Nachdem mir das Buch „Glückssterne“ so gut gefallen hat, wollte ich „Die Wolkenfischerin“ auch unbedingt lesen und ich habe es nicht bereut.
Einzig der Einstieg ist mir etwas schwer gefallen. Zu Beginn lernen wir Claire und Gwenaelle kennen, deren Geschichte sich in der Vergangenheit abspielt. Die oft wechselnden Perspektiven nahmen mir zunächst etwas den Lesefluss. Doch relativ schnell wurde mir bewusst, was es mit diesen beiden Personen auf sich hatte und ab dem Zeitpunkt hat mich das Buch wirklich gepackt.
Claire machte durchweg einen eher unsympathischen Eindruck auf mich. Ihr Verhalten war für mich meistens nicht nachvollziehbar, auch wenn nach und ihre Gründe dafür offengelegt werden. Und trotzdem habe ich durchgehend das Gefühl gehabt, an ihrer Seite zu leben. Denn Protagonisten müssen mir nicht zwangsläufig sympathisch sein, damit mir die Geschichte zusagt. Dieser Spagat ist der Autorin hervorragend gelungen.
Besonders die Beschreibungen des bretonischen Dorfes mit ihren Eigenarten, Einwohnern und ganz eigenen Gesetzen fand ich großartig, die Stimmung wurde auf den Punkt transportiert und man konnte die Begebenheiten förmlich vor den eigenen Augen sehen.
Schon relativ früh wurde mir klar, wer denn nun der richtige Mann für Claire ist. Ihr Freund Nicolas aus Kindheitstagen oder doch ihr Chef Sebastian? Das gilt es herauszufinden. Doch bis es so weit ist, verursacht Claire so einige Turbulenzen, die diesem Roman den richtigen Pfiff verleihen.
Besonders ans Herz gewachsen sind sind mir die unkonventionelle Tante Valérie aus Paris, die so manches Mal auf ihre Art beherzt ins Geschehen eingreift. Und Claires gehörlose Schwester Maelys, die nie aus dem bretonischen Dorf herausgekommen ist.
Die Mutter Yvonne konnte ich zunächst nicht verstehen. Statt nach dem Tod des Vaters für ihre Töchter da zu sein, verliert sie sich in ihrer Trauer.
Zum Ende hin wird es nochmal richtig spannend, Vergangenheit und Gegenwart laufen zusammen. Und auch emotional hat mich der letzte Teil wirklich berührt.
Es handelt sich nicht ausschließlich um einen Liebesroman, man hat es als Leser gleichermaßen mit einer Familiengeschichte zu tun, es geht hier auch um die Aufarbeitung der Vergangenheit.
Ich habe „Die Wolkenfischerin“ sehr gerne gelesen, besonders die emotionale und sehr bildhafte Sprache hat genau meinen Nerv getroffen. Es gab leise, nachdenkliche Töne, aber auch Humor und Tiefgang. Diese Geschichte hatte wirklich alles mit sich gebracht, was man von einem mitreißenden Schmöker für gemütliche Lesestunden erwartet.
Nur einen Punkt ziehe ich für den etwas holperigen Einstieg ab.
9 Eulenpunkte