Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens - J. Ryan Stradal
Diogenes
Hardcocer
432 Seiten
Der Autor:
J. Ryan Stradal, geboren 1975, wuchs in Hastings, Minnesota, auf. Er studierte Film, Fernsehen und Radio an der Northwestern University. Seitdem erschienen seine Kurzgeschichten in zahlreichen Zeitschriften und Magazinen. Er selbst ist Lektor, Redakteur bei einem Literaturmagazin und Produzent von Fernsehserien für VH1, MTV, Discovery und History Channel. J. Ryan Stradal lebt in Los Angeles, Kalifornien.
Beschreibung:
Eva Thorvald hat keine Mutter. Die ist mit dem Sommelier durchgebrannt, als Eva gerade drei Monate alt war. Eva hat auch keinen Vater, denn der ist gestorben, als er ein olfaktorisch und geschmacklich mehr als fragwürdiges norwegisches Nationalgericht die Treppen hinauftragen wollte. Da war Eva ein halbes Jahr alt. Als Eva elf ist, zieht sie Chili in ihrem Kleiderschrank, besonnt von den Lampen, mit denen ihr Cousin Randy einst Cannabis züchtete. Und sie hat noch etwas viel Besseres: den absoluten Geschmackssinn. So wird aus dem schüchternen Mädchen die gefragteste Köchin Nordamerikas. Mit ihren Kochkünsten verführt Eva die Menschen, labt ihre Gaumen und gibt manchmal ihren Leben erst einen Sinn. Eine Geschichte über die Familie, die man verliert, Freunde, die man findet, und Zufallsbekanntschaften, die über ein ganzes Leben bestimmen.
Meine Meinung:
Erzählt wird dieses Buch in einzelnen Episoden, die lose miteinander verbunden sind. Zuerst hatte ich den Eindruck, es mit einer Kurzgeschichtensammlung zu tun zu haben. Doch es gibt hier einen roten Faden. Eva ist die eigentliche Person, um die es sich mal mehr, mal weniger dreht. Sie selbst bekommt jedoch nur in einem Kapitel die Möglichkeit, von sich zu erzählen. In den anderen Episoden lernen wir Menschen aus Evas Leben kennen, mit denen sie auf verschiedenste Weise in Verbindung steht. So erfährt der Leser auch eine Menge über das Leben der anderen beteiligten Personen, die sie geprägt haben. Zwischen den einzelnen Geschichten liegen mehrere Jahre. Nur bruchstückhaft und indirekt bekommt man Evas Entwicklung mit. Charaktere aus vorherigen Episoden tauchen immer mal wieder auf, so erfährt man nebenbei, wie es ihnen inzwischen ergangen ist. Nur manchmal musste ich kurz innehalten und überlegen, wo ich wem denn schon mal begegnet bin.
Besonders herausgearbeitet sind die verschiedenen Gesellschaftsschichten. Die Mentalität des Mittleren Westens wurde sehr gut dargestellt, gerade eben durch die verschiedenen Perspektiven, so dass man einen guten Einblick bekommt.
Bei zwei Episoden ist mir der Einstieg etwas schwerer gefallen. Andere dagegen verliefen wieder sehr ereignisreich und mitreißend.
Im letzten Kapitel laufen alle Fäden zusammen. Die Umsetzung des Endes ist dem Autor sehr gelungen.
Die Erzählweise in Episodenform aus den verschiedensten Perspektiven war mal ein völlig neues Leseerlebnis und konnte mich definitiv überzeugen.
8 Punkte