegenteil vom echten Lennart. Doch mit den Folgen des Kriegsgeschehens könnte sein Verhalten glaubhaft gegenüber den Bewohnern des Alten Landes erklärt werden.
Ich habe das Buch wirklich gerne gelesen. Die Spannung konnte stetig gehalten werden, wie bei einem Thriller. Erzählt wurde aus den verschiedenen Perspektiven der beteiligten Personen, so konnte man sich leicht ein umfassendes Gesamtbild machen. Auch die eingestreuten, typisch norddeutschen Ausdrücke wurden gut erklärt und fügten sich wunderbar in die Handlung ein.
Auch haben mir die bildhaften Beschreibungen von Land und Leuten großartig gefallen, während des Lesens hatte ich alles genau vor meinen Augen, obwohl ich das Alte Land nicht kenne.
Flüssig und mitreißend wurde diese historische Familiengeschichte erzählt. Nur der zweite Teil, der im Gegensatz zum ersten recht kurz gehalten ist, hätte ein paar Seiten mehr vertragen können. Die Ereignisse überschlugen sich geradezu. Einige Fragen bleiben zum Ende hin offen. Hier hätte ich mir eine etwas langsamere Entwicklung gewünscht. Aber letztendlich kann ich mich mit dem Ende durchaus aussöhnen. Alles in allem war dieses Buch ein wunderbarer, mitreißender Schmöker, der mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt hat.
Einen weiteren Teil würde ich mir wünschen, genug Potential wäre jedenfalls vorhanden.
Insgesamt vergebe ich 9 Eulenpunkte.
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar und an Micaela Jary für die Begleitung der Leserunde.